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KristallKind

Bewertungen

Insgesamt 247 Bewertungen
Bewertung vom 24.04.2023
Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


sehr gut

Im Jahr 1912 kommt die junge Anna Zech in München in den Genuss einer Ausbildung als Assistentin der Gerichtsmedizin. Prompt sieht sie sich mit einer ertrunkenen Frau konfrontiert, die einen bekannten Namen in der Theaterwelt inne hatte. Als sich der Reporter Fritz Nachtwey für den Fall interessiert, freundet sich Anna mit ihm an und entdeckt, dass dessen Name nur Fassade ist. Im Grunde kommt er aus höheren Kreisen und deckt investigativ Missstände der Gesellschaft auf.

Als ich den Klappentext las, war ich sofort Feuer und Flamme für diese Geschichte, denn der hier angebotene Mix aus historischer Erzählung, Krimi und einer Prise Liebesroman hörte sich spannend an! Doch ehrlich gesagt hatte ich mich schwerpunktmäßig auf einen Kriminalfall eingestellt, der dann letztlich doch nicht so sehr ins Gewicht fiel wie erwartet.

Laut Klappentext decken Anna und Fritz die dunklen Seiten der Münchner Gesellschaft auf, was ich so jedoch nicht wahrgenommen habe. Ich habe mir größere Skandale, bzw. Verbrechen vorgestellt, die von den beiden in abenteuerlicher Art und Weise verfolgt werden. Doch Anna sah ich überhaupt nicht in der Rolle einer Ermittlerin, lediglich Fritz verfolgte einige Informationen und auch das hielt sich gefühlt in Grenzen. Ich fand diesen Aspekt nicht wirklich spannend, und für mich lief der Fall der toten Schauspielerin eher als Nebensache mit, denn im Kern ging es doch mehr um die Erlebnisse der Protagonisten im Allgemeinen und die Entwicklung ihrer Beziehung zueinander. Dieser Aspekt hat mir allerdings sehr gut gefallen. Anna und der charmante Fritz trafen aus verschiedenen Welten aufeinander, stets in einer warmherzigen Atmosphäre und immer etwas gespannt auf die Persönlichkeit des Gegenübers. Vor allem Anna mochte ich gerne, sie war mir in ihrer bodenständigen Zurückhaltung und ihren Moralvorstellungen absolut sympathisch, wie Fritz es mit seiner beschwingten Energie und charmanten Art war.

Interessant fand ich vor allem die vielen Informationen über Kultur und Gepflogenheiten der damaligen Jahre sowie die etwas irritierende Einstellung der adeligen Männer hinsichtlich der Frauen und der Ehe. Dieses umfassende Gesamtpaket wurde von Petra Aicher hervorragend in Szene gesetzt, daher fühlte ich mich umgehend wohl in diesem Roman, der sich zudem sprachlich wunderbar an den bayerischen Dialekt anlehnte.

„Fräulein Anna, Gerichtsmedizin“ sehe ich letztlich mehr als Roman, denn mir war hier zu wenig kriminalistischer Spürsinn am Start. Trotzdem mochte ich die sympathischen Protagonisten und die Geschichte an sich, die unweigerlich mein historisches Kopfkino ansprach und mir mit einer gewissen Leichtigkeit eine Ahnung der damaligen Zeit vermittelte. Ein schönes Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 24.04.2023
Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1
Bonetto, Andrea

Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1


weniger gut

Commissario Vito Grassi kommt eigentlich aus Rom, doch sein brüchiges Privatleben und der Tod seines Vaters treiben ihn in die Provinz Liguriens. Als Erbe steht Vito das Haus seines Vaters zu, daher wagt er kurzerhand einen Neuanfang und lässt sich aufs Land versetzen. Kaum angekommen, wird er gleich mit zwei Morden konfrontiert, aber auch mit der jungen, etwas undurchsichtigen Mitbewohnerin seines Vaters.

Ich war äußerst gespannt auf diese neue Krimi-Reihe! Bisher haben mich hauptsächlich französische Ermittler begeistert, daher war ich nun auf ein italienisches Pendant neugierig.

