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Glüxklaus
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 609 Bewertungen
Bewertung vom 30.09.2023
Der Sternenmond / Keeper of the Lost Cities Bd.9
Messenger, Shannon

Der Sternenmond / Keeper of the Lost Cities Bd.9


sehr gut

Auf der Suche nach „Sternenmond“ - packende Fortsetzung mit viel Gefühlswirrwarr

Sophie möchte unbedingt erfahren, was es mit dem geheimnisvollen „Sternenmond“ auf sich hat. Schließlich scheint „Sternenmond“ für Lady Giselas perfiden, zerstörerischen Plan sehr wichtig zu sein. Währenddessen machen die Neverseen Sophie ein unerwartetes Angebot. Doch kann man ihnen trauen? Außerdem sucht Sophie nach Keefe, der sich, nachdem seine Mutter ein folgenschweres Experiment an ihm durchgeführt hat, versteckt hält, um sich an seine neuen Fähigkeiten zu gewöhnen. Keefes Verschwinden lässt Sophie über ihre Gefühle nachdenken. Doch die Zeit drängt, Lady Gisela und die Neverseen holen sicher bald zum nächsten und womöglich letzten Schlag aus…

Die Geschichte liest sich flüssig und ist altersgemäß und gut verständlich geschrieben. Immer wieder blitzt der spezielle Humor der Autorin auf, der oft zum Schmunzeln bringt. Wer alle Bücher der Serie kennt, wird sicher nicht mehr über spezielle elfentypische Begriffe wie „Verwahrer“ oder „Psiniopathie“ stolpern. Diese werden im Laufe der Handlung erklärt. Das bunte Cover ist denen der Vorgänger nachempfunden und lässt das Buch sofort als Teil der Reihe erkennen.
Das Buch richtet sich an Leserinnen und Leser ab elf, zwölf Jahren.

Auch diesmal erfährt man wieder viel Neues über die einzelnen Figuren. Sophie gewinnt immer mehr an Selbstbewusstsein und Entschlusskraft, ist sie sich doch mittlerweile bewusst über die wichtige Rolle, die sie in der Elfenwelt spielt. Beherzt nimmt sie ihre Herausforderungen an, doch hat sie dabei mit ihren Gefühlen zu kämpfen. Auch Keefe ist mit vielfältigen Gefühlen konfrontiert. Er ist ein sehr interessanter Charakter, der mit seinen neuen Talenten, seinem neuen Ich, erst noch klar kommen muss. Dass seine Mutter Gisela die Welt der Elfen, wie sie bisher war, zerstören will, hat Keefe immer noch nicht richtig verwunden. Gisela ist mit allen Wassern gewaschen und verbirgt viele Geheimnisse, von denen das ein oder andere nun gelüftet wird. Neben Sophies ganz unterschiedlichen Freunden steht ihr diesmal anfangs auch Keefes Leibwächterin, die Ogerprinzessin Ro, zur Seite. Sie hat eine unvergleichlich unterhaltsame, direkte Art, die immer wieder für witzige Szenen sorgt. Einige Figuren wie der immer verlässliche Dex wachsen einem immer mehr ans Herz. Fast kommt es einem dabei vor, als treffe man in den Büchern seine eigenen Freunde, so gut kennt man sie mittlerweile schon.
Die Figurenkonstellation wird definitiv mit jedem Band, in dem sich die Charaktere noch deutlicher entfalten, faszinierender und vielfältiger.

Ob Sophie herausfindet, worum es sich bei „Sternenmond“ handelt? Insgesamt geht es im neuesten Band der Serie etwas ruhiger zu. Bewusst lässt die Autorin mehr Raum für eine tiefere Entwicklung der Figuren und ihre Beziehungen untereinander. Die Handlung ist diesmal etwas klarer und weniger kompliziert. Dafür nehmen die Gefühle der Figuren eine wichtige Rolle ein, was definitiv auch spannend ist. Natürlich endet das Buch wieder mit einem fulminanten, unerwarteten Cliffhanger, der die Fortsetzung kaum erwarten lässt. „Sternenmond“ ist ein Mustread für alle Fans. Eine gelungene, diesmal nicht ganz so actionreiche, aber dafür emotionsgeladene Fortsetzung mit vielen faszinierenden Figuren und einem interessanten Setting.

Bewertung vom 30.09.2023
Mein schrecklich schönes Leben
Smale, Holly

Mein schrecklich schönes Leben


sehr gut

Mittels Zeitreisen zum perfekten Leben? Origineller Roman mit sperriger Hauptfigur

Cassandra erlebt einen absoluten Albtraumtag. Sie wird von ihrem Freund Will abserviert, von ihrem Chef in der PR-Agentur gefeuert und außerdem von ihren Mitbewohnern eindringlich gebeten, aus ihrer WG auszuziehen. Doch plötzlich findet sie sich im Gestern wieder und erlebt den vergangenen Vorabend, bevor Will die Beziehung zu ihr beendet, noch einmal, nur um am nächsten Morgen wieder verlassen zu werden. Cassandra stellt überraschend fest, dass sie in die Vergangenheit reisen kann und entdeckt dadurch völlig neue Möglichkeiten. Sie kann das Geschehene ändern, Entscheidungen anders treffen und nun alles besser machen. Ob sie es schafft, ihr Wunschleben zu leben und Will zu halten?

