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LindaRabbit
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Freiburg
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Leseratte erster Klasse!

Bewertungen

Insgesamt 248 Bewertungen
Bewertung vom 16.10.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


ausgezeichnet

Über die Sami - Kultur und ihre Rentiere

Das Buch ist ein Plädoyer für die Völker in Europa, die anders leben, traditioneller, herkömmlicher, In Einklang mit der Natur und der Historie. Davon gibt es zum Glück noch einige und diese Völker müssen auf jeden Fall geschützt werden!

Die Sámi - ein diskriminiertes Volk im Hohen Norden, traditionell mit den Rentieren lebend. Erzählt wird der Roman aus dem Blickwinkel der 'Kleinen Schwester' – Elsa. Das Sámi-Mädchen Elsa versteht durch die Geschehnisse, in was für einer Welt sie aufwächst und was es bedeutet Angehörige eines Volkes zu sein, dass von der Mehrheitsbevölkerung sogar verachtet wird.

Winter 2008, Elsa fährt frühmorgens alleine auf Skien zum familieneigenen Rentiergehege. Sie will zeigen, dass sie sich schon um die Tiere kümmern kann. Ein neunjähriges Mädchen. Farben gewinnen an Bedeutung, ihre schwarzen Haare werden aus ihrem Sichtwinkel silbrig (überzogen von Reif?), der rosa Schimmer der aufgehenden Sonne!
Doch dann muss sie den Mord an ihrem Rentierkalb Násegallu mitansehen. Ein Schock fürs Leben! Sie erkennt den Mörder und er bedroht sie, falls sie davon berichtet.

Die Gefühlslage des kleinen Mädchens ist entsetzlich. Sie muss lügen, um sich zu schützen. Sie erfährt einen großen Verlust, ihr eigenes Rentierkalb wurde getötet und sie erkennt, was man ihrem Volk antut.
Doch die kleine Elsa bleibt kein Opfer. Sie wächst zu einer starken, mutigen, jungen Frau heran, die sich gegen die Widerstände wehrt. Die Schwierigkeiten der Rentier haltendenden Sámi – Gemeinschaft ist nicht kleiner geworden, ganz im Gegenteil. Abbau der Bodenschätze, dadurch Raubbau und Verschandelung der Natur, Wilderei und auch der Klimawandel erschweren zunehmend das Leben der Sámi.

Ann-Helén Laestadius, mit einem Sámi Vater, bringt uns die Welt der Sámi nahe, berichtet aus dem Leben der Rentierhalter hoch im Norden von Europa. Das ist ein einzigartiger, außergewöhnlicher und sehr einfühlsamer Roman (mit wahren Fakten und Erlebnissen, die aufwühlen und beunruhigen).

Das Umschlagsbild - sehr schön gemacht, der hohe Himmel, grün-gelblich dunstig, unten am Rand eine Szene mit Rentieren. Sehr auffallend, gutes Layout, Kompliment.
Der Titel: Das Leuchten der Rentiere, ungewöhnlich, erweckt Neugierde! Übersetzt aus dem Schwedischen, von zwei Übersetzer:innen, auch ungewöhnlich (wie war deren Arbeitsweise?). Der Klappentext dazu - spricht von einer großen Tragödie.

Im Nachwort sagt die Autorin: "Was ich hier schildere, spielt sich tatsächlich in Sápmi ab - und zwar schon seit langem. Manchmal ist die Realität schlimmer als die Fiktion."
Das ist das Erschreckende daran, es ist nicht nur ein Roman, sondern spiegelt die Realität wider. Meine Reaktion darauf war, sobald es mir möglich ist, selbst hinzufahren, um dem Volk durch mein Interesse an ihrer Kultur meine Solidarität auszusprechen. Nur dadurch kann die Mehrheitsgesellschaft dazu gebracht werden die Sámi zu respektieren.

