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Benutzername: 
Glüxklaus
Wohnort: 
Franken

Bewertungen

Insgesamt 576 Bewertungen
Bewertung vom 27.05.2023
Ich bin ein bisschen schüchtern
Böhm, Anna

Ich bin ein bisschen schüchtern


ausgezeichnet

Auch Schüchternsein ist voll okay - einfühlsam erzählte, hübsch bebilderte Geschichte mit toller Botschaft

Als sich der neue Nachbar Bill bei Kätzchen Nora und ihren Freunden vorstellt, bekommt Nora erst einmal einen ziemlichen Schrecken. Bill hat nämlich eine sehr laute Stimme und ist ganz schön aufdringlich. Während die anderen mit Bill viel Spaß haben, traut sich Nora nicht mitzumachen und beobachtet die Situation lieber aus der Ferne. Auch Eddi geht es ähnlich. Doch dann vermisst Bill sein Banjo. Ob Nora helfen kann?

Anna Böhm erzählt gut verständlich und sehr lebendig. Die Geschichte lässt sich dank der klaren, kindgemäßen, natürlichen und authentischen Sprache leicht und flüssig vorlesen. Viel wörtliche Rede sorgt dabei für Abwechslung. Bills Redebeiträge sind oft in Großbuchstaben und Sprechblasen gedruckt. So ist klar zu sehen, dass er etwas lauter und mit Temperament spricht.
Absolut gelungen sind die niedlichen, bunten, großen Bilder, die teils in Collagentechnik gestaltet sind. Die verschiedenen Figuren haben ausdrucksstarke und drollige Gesichtsausdrücke. Einige Elemente der Motive sind Fotos, aber erst nach genauem Hinsehen als solche zu erkennen. Auf den detaillierten Illustrationen gibt es sehr viel zu entdecken. Die Geschichte richtet sich an Kinder ab vier Jahren zum Vorlesen.

In das schüchterne Kätzchen Nora können sich zurückhaltende Kinder sicher gut hineinversetzen. Nora fühlt sich vom lauten, selbstbewussten Bill erstmal überfahren. Sie mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen, findet dann keine Worte für das, was sie empfindet und ausdrücken möchte. Doch dafür beobachtet Nora sehr genau und bekommt Dinge mit, die anderen entgehen. Während Schäfli und Maus Pauli keine Probleme mit Bills forscher Art haben, zieht sich Esel Eddi auch erst einmal zurück.
In Noras bunter Wohngemeinschaft tummeln sich ganz verschiedene Charaktere. Sie alle reagieren unterschiedlich, ergänzen sich aber prima und harmonieren gut miteinander. In dieser WG lässt es sich sicher wohlfühlen.

Selbstbewusstes Auftreten und „sich gut verkaufen zu können“ wird in unserer extrovertierten Gesellschaft immer wichtiger. Autorin Anna Böhm zeigt mit ihrer Geschichte feinfühlig und kindgemäß, dass aber auch ruhige, schüchterne Menschen unschätzbare Qualitäten besitzen. Sie brauchen eben häufig ein bisschen Zeit, bis sie sich öffnen. Im Umgang mit schüchternen Menschen lohnt es sich unbedingt, Geduld zu haben, denn ihre Stärken entfalten sich oft erst später. Nicht jeder muss schließlich ein Draufgänger oder eine „Rampensau“ sein.
„Ich bin ein bisschen schüchtern“ ist ein liebevoll illustriertes, einfühlsames, warmherziges Bilderbuch mit wichtiger Botschaft für alle schüchternen und weniger schüchternen Kinder, das gegenseitiges Verständnis für unterschiedliche Eigenschaften und Verhaltensweisen anbahnt.

Bewertung vom 24.05.2023
Kühe kuscheln
Berge, Joar

Kühe kuscheln


sehr gut

Von Träumen, Neuanfängen, der Freundschaft zu Kühen und vom Ankommen

„Hier zu sein, fühlte sich für mich an, wie anzukommen. Ankommen in einem Leben, dessen Tempo und Getriebenheit runterfahren und zur Ruhe kommen durften.“

Schon als Kind fühlt Joar Berge eine besondere Verbindung zu den Kühen auf dem Nachbarbauernhof im Odenwald. Doch Joar verlässt die Provinz, arbeitet als IT-Manager. Sein Weg führt ihn zunächst in die nahegelegene Stadt Mannheim, später nach Köln, Berlin und an die Côte d’Azur. Seinen Traum, eines Tages selbst Kühe zu halten, verliert er nie aus den Augen. Schließlich macht er Nägel mit Köpfen, geht nach Deutschland zurück und rettet die Kühe Dagi und Emma, die er zunächst auf einem kleinen Aussiedlerhof unter Pferden unterbringt. Und Dagi uns Emma sind erst der Anfang. Gemeinsam mit Freunden gründet Joar einen Lebenshof für Tiere.

