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Märchens Bücherwelt
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Wolfenbüttel

Bewertungen

Insgesamt 205 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2023
Die verschwiegenen Jahre
Gohlke, Cathy

Die verschwiegenen Jahre


ausgezeichnet

Also gleich vorweg – dieses Buch gehört zu meinen absoluten Jahreshighlights.

Unglaublich, was das Buch mit einem macht. Ich habe Seite um Seite verschlungen, unendlich viele Tränen vergossen, aber das waren sie mir wert. Denn das Buch ist so viel mehr als das Aufarbeiten von deutscher Geschichte und der Frage nach dem Warum. Der Titel-genial gewählt.

Die Autorin versteht es mit einer besonderen Art, einen von Anfang an mit in die Geschichte zu nehmen, die Atmosphäre zu spüren und sämtliche Emotionen auszulösen, die es nur gibt. Mich hat selten ein Buch so mitgerissen und gefangen gehalten wie dieses.

Inhaltlich ist das Buch in zwei Zeitebenen unterteilt. Während Hannah Sterling versucht, mehr über die Vergangenheit ihrer verstorbenen Mutter Lieselotte herauszufinden und durch den Nachlass auf eine Reise zu ihrem Großvater nach Deutschland fliegt, wird nebenbei aus Sicht von Lieselotte berichtet, was sich zur Zeit des zweiten Weltkriegs in ihrem Elternhaus abspielte und welche Geheimnisse und Abgründe sich hier auftun.

Die zeitlichen Wechsel sind toll aufeinander abgestimmt, durch die Überschriften weiß man, ob Hannah oder Lieselotte erzählen und je mehr Hannah aufdeckt und man die Hintergründe Lieselottes kennenlernt, desto mehr Verständnis erhält man für das distanzierte Verhalten der Mutter.

Es geht hier nicht einfach nur um das Thema Vergeben und Vergessen, denn das ist bei solch einer Grausamkeit während der Judenverfolgung und dem, was manche Personen angetrieben hat gar nicht möglich. Man spürt einerseits ihre Zerrissenheit bei der Frage, warum das Verhältnis zu den Eltern zu abgekühlt war, aber zusätzlich noch, wie Enttäuschung, Wut und Hass auftreten, je mehr sie über die Vergangenheit ihrer Familie aufdeckt.

Gerade Frau Kirchmann ist eine absolute Glaubensfrau, selbstlos, hilfsbereit. All das, was sie für Lieselotte tut und sie im Glauben bestärkt, obwohl das junge Mädchen so sehr an Gott und seinem Interesse an den Menschen zweifelt, hat mich sehr berührt und mich etliche Tränen gekostet.

Ich habe diesen Mut, diese Geduld, dieses Ertragen und die vielen absolut passenden Bibelzitate, die sie trotz eigenem Leid verwendet hat, so bewundert.

Mein Mann hat mich irgendwann angeschaut und mich gefragt, wann mich ein Buch das letzte Mal so sehr berührt hat, dass ich so geschluchzt habe, und ich konnte ihm keine spontane Antwort geben. Ich habe schon etliche Bücher aus dieser Zeit gelesen, aber das hier war ganz speziell. Ich konnte das Buch nicht weglegen, ich habe jede Sekunde mit beiden Frauen so mitgefühlt, als wenn man direkt mittendrin ist. Der Spannungsbogen ist so hoch und mit jeder Sekunde, die man mehr eintauchte, hat man gehofft und geahnt und wollte es doch nicht wahrhaben. Es schrie alles nein, nein, bitte nicht und es kam noch schlimmer. Mit pochendem Herzen habe ich das Buch am Ende weggelegt und wusste, die Geschichte wirst Du niemals vergessen, auch speziell das Nachwort der Autorin.

Ein unerwartetes Ende, eine Geschichte, die ganz tief ins Herz geht und alle Nervenzellen berührt, eine Gänsehaut nach der anderen auslöst und eine Botschaft vermittelt, die so einfach klingt und doch so allumfassend und intensiv ist, die so viel mehr ist, als zu sagen, „ich verzeihe Dir“ oder „es tut mir leid“, denn Gefühle lassen sich eben nicht ignorieren. Die Wirkung des Buches ist erstaunlich und unbeschreiblich – man muss es selbst gelesen haben, um es zu verstehen.

5 ★★★★★plus – Jahreshighlight und ein absolutes Herzensbuch.

Bewertung vom 05.08.2023
Die geheimnisvolle Miss Serena
Miller, Carolyn

Die geheimnisvolle Miss Serena


gut

Dies ist mittlerweile schon der 5.Band der Regency- Reihe, in denen es um die Hawkesburys und Winthrops geht.