Wir leben in einer Welt, wo viele 'indigene' Völker um ihr Überleben kämpfen. Nicht weitab am Amazonas, sondern auch mitten in Europa (es gibt einige traditionelle Kulturen in Europa). Wir leben in einem 'Europa der Vielfalt', wo jedoch Menschen aufgrund ihrer Herkunft bedroht sind. Es werden sogar Kriege deswegen geführt, weil Nachbarn sie nicht mit ihrer eigenständigen Kultur respektieren. Weil sie sich nicht anpassen an das, was ihnen als Norm auferlegt wird. Weil sie im Einklang mit der Natur leben und keinen Wert auf diese menschenverachtende Modernisierung legen.

Mein Respekt an die Autorin für dieses Meisterwerk!

Bewertung vom 16.10.2022
Auf fliegender Mission 5 - Die Wapatumi
Kucher, Lutz

Auf fliegender Mission 5 - Die Wapatumi


ausgezeichnet

Kasimir, Kainu, Carlotta, Boltero und die Kinder (fünfte Etappe)

Mit ihrem fliegenden Teppich Kasimir (der sich um viele Tausende Meilen und viele Jahrhunderte vertan hatte) fliegen drei Geschwister um die Welt:

Dabei treffen sie auf tierische Freunde, deren Sprache sie verstehen und die mit ihnen auf Kasimir durch die Welt fliegen. Dann sehen sie eine Bohrinsel und bemerken deren Umweltprobleme - Ölteppiche. Matteo muss zuerst einmal Kasimir erzählen, was denn dieses Riesenstahlgerüst, mit fast einem ganzen Dorf obenauf, ist. Kasimir denkt, es sei ein feuerspeiender Djinn.
Dabei retten die Kinder einen ölverschmierten kleinen Hai und bringen ihn auf ihrem Teppich zum Ufer, wo seine Eltern sind.
Wie sich Stella später dann beim Mondscheinkraut bedankt, da steckt so viel Respekt für die Pflanzen drin und das ist etwas, was Kräutersammler:innen auch tatsächlich tun...Bei den Wapatumi stoßen sie auf Menschen, die in Einklang mit der Natur leben. Der Autor lässt auch den Rat der Dorfgemeinschaft von Jugendlichen vorstehen (nette Idee, mir ist aber keine Gemeinschaft bekannt, wo dies tatsächlich der Fall ist).

Es geht um Freundschaften und wie wahre Freud:innen einander helfen, bzw. man kann es sich auch verdienen... 'S. 44 - Ein Nein hast Du, aber ein Ja kannst Du kriegen'.

Die Bohrinsel und die Verschmutzung durch diese ist leider Realität, auch
ölverschmierte Meerestiere und Vögel ist Realität. Und vieles anderes, was angesprochen wird, ist leider Realität. Auch die Angst vor Haien ist Realität...dabei haben diese mehr uns Menschen, als wir sie, zu fürchten.

Auf subtile Art und Weise (sehr feinfühlig und mit viel Rücksichtsnahme) wird Kindern beigebracht, dass unser Luxusleben (Öl, Benzin etc.) auch einen hohen Preis besitzt - die Zerstörung unserer Umwelt und der Natur. Die älteren Generationen, diejenigen, die den letzten Weltkrieg erlebten und Not und Entbehrung kennen, schlitterten erst mit der Entwicklung der modernen Bundesrepublik Deutschland in ein, ihnen bis dahin unbekanntes, Luxusleben. Dagegen wachsen die Jüngeren in Europa - in einer Welt, in der es alles gibt - mit einer Selbstverständlichkeit auf. Daher ist gut, dies den Jüngeren zu verdeutlichen - es ist nicht selbstverständlich (siehe andere Kulturen und Regionen und siehe den Preis, den die Menschheit dafür zahlt).
Dadurch, dass Kasimir und seine Besatzung, in andere Regionen vorstoßen, fällt dem Team so einiges auf.