Joar Berge schreibt gut verständlich mit viel Gefühl, Leidenschaft und Ruhe von seiner Berufung in der ersten Person. Die besondere Art, wie der Autor Tiere betrachtet, die wichtige Bedeutung der Tiere für ihn wird dabei immer wieder deutlich: „Ich fühle Vertrauen, Liebe, Geborgenheit und auch Sicherheit durch die Tiere.“ Im Mittelteil des Buchs finden sich einige Farbfotos zunächst vom Großstadtleben des Autors, später von Tieren und Menschen auf dem Bauernhof, die Joar Berges Geschichte entsprechend bebildern und dem Leser eine konkrete Vorstellung vom Leben des Autors und seinem Traum geben.

Joar Berge geht es wohl wie vielen von uns. Er führt in unserer schnelllebigen Zeit ein Leben auf der Überholspur mit Hektik und Stress, doch das erfüllt ihn nicht. Er schmiedet einen verrückten Plan, Kühe zu halten, doch nicht als Nutztiere:„ Ich wusste zu dieser Zeit bereits, dass meine zukünftigen Kühe einen Stellenwert in meinem Leben einnehmen würden, der derartige Konzepte ausschloss.“ Joar Berge möchte „Kühe kuscheln“. Die Beziehung des Autors zu den Kühen zeichnet sich durch tiefes Verständnis und Respekt aus.

Beeindruckend, wie Joar Berge seinen Traum, der anfangs weder realistisch noch vernünftig scheint, verwirklicht. Beharrlich hält er daran fest, gibt nicht auf. Es war wunderbar zu lesen, wie Joar schließlich das gelingt, wonach sich viele sehnen: anzukommen. Auch wenn mir manche Passagen etwas zu „spirituell“, ja fast ein bisschen kitschig waren, empfinde ich großen Respekt vor Joar Berges Leistung, der für seine Tiere alles gibt. Der schöne Leitgedanke „Ein Tier zu retten, verändert nicht die ganze Welt, aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier“ durchzieht das gesamte Buch und lässt die traditionelle Nutztierhaltung in Frage stellen. Berges Erlebnisse rührten mich. „Kühe kuscheln“ ist die richtige Lektüre für alle Träumer, Kuh- und Tierfreunde.

Bewertung vom 24.05.2023
Das Geheimnis der Schokomagie / Schokomagie Bd.1
Allnoch, Mareike

Das Geheimnis der Schokomagie / Schokomagie Bd.1


gut

Magie, Paris, erste, süße Liebe und eine stellenweise recht plumpe Handlung

Dass die vierzehnjährige Mia wie ihre verstorbene Großmutter eine Duftseherin ist, kommt für sie ziemlich plötzlich, als sie eines Tages beim Duft von Schokolade eine Zukunftsvision hat. Doch es bleibt Mia wenig Zeit, sich an ihre Gabe zu gewöhnen, denn für sie und ihre beste Freundin Liz steht ein Schüleraustausch in Paris an. Dort wartet eine weitere Überraschung auf Mia. Ihr Austausschüler entpuppt sich als Louis, der Sohn des französischen Präsidenten. Louis sorgt bei Mia für Schmetterlinge im Bauch. Zudem duftet es in Paris überall nach Schokolade und es ist für Mia eine große Herausforderung, da einen klaren Kopf zu bewahren. Als der französische Präsident in Gefahr gerät, möchte Mia unbedingt eingreifen, doch die fiesen Widersacher sind mit allen Wassern gewaschen….

