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Leselauschen
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Hoogstede

Bewertungen

Insgesamt 241 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2022
Halts Maul, Paul
Sonnleitner, Regine

Halts Maul, Paul


ausgezeichnet

Paul, die kleine Ratte mit dem weißen Fell voll schwarzer Tupfer, ist da und bringt eine berührende Geschichte mit. 

In "Halt's Maul, Paul" von Regine Sonnleitner erzählt die Ratte Paul, wie er zu seinem besten Freund Henry,  einem Obdachlosen, kam. Dabei vermittelt er kindgerecht, wie sich das Leben auf der Straße anfühlt.

Das neongrüne Cover zeigt Paul als Illustration. Er wirkt sympathisch,  fröhlich und weckt die Neugierde. Auch im Inneren des Buches finden sich wunderbare schwarzweiß Illustrationen von Sina Pellerei.

Regine Sonnleitner hat in Zusammenarbeit mit Holger Brandenburg von Unsichtbar e.V. es geschafft, alle Seiten der Obdachlosigkeit auf besondere Weise darzustellen. Unsichtbar e.V.  ist ein Verein, der den Menschen, die auf der Straße leben, helfen.

Durch die Ratte Paul wird kindgerecht erzählt, wie das Leben auf der Straße ausschaut, wie es sich anfühlt und womit die Obdachlosen zu kämpfen haben. Auch freudige Ereignisse kommen vor und dank Pauls Redeschwall gibt es oft auch immer wieder Szenen zum Schmunzeln. So ist es eine besondere Mischung, die bewegt, zutiefst berührt und auch nachdenklich stimmt. 

Der Text ist  groß gedruckt, die Sätze nicht zu lang. Ideal für das Lesealter ab 8 Jahren. Aber auch für Erwachsene ist das Buch zu empfehlen. 

Das Thema Obdachlosigkeit ist vielschichtig, voller Herausforderungen,  Gefühlen, Problemen und Ursachen. Ich habe selten ein Buch gelesen, dass so einfühlsam, so voller Wertschätzung das Thema nicht nur anspricht, sondern auch ehrlich und offen den Menschen auf der Straße eine Stimme verleiht. 

Mit "Halt's Maul, Paul" möchten die Autorin und auch der Verein Obdachlose sichtbar werden lassen. Jeder von ihnen hat seine Geschichte, jeder von ihnen trägt ein hartes Schicksalspaket mit sich. Das Bich macht deutlich, dass es nicht darum geht, wer Schuld daran hat, sondern um die Menschlichkeit ihnen wieder aufzuhelfen - sei es durch ein Lächeln, eine Spende, eine Geste. Denn in erster Linie sind Obdachlose Meschen. 

Ich wünsche mir, dass das Buch von vielen Menschen gelesen wird, dass es viel Gutes bewirkt und den Obdachlosen mit Wertschätzung begegnet wird.

"Halt's Maul, Paul" ist daher auch eine Herzensempfehlung.

Bewertung vom 02.04.2022
Nina
Warnstädt, Carina

Nina


sehr gut

Eine junge Frau mit Problemen, eine Kaltblutstute und eine Ranch, die alles verändern kann - die neue Reihe "Nina" ist etwas Besonderes.

Carina Warnstädt gibt mit "Nina Das Flüstern der Pferde" den Auftakt einer vielversprechenden Pferdebuchreihe, bei der nicht nur das Wohl der Pferde im Fokus steht, sondern auch die eigene Petsönlichleitsentwicklung und Freundschaft. 

Nina ist 25 Jahre alt, studiert und hat ihre ganz eigenen Probleme. Mit Pferden hat sie nicht viel zu tun. Als sie zu ihrer Tante zieht, merkt sie schnell, dass die Pferde in der Nähe ihr Ruve geben. Dabei lernt sie auch Fiona kennen, eine Kaltblutstute, die anders ist als die anderen Pferde. So muss Nina ihren Mut sammeln und für das Pferd einstehen, doch dabei könnte ihr gut gehütetes Geheimnis entdeckt werden.

Das wunderschöne Cover mit dem schwarzen Pferd, das sich in der grünen Landschaft bewegt, vermittelt Harmonie und Ruhe, aber auch Freiheit und Kraft.

Achtung: Ab hier wird intensiver auf das Buch eingegangen. Ein Spoiler könnte enthalten sein.