Die Geschichte wird aus Cassandras Sicht in der ersten Person Gegenwart erzählt. Der Schreibstil ist recht flüssig, direkt und sehr humorvoll. Über ihre amüsante Art, Dinge auf den Punkt zu bringen, lernen die Leser die doch recht eigenwillige Hauptfigur Cassandra näher kennen. Wiederholt schiebt Cassandra auch Urteile anderer über sich selbst in den Text ein, die sich auf das aktuelle Geschehen beziehen und es kommentieren wie „Cassandra kann ganz schön neurotisch und obsessiv sein.“
Außerdem wird im Roman die Genderschreibweise mit Sternchen verwendet, was ich vorher in einem Roman so noch nicht gelesen habe, was aber zu Kassandras spezieller Persönlichkeit und ihrem Hang, alles zu ordnen und kategorisieren, durchaus passt. Dass die Handlung zwar eigentlich chronologisch verläuft, dann aber durch Cassandras Zeitreisen wieder in die Vergangenheit zurückkehrt, ist manchmal etwas verwirrend.

Cassandra ist nicht wie andere. Sie hat stark autistische Züge, nimmt ihre Mitmenschen anders wahr, hat Schwierigkeiten, Emotionen zu erkennen, weiß oft nicht, welches Verhalten angebracht ist, lehnt manche Dinge vehement ab und reagiert dann oft extrem, z.B. wenn Bananenmuffins, die sie so liebt und jeden Tag isst, ausverkauft sind. Cassandra ist die „Königin des Aufgliederns“, kategorisiert die Welt, braucht feste Strukturen und ihre eigene Ordnung, die teilweise in Zwänge ausarten. So trägt sie an den jeweiligen Wochentagen immer die gleiche Kleidung. Cassandra hat aufgrund ihrer Eigenarten Schwierigkeiten, mit ihren Mitmenschen auszukommen. Ihre Beziehungen dauern daher nie länger als vier Monate, echte Freunde hat sie keine. Cassandras Persönlichkeit ist sehr interessant und bietet viel Potential, schließlich gerät sie immer wieder in ungewöhnliche, herausfordernde Situationen. Aber ihre extremen Verhaltensweisen sind mitunter auch schwer nachzuvollziehen und gingen mir beim Lesen teilweise ziemlich auf die Nerven.

Die Idee, immer wieder in die Vergangenheit zu reisen, um alles perfekt zu gestalten, ist ziemlich reizvoll. Sehr witzig zum Beispiel, dass Cassandra den ersten Sex mit Will in Dauerschlaufe erlebt, weil immer irgendein Detail verbesserungswürdig ist. Klar, dass sie dabei selbst auch mal den Überblick über wirklich Erlebtes und von ihr „gelöschte“ Situationen verliert und vergisst, was wirklich war. Dadurch kommt es zu vielen komischen Szenen. Cassandra erkennt: „Ich reise nicht durch die Zeit, um meine getroffenen Entscheidungen oder Fehler rückgängig zu machen. Ich versuche, mich selbst rückgängig zu machen.“ Doch ganz behutsam findet sie durch die Zeitreisen auch zu sich selbst, beginnt sich selbst mit all ihren Stärken und Schwächen zu akzeptieren. Diese Entwicklung gefiel mir.
Cassandra hegt eine besondere Leidenschaft für die griechischen Mythologie, erklärt auch für die Leser die Bezüge aus der antiken Welt zur ihrer Realität. So fühlt sie sich häufig als Seherin, die nicht akzeptiert wird, bis klar wird: „Mein Schicksal wird nicht von der Zeit bestimmt oder von Sand oder Sternen oder Wandteppichen oder Spinnennetzen, und das wurde es auch nie. „Ich bin Cassandra: Die Zukunft lag schon immer in mir selbst.“
Das Buch hat mich durchgehend gut unterhalten. Dass aber eine entscheidende Figur und ein recht zentrales Problem erst gegen Ende auftauchen, finde ich nicht ganz stimmig. Auch wird nicht erklärt, wie genau Cassandra ihre Zeitreisen möglich macht. Dennoch hat mich das überraschende Ende, das für Cassandras Entwicklung spricht, überzeugt. Insgesamt ein kurzweiliger Roman mit tiefergehender, positiver Botschaft und unbequemer, herausfordernder Hauptfigur, die aber dennoch genauso sein muss, wie sie ist.

