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Blümchen
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Dresden

Bewertungen

Insgesamt 169 Bewertungen
Bewertung vom 03.01.2022
Die Frauen von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.1
Maly, Beate

Die Frauen von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.1


sehr gut

Liebe und Leid im Tiergarten Schönbrunn während des
Ersten Weltkriegs


Ein Zoo bzw. Tiergarten hat schon immer viele Menschen angezogen. Auch in Krisenzeiten erhoffen sich die Leute von einem Spaziergang durch das Areal etwas Abstand vom Alltag, possierliche Tierchen und eine faszinierende Welt für ihre Kinder.Das war auch vor über 100 Jahren schon so. Die „Menagerie“ des Kaisers von Österreich war in Wien ein beliebtes Ausflugsziel an den Wochenenden – doch dann kam der Erste Weltkrieg und als selbst die Menschen hungerten, fragten sie sich immer mehr, warum die Tiere des Zoos weiter durchgefüttert werden.

 

Einen Blick hinter die Kulissen der Menagerie zu dieser Zeit wirft „Die Frauen von Schönbrunn“. Da er als historischer Unterhaltungsroman konzipiert ist, dient die kaiserliche Menagerie hauptsächlich als Kulisse für viel Liebe und Leid der Protagonisten. Man sollte also nicht zu viele detailgetreue historische Fakten erwarten, wenn auch etliche nachgewiesene Begebenheiten im Roman verarbeitet wurden. Sie dienen aber mehr der erzählten Geschichte als dass sie für sich genommen und auserzählt werden. Das betrifft zum Beispiel die Tatsache, dass ein Besucher, ein Soldat, einen Eisbären erschoss.

 

Ob der Zoodirektor Alois Kraus tatsächlich ein so gerechter und integerer Mensch war wie im Buch dargestellt, lässt sich wohl nur mit großem Rechercheaufwand nachprüfen. Hier hat sich die Autorin die Freiheit genommen, die historisch verbürgten Personen in den Roman einzufügen und sie so handeln zu lassen, wie es für den Plot notwendig war.

 

Hauptpersonen des Romans sind allerdings die (fiktive) Tierpflegerin Emma Moser und der (ebenfalls fiktve) Tierarzt Julius Winter. Emma würde selbst gern Tierärztin werden, hat in Wien allerdings als Frau keine Chance auf ein Studium. Julius kehrt psychisch versehrt aus dem Kriegsdienst zurück.

 

Als historischer Unterhaltungsroman funktioniert die Kombination Tiergarten und Liebesgeschichte perfekt – ich persönlich hätte mir aber noch etwas mehr Tiefe gewünscht. Ich fand z. B. das Verhältnis von Fanny, dem Menschenaffen, gegenüber Emma sehr interessant. Emma versucht die gelangweilte Fanny mit spielerischen Übungen aus ihrer Lethargie zu reißen und zeigt so, wie intelligent diese Tiere sind. Dass jedoch rundherum alle, selbst offenbar der Zoodirektor, davon nie etwas gehört haben wollen und Emma die Einzige ist, die das Potential des Affen erkennt, erschien mir sehr plakativ. Wie in Unterhaltungsromanen üblich sind also die „Guten“ auch hier durchweg gut und die „Bösen“ durchweg böse… das war mir etwas zu sehr Schwarzweiß-Malerei und ich hätte mir in den Charakteren noch etwas mehr Widersprüchlichkeit gewünscht, um sie noch interessanter zu machen.

 

Leider werden wir wahrscheinlich nicht erfahren, wie es nach dem Krieg mit dem Tiergarten weiterging, denn der nächste Band der Schönbrunn-Saga wird „Die Kinder von Schönbrunn“ heißen und sich mit der Reformpädagogik der 1920er Jahre beschäftigen. Dabei würde ich wirklich gern erfahren, wie es mit den Tieren und dem Tiergarten nach Ende des ersten Weltkriegs weiterging! Meine Hoffnung ist, dass der Tiergarten als verbindendes Element auch in den folgenden Bänden immer wieder eine Rolle spielen wird.

