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ikatzhorse2005

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Insgesamt 206 Bewertungen
Bewertung vom 16.02.2020
Die Toten von Marnow / Ein Fall für Lona Mendt und Frank Elling Bd.1
Schmidt, Holger Karsten

Die Toten von Marnow / Ein Fall für Lona Mendt und Frank Elling Bd.1


ausgezeichnet

Die Toten von Marnow: Ein Fall für Lona Mendt und Frank Elling von Holger Karsten Schmidt
"Da ist unheimlich viel Blut auf der Stirn", antwortete sie ihrem Kollegen, "und da ist eine Gerade. Und..."
Sie benetzte ihren linken Einweghandschuh mit etwas Wasser. "Und die Natur zieht keine Geraden", kleidete Elling ihre Gedanken in Worte.
"Ja", bestätigte sie, "es gibt keine absolute Gerade, an der kein Mensch beteiligt ist."
So ungleich sie erscheinen, zeigt sich das perfekte Zusammenspiel der Ermittlungsarbeit der beiden Rostocker Kommissare Frank Elling und Lona Mendt. Der Autor erschafft mit seinem fiktiven Roman, der auf Tatsachen beruht, eine brisante Atmosphäre und blindes Verstehen zwischen den beiden Ermittlern. Das Konträre unterstreicht die flotte Handlung. Ein Aufweichen und die Fragwürdigkeit des gesetzlich Möglichen und moralisch Korrekten sowie ein Handeln abseits der Legalität ermöglichen einen Krimi der besonderen Art. Der deutliche Schreibstil, die schnellen Aktionen, das entsprechende Erzähltempo sowie bildhafte Beschreibungen und authentische Emotionen tragen die Spannung und das unterhaltsame Niveau bleibt durchweg hoch.
Holger Karsten Schmidt, der auch Drehbücher für Film und Fernsehen schreibt, bedient sich einer breiten Palette stilistischer Mittel, die ab und an leicht übertrieben wirken. Doch das ist vollkommen in Ordnung. Es passt und fügt sich am Ende, wie die vielen differenzierten und scheinbar losen Handlungsfäden, gekonnt zu einem Ganzen zusammen.
Die Charaktere sind interessant und rufen entsprechende Sympathien oder Abneigungen beim Leser hervor. Letztendlich führen viele vom Autor angelegte Irrwege nach Marnow und die Handlung und deren Auflösung bleibt spannend bis zum Schluss. Das macht einen guten Krimi aus!
Fazit: Eine deutsch-deutsche Geschichte in der man viel Privates über die Ermittler erfährt. Holger Karsten Schmidt schreibt hinter einem brisanten, actionreichen Plot über Mord, Erpressung, Verrat, Geld, alte Stasiseilschaften, moralische Dilemma und vieles mehr. Wer diese Konstellation mag ist hier vollkommen richtig. Eine klare Leseempfehlung! Mich haben Elling und Lona überzeugt!