Bewertung vom 30.09.2023
Das Glück der Geschichtensammlerin (eBook, ePUB)
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin (eBook, ePUB)


gut

Von erzählten und unerzählten Geschichten

„Ich glaube, in ihren Geschichten findet man das Beste, was Menschen sein können“

Janice arbeitet als Putzfrau und dringt als solche tief in die Leben ihrer Kunden ein. Da ihre Mitmenschen schnell Vertrauen zu Janice fassen und sich gerne mit ihr unterhalten, sammelt Janice Geschichten wie andere Leute Briefmarken und bezeichnet sich selbst auch als „Geschichtensammlerin“. Eine eigene Geschichte hat Janice nicht, behauptet sie. Doch als sie an eine neue, etwas schwierige Kundin gerät, die eine ganz besondere Geschichte auf Lager hat, wird offensichtlich, dass auch in Janice eine Geschichte steckt….

Die Handlung wird von einem allwissenden Erzähler in der dritten Person Gegenwart geschildert. Nach kurzer Zeit hatte ich mich an den besonderen, einerseits direkten und klaren, aber dennoch auch etwas distanzierten Schreibstil gewöhnt.

Janice hat ein festes Bild von sich, dem allerdings nicht alle Bekannten gleichermaßen zustimmen würden: „Sie hätte gerne unmissverständlich klargestellt, dass sie hier die Geschichtensammlerin ist. Dass sie fremde Geschichten zusammenträgt, weil sie selbst keine hat. Das möchte sie laut herausschreien, um die leise Stimme in ihr drin zu übertönen, die hinzufügen möchte: „Zumindest keine, die ich ihnen jemals erzählen würde.“
Janice ist besonders aufmerksam allen anderen gegenüber, vernachlässigt aber oft sich selbst. Ihre neue Kundin Mrs. B., die sich alles andere als sanftmütig und sympathisch gibt, sich vielmehr eher widerborstig und willensstark zeigt, weckt in Janice allerdings etwas, das lange verborgen war, den Blick auf das eigene Leben. Und dann treten noch ein Hund und ein Busfahrer auf den Plan…

Wirklich jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen. Und alle Geschichten verdienen es auch, erzählt und gehört zu werden. Das ist die so einfache wie wichtige Botschaft des Romans „Das Glück der Geschichtensammlerin“.
Janice, die sich für die, die ihr wichtig sind, engagiert einsetzt und immer da ist, wenn sie gebraucht wird, ist eine bemerkenswerte Protagonistin. Sie hat Angst vor ihrer eigenen Geschichte, gleichzeitig ist sie aber wie jeder zwangsläufig Teil einer Geschichte. Eine schöne Vorstellung, dass Janice als Geschichtensammlerin ihren Mitmenschen so viel Wertschätzung entgegenbringt.
Manche Figuren wurden mir allerdings zu einseitig, klischeehaft, ja fast lieblos dargestellt. Hätten diese nicht vielleicht auch eine etwas komplexere, weniger platte Geschichte zu erzählen? Sicher gibt es Gründe, warum sie sich verhalten, wie sie sich verhalten…
Manche Aspekte der Handlung kamen mir zudem etwas „aufgeblasen“ und pathetisch vor. Das Wort „Geschichte“ wird im Roman so inflationär gebraucht, dass es auf mich schon etwas penetrant wirkt. Letztendlich sind Geschichten, wie sie Janice sieht, schließlich auch Schicksale, Erlebnisse und Erinnerungen, die uns prägen.
Trotz dieser Kritikpunkte habe ich den Roman über weite Strecken gerne gelesen. Das Buch stimmt zuversichtlich und sorgt garantiert für gute Laune. Vielleicht müssten wir alle, wie Janice einfach ein bisschen intensiver zuhören und uns mehr für andere interessieren, denn Beziehungen mit anderen bereichern das Leben sicher um einige schöne Geschichten. Wer Romane wie „Der Buchspazierer“ mochte, wird auch Freude an diesem Buch haben.

Bewertung vom 28.09.2023
Genial normal
Sutcliffe, William

Genial normal


sehr gut

Allein unter Ausnahmetalenten? Humorvolle Suche nach dem eigenen Platz im Leben

„Tja, und genau deshalb musst du ein neues Ich aus dir machen. Du kannst nicht nur herumsitzen und darauf warten, dass das Leben dir einfach passiert - du musst es dir packen.“

Sam ist 15 und fühlt sich absolut wohl in seiner mittelmäßigen, bequemen Durchschnittlichkeit. Doch dann kommt sein Vater überraschend zu viel Geld, weil er sein Start-up-Unternehmen verkauft und die Familie zieht in einen hipen Londoner Vorort. Sam und seine Geschwister besuchen von nun an die „Nord-London-Akademie für Begabte und Talentierte”, eine Elite-Schule für künstlerisch interessierte und hochbegabte Kinder. Sams neue Mitschüler wollen alle große Schauspieler, Musiker oder andere bedeutende Künstler werden. Für Sam, der einfach nur normal sein möchte, stellt das eine große Herausforderung dar. Plötzlich soll er sich nämlich auch selbstverwirklichen und aus der Masse der Begabten herausstechen. Und das auch noch als Schauspieler auf der Theaterbühne. Ob das gutgehen kann?