 

Fazit:

Ein typischer historischer Unterhaltungsroman, in dem die Personen im Fokus stehen und der Tiergarten als (äußerst interessante!) Kulisse dient. Das Buch liest sich weg wie nix und macht neugierig auf die Geschichte des Tiergartens Schönbrunn.

 

PS. Warum das Buch „Die Frauen von Schönbrunn“ heißt, obwohl Emma die einzige weibliche Hauptfigur ist, erschließt sich mir allerdings nicht.

 

Bewertung vom 29.11.2021
Diana / Ikonen ihrer Zeit Bd.5
Heiland, Julie

Diana / Ikonen ihrer Zeit Bd.5


sehr gut

Diana – die zerrissene Prinzessin

Wenn das Wort Ikone auf einen Menschen zutrifft, dann ja wohl auf Prinzessin Diana. Noch immer streiten sich die Geister darüber, ob sie sich ihrer immensen Ausstrahlung gar nicht bewusst war oder ob sie sie äußerst gezielt für ihr Image eingesetzt hat.

Dieses Buch versucht die Privatperson Diana darzustellen und ihr Wesen in einer fiktiven Romanbiografie einzufangen. Dass dies bei einer Frau mit einer so komplexen Geschichte nicht  vollumfänglich gelingen kann, überrascht dabei nicht (und das möchte ich hier auch ausdrücklich nicht kritisieren). Denn die Berichterstattung über Diana war schon immer äußerst ambivalent - von Schlammschlacht bis Vergötterung ist alles dabei und daher für Außenstehende äußerst schwierig zu recherchieren.

In diesem Roman ist Diana eine junge Frau, die – kaum den Kinderschuhen entwachsen – vor eine schier unlösbare Aufgabe gestellt wird: sie soll der strahlende Stern am Himmel der britischen Monarchie werden, allerdings bitteschön ohne ihren Mann in den Schatten zu stellen (einen Mann, wohlgemerkt, der vor ihren Augen eine Beziehung zu einer anderen, verheirateten Frau pflegt).

Diana hat also eine denkbar schlechte Ausgangsposition, aber die Naivität ihrer gerade mal 19 Jahre und der verlockende Glamour des Königshauses lassen sie ihre Zweifel hinten anstellen: sie heiratet Charles und meint, ihre Ehe trotzdem zu einer erfolgreichen und liebevollen machen zu können. Ob Diana das damals wirklich so empfand, kann ich nicht einschätzen. Es liegt aber angesichts ihres zarten Alters nahe – mit 19 hat man noch Träume…

Wie im Buch dargestellt, wird der Palast für die junge und lebenshungrige Prinzessin aber schnell zum goldenen Käfig. Diana scheitert an den strengen Protokollvorgaben, an der Unnahbarkeit ihrer „neuen“ Familie und ihrer eigenen Sensibilität – die, wenn man ihr späteres Tätigkeitsfeld im Wohltätigkeitsbereich betrachtet, eigentlich ihr größtes Potential ist.

Die Autorin lässt Diana sehr viel zweifeln und immer wieder Versuche der Emanzipation durchleben. Diese Darstellung hat mir allerdings nicht ganz so gut gefallen. Das Schema war immer das Gleiche. Der Ton war jeweils in etwa: Plötzlich wusste Diana, weshalb sie sich immer klein gefühlt hatte! Diese Erkenntnis gab ihr Kraft – und sie wusste, dass sie ab jetzt dieses/jenes anders machen musste. Aber - surprise, surprise – dann ist sie einige Monate/Jahre später wieder an genau dem gleichen Punkt. Mit denselben Zweifeln, denselben Klagen, denselben Problemen. Und wieder hat sie „DIE“ Erkenntnis, lebt fortan danach… und steht erneut vorm gleichen Problem. Das las sich ein bisschen wie „und täglich grüßt das Murmeltier“. Es mag sein, dass Diana die grundsätzlichen Probleme ihrer Ehe nie in den Griff bekommen hat. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie immer wieder meinte, DEN Knackpunkt gefunden zu haben und immer wieder so daneben lag.