Allerdings war für mich ziemlich schnell klar, dass ich den Protagonisten überhaupt nicht mag! Grassi, meinem Eindruck nach eher „Krassi“, fand ich weder interessant oder lässig, noch charmant, sein Humor kam so gar nicht bei mir an und im Ganzen war er mir zu angepasst. Zudem schien mir seine Besessenheit von seinem Elektroauto in einem Krimi irgendwie deplatziert. Mich störte es ungemein, dass er ständig darüber nachdenken musste, wie weit er mit dem Fahrzeug noch würde fahren können, bevor er es laden müsste – falls eine Steckdose in greifbarer Nähe wäre, usw. Sollte dieser Aspekt ein versteckter Witz gewesen sein, kam er bei mir nicht an. So wurde die Geschichte meines Erachtens schwerfällig, verzettelte sich in dieses und jenes, und sorgte dafür, dass meine Gedanken abschweiften. Nach etwa einem Drittel des Buches tat sich meiner Ansicht nach immer noch nicht genug, um mein Interesse für den Fall zu wecken. Dafür fragte ich mich beispielsweise, warum Vito eine wildfremde Frau in seinem Haus leben und seine Familie darüber im Dunkeln ließ. Rückblickend fand ich alles etwas merkwürdig, gewollt speziell und auch etwas fade.

Grundsätzlich fand ich den Kriminalroman aber ansprechend geschrieben. Er ließ sich gut lesen und auch für die Landschaftsbeschreibungen hatte ich einiges übrig. Doch ich werde mit diesem ersten Band auch gleichzeitig Abschied von der Reihe nehmen. Ich hatte mir von diesem Buch deutlich mehr versprochen.

„Abschied auf Italienisch“ konnte mich nicht mitreißen. Schleppende Handlung, ziemlich uninteressanter Fall und überwiegend unsympathische Charaktere. Doch jeder wie er mag. Lest selbst.

Bewertung vom 18.04.2023
Vergiss uns. Nicht. / Berühre mich nicht Bd.3
Kneidl, Laura

Vergiss uns. Nicht. / Berühre mich nicht Bd.3


ausgezeichnet

April ist seit sie denken kann verliebt: In Gavin, den besten Freund ihres Bruders. Fünf Jahre zuvor schien es noch, als würde sich Gavin auch ihr annähern, doch urplötzlich riss das zarte Band zwischen den beiden. April kann sich dies bis heute nicht erklären, ihn aber auch nicht vergessen. Seitdem sind alle ihre Dates, mit denen sie sich abzulenken versucht, zum Scheitern verurteilt. Als Gavin allerdings Hilfe braucht, kann April nicht anders und steht ihm zur Seite. Ob sie damit ihr Herz in Gefahr bringt?

Dies ist definitiv meine Lieblingsbuchreihe der Autorin! Auch diesen dritten Band habe ich regelrecht verschlungen, er steht meiner Meinung nach den beiden Vorläufern in Nichts nach. „Vergiss uns nicht“ dreht sich nämlich um April, die Schwester des Protagonisten Luca aus Roman eins und zwei. Die Erzählung spielt demnach im gleichen Umfeld und beleuchtet eine ehemalige Nebenfigur. Ich mag das, denn man bekommt dadurch das Gefühl eines Rundumblicks. Darüber hinaus lässt sich dieser Band unabhängig lesen, der Einstieg in die Reihe ist hier demnach leicht möglich.

Dass Laura Kneidl schreiben kann, muss nicht mehr zusätzlich betont werden, denke ich. Ich konnte mich somit voll und ganz auf meine Verbindung zu den Figuren konzentrieren und meinen Empfindungen freien Lauf lassen. Ganz besonders gefiel mir in dieser Geschichte die Reduktion auf das Wesentliche und der Verzicht auf aufgeblasene Szenen. Aprils heimliche Sehnsucht wurde sensibel und mit Wertschätzung behandelt und gleichzeitig Gavins rätselhafter Rückzug spannend in Szene gesetzt. Ich fand diese Kombination fantastisch! Sie hielt mich unweigerlich davon ab, das Buch aus der Hand zu legen.

Darüber hinaus konnte ich zwischen den sympathischen Protagonisten viel Gefühl, heimliche Sehnsüchte, aber auch Entwicklungspotenzial wahrnehmen, was sich im Laufe der Handlung summierte und gegen Ende einen Zenit erreichte, sich mit großem Knall entlud und zu meinem Entsetzen in einem überraschenden Cliffhanger mündete. Allerdings mochte ich das besagte Finale, es wirkte absolut authentisch und insgeheim gratulierte ich April zu ihrer Entscheidung. Rückblickend fand ich die gesamte Geschichte, mit allen ihren Elementen, ohnehin außerordentlich gut umgesetzt und unwahrscheinlich stimmig.

