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wanderer.of.words

Bewertungen

Insgesamt 216 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2022
Papier & Blut / Die Chronik des Siegelmagiers Bd.2
Hearne, Kevin

Papier & Blut / Die Chronik des Siegelmagiers Bd.2


sehr gut

Im zweiten Band verschlägt es Al und seine Freunde nach Australien, wo neue Gefahren und Gegner auf sie warten. Im Vergleich zum ersten Band geht es dabei deutlich actionreicher zu, was aber selbst bei mir als Actionfan irgendwann zu einer Übersättigung führte. Immer neue Gegner stellen sich der Gruppe entgegen und werden einer nach dem anderen recht problemlos ausgeschaltet. Mir fehlte hier die drohende Gefahr um richtig mitfiebern zu können, es ging alles etwas zu einfach. Die Actionsequenzen werden unterbrochen durch teils recht eingeschobene Geschichten oder Gedankengänge von Al. Beides war mir an manchen Stellen etwas zu ausschweifend.

Trotz meiner Kritikpunkte habe ich das Buch gerne gelesen. Der Witz des ersten Bandes ist zum Glück erhalten geblieben und zusätzlich gab es einige sehr spannende neue Erkenntnisse. Die Charaktere mochte ich schon im ersten Band sehr gerne, dass nun auch bisherige Randfiguren mehr Platz in der Geschichte erhielten hat mir sehr gut gefallen. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band und bin gespannt wie die offenen Enden weitergeführt werden.

Fazit:
Zwar etwas schwächer als Band eins, dennoch eine gute Unterhaltung mit viel Lesespaß.
Der Geschichte vorangestellt ist übrigens eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse aus dem ersten Band, das fand ich eine sehr gute Idee um wieder ins Geschehen einzusteigen und neuen Lesern einen Einstieg zu ermöglichen.

Bewertung vom 16.03.2022
DIE LÜGEN
Kara, Lesley

DIE LÜGEN


sehr gut

Wo Lesley Karas erstes Buch („Das Gerücht“) noch klar Richtung Thriller ging, ist „Die Lügen“ mehr ein Roman mit leichten Thrillerelementen. Für mich hätte es gerne noch mehr Thrill sein dürfen, dennoch wurde ich vom Buch gut unterhalten und habe es innerhalb von zwei Tagen verschlungen. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen: in der Gegenwart und in Lizzies Kindheit, als der tödliche Unfall passierte. Lizzie ist eine sehr sympathische Protagonistin, ihre Epilepsie fand ich gut in die Geschichte eingebaut und habe auch interessante Einblicke zu dieser Erkrankung erhalten. Auch die Nebencharaktere haben ausreichend Tiefe.

Über die Titelgebenden Lügen stolpert der Leser immer öfter, so dass man bald nicht mehr weiß wer aufrichtig handelt und wer üble Absichten hat. Das fand ich sehr gut umgesetzt und an mehreren Stellen haben mich Plottwists absolut überrascht. Die Grundstimmung baut eine gewisse Bedrohung auf, steigert sich zum Ende hin für meinen Geschmack dann aber zu wenig. Ich habe immer gewartet, dass noch etwas kommt und war dann ein wenig Enttäuscht.

Fazit:
Ein sehr flüssig zu lesender und unterhaltsamer Roman, der in Richtung Thriller tendiert. Das Buch kommt ohne Action und großen Nervenkitzel aus, so dass es für Leser geeignet ist die leichte Thriller bevorzugen. Hardcore-Thrillerfans wird es zu wenig sein. 

Bewertung vom 06.03.2022
Der Pirat
Lorne, Mac P.

