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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
buchwürmchen
Wohnort: 
reutlingen
Über mich: 
Das Leben ist viel zu kurz um schlechte Bücher zu lesen!

Bewertungen

Insgesamt 449 Bewertungen
Bewertung vom 10.08.2015
Ein Schaf fürs Leben
Matter, Maritgen

Ein Schaf fürs Leben


ausgezeichnet

Nicht unbedingt eine Gutenachtgeschichte, aufgrund ihrer Spannung, doch höchst komplex und interessant sowohl für Kind als auch für Vorleser.
Der hungrige Wolf lockt ein unschuldiges, naives, treuherziges Schaf aus seinem Heim, mit der Absicht es zu verspeisen. Bei einer Schlittenfahrt und einer spektakulären Rettungsaktion entsteht zwischen den beiden eine sonderbare Beziehung. Der Wolf versucht verzweifelt seinen Jagdtrieb zu unterdrücken, doch er weiß dass es zwischen den doch so unterschiedlichen Tieren, keinen wirklichen Frieden geben kann. Da der Wolf den Unterschied zwischen Instinkt und Moral als unausweichliche Hürde erkennt, das kleine dümmliche Schaf jedoch nicht, entsteht ein Spannungsbogen zwischen Fressen und Überleben. Das Ende der Geschichte bleibt zum Glück offen und gibt Raum zum Weiterspinnen.

Durch die niveauvolle Sprache werden die Charaktere der beiden Hauptfiguren sehr stimmig dargestellt, die Illustration ist einfach nur schön. Gelungenes Buch für Groß und Klein.

Bewertung vom 05.08.2015
Léon und Louise
Capus, Alex

Léon und Louise


sehr gut

Die Erzählung beginnt mit der Beerdigung Leons auf der eine, der Familie unbekannte, energische, ältere Dame erscheint, sich vom Toten verabschiedet und wieder verschwindet. Eine Rückblende folgt in der Leons ganzes Leben Revue geschildert wird. Einige Jahre werden auf wenigen Seiten summarisch beschrieben, dennoch entsteht nie den Eindruck etwas verpasst zu haben. Eine schöne Liebesgeschichte entsteht, lange unerfüllt und dennoch stimmig und harmonisch, eingebettet im Rahmen zweier Weltkriege. Anfangs nur klein wenig, ab der zweiten Hälfte werden die Auswirkungen des Krieges immer spürbarer und wirken sich auf den Alltag der beiden Hauptprotagonisten aus. Schön geschrieben, schön erzählt!

Bewertung vom 30.07.2015
Der Junge muss an die frische Luft
Kerkeling, Hape

Der Junge muss an die frische Luft


sehr gut

Diese Mischung aus bitteren Kindheitserinnerungen und die für meinen Geschmack etwas zu detaillierte Schilderung von Mutter Kerkelings Freitod, ging mir sehr an die Substanz. Belohnt wurde ich jedoch durch Kerkelings flüssigen Schreibstil, der mich sowohl zu Tränen rührte als auch zum Lachen verführte. Emotional und tiefgründig verarbeitet er in seiner Biographie dieses für Ihn sehr prägendes Erlebnis. Der damals erst achtjährige Hans-Peter kämpft mit Ärger, Wut und Unverständnis für seine Mutter. Er ist mit der Situation vollkommen überfordert, doch seine Familie fängt ihn auf und formt ihn. Vor allem die Frauen seiner Sippe: Omas und Tanten ziehen ihn liebevoll und lebensbejahend groß.

Durch dieses Buch kann man geschickt nachvollziehen, wie aus dem damaligen Pummelchen der heute so beliebte Showmaster wurde. Kerkelings Familie ist voller liebenswerten Charakteren mit deren Hilfe sicherlich jede Krise zu meistern ist.

Kurzweilig und berührend.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.05.2015
Auf dem Jakobsweg
Coelho, Paulo