Mareike Allnoch schreibt in der ersten Person aus Mias Sicht. Die Geschichte liest sich leicht, flüssig und gut verständlich. Teilweise sind französische Sätze in den Text eingeflochten, die sich aber aus dem Zusammenhang ergeben. Authentisch wirkt die Sprache auf mich allerdings nicht, kommt es mir doch eher so vor, als erzähle eine ältere Frau als ein junges Mädchen. Die Kapitel haben individuelle, witzige Überschriften, die die Handlung knapp zusammenfassen wie „Einmal Fettnäpfchen zum Mitnehmen bitte!“. Am Ende des Buchs finden sich noch als süße Dreingabe Schokoladenrezepte zum Nachmachen, die im Buch eine Rolle spielen.
Das Buch richtet sich an Kinder ab zehn Jahren.

Mia muss mit ihrem neuentdeckten Talent erst noch klarkommen. Sie wird nett und sympathisch, doch ein wenig zu glatt und unkompliziert dargestellt, immerhin befindet sie sich ja mitten in der Pubertät. Auch ihre beste Freundin Liz wirkt mir ein bisschen zu selbstbewusst. Beide Figuren ruhen zu sehr in sich, was bei Mädchen dieses Alters doch eher ungewöhnlich ist. Überhaupt ist die Figurenkonstellation recht schwarz-weiß. In Paris werden sie mit bösen und teils zickigen Gegnern konfrontiert, die sehr überzogen und undifferenziert dargestellt werden.

Ob Mia den Präsidenten mit Hilfe ihrer magischen Fähigkeit beschützen kann? Und wie entwickelt sich das Verhältnis zu Austauschschüler Louis, den Mia so süß findet?
Stellenweise habe ich das Buch durchaus gerne gelesen, mochte die Grundidee, aber gerade das Ende empfand ich doch als sehr übertrieben und klischeehaft. Freilich darf es in einem Kinderbuch märchenhaft, phantastisch und unrealistisch zugehen. Die Handlung war mir persönlich allerdings zu sehr an den Haaren herbeigezogen und zu einfach gestrickt. Ich bin sicher, dass jüngere Mädchen nicht so kritisch sind und die zauberhafte Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und erste Liebe mehr schätzen, für mich wurde das Potential der durchaus soliden Grundidee allerdings nicht ausgeschöpft.

Bewertung vom 21.05.2023
Kleine und große Wunder der Natur
Dawnay, Gabby

Kleine und große Wunder der Natur


gut

Naturwunder in hübsch bebilderte Geschichten verpackt - gute Grundidee, nicht ganz ansprechende Umsetzung

Die Natur ist voller Wunder. „Kleine und große Wunder der Natur“ stellt einige davon in Vorlesegeschichten vor: „Das Geheimnis der Pilze“, „Das Internet des Waldes“, „Das Lied der Hirsche“, „Der Flug der Stare“, „Die magische Verwandlung der Frösche“, „Das 7-Jahres-Festmahl des Hirschkäfers“, „Der Tanz der Honigbiene“, „Das kleine graue Kaninchen und die grüne Maschine“, „Die Motte und der Mond“. Am Ende jeder Geschichte finden sich Seiten, die das Sachwissen zum Thema noch einmal näher und zusammenfassend erläutern.

Die Vorlesegeschichten sind in „schöner“, sanfter Sprache verfasst, mit wohlklingenden Worten, teils sind die Sätze fast poetisch formuliert. Auf die die eigentliche Zielgruppe mag das allerdings manchmal etwas zu abgehoben und künstlich wirken. Die Texte der Seiten zum Sachwissen präsentieren sich da wesentlich anschaulicher, direkter und klarer verständlich.
Die tollen Illustrationen sprechen Kinder sicher mehr an als die Texte. Sie sind harmonisch, farbenfroh und mit Liebe zum Detail gestaltet. Die Tiere haben niedliche Gesichter, diese Bilder schaut man einfach gerne an, auch wenn sie doch sehr viele Elemente enthalten und nicht immer hundertprozentig übersichtlich sind. Überhaupt besticht das Buch durch eine hochwertige, schöne Aufmachung. Die goldig-schimmernden Elemente auf dem Cover fallen sofort ins Auge. Der Einband wirkt recht robust.
Das Vorlesebuch richtet sich an Kinder ab vier Jahren.