Nachdem man im 4.Teil schon einige Einblicke in die familiären Verhältnisse der Familie Winthrop erhalten hat, erhält nun Catherines Schwester Miss Serena ihre ganz persönliche Geschichte.

Eine junge, leidenschaftliche Künstlerin, die allerdings durch einen Vorfall an dem berühmten Bildungsinternat für junge Damen von Miss Haverstock erstmal zu ihrer Schwester und ihrem Mann Jon flüchtet.

Die liebevolle Art, wie Jon mit seiner Frau aber auch mit seiner Schwägerin umgeht hat mich hier ganz besonders begeistert. Feinfühlig, rücksichtsvoll und mit viel Verständnis versucht er die zu schützen, die ihm etwas bedeuten.

Während sie eine Einladung auf dem Anwesen der Bevingtons annehmen, lernt Serena den künftigen Erben Henry kennen. Fasziniert von der malerischen Landschaft, der herzlichen, verschmitzten Art der Großmutter und Henrys Schwester Melanie, die kein Blatt vor den Mund nimmt, wird ihr Herz ordentlich auf die Probe gestellt. Henrys Charakter entspricht nämlich durch seine Laster und seinem Verhalten nicht unbedingt dem, was sie sich als künftigen Ehemann vorstellt. Allerdings sorgen überraschenderweise Melanies beide Kinder Ellie und Tom dafür, dass die Erwachsenen etwas umdenken lernen und die beiden sind für mich die echten Helden dieser Geschichte.
Dieser Roman ist ein wenig anders, als man es bislang gewohnt war.

Die Autorin spielt mit einer gewissen Spannungshaltung, wirft Andeutungen in den Raum, die erst wesentlich später zur Aufklärung kommen. Es dauert eine Weile, bis man in die Handlung findet, teilweise war die Art der Protagonisten ziemlich unkonventionell und wirkte oft überraschend.
Miss Serena war für mich etwas gewöhnungsbedürftig, weil sie einerseits sehr direkt und forsch sein konnte, andererseits aber wie ein verschüchtertes Mädchen mit vielen Selbstzweifeln wirkte. Dennoch gab es etliche humorvolle Dialoge, die trotz der trüben Stimmung etwas Lockerheit und Schwung brachte.

Durch die vielen Namen muss man sich erst ein wenig in die Geschichte einfinden, speziell auch was die Titel betrifft. Doch die Übersicht am Anfang ist dabei sehr hilfreich.

Zu beobachten, wie die jeweiligen Familienmitglieder für sich persönlich an ihrem Glauben und Vertrauen zu Gott gearbeitet haben, wie sie mit Zweifeln umgegangen sind und persönliche Änderungen festgestellt haben, hat mir gut gefallen. Zu spüren, wie man umdenken lernt, wie man mit Lastern und Fehlern umgeht, indem man sich intensiv mit Gottes Eigenschaften beschäftigt, aber auch in seiner Umgebung die Wirkungskraft Gottes in der Natur und in der Schönheit der Kunst sehen kann, hat mich doch sehr berührt. So fließen Bibelzitate mit ein, die wirklich passend in die Handlung integriert sind, auch für einen selbst absolut wertvoll sind und man sie sofort auch auf sich bezieht.

Auch wenn sich die Handlung ein wenig in die Länge zog, man sich an die Einbindung von eher moderneren gesundheitlichen Umständen gewöhnen musste und es mir am Ende ein klein wenig zu kitschig war, ist es eine unterhaltsame Reihe mit interessanten Charakteren, die eben nicht nur durchgehend sympathisch sind, sondern auch ihre speziellen Eigenheiten haben, ab und zu auch eine ziemliche Herausforderung sind.

Für mich waren Jon, Henrys Großmutter und die beiden Kinder meine besonderen Favoriten und auch wenn die Erzählung mich nicht ganz so sehr fesseln konnte, wie die anderen Teile ist sie dennoch lesenswert.

Bewertung vom 30.07.2023
Marthas Geheimnis / Die Zuckerbaronin Bd.1
Sahler, Martina;Wolz, Heiko

Marthas Geheimnis / Die Zuckerbaronin Bd.1


sehr gut

Der Auftakt eines interessanten Imperiums, das Einblicke in die Produktion vom allseits nicht mehr wegzudenkenden Zucker, aber auch der Entdeckung des Süßstoffes Saccharin gibt.