Die Handlung wird aus Sams Sicht in der ersten Person Vergangenheit geschildert. Sam erzählt direkt, klar, authentisch, gut verständlich und mit viel Humor. Immer wieder stellt er Fragen an sich und diskutiert dann mit sich selbst, was den Schreibstil abwechslungsreich und lebendig gestaltet.
Das Buch richtet sich an Kinder ab zwölf Jahren, aber hauptsächlich auch an Teenager in Sams Alter.

Mit Sam, der eben kein Supertalent, sondern ein völlig „normaler“ Junge ist, der gerne im Hintergrund bleibt, können sich die Leserinnen und Leser sicher gut identifizieren. Sam hat wie viele Teenager mit verschiedensten Gefühlen und Herausforderungen zu kämpfen: In der neuen Schule wird er nicht akzeptiert, er fühlt sich oft völlig allein, traut sich selbst nichts zu und verliebt sich wenig aussichtsreich. Außerdem gibt es immer wieder Kommunikationsschwierigkeiten mit seinen Eltern. Aber nicht nur Sam hat Probleme. Auch seine Mutter ist noch nicht sicher, was sie eigentlich erfüllt und Sams älterer Bruder Ethan traut sich nicht, er selbst zu sein, aus Angst, von anderen abgelehnt zu werden.

Sams Suche nach seiner Rolle im Leben wird hier nachvollziehbar, unterhaltsam und mit viel Sinn für Humor, aber auch Tiefgang beschrieben. Sehr originell sind Sams Selbstgespräche, in denen er sich selbst immer wieder widerspricht oder auch die einfallsreichen imaginären Unterhaltungen, wie die zwischen optimistischer Gehirnhälfte, pessimistischer Gehirnhälfte und bestem Stück. Das Buch greift einige soziale Klischees auf, die aber manchmal nur scheinbar erfüllt werden. Sam gibt seine Bequemlichkeit auf, verlässt seine Komfortzone und erkennt seinen Stärken, auch wenn diese vielleicht keine wahren „Supertalente“ sein mögen. Letztendlich ist eben jeder auf seine Art „genial normal“, genau wie der Titel verspricht. Eine wunderbar positive Botschaft, die die Geschichte sehr anschaulich vermittelt.
„Genial normal“ ist ein Buch für alle, die manchmal nicht restlos von ihren eigenen Fähigkeiten überzeugt sind und sich durchaus auch mal alleine fühlen. Sam- und nicht nur der - ist mit Euch!

Bewertung vom 26.09.2023
Die Superkartoffel - Das Mini-Zeitportal
Laperla, Artur

Die Superkartoffel - Das Mini-Zeitportal


sehr gut

Eine Zeitreise und mutierte Tiere - neue, witzig-schräge Herausforderung für den kleinen Helden mit Stärke

Früher rettete die Superkartoffel als Supermax die Welt, doch seit sie von Doktor Megafies Kartoffelstrahler in eine Kartoffel verwandelt wurde, tut sie es in Gemüsegestalt. Mittlerweile hat Superkartoffel sich eigentlich an ihr neues Ich gewöhnt. Doch als Wissenschaftler ein Mini-Zeitportal entwickeln und Superkartoffel vorschlagen, in die Vergangenheit zu reisen, um Doktor Megafies daran zu hindern, den Kartoffelstrahler zum Einsatz zu bringen, willigt sie doch ein und tritt die Reise an.
Im zweiten Abenteuer kämpf Superkartoffel gegen ein mutiertes Riesenhuhn und gerät dabei in die Fänge von Mieshild Megafies, die eine Armee von fliegenden Affen und dazu ein Schoßhündchen befehligt. Sie möchte Superkartoffel am liebsten verspeisen. Doch da hat sie die Rechnung ohne Superkartoffel gemacht.

Das Buch enthält zwei Abenteuer der Superkartoffel: „Das Mini-Zeitportal“ und „Die Rache von Mieshild Megafies“. Beide Geschichten umfassen etwas mehr als 50 Seiten. Sie werden als Comic erzählt, jede Seite zeigt bis zu vier bunte Bilder, die die Handlung szenisch darstellen. Das Geschehen wird über die Dialoge in Sprechblasen weiterentwickelt, zudem sind oft oberhalb der Bilder erklärende kurze Text eingefügt. Die Bilder sind originell und auf das Wesentliche reduziert, sehr klar, ohne viele Details gezeichnet und daher gut zu erkennen. Dabei sind die Farben nicht immer harmonisch Ton in Ton gehalten, manchmal wirken sie auch recht knallig und fallen auf.
Die Texte sind knapp und gut verständlich formuliert und sehr humorvoll. Durch die oft etwas größere Schriftgröße sind sie auch für Leseanfänger gut zu lesen. Das Buch richtet sich an Kinder ab acht Jahren.