Die Natur ist einfach zauberhaft, bietet so viel zu sehen, zu entdecken und zu erfahren. Vor allem die Sachbuchseiten des Buchs sind äußerst interessant und informativ.
Mit den Vorlesegeschichten konnten meine Kinder allerdings wenig anfangen, sie fanden sie leider wenig greifbar und stellenweise etwas langweilig. Auch wenn sich die Geschichten ohne Zweifel schön vorlesen lassen, haben sie meine kleinen persönlichen Zuhörer einfach nicht angesprochen. Grundsätzlich eine prima Idee, Wissen über die Natur in Geschichten zu vermitteln. Für diesen Zweck sollten die Texte aber dann etwas konkreter und motivierender sein. Bestimmt gibt es allerdings Kinder, die einen Sinn für solche Art von Geschichten haben und sich von diesem Buch zu einem Waldspaziergang mit offenen Augen inspirieren lassen. Ich kann für die durchaus gute Grundidee und die hübsche Gestaltung leider nur drei von fünf Sternen vergeben.

Bewertung vom 15.05.2023
Falsches Spiel und Eis am Stiel / Die Geisterkicker Bd.2
Kaiblinger, Sonja

Falsches Spiel und Eis am Stiel / Die Geisterkicker Bd.2


ausgezeichnet

Geisterhafter, unterhaltsamer und turbulenter Fußballspaß mit sehr witzigen Figuren

Für Jan und seine Geisterkicker läuft es eigentlich rund. Mit viel Glück und ein bisschen geisterhafter Magie gewinnen sie das Achtelfinale der Juniorenmeisterschaft und stehen nun im Viertelfinale. Und nicht nur das: Der neue, recht gewöhnungsbedürftige Sponsor spendiert den Kickern eine Fahrt ins Trainingslager nach Italien. Leider ist die Begleitung des dubiosen Lorenzo Bussoni, der sich selbst zum Co-Trainer ernennt, obligatorisch. Natürlich wollen sich Fußballgeist Toni Torwartschreck und sein bester Freund-Feind Bernd diese Reise nicht entgehen lassen und kommen heimlich mit. Vielleicht findet sich auf der Reise ja sogar Tonis vermisster verfluchter Fußballschuh?

Sonja Kaiblinger schreibt witzig und kindgemäß in Ich-Form aus Jans Sicht in Gegenwart. Viel wörtliche Rede gestaltet den Text lebendig. Die Geschichte ist aufgrund eines größeren Zeilenabstand gut lesbar, einige Sätze sind in blau und Großbuchstaben gedruckt, was äußerlich für Abwechslung sorgt. Besonders motivierend sind die reichlichen lustigen und bunten Comiczeichnungen von „der Anton“. Ein schönes Extra stellen die Geisterkickersticker zum Sammeln auf der letzten Seite dar.
Das Buch richtet sich an Kinder ab acht Jahren.

In Hauptfigur Jan können sich die kleinen Leser sicher gut hineinversetzen. Er ist neugierig, abenteuerlustig und sehr sympathisch. Bestimmt würden viele Kinder sofort mit Jan tauschen und hätten auch gerne solch unterhaltsame Geisterfreunde, mit denen es nie langweilig wird. Die liebenswerten Kabbeleien zwischen Bernd und Toni sind immer wieder amüsant zu lesen. Die beiden bekommen in Italien geisterhafte Verstärkung der besonderen Art. Während Trainerin Frau Krupp nach außen hin etwas ruppig wirkt, hat sie aber doch das Herz am rechten Fleck. Ganz im Gegensatz zum neuen schmierigen Co-Trainer Lorenzo Bussoni, der dunkle Geheimnisse zu hüten scheint und Toni merkwürdig bekannt vorkommt. Insgesamt eine bunte, interessante Figurentruppe, die Unterhaltung garantiert.

Ob das Trainingslager effektiv wird? Klärt sich Tonis Fluch auf? Und was hat Bussoni zu verbergen?
„Die Geisterkicker- Falsches Spiel und Eis am Stiel“ ist ein witziges, turbulentes, etwas anderes Fußballabenteuer mit originellen Figuren und Gespenstermagie. Ein großer Lesespaß für alle, die Fußball- und Geistergeschichten mit Humor und Phantasie mögen, auch Lesemuffel werden sich durch das Thema und die lustigen Bilder motivieren lassen. Die liebenswerten Charaktere werden den Lesern bestimmt gleich ans Herz wachsen. Noch besser kann man der Geschichte folgen, wenn man auch den Vorgänger kennt.

