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LindaRabbit
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Freiburg
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Leseratte erster Klasse!

Bewertungen

Insgesamt 254 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2022
Ein Sturm zieht auf / Feather & Rose Bd.1
Siegmann, Claudia

Ein Sturm zieht auf / Feather & Rose Bd.1


gut

Wingdale Academy

Ein Frühchen, so winzig, daher vom Vater 'Feder' genannt. Die Mutter war bei der Geburt gestorben. Feather ist ihr ähnlich, aber ansonsten ist Feather ein 'freak', sagen die anderen Mädchen in der Schule. Bis der 'freak' es mal krachen lässt, bzw. die Winde und der Sturm sausen. Von diesen Fähigkeiten wusste sie jedoch nicht. Ihr Vater, der Lehrer ist, dagegen schon, daher geht es auf nach Deansburg, in der Grafschaft Devon, in der Nähe von Exmouth.
Denn Feather ist eine Elementverbundene, die die Luft beeinflussen kann. In der Wingdale Academy, in ihrer neuen, geheimen Schule, in der nun auch ihr Vater Direktor wird, soll sie lernen ihr Element zu beherrschen.

Es geht um ein Mädchen, Feather, was Wetter erschaffen kann und um eine Internatschule, in der man lernt damit umzugehen, wo andere Elementarbegabte sich ebenfalls schulen lassen. Die sind aber genauso wie andere Schüler:innen, die einen zickig, die anderen lieb, verliebt, bösartig, Pupertiere und ähnliches. Passt gut für Heranwachsende, die ihre eigene Identität suchen.

Die Geschichte ist aufregend mit spannenden Fantasy Momenten. Die Freundschaft zwischen Feather und Rose nimmt einen wichtigen Platz ein. Die Verliebtheit zu Silver wirbelt Feather durcheinander (und das für jemanden, die Sturm erzeugen kann...)

Der Stil – zum Teil verträumt, mit schönen Worten „Das gute Appetit – Bäumchen". Wundersame Kräfte, geheimnisvoll beschrieben.

Das Umschlagsbild erinnert an ein Mädchenbuch. Eine verträumt guckende Feather (Feder). Zu verträumt?

Schöner Einstieg in die Reihe. Kommt mehr? Mit mehr Inhalt?

Bewertung vom 25.10.2022
EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1
Jensen, Jens Henrik

EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1


sehr gut

Jan Jordi Kazanski in Krakau

„Er kam, um die einzige Belohnung abzuholen, die er verlangt hatte. Einen Hundewelpen. Einen Golden Retriever. Als der Mann ihn in seinen Arm nahm, weinte er wie ein kleiner Junge.“

Harte Jungs, harte Mädels, eine perverse und korrupte Welt! Und doch auch sentimentale und romantische Gefühle...
JJK wird nach Polen geschickt. Seine letzte Chance beim CIA. Er soll die Witwe finden, eine Dame, die so ziemlich viele kriminelle Fäden in der Hand hält. Dort trifft er auf Xenia (Dänin mit polnischen Wurzeln, eine attraktive Frau), sie steigen im gleichen Hotel ab. Zufall? Auch die Dänin sucht nach der Witwe. JJK hat nur wenige Anhaltspunkte, wie die Witwe zu finden ist. Es gibt einen alten Juden im herunter gekommenen jüdischen Viertel. Dieser gibt ihm den Hinweis, betagte Blumenhändlerinnen, alte Schachspieler, greise Männer.
Xenia will den attraktiven, aber auch verwahrlost wirkenden, JJK für sich gewinnen. Zuerst nimmt er keine Notiz von ihr, dann wohl überlegt, weil er merkt, sie haben das gleiche Ziel – die Witwe.

Dazwischen gibt es einen anderen Strang, Ukraine, eine wartende Gruppe von Leuten mit einem Professor. Die Gruppe wird ihrerseits beobachtet.