Eine Kartoffel als Superheld der etwas anderen Art. Früher als Supermax unterwegs, muss Superkartoffel sich nun als lebendiges Gemüse ganz besonderen Herausforderungen stellen. Dabei bekommt sie es mit verschiedenen, oberfiesen Bösewichten oder mutierten Wesen zu tun, die auch nicht gerade alltäglich sind. Und wie es sich für echte Superhelden gehört, muss schon auch schon ein- oder zweimal eine Dame in Not gerettet werden. Herrlich schräge Charaktere bilden hier eine amüsante, komische Figurentruppe.

Erneut beweist die Superkartoffel in zwei bunten, verrückten, phantasievollen, gefährlichen und spannenden Abenteuern ihre besonderen Fähigkeiten. Wer schräge, kurzweilige, originelle Comics für die schnelle Unterhaltung und Stimmungssteigerung zwischendurch mag, sollte unbedingt Superkartoffel kennenlernen. Da in den Geschichten immer wieder knapp das Geschehen aus dem ersten Band zusammengefasst wird, lässt sich dieser Band auch ohne Kenntnis des Vorgängers lesen. Gesamturteil: Daumen hoch für Superkartoffel!

Bewertung vom 26.09.2023
MENSCH!
Schädlich, Susan;Stang, Michael

MENSCH!


sehr gut

Bunte, unterhaltsame Zeitreise durch die Evolution - kindgemäß und ansprechend aufbereitet

Sachbücher müssen absolut nicht trocken und langweilig sein. Das beweist das Buch „Mensch! - Eine Zeitreise durch unsere Evolution“ sehr anschaulich.
Die elfjährige Tali reist darin durch die Zeit in ganz unterschiedliche Epochen, um Gäste für die Geburtstagsfeier ihrer Großmutter anzuwerben. Die hat sich nämlich eine Geburtstagsfeier mit allen Verwandten gewünscht. Unterwegs erfährt Tali ganz viele erstaunliche, interessante Fakten über die Evolution und die Entwicklung der Menschen.

Die Rahmengeschichte wird als Comic erzählt. Zwischendrin werden zudem viele bebilderte Sachwissenseiten geboten, die bestimmte Aspekte und Entwicklungen zu verschiedenen einzelnen Themen innerhalb der Geschichte genauer erklären. Die Comicseiten bestehen aus bis zu zehn deutlich erkennbaren und lebendigen Bildern. Die Farben sind dabei eher gedeckt, die gezeichneten Figuren sehen drollig und ansprechend aus. Bei der Aufmachung der Sachbuchseiten fällt zunächst die Farbwahl ins Auge. Sie sind überwiegend grau und blau und im Gegensatz dazu als starken Kontrast grellgelb gehalten. Wichtige Texte werden manchmal zum Beispiel gelb hervorgehoben. Immer wieder finden sich auf den Doppelseiten unten auch schmale Zeitleisten, auf denen die Zeit von vor 7 Mio Jahren bis heute markiert ist und alle bis dahin im Buch vorkommenden Menschenarten entsprechend eingeordnet werden. Die Sachwissenseiten sind sehr vielfältig, zeigen ganz unterschiedliche bildliche Darstellungen von Steckbriefen bis Landkarten über Abbildungen von Ausgrabungen, Skeletten oder DNA. Mitunter sind die Seiten so voll gepackt und umfangreich - gerade wenn Comic und bebilderte Sachtexte gleichzeitig abgedruckt sind - dass nicht ganz klar ist, womit man sich als Leser zuerst beschäftigen soll. Mein fast zehnjähriger Sohn fühlte sich dadurch noch überfordert und verlor so gelegentlich den Überblick. Die Texte sind im Allgemeinen verständlich und kindgemäß formuliert. Manche Sätze wie die stark verkürzte Erklärung von bestimmten Vorgängen finde ich allerdings etwas zu vereinfacht und unklar ausgedrückt. Auch dass im Buch konsequent der unpräzise und nicht immer ganz passende Begriff „Forschende“ verwendet wird, finde ich gerade für ein Sachbuch nicht optimal gelöst. Das Buch richtet sich an Kinder ab zehn Jahren

Tali reist 7 Mio Jahre zurück und trifft all die berühmten Personen, von denen wir durch Funde sicher wissen, wie den Toumaï, Lucy oder den Neanderthaler, den alten Mann von La Chapelle. Dabei werden zahlreiche spannende Fragen beantwortet, z.B.: Seit wann gibt es Zweibeiner? Wie haben Menschen damals gelebt? Welche Wege legten sie zurück und wo waren sie verbreitet? Welche Werkzeuge benutzten sie? Wie entwickelten sie sich weiter? Welche konkreten Gegenstände wurden gefunden und was lässt sich daraus ableiten?
Dass es zu bestimmten Zeiten mehrere Menschenarten gleichzeitig gab, fand ich z.B. einen sehr interessanten Fakt, der hier anschaulich dargestellt wird.
„Mensch!“ ist insgesamt eine ansprechende, motivierende Mischung aus Sachbuch und Graphic Novel. Das Buch lädt Kinder ein, sich näher mit der Evolution zu beschäftigen. Auch wenn ich die Farbgestaltung, zum Beispiel auf dem Vorsatzpapier nicht ganz gelungen finde - durch das grelle Gelb sind nicht alle Bilder gut zu erkennen- und manche Kleinigkeiten wie bestimmte Formulierung oder die Anordnung von Themen für mich nicht hundertprozentig überzeugend sind, kann ich das Buch allen, die sich für Geschichte und Biologie interessieren und denen normale Sachbücher zu trocken sind, auf jeden Fall empfehlen.