In Kombination zwischen dieser Entdeckung und dem Schmuggel des „Zuckers der armen Leute“ erlebt die Familie Schinder einige aufregende Abenteuer. Mit viel Einfallsreichtum und riskanten Reisen, um diesen erschwinglicheren Zuckerersatz über die Grenzen nach Böhmen und Österreich zu schmuggeln, schweben sie ständig in der Gefahr der Entdeckung. Nicht umsonst wird Korbinian Schinder (in etwas abgewandelter Form des tatsächlichen Schmugglerkönigs Kajetan Schinkinger) als Schmugglerkönig des bayerischen Waldes bezeichnet.

Während Martha, die älteste Tochter Feuer und Flamme für das geheime Unternehmen ist, versinkt ihre Schwester Gwendolyn in Büchern und dem Führen der Bücher, doch es widerstrebt ihr, worauf sich die Familie einlässt. Die jüngste Tochter Helena steht zwischen den Fronten. Gefährlich wird es, als Martha ihr Herz ausgerechnet an den Industriellensohn Alexander Wallenberg verliert, dessen Vater im Nachbarort ein Zuckerimperium unterhält und der Erzfeind ihres Vaters ist.

Der Einstieg in die Geschichte durch ein dramatisches Ereignis beginnt bereits sehr spannend und unterhaltsam. Im 2.Teil erhält man durch einen interessanten Rückblick mehr Eindrücke über die Wallenbergs und Schinders, die Entstehung der Konflikte zwischen den Vätern und gleichzeitig, wie der Forscher Constantin Fahlberg eher zufällig den Zuckerersatzstoff Saccharin entdeckt und weiterentwickelt.

Diese Kombination in Verbindung mit den letzten beiden Abschnitten hat mir gut gefallen, eine Mischung aus historischen Ereignissen und fiktiven Charakteren, die der Geschichte noch mehr Inhalt und Spannung geben. Es hätte stellenweise vielleicht ein wenig kürzer gefasst sein können, teilweise zog es sich ein wenig, gerade der 2.Teil.

Noch mehr Zündstoff der eh schon zerstrittenen Familien brachte die heimliche Romanze, zumal beide aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kamen und beide Väter für ihre Kinder ganz andere Vorstellungen hatten.

Was mich aber am meisten überrascht hat, war die unerwartete Wendung der Geschichte, denn damit habe ich absolut nicht gerechnet und dennoch fand ich es genial gemacht.

Mit Marthas Art hatte ich so meine Schwierigkeiten, sie war mir zu forsch, aufgedreht, sorglos und egoistisch, während die ruhige, vernünftige Gwendolyn mir wesentlich besser gefiel und ich ihre Sorgen um ihre Familie und den gefährlichen Schmuggel gut verstehen konnte.

Bewertung vom 30.07.2023
Katie und der Traum von Freiheit / Die Norland Nannys Bd.3
Perkins, Ella

Katie und der Traum von Freiheit / Die Norland Nannys Bd.3


gut

Dies ist nun der finale Band der drei Nannys: Joan, Mary und Katie. Ausgebildet am renommierten Norland College in London und in die Dienste des Adels verteilt.

Alle drei stehen vor familiären Herausforderungen, müssen aber auch Entscheidungen bezüglich ihres beruflichen Tätigkeitsfeldes treffen. Die Erwartungen des Adels sind hoch und verlangen Katie und Mary viel ab. Besonders während des begonnenen Krieges am Mittelmeer 1911, wo sie mit den Kindern in die sichere Ferne geschickt werden, allerdings mit Entwicklungen, die sie an den Rand ihrer Kräfte und Möglichkeiten bringen.

Auch im Norland College stehen die Zeiten auf Veränderung. Mrs. Ward, die Gründerin, sucht eine Nachfolgerin, doch auch diese Suche gestaltet sich schwieriger, denn die Frauenwelt verändert sich, vieles entwickelt sich in Richtung Selbstbestimmung, um Beruf und Privatleben zu kombinieren.

Interessant fand ich die Entwicklung aller drei Frauen - auch wenn dies hier speziell Katies persönliche Geschichte ist, die einen teilweise sehr traurig stimmt, so kämpft sie tapfer und kümmert sich rührend um ihre Sprösslinge, obwohl am russischen Hof bei den Romanows ein rauer Wind weht, den sie deutlich zu spüren bekommt. Parallel dazu wird aber auch der Werdegang von Mary und Joan geschildert. Allerdings empfand ich den 3.Teil als schwächsten von allen.

