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Benutzername: 
Buecherseele79
Wohnort: 
Schwarzwald

Bewertungen

Insgesamt 121 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2019
Paper Ghosts
Heaberlin, Julia

Paper Ghosts


ausgezeichnet

Endlich ist der Moment gekommen...jahrelang hat sich Grace intensiv vorbereitet.
Zusammen mit dem Mörder ihrer Schwester Rachel will Grace die verschiedenen
Orte aufsuchen, Orte die der Mörder Carl Louis Feldman fotografiert hat, die ihn berühmt
gemacht haben und die alle Hinweise zu anderen Opfern aufweisen....zumindest für Grace...
doch ist Carl wirklich so dement wie es heißt?
Und kann sie seinen Worten und Erinnerungen trauen?
Wo wird die gemeinsame Reise enden?

Diese Buch lässt mich sehr geteilt in der Meinung zurück.
Es war nicht schlecht, aber es war auch nicht überraschend gut, eher so ein Mittelding mit, leider, sehr vielen Überlängen die das weiterlesen manchmal sehr erschwert haben.

Auch ist dem Leser nicht so ganz klar was ihn hier nun für ein Genre erwartet, Roman steht auf dem Umschlag, Stimmen nennen ihn einen wahnsinnigen Thriller oder Psychothriller.
Es ist eine Mischung aus allen drei genannten Genres aber keines kam so richtig gelungen zur Geltung.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, leicht zu verstehen und zu lesen und man wird bei dem Plot schon sehr neugierig und geht natürlich auch mit einer gewissen Erwartung an das Buch heran.

Mit Carl und Grace konnte ich mich sehr schnell anfreunden, ich fand die beiden Protagonisten sehr gekonnt dargestellt.
Auf der einen Seite Carl der unter Demenz leidet und dann doch wieder lichte Momente hat wo man sich als Leser schon fragt was er wirklich weiß, was er verheimlicht, ob er seine Demenz mehr spielt oder welche Vergangenheit hier aufgedeckt wird.

Grace liebt ihre verschwundene Schwester über alles und dies hat die Autorin auch sehr überzeugend an den Leser herangetragen.
Grace und Rachel waren trotz Altersunterschied ein Herz und eine Seele und wenn die Schwester von heute auf morgen spurlos verschwindet dann geht jeder Mensch damit unterschiedlich um.
Ich habe Grace immer für den Wunsch nach der Wahrheit bewundert, was sie alles auf sich genommen hat um endlich zu erfahren was ihrer Schwester widerfahren ist.
Gleichzeitig merkt man aber dass Grace seit dem Tag des Verschwindens nur von diesem Gedanken getrieben wird, dass diese Besessenheit auch einen selbst ein Stück weit zerstören kann.

Wie schon gesagt leidet das Buch an ordentlichen Überlängen die den Spannungsbogen sehr niedrig hält, die Autorin baut zwar hier und da immer wieder eine kurze Spannung auf und man wird neugierig aber doch legt sich das sehr schnell wieder und dann ist dieses Buch wieder mehr ein Roman der aber auch nicht so ganz greifen kann.
Thrillermomente kamen gegen Ende des Buches auf, da konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, aber es war für eine gelungene Story einfach zu wenig.

Mag sein dass die Autorin hier eher ruhigere Momente zum nachdenken aufbauen wollte, diese gingen aber in vielen Be - und Umschreibungen unter, irgendwann wiederholte sich einiges und es geschah einfach zu wenig.

Eine Leseempfehlung würde ich persönlich nicht unbedingt aussprechen, alleine wegen dem Grund da man nicht weiß welches Genre hier angeboten wird und es mich persönlich nicht so richtig überzeugen konnte.

Bewertung vom 29.03.2019
Familientreffen / Die Wilden Bd.3
Louatah, Sabri

Familientreffen / Die Wilden Bd.3


sehr gut

Der finale Band der Familienreihe "Die Wilden" von Sabri Louatah hat mir am Besten gefallen.
Er ist unglaublich spannend und der Autor setzt noch ein i-Tüpfelchen auf die ganze Triologie drauf.

