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Benutzername: 
skiaddict7
Wohnort: 
Zürich

Bewertungen

Insgesamt 105 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2017
Die Stille zwischen Himmel und Meer
Seck, Kati

Die Stille zwischen Himmel und Meer


ausgezeichnet

Ergreifend erzählt Seck von dem Kampf zurück ins Leben

Sieben Jahre. Sieben Jahre ist es her, dass Edda aus ihrer schrecklichen Vergangenheit gerettet wurde. Seitdem versucht sie, im „echten Leben“ klarzukommen. Zahlreiche Therapiestunden haben ihr dies zwar etwas leichter gemacht, aber trotzdem hat sie immer noch Angst. Angst vor weiten Räumen, und vor dem Himmel, der ihr auf den Kopf fallen könnte. Und Angst vor Nähe…

Edda beschließt, sich ihrer Angst zu stellen und reist im Herbst an die Nordsee, um dort alleine Urlaub zu machen. Sie mietet sich ein kleines Ferienhaus am Meer. Doch aufgrund eines Buchungsfehlers muss sie das Ferienhaus mit einem anderen Gast teilen. Sebastian wirkt auf den ersten Blick unfreundlich und forsch. Die beiden geraten aneinander. Doch dann merkt Edda, dass auch Sebastian eine Vergangenheit hat, die er zu versucht, zu verarbeiten. Auch er wird von der Vergangenheit eingeholt. Und schließlich schaffen sie es, sich gegenseitig zu helfen. Auch die kleine Mia, Enkelin der Vermieterin des Ferienhauses, findet den Weg in Eddas Herz. Auch sie bringt Edda mit ihrer unbefangenen, kindlichen Art was Neues bei, das sie bisher so nicht gekannt hat.

Kati Seck erzählt auf berührende und ergreifende Weise von Eddas Kampf zurück ins Leben. Eine wahnsinnig starke Protagonistin, die im Buch gewaltige Fortschritte macht und langsam lernt, mit dem Erlebten umzugehen. Immer wieder gibt es Kapitel, die in der Vergangenheit spielen. Sehr bildlich erfahren wir, was Edda damals widerfahren ist. Seck hat einen wunderschönen Schreibstil, der einen nicht mehr loslässt – ihre Art zu Erzählen ist unvergleichlich. Ein tolles Buch, das ich allen weiterempfehlen möchte. Besonders möchte ich es denen empfehlen, die im Leben etwas Schweres durchmachen mussten. Ich hoffe, Edda kann euch ebenso verzaubern wie mich.

Bewertung vom 04.10.2017
Drei Tage und ein Leben
Lemaître, Pierre

Drei Tage und ein Leben


ausgezeichnet

In einem wirklich tollen Stil erzählt Lemaitre wie der zwölfjährige Antoine in einem Anfall von Rage den kleinen Remi, den Nachbarsjungen, mit einem Stock schlägt. Dieser stirbt, und Antoine versteckt seine Leiche. Fortan wird er von Schuld und Angst verfolgt, die ihn sein ganzes Leben begleiten sollen...

Der Grossteil des Buches handelt von den drei Tagen nach dem Mord. Ich liebe den Schreibstil Lemaitres, er schreibt in seiner speziellen Art, was die Erzählung wirklich interessant macht. Am Ende des Buches springt Lemaitre noch 12 Jahre in die Zukunft, der vierundzwanzigjährige Antoine studiert inzwischen Medizin und ist nach wie vor von Panikattacken geplagt. Sein ganzes Leben wird durch die wenige Minuten im Wald von Beauval definiert, und alle Entscheidungen werden sich dadurch verändern.

Ein sehr schönes Buch über das Leben, über Schuld und Sühne, und über Schicksalsschläge. Ich kann es jedem nur empfehlen.

Bewertung vom 29.09.2017
Ermordung des Glücks / Jakob Franck Bd.2
Ani, Friedrich

Ermordung des Glücks / Jakob Franck Bd.2


sehr gut

Der elfjährige Lennard wird ermordert. Der pensionierte Kommissar Franck überbringt den Grabbes, Lennards Eltern, die Nachricht, dass seine Leiche gefunden wurde. Dies alles Wochen, nachdem er in einer stürmischen Novembernacht verschwunden war. Kurz vor Weihnachten. Hier bricht für die Grabbes ihre Welt zusammen. Jeder versucht, auf seine eigene Art, mit dem Tod des Jungen fertig zu werden, auch sein Onkel und seine Grossmutter. Auch Franck und die Kommissare müssen damit umgehen, wochenlang vor einem Rätsel zu stehen.