Es hat mich leider nicht so begeistern und fesseln können, wie ich es erhofft hatte. Obwohl ich es toll finde, dass das in der Realität existierende College mit den fiktiven Charakteren verknüpft wird und man Einblick in die Ziele und Strategie der Ausbildung von Nannys erhält, so plätscherte die Handlung hier leider etwas dahin. Trotz der Einbeziehung des Unglücks mit der Titanic, dem Krieg, der Strenge und Erwartungshaltung des königlichen Hofes sowohl in England als auch in Griechenland und Russland fand ich es streckenweise leider langweilig und nicht überzeugend.

Romantisch gesehen war es ziemlich enttäuschend und hat mich streckenweise auch etwas verwirrt, besonders Katies Schwärmerei, überraschend und merkwürdig zugleich. Manche Entscheidungen und Gedankengänge bei allen dreien fand ich nicht immer nachvollziehbar, ebenso wie das ständige Hin und Her, weil es sich immer wieder um dieselben Dinge drehte und dadurch nicht wirklich Abwechslung oder richtige Spannung aufkam.

Fazit: Ein finaler Band, in dem es um Veränderungen, Abschiede und den Beginn einer neuen Ära geht, in der auch die drei Nannys ihren eigenen Weg finden. Es ist schön zu sehen, wie sie das, was sie am Institut gelernt haben, umsetzen und der Umgang mit ihren Zöglingen ist wirklich süß und berührend. Trotz allem fehlte mir einfach die Spannung, die Abwechslung, das gewisse Etwas, was ich mir für das Finale erhofft hatte und auch am Schluss leider nicht richtig erfüllt wurde. Dennoch ist es insgesamt eine lesenswerte Reihe, denn das Norland College gibt es noch heute. Die Kinder von Prinz William und Kate werden von einer dort ausgebildeten Nanny betreut. Die Kombi zwischen historisch und fiktiv ist gut gelungen und gefiel mir wirklich gut und auch die Cover wirken einladend.

Bewertung vom 28.07.2023
Der Traum von Amerika (eBook, ePUB)
Weber, Jessica

Der Traum von Amerika (eBook, ePUB)


gut

Wie würde man reagieren, wenn ein Traum, der zum Greifen nahe ist, zerplatzt, weil plötzlich alles anders verläuft, als man geplant und erhofft hat?

Genau so erging es Leni, die schon in jungen Jahren aufgrund des Todes ihrer Eltern in die Mutterrolle für ihre kleine Schwester Ria schlüpfen und sich nebenbei um den Haushalt für ihren Bruder Benno und den besten Freund der Familie, Viktor kümmern musste. Sie sparen jede Mark, um den Traum ihrer Eltern, nach Amerika auszuwandern, zu erfüllen.

Doch dieser Traum scheint wie eine Seifenblase zu zerplatzen. Durch die ärmlichen Zustände ist das Verhältnis zwischen Leni und Ria sehr angespannt, da die Kleine nicht verstehen kann, warum es diese Unterschiede gibt. Die Vorbereitung auf die Reise, die Abwicklung in den Auswandererhallen und der Verlauf der Reise samt all den Vorkommnissen machen aus einem Traum einen Albtraum.

Ich war sofort mitten im Geschehen. Wer die Bücher der Autorin kennt, weiß, dass man mit Spannung, Dramatik und unerwarteten Wendungen rechnen muss. So auch hier.

Die angespannte Stimmung, das Gefühlschaos, die Angst vor der ungewissen Zukunft und auch die Herausforderung, immer die beste Entscheidung für alle gemeinsam zu treffen, machen Leni schwer zu schaffen und dieser Konflikt ist deutlich zu spüren. Sie reagiert oft impulsiv, emotional und überängstlich, was das Verhältnis zueinander noch erschwert und zu ungeahnten Folgen führt.

Oft hätte ich sie gern geschüttelt und besonders der treue, liebenswerte Viktor hat eine Engelsgeduld mit ihr, was ich zutiefst bewundert habe.

Ich war einige Male erschüttert, was für eine Kettenreaktion Rias nörgelige, aufmüpfige und ablehnende Art und Lenis Reaktion darauf auslöst, besonders weil es teilweise so widersprüchlich ist und doch lernt man nach und nach beide Seiten besser kennen und verstehen. Immer wieder taucht die Frage auf: Was hätte ich getan?

Die Geschichte muss man wirken lassen. Ich hatte so viel Gefühlschaos beim Lesen, sämtliche Emotionen kamen auf.
Für alle bedeutet dieser Traum etwas anderes, weil sie alle unterschiedliche Vorstellungen von der Freiheit in Amerika haben. Deswegen erscheinen ihre Reaktionen im ersten Moment merkwürdig, doch je mehr man sich in jeden einzelnen hineinversetzt, versteht man ihre Gefühle, ihren Kummer, ihre Gedanken. Nicht zuletzt war es auch den Klassenunterschieden geschuldet, dass daraus arge Probleme entstanden.

