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Milienne
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 06.11.2022
Elektra, die hell Leuchtende
Saint, Jennifer

Elektra, die hell Leuchtende


weniger gut

Wenig erleuchtend

Wie erlebten die Frauen den Trojanischen Krieg?

Agamemnon ist Elektras Vater und wird von dieser geradezu verehrt. Ein konträres Bild vermittelt Klytaimnestra, die ihrem Mann die Opferung Iphigenies, ihrer anderen Tochter, nicht verzeihen kann. Als dritte im Bunde der Erzählerinnen tritt Kassandra, die Hellseherin, auf. Alle drei haben so unterschiedliche Perspektiven, jedoch sind ihre Schicksale untrennbar voneinander, denn der gemeinsame Nenner ist der trojanische Krieg, dessen Auswirkungen in diesem Buch in ihrer Tragweite nicht zu übersehen sind.

Detailgenau sehr faktisch und chronologisch lernt man hier enorm viel über den Trojanischen Krieg, die Verästelung im Götterkomplex und die Mechanismen hinter den Geschehnissen, wie ein Film oder ein langweiliges Geschichtsbuch es nicht könnten. Dieser Aspekt hat mir sehr gefallen und war auch definitiv von Anfang an meine Motivation zum Lesen.

Diese hat allerdings schnell nachgelassen, denn so richtig in Fahrt ist die Geschichte außerhalb dieses Grundgerüstes nicht gekommen. Und da das Grundgerüst eine Materie ist, die bereits bekannt ist, weiß man schon, wie es ausgehen wird. Zusätzlich erinnert Kassandra als Hellseherin immer wieder an den Ausgang.
Ich habe keine neuen Wendungen erwartet, jedoch eine andere, weibliche Perspektive. Der Versuch erfolgte, jedoch waren die Frauenfiguren doch nur wieder in Abhängigkeit von Männern, ohne eigene Gedanken und lediglich manipuliert. Der Titel “Elektra - die hell Leuchtende” ist hier absolut nicht ausschlaggebend, Elektra ist eher eine unscheinbare Passage. Generell hat sich das Lesen gezogen, es wurde viel gesprochen, jedoch nichts gesagt. Fast schon wie bei jedem Romance-Highlight, entsteht das Problem durch mangelnde Kommunikation unter den weiblichen Protagonistinnen, wo mir wiederum der “empowernde” Gedanke fehlt.

Die Idee ist nett und wer Mythologie liebt, wird auf seine Kosten kommen, jedoch hatte ich mehr erwartet.

Bewertung vom 02.11.2022
Ein bisschen Konfetti macht noch keine Freundin
Jiménez, Ines Maria

Ein bisschen Konfetti macht noch keine Freundin


ausgezeichnet

Rasante und folgenreiche "Freundschaft"

„Wenn es ihr passt, hebt sie dich auf einen Sockel. Aber genau so schnell, wie du raufgekommen bist, fällst du wieder runter, weil sie unten sägt.”
Eigentlich sollte der Schulwechsel ein neuer Anfang für Cilia werden. Ohne schlechtes Gefühl aus dem Haus gehen, kein schwerer Druck mehr auf der Brust. Zunächst scheint dies zu funktionieren, denn ausgerechnet die beliebte Hel nimmt sich ihrer an. Ihre Freundschaft entwickelt sich (zu) schnell und (zu) schön, auch im Aussehen passen sie sich einander an. Was Hel aus ihrem Leben zu erzählen hat, bestürzt Cilia, die jetzt Cici genannt wird. Auch die ehemalige beste Freundin Lola benimmt sich merkwürdig, ja gerade zu “toxisch”. Dass Lola und Cilia eigentlich das gleiche Schicksal teilen und von Hel manipuliert wurden, bemerkt sie nach und nach, als sie ihrer inneren Stimme endlich zuhört. Diese sagt ihr immer mal wieder, dass da etwas nicht stimmt.

Dieses ungute Gefühl, das man hat, wenn man merkt, dass jemand einem einfach nicht gut tut, wurde hier sehr entsprechend dargestellt. Die Angespanntheit, wenn Hel mal wieder alle anderen als “toxisch” betitelt, sich selbst jedoch am ehesten so verhält, nimmt einen geradezu ein und macht die Geschichte noch nahbarer. Umso größer ist die Erleichterung, als andere sie darauf hinweisen und sie anfängt zu verstehen. “Toxisch”, ein Wort, das heutzutage übermäßig verwendet wird, aber manchmal leider einfach zutrifft. Wenn man eins aus dem Buch mitnehmen kann, dann, dass man sein Bauchgefühl ernst nehmen sollte, im Idealfall, bevor es derart eskaliert. Im Buch folgen wirklich dramatische Entwicklungen, die dennoch altersgerecht bleiben. Ein nennenswertes Thema, gerade für Jugendliche.