Carina Warnstädt schreibt fließend und führt uns nicht nur in die wunderbare Pferdewelt, sondern zeigt anhand der Protagonistin Nina auf, wie sich die Autismus-Spektrum-Störung bei Frauen zeigt. Im Anhang finden sich Informationen zu diesem Diagnosebild. Zu Anfang des  Buches gibt es eine gut gesetzte Triggerwarnung, hinten im Buch dann das Thema, das Trigger auslösen kann.

Nina ist sympathisch. Ihre Diagnose wird anfangs nicht ganz so sichtbar, im Verlaufe des Buches verstärkt sich das Bild. Die Symptome sind authentisch und die Art und Weise,  wie sie von der Autorin in die Geschichte verwoben wurde,  ist feinfühlig und gleichzeitig bekommt man ein Gespür dafür. 

Die Pferdeszenen, die Erklärungen der Pferdegriffe, Reitweise und die Herangehensweise sind authentisch, pferdegerecht und gut verständlich beschrieben. Es lässt sich also auch gut für jene lesen, die mit Pferden noch nichts zu tun hatten. Das Buch berührt einerseits stark, andererseits stimmt es auch nachdenklich. 

Offiziell ist die Altersempfehlung an 12 Jahre. Schreibstil und Textgröße passen hier sehr gut. Jedoch ist die Protagonistin um einiges älter. Hier wäre es für die Zielgruppe vielleicht sinnvoller, man hätte Nina etwas jünger gemacht. Im Buch gibt es hier und da Stellen, wo man noch mehr rausholen könnte. Das Buch hat unglaubliches Potential gerade wegen seiner Thematik. Für mich als Erwachsene, die selbst aus dem pädagogischen und psychologischen Bereich kommt, war es faszinierend und spannend, dich für die empfohlene Altersgruppe fehlt es hier und da noch etwas, um die Lesefreude und Lesespannung noch mehr herauszukitzeln. 

Tatsächlich hat mir "Nina Das Flüstern der Pferde" auch privat bei einer Erkenntnis geholfen. 

Besonders schön sind auch die Landschaftsszenen, die spezielle Ranch und Ninas Entwicklung im Buch. Es zeigt zum Einem auf, wie heilsam Pferde auf uns Menschen wirken können, wie sie uns helfen können und andererseits macht es Mut, zu sich selbst zu stehen, den Mut zu haben etwas Neues zu riskieren und dass es Menschen gibt, die einem so annehmen und wertschätzen, wie man ist.

"Nina Das Flüstern der Pferde" geht ins Herz und lässt es so schnell nicht wieder los.

Bewertung vom 19.03.2022
Sommerwind in der Mähne
Teichert, Mina

Sommerwind in der Mähne


ausgezeichnet

Ein 15-jähriges Mädchen, ein tragischer Unfall und eine tiefgehende Geschichte aus der Vergangenheit. In "Sommerwind in der Mähne" von Mina Teichert fliegt Enola zu ihrer Tante nach Schottland, wo sie sich von ihrem Reitunfall erholen soll. 

Der Shetlandponyhof liegt idyllisch und es gibt jede Menge zu entdecken. Doch Enola plagen so starke Schuldgefühle nach dem Unfall mit ihrer Stute Hope, dass selbst das freche Shetlandpony Pitty ihr nicht helfen kann. Dann findet sie ein altes Tagebuch. Es stammt aus 1930 und wurde von einem Jungen geschrieben, der mit seinem Pit-Pony in den Kohlemienen verschüttet wurde . Er gab nie die Hoffnung auf. Enola steht vor einem alles entscheidenden Weg.

Das wunderschöne Cover zeigt den Kopf eines weißen Shettlandponys im grünen Hintergrund. Es vermittelt Freiheit, Naturverbundenheit und Hoffnung. Es passt perfekt zu seinen drei Vorgängern, die auch im Ueberreuter Verlag erschienen sind.

Im Pferderoman schreibt Mina Teichert eindrucksvoll von den Begebenheiten und den schweren Umständen unter denen Menschen und die sogenannten Pit-Ponys unter Tage arbeiteten und die Ponys sogar dort leben mussten. Die Tagebuchauszüge bilden hier ein besonderes Highlight.

Die Seiten verfliegen beim Lesen schnell. Mina Teichert schreibt wie immer leicht und mit jede Menge Humor. Achtet beim Lesen auf die Katze und das Pony Pitty. Die Autorin fesselt und bannt und fast magisch an ihre Geschichte, die beim Lesen lebendig wird. 