JJK ist ein polnischer Spanier oder ein spanischer Pole, auf jeden Fall Amerikaner. Er spricht also ziemlich viele Sprachen. Nach dem Tod seiner Frau und der Tochter ergibt er sich dem Saufen, und das so gründlich, dass man ihn eigentlich ständig schütteln will – 'Du Jammerlappen; es gibt auch andere, die da durch mussten!' Daher nimmt ihn der CIA für die Aktion in Krakau, letzte Möglichkeit sich als notorischer Säufer für den Dienst wieder zu qualifizieren. Er will es, kann aber die Finger nicht von Bier, Schnäpsen, Whiskey lassen. Es gibt Attentate, es gibt ein paar Tote. JJK wird von Frauen angemacht, hat Sex! Er kommt wohl langsam wieder ins Leben zurück.

Schreiben kann Herr Jensen (er ist vom Fach, Journalist, nun freier Autor mit einigen Krimis bislang, die wohl gut ankamen). Es ist kein rasanter Krimi (Thriller würde ich ihn nicht nennen). Es gibt zwar etwas 'action' am Anfang, aber doch relativ wenig. Die Saufereien und damit verbundene Eskapaden dominieren. Der Krimi spielt um die Jahrhundertwende.
Erst nach mehr als der Hälfte des Buches legt der Roman an Fahrt zu. Dann wird es so, wie man sich Spionagekrimis vorstellt - brutal, verworren und so unglaublich, dass der lesende Mensch davon ausgeht dies könnte verdammte Realität sein (Ost - West Problematik, Geld und Macht).
Im letzten Drittel steigert sich der Krimi: Vieles, was zuvor angerissen wurde, löst sich jetzt auf. Politische Komplikationen, Korruption, Gemeinheiten!

Bis dahin war die Spannung gemächlich. Am Ball bleiben, sagte ich mir... Lohnt sich dann!
Empfehlenswert für ein langes Wochenende!

Bewertung vom 24.10.2022
Die Welt kippt
Tschischwitz, Heiko von

Die Welt kippt


sehr gut

Zornigrotes Umschlagsbild

Shannon und Tessa sitzen auf einer Bühne in einer Podiumsdiskussion und diskutieren in respektvoller Weise über CO2 und nachhaltigem Wachstum. So weit so gut, die beiden verstehen sich, auch wenn sie aus unterschiedlichen Lagern kommen. Daraus entwickelt sich eine schöne Liebesgeschichte, inmitten des Tumults 'was wird aus unserem Planeten'.
Doch die 'global players' spielen alle anders, manche gewalttätiger und brutaler, manche eben noch auf Demokratie und auf 'alle mitnehmen' bedacht.

Was Tessa für sich entscheidet, ist brutal - aber ja, PR - mäßig für die Sache gut... doch ihre Schlussfolgerung? China...? Es gibt bereits sehr brutale Aktionen - aber erreichen diese Aktionen nicht eher das Gegenteil. Sie stoßen Interessierte vor den Kopf.

Ein Schlüsselsatz ist wichtig (s. 219): Derjenige, der die globale Energieversorgung kontrolliert, beherrscht am Ende die Welt.

Es geht um das allerwichtigste Thema - die Zukunft der Welt, der Klimawandel und wie wir Menschen die Erde kaputtmachen. Dieser extrem heiße und trockene Sommer hat wieder gezeigt, an welchem Punkt wir bereits angekommen sind. Das Buch ist sehr umfangreich. Manche Sachdetails sind ausführlich erklärt, so detailgenau, dass ich diese nochmals nachlesen muss, um es zu kapieren. China und seine aggressive Politik spielt eine wichtige Rolle.

Das Buch könnte man als ein hinter einem Roman verstecktes Sachbuch ansehen (Sachbücher werden weniger gelesen, dagegen als spannend deklarierte Romane schon eher).