Fakt ist: sie war in ihrer Ehe todunglücklich, war ja zu diesem Zeitpunkt erst in ihren Zwanzigern und sehnte sich nach einer erfüllten Beziehung. Daher war es kein Wunder, dass sie irgendwann ebenfalls eine Affäre begann – mit einem Offizier. Dass sie in dieser Zeit sehr glücklich gewesen sein muss und wirklich über beide Ohren in James Hewitt verliebt war, darin scheinen sich alle Quellen einig zu sein. Die Darstellung hier im Buch war mir persönlich allerdings zu schwülstig. Diana errötet bei jedem Blick von James und hat permanent sexualisierte Gedanken, derer sie kaum Herr wird. Das war mir zuviel. Hier wäre aus meiner Sicht weniger mehr gewesen.

Erzählt wird Dianas Geschichte bis zu ihrer endgültigen Abnabelung vom Königshaus im Jahr 1996 durch ihre Scheidung. Dass sie danach leider nur noch ein Jahr zu leben hatte und die Umstände ihres Todes werden nur kurz im Nachwort erwähnt.

Fazit:

Dianas Entwicklung vom jungen, verschüchterten Mädchen zur Prinzessin, die bewusst die Medien für ihre Zwecke einsetzt und sich vom Königshaus a

Bewertung vom 21.11.2021
Wallis und Edward. Eine Liebe, stärker als die Krone
Holden, Wendy

Wallis und Edward. Eine Liebe, stärker als die Krone


ausgezeichnet

„Es kommt nicht darauf an, was man getan hat. Es kommt darauf an, was die Leute denken, was man getan hat.“

Die Geschichte von Wallis Simpson, die die britische Monarchie in ihren bis dato wohl größten Skandal verwickelt hat, kennt in Großbritannien wohl jedes Kind. Bei uns im deutschsprachigen Raum könnte ich mir vorstellen, dass die jüngere Generation von ihr noch nie etwas gehört hat. Aber nach der Lektüre dieses Buches frage ich mich: stimmt die Geschichte wirklich so, wie sie von den Medien (oftmals einer Hetzjagd gleich) übermittelt wurde? War es wirklich die egoistische Wallis, die den britischen König dazu gebracht hat, sich zwischen ihr und der Krone zu entscheiden und letztlich abzudanken? Oder waren die wahren Beweggründe doch etwas andere?

Ich habe es nicht sofort gemerkt, aber im Laufe des Lesens wurde mir klar – dieses Buch bricht eine Lanze für Wallis Simpson, die von den Medien als rücksichtslose, selbstsüchtige, kaltherzige Frau dargestellt wird. Eine Frau, die den Prinzen manipuliert und für ihre Zwecke ausnutzt. Na, kommt euch daran irgendwas bekannt vor?

Bewertung vom 22.10.2021
Die Früchte, die man erntet / Sebastian Bergman Bd.7
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Die Früchte, die man erntet / Sebastian Bergman Bd.7


ausgezeichnet

Eine gefühlte Ewigkeit hat es gedauert, bis endlich ein neuer Fall für Sebastian Bergman in den Buchläden stand. Drei Jahre und eine globale Pandemie nach dem letzten Band. Hjorth & Rosenfeldt lassen diese Zeit auch in ihrem neuen Roman verstreichen und so setzt „Die Früchte, die man erntet“ nach der Corona-Pandemie an.

 

Auch für die Ermittler sind drei Jahre vergangen und deshalb müssen die Leser erst einmal wieder auf Stand gebracht werden, was die Hauptfiguren in der Zwischenzeit erlebt haben und wo sie nun in ihrem Leben stehen. Sebastian hat sich aus der Reichsmordkommission zurückgezogen und praktiziert wieder als Psychologe. Und er ist mit Ursula zusammen. Sein Leben verläuft verhältnismäßig ruhig, seit es Amanda gibt, seine Enkeltochter. (Kenner der Reihe erinnern sich, dass es da zuletzt noch ein kleiiiiines Problem gab – in diesem Band wartet die Auflösung). Vanja hat inzwischen Torkel „beerbt“ und leitet die Reichsmordkommission. Und Billy und My erwarten Zwillinge.