Offiziell ist die Altersempfehlung ab 10 Jahre. Im Großen und Ganzen passt es von Schreibstil und Textlänge, jedoch sind die Flashbacks           (Rückerinneringen) vor Allem zum Ende des Buches schon sehr intensiv, was für die jungen Leser*innen vielleicht zuviel werden könnte. Ich empfehle es daher doch ab 12 Jahre. 

Wer akut oder in der Vergangenheit einen schweren Verlust oder einen schweren Reitunfall hatte, der sollte das Buch bitte achtsam lesen. Mina Teichert versteht es so gut, jene Symptome so zu schreiben, dass man sie nachfühlen kann. Für Betroffene,  die noch nicht wieder stabil sind, kann das noch zuviel sein. Hier habe ich von Seiten des Verlags eine Triggerwarnung vermisst. Gleichzeitig ist Enolas Geschichte und die des Jungen aus dem Tagebuch ein Hoffnungsträger. Wer es schafft, Enolas Geschichte zu erleben, findet vielleicht auch Mut darin. 

Für mich persönlich ist "Sommerwind in der Mähne" eine große Unterstützung gewesen. Es hat für mich etwas Heilsames in Gang gesetzt. Dafür bin ich dankbar. 

Der Pferderoman ist etwas Besonderes. Gefühlvoll und doch einfühlsam wird Enolas Schicksal, der Weg heraus aus ihrer Dunkelheit erzählt. Es geht dabei auch um die erste Liebe, wahre Freundschaft, Mut, Vertrauen, Selbstfindung und die Herausforderung zu sich selbst zu stehen und über sich hinauswachsen. Dieses Buch vermittelt so viel Wunderbares, Kraftvolles dass ich es von Herzen weiterempfehlen kann.

Es warten süße Fohlen,  eine schräge Katze, jedes Menge Ponys und herzliche, wunderbare Charaktere auf euch. Taucht ein in eine bewegende Geschichte, spürt den Sommerwind und den Ruf eines unvergesslichen Abenteuers.

Bewertung vom 17.03.2022
Manchmal muss man Pferde stehlen
Michaelis, Antonia

Manchmal muss man Pferde stehlen


ausgezeichnet

Besondere Bücher erfordern ungewöhnliche Rezensionen. So wird es auch bei "Manchmal muss man Pferde stehlen" von Antonia Michaelis sein. Angezogen von dem wunderschönen,  malerischen Cover mit den kraftvollen Pferden auf der Wiese, war ich neugierig und zugleich auch skeptisch aufgrund des Titels. Doch diese legte sich schnell, denn dieses Buch vereint gleich zwei wichtige Themen.

Es geht um Anna und Tariq. Anna ist ängstlich und spricht eigentlich nur mit ihrem Vater. Sie soll reiten lernen, um ihre Angst zu überwinden. Tariq lebt seit seiner Flucht aus Afghanistan im Heim, getrennt von seinem Bruder, der in einer anderen Stadt lebt. Eines Tages begegnen sich Anna und Tariq an einer Pferdeweide, auf der zwei kräftige Pferde grasen. Auch sie tragen ihre Geschichtevin sich. Die Kinder freunden sich mit den Pferden, die sie Apfelmütze und Wackelpo nennen, an. Tariq braucht eins der Pferde um seinen Bruder zu finden und beginnt für die vier ein spannendes Abenteuer.

Wer bereits Antonia Michaelis Bücher gelesen hat, weiß um ihren ausdrucksstarken Schreibstil, der den Lesern das Gefühl gibt, ein Teil der Geschichte zu sein. Man taucht hier direkt ein und erlebt sie lebendig. Beide Protagonisten schließt man direkt ins Herz. 

Antonia Michaelis vereint hier zwei Themen, die beide sehr wichtig sind. Zunächst einmal wird uns durch Anna aufgezeigt, wie Ängste in dem Alter erlebt werden und wie man es schafft, sich ihnen mutig entgegenzustellen, um sie zu überwinden. 

Tariqs bewegende Geschichte schildert uns, wie es Flüchtlingskindern geht, welche Ängste sie haben und warum es für sie so schwierig ist, sich in einem für sie fremden Land mit fremder Kultur einzuleben. Sie sind meist schwer traumatisiert und werden missverstanden,  in Schubladen gesteckt und mit Vorurteilen konfrontiert. Beide Schicksale haben eine authentische Ursache und werden sehr realitätsnah, aber kindgerecht geschildert.

Das Buch bewegt und berührt zutiefst. Die ausdrucksstarken und wunderschönen Illustrationen sind in schwarzweiß gehalten und geben der Geschichte ein zusätzliches Highlight.