Bewertung vom 28.10.2022
Feuerwanzen lügen nicht
Höfler, Stefanie

Feuerwanzen lügen nicht


sehr gut

Mischa und Nits ergänzen sich perfekt, Mischa, der adrette und ordentliche Streber und der hibbelige Nits, der immer einen Reim parat hat. Nach und nach merkt Nits, dass die ehrliche Basis der Freundschaft vielleicht gar nicht so stabil ist.
Als Mischa zum ersten Mal lügt, fängt Nits an zu zweifeln, aber auch Dinge zu sehen, die er vorher nicht gesehen hat. Warum war er eigentlich nie bei ihm? Warum trägt er seit Jahren die gleiche Jogginghose? Als der Blick auf die Freundschaft klarer wird, werden die Zweifel größer. Nits steht vor der großen Aufgabe, über den Vertrauensbruch hinweg zu sehen, um der Freund zu sein, den Mischa eigentlich immer gebraucht hätte, ohne Geheimnisse.

Durch Nits Erzählung bekommen wir eine kindgerechte Perspektive von außen auf das Leben im sozialen Brennpunkt. Wie er, kriegt man beim Lesen Stück für Stück eine Ahnung davon, was Mischa die letzten Jahre mitmachen musste. Neben den Geldsorgen sind das vor allem die Scham und die Anstrengung der Lügen, um das falsche Bild zu wahren. Trotz allem kommen die schönen und die lustigen Momente nicht zu kurz, Nits Reime sind dabei ein wenig gewöhnungsbedürftig, Mischas Tierfakten dafür umso erleichternder.
Ein schönes Buch über Freundschaft, Täuschung und Enttäuschung, finanzielle und familiäre Probleme, und wie schön das Leben trotzdem sein kann.

Bewertung vom 27.10.2022
Carlsen Clips: Dann geh doch die Welt retten
Jiménez, Inés María

Carlsen Clips: Dann geh doch die Welt retten


sehr gut

Die 15-Jährige Sofie versucht alles, um über das Thema Klima und Umweltschutz aufzuklären. Leider stößt sie dabei auf Widerstand und die klassischen “Argumente“. Selbst ihre Eltern wollen ihr nicht zuhören und bei ihren Freundinnen gipfelt ihre doch sehr direkte Art, das Fehlverhalten anderer aufzuzeigen, sogar in einem Streit mit hohem Esakalationsrisiko, denn auf einmal hat sie die ganze Klasse gegen sich. Es braucht erst einschneidende Ereignisse in der eigenen Realität, um auch ihnen die Augen zu öffnen.

Das Buch vermittelt wie ein Sachbuch Wissen rund um das Thema Klimaschutz, eingebettet in Sofies Ich-Erzählung. Tatsächlich wird dieses Wissen teilweise sehr abgestottert, so werden die Fakten und Zahlen beispielsweise in einem Referat abgearbeitet, jedoch wurde Sofies Figur vorher so eingeführt, dass dieser Vortrag nicht allzu unauthentisch wirkt. Generell lässt sie nämlich keine Gelegenheit aus, um zu belehren, was grundsätzlich richtig und wichtig ist. Da die wenigsten mit ihren Fehlern konfrontiert werden wollen, fruchtet diese Strategie leider nicht und Sofies Verzweiflung wird sehr greifbar und nachvollziehbar. Wenn man fast schon denkt, dass die Situation unlösbar scheint, bringt die Autorin einen gelungenen Wendepunkt ein. Man wünschte, die Beschreibungen des Unwetters wären weiter weg von der Realität. Sowohl Sofie als auch ihr Umfeld machen eine tolle Entwicklung durch, man lernt viele Fakten und sogar Argumente gegen sogenannte „Scheinargumente“. Wenn man eins von Sofie lernt, dann dass Klimawandel uns alle angeht, dementsprechend ist dieses Buch für wirklich jeden geeignet.

Bewertung vom 27.10.2022
Wir
Drvenkar, Zoran

Wir


ausgezeichnet

Spannend und unerwartet

Wir - das sind Stinke, Schnappi, Taja, Rute und Nessi. Sie leben dieses „Wir“, wie es nicht viele Freundschaften tun, sodass es sofort auffällt, als sich Taja eine Woche lang nicht meldet. Die Suche bringt sehr viel ans Licht, womit weder die Mädchen noch die Lesenden rechnen können und schnell verwickeln sich alle fünf in ein gefährliches Abenteuer. Taff, selbstbewusst, mutig und schlagfertig wie sie sind, wäre für dieses vermutlich niemand besser geeignet.