Bewertung vom 16.02.2020
Ferne Wolken
Wolf, Heike

Ferne Wolken


ausgezeichnet

Ferne Wolken: Die Allenders 1831-1861(Die Allender-Triologie Teil 1) von
Heike Wolf
Das gewählte Cover der Autorin ist äußerst passend, der begrenzte und detailverliebte Blick in die Räumlichkeiten eines Salons ist die perfekte Einstimmung auf eine eindrückliche Erzählung aus längst vergangener Zeit. Auch beim Lesen des 1. Bandes blickt man auf eine bewegte Familiengeschichte rund um die Handelsfamilie Allender. Gern möchte man an den abgerundeten Seiten des Bildes vorbeischauen und den Ausschnitt vergrößern und genau dies gelingt Heike Wolf mit ihrem bildhaften Schreibstil und ihrer historischen Wortgewandtheit. Wir lernen das liebevolle Ehepaar Alistair und Frances Allender sowie ihre fünf erwachsenen Kinder Malcom, Aileen, Hamish, Duncan und Graham Stück für Stück kennen. Dabei platziert die Autorin ihre Protagonisten und deren Freunde und Bekannte in verschiedene Teile Amerikas und noch darüber hinaus. Nicht alle haben den gleichen gesellschaftlichen Stand wie die angesehenen Mitglieder der Familie Allender. Somit schafft Heike Wolf günstige Voraussetzungen für eine Bandbreite an unterschiedlichen Lebensweisen, Ansichten und Einstellungen und dem daraus resultierenden Konfliktpotential. Neue Familienmitglieder kommen hinzu, die Familie vergrößert sich. Nicht alle Lebensträume können dabei unter einen Hut gebracht werden. Anhand von klugen Dialogen, Briefwechseln und dem stimmigen Wechsel der Handlungsorte entsteht eine komlex erzählte, spannende Geschichte und ein authentisches Bild Amerikas des 19. Jahrhunderts.
Hauptprotagonist Stuart ist hier besonders hilfreich, da er bedingt durch die Härte seiner Mutter Natalya und der Distanz seines Vaters Graham auf eine Odyssee quer durch Amerika bis nach Russland geschickt wird. Mit dem inneren Wunsch Natalys, Stuart nicht im Haus haben zu wollen und der Begründung seines schwer zu bändigenden wilden Charakters, verpflichtet sie ihn im Alter von acht Jahren auf die wohl wichtigste Lehrreise seines Lebens. Gestärkt kehrt Stuart als junger Mann nach Kentucky zurück. Da Heike Wolf aus dem Leben erzählt, muss er, wie auch andere Lieben, Schicksalsschläge in Kauf nehmen, lieben und trauen, gesellschaftliche Regeln beachten, Konflikte bewältigen und am Ende des Buches der drohenden Gefahr eines Bürgerkrieges ins Auge blicken.
Im Laufe der Geschichte bekommt man vielschichtige Einblicke in das Leben in der Stadt und auf dem Land, die Gegensätze, Gegebenheiten, Strukturen, Werte und Normen einer Familie und der Gesellschaft in einem Amerika der damaligen Zeit.
Die eingeschränkten Möglichkeiten im Zuge des fehlenden medizinischen Fortschritts wird mit der Figur Maurice erzählt. Maurice, Stuarts älterer Bruder und praktizierender Arzt in Carlyle/Kentucky, steht in einer schwierigen Beziehung zu Stuart. Bedingt durch die ungleiche Mutter-Sohn-Beziehung Natalyas zu ihren beiden Kindern ergeben sich hier eine Vielzahl an unterschiedlichsten Gefühlen.
Viele Schicksale gilt es hier zu betrachten und so findet jeder und jede Familienangehörige seinen Platz in der Geschichte.
Alle Figuren und Charaktere sind wundervoll gezeichnet und wirken erschreckend lebendig. Mit all ihren Macken und Besonderheiten, Eigenarten und Ansichten werden sie zu Freunden, die man nach Beendigung der Lektüre nur schwer gehen lassen möchte. Heike Wolf schafft es, dass die Charaktere noch lange den Köpfen der Leser bleiben. Mit dem Lesen des ungeduldig erwartenden nächsten Bands scheint es dann, dass liebgewonnene Freunde erneut zu Besuch kommen. So habe ich das schon einmal erlebt mit den Schönaus aus Leipzig und den beiden Teilen "Bürgerin aller Zeiten" und "Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf". Das ist eine große Kunst des Erzählens, die die Autorin geschickt mit ihrem enorm gefächerten Hintergrundwissen verbindet.