Im Buch gibt es ein paar Kleinigkeiten, die ich normalerweise nicht gern befürworte, wie das Reiten ohne Reithelm oder dass Pferde mit Kuchen gefüttert werden. In diesem Buch sorgen diese Szenen jedoch u.a. dafür, dass man Tariqs altes Leben versteht und für so manch heitere Szenen. So sorgen auch die eigenwillige Pferdenamen für so manchen Schmunzler und heitern die sonst schwere Geschichte um einiges auf. Trotz der Themen gibt es einige magische Szenen und jede Menge zu schmunzeln. 

Das Buch ist offiziell ab 10 Jahre, jedoch sind einige Szenen sehr intensiv. Ich empfehle es daher eher ab 11 Jahren. In einer Rezension las ich die Empfehlung ab 8 Jahre. Davon rate ich dringend ab. Kinder in diesem Alter leben noch so stark in ihrer magischen Welt und die Flashbacks von Tariq sind sehr genau beschrieben, so dass sie hier Ängste heraufbeschwören können - gerade in unserer aktuellen Zeit. Außerdem geht es im Buch auch um Krieg, psychische Erkrankungen und Verlust. Eine geballte Kombination, die man so nicht für 8Jährige wählen würde.

"Manchmal muss man Pferde stehlen" räumt mit Vorurteilen auf und macht vor allem Mut, schenkt Hoffnung und Kraft. Es ist ein Buch, das auch die Erwachsenen lesen sollten. Es kann viel Gutes bewegen und ich hoffe, dass dadurch viele mehr Verständnis und Mitgefühl für die Flüchtlinge haben. 

Antonia Michaelis hat es hier geschafft, einen Buchschatz zu erschaffen,  der eindrucksvoll alle Facetten der Angst, der Flucht zeigt und die Besonderheit der Freundschaft untereinander,  aber auch zu den Pferden verdeutlicht. 

Im Anhang gibt es noch ein Nachwort, in dem die Autorin etwas zu den realen Hintergründen in Afghanistan erzählt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Begriffe wie Extremisten kurz kindgerecht erklärt werden.

"Manchmal muss man Pferde stehlen" hat mich persönlich zutiefst berührt und auch, wenn mir zum Schluss e

Bewertung vom 16.03.2022
Henriette Huckepack - Gut geschraubt ist besser als schief gehext
Lienesch, Andrea;Sauter, Sabine

Henriette Huckepack - Gut geschraubt ist besser als schief gehext


sehr gut

Aufgepasst, hier kommt Henriette Huckepack! Sie kommt nicht etwa auf ihrem Hexenbesen, sondern auf einen fliegenden Staubsauger daher. 

In "Henriette Huckepack Gut geschraubt ist besser als schief gehext" von Andrea Lienesch geht es um die junge, schusselige Hexe Henriette, die ständig die Zaubersprüche vergisst,  ihr Hexenbuch verlegt und es liebt kaputte Sachen zu reparieren.  

Alle sieben Jahre findet eine Junghexenprüfung statt. Henriette hat keine Ahnung, wie sie die bestehen soll. Zum Glück hat sie Unterstützung durch das Eichhörnchen Fussel und ihr Werkzeugkasten ist auch immer dabei. 

Das farbenfrohe Cover zeigt Henriette auf ihrem Hexenstaubsauger. Neben ihr sitzt das Eichhörnchen Fussel. Um sie herum gibt es jede Menge zu entdecken, was auch gut zur Sprachförderung genutzt werden kann. 

Innen verzaubert das Buch mit ausdrucksstarken, bunten Illustrationen von Sabine Sauter. Manches ist nicht dem Text entsprechend, so hält Henriette scheinbar ein Handy in der Hand, obwohl im Text von einem Telefon die Rede ist. Ansonsten ergänzen die Illustrationen die Geschichte sehr schön.

Andrea Lienesch schreibt Henriettes Geschichte mit Herz und Humor. Die junge Hexe ist direkt sympathisch. Sie ist anders als die anderen Hexen und lernt im Laufe des Buchesczu sich selbst zu stehen. Der Schreibstil ist der Altersempfehlung ab 7 Jahren angepasst. Es lässt sich leich und fließend lesen. Leider ist die Schrift für das Alter klein geraten.  Auch der Klappentext ist so schwerer lesbar.

Henriette Huckepack zeigt auf, dass man anders sein darf  und dass jeder eine Gabe hat. Im Buch geht es außerdem um Zusammenhalt, Freundschaft und natürlich auch um Hexerei. Die Zaubersprüche sind wunderbar gelungen.