Der Pirat


ausgezeichnet

An historische Romane stelle ich sehr hohe Erwartungen was Recherche und Wahrheitsgehalt angeht. Das Werk von Mac P. Lorne konnte mich in beiderlei Hinsicht absolut begeistern! Die Vermittlung der geschichtlichen Inhalte gelingt ihm meisterhaft und in Kombination mit dem großartigen Sprecher Reinhard Kuhnert ist ein tolles Hörbuch entstanden. Kuhnert erzählt mitreißend, bringt mit seiner Stimme Leben in die Geschichte und schafft es auch, dass weibliche Figuren nicht albern klingen. Allerdings hätte ich mir bei den Kapitelenden etwas längere Pausen gewünscht, denn dort geht es oft so schnell weiter, dass manche Szenen ineinander übergehen.

Der Hörer begleitet Francis Drake auf spannende Kaperfahrten, trifft historische Persönlichkeiten, wie Elisabeth I., und erlebt Englands beginnenden Aufstieg zur Weltmacht. Ein gewisses Interesse für Seefahrt sollte man aber mitbringen, denn Francis Drake ist Weltumsegler, Entdecker und Freibeuter und so dreht sich natürlich vieles um Seefahrt und Schiffe. Die Seemanöver sind sehr detailliert geschildert und es wird auf die Besonderheiten bei der Konstruktion der neuen englischen Schiffe eingegangen. Dabei fallen natürlich auch einige nautische Fachbegriffe. Für mich war dieser Teil sehr lehrreich und es war spannend zu erfahren, wie große Vorteile die Engländer aus moderneren Schiffen mit besseren Kanonen zogen.

Kurze Perspektivwechsel zu den Spaniern ermöglichen dem Leser auch einen Einblick in deren Denkweise und runden die Erzählung ab. Und auch Hintergründe zum Leben von Francis Drake dürfen in der Geschichte nicht fehlen, der als Mensch greifbar wird.
Der Höhepunkt des Hörbuchs ist natürlich die Schlacht gegen die Spanische Armada. Lorne beschreibt diese so detailreich, dass man sich die Manöver und die Scharmützel sehr gut vorstellen und den Kanonendonner fast hören kann.

Fazit
Spannend, unterhaltsam und lehrreich. Genauso sollte Geschichte vermittelt werden! Francis Drake fasziniert mich ja ohnehin seit Langem und in Kombination mit guter Recherche sowie spannender Vermittlung ergibt das für mich nicht weniger als den perfekten historischen Roman!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2022
Tell
Schmidt, Joachim B.

Tell


ausgezeichnet

Joachim B. Schmidt erzählt die Sage um den legendären Schweizer Freiheitskämpfer Wilhelm Tell neu. Tell, ein schweigsamer und mürrischer Mann, lebt mit seiner Familie auf einem abgelegenen Bergbauernhof und will eigentlich nur seine Ruhe haben. Er führt ein einfaches Leben, wildert wo es zum Überleben nötig ist und ist am liebsten in den Bergen unterwegs. Das nimmt eine dramatische Wendung, als seine Wege die des Vogts Gessler und dessen Handlanger kreuzen.

Schmidts Interpretation der Geschichte um Wilhelm Tell konnte mich begeistern. Vor allem die schnelle Erzählweise mit den sehr häufig wechselnden Perspektiven hat mir sehr gut gefallen. Das ganze Buch hindurch reiht sich Szene auf Szene aneinander, die meisten Abschnitte sind dabei nur wenige Seiten lang, dann erfolgt schon wieder ein Schauplatz- und Perspektivwechsel. Die schnellen Sprünge zwischen den Szenen gelingen dem Autor dabei brillant, an keiner Stelle war ich verwirrt oder wurde aus der Geschichte gerissen. Am Ende ergibt sich ein von allen Seiten beleuchtetes Bild der Geschichte um Wilhelm Tell. Das Ganze ist dabei so spannend geschrieben, dass ich das Buch in einem Zug gelesen habe.