 

So weit, so normal. Doch die Normalität – das wird schnell klar – existiert nur oberflächlich. Und unter dieser Oberfläche zeigen sich schnell Risse.

 

Und so ist es auch diesmal wieder wie in den letzten Krimis dieser Reihe: weit interessanter als der eigentliche Fall sind die Entwicklungen im Team. Alle Leser des letzten Bandes hatten eigentlich nur eine Frage im Kopf: wie geht es mit Billy weiter? Und diese Frage, soviel kann ich verraten, wird in diesem Roman ausführlich beantwortet!

 

Das Buch, das am Anfang fast schon gemächlich daherkommt und dessen eigentlicher Kriminalfall nach 300 von 500 Seiten abgeschlossen ist, verwandelt sich spätestens ab der Hälfte in einen echten Pageturner und hält auch diesmal am Ende wieder eine faustdicke Überraschung bereit. Es ist unglaublich, wie die Autoren es jedes Mal schaffen, der mittlerweile echt komplexen Geschichte noch weitere Twists hinzuzufügen und die Leser mit einem fiesen Cliffhanger aus dem Buch zu entlassen.

 

Und so ist es wie jedes Mal nach einem Hjorth & Rosenfeldt: die große Frage lautet, wie lange müssen wir diesmal warten, bis das nächste Buch erscheint??? (und ich möchte hier schon mal kritisch anmerken, dass 3 Jahre DEFINITIV zu lange waren!!!) Ich kann es jetzt schon kaum erwarten das nächste Buch in der Hand zu halten!

Fazit:

1.     Großartiger Plot.

2.     Großartig entwickelte Figuren (Neulinge der Reihe bitte Finger weg und bei Band 1 anfangen – keine Angst, das lohnt sich!!!)

3.     Großartiger Cliffhanger.

4.     Absolut nicht großartig: die Wartezeit bis zum nächsten Teil!
 

Bewertung vom 15.10.2021
Das Haus der Düfte
Lambert, Pauline

Das Haus der Düfte


ausgezeichnet

Die Welt der Düfte entdecken

 

Es ist wahrscheinlich jedem schon einmal so gegangen, dass ein Duft oder bestimmter Geruch sofort für Bilder im Kopf gesorgt hat. Düfte können Erinnerungen und starke Gefühle auslösen – und nicht zuletzt das machen sich Parfümeure auf der ganzen Welt zu Nutze, wenn sie neue Düfte komponieren.

 

Und genau darum geht es in „Das Haus der Düfte“. Eingebettet in eine geheimnisvolle Familiengeschichte setzt die Autorin den Parfümeuren und den großen Parfumhäusern wie Guerlain, Molinard, Dior usw. ein Denkmal. Die fiktive Parfumeurs-Dynastie Girard dient als Beispiel für ein florierendes Familienunternehmen in Grasse, der „Hauptstadt der Düfte“. Und dort entspinnt sich über die Jahre eine Geschichte über Liebe und Hass, über Gewinnen und Verlieren, über Fluch und Segen der Parfumherstellung.

 

Dabei hat die Autorin sehr umfangreich recherchiert und nimmt die Leser mit in eine Welt, die uns normalerweise verborgen bleibt. Denn die meisten Menschen kennen nur das fertige Parfum – und entweder man mag es, oder man mag es nicht. Der langwierige Prozess der Herstellung – und damit ist nicht das Zusammenführen der Duftöle und das Abfüllen gemeint – wird genau beschrieben und zeigt, wie schwierig es ist, ein Parfüm zu kreieren. Es geht darum die verschiedenen Komponenten genau passend zueinander zu mischen, abzustimmen, die Halt- und Haftbarkeit des Duftes auf der Haut zu verbessern. Da ist viel Chemie im Spiel, aber auch Psychologie – und eine besonders gute Nase.

 

Eine solche hat Hauptfigur Anouk, die in den 1950er Jahren nach Grasse zur Familie Girard kommt und in der Stadt eine Ausbildung zur Parfümeurin macht. Daneben kommt sie ihrer Familiengeschichte auf die Spur.