Wunderschöne Erzählung über gemeinsames Helfen, Tiere und Menschen und wie der Mensch die Erde zerstört. Sehr schön erzählt und in großer Schrift gedruckt - zum leichteren Lesen. Dazu einfache, aber doch sehr ansprechende Zeichnungen. Die Zeichnungen sind hauptsächlich in schwarz und weiß, aber mit vielen grünen Teilen, Einband und Zwischenblättern. Dazwischen ein rötliches Etwas (für etwas ganz Wichtiges!)

Liebevoll gemachtes Kinderbuch, für diejenigen ab acht Jahren und natürlich auch Ältere.

Bewertung vom 15.10.2022
Unsterblich sind nur die anderen
Buchholz, Simone

Unsterblich sind nur die anderen


ausgezeichnet

Das weite Meer

Es ist kein Krimi, obwohl die Autorin Simone Buchholz als Krimi-Autorin bezeichnet wird. Bayern2 sagt: „Wenn James Joyce und Bruce Willis eine gemeinsame literarische Tochter hätten, dann hieße sie Simone Buchholz“. Ein Action Held und ein sehr nachdenklich, erotisch schreibender Autor...? Treffen irgendwo in der Mitte?
Die Erotikszenen im Roman sind eigentlich recht harmlos (da ist Joyce tatsächlich konkreter in seinen Äußerungen)

Ich habe mich – um den Schreibstil der Autorin – zu verstehen in einige ihrer Krimis eingelesen... Ja, es ist ihr Stil, sie schreibt gerne etwas schnoddrig, etwas anders als andere, etwas robuster!
Doch im Gegenteil zu ihren Krimis ist dieser Roman geheimnisvoll, voller Andeutungen, mit Gestaltwandlungen, mysteriös und unglaublich literarisch.

Dieses geheimnisvolle Buch 'Unsterblich sind nur die anderen' fängt schon anders an – mit einem Buddelschiff. 'Passen Sie auf, dass Sie nicht die ganze Flasche leer machen'. Wortwitz, den man an dieser Stelle nicht erwartet. Aneinanderreihung von Unerwartetem. Sehnsüchten...

Malin und Iva begeben sich auf eine Nordatlantikfähre namens MS Rjukandi. Sie suchen nach drei ihrer Freunde, die verschwunden sind. Was da passiert ist isländisch, ist voll mit dem Unvorstellbaren. Erfordert ein langsames Hineinlesen, erfordert Geduld und sich darauf einlassen. Das ist Literatur. Ich denke, ich habe eine neue Lieblingsautorin gefunden.
(Mehr darf ich nicht sagen, ohne zu spoilern)

Das Titelbild übt einen unglaublichen Sog aus: Das dunkle Meer - unheilvoll; ein grüner Himmel und in der Ferne davor eine Nussschale...Dazu dieser Titel - Unsterblich sind nur die anderen. (Die Titelworte, wie Wellen angeordnet...)

Dann dieses Gedicht von Begemann, 'ich habe nichts erreicht außer dir'. Zerreißt einem das Herz! Wobei dies nicht die einzigen Gedichtzeilen bleiben...

Bewertung vom 15.10.2022
Die Buchhändlerin von Paris
Maher, Kerri

Die Buchhändlerin von Paris


sehr gut

Sylvia Beach, Adrienne Monnier und James Joyce

Wer Paris liebt – ein großartiger Roman dafür. Wer Literatur liebt – genau der passende Roman. Wer James Joyce gerne liest – hier ist ein wenig Hintergrund zu ihm und seinem Hauptwerk 'Ulysses'.

Sylvia Beach betritt einen Buchladen in Paris und sie weiß, das ist mein Laden. Sie sieht die Buchhändlerin und verliebt sich auf der Stelle. Es läuft zart an und es wird eine große Liebe. Die Amerikanerin taucht ein in das künstlerische Leben in der Hauptstadt Frankreichs, der Stadt, die schon immer vielen Künstler:innen die Basis für ihr Wirken bot. Gegenüber dem Buchladen ihrer Freundin eröffnet sie ihren eigenen.
Gegen großen Widerstand verlegte Sylvia Beach „Ulysses“ von James Joyce 1922 und gibt ihm sogar einen Platz im Buchladen als Büro, um dort zu werkeln.