Tell selbst ist ein Antiheld, er kämpft nicht für eine größere Sache, sondern will nur Gerechtigkeit für sich und die seinen nachdem er mit den Habsburger Soldaten aneinander geraten ist. Mit Fortschreiten der Geschichte wird auch die von Wilhelm Tell aufgedeckt, sein Verhalten und seine unnahbare Art werden dadurch verständlicher. Auch die Gegenseite um den Vogt Gessler, seinen Handlanger Harras und ein paar der Habsburger Soldaten bekommt ausreichend Platz in der Geschichte, mancher davon ist eine eher tragische als bösartige Figur. Überhaupt zeigt sich durch die Innenbetrachtung der Figuren, dass viele der Ereignisse und Schicksale hätten verhindert werden können, doch am Ende handelt eben jeder wie es von ihm erwartet wird und so nehmen die Geschehnisse ihren Lauf.

Fazit
Eine großartige und sehr spannende Neuerzählung der Tell-Sage. Absolut empfehlenswert für jeden der die Legende um Wilhelm Tell noch nicht kennt und genauso lesenswert für jeden der schon davon gehört hat.

Bewertung vom 02.02.2022
Die Chroniken der Meerjungfrau - Der Fluch der Wellen / Die Dunklen Chroniken Bd.5
Henry, Christina

Die Chroniken der Meerjungfrau - Der Fluch der Wellen / Die Dunklen Chroniken Bd.5


gut

Christina Henrys Buchreihe heißt „Die dunklen Chroniken“, das Buch über die Meerjungfrau ist bereits das fünfte erschienene Werk. Düster, gruslig oder brutal ist an der Geschichte allerdings gar nichts, das Ganze geht eher in Richtung Märchen. Das Buch erzählt im Wesentlichen wie Amalia, die Meerjungfrau, die Welt der Menschen und die Menschen selbst kennenlernt und verbindet das mit einer Liebesgeschichte. Obwohl die düsteren Elemente fehlten gefiel mir die Geschichte der Meerjungfrau aber weitaus besser als die Chroniken von Alice. Bei Alice war mir die die Erzählung zu oberflächlich, es gab viel zu viele Wiederholungen und kaum emotionale Tiefe.

„Die Chroniken der Meerjungfrau“ lebt von drei Personen: der Meerjungfrau Amelia, P.T. Barnum und seinem Angestellten Levi Lyman. Letztere sind historische Figuren und auch einige ihrer ausgelösten Skandale hat Christina Henry in ihre Geschichte einfließen lassen. Ich fand diesen kleinen Ausflug in die amerikanische Geschichte sehr interessant und habe nach Beendigung des Buches erstmal einiges mehr dazu gelesen. Auch Amelias Entwicklung habe ich gerne verfolgt. Wie sie die Menschen und ihre Eigenarten nach und nach Kennenlernt und sich nicht mit allem anfreunden kann ist sehr gut beschrieben.

Fazit
Eine stellenweise etwas melancholische Geschichte über eine Meerjungfrau und ihrem Traum die menschliche Welt kennenzulernen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.02.2022
Die Kinder von Nebra
Schiewe, Ulf

Die Kinder von Nebra


ausgezeichnet

Ulf Schiewe baut seinen Roman auf einer sehr gut recherchierten historischen Basis auf. Das Leben der Menschen in der damaligen Zeit, ihre Häuser, Arbeit, Nahrung oder Kleidung sind detailliert aber dabei immer interessant beschrieben. An vielen Stellen war ich überrascht welche Erfindungen es bereits in der Bronzezeit gab. Wo die historischen Quellen fehlen versucht der Autor die Lücken möglichst logisch zu füllen, auch das ist ihm großartig gelungen. So entwirft er ein Glaubenssystem mit verschiedenen Gottheiten, dort spielen heilige Stätten, Bräuche, Priester und Priesterinnen eine große Rolle. Der Leser kann auch die Entstehung der Himmelsscheibe miterleben und wie sie zu einem religiösen Objekt wurde. Vieles ist auch hier natürlich Spekulation, denn wir wissen zu wenig darüber, doch die Geschichte ist so schlüssig, dass es genauso hätte passiert sein können.