 

Die Autorin hat diese Familiengeschichte in 7 Teilen erzählt, springt aus den 50er Jahren immer wieder in die Vergangenheit und lässt die Anfänge des Familienunternehmens lebendig werden. Spannend bis zum Schluss erzählt sie von einer Familienfehde, die immer wieder Hass, aber auch Liebe hervorbringt und sogar Menschenleben kostet. Die Story ist komplex aufgebaut und die Zusammenhänge erschließen sich erst mit der Zeit.

 

Mein kleiner Kritikpunkt ist, dass aufgrund der Komplexität der Geschichte nicht jede (Neben-)Handlung so auserzählt wird, dass sie wirklich schlüssig ist. Mitunter gehen mir gegen Ende die Auflösungen zu schnell und sind zu einfach, um wirklich schlüssig zu sein. Das (sicherlich gewünschte) Happy End konnte ich besonders bei einer Person nicht ganz nachvollziehen.

 

Allerdings schadet das nicht dem Gesamteindruck, den das Buch hinterlässt, denn es ist eine wirklich gut aufgebaute Geschichte, die aufgrund ihres Themas und der tollen Beschreibungen der „Duftwelten“ lange im Gedächtnis bleibt. So stelle ich mir einen geheimnisvollen Familienroman vor! Für meine kleinen Kritikpunkte ziehe ich ein halbes Sternchen ab und empfehle euch „Das Haus der Düfte“ mit 4,5 Sternen und der Beurteilung “DUFTE!“ gern weiter!

Bewertung vom 12.10.2021
Der Teepalast Bd.1
Herrmann, Elisabeth

Der Teepalast Bd.1


ausgezeichnet

Ein echtes Abenteuer!

Elisabeth Herrmann mal ganz anders! Die für ihre komplexen Krimis und Thriller bekannte Autorin ging mit diesem Buch neue Wege – sie wagte sich an einen historischen Stoff und schlägt mit diesem Roman ganz neue Töne an. Ich kann schon mal verraten – ohne ein paar Todesfälle kommt auch dieses Buch nicht aus

Bewertung vom 02.10.2021
Jahre der Hoffnung / Kinderklinik Weißensee Bd.2
Blum, Antonia

Jahre der Hoffnung / Kinderklinik Weißensee Bd.2


ausgezeichnet

Die Wunden des „großen Krieges“

 

Im zweiten Teil der Reihe um die Schwestern Emma und Marlene Lindow sind es vor allem die Nachwehen des „großen Krieges“, des 1. Weltkrieges, die das Geschehen prägen. Während zunächst ein Teil des Buches die Geschehnisse während des Krieges beschreibt, geht es dann ausführlicher um die Zeit danach, insbesondere das Jahr 1919.

 

Beruflich ist Marlene ihrem Traum ein Stück nähergekommen. Sie studiert während des Krieges Medizin, als eine von wenigen Frauen und soll in den letzten Kriegstagen ihr Medizinalpraktikum absolvieren, bevor sie sich letztlich Ärztin nennen darf. Zu ihrer Freude kann sie dieses Praktikum an der Kinderklinik Weißensee machen, wo ihre Schwester als examinierte Krankenschwester tätig ist.

 

Marlene bekommt es mit schwierigen Krankheitsfällen zu tun, aber auch mit der großen Seuche dieser Zeit, der sogenannten Spanischen Grippe, die aus dem Kinderkrankenhaus eine Seuchenstation auch für Erwachsene macht. Dazu kommt, dass sie von einigen Kollegen als angehende Ärztin nicht ernst genommen wird. Zu gern würden sie sie aus der Klinik entfernen – oder zumindest wieder zur Krankenschwester degradieren. Und auch privat läuft es nicht rund. Ihr Verlobter Maximilian, der während des Krieges als Arzt in einem Lazarettzug tätig war, kommt völlig verändert aus dem Kriegsdienst nach Hause, was ihn und Marlene immer weiter voneinander entfernt.