Vorweg würde ich empfehlen die zwei vorigen Bände ebenso zu lesen damit man einfach ein Gefühl für die Politik, die Familie, die Machenschaften im Verborgenen, für Frankreich während der Wahl erhält.
Auch so weiss man dann wer hier welche Fäden in der Hand hält und wo man die Personen zuordnen muss.
Lobenswert ist auch dass der Autor zu Beginn des Buches nochmals alle Protagonisten und ihre Rollen aufführt damit man wieder etwas im Bild ist.

Der Schreibstil ist spannend, jedoch muss man bei der Sache bleiben, man muss schon genau lesen und konzentriert bleiben, sonst entgehen einem der ein oder andere Zusammenhang.
Auch sollte ein grosses Interesse an der Politik vorhanden sein, ein Grundwissen und auch das Interesse mehr über Frankreich und seine Politik zu erfahren.

Mir persönlich hat es gefallen dass der Autor in seinem finalen Buch den Blickpunkt mehr auf die Politik und hier auf Chaouch gelegt hat.
Die Familie Nerrouche gerät etwas in den Hintergrund was ich aber nicht schlimm finde, denn zwei Tanten konnten aus dem Gefängnis entlassen werden und dass Krim noch im Gefängnis sitzt ergibt sich aus seinen Taten.
Aber doch machen die ein oder anderen Familienmitglieder durch diese Erfahrungen ihre eigenen Wege weiter, verändern sich und merken selbst- egal in welcher Generation ich in diesem Land lebe, ich bin und bleibe ein Fremder.

Erschreckend aber sehr realistisch, in meinen Augen, hat der Autor das Thema Rechte bzw. ihre Politik aufgegriffen, mit welchen Gedanken und Handlungen sie spielen und dass sie sich eigentlich für nichts zu schade sind.
Auch wie man als Politiker, als führender Staatsmann auf solche Provokationen reagieren soll, oder eben nicht- eindrucksvoll hier im Bild von Chaouch und seinem Widersacher Montesquiou beschrieben.

Auch wie die Bevölkerung reagiert, wie sie sich abreagiert, dass die Gesellschaft sich bei gewissen "Tätern" schneller von Vorurteilen leiten lässt als sonst kommt hier sehr gut an den Leser heran und wenn man das Weltgeschehen verfolgt weiß man auch dass hier viel Wahrheit enthalten ist.

Die Intrigen in den eigenen Reihen, in anderen Reihen, das Vertrauen in eventuell falsche Leute- all dies trifft hier zusammen und lässt einen manchmal schon schockiert oder wenigstens fassungslos zurück.

Was mich ein bisschen störte, was mir auch zu überhastet vorkam war der Grund von Nazir Nerrouche für all dies.
In meinen Augen muss es für diesen Terror, für diese Taten mehr geben als ein paar Seiten Geständnis die man ihm nicht so ganz abnimmt wenn man ihn durch die Bücher kennengelernt hat.

Im Grossen und Ganzen ist dem Autor aber ein sehr gelungenes Buch geglückt und die Triologie könnte nicht aktueller sein.
Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.03.2019
Der Pakt - Bis dass der Tod euch scheidet
Richmond, Michelle

Der Pakt - Bis dass der Tod euch scheidet


sehr gut

Ich muss sagen dass nicht nur das Cover ein Hingugger ist sondern auch die ganze Thematik unglaublich spannend klingt.
Vor allem finde ich dass die Autorin mit "Der Pakt" einen interessanten Titel für eine ja, fast Sekte, entworfen hat.

Der Schreibstil ist anfangs eher ruhig, man lernt hier Jake und Alice kennen, ihre Gefühle füreinander, die Ängst was sich nach der Hochzeit ändern könnte, ich glaube, viele Gedanken und Gefühle die sich jeder Mensch macht wenn er mal heiratet oder eine längere Beziehung geniesst.