"Henriette Huckepack Gut geschraubt ist besser als schief gehext" ist der erste Band einer vielversprechenden Reihe. Lernt die kleine Hexe kennen und erfährt, ob sie die Hexprüfung besteht.

Bewertung vom 15.03.2022
Zwei und das Wassergespenst / Doppelgaloppel Bd.2
Schreiber, Chantal

Zwei und das Wassergespenst / Doppelgaloppel Bd.2


ausgezeichnet

Kappi und Skoppa sind zurück und haben ein spannendes Abenteuer mitgebracht. 

In "Doppel-Galoppel Zwei und das Wassergespenst" von Chantal Schreiber sind wir wieder zu Besuch bei Fanndis, ihrem Bruder Jon und Opa Valdi. Natürlich bahnt sich bei den ungleichen Geschwistern schnell ein Streit an. Auslöser sind Gespenster. Aber die gibt es doch nicht, oder? Wie gut, dass Opa Valdi dazu eine passende Geschichte von Kappi und Skoppa und einen besonderen Lämmchen zu erzählen weiß.

Das wunderschöne Cover vermittelt einen Hauch von Abenteuer. Kappi und Skoppa und das Lämmchen stehen vor einem Geysir, aus dem ein Wassergespenst erscheint. Der Hintergrund vermittelt das Gefühl in mitten Islands zauberhafter Natur zu sein.

Auch im Inneren geben die ausdrucksstarken und doch harmonischen Illustrationen dem Buch das gewisse Etwas. Man kommt aus dem Schmunzeln kaum heraus. Iris Hardt hat ihr den Charakteren und der Szenerie auf besondere Weise Leben eingehaucht. Man kann sich stundenlang nur mit den Bildern befassen.

Chantal Schreibers Kinderbuchreihe geht mit diesem Buch in die zweite Runde und tatsächlich erscheint schon im Oktober der dritte Band. Wer den ersten Band schon geliebt hat, wird auch von diesem begeistert sein. Der gleichbleibende Rhythmus der Erzählweise zwischen Opa Valdi und seinen Enkeln sowie Kappi und Skoppa bringt einen schönen Ablauf hinein. Chantal Schreiber lässt uns mit ihren Worten die Geschichte so nah erleben, dass man glaubt, man wäre live dabei. Dabei sieht man jede Szene, Islands wunderschöne Natur genau vor sich. 

In diesem Band werden zwei wichtige Themen angesprochen.  Zum Einem geht es noch einmal um den Zusammenhalt unter Geschwistern. Zum Anderen jedoch wird hier die Angst aufgegriffen und sehr kindgerecht behandelt. Gerade in dem Alter, ab dem das Buch empfohlen wird, hat die Angst oft einen zentralen Raum, der nicht immer klar benannt werden kann. Kappi und Skoppa vermitteln den Kinder, dass jeder mal Angst hat, dass das so sein darf und wie man seine Angst überwindet.  Pädagogisch wertvoll und sehr einfühlsam beschrieben. 

"Doppel-Galoppel Zwei und das Wassergespenst " macht Mut und ist zu empfehlen ab 4 Jahren als Vorlesebuch. Es kann auch von Leseanfängern selbst gelesen werden, da die Schrift schön groß ist. Es gibt natürlich auch wieder viel zu lachen und zu schmunzeln. 

"Doppel-Galoppel" lässt die Leserherzen im Takt der Fohlenhufe höher schlagen. Das Buch begeistert Jung und Alt, Klein und Groß. Erlebt das neue Abenteuer mit Kappi, Skoppa und dem kleinen Lämmchen.

Bewertung vom 12.03.2022
Die Heimkehr / Mein Freund Pax Bd.2
Pennypacker, Sara

Die Heimkehr / Mein Freund Pax Bd.2


ausgezeichnet

Ein Junge und sein Fuchs. Wer den ersten Band "Mein Freund Pax" kennen- und liebengelernt hat, wird seinen Nachfolger sicherlich genauso begeistern.

"Mein Freund Pax Die Heimkehr" von Sara Pennypacker erzählt die Geschichte des Jungen Peter un seinem Fuchsfreund Pax  sehr bewegend weiter. 

Achtung, wer Band eins noch nicht kennt, könnte hier gespoilert werden. Es empfiehlt sich "Mein Freund Pax" zuerst zu lesen, ehe man mit dem zweiten Band startet. 