Anscheinend bemüht sich die VR China gerade sehr als umweltfreundlicher Koloss angesehen zu werden und bei der Masse an Land (auch unwirtliches Land) ist es natürlich ein Leichtes Riesensolaranlagen in die Wüste zu setzen. Zudem, genau wie im Buch beschrieben, nimmt China keine Rücksicht auf den individuellen Menschen. Dort kann ganz schnell von oben etwas durchgesetzt werden. Zack, Gesetz und wenn du nicht spurst, dann bist du in einem Straflager, siehe Corona, während hierzulande, siehe Corona, eine Minderheit gewalttätig agieren darf.

Unsicher über die Gesamtaussage zum Buch - vom Umweltschutz wichtig und gut. Aber als 'Roman' doch etwas zu lang und zu drastisch.

'Performen' (warum muss das in diesem verdeutschten Englisch sein?)

Bewertung vom 20.10.2022
Der Fußgänger
Boning, Wigald

Der Fußgänger


sehr gut

Über allen Wipfeln sind Schuh'

Ein 'sehr frei' nach Goethe neu interpretiertes Gedicht als Einstieg: Mit einem pfiffigen Umschlagsbild, ein Wandersmann - auffallend vor allem die Aktentasche als Rucksack!

Und es geht um das Geheimnis der roten Aktentasche, doch auch um Nacktwandern und da läuft jemand mit Stöckelschuhen auf die Zugspitze...
um nur drei von vielen Kapiteln zu erwähnen. Doch alle lohnen sich. Humorvolle Heranführung an eine der schönsten Sportarten der Welt.

Der Wigand erzählt sehr viel von seiner liebsten Sportart (beileibe nicht die einzige, er ist sehr sportlich): Nun ist mir Wigand Boning kein Begriff (kein TV Schauerin), aber auffallend ist das Buch auf jeden Fall.
Und dann erzählt der Wigand eben auch viel aus seinem bewegten Leben, aus seinem privaten Leben, der Familie, Vorlieben und das genau Gegenteil. Der Comedian, Moderator, Sänger, Autor zeigt in diesem Buch auch viele Fotos.
Unkonventionell marchiert er durch die Lande, mit Zylinder, mit Holzschuhen, mit Schulranzen mit Flipflops, mit Stöckelschuhen...

Empfehlenswert für diejenigen, die das Wandern lieben und auch eine gehörige Prise Humor mögen.
Hochwertig und schön gestaltet, das beginnt bereits mit dem Einband.

Bewertung vom 20.10.2022
Gequält / Rachejagd Bd.1
Stevens, Nica;Suchanek, Andreas

Gequält / Rachejagd Bd.1


sehr gut

Thriller mit nicht wenigen Überraschungen

Die erfolgreiche Journalistin Anna Jones, gut aussehend und sportlich, erhält einen Brief. Direkt zugestellt in ihr Büro, handgeliefert und, wie bald festgestellt wird, mit ihrem Blut geschrieben.
Dieser Brief ist die Initialzündung für eine unglaubliche Situation für Anna, die sie schockiert und vor allem wieder an die brutale Zeit in Händen eines gefährlichen Folterers erinnert. Als ob ihre Alpträume Wirklichkeit geworden sind ... der äußerst brutale Mann, ein Psychopath erster Klasse, hat sich wieder in ihr Leben geschlichen.
Vor drei Jahren hat ein Kidnapper ihre Freundin Natalie und sie von einer Party entführt. Nun ist er zurück. Anna schaffte es damals zu fliehen, konnte jedoch ihre Freundin nicht befreien, die in den Händen des Psychopathen blieb. Er tötete Natalie. Seither lebt Anna mit Schuldgefühlen...