In einem sehr schönen Nachwort erklärt der Autor, dass die Mädchengruppe mehr Raum verdient haben, als sie es Jahre zuvor in seinem Thriller „Du“ bekommen haben. In ihrem eigenen Roman wird deutlich, dass er eine ganz besondere Beziehung zu ihnen hat. Auch andere Figuren kommen vor und erzählen. Zunächst weiß man nicht, wie die Zusammenhänge sind, doch am Ende ergibt alles Sinn. Im Fokus bleiben die fünf Mädchen, da kommt kein männliches Wesen zwischen oder muss sie retten - ganz im Gegenteil.Sonderlich vorbildhaft sind sie dabei natürlich nicht, vor allem im Verhalten gegenüber der Polizei, den Anspruch darf man hier nicht haben.
Der Spannungsverlauf ist weniger ein Bogen als eine Zickzacklinie, wenn man sich fragt, was noch kommen soll, kommt tatsächlich noch etwas, ohne jedoch zu übertreiben. Das Buch ist gar nicht mehr aus der Hand zu legen, die Frage, die sich seit dem Klappentext stellt, ist zu präsent: Kann ihnen wirklich niemand was tun? Man sollte beim Lesen Zeit einplanen, denn eine Lesepause ist keine Option.

Bewertung vom 27.09.2022
Schnabeltier Deluxe
Jäger, Sarah

Schnabeltier Deluxe


ausgezeichnet

Klug, aber nicht belehrend, poetisch, aber nicht gekünstelt

„Wenn ich schon an einem neuen Ort lebe, an dem mir 2098 der 3000 Menschen komplett fremd sind, dann kann ich mich wenigstens neu erfinden, denke ich mir”

Ein Plan, den Kim schnell wieder verwirft, sie lässt die Haare zwar wachsen, aber eher aus Faulheit oder vielleicht, um den Jungen, der im Friseursalon arbeitet, zu meiden? Dieser lässt sich von ihrer Missmutigkeit bei der Arbeit an der Tankstelle nicht abschrecken und kommt immer wieder, jedes Mal mit Haarreif, Kleingeld für Erdnussschokoriegel und ganz vielen Fragezeichen. Eine Freundschaft oder was-auch-immer mit ganz eigener Dynamik entsteht. Manchmal kommt in Kim trotzdem das hoch, was sie überhaupt in dieses Dorf geführt hat: Die Wut. Sie kann sich beim listigen Busfahrer, der garstigen Tante und dem nervigen Jungen in der Schule einigermaßen zurückhalten, doch irgendwann platzt es aus ihr heraus, sehr zum Nachteil der neuen Freundschaft oder dem was-auch-immer mit Alex(andra) Sofie.

Kim ist ein sympathischer Charakter, auch wenn ihr Verhalten andere Bände spricht. Janne ist mit all seinen Fragezeichen und seinem ruhigen Gemüt ein wunderbarer Ausgleich und die beiden Teenager tun sich so gut, dass man es sogar durch gedruckte Seiten spürt. Auch Alex(andra Sofie) passt gut in das Gefüge, Sarah Jäger hat ihrer Figur einen genau richtigen Anteil an der Geschichte gegeben, allerdings wird dieser meiner Meinung nach im Klappentext überschätzt. Kim hatte es alles andere als leicht. Ein wenig verdrossen, aber eigentlich ziemlich gewitzt, konstatiert sie, was in ihrer Umwelt so los ist, für so eine robuste Schale, doch sehr feinfühlig. Janne ist einfach liebenswert, eher unabsichtlich lustig, aber auch mit Problemen des Erwachsenwerdens konfrontiert. Wer sagt, dass man sich dieser Phase des Lebens alleine stellen muss? Und wer sagt, dass man dafür in einer Beziehung sein muss? Und wer sagt, dass nur Schnabeltiere ein Mischwesen sein können?

Sarah Jäger hat eine ganz besondere Art, von Jugendlichen zu erzählen und ihre Perspektiven einzunehmen. Eine auffällige, aber nicht zu gewollte Ausdrucksweise macht auch ihren neuen Roman wieder poetisch, aber gleichzeitig so realistisch und nahbar. Gerne hätte ich mehr von den beiden (oder den dreien) gelesen, da ich das Ende allerdings besonders gelungen fand, verzeih ich dem Roman, dass es eins hat.

