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Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2018
Drei Grazien / Kostas Charitos Bd.11
Markaris, Petros

Drei Grazien / Kostas Charitos Bd.11


sehr gut

Endlich macht Kostas Charitos einmal Urlaub, mit seiner Frau geht es in die alte Heimat. Dort lernen sie drei Grazien kennen, Rentnerinnen mit viel Lebensfreude, zu denen sie den Kontakt auch noch halten, nachdem sie zurück in Athen sind. Dort erwartet Charitos jedoch einiges an Veränderungen: Sein Vorgesetzter geht in Rente und auch in seinem Team haben einige Wechsel stattgefunden. In dieser Situation muss er auch noch einen heiklen Mord aufklären: Ein Politiker, der früher an der Uni gelehrt hatte, wurde umgebracht. Ein Bekennerschreiben deutet auf einen organisierten kriminellen Hintergrund. Jetzt muss Kommissar Charitos sein neues Team schnell zusammenbringen, um diesen Fall aufzuklären.
Durch diesen Fall des Kommissars Kostas Charitos in Athen weht einiges an frischem Wind. Ein neuer Viziepolizeipräsident verändert das Klima im Kommissariat und der Weggang von Charitos Vertrautem Gikas fällt ebenfalls ins Gewicht. Diese neuen Konstellationen machen den Fall aber noch spannender und führen dazu, dass man als Leser wieder begeistert dabei ist, selbst wenn man schon zahlreiche Fälle kennt. Sein neues Team ist sehr interessant zusammengesetzt und ergänzt sich gut, auch wenn es natürlich anfänglich noch kleine Reibereien gibt. Der Kriminalfall ist äußerst spannend beschrieben und logisch aufgebaut, selbst wenn die Polizisten lange im Dunkeln tappen, wird es an keiner Stelle für den Leser langweilig. Die Auflösung ist dann am Schluss wirklich überraschend, was mir besonders gut gefallen hat, wurde der Leser doch genauso wieder Kommissar recht lange an der Nase herumgeführt.
Der Krimi „Drei Grazien“ von Petros Markaris überzeugt wie auch die bisherigen Fälle von Kommissar Kostas Charitos durch einen sehr mitreißenden Kriminalfall und ausgefallenes Personal, das einem sofort ans Herz wächst. Ein äußerst gelungener Krimi, hoffentlich geht es bald weiter in der Reihe um Kostas Charitos.

Bewertung vom 28.08.2018
In den Gassen von London / Arrowood Bd.1
Finlay, Mick

In den Gassen von London / Arrowood Bd.1


gut

Der berühmteste Detektiv seiner Zeit ist Sherlock Holmes, doch es gibt auch andere: Zum Beispiel Arrowood, der mit seinem Gehilfen Barnett die Fälle annimmt, die für Holmes nicht prestigeträchtig genug sind. So sollen sie auch für Miss Cousture, eine Französin, ihren verschwundenen Bruder suchen. Der arbeitete für Mr. Cream, einen stadtbekannten Kriminellen in dessen Restaurant. Doch Arrowood und Barnett finden schnell einige Ungereimtheiten in dieser Geschichte heraus und die Ermittlung entwickelt sich komplizierter als erwartet.
Arrowood ist als Gegenfigur zu Holmes konzipiert, nicht so erfolgreich, übergewichtig und ein wenig träge. Barnett ist sehr sympathisch, aber auch ein einfacher Mensch, doch er ist Arrowood oft eine große Hilfe. Vervollständigt wird das unterhaltsame Ensemble noch durch Arrowoods alleinstehende Schwester Ettie, die sich um die beiden Herren etwas kümmert und ihnen oft Feuer unter dem Hintern macht. Dieses Konstellation ist äußerst unterhaltsam und der Krimi ist auch stilistisch sehr gut zu lesen und flüssig geschrieben. Leider hapert es meiner Meinung nach ein wenig an einer stringenten und nachvollziehbaren Auflösung des Kriminalfalls. Sehr lange tappen alle im Dunkeln und plötzlich kommt am Schluss die große Auflösung. Zwar gibt es immer mal kleine Hinweise, für mich war der Fall allerdings doch etwas zu chaotisch und zu viele Figuren beteiligt, die dem Leser nur wenig und am Rande vorgestellt wurden. So habe ich das Buch zwar zügig durchgelesen, so richtig packen konnte es mich aber nicht.
Mit „Arrowood - In den Gassen von London“ hat Mick Finley eine spannende Krimi-Idee umgesetzt und einen einprägsamen Charakter geschaffen, beim Kriminalfall hat mir jedoch der rote Faden gefehlt, um die Spannung aufrecht zu erhalten.