Erwähnenswert sind aber auch die interessanten, verlässlichen Nebencharaktere, die ich im Laufe der Romanreihe ins Herz schloss, und die immer wieder neue Seiten von sich zeigten.

Mit „Vergiss uns nicht“ bereichert endlich wieder ein großartiges Buch das New Adult-Genre! Eine Geschichte mit viel Gefühl, spannenden Hintergründen, glaubhaften Konflikten und ohne ausschweifende Erotikszenen. Also: Lest es! Es lohnt sich.

Bewertung vom 17.04.2023
Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1
Raabe, Marc

Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1


gut

Berlin. Nahe der Siegessäule wird eine mit Blut besudelte Leiche auf einem Kleinlaster gefunden. Artur Mayer übernimmt die Ermittlungen, auf ausdrücklichen Wunsch des Bundeskanzlers! Denn der Mord scheint mit dessen Privatanwesen zusammenzuhängen. Als darüber hinaus Videos der Toten im Netz auftauchen, nimmt der Fall eine dramatische Wendung.

An dem Hype um dieses Buch kam auch ich nicht vorbei! Da ich bisher noch kein Buch aus der Feder des Autors kannte, nahm ich kurzerhand die Gelegenheit wahr und freute mich auf einen fulminanten Fall und erinnerungswürdige Ermittler.

Rückblickend bin ich allerdings eher ernüchtert. Die Idee fand ich zwar originell und sehr aktuell, aber die Umsetzung war mir streckenweise zu langatmig und, mit dem Verhalten mancher Charaktere, zu effekthaschend. Tatsächlich waren mir die Figuren, egal ob Protagonisten oder Nebencharaktere, tendenziell unsympathisch. In der Summe wirkten sie einfach nicht authentisch auf mich, ihr grobes, verächtliches oder lässiges Auftreten war mir zu künstlich arrangiert. Vor allem Nele nervte mich mit ihrer Beflissenheit. Und Artur ist mir ehrlich gesagt als Ermittler nicht wirklich im Gedächtnis geblieben. Eher der Artur aus seinen jungen Jahren! Der Handlungsstrang der Vergangenheit war für mich nämlich wesentlich interessanter, denn dort wurde auch ordentlich Spannung aufgebaut.

Selbst der Showdown konnte mich nicht mehr wirklich einfangen, obwohl eine schlüssige Lösung vorgelegt wurde. Letztlich lag es wohl daran, dass der Schreibstil des Autors einfach nicht meinem Geschmack entsprach.

Am Ende konnte ich die Begeisterung für den Thriller leider nicht teilen. Davon sollte sich jedoch niemand abschrecken lassen. „Der Morgen“, ein Thriller mit den heiß diskutierten Themen unserer Zeit.

Bewertung vom 13.04.2023
Bis zum hellsten Morgen / Compass Bd.4
Cherry, Brittainy

Bis zum hellsten Morgen / Compass Bd.4


gut

Aidan und Hailee sind seit ihrer Kindheit befreundet. Mit den Jahren entsteht auch eine zarte, ehrlich Liebe zwischen ihnen, die jedoch Aidans Schauspielkarriere im Wege steht, und mit einer Trennung der beiden endet. Mit einem Oscar in der Tasche taucht der junge Promi dann nach Jahren wieder in seiner Heimatstadt auf, während Hailee versucht ihm aus dem Weg zu gehen. Denn hinter der Trennung steckte damals mehr, als sie ihm jemals verraten wollte, und die Sehnsucht nach ihm ist immer noch unendlich groß.

Hm. Ich bin etwas erstaunt. Dass die Autorin fantastisch schreiben kann, ist ja mittlerweile hinreichend bekannt. Auch in diese Geschichte hat sie das volle Programm Gefühl geladen, das mir allerdings zeitweise ins Schmalzige abrutschte. Nicht selten stieß ich auf Dialoge oder Gedanken, die irgendwie unnatürlich wirkten, oder in seitenweise belangloses Blabla mündeten. Mir schien, die Autorin musste Seiten füllen, denn ehrlich gesagt habe ich mich phasenweise mit der Geschichte ziemlich gelangweilt.