Bewertung vom 22.12.2019
Gewittersee
Schlegel, Tina

Gewittersee


ausgezeichnet

Tolle Kombi mit viel Lokalkolorit
Gewittersee ein Emons Krimi von Tina Schlegel
Die unkomplizierte, geradlinige Kommissarin Cora Merlin ermittelt in Lindau am Bodensee. Zusammen mit ihrem Kollegen Christian Fischl und dem Profiler Dr. Peter Kronenberg versucht sie, hinter das Geheimnis eines Mörders und seiner makaber zur Schau gestellten Frauenleiche zu kommen. Durch ein berühmtes Gemälde inspiriert wirft die Tat Fragen auf, die die Ermittler vor ein Rätsel stellen. Dabei gerät Cora in einen persönlichen Zwiespalt und in die Fänge der schönen, geheimnisumwitterten Ela und deren Ränkespiel im internationalen Kunstmarkt.
Tina Schlegel schreibt beeindruckend, anspruchsvoll, geradlinig mit der richtigen Portion Gefühl und Esprit. Der anhaltende Spannungsbogen ist durchgehend hoch und sorgt für ein packendes Leserlebnis. Die Protagonisten sind ehrlich mit allen Vorzügen, kleinen Besonderheiten, Fehlern, Höhen und Tiefen, direkt aus dem Leben gegriffen. Ergreifend verfolgt man die persönliche Entwicklung der Figuren, die die Geschichte tragen. Neben den Ermittlern gibt die Autorin den Begleitfiguren ausreichend Raum zur Entfaltung. In kurzen Episoden kommt der Täter und dessen Seelenleben zu Wort, was für Gänsehautmomente sorgt. In Tina Schlegels Romanen ist jede Figur wichtig und jeder trägt etwas Nichtgesagtes mit sich herum. So versucht man als Leser hinter die Fassade der jeweiligen Akteure zu blicken und ein Rätselspiel voller Emotionen und Geheimnisse begleitet das Geschehen.
Die Einbindung von Coras Synästhesie in den Fall und die Ermittlungen geben eine interessante Sichtweise auf das Geschehen und die Suche nach der Lösung. Dabei vertiefen sich die Ermittlungen in verschiedene Milieus. Die Kunstszene und deren unkonventionellen Wege sowie die Gemäldebeschreibungen und Einblicke in das Leben der Künstler hinter den Bildern bereichern die Handlung und unterstreichen die sehr gute Recherche der Autorin.
Gleichsetzend zu den Darstellern haucht Tina Schlegel den Schauplätzen gekonnt Leben ein. Durch präzise eingebundene Ortsbeschreibungen fühlt man sich als wandelnder Tourist an den Bodensee versetzt oder sieht sich durch die Gassen Venedigs ziehen. Dieser Krimi stellt das Kopfkino per Knopfdruck an und sorgt für lebhafte Momente.
Der passende Einband und der treffende Titel unterstreichen das Gesamtkonzept dieses Krimis. Abrundend schließen sich an die 296 Seiten der Geschichte ergänzende, kurze Abschnitte zum Hintergrund und allgemeinen Verständnis an.
Fazit: Meine Erwartungen waren nach der vorangegangenen Literatur rund um Konstanz und den Ermittler Sito sehr hoch. Doch ich wurde nicht enttäuscht. Gewohnt großartig lesen sich die Aktionen der neuen, jungen, frischen Kommissarin Cora Merlin und ich freue mich auf kommende Fälle rund um den Bodensee!

Bewertung vom 08.12.2019
Die Weihnachtsgeschwister
Hennig von Lange, Alexa

Die Weihnachtsgeschwister


weniger gut

Die Weihnachtsgeschwister
Alexa Henning von Lange
Dumont

Die Geschichte beginnt sehr vielversprechend in einem exzellenten Schreibstil. Bis einschließlich Seite 17 kann man sich gut in die Protagonistin Tamara hineinfühlen. Doch was nach dem Auftauchen ihrer Geschwister Elisabeth und Ingmar und deren Familien, insbesondere Elisabeths neuem Freund Holger mit ihr geschieht, kann ich nicht ansatzweise nachvollziehen. Äußerst unsympathisch präsentiert sich Tamara, treibt es mit ihren Anspielungen zum Thema Sex und ihrem exzentrischen, hysterischen Auftreten auf die Spitze.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und man bekommt gute Einblicke in die Gedankenwelt der Figuren, wobei die Autorin hier nur an der Oberfläche kratzt. Einige Akteure sind äußerst dominant, andere treten auf deren Kosten zu weit in den Hintergrund.
Trotzdem gingen mir die allgemeinen Streitigkeiten, Sticheleien, Empfindlichkeiten, Zweifel und Elisabeths Weinerlichkeit mit der Zeit auf die Nerven. Nach dem Frühstück im Hotel und einem inhaltlichen Fehler konnte ich den Text nur noch überfliegen. Elisabeths Tochter Marie, welterfahren und abgeklärt sowie ihr Bruder Finni verlassen den Frühstücksraum des Hotels und plötzlich sitzen sie wieder mit am Tisch bei der Diskussion um den Besuch des Weihnachtsmanns?...
Es wollen hier viele aktuelle Themen erzählt werden, doch diese werden nur angerissen und es bleibt beim Leser diesen Faden weiterzuspinnen (z.B. Ingmars und Siris Ökobewusstsein, Erziehung und Beziehungen,...).
Auch das abrupte Ende hat mir weniger gefallen. Im Text wird auf die Aktion der Eltern Bezug genommen, trotzdem bleibt mir zu vieles offen und ich leider ratlos zurück!
Fazit: Literatur ist immer Geschmackssache. Ich konnte mich mit den Weihnachtsgeschwistern und deren "Lieben" nicht anfreunden. Im Roman konnte ich nichts Wunderbares finden. Für mich definitiv keine nette Weihnachtslektüre.
Die Idee ist gut. Vielleicht bietet sich, diese Grundlage eher als Theaterstück, welches Interpretationen frei lässt, an?