Jake ist Psychotherapeut und aus seiner Sicht wird das Buch auch geschrieben, es ist sein Erzählstil.
Auf der einen Seite fand ich das sehr gut da er als Therapeut auch Ehepaare berät, hier sich sehr intensiv mit einer Ehe, den Gründen von Streit und Trennung auseinandersetzt, auf Artikel und Ansätze die er gelesen hat, hinweist.
Man merkt dass der Autorin hier die Ehe selbst sehr wichtig ist bzw. die Auseinandersetzung damit.
Trotzdem hätte ich auch gerne etwas mehr aus Alice ihrer Sicht gelesen da sie eher die Ungezügelte ist und oft ihr Temperament nicht unter Kontrolle hat.

Mag sein dass der ein oder andere kritisiert dass man sich auf diesen Buch nicht einlassen kann weil es eher für die "reicherer Gesellschaft" geschrieben ist bzw. von ihnen handelt.
Ich finde das hier aber genau der Knackpunkt der gut umgesetzt wurde, denn wenn es die Mittelschicht wäre, dann hätte sie wohl nicht so diese Macht um Angst und Schrecken zu verbreiten, sie könnte nicht so geheim agieren wie eben die "Betuchten".
So baut die Autorin mit dieser "kleinen Gemeinschaft" was Geheimes auf, viele sitzen in sehr hohen Stellungen und wie schon gesagt- einmal im Pakt dabei gibt es kein zurück, dies müssen auch Alice und Jake erfahren.

Ab der Mitte des Buches zieht die Story dann merklich an und ich konnte das Buch vorher schon nicht weglegen, aber ab da wird es dann unmöglich.
Man kann sich als Leser gar nicht ausmalen was hier niedergeschrieben wird, es stellen einem die Nackenhärchen auf und irgendwie ist nie gewiss was hier Wahrheit ist, wer ehrlich spielt und wer nicht.

Das Ende fand ich persönlich sehr dramatisch, super umgesetzt und ehrlich, denn hier haben Jake und Alice, für mich, ihren wahren Wert bewiesen bzw. sind sich und ihrer Ehe, in meinen Augen, selbst treu geblieben.
Auch wenn dies wohl nicht von jedem Leser so geteilt werden wird.

Nicht unbeding ein reiner Thriller sondern doch eher Richtung Psychothriller der mich aber trotz kleiner Schwächen restlos begeistern konnte!

Bewertung vom 11.03.2019
Jahrhundertzeugen
Pröse, Tim

Jahrhundertzeugen


ausgezeichnet

Zuerst muss man dem Autor hier ein großes Lob aussprechen denn der Schreibstil ist unglaublich zu lesen und zu fühlen.
Der Autor gibt Hintergrundwissen weiter, lässt aber sonst die Menschen alleine zu Wort kommen, er spricht oder schreibt nicht mehr dazu als nötig, holt nicht unnötig aus, weder beschönigt er etwas noch übertreibt er es in irgendeiner Weise.
Der Ton des Buches ist alleine auf die Erlebnisse und Gedenken der Jahrhunderthelden gerichtet und man merkt wie viel Herzblut der Autor in dieses Buch hineingesteckt hat.

Neben „berühmten“ Helden wie die weiße Rose, Oskar Schindler, Georg Elser, Claus Graf von Stauffenberg kommen auch Menschen zu Wort von denen man vielleicht mal was gehört hat, oder die einen kurzen Auftritt in einem Film erhalten haben, die sich eher im Hintergrund gehalten haben.
Menschen die die Grausamkeiten eines KZ´s überlebt haben, einer der der direkte Nachbar von Hitler in München gewesen ist, ein berühmter Moderator der in einer Gartenlaube die Nazizeit überstehen konnte und mit einem Soldaten kehrt Tim Pröse nach Omaha Beach zurück.
In diesem Buch werden viele Schicksale beleuchtet, unter verschiedenen Blickpunkten und mit immer anderen Erlebnissen, die Wunden und Schrecken werden sie ihr Lebtag nicht mehr ablegen können.

Eine große Geste von allen die hier zu Wort kommen - keiner möchte ein Aufsehen um seine Person machen, jeder möchte im Hintergrund bleiben, keiner sieht sich als Held, man hat damals eben was tun müssen und was man versuchen konnte hat man eben versucht.
Ich habe jeden Einzelnen in diesem Buch für seinen Mut, seine Courage und für die Nächstenliebe bewundert, denn man weiß was mit Menschen passierte die dem System nicht treu ergeben waren, die in Hitler und seinen Schergen das Böse, das Grausame gesehen haben.
Und doch hat keiner lange überlegt, sondern gehandelt und sein Menschenmögliches versucht.