Trotzdem mochte ich die Themen, die sie ansprach, und die sie glaubhaft und wertschätzend einarbeitete. Vor allem Hailees Konflikt mit ihrem Gewicht und der Tragweite der damit verbundenen Verurteilungen fand ich fantastisch dargestellt. Ergänzend dazu die herzergreifende echte Liebe von Aidan, die sich so unfassbar natürlich an Hailees Zweifel anschmiegte. Sehr gefallen hat mir auch dessen überraschende Familiengeschichte, die ich gerne noch intensiver verfolgt hätte. Aiden fand ich super, er trat rücksichtsvoll und zielgerichtet auf, und wusste genau, was er wollte. Von Hailee war ich dagegen nicht so sehr Fan, denn ihr Verhalten ging mir oft gegen den Strich. Doch letztlich lag dies wohl an ihrem Gefühl der Unzulänglichkeit.

Weniger authentisch fand ich allerdings die Einmischung der Eltern in die Beziehung der Protagonisten, genauer gesagt deren Verkupplungsversuche, oder auch die Tatsache, dass Aiden als Oscarpreisträger ohne jegliche Schutzmaßnahmen wochenlang in einem Hotel leben kann.

Im Ganzen wirkte einiges in diesem Buch nicht so recht harmonisch auf mich, weil ich manchmal eine Diskrepanz zwischen dem Alter der Protagonisten und den theatralischen oder konstruierten Momenten spürte. So richtig wohl habe ich mich letztlich in der Erzählung nicht gefühlt. Doch ich muss zugeben, sie war im Kern doch erkenntnisreich und liebevoll tröstlich. Denn unabhängig vom Alter suchten die jungen Leute einen Ausweg aus dem Chaos, was mir gut gefallen hat.

„Bis zum hellsten Morgen“ hat einem Thema, das irgendwie immer da ist, und trotzdem zu wenig gesehen wird, eine Bühne gegeben. Aber trotz der warmherzigen Ausarbeitung, wäre die Geschichte meiner Meinung nach in wenigen Kapiteln erzählt gewesen. Dem Weg zum Ziel fehlte einfach eine gehörige Portion Spannung. Trotzdem gebe ich hier eine Leseempfehlung, weil man sich mit dem Aspekt der (Vor-)Verurteilung auseinandersetzen sollte.

Bewertung vom 11.04.2023
Stealing Infinity / Gray Wolf Academy Bd.1
Noël, Alyson

Stealing Infinity / Gray Wolf Academy Bd.1


sehr gut

Natasha Clarkes Leben wird auf den Kopf gestellt! Heute noch an der Highschool und morgen Anwärterin für die mysteriöse Gray Wolf Academy. Dort stößt sie auf außergewöhnliche Lehrfächer, undurchsichtige Regeln, distanzierte Mitschüler und den charismatische Braxton, der ihr an der Academy kaum von der Seite weicht.

„Stealing Infinity“ las sich vom Klappentext her fantastisch und auch die Leseprobe hatte es mir auf Anhieb angetan. Für mich war dies nicht das erste Buch mit derartigen Themen, und in der Regel verschlinge ich solche Geschichten im Handumdrehen.

Allerdings blieben meine erwarteten Begeisterungsstürme rückblickend aus. Die Idee der Autorin konnte mich absolut begeistern (und kann es aktuell immer noch), doch die Umsetzung war nicht ganz nach meinem Geschmack. Den plakativ angekündigten Zusammenhang mit der Numerologie vermisse ich bis heute, da dieser für mich nur in Ansätzen erkennbar war. Zudem wirkten Natashas Denkwege bei der Lösung ihrer Rätsel und die in diesem Zusammenhang gezogenen Verbindungen zwischen Astrologie, Orakelkarten, usw. etwas verworren und künstlich verkompliziert. Diesbezüglich wurde mir auch die Geschichte über die Herkunft ihres Wissens zu dürftig thematisiert – selbst für einen Auftakt-Band, der Neugier für den Nachfolger wecken soll. Im Grunde konnte mich die gesamte Handlung nur mittelmäßig mitreißen, weil mir schlicht und einfach Highlights fehlten und die Figuren keine wirkliche Tiefe aufwiesen. Erst gegen Ende der Geschichte wurde mein Interesse geweckt, als zusätzliche Spieler auf den Plan traten.