Die Geschichte beginnt gemächlich, stellt die Protagonisten vor und zeigt uns ihr Leben. Der Autor führt den Leser auch an die Glaubenswelt heran und zeigt wie das Herrschaftsgefüge aufgebaut war. Ich fand das sehr angenehm um in der lange zurückliegenden Zeit anzukommen. Viele der Namen klingen zunächst fremd und sind nicht immer leicht auseinanderzuhalten, hier hat mir das angehängte Personenregister gute Dienste geleistet.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und konnten mein Interesse wecken, die meisten tendieren aber dazu nur gute oder nur schlechte Seiten zu haben, auch Hauptdarstellerin Rana. Sie hat ein gutes Herz, kämpft für ihre Überzeugungen und gegen die Ungerechtigkeiten. Manchmal erinnerte sie mich mit ihrem impulsiven Trotz und der Aufmüpfigkeit an ein kleines Kind, gerade zu Beginn hat das meine Geduld mit ihr auf die Probe gestellt. In Laufe der Geschichte bessert sich das zum Glück und blitzt nur noch vereinzelt auf. Trotzdem mochte ich die Charaktere und habe ihre Geschichte sehr gerne verfolgt.

Bewertung vom 19.01.2022
Die Berechnung der Sterne / Lady Astronaut Bd.1
Kowal, Mary Robinette

Die Berechnung der Sterne / Lady Astronaut Bd.1


ausgezeichnet

Im letzten Jahr habe ich „Space Girls“ gelesen und den Film „Hidden Figurs“ gesehen und war von beiden absolut begeistert. „Die Berechnung der Sterne“ greift das gleiche Thema auf, die Autorin platziert ihre Geschichte aber in einer alternativen Vergangenheit und vermischt dabei sehr geschickt Historisches mit Fiktion.

Das Grundkonzept der Geschichte basiert dabei auf einer fiktiven Änderung der Geschichte: die USA haben den Wettlauf ins All gewonnen und nach dem Meteoriteneinschlag werden Kooperationen mit anderen Nationen, sogar China und Russland, eingegangen um die Raumfahrt voranzutreiben. Deutlich weniger fiktiv ist die Darstellung der damaligen Gesellschaft. Die Menschen sind sehr konservativ, People of Color werden diskriminiert und die Rolle der Frau ist es Mutter und Ehefrau zu sein.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Elma York erzählt. Ihre Aufgabe beim Raumfahrtprogramm ist es die Flugbahnen der Raketen zu berechnen, was mangels Computern mit Stift und Papier erfolgte. Doch Elma ist nicht nur eine begnadete Mathematikerin, sondern auch Pilotin. Im ersten Weltkrieg flog sie, wie viele andere Frauen, Versorgungsflüge. Ihr großes Ziel ist es am Raumfahrtprogramm teilnehmen und die Kolonie auf dem Mond mitaufzubauen.

Das Raumfahrtprogramm steht stets im zentralen Fokus der Geschichte, Einblicke in das vom Meteoriten zerstörten Washington erhält der Leser nicht. Das wäre natürlich sehr interessant gewesen, war aber auch nie Ziel des Romans. Kowall schreibt klar eine Gesellschaftskritik und kein Katastrophenszenario. Die Handlung bietet also wenig Action, ist aber trotzdem nie langweilig.

Die Protagonisten haben mir sehr gut gefallen, der Autorin gelingt meist eine ausgewogene Mischung aus Stärken und Schwächen. Elma York ist eine begnadete Mathematikerin, doch sie lebt in einer Welt wo sie durch ihr Geschlecht weniger zählt. Zwar hat sie einen Doktortitel, doch sie wird nur als Mrs York, die Ehefrau eines Ingenieurs, gesehen. Vor Menschen zu reden fällt ihr sehr schwer, ihre körperlichen Reaktionen durch diese Phobie und dass sie bei manchen Gelegenheiten auch mal kneift macht sie sehr menschlich. Elmas stets vorbildlicher Mann hingegen war mir ein wenig zu perfekt und bleibt dadurch meist etwas blass.