Es ist eine Zeit vergangen, seit Peter sich von Pax trennte. Er ist fast vierzehn Jahre alt, hat sich verändert. Die Verluste der vergangenen Monate haben ihn härter werden lassen und wachsam. Die Erinnerung an Pax lässt ihn nicht los. Pax hat seinen eigenen Weg gefunden, eine Familie gegründet. Das Schicksal führt durch eine lange Reise Mensch und Fuchs wieder zusammen und hält dabei einige Abenteuer parat. 

Das malerische Cover lädt zum Träumen ein. Zu sehen sind Pax und seine junge Tochter im Wald. Das Bild strahlt soviel Wärme aus, ist harmonisch und friedlich. Auch im Inneren überrascht das Buch mit teils filigranen, teils kraftvollen Illustrationen in Schwarz-Weiß. Jon Klassen hat hier wunderbare Kunstwerke erschaffen. Sie sind ausdrucksstark und geben dem Buch ein besonderes Lesegefühl.

Sara Pennypacker läsdt mit ihren Worten Peters und Pax' Geschichte lebendig werden. Man sieht sie wie auf einer Kinoleinwand und hat immer wieder das Gefühl live dabei zu sein. Die Geschichte spielt in einer Kriegszeit und ist für den ein oder anderen momentan vielleicht nicht ganz leicht zu lesen. Doch die Autorin schafft es hier dem Lesealter entsprechend einen Umgang damit zu finden, der zwar sehr berührt, sich aber genauso gut lesen lässt.

Peter hat sich weiterentwickelt- auf allen Ebenen. Im zweiten Band setzen sich die fehlenden Puzzlestücke nach und nach zusammen. Es geht um den Umgang mit Verlust und Nähe, Gefühle zuzulassen, Liebe, Familie und Vertrauen. Vor Allem aber geht es um Menschlichkeit, die während Peters Reise mehrfach auf die Probe gestellt wird und durch zwei wunderbare Protagonisten dargestellt wird. Auch Vola spielt wieder eine wichtige Rolle. Auf der anderen Seite ist da der Fuchs Pax. Sara Pennypacker schreibt zu Anfang des Buches, dass sie versucht habe, die vielschichtige Kommunikation der Füchse aus Lauten, Gestik, Mimik und Geruch für die Menschen greifbar zu machen. Daher ist die Fuchssprache im Zext kursiv gehalten. Diese Form der Übersetzung ist wunderbar gelungen.

Durch die Füchse,  die anderen Tiere des Waldes und Flusses und der Wildnis ist auch der Naturschutz ein zentrales Thema. Es verdeutlicht,  wieviel Schaden der Mensch anrichten kann und das mit Einsatz und etwas Glück es wieder zum Positiven verändert werden kann.

"Mein Freund Pax Die Heimkehr" ist nicht nur einfach ein wichtiges Jugendbuch und pädagogisch wertvoll, sondern berührt auch sicherlich die Erwachsenen. Es stecken viele Weisheiten für das Leben drin, die jedoch nicht belehrend rüber kommen. Sie sind einfach spielerisch mit eingebunden und machen das Buch zu einem wahren Schatz.

Lasst euch mitnehmen auf eine besondere Reise der Selbstfindung, der Freundschaft, die voll gefährlicher Abenteuer ist. Seid so mutig wie Peter und Pax und geht den Weg durch die faszinierende Wildnis.

Bewertung vom 12.03.2022
Ich glaub, mein Reh pfeift! Oder: Wie sich Glück anschleicht
Teichert, Mina

Ich glaub, mein Reh pfeift! Oder: Wie sich Glück anschleicht


ausgezeichnet

Ein Bambi, ein Papabär und ein Fortshaus am Waldrand - klingt märchenhaft? Das ist es auch. Wobei ihr hier nicht im Märchen landet, sondern im Leben von Liv. In "Ich glaub, mein Reh pfeift! Oder wie sich Glück anschleicht" von Mina Teichert, erschienen bei PLANET!, lebt Liv mit ihrem Papa im Forsthaus. Zusammen sind sie das Dreamteam. Er nennt sie Bambi und sie ihn Papabär. Alles könnte teaumhaftschön sein, wäre da nicht plötzlich Sara, die Visagistin, die ganz böse Königinnen-Like Livs Leben komplett auf dem Kopf stellt. Klar, das Liv sie schnell loswerden will und somit startet die Rebellion. Wie gut, dass Liv ihre beste Freundin an der Seite hat. Und dann gäbe es da noch den Skater Rick. Gefühlsachterbahn, Veränderungen und das Chaos ist vorprogrammiert. 