Um der Idee mehr Pfiff zu geben, hätten, meiner Meinung nach, die Figuren etwas aufgemöbelt werden können. Die Protagonisten wirkten seltsam unvollständig in ihren Persönlichkeiten und in ihren Beziehungen zueinander, zudem unnahbar, und vor allem Natasha wurde mir mit ihren Entscheidungen und ihrer Art im Laufe der Zeit immer unsympathischer. Darüber hinaus kam mir die Fokussierung auf Klamotten und Aussehen, was ständig im Raum stand, angesichts diverser brisanter Situationen, ziemlich unpassend und unerheblich vor.

Letztlich hatte ich mir von diesem ersten Band mehr versprochen. Gesamt gesehen, hatte ich den Eindruck, innerhalb der knapp 600 Seiten wäre nicht viel passiert, was jedoch so nicht stimmt. Mir ging die Geschichte einfach zu schleppend voran und Emotionen stellten sich nur selten bei mir ein. Trotzdem gebe ich der Idee noch eine Chance und lese ganz bestimmt auch Band 2. / 3,5 Sterne

Bewertung vom 03.04.2023
Das Schweigen der Klippen / Guernsey-Krimi Bd.2
Corbet, Ellis

Das Schweigen der Klippen / Guernsey-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Detective Inspector Kate Langlois ermittelt in einem schwierigen Fall. Eine Leiche wurde tot am Fuß der Klippen gefunden, und auf den ersten Blick deutet die Sachlage ganz klar auf einen Unfall hin. Doch davon ist Kate nicht überzeugt und so führen ihre Ermittlungen in die tragische Vergangenheit der Toten, aber auch zum Pflegeheim, in dem die demente Frau ihre letzten Jahr verbracht hatte.

Einmal abgesehen vom fantastischen Handlungsschauplatz, glänzte der Kriminalroman mit Themen, bzw. zeigte Missstände auf, die allesamt Beachtung verdienen. Doch das geschah nicht sofort von Anfang an, denn die Geschichte benötigte etwas Zeit, wurde aus einer gefühlten Bedeutungslosigkeit heraus, nach und nach voluminöser und griff immer mehr Aspekte auf, die in jedem Punkt ziemliche Brisanz besaßen. Dies alles in einen spannenden Bezug zu setzen, war gewiss keine leichte Aufgabe. Applaus dafür!

Als Hauptfigur des Ermittlerteams sah ich in diesem undurchsichtigen Fall eindeutig die bodenständige, sympathische Kate, die sich sehr professionell, umsichtig und zielgerichtet verhielt. Wobei die Fähigkeiten ihrer Kollegen in den richtigen Momenten natürlich unverzichtbar waren. Doch der Handlungsstrang um Kates Privatleben, ihre Beziehung zu dem Franzosen Nicholas, trat meiner Meinung nach in diesem Band zu sehr in den Hintergrund, ebenso jener ihres Teampartners Tom. Schade, denn ich hätte gerne mehr über den etwas geheimnisvollen Engländer erfahren.

Das Interessante an der Handlung war für mich die Authentizität der Ermittlungsarbeit. So stockte die Untersuchung mehrmals aufgrund von fehlenden Schlüsselmomenten oder Beweisen, was zwar phasenweise zu gefühlten Längen im Krimi führte, die Realität letztlich aber sehr gut darstellte. Nachdem dann der Groschen gefallen war, nahm die Auflösung schließlich ordentlich Fahrt auf, und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Zudem tappte ich bis zum Schluss hinsichtlich des Täters im Dunkeln!

Darüber hinaus gefällt mir Ellis Corbets Schreibstil außerordentlich gut. Sie schreibt unaufgeregt, bringt sorgfältige Recherche aufs Papier und würzt ihre Kapitel immer mal wieder mit etwas Humor, der genau den richtigen Ton trifft.

„Das Schweigen der Klippen“ hat mich ausgezeichnet unterhalten, und im Nachhall schien mir die Geschichte thematisch sogar ziemlich anspruchsvoll. Dieser Band der Krimireihe mit dem gewissen Flair traf genau meinen Geschmack, daher freue ich mich heute schon auf eine Fortsetzung. / 4,5 Sterne

Bewertung vom 02.04.2023
Erinnere dich!
Reiter, Max

Erinnere dich!


gut

Vor 20 Jahren verschwand die Abiturientin Maja auf einer Wandertour mit ihren Freunden spurlos. Ihr damaliger Freund Arno verdrängte bisher alles an diese belastende Zeit aus seinem Gedächtnis. Doch ein ihm von unbekannter Seite zugespieltes Handy nervt ihn mit Nachrichten: Er solle sich erinnern! Sind dies lediglich Psychospielchen eines Irren, oder hatte Arno damals tatsächlich etwas mit Majas Verschwinden zu tun? Ruhelos fährt er zu einem Klassentreffen in die alte Heimat und trifft dort seine alten Freunde wieder, um sich Klarheit zu verschaffen.