Bewertung vom 15.05.2023
Das Regenbogen-Einhorn / Sternenschweif Bd.75
Chapman, Linda

Das Regenbogen-Einhorn / Sternenschweif Bd.75


gut

Mädchenhaft glitzerndes Freundschaftsabenteuer in einer magischen Welt

Dass Lauras graues Pony Sternenschweif auch eine andere Seite hat, darf keiner wissen. Wenn Laura den richtigen Zauberspruch aufsagt, verwandelt es sich in ein Einhorn. Mit Sternenschweif erlebt Laura im phantastischen Arkadia magische Abenteuer.
Laura freut sich schon sehr auf ihren nächsten Aufenthalt in Arkadia. Doch diesmal steht er unter keinem guten Stern. Irgendwas stimmt nicht, die Bewohner Arkadias streiten vermehrt. Eigentlich müsste das Regenbogeneinhorn für Versöhnung und Harmonie sorgen, doch das taucht nicht auf. Laura und Sternenschweif machen sich auf die Suche nach dem Regenbogeneinhorn. Ob sie es finden und die gute Stimmung nach Arkadia zurückbringen?

Die Geschichte ist in einfachen, klaren, kindgemäßen Sätzen formuliert. Dabei ist die Schrift groß gedruckt, der weite Zeilenabstand macht sie auch für Leseanfänger gut lesbar. Viele pastellig-bunte, mädchenhaft-süße Bilder sorgen für Abwechslung und Motivation. Die Geschichte richtet sich an Kinder, bevorzugt an Mädchen ab sieben Jahren.

Viele kleine Mädchen träumen davon, auf dem Rücken eines Einhorns eine märchenhafte Welt zu entdecken. Für Hauptfigur Laura wird dieser Traum Wirklichkeit. Mit ihr können sich die Leserinnen bestimmt gut identifizieren. Laura gibt nicht auf und glaubt an Wunder, was sie ihre Ziele oft erreichen lässt. In Arkadia trifft Laura auf viele phantastische, zauberhafte Wesen, die die Geschichte vielfältig und abwechslungsreich gestalten: Einhörner, Elfen oder Trolle. Natürlich wird es da nicht langweilig.

Ob Laura und Sternenschweif die Freundschaft und Harmonie nach Arkadia zurückbringen? Die beiden erleben ein besonderes, traumhaftes Abenteuer und lassen sich dabei auch durch Tiefschläge nicht entmutigen. Ihre starke Freundschaft hilft ihnen.
Bestimmt trifft die Geschichte den Geschmack von vielen kleinen Mädchen, die durch das spezielle Setting zum Lesen angeregt werden. Mir persönlich ist die Rahmenhandlung allerdings zu klischeehaft und kitschig, zu „rosa“. Das mag jedoch mein persönlicher Geschmack sein. Ich kann das Buch dennoch allen Erstleserinnen, die Einhörner, Pferde und Glitzerwelten mögen, empfehlen.

Bewertung vom 14.05.2023
Bergfreundinnen
Schlosser, Antonia;Kestler, Katharina;Heudorfer, Katharina

Bergfreundinnen


sehr gut

Die Berge aus Frauensicht

Schon immer üben Berge eine magische Anziehung auf die Menschen aus. Auch die „Bergfreundinnen“ Katharina Kestler, Antonia Schlosser und Katharina Heudorfer verbindet eine besondere Leidenschaft für die Berge. Ihr Buch „Vom Gipfelglück und anderen Abenteuer“ befasst sich mit einer speziell weiblichen Sicht auf die Berge. Da geht es in acht Kapiteln um Anfänge, vor allem um Neuanfänge, um Selbsteinschätzung der eigenen Kraft und Leistungsfähigkeit, um Angst, um Bergerlebnisse mit Kindern, um Bergsport mit der Periode, um Identität und Klischees, aber auch um Gefahren und den Tod. Im vorletzten Kapitel stellen die Autorinnen ihre recht anspruchsvollen Lieblingstouren vor, zum Wandern, Mountainbiken oder Tourenskigehen. Am Ende werden die sieben Bergsportarten Wandern, Klettersteig gehen, Bouldern und Klettern, Hochtouren, Skitouren, Mountainbiken und Gleitschirmfliegen in kurzen Steckbriefen präsentiert.
Die Autorinnen berichten von ihren eigenen Erfahrungen, treffen aber auch andere Frauen zum Interview wie Jacqueline Fritz, die mit einem Bein zum Wandern und Bergsteigen kam oder Gela Allmann, die einen Sturz 800 m in die Tiefe überlebte, und führen mit ihnen interessante Gespräche.