Als großer Fan von James Joyce und seinem Hauptwerk Ulysses musste ich diesen Roman lesen, vor allem da ich nicht wusste, dass Sylvia Beach ihm ermöglichte den Roman zu publizieren. 'Shakespeare & Company', den Buchladen gab es wirklich in der 12 rue de l’Odéon und auch Sylvia Beach, die den Roman von James Joyce veröffentlichte. Eine Plakette am Haus erinnert daran.

Großartig, dass es solche mutige Buchhändlerinnen (Beach und Monnier) gab, und leider nur noch wenige heute davon gibt. Ein Roman nach einer Biografie: Die Wortwahl ist manchmal ein wenig holprig (Übersetzung?). Z.B. 'üppige Mahle' - ich hätte 'üppige Speisen' oder 'Mahlzeiten' genommen. Doch der Inhalt gleicht es wieder aus. Auch stehen einige Begriffe und Sätze in Französisch. Da ich sehr gut Französisch spreche – kein Problem, macht für mich den Roman noch authentischer. Doch für Nicht – Französisch Sprechende dürfte es natürlich ein Hindernis sein im flüssigen Lesen.

Sylvia Beach und ihre Entourage (Hemingway, Fitzgerald, Virginia Woolf, Faulkner, Beckett, de Beauvoir, Sartre, Gertrud Stein und andere) erlauben einen Einblick in das Paris des 20. Jahrhunderts (Goldene Zwanziger) mit seiner schillernden Literaturszene.

Kerri Maher erzählt ruhig und sachlich. Doch um klarzustellen – es ist keine Biografie, sondern ein Roman, in dem sich die Autorin auch Freiheiten erlaubt. Eine Liebe in Paris. Die Literaturszene. Die Stadt.

Ein aufregendes und auffälliges Titelbild - grün, ein Buchladen, eine junge Frau, die davor steht. Das ist einer Fotografie von Sylvia Beach nachempfunden.

Bewertung vom 13.10.2022
Den Geist aufgeben gibt's nicht! / SpooKI Bd.1
Rahlff, Ruth

Den Geist aufgeben gibt's nicht! / SpooKI Bd.1


ausgezeichnet

KI – Gespenstiges

Kleiner schwarzer Pudel, verknotetes Turnhemd, Cola über die Tastatur - SpooKI ist der Auftakt einer neuen Abenteuerserie für Jugendliche. Als absolute Neuheit - digitale Welt versus Geister, beziehungsweise miteinander, trifft es den 'Zeitgeist'. KI (künstliche Intelligenz) in der Geisterwelt.

Es geht um Robert, kein Geist (sagt er!) in einer Geisterfamilie; auch der Wolfshund "Unfug", ein Irischer Wolfshund, ist ein Geisterhund, der ständig bei ihm ist und den er zügeln muss. Robert muss sich nun mit dieser unsichtbaren Familie und der alten Villa auseinandersetzen, damit er als normaler Schüler in die Schule gehen kann.

Für seine Mitschüler ist er ein 'freak', sie verspotten und mobben ihn.
Doch dann kommt Isabella, Computerspezialistin, die seine Geisterfamilie sehen kann. Robert und sie treffen aufeinander (Robert, der weder ein Mobiltelefon noch einen Computer besitzt, vermutlich ein absolutes 'no go' in dieser Gesellschaft). Roberts unsichtbarer Großvater gewinnt bei einem Preisausschreiben ein Smartphone, Roberts Traum geht in Erfüllung. Doch so einfach ist es eben nicht mit dieser neuen Technologie...

Titelbild - wie die Drohnen da fliegen, wie ein Roboter seinen Arm ausstreckt ... echt 'spooky' und wie alle Menschenkinder gucken und ebenso die vier Geistwesen - echt 'spooky'... dazu die tolle Tapete (so richtig retro), auch 'spooky'... Doch das Aller'spookiste': das Titelbild leuchtet! Im Dunklen.