Insgesamt ein dramatischer, historischer Roman über eine junge Frau, der das Leben vieles abverlangt und die auf ihre Weise alles tut, um mit der verbliebenen Familie sowohl den Traum der Eltern zu verwirklichen als auch in New York ihre Liebe zum Tanzen endlich umsetzen zu können. Doch diese Reise wird sie auf eine harte Probe stellen.

Fazit: Fasziniert vom Cover und der Vorschau wollte ich gern mehr lesen und war über die Entwicklung der Geschichte sehr überrascht. Die Handlung nimmt ordentlich an Fahrt auf und fordert den Leser regelrecht heraus. Dennoch gab es Situationen, die ich trotz aller Bemühungen nicht nachvollziehen konnte und zeitweise etwas zu viel von allem wirkten und leicht kitschigen Touch hatten, weshalb ich eher mit gemischten Gefühlen zurückbleibe. Es fehlte mir diese Wärme, die vielleicht dafür gesorgt hätte, dass es nicht so kühl und sprunghaft wirkte und die Charaktere noch nahbarer und authentischer gewesen wären.

Bewertung vom 19.07.2023
Der Laden der unerfüllten Träume
Cox, Amanda

Der Laden der unerfüllten Träume


ausgezeichnet

Was für ein Herzensbuch. Drei starke Frauen, die voller Liebe, Schmerz und Geheimnissen stecken und doch auch voller Vertrauen sind, dass am Ende ihre Träume und Hoffnungen durch Gottes Fügung an ihren richtigen Platz gerückt werden.
Die Geschichte um die drei Frauen: Glory Ann, Rosemary und Sarah - Oma, Mutter, Tochter und Enkelin ist einfach bezaubernd, nach und nach erfährt man mehr über das tragische Schicksal um Oma Glory Ann und den Beginn des schicksalhaften Ladens Old Depot Grocery. In diesem Laden liegen Freud und Leid so nah beieinander, er vereint drei Generationen aber auf so überwältigende Weise, dass mir immer wieder die Tränen kamen.
In Rückblenden erfährt man mehr über das Leben der drei, über die inneren Konflikte, die Zerrissenheit, weil das Leben oft anders spielt, als man denkt. Dadurch entstehen Missverständnisse, oft unabsichtlich oder unüberlegt, aus Selbstschutz, um den Schmerz zu verbergen oder weil sie niemanden belasten wollen.
Nach und nach lernen alle drei auf liebevolle, sanfte Art sich zu öffnen, sich von der Vergangenheit zu lösen und das Schöne, dass Gott ihnen jeden Tag präsentiert wahrzunehmen und umzusetzen.
Dabei spielen für mich die Männer in diesem Roman eine ganz große Rolle. Diese Ruhe, dieses großartige Gottvertrauen und das Verständnis trotz aller Nöte, Ängste und Rückschläge.
Die christlichen Aspekte wirkten im gesamten Buch auf so berührende, emotionale und nachdenklich stimmende Weise, genau passend und unaufdringlich dosiert.
Je mehr man über die drei Frauen erfährt, über das, was sie erlebt haben und was sie geprägt hat, was sie zu dem gemacht hat, wie sie heute sind, desto mehr versteht man jede Einzelne. Gefühlvoll sorgt die Autorin dafür, dass man einen ganz anderen Blick auf alle drei erhält.
Selten habe ich einen Roman erlebt, bei dem ich während des Lesens meine eigene Einschätzung und Erstreaktion korrigieren musste, weil die Entwicklung und langsame Aufklärung so überraschend und anders waren, als ich vermutet habe.
Dadurch entwickelte sich bei allen dreien durch ihre jeweiligen Umstände eine Charakterstärke, die mich besonders am Ende komplett überrollt hat, weil ich nie damit gerechnet hätte und es dennoch so schön und großartig war.
Ein Buch, das ganz tief unter die Haut geht und sich tief ins Herz brennt, weil es trotz aller Traurigkeit und nicht zu ändernden Entwicklungen so viele wunderschöne Dinge gibt, die alles andere ganz klein und unscheinbar wirken lassen.
Das Kaleidoskop, das Glory Anns Mann Clarence seiner Frau machte war eine schöne Geste, dass aus gebrochenen Stücken jedes Mal, wenn man es dreht etwas Neues und Schönes entsteht. Und genau das zeigt diese Generationengeschichte auf ganz intensive und besondere Weise.
Für mich ein Highlightbuch und verdient ganze 5★★★★★

Bewertung vom 13.07.2023
Die Schatten von Swanford Abbey
Klassen, Julie

Die Schatten von Swanford Abbey


sehr gut

Dieser Roman ist eine Mischung aus Crime Romance und hat mich vom ersten Moment an gut unterhalten.