Das Ende der Geschichte bleibt offen, denn das Buch ist der erste Band einer Reihe. Auf die Fortsetzung bin ich bereits sehr gespannt und muss hoffentlich nicht zu lange darauf warten, denn im Englischen sind bereits drei Bände erschienen.

Ein großes Lob möchte ich noch für das Nachwort aussprechen, hier erläutert die Autorin an welchen Stellen sie von der Realität abgewichen ist und welche historischen Personen Vorbilder für einige ihrer Figuren waren. Bei einem Roman der manche Ereignisse der Geschichte abändert finde ich das zwingend notwendig und war sehr froh darum.

Bewertung vom 11.01.2022
Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
Zhang, C Pam

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold


gut

Die Autorin schreibt über Rassismus, Geschlechtsidentität, Migration und der Suche nach Zugehörigkeit. Auch der Eisenbahnbau und die Ausbeutung der Natur finden ihren Platz in der Geschichte. Das sind alles wichtige und spannende Themen, doch für das Buch waren es einfach zu viele, denn oft blieb nur Platz für eine Erwähnung am Rande. 350 Seiten reichten nicht aus um überall die Tiefe zu vermitteln, die ich mir gewünscht hätte.

Die Geschichte ist in vier Teile aufgebaut und überwiegend aus Lucys Perspektive erzählt. Zu Beginn lernt man die Kinder kennen, die mit dem Vater soeben den letzten Elternteil verloren haben. Der zweite Abschnitt spielt drei Jahre früher, als die Familie noch vollständig war. Anschließend erzählt der Vater wie er die Mutter kennenlernte und am Ende erfolgt nochmal ein Sprung in die Gegenwart wo wieder Lucy und Sam im Fokus stehen. Die Reise der beiden Kinder durchs Land macht also nur einen kleinen Teil aus und besteht auch mehr aus einem ziellosen Herumirren. Trotz der wohlformulierten Sätze blieb die Erzählung dabei oft sehr oberflächlich und viel zu selten sind Bilder in meinem Kopf entstanden. Vom Eisenbahnbau, der Arbeit als Goldgräber oder im Bergwerk erfährt man kaum etwas. Auch die meisten Charaktere bleiben einem immer etwas fern. Hier ist viel Potential ungenutzt geblieben.

Fazit
Mir war vieles zu knapp ausformuliert und die Geschichte ist an den meisten Stellen leider zu sehr an der Oberfläche geblieben. Für mich daher nur ein Buch das man mal gelesen haben kann, das aber schon kurz nach Beendigung nicht mehr in meinen Gedanken ist.

Bewertung vom 07.01.2022
Tinte & Siegel / Die Chronik des Siegelmagiers Bd.1
Hearne, Kevin

Tinte & Siegel / Die Chronik des Siegelmagiers Bd.1


ausgezeichnet

Das Buch entwickelt schon nach den ersten Seiten einen unglaublichen Sog. Die Geschichte beginnt mit Gordies Tod und verliert an keiner Stelle ihr Tempo. Das soll nicht heißen, dass das Buch vor Actionszenen nur so strotzt. Ein paar Kämpfe sind natürlich vorhanden, doch auch die Ermittlungsarbeit zu beobachten und Kevin Hearnes fantastische Welt zu entdecken macht großen Spaß. Den Anhang mit Erklärungen zu den Wesen und Übersetzungen einiger gälischer Begriffe habe ich dabei aber dringend benötigt. Das übrige Hintergrundwissen ist geschickt mit der Handlung verwoben und vereinzelte Rückblenden lassen uns die Protagonisten besser kennenlernen. Der Plot ist dabei sehr geradlinig erzählt und nicht überladen, so dass ich mich nie überfordert fühlte.