Bewertung vom 26.09.2022
Verbrenn all meine Briefe
Schulman, Alex

Verbrenn all meine Briefe


ausgezeichnet

Persönlich, poetisch und so tragisch

„Die Geschichte ist ein Riese, der sich in Bewegung setzt, eine Dreiecksgeschichte, die heranrollt, auf dem Weg in die unausweichliche und endgültige Katastrophe.“

Obwohl man schnell weiß, wie es endet, fesselt die Geschichte von Alex Schulman von Anfang bis Ende. Kaum zu glauben, dass die Basis der Geschichte echt ist: Seine Großmutter Karin verliebt sich im Sommer 1932 in Olof, der allerdings nicht sein Großvater ist, der berühmte Schriftsteller Sven Stolpe. Diese Liebe, die sie in ihrer Ehe nie finden wird, ist zum Scheitern verurteilt - Scheidung kommt für den cholerischen Sven nicht in Frage. Die möglichen Konsequenzen schweben immer über Karin und sie findet keinen Weg aus dieser unglücklichen Verbindung hinein in eine Zukunft mit Olof. Was bleibt sind die Erinnerungen an diesen ereignisreichen Sommer, und die Briefe, die Gott sei Dank nie verbrannt wurden.

Das Trauma, das alle Parteien durch dieses verhängnisvolle “Liebes”-Dreieck erleben, soll sich noch durch den gesamten Stammbaum ziehen. Während seiner Recherche, kommen szenenartig Erinnerungen, die Alex Schulman mit steigendem Wissen immer besser einordnen kann. Wir sind in seiner Gegenwart, der Vergangenheit der Großeltern, und in Schulmans Kindheit,und Stück für Stück erkennt man, woher all die Wut in seiner Familie rührt. Olof Lagercrantz Tagebuch bietet die Umrisse für die Erzählungen der Geschehnisse 1932, Schulman malt sie aus und es fühlt sich so echt an.

Man darf nicht vergessen, was für einen Mut es erfordert, so über die eigene Familie zu schreiben, gerade der Großvater kommt nicht gut dabei weg. Der Autor bleibt dabei reflektiert, selbstkritisch und beruft sich letztlich auch auf die Gattung des Romans, nichtsdestotrotz: Karin und Olofs Liebe hat es nach all den Jahren im Schatten verdient, ans Licht zu kommen. Und ganz persönlich bin ich der Meinung, dass auch Sven Stolpe verdient hat, zumindest postum ein wenig für seine privaten Taten zur Verantwortung gezogen zu werden. Vielleicht hätte es ihm als Schriftsteller sogar gefallen, in einem gelungenen Roman belangt zu werden.

Obwohl man es besser weiß, hofft man doch auf ein Happy End, aber vielleicht gibt es das zumindest für die nachkommenden Generationen.
Ein Roman, der einen fassungslos, gerührt und nachdenklich zurücklässt, eine große Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2022
People Person
Carty-Williams, Candice

People Person


ausgezeichnet

Tolle Konstellation von people(n)

Ein Vater und vier Mütter, 5 Kinder, die sich in ihrer Gesamtheit als Geschwister auch nur kennengelernt haben, weil ihr Vater Cyril zufällige Inszest im Erwachsenenalter vermeiden wollte. Das sagt schon sehr viel über den eigenen Charakter des Frauenjägers aus: Zu jeder der Mütter hat er eine eigene, oft körperbasierte Erinnerung, während die meisten von ihnen nicht mehr gut auf ihn zu sprechen sind. So richtig liebt er nur die Musik, um genau zu sein Reggae. Ohne richtige Bestimmung oder Bindung zu irgendwem ist er mal hier, mal da, People Person, aber selten bei seinen Kindern. Nach ihrem katastrophalen ersten Treffen, sehen sich Nikisha, Danny, Dimple, Lizzie und Prynce erst viele Jahre später in voller Konstellation wieder, leider aus einem noch unschöneren Anlass. Obwohl sie sich alle kaum kennen, stellt Nikisha als Älteste klar: Wir halten ab jetzt zusammen.