Bewertung vom 08.12.2019
Kreise der Kraft. 40 Inspirationen zur inneren Harmonie, m. 40 Inspirationskarten
Costantini, Edda;Kaver, Bettina

Kreise der Kraft. 40 Inspirationen zur inneren Harmonie, m. 40 Inspirationskarten


ausgezeichnet

Kreise der Kraft 40 Karten mit Begleitheft Edda Costantini/Bettina Kaever (Königsfurth-Urania Verlag)
Dieses Set findet Anlehnung an den Rhythmus der Zeit und des Lebens. Durch 40 durchnummerierte, fein illustrierte Karten und deren Begleittexte findet man Inspiration und Motivation. Nach einer Einleitung werden verschiedene Legetechniken und das Arbeiten mit den Karten in dem kleinen beiliegendem Heft beschrieben. Nachfolgend findet sich zu jeder Karte ein Text mit feinsinnigen Erläuterungen, Anregungen und hilfreichen Tips sowie alltägliche, leichte Übungen. Sehr vielseitig und mit behutsamen Worten entfaltet sich ein Repertoire an kleinen Motivationstexten und Aufgaben, die sich positiv auf Geist und Körper auswirken. Oftmals schmunzelt man beim Lesen, weil es sich einfach gut anfühlt.
Besonders gut gefällt mir der Bezug zur Natur in jahreszeitlicher Abfolge. Die liebevoll entworfenen Karten liegen gut in der Hand und es macht Spaß, die unterschiedlichen Anregungen auszuprobieren.
Fazit: Mich hat dieses Kartenset aus dem Königsfurth Urania Verlag positiv überrascht. Ich habe es allein, mit meiner Tochter und in einer Frauenrunde ausprobiert und die Reaktionen waren durchweg anerkennend und von Neugierde gezeichnet. Als kleines Geschenk oder Mitbringsel kommt es sicher gut an. Ich kann die Kraft der Kreise uneingeschränkt weiter empfehlen.

Bewertung vom 08.12.2019
Leichter lernen, handeln, leben
Schielicke, Gundula Dorothea

Leichter lernen, handeln, leben


sehr gut

Leichter lernen, handeln, leben: Motivation und Evolution ein Ratgeber von Gundula Dorothea Schielicke (BoD)
Es fällt mir nicht leicht diese Buch zu bewerten, weil es ein ausreichendes Beschäftigen mit dem vorliegendem Text erfordert und jeder seine eigene Lehre aus dem Geschriebenen ziehen kann. Wie heißt es so schön: Bevor man urteilt, sollte man sich an die eigene Nase fassen. Dieses Buch hält dem Leser den Spiegel vors Gesicht und es fällt schwer, wegzuschauen.
Die 407 Seiten sind keine leichte Kost und bieten sicher hinreichend Diskussionsstoff, doch lohnt sich ein Blick auf die Sichtweise und die Gedanken der Autorin zum Thema: Umgang mit unseren Lieben, unserem Gegenüber und uns selbst. Die Worte Respekt, Würde, Wertschätzung, Lernen, Entwicklung, Motivation, Leben, Liebe,... die im alltäglichen Umgang selbstverständlich sein sollten, verdienen in der heutigen Zeit eine genauere Betrachtung. Die Autorin spannt einen weiten Bogen und sucht Erklärungen, warum uns das Leben und so mancher Weg oft so schwer fällt. Sie beschreibt, wie es sich im Idealfall anfühlen könnte und was uns eigentlich daran hindert glücklich und ausgeglichen in den Tag zu leben. Hierfür findet sie verschiedene Ursachen. Sie beleuchtet den Zustand der gesamten Menschheit in einzelnen Situationen und Themengebieten.
Besonders nachdenklich und traurig stimmen mich hierbei die Selbstreflexion und der Umgang mit unseren Kindern. Die Empfehlungen im Text empfinde ich als erleichternd und nachvollziehbar. Unser wertvollstes Gut verdient Respekt und Kommunikation auf Augenhöhe.
S. 224 "Die Verbindung von Herz und Verstand lässt uns glücklich und zufrieden leben, lernen, handeln."
Fazit: Auch wenn man nicht mit jedem Gedanken der Autorin mitgeht, so finden sich hilfreiche Wegbereiter um einen ausgeglicheneren Zustand, einen liebevollen Umgang und ein respektvolles, friedliches Miteinander anzustreben. Diese Lektüre hat mich Kraft gekostet, doch es lohnt sich und ich hoffe das die Menschen nicht ihre Augen verschließen, sondern ihre Herzen öffnen. Jeder hat die Möglichkeit durch sei Handeln etwas zu verändern und zu verbessern.