Friedrich Ani schreibt mit einem recht eigenwilligen Stil, den ich vorher noch nicht kannte und der zu Beginn gewöhnungsbedürftig war. Die ersten 100 - 150 Seiten drehen sich hauptsächlich um Tanja Grabbe, Lennards Mutter. Ihre Naivität und Kindlichkeit hat diesen ersten Teil für mich ziemlich langatmig gemacht. Dann aber geht es immer mehr um die Ermittlungen, es werden Verdächtige gefunden und verhört, und die Erzählung nimmt Fahrt auf. Die Geschehnisse überschlagen sich gegen Ende fast, und die Auflösung des Morders kommt sehr überraschend.

Insgesamt fand ich es ein sehr schönes Buch, auch über Liebe zwischen Geschwistern und Eheleuten, was sehr viel zum Nachdenken anregt. Es ist kein Krimi, wie in den meisten Rezensionen erwähnt wird, dies stört jedoch keineswegs. Vielmehr eine wunderschöne und traurige Erzählung über die Verzweiflung, die man verspürt, wenn jemand Nahes verstirbt, insbesondere ein Kind, und zu welchen verzweifelten Taten dies Menschen treiben kann.

Bewertung vom 23.09.2017
Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1
Pérez-Reverte, Arturo

Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1


gut

Wir schreiben 1936. Lorenzo Falco arbeitet als Spion für den SNIO, den spanischen Geheimdienst und ist zudem ein Frauenheld. Wo seine Loyalitäten liegen, ist nicht bekannt. Das Buch beginnt mit einem Auftrag in einem Zug, den er erfolgreich erledigt. Im Anschluss bekommt er von seinem Chef einen neuen Auftrag, dieser grösser und wichtiger als die meisten zuvor. Nach und nach erfährt man in jedem Kapitel ein wenig mehr über diesen Auftrag. Für diesen muss Falco in die "rote Zone", das Gebiet das noch von der Regierung kontrolliert wurde, fahren. Hier soll er dafür sorgen, dass Jose Antonio aus dem Gefängnis in Alicante befreit wird. Während dem Aufenthalt in Alicante lernt Falco auch eine Frau kennen...
Das Buch entwickelt sich sehr langsam, während der ersten neun Kapitel musste ich mich eher zwingen, weiter zu lesen. Dann wurde es richtig spannend. Die ganze Zeit wurde auf die Befreiung von Jose Antonio hingearbeitet, plötzlich jedoch hat sich die Mission ziemlich verändert. Für meinen Geschmack ist der erste Teil des Buches etwas zu langatmig, dann geht alles plötzlich sehr schnell und dann ist das Buch auch schon zu Ende. Ich konnte viel über den spanischen Bürgerkrieg lernen, was ich sehr interessant fand. Jedoch fehlte das gewisse Etwas. Insgesamt gebe ich dem Buch drei Sterne.

Bewertung vom 23.09.2017
Underground Railroad
Whitehead, Colson

Underground Railroad


ausgezeichnet

Colson Whiteheads "Underground Railroad" hat mich extrem beeindruckt. Er erzählt die Geschichte von der Sklavin Cora, die auf einer Baumwoll Plantage in Georgia geboren wird. Ihre Mutter flüchtet als sie noch ein Kind ist, und Cora muss auf der Plantage fortan alleine für sich sorgen. Irgendwann fasst sie den Mut, ebenfalls wegzulassen. Sie verlässt gemeinsam mit Cäsar, ebenfalls ein Sklave, die Plantage. Ihr Ziel ist vor allem weg von der Plantage, weg von den Sklavenfängern, Richtung Norden, zu einem besseren Leben. Cora kommt durch verschiedenste Bundesstaaten, jedes mal wenn sie sich sicher fühlt muss sie jedoch wieder weglaufen. Unterwegs ist sie auf die Hilfe verschiedener Leute angewiesen. Doch wer einem Sklaven hilft wird ebenso bestraft wie ein Sklave der wegläuft...

Colson Whitehead ist mit diesem Buch wirklich ein Meisterwerk gelungen. Er schafft es, dieses schwierige Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Ich war zuerst skeptisch, weil er den Underground Railroad tatsächlich als richtigen Zug darstellt, das hat mich beim Lesen jedoch nicht gestört. Ich kann dieses Buch jedem nur empfehlen!