Anna ruft sofort Nick an. Mit ihm war sie auf dem College eng befreundet,
mittlerweile ist er FBI-Agent (Agent Nick Coleman). Dieser holt, als ihm klar wird, dass es sich um den vor drei Jahren verschwundenen Harris handelt, die hoch versierte und kompetente Profilerin Lynette McKenzie dazu (eine sehr sympathische Person). Zum Team stößt bald noch Annas Kollege Zane Newton. Anna versteht sich gut mit schwulen Zane, er ist immer hilfsbereit, einer der wenigen Menschen, die Anna auch berühren dürfen nach dem schrecklichen Erlebnis. Aber noch besser, Zane ist ein IT-Experte, der – wie viele in dem Bereich – sich nicht immer an 'law & order' hält. Zane versteht es mit Hilfe seiner Kenntnisse in fremde Netzwerke einzubrechen und gelangt somit an brisante Infos.

Der Titel der Buchreihe ist Rachejagd, es geht um Jagen (wer jagt wen und warum?) „Gequält“ heißt Nr. 1 der Trilogie Rachejagd, Dezember 2022 folgt Nr. 2 „Verraten“, und im Frühjahr 2023 Nr. 3 „Zerstört“. Bereits das Umschlagsbild deutet mehr als an, dass es keine unblutige Angelegenheit ist (blutgetränktes, scharfes Messer).

Nichts für schwache Nerven. Als Film würde er einer der Art sein, wo jemand wie ich aus dem Zimmer rennt, weil die Spannung zuviel wird! Vor allem ist der Thriller voller schriller Wendungen und erstaunlicher Vorkommnisse. Ein Buch, bei dem man sich wirklich während des Lesens umschaut: Bin ich noch alleine? Wem kann ich trauen? Und kommen noch brutalere Szenen?

Und dann ist da diese unnachgiebige und mysteriöse Figur: Der geheimnisvolle Strippenzieher ist dem Team immer einen Schritt voraus. Dazwischen schaffen sie es ihn auszutricksen. Doch letztendlich.... das bleibt bis zum Band 2 offen.

Bewertung vom 16.10.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


ausgezeichnet

Über die Sami - Kultur und ihre Rentiere

Das Buch ist ein Plädoyer für die Völker in Europa, die anders leben, traditioneller, herkömmlicher, In Einklang mit der Natur und der Historie. Davon gibt es zum Glück noch einige und diese Völker müssen auf jeden Fall geschützt werden!

Die Sámi - ein diskriminiertes Volk im Hohen Norden, traditionell mit den Rentieren lebend. Erzählt wird der Roman aus dem Blickwinkel der 'Kleinen Schwester' – Elsa. Das Sámi-Mädchen Elsa versteht durch die Geschehnisse, in was für einer Welt sie aufwächst und was es bedeutet Angehörige eines Volkes zu sein, dass von der Mehrheitsbevölkerung sogar verachtet wird.

Winter 2008, Elsa fährt frühmorgens alleine auf Skien zum familieneigenen Rentiergehege. Sie will zeigen, dass sie sich schon um die Tiere kümmern kann. Ein neunjähriges Mädchen. Farben gewinnen an Bedeutung, ihre schwarzen Haare werden aus ihrem Sichtwinkel silbrig (überzogen von Reif?), der rosa Schimmer der aufgehenden Sonne!
Doch dann muss sie den Mord an ihrem Rentierkalb Násegallu mitansehen. Ein Schock fürs Leben! Sie erkennt den Mörder und er bedroht sie, falls sie davon berichtet.

Die Gefühlslage des kleinen Mädchens ist entsetzlich. Sie muss lügen, um sich zu schützen. Sie erfährt einen großen Verlust, ihr eigenes Rentierkalb wurde getötet und sie erkennt, was man ihrem Volk antut.
Doch die kleine Elsa bleibt kein Opfer. Sie wächst zu einer starken, mutigen, jungen Frau heran, die sich gegen die Widerstände wehrt. Die Schwierigkeiten der Rentier haltendenden Sámi – Gemeinschaft ist nicht kleiner geworden, ganz im Gegenteil. Abbau der Bodenschätze, dadurch Raubbau und Verschandelung der Natur, Wilderei und auch der Klimawandel erschweren zunehmend das Leben der Sámi.