Bewertung vom 23.11.2019
Ein Schweinebär im Schlafanzug
Langer, Andreas;Pop, Katalin Eva

Ein Schweinebär im Schlafanzug


ausgezeichnet

Andreas Langer schildert eine wunderbare Kindergeschichte aus Sicht der 10jährigen Jule. Diese erlebt so manches Abenteuer, fast unspektakulär, doch mit viel Fantasie und Herz. Der leicht verständliche Text mit hinreichend wörtlicher Rede läd zum Hineinstöbern in den ungewöhnlichen Familienalltag mit einem kleinen Schweinebären ein. Jules kleiner Bruder Sascha verwandelt sich nach dem zahlreichen Gebrauch dieses Wortes in genau solch eine Mischung aus broinkendem Schwein und Bär. Die daraus resultierenden Turbolenzen sind vorprogrammiert. Denn das Zusammenleben mit einem kleinen Schweinebären ist nicht so einfach, wenn die Nachbarn davon noch Wind mitbekommen, ist Ärger vorprogrammiert. ...
Angelockt durch das bunte, filigrane Cover habe ich diese Geschichte zusammen mit meinem Sohn gelesen. Dank der gut verständlichen, kindgerechten Sprache und den kurzen Kapiteln tauchten wir allabendlich in Jules und Saschas kleine Welt ein. Besonders gut gefallen hat uns, wie sich Jule für ihren Bruder einsetzt. Mit einer Bandbreite an Gefühlen und einer Prise Humor fehlte es beim Lesen nie an Spannung. Die kleinen Botschaften und der Aufruf zu mehr Toleranz sind gut zwischen den Zeilen platziert. Die zahlreichen, feinen Zeichnungen runden das Abenteuer ab. Als Zugabe findet man am Ende des Buches Mitmachseiten, die zum Rätseln und Ausmalen einladen.
Fazit: Eine klare Lese- und Kaufempfehlung für dieses zauberhafte Buch mit viel Herz. Die Kombination aus leicht verständlicher Schrift sowie den dazu passenden Bildern sorgen für volle Aufmerksamkeit und große Augen bei den kleinen und größeren Zuhörern und Selbstlesern. Sicher stöbern wir in weitere Geschichten des Autors hinein, da uns der Schweinebär richtig ans Herz gewachsen ist.

Bewertung vom 23.11.2019
Die Flucht der Trakehner
Binder, Sibylle L.