Bewertung vom 15.09.2023
Montag / Worst Week Ever Bd.1
Cosgrove, Matt;Amores, Eva

Montag / Worst Week Ever Bd.1


sehr gut

Wenn der erste Schultag an der neuen Schule zum bisher schlimmsten Tag deines Lebens wird…

Justin Chase hat ein mulmiges Gefühl. Nachdem seine Mutter einen Vampir geheiratet hat, wohnt er von nun an bei seinem Vater, einem Klempner. Heute steht der erste Tag in der neuen Schule an und noch weiß Justin nicht, dass ihm die schlimmste Woche seines Lebens bevorsteht. Er erlebt im wahrsten Sinne des Wortes den „beschissensten“ Montag seines Lebens. Eine zu kleine Schuluniform, die öffentliche Fahrt in einem Klomobil und die Bekanntschaft mit einem fiesen Mobber sind dabei leider erst der Anfang. Der Tag hält noch unzählige weitere Peinlichkeiten für Justin bereit…

Die Geschichte wird als Comicroman aus Justins Sicht erzählt. Auf jeder Seite finden sich viele Schwarzweißbilder und dazu Justins Erklärungen und Beschreibungen. Die Bilder sind sehr witzig und motivierend gestaltet und klar und deutlich zu erkennen. Justin wendet sich in den kindgemäßen, erfrischend Texten direkt an seine Leser. So entwickeln die Leser einen Bezug zur Hauptfigur, die einen ganz eigenen, trockenen Humor hat. Running Gags sind seine kreativen Aufzählungen und die treffenden, amüsanten Vergleiche sowie Zeichnungen von sehr niedlichen Tieren zur Überbrückung der Handlung, wenn es zu peinlich wird.
Das Buch richtet sich an Kinder ab neun Jahren.

Mit Justin, der von einer Peinlichkeit in die nächste stolpert, können sich Kinder sicher gut identifizieren. Justin ist ein sympathischer Zwölfjähriger mit viel Humor, der aktuell leider vom Pech verfolgt wird. Schon dass er denselben Namen wie ein bekannter Popstar trägt, mit ihm aber sonst rein gar nichts gemein hat, ist eine schlechte Ausgangsposition. Dass sein Vater als Klempner arbeitet und mit einem für alle unübersehbaren Riesenklo durch die Gegend fährt, macht es auch nicht leichter für Justin. Mit seiner Oma hat Justin allerdings Glück. Sie kann wirklich alles häkeln kann, was es gibt, sogar Badehosen. Und dann gibt es noch die neue Nachbarin Mia, die es anders als Mobber Marvin vielleicht sogar gut mit Justin meinen könnte….

Es ist sicher nicht übertrieben zu behaupten, dass Justin den schlimmsten Montag aller Zeiten erlebt. Es warten unzählige böse Überraschungen auf ihn, ein Tag voller Peinlichkeiten mit zahlreichen absurden, verrückten, schrägen und vor allem irre komischen Momenten. Freilich kann Justin einem dabei nur leid tun. Was er mitmacht, wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Aber dennoch kann man über die Art, wie Justin mit seinem Unglück umgeht und wie er davon erzählt, einfach nicht anders als lachen. Schließlich ist gewiss, dass der Tag auch irgendwann ein Ende findet. Wenngleich sich die Handlung für mich etwas zu oft um das Verdauungssystem und Fäkalien dreht, kann ich das erfrischend witzige, schräg-verrückte Comicbuch mit dem skurrilen Figuren nur weiterempfehlen und bin neugierig auf Justins schlimmen Dienstag.

Bewertung vom 05.09.2023
Das Beste kommt zum Kuss
James, Molly

Das Beste kommt zum Kuss


sehr gut

Wenn der Anfang schon das Ende verrät - witzige, turbulente Liebeslesekomödie mit sympathisch-chaotischer Hauptfigur

„Ich bin auch nur ein Mädchen, das auf einem Bett liegt und einen Jungen fragt, ob er ihm eine Matratze verkaufen will“

Amy hat eine besondere Gabe, die zwar durchaus hilfreich sein kann, aber insgesamt doch mehr Fluch als Segen ist: Wenn sie jemanden das erste Mal küsst, blickt sie in die Zukunft und kann erkennen, wie eine mögliche Beziehung mit dem Geküssten aussehen würde. Bisher hatte sie noch keine vielversprechende Vision und ist daher nicht sehr zuversichtlich, was ihr Liebesglück betrifft. Doch auf der Hochzeit ihrer Freunde ändert sich das. Nachdem sie reichlich dem Alkohol zugesprochen hat, küsst sie in einer Nacht drei verschiedene Männer und tatsächlich sieht sie dabei ein Happy-End. Leider kann sie sich am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnern, wen sie genau geküsst hat. Eine aufregende, turbulente Suche nach dem Einen beginnt…

Molly James erzählt aus Amys Sicht in der erste Person Gegenwart. Das tut sie unkompliziert, authentisch, flüssig und mit viel Humor. Durch den erfrischende Schreibstil fand ich rasch einen Bezug zur Hauptfigur. Amy richtet sich mitunter auch erklärend an ihre Leser, ohne diese direkt anzusprechen. So gelingt es ohne Schwierigkeiten, sich in Amy hineinzuversetzen.