Damit Rebeccas (Becci) Bruder John Ruhe für seine Schreibpharbeiten hat, erklärt sie sich dazu bereit, in ein zum Hotel umgebautes Kloster zu ziehen und ihn dort bei der Suche nach einem Verleger zu unterstützen und gleichzeitig als Gouvernante für Lady Fitzhoward tätig zu sein, die dort ebenfalls etwas Ruhe genießen möchte. Hier trifft sie auch auf ihren Jugendschwarm Frederick, dem jedoch ein familiäres Ereignis ziemlich zugesetzt hat.

Aufgrund Johns psychischer Instabilität und seiner Erwartungen an seine Schwester hat es Becci nicht leicht, zumal sie sich selbst ziemliche Vorwürfe für das Verhalten ihres Bruders macht. Erschwerend kommt hinzu, als ein Hotelgast ermordet wird, bei dem jeder der Gäste als auch Angestellten einen Grund zu haben scheinen und Becci dabei auch in Schwierigkeiten gerät.

Ein Verwirrspiel beginnt, zumal einige Spukgeschichten auch Tradition haben. Die Autorin schafft es, ständig neue Wendungen zu bringen, so dass man immer wieder in die Ausgangsposition versetzt wird. Jeglicher Verdacht löst sich wieder in Luft auf, weil sich immer neue Erkenntnisse und Gründe auftun.

Frederick als Friedensrichter hat alle Hände voll zu tun, um den Fall aufzuklären, schwerer als gedacht und bei der Menge an Verdächtigen ist es schwer, zu entscheiden, wem man vertrauen kann und wer alles Geheimnisse hat.

Die düstere Atmosphäre, die hier eingefangen wird, zusammen mit der Aufklärung, den Geheimgängen und Zimmern, das verdächtige Verhalten verschiedener Gäste lassen einen regelrecht mitfiebern und selbst ein wenig Detektiv spielen. Doch man knobelt bis zuletzt.

Was mir wirklich gut gefallen hat, waren diese kleinen aber besonderen Momente, wo Frederick versucht, Becci seine Gefühle zu zeigen, diese kleinen sanften kribbeligen Momente, die genau passend integriert sind.

Auch der christliche Aspekt wurde auf sanfte, gefühlvolle Weise mit eingebaut, denn hier geht es nicht nur um eine leichte Detektivgeschichte, sondern um so viel mehr, tiefgründigeres. Es geht um die Last des schlechten Gewissens, den Wert der Aufrichtigkeit, dem gegenseitigen Vertrauen, der Suche nach Vergebung und der Bereitschaft, sich ändern zu wollen. Nach und nach entwickelt sich der wichtige Gedanke, wie oft Gott uns tagtäglich vergibt und uns zweite Chancen bietet. Durch die jeweiligen Charaktere wird das auf unterschiedliche Weise gezeigt, ohne überladen zu wirken.

Es ist eine spannende Geschichte voller Überraschungen, mit berührenden christlichen Lerninhalten und einer zarten Romanze und interessanten Charakteren, die man jeden für sich schätzen und lieben lernt. Das Cover vermittelt schon die richtige Stimmung und auch wenn es ruhig noch etwas spannender hätte sein können, hat die Geschichte für gute Unterhaltung gesorgt.

Bewertung vom 06.07.2023
Eine Lady hat die Wahl
Irwin, Sophie

Eine Lady hat die Wahl


gut

Ein geerbtes Vermögen, ein tadelloser Lebenswandel und eine ganz neue Freiheit.

Genau das nutzt die junge Witwe Eliza Balfour mit ihrer Cousine Margaret erstmal ordentlich aus. Ein Trauerjahr, in dem sie sich nichts zuschulden kommen lassen darf, ansonsten wird ihr das Erbe wieder abgesprochen. Ausgerechnet ihre frühere große Liebe Oliver, Lord Somerset, könnte ihr das Erbe streitig machen.

Nicht nur, dass Eliza nun zerrissen ist zwischen erneut aufkommenden Gefühlen für Oliver taucht auch noch der unverschämt attraktive Schriftsteller Lord Max Melville auf, der einige Skandale ausgelöst zu haben scheint. Beide Männer buhlen um die Gunst von Eliza.