Bewertung vom 24.08.2018
Ein Mann der Tat
Russo, Richard

Ein Mann der Tat


ausgezeichnet

Douglas Raymer ist Polizeichef des kleinen Städtchens North Bath, in dem normalerweise nicht viel passiert. Doch als das Memorial-Day-Wochenende beginnt, ist es plötzlich vorbei mit der wohlgeschätzten Ruhe. Bei der Beerdigung des Richters fällt jemand ist das Grab, eine Kobra entkommt und muss gejagt werden und überall bricht das Chaos aus. Das ist Raymer nicht gewohnt, plötzlich werden von ihm Entscheidungen verlangt – dabei ist doch auch er am Chaos beteiligt.
„Ein Mann der Tat“ ist ein wunderbarer Roman, der einen sofort mitnimmt in das Zentrum von North Bath. Die Geschichte wird aus der Sicht unterschiedlicher Personen erzählt, so hat man als Leser das unglaubliche Glück, eigentlich nichts von diesem chaotischen Wochenende zu verpassen. Die Figuren, die der Autor Richard Russo geschafft hat, sind alle sehr eigenwillige Persönlichkeiten, in den seltensten Fällen sympathisch, im besten Fall noch rechtschaffende Bürger, wenn auch etwas seltsam. Russo schickt diese beschauliche Kleinstadt in ein Wochenende, das alles vereint, was sonst vermutlich in mehreren Jahren passieren würde, aber was dennoch schlüssig ineinander greift. Als würde ein Zwischenfall den nächsten bedingen, werden offene Rechnungen beglichen, Streits geschlichtet und Feindschaften plötzlich offen ausgetragen. Über allem hängt ein Gewitter, die Spannung in der Luft ist mit den Händen zu greifen. Nur zu verständlich, dass der ein oder andere über die Stränge schlägt, auch Polizeichef Raymer fragt sich manchmal, was er eigentlich gerade tut. Was völlig chaotisch und abstrus klingt, sortiert Russo aber wieder zu einem flüssigen und sehr unterhaltsamen Roman, der einfach viel Freude macht beim Lesen. Man merkt ihm die Sympathie für seine Figuren an, auch wenn er sie auf seltsame Missionen schickt.
Richard Russo ist es mit „Ein Mann der Tat“ gelungen, einen völlig chaotischen Roman zu schreiben und dennoch die Fäden immer in der Hand zu halten, ein großartiges Buch, das viel Unterhaltung und auch viel zum Nachdenken mitbringt. Also liebe Leser, auf nach North Bath, auf eine spannende Reise.