Ann-Helén Laestadius, mit einem Sámi Vater, bringt uns die Welt der Sámi nahe, berichtet aus dem Leben der Rentierhalter hoch im Norden von Europa. Das ist ein einzigartiger, außergewöhnlicher und sehr einfühlsamer Roman (mit wahren Fakten und Erlebnissen, die aufwühlen und beunruhigen).

Das Umschlagsbild - sehr schön gemacht, der hohe Himmel, grün-gelblich dunstig, unten am Rand eine Szene mit Rentieren. Sehr auffallend, gutes Layout, Kompliment.
Der Titel: Das Leuchten der Rentiere, ungewöhnlich, erweckt Neugierde! Übersetzt aus dem Schwedischen, von zwei Übersetzer:innen, auch ungewöhnlich (wie war deren Arbeitsweise?). Der Klappentext dazu - spricht von einer großen Tragödie.

Im Nachwort sagt die Autorin: "Was ich hier schildere, spielt sich tatsächlich in Sápmi ab - und zwar schon seit langem. Manchmal ist die Realität schlimmer als die Fiktion."
Das ist das Erschreckende daran, es ist nicht nur ein Roman, sondern spiegelt die Realität wider. Meine Reaktion darauf war, sobald es mir möglich ist, selbst hinzufahren, um dem Volk durch mein Interesse an ihrer Kultur meine Solidarität auszusprechen. Nur dadurch kann die Mehrheitsgesellschaft dazu gebracht werden die Sámi zu respektieren.

Wir leben in einer Welt, wo viele 'indigene' Völker um ihr Überleben kämpfen. Nicht weitab am Amazonas, sondern auch mitten in Europa (es gibt einige traditionelle Kulturen in Europa). Wir leben in einem 'Europa der Vielfalt', wo jedoch Menschen aufgrund ihrer Herkunft bedroht sind. Es werden sogar Kriege deswegen geführt, weil Nachbarn sie nicht mit ihrer eigenständigen Kultur respektieren. Weil sie sich nicht anpassen an das, was ihnen als Norm auferlegt wird. Weil sie im Einklang mit der Natur leben und keinen Wert auf diese menschenverachtende Modernisierung legen.

Mein Respekt an die Autorin für dieses Meisterwerk!

Bewertung vom 16.10.2022
Auf fliegender Mission 5 - Die Wapatumi
Kucher, Lutz

Auf fliegender Mission 5 - Die Wapatumi


ausgezeichnet

Kasimir, Kainu, Carlotta, Boltero und die Kinder (fünfte Etappe)

Mit ihrem fliegenden Teppich Kasimir (der sich um viele Tausende Meilen und viele Jahrhunderte vertan hatte) fliegen drei Geschwister um die Welt:

Dabei treffen sie auf tierische Freunde, deren Sprache sie verstehen und die mit ihnen auf Kasimir durch die Welt fliegen. Dann sehen sie eine Bohrinsel und bemerken deren Umweltprobleme - Ölteppiche. Matteo muss zuerst einmal Kasimir erzählen, was denn dieses Riesenstahlgerüst, mit fast einem ganzen Dorf obenauf, ist. Kasimir denkt, es sei ein feuerspeiender Djinn.
Dabei retten die Kinder einen ölverschmierten kleinen Hai und bringen ihn auf ihrem Teppich zum Ufer, wo seine Eltern sind.
Wie sich Stella später dann beim Mondscheinkraut bedankt, da steckt so viel Respekt für die Pflanzen drin und das ist etwas, was Kräutersammler:innen auch tatsächlich tun...Bei den Wapatumi stoßen sie auf Menschen, die in Einklang mit der Natur leben. Der Autor lässt auch den Rat der Dorfgemeinschaft von Jugendlichen vorstehen (nette Idee, mir ist aber keine Gemeinschaft bekannt, wo dies tatsächlich der Fall ist).