Die Texte lesen sich angenehm leicht und sind unkompliziert und gut verständlich formuliert. Im Mittelteil finden sich einige Farbfotos von den Autorinnen oder ihren Interviewpartnerinnen, die durch kurze Bildunterschriften näher erklärt werden.
Das Buch berührt inhaltlich viele verschiedene Themen und Aspekte rund um die Berge. Die Berge bedeuten Abenteuer, Überwindung, Angst, Gefahr und Glück. In den Bergen sind wir mit existenziellen Fragen des Lebens konfrontiert, mit Höhen und Tiefen, mit Extremen. Das wird in vielen Kapiteln wiederholt deutlich. Berge markieren Anfänge und Abschiede, können für Gemeinsamkeit und Einsamkeit stehen, Berge fordern uns mental und körperlich heraus, bringen uns an die Grenzen. In den Bergen unterwegs lernen wir viel über uns selbst.
Obwohl ich sonst eigentlich nur Romane lese, hat mir dieser Ausflug in die Berge sehr gut gefallen, hat in mir Sehnsucht nach diesem einzigartigen, unbeschreiblichen „Berggefühl“ geweckt. Ich habe nach dem Lesen des Buchs große Lust, die Berge einmal wieder selbst zu erleben, mich anzustrengen, an meine Grenzen zu gehen, ein Ziel vor Augen zu haben, einen Gipfel zu besteigen. Auch wenn ich kein Adrenalinjunkie bin, kann ich gut nachvollziehen, wovon die Autorinnen, die teilweise Extremsport betreiben, schreiben, kann verstehen, was sie umtreibt. Ein interessantes, informatives, motivierendes, vielseitiges Buch für alle Frauen, die die Berge lieben, für Bergfreundinnen eben.

Bewertung vom 11.05.2023
Die Hühner sind los! / Chaoskrümel & Nervensäge Bd.1
Nopola, Tiina;Nopola, Sinikka

Die Hühner sind los! / Chaoskrümel & Nervensäge Bd.1


sehr gut

Witziges Ferienabenteuer daheim mit originellen, liebenswerten Figuren, drolligen Bilden und viel Charme

Voll unfair! Die Sommerferien sind da, Bennis große Schwester Tilda darf ins Federballferiencamp. Und Benni muss zu Hause bleiben. Doch dann quartiert sich bei Benni Anita, ein ganz besonderer Feriengast, ein. Mit Anita wird es nicht langweilig, auch wenn sie Flügel und einen Schnabel hat. Denn Anita ist schließlich das klügste Huhn der Welt.

Das Buch ist in kindgemäßer, witziger und lebendiger Sprache geschrieben. Viele komisch-absurde Dialoge machen die Geschichte besonders abwechslungsreich und unterhaltsam zu lesen. Sally Savolainens drollige, bunte Illustrationen passen wunderbar zur Geschichte, die netten, ausdrucksstarken Bilder sorgen für viel Spaß.
Zum Vorlesen eignet sich das Buch für Kinder ab fünf Jahren, aber auch ältere Kinder ab sieben, acht Jahren hören sicher noch gerne zu oder lesen die Geschichte selber.

Benni hat es faustdick hinter den Ohren. Sie ist lebhaft, einfallsreich und aufgeweckt, hat einen starken Willen und kann auch mal eine ganz schöne Diva sein. Benni ist eine niedliche und auch ziemlich realistische Figur, in der sich jüngere Kinder sicher wiederfinden können. Ihre ältere Schwester Tilda ist nicht ganz so frech wie Benni, hat aber auch ihre liebenswerten Macken und viel Temperament.
Auch die anderen Figuren wirken sympathisch, die Schwestern Pfannkuch, die die besten Torten backen, oder die äußerlich so ungleichen Polizisten Plautzberger und Pliervogel. Und dann gibt es natürlich noch Anita, die immer gut für eine besondere Show ist.