Ein Nachruf auf Helden die nicht an ihr eigenes Überleben dachten sondern das taten was einen auszeichnen sollte - Menschlichkeit zeigen.

Gerade in der heutigen Zeit, in der die Gesellschaft sich wandelt, sollten diese Bücher wieder mehr in den Fokus geraten.
Bei einer seiner letzten Kapitel kommen auch Menschen zu Wort die in der letzten Zeit wegen „Anschläge“ oder Angriffe von Rechts einiges erlebt haben, die aufzeigen dass man wieder genauer hinsehen muss, die trotzdem nicht aufgeben, nicht klein beigeben, die genauso ihre Freiheit in Deutschland erleben wollen wie jeder andere.

Mich konnte dieses Buch sehr berühren und es regt zum Nachdenken an, ich glaube das wollen die 18 Begegnungen in diesem Buch auch.
Dieses Buch sollte man gelesen haben.

Bewertung vom 11.03.2019
Niemand weiß, dass du hier bist
Giampietro , Nicoletta

Niemand weiß, dass du hier bist


ausgezeichnet

Vorweg- dieses Buch ist für mich auf jeden Fall ein Romanhighlight für 2019!
Die Autorin schafft es von Beginn an den Leser an sich zu binden, alleine der angenehme Schreibstil macht es leicht und auch die bilderhaften Beschreibungen von Italien, der Toskana, dem Örtchen, den Gerüchen und Farben lassen den Leser tief in die Geschichte eintauchen.

Auch die Familie habe ich sofort in mein Herz geschlossen, wobei ich mit Lorenzo seinen Ansichten zu Beginn erhebliche Probleme hatte, aber heute weiss man mehr, heute sieht man es anders, damals war man eben für oder gegen das System.
Viele Gespräche mit der Tante haben auch offenbart was sie an diesem Faschismus so widerwärtig findet und da legt die Autorin auch den Finger in die Wunde.

Diesem Roman muss man auf jeden Fall zu Gute halten dass er knallhart mit der Realität spielt, die Veränderungen die Lorenzo in jungen Jahren in dieser Zeit des 2. Weltkrieges in Italien mitmacht gehen unter die Haut und hin und wieder musste ich das Buch kurz zur Seite legen weil es so berührt, schockiert und bewegt.

Interessant ist auch dass der Schauplatz in diesem Buch diesmal Italien ist, man weiss zwar aus dem Geschichtsunterricht den ein oder anderen Fakt, aber hier lernt man dann doch noch etwas dazu und merkt was in anderen Ländern damals geschehen ist, alleine deswegen sollte man auch dieses Buch lesen.

Für Zartbesaitete wird das Buch wohl hart an die Grenze gehen, aber diese Bücher bekommen einen immer wichtigeren Stellenwert in der heutigen Zeit und von daher kann ich dieses Buch nur empfehlen.

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Bewertung vom 07.03.2019
Mörder
Bartel, Veikko

Mörder


ausgezeichnet

In seinem neusten Buch widmet sich der Strafverteidiger Veikko Bartel den Mördern, also sind hier nun die Männer zu erwähnen.
Und da mir „Mörderinnen“ schon sehr gut gefallen hat war ich auch hier gespannt was mich erwarten wird.
Vor allem ist man natürlich neugierig - töten, denken, handeln Täter der männlichen Seite anders als die Weibliche?
Sind sie wirklich nur „Monster“, „Abschaum“, der weggesperrt gehört?
Kann man hier leichter urteilen?

In „Mörder“ schildert Veikko Bartel folgende Fälle die er als Strafverteidiger vor Gericht vertreten hat:

Der betrogene Finanzbeamte
Der Drücker
Thailand, mon amour
Das Genie
Der Scharfschütze der Fremdenlegion
Der Serienvergewaltiger, der Tod von Frau Meyer und das Gewissen eines Verteidigers

Der Schreibstil ist von Beginn an wieder flüssig, zieht den Leser sofort in seinen Bann und man ist gespannt sowie neugierig welche Tore sich hier nun öffnen werden.
Ich mag es persönlich wie Veikko Bartel alle Umstände beschreibt die er erlebt hat.