Das wunderschöne Cover macht direkt gute Laune. Mit seinem weißen Hintergrund kommen die Blätter und vor Allem das Reh mit dem kleinen Schmetterling richtig schön zur Geltung. Allein der Titel lässt einen Schmunzler über das Gesicht huschen.

Im Inneren erwartet uns ein Daumenkino mit einem Schmetterling. Es macht Freude ihn fliegen zu lassen. Über jedem Kapitel wartet ein Spiegel mit der Überschrift. Eben ganz dem Spiegel der bösen Königin angepasst. Das erhöht die Lesefreude.

Mina Teichert schafft es auch in diesem Buch wieder, dass Lachtränen kullern und die Mundwinkel sich zu einem Dauergrinsen verziehen. "Ich glaub mein Reh pfeift!"  hat wie bereits seine drei Vorgänger der Kinderbuchreihe,  eine gute Mischung aus Alltagsthemen, Problemen und natürlich einer guten Prise Humor. Durch die leichte, fließende Schreibweise und die wunderbaren Worte der kreativen Autorin entsteht direkt ein lebendiges Kopfkino. 

Es geht im Buch um die Pubertät (ganz wunderbar leicht und mit positivem Anker umgesetzt), die ersten Schmetterlinge im Bauch, die Veränderungen der Familiensituation durch die neue Partnerin des Vaters, die Liebe zu Natur, Tanz und Skaten und wie sich eben das Glück in dem turbulenten Chaos sich doch anschleicht. Pädagogisch wertvoll und sehr einfühlsam werden die Themen auf märchenhafte und humorvolle Weise verwoben. Die märchenhaften Elemente geben dem Kinderbuch das gewisse Etwas, schwebt man doch gerade zu Beginn der Pubertät zwischen dem Wunsch endlich erwachsen zu sein und alles auszuprobieren und andererseits sich dich noch in seine oft kindlichen Fantasien zu flüchten, den Schutz des Zuhauses zu genießen. 

"Ich glaub, mein Reh pfeift!" bietet alles, was das junge Leser*innenherz begehrt. Spannung,  Liebe, Freundschaft, Familie, Fantasy, verrückte Ideen, berührende und bewegende Momente und ein Reh kommt tatsächlich darin vor. Am Besten ihr erlebt es selbst. Das Forsthaus am Waldrand öffnet gern seine Tür für euch und zeigt euch, wo die Rehe pfeifen. ;)

Bewertung vom 11.03.2022
Genderleicht
Olderdissen, Christine

Genderleicht


gut

Unsere Sprache ist im Vergleich zu anderen Sprachen nicht gerade einfach. Wir haben eine komplexe Rechtschreibung und Grammatik, die sich immer mal wieder verändert und nun ist ein neuer Bereich hinzugekommen: Gendern. Unabhängig davon, ob wir uns für oder dagegen aussprechen, werden wir auf die ein oder andere Weise damit in unserem Alltag konfrontiert. Es ist zumindest wichtig, sich einmal sachlich damit auseinanderzusetzen. 

In "GENDER-leicht" von Christine Olderdissen geht es laut Untertitel darum, wie Sprache für alle elegant gelingt. Es geht um die Kreativität,  das Sprachgefühl und die Eleganz im sogenannten Genderdilemma.

Zunächst einmal hat das grüne Buch, das in Zusammenarbei mit dem DUDEN Verlag entstanden ist, ein schlichtes Cover. Die Farbe Grün impliziert Natürlichkeit,  Hoffnung und Fröhlichkeit. 

Im Buch erwartet uns dann ein Inhaltsverzeichnis,  ein Vorwort und Informationen,  wie das Buch entstanden ist. Soweit so gut. Dann geht es richtig los und schnell wird klar: Deutliche Regeln gibt es noch nicht. Es werden Empfehlungen ausgesprochen,  es geht um Weiblichkeit,  Männlichkeit, es werden Vergleiche mit anderen Ländern aufgegriffen, geschichtliche Aspekte hervorgekramt, alle Seiten durchleuchtet. Ja, hier und da werden Fragen sicherlich beantwortet, doch leider wird drumherum so viel Belangloses geschrieben. Letztere sind sicherlich interessant für all jene, die noch tiefer in die Thematik eintauchen wollen. Doch es ist teilweise verwirrend und anstrengend zu lesen.

Klappentext und Untertitel sprechen hier von "alle". Leider sind Schreibstil und Inhalt so sicherlich nicht für jeden verständlich. Es gibt sehr viele Fremdwörter und sprachliche Fachbegriffe und die scheinbar wichtigen Fakten in den grün gefärbten Bereichen entpuppen sich entweder als Beispiele oder eben als nette Floskel.