„Chaoskrümel und Nervensäge die Hühner sind los“ spricht Themen an, die den kleinen Lesern sicher auch bekannt sein dürften: Geschwisterliebe- und -rivalität, das Gefühl der Jüngeren, für manches noch zu klein zu sein oder Einsamkeit und Langeweile. Das alles wird auf liebenswerte Art und ganz natürlich und selbstverständlich in die Handlung eingeflochten. Herausgekommen ist dabei eine witzige, turbulente, charmante Vorlesegeschichte mit viel Herz und hinreißend netten Hauptfiguren. Die beiden finnischen Autorinnen machen schön deutlich, dass der Alltag für ein Kind ganz schnell zum Abenteuer werden kann, auch in den Ferien daheim. Ihre liebenswerten Figuren muss man einfach mögen. Auf die Fortsetzung sind wir in der Familie schon sehr gespannt.

Bewertung vom 02.05.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


sehr gut

Eine persönliche und gesellschaftliche Tragödie - schonungsloses Sittenbild einer modernen Gesellschaft

Die beiden befreundeten österreichischen Ehepaare Binder und Strobl-Martinek verbringen einen gemeinsamen Urlaub in einem Ferienhaus mit Pool in der Toskana. Die vierzehnjährige Sophie-Luise, Tochter von Elisa Strobl-Martinek und ihrem Mann Oskar, wird von ihrer Schulfreundin Aayanna begleitet, die mit ihrer Familie aus Somalia geflüchtet ist. Aayanna kann nicht schwimmen und es kommt zu einem tragischen Unfall, der nicht nur Elisa, die für die Grünen im Landrat sitzt, zum Verhängnis wird.

Daniel Glattauer nimmt als Erzähler mehrere Perspektiven ein, spielt mit der Sprache und schreibt auf ganz verschiedene Arten, mal sachlich, mal persönlich, mal ironisch, analysiert aber immer messerscharf. So formuliert der Autor beispielsweise Zeitungsberichte, Interviews oder Leserkommentare aus dem Internet, gibt Dialoge vor Gericht wieder oder schildert, was Sophie-Luise oder Elise erleben, teilweise liest sich das durch den bewussten Gebrauch des Präsens wie ein Drehbuch. Dem Autor gelingt es beeindruckend präzise, seine Sprache der jeweiligen Textform anzupassen.

Die Figurenkonstellation ist so abwechslungsreich wie Glattauers Sprache. Da sind zunächst die Mitglieder der privilegierten Familien Binder und Martinek, allen voran natürlich Elisa Strobl-Martinek die ihren Lebenssinn in einer politischen Karriere sucht, hohe Ansprüche an sich selbst und ihre Außenwirkung hat und der ihr eigener Ruf und geliebt zu werden viel wichtiger ist als Wahrheit und Moral. Tochter Sophie-Luise bewegt sich bevorzugt in digitalen Sphären und flüchtet immer mehr aus der Realität, denn in der „echten“ Welt fühlt sie sich doch nur alleine und unverstanden. Die dargestellten Beziehungen zwischen den österreichischen Protagonisten scheinen allesamt kompliziert und konfliktbehaftet, obwohl es den Charakteren in materieller Hinsicht an nichts mangelt.
Sehr interessante, wenn auch etwas überzeichnete Figuren sind die beiden Anwälte Johann Wilenitsch und Oliver Steinpichler, die gegensätzlicher in ihrem Auftreten nicht sein könnten.
Und dann gibt es natürlich noch die somalische Flüchtingsfamilie Hussien Ahmed deren Problem im Vergleich zu den der österreichischen Ehepaare wirklich existenziell und echt sind, die aber selbst kaum zu Wort kommen.

Meisterhaft bringt Daniel Glattauer auf den Punkt, wie eine verkommene, dekadente Gesellschaft mit einer realen, erschütternden Tragödie umgeht. Die im Buch dargestellten Reaktionen sprechen Bände. Da strotzen die Kommentare aus dem Internet vor Empörung, einfach um der Empörung Willen, während die eigentlichen Opfer in den Hintergrund geraten. Es geht nicht um die Tragödie selbst, denn die Menschen, die wirklich darunter leiden, sind ja fremd: „Die spürst du nicht“, sondern darum, feststehende Meinungen zu äußern und damit Recht zu behalten. Scheinheiligkeit, Doppelmoral oder Gutmenschentum, das sich rasch als Lüge entpuppt, zeichnen so manche dargestellte Reaktionen auf die Katastrophe aus. Viele, die zu Wort kommen, interessieren sich dabei nur für die eigene Wahrheit und Interpretation, ohne über den Tellerrand zu blicken. Am Ende glimmt dennoch ein kleiner Hoffnungsschimmer auf.
Für mich ein lesenswerter, schonungsloser, oft nachdenklich und beschämend stimmender Roman, der den Fokus auf diejenigen richtet, die zu oft übersehen werden.