Es geht um Freundschaften und wie wahre Freud:innen einander helfen, bzw. man kann es sich auch verdienen... 'S. 44 - Ein Nein hast Du, aber ein Ja kannst Du kriegen'.

Die Bohrinsel und die Verschmutzung durch diese ist leider Realität, auch
ölverschmierte Meerestiere und Vögel ist Realität. Und vieles anderes, was angesprochen wird, ist leider Realität. Auch die Angst vor Haien ist Realität...dabei haben diese mehr uns Menschen, als wir sie, zu fürchten.

Auf subtile Art und Weise (sehr feinfühlig und mit viel Rücksichtsnahme) wird Kindern beigebracht, dass unser Luxusleben (Öl, Benzin etc.) auch einen hohen Preis besitzt - die Zerstörung unserer Umwelt und der Natur. Die älteren Generationen, diejenigen, die den letzten Weltkrieg erlebten und Not und Entbehrung kennen, schlitterten erst mit der Entwicklung der modernen Bundesrepublik Deutschland in ein, ihnen bis dahin unbekanntes, Luxusleben. Dagegen wachsen die Jüngeren in Europa - in einer Welt, in der es alles gibt - mit einer Selbstverständlichkeit auf. Daher ist gut, dies den Jüngeren zu verdeutlichen - es ist nicht selbstverständlich (siehe andere Kulturen und Regionen und siehe den Preis, den die Menschheit dafür zahlt).
Dadurch, dass Kasimir und seine Besatzung, in andere Regionen vorstoßen, fällt dem Team so einiges auf.

Wunderschöne Erzählung über gemeinsames Helfen, Tiere und Menschen und wie der Mensch die Erde zerstört. Sehr schön erzählt und in großer Schrift gedruckt - zum leichteren Lesen. Dazu einfache, aber doch sehr ansprechende Zeichnungen. Die Zeichnungen sind hauptsächlich in schwarz und weiß, aber mit vielen grünen Teilen, Einband und Zwischenblättern. Dazwischen ein rötliches Etwas (für etwas ganz Wichtiges!)

Liebevoll gemachtes Kinderbuch, für diejenigen ab acht Jahren und natürlich auch Ältere.

Bewertung vom 15.10.2022
Unsterblich sind nur die anderen
Buchholz, Simone

Unsterblich sind nur die anderen


ausgezeichnet

Das weite Meer

Es ist kein Krimi, obwohl die Autorin Simone Buchholz als Krimi-Autorin bezeichnet wird. Bayern2 sagt: „Wenn James Joyce und Bruce Willis eine gemeinsame literarische Tochter hätten, dann hieße sie Simone Buchholz“. Ein Action Held und ein sehr nachdenklich, erotisch schreibender Autor...? Treffen irgendwo in der Mitte?
Die Erotikszenen im Roman sind eigentlich recht harmlos (da ist Joyce tatsächlich konkreter in seinen Äußerungen)

Ich habe mich – um den Schreibstil der Autorin – zu verstehen in einige ihrer Krimis eingelesen... Ja, es ist ihr Stil, sie schreibt gerne etwas schnoddrig, etwas anders als andere, etwas robuster!
Doch im Gegenteil zu ihren Krimis ist dieser Roman geheimnisvoll, voller Andeutungen, mit Gestaltwandlungen, mysteriös und unglaublich literarisch.

Dieses geheimnisvolle Buch 'Unsterblich sind nur die anderen' fängt schon anders an – mit einem Buddelschiff. 'Passen Sie auf, dass Sie nicht die ganze Flasche leer machen'. Wortwitz, den man an dieser Stelle nicht erwartet. Aneinanderreihung von Unerwartetem. Sehnsüchten...