 

Antonia Blum gelingt es mit dem zweiten Weißensee-Roman, ein nachvollziehbares Bild der Zeit zu zeichnen, das die bekannten „großen“ Eckdaten der Geschichte aufgreift und in den Roman einbindet. Die Figuren waren aus meiner Sicht mitunter ein wenig stereotyp gezeichnet (gut/böse, nett/durchtrieben), aber das ist in der Unterhaltungsliteratur ja sehr verbreitet. Ich würde mir mal einen Roman aus dieser Zeit wünschen, der bewusst mit diesen Stereotypen spielt und die Figuren differenzierter darstellt.

 

Trotzdem habe ich mich mit dem Buch sehr wohl gefühlt und jede Zeile genossen. Insbesondere die Beschreibungen des Klinikalltags und der oft erschöpfenden Tätigkeiten sowohl der Krankenschwestern als auch der Ärzte waren aus meiner Sicht sehr gut gelungen. Außerdem habe ich mich gefreut, auch Willy Pinke und seinem Wellensittich Jacki wiederzubegegnen – Willy ist ein richtiges Berliner Original mit der berühmt-berüchtigten „Berliner Schnauze“ und ein absoluter Sympathieträger – ihn habe ich besonders ins Herz geschlossen.

 

Die Aufarbeitung der Kriegserlebnisse von Maximilian ging mir am Ende ein wenig zu schnell und zu geräuschlos über die Bühne. Hier hätte es aus meiner Sicht noch Potential gegeben, um – stellvertretend für die vielen Kriegsschicksale – darzustellen, dass „das Leben danach“ für die allermeisten nie wieder das Gleiche war.

 

Mein Gesamturteil:

Wie schon Teil 1 ein wunderbarer historischer Schmöker, der diesmal die Geschehnisse rund um das Ende des 1. Weltkrieges thematisiert und einordnet. Die Beschreibungen des Klinikalltags in dieser Zeit sind gleichzeitig nachvollziehbar und spannend. Man sollte sich aber bewusst sein, dass es hier um Unterhaltung geht und die Figuren und Handlungsabläufe entsprechend angelegt sind.

Bewertung vom 28.09.2021
Als wir an die Zukunft glaubten / Die Hafenschwester Bd.3
Metzenthin, Melanie

Als wir an die Zukunft glaubten / Die Hafenschwester Bd.3


ausgezeichnet

Ein großes Familienepos, das unheimlich fesselt

Der dritte Teil der „Hafenschwester“-Reihe führt die Familiensaga zu einem fulminanten Abschluss. Wir begleiten Martha, Paul sowie ihre Kinder und Enkel in der Zeit zwischen 1920 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs. In dieser Zeit ist die Geschichte der Familie Studt von großen Einschnitten und von vielen Veränderungen geprägt, von Verlusten, aber auch von glücklichen Zeiten zwischendurch.

Dieser letzte umfangreiche Band erzählt einen großen Zeitabschnitt, was die Geschichte abwechslungsreich und dynamisch macht. Im Mittelpunkt steht nun nicht mehr nur Martha, sondern vor allem sind es ihre Kinder Rudi, Alfred und Ella, die in den Fokus rücken. Und die Autorin hat die Werdegänge der Kinder so gestrickt, dass man als Leser die gesellschaftlichen Umstände und z. T. auch Zwänge hautnah miterlebt. Deshalb muss ich hier vor allem Melanie Metzenthin ein großes Lob dafür aussprechen, wie sie die Geschichte konstruiert hat. Nichts wirkt unglaubwürdig und trotzdem entwickelt sich eine äußerst komplexe Geschichte, in der viele kleine Rädchen ineinander greifen und zu einem großen Ganzen werden.