Künstliche Intelligenz und Digitalisierung und Geister, was für ein krasser Widerspruch (obwohl es doch Geisterjäger gibt, die mit KI auf Geisterjagd gehen). Der Autorin gelingt der Spagat, Kinder auf die Gefahren von KI hinzuweisen. Super!
Humorvoll, tolle Dialoge und noch tollere Illustrationen. Lesenswert!

(Und was für ein dämlicher IT Lehrer, der ständig nur englische Begriffe bringt... performt, das ist weder englisch noch deutsch... )

Bewertung vom 13.10.2022
Spekulatius, der Weihnachtsdrache rettet das Fest / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.2
Goldfarb, Tobias

Spekulatius, der Weihnachtsdrache rettet das Fest / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.2


ausgezeichnet

Ein Weihnachtsdrachen, tolle neue Idee!

Buch aufgeschlagen - da lacht mir ein lustiger Spekulatius (hm, das Gebäck mag ich auch!) entgegen mit Rentiergeweih, herzallerliebste Zeichung.

Die Zeichnungen im Buch sind sehr schön, die Geschichte heimelig... es weihnachtet sehr! Also ist die Adventszeit gerettet, jeden Tag ein Kapitelchen...

Miesmuffel! Hohle Müffelnuss! Es riecht nach Koblauch und müffelt. Und das an Weihnachten, geht nicht. Dagegen hat der kleine Golddrachen von Zimtsternchen, Pfeffernüsslein und Schokili zu erzählen (die neuen Geschwister von Spekulatius). Doch Weihnachten ist in Gefahr, die Miesmuffel sind da und die mögen Weihnachten nicht. Sie sind von der Weihnachtsinsel ausgebüxt, weil Saurer Salamander für einen Moment nicht aufgepasst hat. Jetzt geht es darum die Miesmuffel zu finden und sie davon zu überzeugen, dass Weihnachten toll ist...

Erst durch die Erzählungen von anderen erfuhr ich, dass der Autor Tobias Goldfarb viele Kinderbücher macht (Gespenster & Co.), sind alle niedlich. Und dass es auch ein Vorgängerbuch über den Weihnachtsdrachen gibt.

Sehr schönes Kinderbuch cum Adventskalender!

Bewertung vom 13.10.2022
Die Wächter des Himmelspalasts (Rick Riordan Presents) / Aru gegen die Götter Bd.1
Chokshi, Roshani

Die Wächter des Himmelspalasts (Rick Riordan Presents) / Aru gegen die Götter Bd.1


sehr gut

Durchgeknallte Götter und ihre Töchter

„Fass die Lampe der Baratha ja nicht an!“ Arus Mutter hat ihr das im Museum für altindische Kulturen (was gleichzeitig ihr Zuhause ist) immer wieder gesagt. Und was macht Aru: Sie wird von drei Bullies unter Druck gesetzt, sie wird gefilmt, um als Lügnerin entlarvt zu werden – vor den Augen aller Welt. Sie öffnet den Glasverschluss und setzt eine Flamme an die Lampe. Damit setzt sie eine Kettenreaktion in Gang...

Der erste Band einer neuen Jugendbuch-Reihe, Autorin Roshani Chokshi, heißt: „Die Wächter des Himmelspalast - Aru gegen die Götter“. Gedruckt im Verlag „Rick Riordan presents“. Percy Jackson, der wohl gut bekannt ist in der Jugendlesewelt, berichtet aus Mythologien unterschiedlicher Kulturen. Da ich die Percy Jackson - Reihe nicht kenne, beurteile ich einfach nur das Buch, wie ich es in Händen halte:

Aru Shah lügt gerne, heißt es da. Sie nennt es fantasieren. Und da stimme ich ihr zu. Ich finde, sie hat eine tolle Fantasie und das ist doch ganz gut für ein Kind.
Aru und ihre neu gefundene Seelenschwester Mini (ihre einzige, ihre beste Freundin) haben beide einen indischen Hintergrund. Die indische Mythologie ist voll mit Göttern, Dämonen, den unterschiedlichsten Verwirrungen, Liebesgeschichten, Todesgeschichten, Kämpfen, Hingaben und Opferungen. Der lesende Jungmensch geht also auf eine abenteuerliche Reise durch das Götteruniversum. Und da kommt einiges zusammen.
Gut, dass hinten ein Glossar angehängt ist. Das braucht es.