Der Siegelmagier Al, seine schlagkräftige Unterstützerin Nadia und ein Hobgoblin ergeben ein sehr sympathisches und interessantes Trio. Band zwei wird bereits in diesem Jahr erscheinen. Ich freue mich schon sehr auf ein Wiedersehen mit den dreien und bin natürlich gespannt, ob Al einen Lehrling findet, der länger am Leben bleibt.

Fazit
Das Buch bietet eine sehr gelungene Mischung, ich habe mitgerätselt, mitgefiebert und mich dabei an vielen Stellen köstlich amüsiert. Für letzteres sorgte vor allem Hearnes herrlicher Humor, auch wenn der an manchen Stellen etwas derb ist.

Bewertung vom 30.12.2021
Die Schule der Redner
Seeger, Johann

Die Schule der Redner


gut

Ein historischer Jugendroman mit vereinzelt fantastischen Elementen

Bewertung: 3,5 Sterne

Ich habe schon viele historische Romane gelesen, eines über die Macht und Möglichkeiten der Sprache war bisher noch nicht darunter. Der Autor kombiniert dieses Thema geschickt mit einem Abenteuerroman, bei dem sich die jugendlichen Protagonisten auf die Jagd nach einem gefährlichen Manuskript machen das schon durch eine Reihe berühmter Hände gegangen ist. Wer diese Schrift studiert, der erhält die Macht mit seinen Worten starken Einfluss auf andere Menschen zu nehmen. Hier sind dann auch etwas fantastische Elemente enthalten, etwa wenn einer der Antagonisten durch ein einziges Wort andere Menschen in eine körperliche Starre verfallen lässt.

Das erste Drittel des Romans erzählt die Flucht Leons nach St. Gallen zur Schule der Redner. Dieser Teil ist sehr spannend, man fiebert mit dem Jungen, wie er seinen Verfolgern durch Schnee und Eis zu entkommen versucht. In der Schule angekommen findet Leon schnell neue Freunde wie auch Feinde. Der Leser begleitet die Jugendlichen durch Unterrichtsstunden und erfährt viel über Rhetorik und die Möglichkeiten der sprachlichen Manipulation. Und natürlich ist nicht jeder der Lehrer und Schüler was er vorgibt zu sein, hier hat der Autor geschickt ein paar Überraschungen eingebaut.

Vom Setting her ist das Buch für mich ein historischer Jugendroman, bei dem sich ruhigere, aber trotzdem sehr interessante Passagen über Rhetorik gut mit actionreicher Spannung abwechseln. Ganz realistisch geht dabei aber nicht immer zu. Mehrmals schaffen es die Jugendlichen, dass sie erfahrene und zahlenmäßig überlegene Kämpfer besiegen. Und da mir historische Korrektheit sehr wichtig ist, muss ich zu diesem Punkt ein wenig „meckern“. Dass die Verlobte eines einflussreichen Fürsten mal eben fremdgeht und die Familie über diese Schmach einfach hinwegsieht mag nicht wirklich zu den damaligen Erwartungen und Rollen passen.

Die verwendete Sprache ist überwiegend modern, ergänzt um einige „alte“ Begriffe. Allerdings sind hier auch Fehler enthalten, so kannte man zur damaligen Zeit die Kartoffel und damit natürlich auch eine „Kartoffelnase“ noch gar nicht.

Fazit:
Es ist kein klassischer historischer Roman, doch wer über historische Abweichungen und ein paar Ungereimtheiten hinwegsehen kann, der erhält einen temporeichen Roman mit sehr interessanten Lektionen zu Rhetorik und Sprache. Die Lehrstunden über die Kunst der Rhetorik waren mein Highlight des Buches und schon beim Lesen habe ich überlegt wie ich diese neuen Kenntnisse am besten ausprobieren kann.