Bewertung vom 23.08.2018
Miss Olivia und der Geschmack von Gin
Miller, Catherine

Miss Olivia und der Geschmack von Gin


sehr gut

Die schönste Beschäftigung, die es für Olivia gibt, ist den Tag an ihrer Strandhütte mit einem Gin Tonic ausklingen zu lassen. Schon ihr ganzes Leben ist sie auf der Suche nach der perfekten Mischung und will auch jetzt im hohen Alter nicht darauf verzichten. Als sie in eine Seniorenresidenz zieht, um sich endlich um nichts mehr kümmern zu müssen, landet sie jedoch unter der rigiden Herrschaft einer Hausmutter, die ihr ihre Freuden nehmen will. Gemeinsam mit zwei Freunden versucht sie, ihre Freiheit zu behalten – durch heimliche Fluchten aus der Seniorenresidenz und der Gründung des Ginhütten-Clubs. Ob die drei damit durchkommen werden?
Olivia und ihre Freunde Randy und Victoria sind wunderbare Persönlichkeiten und ihnen durch die Geschichte zu folgen macht viel Freude. Es wird viel spannender und auch krimineller als erwartet, die Story zieht einen schnell mit und man möchte Olivia immer weiter begleiten. Die Geschichte ist locker und leicht geschrieben und neben den Hauptfiguren gibt es viele Nebencharaktere, die ebenfalls sehr schön und mit viel Liebe beschrieben sind. Sie treiben die Handlung mit voran, so dass beim Lesen nie Langeweile aufkommt. Die Wendung am Schluss fand ich ein klein wenig abwegig, aber das kann man angesichts der vielen schönen Elemente gerne verzeihen.
„Miss Olivia und der Geschmack von Gin“ von Catherine Miller ist ein unterhaltsamer und äußerst kurzweiliger Roman über eine charmante ältere Dame, die keineswegs schon zum alten Eisen gehören will. Eine schöne Lektüre, nicht nur für Gin-Fans.

Bewertung vom 22.08.2018
Südschweden inkl. Stockholm Reiseführer, m. 1 Karte
Gorsemann, Sabine

Südschweden inkl. Stockholm Reiseführer, m. 1 Karte


ausgezeichnet

Vorweg sei gesagt: Dieser Reiseführer wurde wirklich auf Herz und Nieren getestet, denn zwei Wochen sind wir mit ihm als Begleiter kreuz und quer durch Südschweden und auch ein wenig darüber hinaus gereist. Dabei hat er uns großartige Dienste erwiesen!
Selbst sehr kleine Orte sind sehr gut erklärt, egal wo man gerade ist, man findet immer einen Hinweis, was man in der Nähe noch machen könnte. Oft haben wir uns erst morgens die Route für den Tag angeschaut und einfach dort angehalten, wo es uns laut Reiseführer gefallen könnte. Dabei haben wir viele tolle Ecken des Landes entdeckt, wie beispielsweise das Städtchen Örebro oder kleinen Ort Hjo, mit seinen Holzhäusern direkt am See. Sowohl die Campingplätze als auch Hotels und Bed and Breakfast waren immer zuverlässig beschrieben und so waren die Tipps eine große Hilfe. Auch in Malmö, Göteborg und Lund konnten wir uns auf den Reiseführer verlassen und gerade der Rundgang in Göteborg hat uns sehr gut gefallen, man hat in kürzester Zeit sehr viel von der Stadt gesehen.
Ich kann den Reiseführer „Südschweden“ von Sabine Gorsemann nur allen Reisenden ans Herz legen, er bietet wirklich eine Menge an Informationen und ist ein treuer Reisebegleiter. Uns hat lediglich gewundert, dass das überall angepriesene Wikingermuseum „Foteviken“ es gar nicht in den Reiseführer geschafft hat. Uns hat das Museumdorf, das von Laiendarstellern lebendig gemacht wird, sehr gut gefallen. Das könnte man gerne auch noch aufnehmen.

Bewertung vom 22.08.2018
Sind Tote immer leichenblass?
Tsokos, Michael

Sind Tote immer leichenblass?