Ehrlich gesagt war ich lange Zeit nicht wirklich begeistert von der Handlung. Mir ging die ganze Sache zu schleppend voran und ich hatte das Gefühl, mich in einer Wiederholungsschleife zu befinden. Zudem nervte mich die ständige Aufforderung „Erinnere dich!“, die an den Protagonisten gestellt wurde, ebenso dessen Heimlichtuerei und wirren Überlegungen. Arno war mir sowieso unsympathisch. Er wirkte depressiv, melancholisch, naiv und irgendwie dumpf und einfach uninteressant.

Vor allem schien mir die Ausarbeitung im Ganzen zu bemüht, Spannung und Schauder in die Geschichte zu bringen, was meiner Meinung nach nur in Ansätzen gelang und sich nicht wie eine natürliche Entwicklung anfühlte. Daher würde das Buch auch nicht als Thriller bezeichnen, denn ich hatte eher den Eindruck einen Roman mit Aufarbeitungscharakter zu lesen. Unterstützt wurde dieser Eindruck durch eine sensible Erzählweise, die ich normalerweise sehr schön finde, allerdings nicht im Rahmen eines Thrillers. Ich empfand zudem eine unterschwellige Monotonie, die meine Emotionen zum großen Teil auf Eis legte.

Allerdings weist das Cover eine etwas psychedelische Nuance auf, die rückblickend die Auflösung und das Thema passend kennzeichnete. Gegen Ende wurde die Story dann nämlich doch noch interessant! Die Aufklärung und den Showdown am Ende fand ich ziemlich brisant, die Möglichkeiten der Manipulation erschreckend. Fraglos hat die Thematik meiner Meinung nach das Buch gerettet, so dass ich letztlich doch noch etwas daraus mitnehmen konnte.

„Erinnere dich!“ empfand ich nicht so spannend, wie ich mir vom Klappentext her versprochen hatte. Trotzdem hat der Autor mit seiner Idee einen Punkt angesprochen, der erst am Ende seine Wirkung entfaltete und über den es sich nachzudenken lohnte. Lest das Buch, und schaut einfach, was es mit euch macht.

Bewertung vom 02.04.2023
Dead Romantics
Poston, Ashley

Dead Romantics


ausgezeichnet

Die von der Liebe enttäuschte Ghostwriterin Florence kann Verstorbene sehen. Und nun steht plötzlich der Geist ihres wahnsinnig heißen Lektors Ben gegenüber, der einen Autounfall hatte! Etwas verunsichert versucht sie herauszufinden, warum er ausgerechnet ihr erscheint, denn sie befindet sich in ihrer Heimatstadt, hunderte Kilometer weg vom Unfallort, um ihren unerwartet verstorbenen Vater zu beerdigen. Kurzerhand lässt sie sich von dem hartnäckigen Ben begleiten, der ihr mehr und mehr Aufmerksamkeit schenkt.

Hinter diesem unscheinbaren Cover versteckte sich ein wahres Buchschätzchen! Gar nicht so düster wie erwartet, mit viel Gefühl zwischen den Zeilen und genau der richtigen Prise Humor, um sich verwirrt zu fragen, ob man aus Ergriffenheit oder vor Lachen schluchzt. Zweifelsfrei ein Buch fürs Herz!

Rückblickend weiß ich nicht, was mich während des Lesens mehr berührte: Die bemerkenswert sympathische und authentische Florence, deren Gedanken von der Autorin so schön formuliert wurden und deren tiefe Sehnsucht einem förmlich entgegensprang, oder die herzerwärmende Aufarbeitung der familiären Beziehungen im Hause Day. Vielleicht war es aber auch die liebevolle Familie an sich, die sich so versöhnlich und fürsorglich zeigte, selbst über den Tod des hinaus. Ehrlich gesagt trat für mich daher die Liebesgeschichte zwischen Ben und Florence phasenweise deutlich in den Hintergrund, was ich jedoch keinesfalls als störend empfand, sondern eher als Bereicherung zugunsten der wunderbar ausgearbeiteten Thematik des Abschiednehmens.