Am meisten beeindruckt hat mich der Lebensweg von Alfred, genannt Fredi, der als Kriminalkommissar bei der Hamburger Polizei im aufkommenden Nationalsozialismus bald keine klare Position mehr beziehen kann. Dass er das NS-Regime verabscheut, kann er nicht offen sagen und so verstrickt er sich in eine Lügengeschichte, bei der er immer mit einem Bein im KZ steht. Nach außen hin gibt er das linientreue Parteimitglied, während er hinter den Kulissen ein Netzwerk aufbaut, das politisch Verfolgte rettet. Die Entscheidungen, die er treffen muss um seine Familie zu schützen, sind oft zweischneidig. Dennoch gelingt es der Autorin, seine Figur als charakterstark und sympathisch darzustellen. Natürlich klingt das ein wenig nach Klischee, der starke Widerstandskämpfer, der am Schluss sogar seine Karriere opfert, um andere nicht zu verraten… aber seine Figur hat trotzdem Facetten und wirkt nicht einfach nur glatt oder stereotyp.

Neben den Geschehnissen, in die die Familie verstrickt ist, spielt natürlich insbesondere das politische und gesellschaftliche Umfeld eine große Rolle und hier entfaltet sich ein weiteres großes Talent der Autorin: sie stellt diese Zusammenhänge eingebettet in ihre Geschichte so nachvollziehbar dar, dass man das Gefühl hat, Geschichte mitzuerleben und mittendrin zu sein in dem jeweiligen Zeitgefühl. Seien es die Ängste der Figuren bei der Bombardierung Hamburgs oder die wirtschaftliche Situation weit vorher in der Weltwirtschaftskrise – überall ist man mittendrin und erlebt die Zeit authentisch mit.

Für mich persönlich ist die „Hafenschwester“-Trilogie eine der besten historischen Reihen, die der deutsche Unterhaltungs-Buchmarkt zu bieten hat. Nirgendwo sonst wird Geschichte so lebendig dargestellt, nirgendwo sonst werden politische Zusammenhänge so nachvollziehbar vermittelt. Ich kann an dieser Stelle nur sagen: scheut euch nicht vor den dicken „Wälzern“! Ihr werdet diese Bücher lieben!

Bewertung vom 16.09.2021
Freiheit im Angebot / Wunderfrauen-Trilogie Bd.3
Schuster, Stephanie

Freiheit im Angebot / Wunderfrauen-Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Durch die 70er mit den Wunderfrauen

Mit den „Wunderfrauen“ Luise, Helga, Marie und Annabel sind wir schon durch die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts gereist, nun sind die Frauen reifer geworden, stehen in der Mitte ihres Lebens und erleben die revolutionären 70er.

Alle sind mittlerweile fest in ihrem Leben verwurzelt, die Kinder werden groß und dennoch gibt es immer wieder neue Herausforderungen für die vier ganz unterschiedlichen Frauen.

Wie schon in den Vorgängerbänden vermittelt Stephanie Schuster ein sehr lebendiges und authentisches Gefühl des Jahrzehnts, über das sie schreibt. Auch bedeutende Ereignisse, wie in diesem Fall die terrorgeprägten Olympischen Spiele in München, bindet sie mit ein. Nicht so, dass es vordergründig wäre, aber so geschickt, dass man sich völlig in diese Zeit „fallen lassen“ kann.

Die Erzählweise des Buches bzw. in meinem Fall des Hörbuches wechselt auch diesmal wieder zwischen den Perspektiven der Frauen hin und her. Das bringt Abwechslung in das Buch und ist dennoch so gut strukturiert, dass man den Geschichten der Frauen ohne Probleme folgen kann. Das ist mir auch schon in den ersten beiden Bänden positiv aufgefallen.

Nur ein einziges kleines Manko habe ich entdeckt und das war das Ende der Geschichte um die Wunderfrauen. In einem spektakulären Finale gehen sie zusammen ein sehr großes Wagnis ein, das im ungünstigsten Fall sogar tödlich enden könnte (mehr möchte ich hier nicht verraten). Ich konnte jedoch nicht ganz nachvollziehen, dass die vier Frauen das für diese Person tun würden – es passte auch irgendwie nicht zu ihren bisherigen, doch recht vernunftgesteuerten Verhaltensweisen. Das war mir ein wenig „zu viel“.