Ist es wirklich so schlimm heuer, dass in vielen Jugendbüchern von Mopping und Ausgrenzung die Rede ist? Wird wirklich oft dramatisiert. Gut auf jeden Fall, dass so ein Mädchen wie Aru lernt stark zu sein. Insofern ist Aru ein wirklich tolles Vorbild. Nicht unterkriegen lassen.
Da dies eine Serie ist bin ich gespannt auf die nächsten Bände.

Das Umschlagbild ist auffallend gut gemacht, haptisch greifbar durch die hervor gehobene Schrift, unterteilt in den aggressiven Tiger und ein Mädchen (Aru vermutlich), die mit ihren Kraftschwingungen die Durchgeknallten oben im Zaum hält. Indisch verziert, was die 'exotische Variante' einbezieht... was aber nicht aufgetragen ist, denn in Indien haben diese schöne Verzierungen einen großen Wert und sind alltäglich.

Bewertung vom 24.09.2022
Lass es raus, Knotenklaus
Regett, Julia

Lass es raus, Knotenklaus


ausgezeichnet

Achtarmig zur Achtsamkeit

Allein dieses schöne Umschlagsbild des Büchleins für Kinder ab vier Jahre, so liebevoll gezeichnet. Die Krake mit Brille, Klaus... der farbenprächtige Meeresboden, aufregend.

Das Buch ist größer und das ist gut so, Kinder wollen gerne etwas anfassen (auch wenn es uns Erwachsenen unhandlich vorkommt, es muss nicht immer nach dem Gusto der Älteren gehen). Durch die Größe sind die wunderschönen bunten Zeichnungen, detailverliebt, besser zu erfassen! Nehmen wir die Garnele, die auf Klaus seinem Fangarm sitzt (eigentlich Oktopus-Lieblingsessen)

Der Text über Klaus, der mehr auf sich achten soll und mutiger sein: Nun muss er hinaus in die Unterwasserwelt, die er immer vermieden hat. Doch... der ängstliche, kurzsichtige Klaus mit seinen drei Herzen hat ein Problem – sein Lieblingsarm ist verknotet. Auf der Suche nach Hilfe lernt er Gitti, die Garnele kennen (allein die Namen...), Wilma Wal, Angela Anglerfisch. Von seinen neuen Freunden lernt er, von jedem etwas anderes, und das ist gut so! Lass es raus, Klaus...
Gefühle sind da zum Rauslassen, alles braucht seine Zeit und schauen wir mal von einem anderen Winkel auf die Probleme, von allen Seiten und rundum.

Es ist einfach zauberhaft, was für wunderbare Kinderbücher wir in diesen Tagen finden (ich darf nicht an diese eingleisigen Bücher meiner Jugend denken, Mädchenbücher, Jungenbücher, kaum Raum für Kreativität).
Mit Informationen, dass wir halt so sind wie wir sind und dass wir so sein können, wie wir sind...

Die mitlesenden und – schauenden Kinder fanden es toll. Klaus mit seinem Knoten ist jetzt ein 'geflügeltes Wort': Lass es raus, Klaus... Es gibt einen Nachbarn, der Klaus heißt, der machte große Augen, als die Kinder riefen 'lass es raus, Klaus' (das Buch erklärte dann so einiges)
Danke für so ein schönes Kinderbuch, Julia Regett.

Bewertung vom 24.09.2022
SCHNEE
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


sehr gut

Island Krimi, so mysteriös wie die Sagenwelt der Insel

Im Prolog: Ein gefundener Kinderschuh in rosa und eine demente Mutter, die nach ihrer Tochter fragt. Das fängt schon mal gut an. Die beiden Söhne der Mutter fragen sich, sie haben doch keine Schwester?