Dimple ist diejenige, die die ganze Handlung durch eine sehr ausgeartete Schieflage in ihrem Leben zum Rollen bringt, weswegen wir von ihr am meisten mitbekommen und der Erzählfokus auf ihr liegt. Spannend fand ich dabei den allwissenden Erzähler, der die Intentionen und Gedanken der anderen kannte, sodass man sich in der bereits wilden Konstellation sich nicht auch noch diese Aspekte erschließen musste, sondern die Figuren genauso kennenlernen konnte, wie sie gedacht waren. Sie durch Dimples Augen wahrzunehmen, hätte niemandem gut getan, weder ihrer Figur, noch uns als Lesern, denn sie ist sehr sensibel und lebt(e) in einer sicheren Blase, die sie aus eigenen Gründen als Influencerin versucht ins Internet zu verlagern. Ich fand es wunderbar, wie sie auf ihre Macken schonungslos hingewiesen wurde, obwohl das die sich noch entwickelnden Geschwisterbeziehungen, auf die man doch irgendwie hofft, natürlich gefährdet. Auch die anderen Geschwister habe ich mit all ihren positiven als auch negativen Eigenschaften fast schon lieb gewonnen.

Was der fehlende Vater mit ihnen macht, wird immer mal wieder angeschnitten, doch bei dem wuseligen Plot wäre in dieser Hinsicht mehr auch zu viel gewesen. Ich könnte noch so viel mehr dazu sagen, es passiert so viel und der Humor geht dabei nie verloren, ich hatte eine schöne Zeit, ganz ohne echte people, aber mit tollen Figuren.

Bewertung vom 13.09.2022
Bleibt Oma jetzt für immer?
Stohner, Friedbert

Bleibt Oma jetzt für immer?


ausgezeichnet

Einbißchen ist alles wie immer, aber in der Hauptsache anders:

Schleichend fällt der 11-Jährigen Karla auf: Mit ihrer Oma stimmt etwas nicht und das liegt nicht nur am verstauchten Knöchel, wegen dem sie jetzt bei ihrer Familie wohnt. Wie ein verschrecktes Eichhörnchen guckt sie manchmal und scheint ganz weit weg. Auch ihren Eltern und dem aufmerksamen kleinen Bruder Anton entgehen diese zwischenzeitlichen Verwirrungen nicht und tatsächlich stellt sich heraus: Die sonst so selbstbewusste und schlagfertige Oma leidet an Demenz.

Ab da begleiten wir weiterhin den Alltag aus Karlas rückblickender Perspektive, denn als sie erzählt, ist sie schon 13.
Ein wahnsinnig schönes, lustiges und gleichzeitig trauriges Buch über Demenz, welches ich sofort meinen Kindern schenken würde, denn besser könnte ich dieKrankheit nie und nimmer erklären. Die kindliche Perspektive zeigt sehr genau, wie viel Kinder eigentlich doch mitkriegen und verstehen. Gott sei Dank lassen Klaras Eltern sie und ihren Bruder bei den Entwicklungen nie außen vor und versuchen diese Krankheit, die das Wesen der Oma doch leider verändert zu erklären - obwohl sie selbst am kämpfen sind. Ganz besonders hat mir der pfiffige kleine Bruder Anton gefallen, aber auch Klaras Kommentare sind gleichzeitig klug, lustig und aufmunternd und erleichtern wirklich jedem den Umgang mit so einem schwierigen Thema.

Bewertung vom 13.09.2022
Die Welt, von der ich träume
Pavlenko, Marie

Die Welt, von der ich träume


gut

Ein Junge schlägt ein Buch auf und liest die Geschichte einer jungen Heldin:

Samaas Welt sieht anders aus als unsere jetztige. In der Wüste brauchen sie Sauerstoffflaschen zum Leben, Wasser wird in Form von Gelkapseln eingenommen, Tiere kennt sie nur aus Erzählungen der Alten. Diese nervt sie wiederum mit ihren ausgedachten Geschichten. In ihrem Übermut, ebenfalls eine Jägerin zu werden, begibt sie sich in Gefahr und merkt: Vielleicht hat die Stammesälteste doch Recht und das Fällen der Bäume ist ein großer Fehler…

Mit Samaa hat Marie Pavlenko uns eine mutige Heldin geschenkt, der zurecht in der Rahmenerzählung ein Buch gewidmet wurde. Die kindliche Ich-Perspektive veranschaulicht ihren Prozess des Begreifens, darüber, wie wichtig die Natur und die Bäume sind - etwas, was viele Kinder auch heute vermutlich sowieso besser verstehen als manch Erwachsener.

Etwas schade fand ich, dass man in dem doch kurzen Buch länger braucht, um sich die utopische Umwelt ohne Bäume und mit anderer Nahrung zu erschließen, denn am Anfang merkt man nicht unbedingt, dass Samaas Welt keine erstrebenswerte ist. Umso gelungener ist ihre Erkenntniss: Ein lebendiger Baum bietet so viel mehr als ein toter. Ein recht schönes, altersgerechtes Buch zum Thema Umwelt und Achtsamkeit.