Amy ist eine nette, sympathische, aber auch etwas chaotische Protagonistin. So hat sie zum Beispiel immer wieder Probleme, passend gekleidet zu Terminen zu erscheinen. Dass Amy Scheu davor hat, Männer näher kennenzulernen, ist mehr als verständlich. Selbstverständlich möchte sie negative Erfahrungen vermeiden, was ihre besondere Gabe ja möglich macht. Aber ist es auf Dauer wirklich besser, keine Erfahrungen zu sammeln und immer auf Nummer Sicher zu gehen, um nicht verletzt zu werden?
Amy hat einen engen, festen Freundeskreis, der zusammenhält und auf den sie sich verlassen kann. Einige ihrer Freunde wie die exzentrischen Geschwister Jay und May werden allerdings ziemlich klischeehaft dargestellt.

Schon beim ersten Kuss die potentielle gemeinsame Zukunft sehen zu können, ist natürlich eine ganz besondere Fähigkeit und für mich auch eine ziemlich beunruhigende Vorstellung. Das ist allerdings auch genau der Stoff, aus dem romantische Komödien gemacht werden. Mir hat die charmante, originelle Grundidee gefallen und ich habe Amy gerne bei der Suche nach ihrem Happy End begleitet. „Das Beste kommt zum Kuss“ ist eine turbulente, schräge, witzige, nette, wenn auch etwas vorhersehbare Leseliebeskomödie, die sicher auch prima als Verfilmung funktionieren würde. Wer leichte, lustige Liebesromane mit viel Zuckerguss mag, liegt mit diesem Buch genau richtig.

Bewertung vom 26.08.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


gut

Eine Liebe mit Hindernissen - melancholischer Liebesroman mit Schwächen

Will und die Zwillinge Josh und Rosie besuchen das Abschlussjahr der Schule, als sie einander näher kennenlernen. Zunächst freunden sich Josh und Will an. Dann tritt Rosie auf den Plan, die Will vom ersten Moment an fasziniert. Auch Rosie fühlt sich sofort zu Will hingezogen. Dabei könnten Will und Rosie unterschiedlicher nicht sein: Rosie ist pflichtbewusst, hält sich an alle Regeln und möchte alle Erwartungen an sie erfüllen. Will hingegen kümmert sich nicht darum, was andere denken, gibt sich nach außen hin als draufgängerischer „Bad Boy“. Nach einem schicksalhaften Erlebnis bleiben Will und Rosie für immer verbunden. Doch sie können einfach nicht miteinander, aber auch nicht ohne den anderen. Ob sie dennoch einen gemeinsamen Weg finden?

Claire Daverley erzählt in klarer, schlichter und anschaulicher Sprache in der Gegenwart, nimmt abwechselnd Wills und Rosies Perspektive ein und schildert deren Geschichte chronologisch.

Während Rosie die Schule liebt, gerne einen Plan hat und alles unter Kontrolle hat, lebt Will eher in den Tag hinein, liebt den Rausch und die Geschwindigkeit. Er hat keine konkrete Vorstellung von seiner Zukunft und recht wenig Ehrgeiz. Offensichtlich ist Will der falsche Umgang für Rosie, findet z.B. Rosies Mutter, die hohe Erwartungen an ihre Tochter hat. Rosies eigene Ansichten und Wünsche sind hingegen nicht immer offensichtlich, was vermutlich auch Teil des Problems ist, lebt sie doch das Leben, das andere für sie vorsehen, und verliert sich selbst dabei aus den Augen. Will wächst mit Schwester Amber bei seiner weisen, verständnisvollen Großmutter auf. Die beiden stellen die wenigen Konstanten in seinem Leben dar.