schlecht

Was unterscheidet einen Rechtsmediziner vom Pathologen, muss man dafür eigentlich studieren und identifizieren Angehörige die Toten wirklich in Rechtsmedizin – oder Pathologie? Michael Tsokos begibt sich in seinem Buch auf die Spur aller Krimi-Mythen, denen der Zuschauer aufgesessen sein könnte.
Was an sich ganz unterhaltsam werden könnte, ist jedoch ein langweiliges und belehrendes Buch ohne Witz und Humor geworden. Statt amüsant daherzukommen, verkörpert Tsokos anscheinend die Wut eines seiner Meinung nach missverstandenen Berufszweiges und ergeht sich in Belehrungen und Erklärungen statt den Leser mit Anekdoten zu unterhalten und nebenbei das ein oder andere Missverständnis aufzuklären. Ich habe die Lektüre so leider als sehr langweilig empfunden, das Buch ist wenig unterhaltsam aufgemacht und ergeht sich zudem noch in sinnlosen Details.
Ich war von Michael Tsokos Buch „Sind Tote immer Leichenblass“ unglaublich enttäuscht, da ich den Autor schon einmal bei einer Veranstaltung erlebt hatte und er dort äußerst kurzweilig und unterhaltsam von seiner Arbeit berichtet hatte. Das hat es leider überhaupt nicht in das Buch geschafft, was schade ist. Eine Lektüre des Buches kann man keineswegs empfehlen, dann lieber noch einen Krimi im Fernsehen schauen – ganz egal, ob da jetzt alles ganz korrekt ist oder nicht.

Bewertung vom 17.08.2018
Deutsch, nicht dumpf
Dorn, Thea

Deutsch, nicht dumpf


ausgezeichnet

Wir müssen uns aktuell vielen Fragen stellen: Wie gehen wir mit den Migrationsbewegungen weltweit um, wie mit dem Erstarken einer neuen rechten Partei, die es sogar in den Bundestag geschafft hat? Wie nehmen wir Menschen mit, die sich abgehängt fühlen und geht es uns nicht eigentlich viel zu gut, um auf Deutschland zu schimpfen? Thea Dorn hat mit „Deutsch, nicht dumpf“ ein sehr vielschichtiges und komplexes Buch über die deutsche Geschichte, das Problem der Deutschen mit dem Patriotismus und die wichtige Unterscheidung von blindem Nationalismus und aufgeklärtem Patriotismus geschrieben.
Wichtig ist bei diesem Buch vor allem der Untertitel: „Ein Leitfaden für aufgeklärte Patrioten“, denn genau das versucht die Autorin- meiner Meinung nach äußerst erfolgreich – zu leisten. Sie arbeitet sich ab am Kultur- und Zivilisationsbegriff, der Debatte der Leitkultur, die politischen und historischen Elemente der deutschen Vergangenheit, den ruhmreichen ebenso wie der dunklen Zeit von Krieg und Vernichtung. Dabei lässt sie die Leser auf sehr klare und übersichtliche Art an ihren Gedanken teilhaben und zeigt Möglichkeiten und Probleme auf, mit denen wir uns unweigerlich auseinandersetzen müssen. Dabei verfällt sie glücklicherweise nicht der Gefahr, einfach auf der AfD rumzuhacken und den Grund für alle Probleme in der gefühlten Benachteiligung bestimmter Personengruppen zu suchen. Zwar macht sie sehr klar, dass sie die AfD und ihr verbundene Bewegungen für eine große Gefahr hält und deren Argumente für schwach und fadenscheinig, doch dies stets differenziert und fundiert. Man kann noch viel lernen aus der Lektüre von „Deutsch, nicht dumpf“ und sollte sich viele Gedanken, wenn schon nicht zu eigen machen, dann doch wenigstens mitnehmen in die täglichen Debatten und in Hinterkopf haben bei der täglichen Zeitungslektüre. Wir laufen Gefahr, den platten Nationalismus und der Abneigung gegen alles Fremde zu verfallen, wenn wir uns nicht einen aufgeklärten, wachen Patriotismus zu Eigen machen, der um seine Gefahren weiß und dennoch positiv daherkommt.
Thea Dorn hat mich mit ihrem Buch „Deutsch, nicht dumpf. Ein Leitfaden für aufgeklärte Patrioten“ mitgenommen auf eine spannende Reise durch deutsche Geschichte, Philosophie und Kultur, zu Problemen und Risiken ebenso wie zu Leistungen, auf die man ohne Zweifel auch heute noch stolz sein kann. Wem die Lektüre zu anstrengend erscheint, dem sei ein Satz der Autorin ans Herz gelegt: „Der Weg von „Fast News“ zu „Fake News“ ist verdammt kurz.“ (S.330). Darum ist es wichtig, sich mit diesem Buch auseinanderzusetzen.