Bewertung vom 28.04.2023
Stürmisch unterwegs / Tori Twister Bd.1
Pfeiffer, Marikka

Stürmisch unterwegs / Tori Twister Bd.1


sehr gut

Wenn das Wetter verrückt spielt - turbulentes Ferienabenteuer mit tatkräftiger kleiner Heldin

„Jeder schimpft über das Wetter, aber keiner tut etwas dagegen.“ (Mark Twain)

Tori Twister liebt es, die Ferien gemeinsam mit ihren Geschwistern bei ihrer Oma Winda zu verbringen. Oma ist eine berühmte Wetterköchin und Tori assistiert ihr gerne in in ihrem Wetterlabor. Doch in diesen Ferien ist alles anders: In Omas Wohnort Mittendrin herrscht eine eine kaum erträgliche Hitze und dann erfasst Oma Winda ein Tornado und sie wird gegen einen Baum geschleudert. Von dem Zusammenstoß trägt sie nicht nur eine riesige Beule auf dem Kopf davon, sondern ist danach auch noch völlig verwirrt und erkennt ihre Enkelkinder nicht mehr. Die Twister-Kinder sind damit erstmal auf sich allein gestellt. Tori möchte dringend herausfinden, warum das Wetter in Mittendrin so verrückt spielt. Vielleicht kann sie ja etwas dagegen tun? Doch dafür muss sie selbstständig in Omas Wetterküche experimentieren. Ob das gutgeht?

Marikka Pfeiffer schreibt kindgemäß, gut verständlich, humorvoll und lebendig mit viel wörtlicher Rede. Die sprachliche Kreativität der Autorin zeigt sich z.B. in der Namensgebung ihrer Figuren, so heißen die Twister-Geschwister Tori als Abkürzung von Tornada, Bö und Sunna und Oma mit vollem Namen Windagard. Offensichtlich, dass das Wetter in dieser Familie eine besondere Rolle spielt.
Das Buch ist reichlich bebildert. Sarina Jödicke hat charakteristische, ausdrucksstarke witzige schwarz-weiß-grau Illustrationen zur Geschichte gezeichnet, die teilweise ganze Doppelseiten umfassen. Die Bilder passen perfekt zur Handlung und motivieren.
Das Buch richtet sich an Kinder ab acht Jahren, zum Vorlesen ist es auch schon für jüngere Kinder geeignet.

Tori Twister ist eine sympathische, zupackende, mutige kleine Heldin. Sie weiß, was sie will, hat immer viele Ideen. Aufgeben ist für sie keine Option. Lieber geht sie beherzt Probleme an. In Tori können sich Kinder sicher prima hineinversetzen. Auch Bö, der gerne surft, und Sunna mit ihrer Leidenschaft fürs Lesen sind nette Charaktere.
Und dann gibt es natürlich noch die berühmteste Wetterköchin aller Zeiten, Oma Winda, die gerade außer Gefecht gesetzt und nicht ganz sie selbst ist, ihren gutmütigen besten Freund Bertie, auf den sie sich immer verlassen kann, und Jonte, der mit seinen Eltern in Mittendrin Urlaub macht und anfangs auf Tori nicht sehr freundlich wirkt.

Was ist da nur los in Mittendrin? Wird Tori das Wetter wieder unter Kontrolle bringen? Und wird Oma Winda wieder gesund?
Tori Twister ist wie der Buchtitel verspricht „stürmisch unterwegs“ und erlebt ein ganz besonderes, buntes, turbulentes, phantastisches und aufregendes Abenteuer. Nebenbei erfahren die Leser noch wissenswerte, spannende Fakten über das Wetter, z.B. dass es Drohnen gibt, die Hagelwolken zum Abregnen bringen. Am Ende sind unter der Überschrift „Toris kleine Wetterkunde“ verschiedene Wolkenarten aufgeführt, manche mit einem kleinem Augenzwinkern.
Uns hat Tori mit ihrer warmherzigen, patenten Art überzeugt. Ein Buch für alle, die sich für das Wetter interessieren und unterhaltsame, mitreißende Geschichten mögen.