Auf dem Jakobsweg


ausgezeichnet

Das Buch erschien 1987 in Brasilien, zur damaligen Zeit war eine Pilgerreise nicht unbedingt hipp. Doch Coehlo beschreibt seine Reise und die damit verbundenen Erfahrungen in einer Art Tagebuch, als wäre er erst gestern zurückgekehrt. Der Leser erfährt ganz viele historische Fakten über die Geschichte des Weges, über seine Bedeutung im Mittelalter und über Berühmtheiten die diesen Weg gingen. Die Essenz dieses Buches ist jedoch nicht die Reisebeschreibung als solche, vielmehr lässt Coelho uns an seinem inneren Weg teilhaben. Als Mitglied einer katholischen Bruderschaft die wahrscheinlich ein Ableger des Ordens der Tempelritter ist, räumt er diesen einen besonderen Platz in seinem Buch ein. So liefert er dem Leser viele faszinierende Hintergrundinformationen über die Templer und deren Traditionen.
Auf dem Weg findet Coelho seinen persönlichen Schutzengel und dessen Pendant, seinen inneren Dämon, er begegnet seinem Tod und das fand ich etwas an den Haaren herbeigezogen. Dafür aber fand ich seine Exerzitien toll, seine Meditationstechniken mit denen er den Herausforderungen des Jakobswegs die Stirn geboten hat.
Dieses Buch ist für nüchterne, objektive Menschen, die sich mit übersinnlichen Dingen schwertun und den Jakobsweg nur als sportliche Herausforderung sehen ungeeignet. Ich persönlich fand es bis auf ein paar Kleinigkeiten hervorragend.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.05.2015
Marmorkuss
Benkau, Jennifer

Marmorkuss


weniger gut

Marmorkuss war mein erstes Buch von Jennifer Benkau und ich spielte nach der 50. Seite immer noch mit dem Gedanke es wieder wegzulegen. Ich konnte mich mit ihrem Schreibstil nicht recht anfreunden, die ganze Atmosphäre des Buches lies keine anheimelnde Gefühle zu, so quälte ich mich richtig bis zur zweiten Hälfte durch, die mir ein wenig besser gefiel, obwohl unser Märchenprinz eine ziemlich rassistische Haltung zu Tage legt. Ich hoffte auf eine märchenhafte Liebesgeschichte, gefunden habe ich farblose Charaktere deren Handlungen (wenn sie denn endlich handelten) nicht nachvollziehbar waren. Auch bei einer Fantasy Geschichte erwarte ich Glaubhaftigkeit, die war hier nicht gegeben, so bleibe ich doch lieber bei der bewährten Grimm Version.

Bewertung vom 06.05.2015
Hilfe! Ich will hier raus! / Oma Cordula Bd.1
Naoura, Salah

Hilfe! Ich will hier raus! / Oma Cordula Bd.1


ausgezeichnet

Die alltägliche Familie Gruber besteht aus den Eltern, Tochter Fabienne und unserem Hauptprotagonisten Henrik. Obwohl recht langweilig, sind sie eine glückliche, harmonische Familie, die Henriks bester Freund jederzeit gegen seine eigenen streitsüchtigen Eltern austauschen würde.

Das plötzliche erscheinen der bis dato unbekannten Oma, stellt jedoch die gesamte Familie auf den Kopf. Oma Cordula ist aus dem Pflegeheim ausgebüxt, sehr zum Missfallen der Eltern, und beabsichtigt das idyllische Familienleben zu zerstören. Ein Abenteuer löst das nächste ab, die Familie wächst durch die Krise enger zusammen, Henrik fängt an die Erwachsenenwelt anders zu betrachten und macht sich tiefsinnige Gedanken über Freundschaft, Familie und essentielle Werte.

Umwerfend humorvoll geschrieben, spannend und Actions reich ab der ersten Seite, sensibel und lebensnah und dennoch kindgerecht. Ein tolles Buch, das wir sicherlich nicht zum letzten Mal gelesen haben.

Bewertung vom 30.04.2015
Ich bin hier bloß der Hund / Ich bin hier bloß Bd.2
Richter, Jutta

Ich bin hier bloß der Hund / Ich bin hier bloß Bd.2


ausgezeichnet

Jutta Richter hatte einen Hund aus Ungarn aufgenommen und nannte ihn Anton. Sie begann die Welt durch seine Augen zu sehen und lies sich dadurch zu diesem fabelhaften Buch inspirieren. Herausgekommen ist eine lustige und unterhaltsame Geschichte für Kinder und für Hundefreunde.

Brendon, der ungarische Hirtenhund, erzählt wie er die Welt sieht und versteht. Dabei beschreibt er die Familie in der er lebt mit all ihrer Eigenarten und Macken auf eine sehr witzige und unterhaltsame Art, die nicht nur für Kinder zu einem entspannten Lesevergnügen führt. So erfährt man zum Beispiel, welche Konsequenzen für den Hund entstehen, wenn er seinem Herrchen Friedbert nicht folgt. Dieser will ihn zur Hundeschule schicken, obwohl er doch seiner Meinung nach sehr gut durch seinen Onkel Ferenc erzogen ist. Und auch die Katze ärgert ihn ständig und Heimweh hat er auch nach den Weiten der ungarischen Puszta, wo sicher alles viel besser wäre.

Einfühlsame Geschichte, minimalistisch und witzig illustriert, humorvoll und meisterhaft erzählt.