All die Erwartungen, Beobachtungen und Anforderungen der Gesellschaft machen Elizas Wunsch nach Freiheit und Selbstfindung extrem schwer.

Doch in ihrer Cousine Margaret, die stets offen und ehrlich ihre Meinung kundtut, hat sie eine nette Verbündete.

Viele Namen tauchen auf, an die man sich erstmal gewöhnen muss ebenso, wer mit wem zusammenhängt und auch der Verlauf der Geschichte nimmt immer neue Wendungen an, teils überraschend, teils absehbar.

So erlebt man eine anfangs graue Maus, die sich stets angepasst und auf eigene Träume verzichtet hat, um den Wünschen der Familie Genüge zu tun. Nach und nach kommt sie aus ihrem Schneckenhäuschen heraus, macht eine interessante Entwicklung durch und verteidigt immer mutiger ihren Standpunkt. Hinzu kommt eine Dreiecksbeziehung, die sie vor eine schwere Wahl stellt und sich am Ende ziemlich zuspitzt.

Die Autorin hat in diesem Roman noch eine gleichgeschlechtliche Beziehung mit eingebaut, allerdings war ich überrascht, wer sich da geoutet hat und wie die Geschichte sich ab da wendet. Explizite Szenen bleiben insgesamt allerdings aus.

Mit gemischten Gefühlen betrachte ich den Vergleich zu Jane Austen und Bridgerton, was ich leider nicht so empfunden habe.

Es ist ein unterhaltsamer Roman, der allerdings auch von einigen Längen und unendlich vielen unterschiedlichen Namen getragen wird, die Charaktere aber alle nicht wirklich überzeugend wirkten.

Eine Dreiecksbeziehung, die ein ziemliches Auf und Ab erlebt, von vielen Dialogen, gesellschaftlichen Spitzen, Neidereien und Intrigen geprägt ist. Eine Lady, die immer wieder schwankt zwischen Wunschverwirklichung und Infragestellung, Zweifel und Mut, Tatendrang und Rückzug, was es nicht einfach macht, eine Verbindung aufzubauen oder ihre Handlung komplett zu verstehen. Und auch die männliche Riege bleibt aufgrund des irritierenden, manchmal recht kindischen Verhaltens eher blass und teilweise einfach nur anstrengend.

Ich habe irgendwie gehofft, dass viel mehr passiert, auf dieses gewisse Etwas, den Wow-Effekt, aber irgendwie war alles schnell absehbar und insgesamt nicht überraschend, obwohl ich mich wirklich bemüht habe, mich schon alleine aufgrund des schönen Covers in die Geschichte fallen lassen zu können.

Bewertung vom 06.07.2023
How to Save a Villain (Chicago Love 3) (eBook, ePUB)
Seyfried, Leandra

How to Save a Villain (Chicago Love 3) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tränenreich habe ich das große Finale der Chicago-Love Reihe verschlungen und was soll ich sagen: Mein Herz, mein Körper, mein Kopf – alles war unter Strom, zum Zerreißen gespannt, voller Emotionen und Hoffnung, aber das Leben spielt eben anders, als man denkt und es sich wünscht. Ich kam mir vor, wie in einer Achterbahn – mal aufwärts, ganz plötzlich stürzt man in die Tiefe und man ist hin und hergerissen zwischen Bauchkribbeln, der Frage nach dem, was kommt als nächstes und dem Wunsch die Fahrt heile zu überstehen.

Ich habe diese Reihe wirklich geliebt, vom ersten Moment an, weil sie so anders ist, weil sie zeigt, dass die Definition von Bad Boy, Untergrundwelt nicht immer Böses oder Grausames bedeutet. Hier erlebt man eine Familie und Menschen, die weit mehr sind, als man eigentlich denkt. Eine Welt, die so anders, einzigartig und wundervoll ist, mit Charakteren, die man vom ersten Augenblick ins Herz schließt, weil sie helfen wollen und für Gerechtigkeit kämpfen und einstehen. Die Einblicke sind so vielfältig, so umfangreich und interessant, dass ich gern ein Teil davon gewesen wäre.