Rosies und Wills Liebe scheint zum Scheitern verurteilt. Immer, wenn es bei den beiden gut läuft, kommt das Leben dazwischen. Zudem stehen sie sich immer wieder auch selbst im Weg. Nicht alle Probleme von Will und Rosie konnte ich nachvollziehen, mir war das ständige Hin und Her der beiden doch etwas zu viel. Überhaupt kamen mir die etwas hölzernen Hauptfiguren nicht wirklich nahe, ich lernte sie nicht intensiv kennen. Vieles, was sie prägt, bleibt im Unklaren. Die Hintergründe, warum sich die Charaktere so entwickeln, wie sie es tun, werden für mich nicht hinreichend geklärt. Zudem werden viele ernste Themen wie Kontrollzwang, Depressionen oder Selbstmordabsichten zwar angedeutet, aber dann nicht tiefer behandelt. Die Grundstimmung, die Atmosphäre des Buchs ist keine positive, immer schwingt etwas Negatives, Trauriges mit.
An sich hat mir die Grundidee des Buches, die Geschichte eines sehr ungleichen und dennoch untrennbar miteinander verbundenen Paares, gut gefallen, doch konnte mich die Umsetzung nicht ganz überzeugen. Ich vermochte einfach keinen rechten Zugang zu den doch recht stereotypen, distanzierten Figuren finden. Für mich kein schlechtes Buch, aber auch kein Highlight.

Bewertung vom 21.08.2023
Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3
Graw, Theresia

Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3


sehr gut

Aufbruch und Emanzipation in den 60ern - ein unterhaltsamer Schmöker

Clara von Thoraus großer Traum erfüllt sich, als sie 1962 an der Photoakademie in München aufgenommen wird. Doch dann lernt sie während der Schwabinger Krawalle Freddy kennen, der ihr gewaltig den Kopf verdreht. Gemeinsam mit ihrer Freundin Sanni folgt sie ihm nach Hamburg. Dort möchte sie bei einer Zeitung als Reporterin arbeiten und über wichtige politische Ereignisse berichten. Doch der politische Journalismus ist noch eine Männerdomäne und Clara verfügt zudem über keine Erfahrung auf diesem Gebiet. Ob sie dennoch ihren Weg geht?

Theresia Graws erzählt gut verständlich und flüssig in der dritten Person Vergangenheit. Ihr Schreibstil liest sich unkompliziert und mühelos. Es bereitete mir daher keinerlei Mühe in die Geschichte hineinzufinden.

Hauptfigur Clara von Thorau ist noch sehr jung. Sie zeigt sich selbstbewusst und ehrgeizig, weiß sehr genau, was sie beruflich erreichen möchte. Doch das entspricht nicht unbedingt den allgemein geltenden Vorstellungen und so sieht sich Klara mit Widerständen und Vorurteilen konfrontiert. So leidenschaftlich sich Klara für ihre Ziele einsetzt, so naiv und unreflektiert agiert sie aber auch manchmal. Sie wird nicht ganz so couragiert und stark dargestellt wie ihre Stiefmutter Dora Twardy in den Vorgängerbüchern der Reihe. Auch Claras Freundin Sanni, die gerne so berühmt wie Marilyn Monroe wäre, ist eine Träumerin, die manchmal die Realität ausblendet.

Autorin Theresia Graw verbindet geschickt Fiktion mit wahren Ereignissen. Clara gerät in die Schwabinger Krawalle, erlebt die Beatles im bekannten Hamburger „Star Club“ und ist live bei John F. Kennedys weltberühmte Berliner Rede vor Ort. Zeitgeschichte wird hier aus Claras Sicht erzählt, wird durch sie lebendig. Das hat mir sehr gut gefallen. So verpackt macht Geschichte Spaß, erhält ein individuelles, persönliches Gesicht und kommt überhaupt nicht trocken daher. Im Verlauf erfährt Clara von den Schrecken des Krieges, den unvorstellbar grausamen Taten der Nazis, den Mord an Millionen von unschuldigen Menschen in Konzentrationslagern. Wie viele andere junge Leute zu der Zeit, treibt sie Frage um, wie die Generation ihrer Eltern angeblich nichts von den Verbrechen mitbekommen konnte, diese zulassen und dabei tatenlos zusehen konnte. Der Konflikt, den viele junge Menschen Erwachsene damals mit der Generation ihrer Eltern austrugen, wird im Roman deutlich beschrieben und nachvollziehbar dargestellt. Natürlich wird diese Thematik aber nicht ausgiebig, sondern nur nebenbei behandelt, bleibt daher freilich oft nur an der Oberfläche. Das Ende hat mich nicht vollends überzeugt, kommt mir ein wenig zu hastig.
Der Roman schildert insgesamt kurzweilig und packend Claras Entwicklung, ihren persönlichen Aufbruch, erzählt somit auch die Geschichte der Familie Twardy weiter. „Der Freiheit entgegen“ kann aber auch unabhängig von den anderen Bänden der Reihe „So weit die Störche ziehen“ und „Die Heimkehr der Störche“ gelesen werden. Claras Geschichte ist nicht ganz so hochdramatisch, mitreißend, aufwühlend und emotional fesselnd wie die beiden Vorgängerbände, schließlich sind die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe doch etwas friedlicher geworden. Aber die ruhigere Geschichte ist dennoch eine absolut würdige Fortsetzung der Serie. Ich habe den unterhaltsamen, gut recherchierten Schmöker mit dem interessanten geschichtlichen Hintergrund sehr gerne gelesen und kann ihn und die gesamte Reihe uneingeschränkt weiterempfehlen.