Bewertung vom 30.04.2015
Paula und Lou im Weihnachtschaos / Paula und Lou Bd.8
Allert, Judith

Paula und Lou im Weihnachtschaos / Paula und Lou Bd.8


sehr gut

Die zwei völlig unterschiedlichen Sternstraße Bewohnerinnen Paula und Lou freuen sich voller Erwartung auf Weihnachten. Doch leider ist Mutter Ronja absolut nicht in Weihnachtsstimmung, schlecht gelaunt und immer öfter gestresst, droht sie die Adventszeit zu vermiesen. Eigentlich verstehen sich die Mädchen sehr gut mit ihr, doch im Moment ist sie ganz merkwürdig: mal backen sie Plätzchen zusammen und singen Weihnachtslieder, im kurz darauf schlecht gelaunt herum zu schreien. Sie ist Chefin eines Hotels und Cafés und hat in der Vorweihnachtszeit viel Arbeit, doch leider wird’s noch schlimmer: sie verkündet, dass sie nicht wie sonst im Café Weihnachten feiern sondern zu Hause. Für Lou und Paula ein Desaster!

Stürmisch und witzig geschrieben, lassen sich die 24 Kapitel als Adventsgeschichte lesen, aber auch im Sommer ein wahres Lesevergnügen.

Bewertung vom 29.04.2015
Die Kinder unseres Viertels
Machfus, Nagib

Die Kinder unseres Viertels


gut

Dieses Buch wurde dermaßen heftig diskutiert, dass es mich richtig neugierig machte und ich setzte mich damit auseinander.

Geschildert wird das Leben und erfolglose Bestreben der Menschheit nach Gerechtigkeit und Demokratie in einem Stadtviertel vor dem prachtvollen Hof des Stiftungsgründers. Die „Stiftung“ steht sinnbildlich für das Paradies, sie würde genug Einkommen für alle abwerfen, doch wird sie vom Verwalter vereinnahmt und für die eigene Bedürfnisse ausgenutzt. Die restlichen Bewohner leben in großer Armut und werden durch „Wächter“ im Zaum gehalten. Im Verlauf der Geschichte tauchen immer wieder Retter auf die gegen das Gewaltregime antreten. Sie kennen sich nicht, da sie verschiedenen Generationen angehören, doch eins haben sie gemeinsam: sie erhalten alle ihren Auftrag vom großen Gabalawi, der Stiftungsgründer.

Auch ein Laie erkennt recht schnell die Ähnlichkeiten der Protagonisten mit diversen Persönlichkeiten der drei monotheistischen Weltreligionen: Judentum, Christentum und Islam und wie die großen Vorbilder, schaffen auch unsere Figuren nicht den endgültigen Frieden zu schaffen.

Die Handlung der einzelnen Episoden sind in der Regel recht vorhersehbar, ist ja auch nachvollziehbar, doch der Schreibstil Machfus hielt mich diesmal nicht wirklich in Hochspannung, seine doch sehr lapidare Art zu erzählen, erlaubten mir keinen Zugang zu diesem Buch. Ob dies nur an der Übersetzung liegt, kann ich nicht urteilen, doch zu meinen Favoriten gehört dieses Werk trotz vielen Preisen definitiv nicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2015
Atemschaukel
Müller, Herta

Atemschaukel


sehr gut

Erzählt wird die Geschichte des siebzehnjährigen Leo Auberg der nur noch eines will: raus aus der Stadt, weg von der Familie, da kam ihm die Massendeportation der Rumäniendeutschen zum Wiederaufbau der Sowjetunion gerade recht. Das Buch umfasst die Zeitspanne 1945 – 1950, fünf Jahre Arbeitslager unter unglaublich widrigen Bedingungen, ein Zeitdokument das sich nicht unbedingt für die Abendlektüre eignet. Über 64 Kapiteln begleitet man den Protagonisten durch seinen Alltag im Lager, seine ganz persönliche Hölle, wo Hunger, Kälte und despotische Werter tiefe Seelenwunden hinterlassen.
Dieser Roman ist ein Stück Vergangenheitsverarbeitung, sprachgewaltig, fesselnd und außergewöhnlich intensiv. Eine biographische Aufarbeitung der Geschichte, hinter der eine melancholische Trauer steht. Es ist reine Geschmackssache ob man die neuerfundenen Worte zulässt oder gut findet, ob man den Satzbau akzeptiert. Ich persönlich bin der Ansicht, dass gerade diese mutige Schreibweise diesen Roman besonders macht, ergreifend echt und lebendig. Kurzweiliger Lesegenuss, absolut empfehlenswert.