Während Devon Turner in den ersten beiden Teilen diese Welt nach und nach kennen- und lieben gelernt hat, steht sie nun vor den Scherben des Glücks, denn ihre Vergangenheit hat zugeschlagen, ihr geliebter Tyler sitzt unschuldig im Gefängnis und egal, was sie auch versuchen, es sieht nicht nach Happy End aus, denn Devons Ex ist der Leiter dort und sinnt auf Rache. Dadurch, dass sie selbst ihre Geschichte erzählt, all ihre Empfindungen, Eindrücke, Ängste und Sorgen wird es noch intensiver, eindringlicher, ausdrucksstärker.
Immer wenn ich dachte, da ist ein Hoffnungsfunke, eine gute Idee, ein Plan, kam der nächste Tiefschlag und gleichzeitig spürt man die Hoffnungslosigkeit, die Zerrissenheit der beiden, die mir wirklich nahe gegangen ist. Es ist wie ein Sog, der einen veranlasst, ständig zu überlegen, was man tun kann, um eine Lösung zu finden.

Der Spannungsbogen blieb bis zum Schluss erhalten, durchatmen war kaum möglich und dennoch hat mir jede Wendung, jede Entwicklung so gut gefallen. Es war alles greifbar, fühlbar und genau das mag ich an dem Schreibstil der Autorin so sehr. Auch weil die Charaktere so authentisch wirken. Da ist nicht immer nur durchgehende Stärke, da ist Schwäche, sie machen Fehler, sie schwanken und tun auch Dinge, die über ihre Kräfte hinausgehen, aber immer spürt man diese Verbundenheit und Liebe zueinander. Mit einer guten Portion Humor erlebt man einen Abschlussroman, der es wirklich in sich hat und eine Story präsentiert, die für viel Gänsehaut, Tränen, etliche Überraschungsmomente und reichlich Emotionen sorgt, alles perfekt abgestimmt und nicht vorhersehbar.

Diese Reihe ist eine der Besten mit einer der schönsten Liebesgeschichten, die ich jemals gelesen habe und es fällt mir schwer, schon wieder Abschied nehmen zu müssen.

Bewertung vom 03.07.2023
So weit der Fluss uns trägt
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


sehr gut

Dieser Debütroman der Autorin ist ein Buch voller Gegensätze und sehr komplex. Schatten und Licht, Kummer und Freude, Schicksal und Glück, Hoffnung und Verlust, eingebunden in eine Landschaft, die so rau und doch so wunderschön ist, bildgewaltig umschrieben.

Ich bin während der ganzen Geschichte emotional hin und hergeworfen worden, das habe ich selten in einem Buch erlebt. Ich empfand es teilweise rau und trocken, oft ohne viele Worte und dennoch hat es so viel ausgedrückt. Erst nach und nach erfährt man mehr und mehr Hintergründe, ist zerrissen aufgrund so vieler Veränderungen und Schicksale. Ich habe gebangt, gehofft und mich gefragt, wie man sowas ertragen kann. Das, was dieses junge Mädchen Victoria erleben muss, was ihr abverlangt wird und welche schwerwiegenden Entscheidungen sie treffen und mit den Folgen leben muss, ist heftig und doch gleichzeitig wieder erstaunlich.

In 4 Teilen erzählt Victoria ihre ganz persönliche Geschichte in zusammengefassten Zeitepochen. Ihre Eindrücke, ihr Zuhause auf einer Pfirsichplantage, das Familienleben, ihre erste Liebe, Neufindung und schmerzvolle Verluste. All diese prägenden Ereignisse tragen dazu bei, Victoria in ihrer Entwicklung zu begleiten, zu sehen wie sie reift, wie sie aus ihren Fehlern lernt und gleichzeitig in der Natur so viel Ruhe und Geborgenheit verspürt. All die bildgewaltigen Eindrücke dieses imposanten Fleckchens in Colorado, die Rauheit ebenso wie die Schönheit, das Kommen und Gehen der Jahreszeiten, die Veränderungen der Natur lassen einen Roman entstehen, der einen ziemlich beschäftigt und dem Titel eine ganz besondere Bedeutung gibt.

Faszinierend, erschreckend, bewegend und gleichzeitig auch ernüchternd.

Er wurde verglichen mit dem Roman "Der Gesang der Flusskrebse" und wer diesen kennt, wird auch diesen hier mögen, denn die richtige tiefgründige Geschichte steckt in vielen kleinen Details und bildet zusammen am Ende ein Gesamtbild, das aus jedem Winkel anders aussieht, lange wirken muss und sehr facettenreich ist.

Ein ruhiger Roman, ohne wirklich viele Worte, über Verluste und Neuanfänge, Mut und Veränderung, der zeigt, wie das Leben einem Fluss gleicht, der im weiteren Verlauf gegen Hindernisse stößt, auf diesem Weg vieles aufsammelt oder zurücklässt, vielleicht am Ende auch verändert sein wird, aber dennoch stark und unaufhaltsam ist.