Ansonsten war aber auch dieser finale Band wieder ein großes Hörvergnügen, den ich mit bestem Gewissen weiterempfehlen kann!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.09.2021
Berlin Friedrichstraße: Novembersturm / Friedrichstraßensaga Bd.1
Schweikert, Ulrike

Berlin Friedrichstraße: Novembersturm / Friedrichstraßensaga Bd.1


sehr gut

Eine weitere Familiengeschichte aus den 1920ern

Ich glaube ich werde langsam „20er-Jahre-müde“. In dem Genre der historischen Familiengeschichten sind die 1920er Jahre derzeit bei weitem die beliebteste Zeit, um Romanhandlungen darin zu platzieren. Verständlich, denn die Zeit zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Beginn des Nationalsozialismus bietet sehr viele Entwicklungsmöglichkeiten, sehr viel Abwechslung und natürlich auch den notwendigen Glanz & Glamour.

Aber wenn man dann die gefühlt 20. Geschichte liest, in denen Kriegstraumata bzw. Versehrtheit problematisiert werden, ebenso die Inflationswellen und die Wohnungsnot, die Homosexuellenszene und das Ganze auch noch zum wiederholten Male gespickt mit ein paar Begegnungen mit den Stars jener Zeit wie Marlene Dietrich, Anita Berber, Erich Kästner, Erika Mann… dann hat man einfach das Gefühl, diese Zeit sei „auserzählt“.

Nun könnte man sagen – wenn du schon haufenweise solche Romane gelesen hast, warum greifst du dann wieder zu einem? Nun, der Aufhänger hat mich angezogen: der Bau des Bahnhofsgebäudes Berlin Friedichstraße war im Klappentext als Ausgangspunkt der Geschichte genannt und so habe ich mir einen Roman erhofft, der mir neben den Familienschicksalen auch einen Einblick in die Baukunst jener Zeit gibt.

Doch leider wurden meine Hoffnungen enttäuscht. Ja, die Familienschicksale wurden ausgiebig beleuchtet und die Story ist, was das angeht, auch gut konstruiert. So gesehen werden Fans von Romanen über die 1920er Jahre definitiv auf ihre Kosten kommen. Aber das namensgebende Bahnhofsgebäude ist nur „Kulisse“ und wird kaum erwähnt. Wie schade!

Fans historischer Schmöker werden an dem Buch sicher ihre Freude haben. Man muss allerdings gut aufpassen, denn die Geschichte springt ab und zu ein wenig in der Zeit hin und her. So gibt es Teile, die um 1905 spielen, als die Protagonisten noch Kinder waren. Während die Geschichte hauptsächlich ab 1922 bis ca. 1933 spielt, werden zwischendurch immer wieder kurze Szenen aus den Kriegsjahren wiedergegeben. Dies jedoch nicht immer chronologisch. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass es als Hörbuch nicht ganz so geeignet sein könnte, denn diese „Zwischenszenen“ kommen immer recht plötzlich und es könnte beim Hören leicht passieren, dass man die beiden einleitenden Worte „Juli 1917“ o. ä. überhört und sich dann fragt, warum die Handlung plötzlich gar nicht mehr zu dem passt, was man eben gehört hat.

Ich tue mich also etwas schwer mit diesem Buch. Geschrieben ist es flüssig und fesselnd, ohne Frage, wenn auch mit unter etwas ausschweifend. Es liest sich weg wie nix, auch das ist positiv. Aber es bot mir auch keinerlei neue Ideen, neue Sichtweisen oder neue Szenen – das meiste kam mir so vor als hätte ich es so oder ähnlich schon einmal gelesen. Ich möchte das auf keinen Fall der Autorin anlasten, denn sie hat ja nicht selbst das zehnte Buch über diese Zeit geschrieben… Aber ich als Fan historischer Romane muss feststellen, dass diese Zeit als Setting für Romane wohl so langsam ausgereizt ist und (zumindest mir persönlich) kaum mehr neue Impulse bieten kann. Hier kann ich nur an die Verlage appellieren, nicht weiter dem „Hype“ hinterher zu laufen, sondern auf neue, andere Stoffe zu setzen.

Für mich also leider nicht ganz das große Leseerlebnis, auch wenn das Buch gut erzählt ist und spannende Familienschicksale bereithält.