Ich persönlich hätte mir in diesem Buch mehr Klarheit, mehr Struktur gewünscht und eine vereinfachte Sprachform. Mir fehlte hier am Ende eine kurze, prägnante Übersicht der zu empfehlenden Genderregeln. 

So wurden mir nur zumindest  wenige Fragen beantwortet. Es bleibt jedoch ein großes Fragezeichen zurück und das Gefühl, dass das Gendern in unserer deutschen Sprache immer noch komplex und somit schwierig bleibt. Hier braucht es in Zukunft sicherlich bessere Lösungswege.

Bewertung vom 07.03.2022
Jukli oder wie ich einen kleinen Esel an der Backe hatte und nicht mehr loswurde
Poetter, Corinna C.

Jukli oder wie ich einen kleinen Esel an der Backe hatte und nicht mehr loswurde


ausgezeichnet

Ein 11-jähriges Mädchen mit dem Talent abzuhauen, ein kleiner Esel, der die Herzen erobert und eine alles verändernde Reise - das alles findet ihr in "Jukli oder wie ich einen kleinen Esel an der Backe hatte und nicht mehr loswurde" von Corinna C. Poetter.

Flora hat es nicht leicht mit ihren zwei großen Brüdern, die sie zu gern nerven, einer Mutter, die ständig arbeitet und die sich anhäufenden Probleme in der Schule. Sie ist gut im Abhauen, nicht im wörtlichen Sinne, sondern eher darin, Nähe nicht zu zulassen und sich aus unangenehmen Situationen zu flüchten. Nie hätte sie gedacht, dass sie eines Tages richtig abbaut und das auch noch mit einem jungen Esel, der immer nur kuscheln will. Doch Flora hat geschworen das Eselmädchen Jukli nach Frankreich zum Eselfest zubringen. Damit beginnt eine spannende Reise. 

Das etwas schräge Cover in seinen farbenfrohen Farben wirkt positiv,  lustig und macht gute Laune. Der Esel hat leichten Comicstil und zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.

Corinna C. Poetter schreibt wunderbar. Die Zeilen fliegen nur so dahin. Beim Lesen wird die Geschichte lebendig. Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet. Man kann sich in jede Situation und in Jukli sehr gut hineinversetzen. 

Die bewegende Geschichte greift wichtige Themen auf. So erhaltet ihr hier interessante Informationen über das Leben und die Kultur der Roma, über das Selbstbewusdtsein, Körperwahrnehmung, Mobbing und natürlich über Esel. Außerdem geht es um Familienbande und den Mut für etwas und jemanden einzustehen. 

Flora leidet unter ihrer aktuellen Situationen. Während ihrer Reise reflektiert sie ihr Verhalten, ihre Erlebnisse und gewinnt wichtige Erkenntnisse. Das Verhalten des Esels ist authentisch. Es gibt dank Jukli einige witzige Szenen, aber auch tief berührende Momente. Mamou,  die Besitzerin und Roma, berüht auf eine besondere Weise. Es gibt im Buch ein romanisches Lied sowie verschiedene Ausdrücke sowie französische Sätze. Manchmal werden sie im Satz mit erklärt, aber oft fehlt und man kann ihre Bedeutung nur erahnen. Hier wäre im Anhang eine Übersetzung mit Aussprachehinweis hilfreich. Das hätte auch noch einen zusätzlichen Lerneffekt gehabt. 

Auch ein kleiner Infotext über Esel wären schön gewesen, denn Esel sind nur sturr, wenn sie es sein müssen.  Es sind kluge Tiere,  die ein mitfühlendes Wesen haben. Genau das wird an Jukli wunderbar aufgezeigt und vermittelt. 

Das Kinderbuch ist meines Erachtens vom Schreibstil und der gewählten Schriftgröße schon mehr ein Jugendbuch ab 11/ 12 Jahren. 

Das Abenteuer von Flora und Jukli ist rasant, humorvoll, ergreifend und fesselnd. Ich konnte das Buch nur schwer aus den Händen legen. Auch wenn das Ende zu schnell kam und mir manche Wirkung zu kurzlebig erscheint, so hat sich Jukli in mein Herz geschlichen und es voll und ganz erobert. Diese kleine, freche, herzige Eseldame musd man einfach kennenlernen.

Daher gibt es eine herzliche Empfehlung für Jukli und ihre abenteuerliche Geschichte.