Doch sie war natürlich da, die sensible Romanze zwischen dem Lektor und der Ghostwriterin! Die Annäherung der beiden gestaltete sich vorsichtig und humorvoll und in manchen Momenten auch ziemlich verführerisch. Ich habe regelrecht mit den Verliebten mitgelitten, denn Bens Aufenthalt in seiner Erscheinungsform wies eine zeitliche Begrenzung auf. Für den einen oder anderen mag das alles kitschig klingen, doch die Autorin hat ihre Erzählung meiner Meinung nach völlig glaubhaft in wundervolle Szenen verpackt, gespickt mit amüsanten, frechen Wortgefechten und auch mit etwas Melancholie, so dass ich das Buch letztlich zufrieden, mit einem Lächeln schloss.

„Dead Romantics“ hat mich im positiven Sinne überrumpelt. Ein Roman, dem ich eine rekordverdächtige Menge an Lieblingszitaten hätte entnehmen können, einer Handlung, die überaus reich an Entwicklungen war und mit ausnehmend fabelhaften Figuren. Man muss es einfach lesen!

Bewertung vom 27.03.2023
Florentia - Im Glanz der Medici
Martin, Noah

Florentia - Im Glanz der Medici


ausgezeichnet

Im Jahre 1469 n.Chr. ist Florenz immer noch in den Händen der Bankiersfamilie Medici. Die Brüder Lorenzo und Giuliano de` Medici sehen vielen Anfeindungen und Intrigen entgegen und tun ihr Möglichstes, um die Macht ihrer Familie zu erhalten und den Frieden in der Stadt zu wahren. Aber auch der Kunst sind sie nicht abgeneigt. Talentierte Künstler, wie Sandro Botticelli und Leonardo da Vinci zählen zu ihrem Freundeskreis, wie auch die angehende junge Malerin Fioretta, die bereits in ihren Kindheitstagen Fußstapfen im Leben der Brüder Medici hinterlassen hat. Und mehr als das, denn Giuliano und Fioretta sind sich sehr zugetan. Doch die Feinde der Medici blasen zum Angriff und schon bald müssen alle Beteiligten um ihr Leben fürchten.

Wer schon Noah Martins „Raffael – Das Lächeln der Madonna“ gelesen hat, weiß was diese Autorin kann. Ich war damals schon begeistert von ihrem Erzählstil, der mir sprachlich und inhaltlich vollkommen rund erschien und mir die geschichtlichen Themen spielerisch näher brachte. Rückblickend stand „Florentia“ dem in nichts nach!

Die Geschichte um die Familie `de Medici und die Kunst der Renaissance eröffnete mir eine ganz unerwartete Sichtweise auf einige der prominenten Figuren der Zeit, deren Interpretation ich großartig fand, denn hier menschelte es ordentlich. Die Unnahbarkeit der großen Namen wurde damit entzaubert und mit klaren, authentischen Persönlichkeiten ersetzt. Starke, freundschaftliche Bündnisse und Zusammenhalt zwischen verschiedenen Gesellschaftsschichten prägten die Erzählung, aber in erster Linie überraschten mich die Medici-Brüder, die erheblich viel Disziplin an den Tag legen mussten, um der Fessel ihres Familiennamens gerecht zu werden. Vor allem Giuliano schloss ich ins Herz, dessen Sicht auf die Welt und die Liebe zu seiner Fioretta sehr ehrlich und bodenständig schien.

Auch das Thema der Kunst bekam einen zentralen Platz in der Handlung zugesprochen, wobei die Wichtigkeit der Malerei in der damaligen Zeit und insbesondere die Bedeutung der Porträts hervorgehoben wurde. Dieser Aspekt fügte sich ganz natürlich, ohne langweilig zu wirken, in die Handlung ein, und wurde für mich so zu einer lebendigen Geschichtslektion.

„Fioretta“ liest sich wie eine Hommage an die Stadt Florenz, liebevoll in prächtigen Bildern arrangiert und unaufgeregt, aber doch spannend erzählt. Eine wunderbare Atmosphäre, die stets einen unausgesprochenen Hauch von Anmut und Feinheit mit sich trug, rundete diesen, teilweise ziemlich politischen Roman ab. In diesem Zusammenhang stahlen sich zudem Intrigen, Machtstrategien und eine schreckliche Fehde in das Geschehen und gaben dem Ganzen viele überaus fesselnde Momente.

Ein Buch nicht nur für Liebhaber von historischen Romanen. Unbedingt lesen!