Doch es geht so seltsam weiter, Rettungsleute, die im Schnee suchen, eine Hütte. Ein seltsamer Winterausflug, eine seltsame Gruppe mit einem seltsamen Anführer. Tote Augen im Schnee.

Aus mehreren Strängen (drei genau genommen) entwickelt sich die Geschichte:
Die gesuchten Winterwanderer
Die Radarstation, nicht so weit entfernt von der Hütte liegt, die die Wandergruppe anvisiert hatte (bemannt von Hjörvar, der wiederum mit dem rosa Kinderschuh vom Prolog zu tun hat)
Johanna und Geiri (Johanna bei der Rettungswacht, die die Wanderer sucht; ihr Ehemann Geiri Polizist, der auch nach den Vermissten sucht)

Es gibt Gemeinsamkeiten und es existiert Mysteriöses. Spannend und vielleicht nicht Nachvollziehbares, doch auch plausibel. Liest sich flüssig und aufregend, weil vieles ungeklärt ist, keine schnellen Rückschlüsse möglich.

Ich kenne die Autorin Yrsa Sigurdardóttir nur von diesem ersten Buch, höre aber von anderen Lesenden, dass man schnell Fan wird. Stimmt, sie hat etwas an sich, das einem nicht loslässt. Doch die skandinavischen Krimi / Thriller fangen schon immer ein mit ihrer oft mit der Sagenwelt, Trolle, Zauberer, Gnome verwickelten Fantasiewelt. Und so auch dieser isländische Krimi. Diese Abteilung nennt sich wohl Mystery Thriller, etwas Mysteriöses, das einem in Bann zieht... warum wieso weswegen? Keine einfachen Erklärungen und an manchen Stellen muss heftig geschluckt werden – bin ich jetzt in einem Krimi / Thriller oder in einer Horrorgeschichte aus der Fantasie?

Titelbild - einfach schwarz, darauf in weiß der Titel 'Schnee'. Kargheit (minimalistisch) ist die neue Mode - eigentlich nicht schlecht.

Bewertung vom 24.09.2022
Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Cassie Raven, 2. Buch

Cassie Raven, das zweite Buch über sie - die etwas andere Pathologin: Muss man nicht anders sein, um mit Toten zu arbeiten? Ich gebe zu, ich bin ein Cassie Raven Fan.

Bradley, 15, hat sich aufgehängt, 'lebenslängliche Trauer ohne Aussicht auf Bewährung'. Die Wortwahl für den Roman ist einfach gut, unterhaltsam und macht gleichzeitig nachdenklich.

Cassie Raven (voll mit Tatoos und gepierct, Gothik Fan), Assistentin in der Rechtsmedizin hat Bradley auf dem Tisch. Doch ihr Talent 'mit den Toten zu reden' schweigt.
Denn - ihre geliebte Grossmutter teilte ihr mit, dass nicht Cassies Eltern bei einem Unfall ums Leben kamen, sondern der Vater soll ihre Mutter brutal ermordet haben. Jetzt ist Cassie etwas von der Rolle...
Mit Phyllida Flyte (Fast-Freundin) unternimmt Cassie Recherchen. Neue Fragen ergeben sich. Kann es sein... kann es nicht sein... Dann taucht ihr Vater auf und sagt, er sei unschuldig.

Flüssig geschrieben. Mit sympathischen Charakteren, Cassie sowieso, aber auch Flyte. Der gesamte Ablauf im Roman passt.
Und sowieso, 'Rechtsmedizin und Pathologie', die beiden Felder, sind sehr gut recherchiert als ob die Autorin selbst damit zu tun hat.

Spannend wie der erste Band mit Cassie Raven.
Titelbild wie beim ersten Buch ähnlich, andere Farben, aber genauso aufregend, auffallend. Sehr gelungen und passend