Malin und Iva begeben sich auf eine Nordatlantikfähre namens MS Rjukandi. Sie suchen nach drei ihrer Freunde, die verschwunden sind. Was da passiert ist isländisch, ist voll mit dem Unvorstellbaren. Erfordert ein langsames Hineinlesen, erfordert Geduld und sich darauf einlassen. Das ist Literatur. Ich denke, ich habe eine neue Lieblingsautorin gefunden.
(Mehr darf ich nicht sagen, ohne zu spoilern)

Das Titelbild übt einen unglaublichen Sog aus: Das dunkle Meer - unheilvoll; ein grüner Himmel und in der Ferne davor eine Nussschale...Dazu dieser Titel - Unsterblich sind nur die anderen. (Die Titelworte, wie Wellen angeordnet...)

Dann dieses Gedicht von Begemann, 'ich habe nichts erreicht außer dir'. Zerreißt einem das Herz! Wobei dies nicht die einzigen Gedichtzeilen bleiben...

Bewertung vom 15.10.2022
Die Buchhändlerin von Paris
Maher, Kerri

Die Buchhändlerin von Paris


sehr gut

Sylvia Beach, Adrienne Monnier und James Joyce

Wer Paris liebt – ein großartiger Roman dafür. Wer Literatur liebt – genau der passende Roman. Wer James Joyce gerne liest – hier ist ein wenig Hintergrund zu ihm und seinem Hauptwerk 'Ulysses'.

Sylvia Beach betritt einen Buchladen in Paris und sie weiß, das ist mein Laden. Sie sieht die Buchhändlerin und verliebt sich auf der Stelle. Es läuft zart an und es wird eine große Liebe. Die Amerikanerin taucht ein in das künstlerische Leben in der Hauptstadt Frankreichs, der Stadt, die schon immer vielen Künstler:innen die Basis für ihr Wirken bot. Gegenüber dem Buchladen ihrer Freundin eröffnet sie ihren eigenen.
Gegen großen Widerstand verlegte Sylvia Beach „Ulysses“ von James Joyce 1922 und gibt ihm sogar einen Platz im Buchladen als Büro, um dort zu werkeln.

Als großer Fan von James Joyce und seinem Hauptwerk Ulysses musste ich diesen Roman lesen, vor allem da ich nicht wusste, dass Sylvia Beach ihm ermöglichte den Roman zu publizieren. 'Shakespeare & Company', den Buchladen gab es wirklich in der 12 rue de l’Odéon und auch Sylvia Beach, die den Roman von James Joyce veröffentlichte. Eine Plakette am Haus erinnert daran.

Großartig, dass es solche mutige Buchhändlerinnen (Beach und Monnier) gab, und leider nur noch wenige heute davon gibt. Ein Roman nach einer Biografie: Die Wortwahl ist manchmal ein wenig holprig (Übersetzung?). Z.B. 'üppige Mahle' - ich hätte 'üppige Speisen' oder 'Mahlzeiten' genommen. Doch der Inhalt gleicht es wieder aus. Auch stehen einige Begriffe und Sätze in Französisch. Da ich sehr gut Französisch spreche – kein Problem, macht für mich den Roman noch authentischer. Doch für Nicht – Französisch Sprechende dürfte es natürlich ein Hindernis sein im flüssigen Lesen.

Sylvia Beach und ihre Entourage (Hemingway, Fitzgerald, Virginia Woolf, Faulkner, Beckett, de Beauvoir, Sartre, Gertrud Stein und andere) erlauben einen Einblick in das Paris des 20. Jahrhunderts (Goldene Zwanziger) mit seiner schillernden Literaturszene.

Kerri Maher erzählt ruhig und sachlich. Doch um klarzustellen – es ist keine Biografie, sondern ein Roman, in dem sich die Autorin auch Freiheiten erlaubt. Eine Liebe in Paris. Die Literaturszene. Die Stadt.

Ein aufregendes und auffälliges Titelbild - grün, ein Buchladen, eine junge Frau, die davor steht. Das ist einer Fotografie von Sylvia Beach nachempfunden.