Bewertung vom 16.08.2018
Jack
McCarten, Anthony

Jack


ausgezeichnet

Jack Kerouac war ein Held seiner Zeit, das Idol der Beatnics und hat mit „Unterwegs“ einen Kultroman und Literaturklassiker geschrieben. Dass er dafür das Leben seines Freundes ausschlachtete und ihn indirekt ins Gefängnis brachte, scheint einer der Gründe zu sein, die zu seinem Niedergang führten. Der Alkohol ließ ihn zusehends verfallen, er verkroch sich bei seiner Mutter. Doch als eine junge Literaturstudentin vor ihm steht, die nur den Traum hat, seine offizielle Biographie zu schreiben, lässt er sich davon mitziehen und taucht noch einmal ein die glänzende alte Zeit. Doch die Studentin scheint mehr Hintergedanken zu haben, als zunächst vermutet und reißt Jack mit in eine zerstörerische Geschichte.
Anthony McCarten mischt in seinem Roman „Jack“ fiktive und reale Elemente des Lebens von Jack Kerouac zu einem eindringlichen Roman, der einem als Leser einfach unter die Haut geht. Jacks Selbstzerstörung und das Spiel, das dabei noch mit ihm getrieben wird, lassen einen ebenso wenig kalt wie Jacks egoistisches und zerstörerisches Handeln seinem besten Freund Neal Cassidy gegenüber, den er zur Hauptfigur seines Romans „Unterwegs“ machte und so in eine Rolle drängte, die der echte Neal Cassidy nie spielen wollte. Konfrontiert mit der fiktiven Figur der Jan Weintraub, die in sein Leben eindringt und ihn aus seiner wohl eingerichteten Selbstzerstörung reißt, entsteht eine unglaubliche Spannung zwischen den Figuren, die einen als Leser fesselt und mitzieht in die Geschichte der Beatnic-Bewegung. Es ist die unglaubliche Mischung aus wahrem Leben und Imagination, die diesen Roman so besonders macht. Dabei ist der Stil von McCarten so pointiert und beschreibt in wenigen Worten eine Situation oder einen Ort so prägnant, dass man als Leser gemeinsam mit Kerouac auf dem Sofa sitzt oder mit Jan die Briefe liest, die Kerouac archiviert hat.
Mit „Jack“ hat Anthony McCarten mich uneingeschränkt überzeugt, er spielt mit den Erwartungen der Leser, verknüpft die wahre Biographie des Literaten Jack Kerouac mit fiktiven Figuren und Dialogen und schafft so eine Welt, die real und irreal zugleich zu sein scheint. Ein ganz besonderes Buch, das lange nachklingt und immer wieder die Frage aufwirft, wie ein Mensch sich selbst aushalten soll, wenn es eigentlich nicht mehr geht.