Die Flucht der Trakehner


gut

Die Flucht der Trakehner von Sibylle Luise Binder erschienen Kosmos Verlag
Aufmerksam gemacht durch das schlicht gehaltene, wundervolle Cover und den Begleittext, habe ich mich an diese Lektüre mit hohen Erwartungen gewagt.
Angesprochen durch die Thematik war ich neugierig auf die Geschichte. Als Enkelin zweier aus Ostpreußen geflüchteten Großväter und einer vertriebenen Großmutter aus Schlesien berührt mich jede diesbezügliche Literatur. Als langjährige Reiterin interessierte mich die Umsetzung dieser historischen und fiktiven Geschichte. Der Text liest sich überwiegend gut und es fehlt keineswegs an Spannung. Die Autorin nutzt Rückblicke zur scheinbar erleichternden Darstellung der Geschehnisse. Weiter werden Dialoge zur Erklärung der Gegebenheiten genutzt. Diese stilistische Umsetzung hat mir nicht gefallen. Gerade im Gespräch von Jesco und Dr. Ehlert im Büro des Vorwerks Bojahrgallen erscheint mir das sehr oberlehrerhaft und aufgesetzt. Desweiteren fließt das Wissen und die Meinung der Autorin in den Text ein. "...Doch dieser Besuch im Cafe war`s gewesen, der seine Begeisterung für Blondchen im Keim erstickt hatte."; "Jesco erinnerte sich...und einem Kommilitonen bei seinen vergeblichen Versuchen, Trabtraversalen zu reiten, zugeschaut hatten. ...Pferde sind gut darin, Menschen auf das Wesentliche zu reduzieren, nicht?"
Die einzelnen Szenen sind gut geschrieben, doch vermisse ich Details, die bestimmte Situationen zeitgemäß erschienen lassen. Manche Stellen sind mir nicht plausibel. So fehlt Jesco nach dessen Rückkehr ein Arm, später wäscht er sich jedoch die Hände? Jesko schläft mit freiem Oberkörper auf einem Wagen in diesem eisigen Kriegswinter? Auch die zeitliche Abläufe sind für mich nicht stimmig. Mit den Zeitangaben komme ich nicht zurecht. Dem Kapiteln Jahreswechsel 1944/1945 folgt im Winter 1944 und 24. Dezember 1944 in der fortlaufenden Geschichte. Auch Sophies Schwangerschaft scheint mir zeitlich unrealistisch dargestellt. Entweder hätte Jesco bei seiner Verabschiedung im Oktober 1944 diese schon bemerken müssen oder Sophie hätte später entbinden müssen?!
An manchen Stellen ging es mir dann einfach zu schnell. Die Autorin verliert sich an Oberflächlichkeiten. Hier hätte ich mehr Zusammenhänge gewünscht (die Fluchtvorbereitungen; die Unterbringung, Versorgung von 300 Tieren auf der Flucht bei oft verstopften Wegen, ...)
Die Protagonisten sind durchaus gut gezeichnet, doch fehlte mir die Tiefe. Die Gesinnung, der Protagonisten und deren Meinung sind fast durchgängig gegen das deutsche Regime. Sicher erfolgte ein Umdenken mit Fortschreiten des Krieges. Doch das ist mir hier zu einfach dargestellt und zieht sich durch das ganze Buch.
Das Wissen zur klassischen Reitkunst sowie Erklärungen und Einzelheiten, wie man sie in Pferderatgebern findet, sind hinreichend vorhanden.
Die Aufmachung des Buches gefällt mir gut. Die Einteilung in 13 Kapitel mit großen Überschriften sowie einem Epilog funktionieren und erleichtern das Lesen. Die Karten von Ostpreußen 1945 im Einband umrahmen die Geschichte. Dort findet man u.a. die Reiserouten von Jesco und Sophie.
Fazit: Im Großen und Ganzen habe ich die Geschichte gern gelesen. Besonders gut las sich Jescos Flucht über das Haff. Doch leider wurde mein Lesevergnügen durch kleine Unstimmigkeiten getrübt. Gerade wegen des hohen Anspruchs an die Thematik gehe ich mit gemischten Gefühlen aus dieser Lektüre!

Bewertung vom 16.11.2019
Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2
Pötzsch, Oliver

Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2


ausgezeichnet

Der Lehrmeister: Die Geschichte des Johann Georg Faustus (Band 2) von Oliver Pötzsch, erschienen im List/UllsteinVerlag
Oliver Pötzsch hat sich eine äußerst interessante Romanfigur für seinen "Spielmann" (Teil 1) und den "Lehrmeister" (Teil 2) ausgesucht. Johann Georg Faustus, vielgelesen, meistzitiert, Romanheld des deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe. Hier wird Faust greifbar zwischen historische Fakten, fiktiver Fantasie und einem leichten Hang zum mystisch Spirituellen dargestellt. Eine Geschichte, die Faust würdig ist und sich dank des flüssig, fesselnden, rasanten Schreibstils, trotz knapp 800 Seiten, flott weglesen lässt. Die Spannung ist, wie schon im 1. Teil der Faustus Saga von Oliver Pörtzsch, gleichbleibend hoch. Die historischen Persönlichkeiten des 16.Jh. harmonisieren perfekt mit allen anschaulich ausgearbeiteten, erdachten Protagonisten des Romans. Eine Bandbreite an Figuren bereichern die Handlung durch vielseitige und menschlich nahe Charakterzüge. Nie versiegende zwischenmenschliche Themen wie Liebe, Hass, Niedertracht, Verrat, Mitgefühl, Abscheu, Angst und Hoffnung sind aktuell und machen das Geschriebene zu einer emotionalen Achterbahnfahrt für den Leser.
Die Handlungsorte erwachen dank der bildhaften, lebendigen Zeilen zum Leben. Mit Hilfe der Übersichtskarte kann man den Reisewegen sehr gut folgen.
Das passende Cover in Anlehnung an Band 1 schafft einen Wiedererkennungswert und gefällt mir sehr gut. Mit dem Lesebändchen und dem aufklärendem Nachwort des Autors samt Goethe-Zitate sowie der "Reiseführer auf Fausts Spuren" runden die gelungene Aufmachung ab.
Fazit: Ein wunderbarer Epos für Geschichten- und Romanleser sowie Genießer spannender Erzählkunst. Weniger empfehlenswert ist der Lehrmeister für Leser klassisch erwarteter Literatur, denn eine Portion Fantasie ist in den Text vorhanden, doch gerade dieser Aspekt hat mir besonders gut gefallen.
Ein Buch ist richtig gut geschrieben, wenn man es nicht mehr aus der Hand legen möchte und genau das hat Oliver Pörtzsch mit beiden Bänden um Faustus und die dunklen Mächte geschafft!