Bewertung vom 15.08.2018
Die Frauen der Familie Marquardt
Elias, Nora

Die Frauen der Familie Marquardt


ausgezeichnet

Caspar Marquardt ist erfolgreicher Kaufhausbesitzer und Vater dreier Töchter, die jede auf ihre Weise starke Persönlichkeiten sind. Doch es ist das Jahr 1908 und Frauen wird allgemein noch wenig zugetraut. Seine älteste Tochter Luisa arbeitet seit Jahren im Kaufhaus mit und sieht sich als Erbin des väterlichen Unternehmens. Doch sollte sie einmal heiraten, fällt alles automatisch an ihren Ehemann. Das ist Vater Caspar zu riskant und so nimmt er Kontakt zu seinem engsten männlichen Verwandten, Max Dornberg auf. Er soll das Kaufhaus erben, Luisa nur eine finanzielle Entschädigung erhalten. Das sorgt für reichlich Unruhe in der Familie Marquardt, und auch Matilde und Sophie, die anderen beiden Töchter, wollen sich nicht recht in die Rollen der braven Frauen fügen.
„Die Frauen der Familie Marquardt“ ist ein wunderbar geschriebener historischer Roman mit sehr starken Frauenfiguren. Anders als in anderen Romanen, in denen selbst die stärksten emanzipierten Frauen am Ende doch immer in die Arme eines rettenden Mannes sinken, lässt die Autorin Nora Elias ihre Protagonistinnen wirklich einen eigenen Weg finden. Das hat mir an diesem flüssig geschriebenen Roman, der einen in die wunderbare Welt der frühen Kaufhäuser entführt, besonders gut gefallen. Auch Vater Caspar ist sehr sympathisch und keineswegs ein reaktionärer Tyrann, aber die Geschichte lebt eindeutig von den Frauenfiguren. Das verspricht schon der Titel und das hält Elias auch problemlos durch. Dass Luise, Sophie und Matilde dabei völlig unterschiedlich sind und auch andere Ziele im Leben verfolgen, macht die Geschichte so beispielhaft für ihre Zeit und die Probleme, denen sich Frauen gegenüber standen. Und das geht noch weiter über die drei Schwestern hinaus, mit Caspars Freundin Olga, seiner Geliebten Elaine und Luises Freundin Dorothea sind auch die Nebenrollen mit vielen unterschiedlichen Charakteren besetzt, die alle auf ihre Art einen Platz im Leben suchen.
Nora Elias hat mit „Die Frauen der Familie Marquardt“ einen großartigen historischen Roman geschrieben, der sich in seiner Konsequenz in den Frauenfiguren wunderbar von klischeehaften historischen Liebesromanen abhebt. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, die Figuren sind mir ans Herz gewachsen und ihre Geschichten haben mich von Anfang bis Ende bewegt und mitgenommen.

Bewertung vom 13.08.2018
Spätsommerliebe / Maierhofen Bd.4
Durst-Benning, Petra

Spätsommerliebe / Maierhofen Bd.4


ausgezeichnet

Eigentlich läuft in Maierhofen gerade alles gut, glückliche Paare haben sich gefunden und das Dorf brummt mit seinen zahlreichen Projekten als „Genussdorf“. Doch über all der Arbeit drohen die Maierhofener ihr Privatleben zu vergessen und so knirscht es an mehr als einer Stelle. Gleichzeit reist Michelle nach Maierhofen, die Job und Freund hinter sich lässt, um endlich ihren Traum zu verwirklichen und Schriftstellerin zu werden. Und so findet sich wieder einiges zusammen und neue Geschichten aus Maierhofen entstehen.
„Spätsommerliebe“ ist der inzwischen vierte Band rund um das Dorf Maierhofen im Allgäu mit all seinen sympathischen Bewohnern. Petra Durst-Benning schafft es auch dieses Mal wieder eine locker-leichte Geschichte zu schreiben, in der man all seine geliebten Charaktere wiedertrifft und dennoch neue Elemente, Ideen und neue Figuren einzuflechten. Wie der Titel schon vermuten lässt ist „Spätsommerliebe“ das perfekte Buch für einen schönen Sommertag, um sich in der Handlung zu verlieren und sich wie Michelle auf eine Reise ins beschauliche Maierhofen zu machen. Der Stil der Autorin ist unterhaltsam und flüssig und so fliegt die Zeit dahin, während man sich mit dieser kurzweiligen Lektüre beschäftigt. Sehr schön finde ich auch dieses Mal wieder den Anhang mit vielen Rezeptideen aus dem Genussdorf, die von den Bewohnern während der Romanhandlung zubereitet werden. Egal ob das Brot von Magdalena oder Marmeladen und Getränke ihrer Tochter Jessy, es macht einfach alles Lust zum Nachmachen und Ausprobieren.
Petra Durst-Bennings neuer Roman „Spätsommerliebe“ der Maierhofen-Reihe hälft, was Titel und Cover versprechen: Ein leichter und unterhaltsamer Genuss für den Sommer, die perfekte Urlaubslektüre zum Entspannen.