Bewertung vom 20.10.2019
Matilda und das Geheimnis der Buchwandler / Pages & Co. Bd.1
James, Anna

Matilda und das Geheimnis der Buchwandler / Pages & Co. Bd.1


ausgezeichnet

Pages & Co.: Matilda und das Geheimnis der Buchwandler geschrieben von Anna James, aus dem Englischen übersetzt von Birgit Salzmann mit Illustrationen von Paola Escobar, erschienen Edel Verlag (Edel Kids Books)
"Jetzt muss mich nur noch ein Abenteuer finden" sagte Tilly. "Aber du kannst doch nicht warten, bis das Abenteuer zu dir kommt, Matilda" erwiderte Anne. "Du musst dich auf den Weg machen und das Abenteuer suchen, dann schüttelst du ihm fest die Hand, und ihr zieht gemeinsam dem Horizont entgegen"... (S.78).
Genauso hält es Matilda Pages, genannt Tilly mit den Abenteuern dann auch. All das geschieht eher zufällig, denn sie ist eine Buchwandlerin. Eines Tages tauchen ihre Lieblingsfiguren aus Büchern in der Buchhandlung ihrer Großeltern auf. Alice aus dem Wunderland und Anne von Green Gables besuchen Tilly. Dies ist der Anfang einer wundersamen Reise durch die Buchwelten. Hierbei möchte Tilly zusammen mit ihrem Freund Oskar ihr eigenes Geheimnis entschlüsseln. Dabei treffen sie auf Enoch Chalk, bei dem nicht nur Tilly ein mulmiges Gefühl im Bauch hat.
Die Geschichte nimmt langsam Fahrt auf und wird deutlich spannender. Wenige Wiederholungen mindern den Lesefluss jedoch nicht. Anne James Schreibstil ist farbenfroh und stimmungsvoll. Je tiefer man mit Matilda in die Geheimnisse des Buchwandelns vordringt, umso fesselnder entfaltet sich die Geschichte. Man darf in eine zauberhafte Welt mit wunderbaren Charakteren eintauchen. Diese reichen von liebenswert, skuril über fantastisch bis Respekt einflösend.
Mit neugierig machenden Überschriften, wie: "Mehr Raum für das Unmögliche", "In einem Buch verloren gehen" und über Weisheiten wie: "Die Schwierigkeiten fangen immer an, wenn man im falschen Größenverhältnis zu seinem Gespächspartner steht", "Büchermagie ist die einzige, die wir haben" hält die Autorin den Lesefluss anhaltend spannungsvoll hoch. Die überschaubaren Kapitel erstrecken sich über kurzweilige 356 Seiten.
Die liebevollen Äußerungen, verwoben in den mitreißenden Text zeigen, dass Bücher hier geliebt werden. Die fantastischen Illustrationen und die wundervolle Aufmachung von Pages & Co. runden dieses Leseerlebnis erfolgreich ab.
Fazit: Dieser Debüt-Roman und Band 1 von Pages & Co., eigentlich für Kinder ab 10-12 Jahren geschrieben, hat mich total in seinen Bann gezogen. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen. Obwohl ich nicht zur unmittelbaren Zielgruppe gehöre, ist Matilda un das Geheimnis der Buchwandler eines meiner Lesehighlights 2019! Ich hoffe auf eine baldige Übersetzung des 2. Teils von Pages & Co.!