Und auch im aktuellen Buch wird recht schnell klar - man kann einen Täter nicht so einfach und schnell verurteilen.
Wo die Gesellschaft aufschreit weil ein Mann seine Frau und Freundin getötet hat gibt es trotzdem klare, rechtliche Schritte die differenzieren, es ist eben immer mehr als nur Schwarz oder Weiss.
Und vielleicht lernt man durch diese Bücher auch mehr hinter die Fassade zu schauen, dass ein Täter manchmal selbst Schlimmes erlebt hat, dass gewisse Dinge ihn geprägt haben, keiner fragte ob es diesem Mann so Recht ist.

Interessant war auch dass Veikko Bartel im Ausland agieren musste, spannend und manchmal erschreckend zu sehen wie in anderen Ländern Gerichte, Polizei und Anwälte arbeiten.
In diesen Momenten ist man dann doch ganz froh dass es in Deutschland so ein Rechtssystem gibt welches jeden auffängt.

Klar gibt es auch bei uns schwarze Schafe die ihren Rang ausnutzen, dies stellt der Autor ebenso klar, aber zum Glück sind diese Menschen in der Unterzahl.
Wenn Veikko Bartel diese Fälle beschreibt regt sich doch immer Mitgefühl oder auch Abscheu durch das was diesen „Tätern“ widerfahren ist.

Am Besten jedoch fand ich das letzte Kapitel denn hier beschreibt der Autor und Strafverteidiger Fälle die auch an seiner Moral kratzen, was einen Strafverteidiger ausmacht, was sein Job ist, wie er vor Gericht auftritt und welche Ziele er verfolgt.
Ich persönlich habe hier einen grossen Respekt vor dem Beruf eines Strafverteidigers bekommen, auf der einen Seite finde ich es interessant, auf der anderen Seite hätte ich bei gewissen Tätern wohl starke Bedenken ob ich diese hier fair und ohne zu vorverurteilen verteidigen könnte.
Und gerade in der heutigen Zeit, wo eine Gesellschaft so schnell vorverurteilt, aufschreit und losbrüllt, gerade da braucht es solche Bücher.

Denn man sollte immer bedenken- irgendwann steht man vielleicht selbst auf der „falschen“ Seite und dann ist man froh wenn man einen Strafverteidiger hat wie Veikko Bartel.
Ein Mensch der an einen glaubt, der einen zuhört und mit einem den ganzen Fall „auseinandernimmt“ um Unstimmigkeiten oder falsch dargestellte Sachen klarzustellen.
Auch dieses Buch kann ich nur empfehlen.

Ich bedanke mich beim Bloggerportal, dem Randomhouse sowie dem Mosaikverlag für das Zusenden des Rezensionsexemplars.

Bewertung vom 28.02.2019
Das weiße Nashorn
Lutteman, Markus

Das weiße Nashorn


ausgezeichnet

In einem schwedischen Zoo wird das Nashornweibchen Zoela tot aufgefunden, die Hörner wurden ihr entfernt.
Erschreckende Erkenntnis- Zoela war eines der letzten 4 noch lebenden nördlichen Breitmaulnashörner.. wer könnte also Interesse haben diese Hörner aus dem Zoo zu stehlen?
Der Rockstar Rob Chazey fühlt sich durch den Erfolg innerlich leer.
Als ihn eine Mail erreicht dass sein Patennashorn Lena im Limpopo Rhino Reserve durch Wilderei getötet wurde beschließt er nach Südafrika zu fliegen um sich ein genaues Bild zu machen...
Und ohne es zu ahnen geraten Rob und eine Freundin in zwischen die Fronten von Wilderern, Terroristen und Käufern die bereit sind alles zu tun um an Nashornhörnern zu kommen...

Dieser Thriller hat mich nicht mehr losgelassen, im Ganzen hat der Autor gekonnt ein Thema aufgefasst was schrecklicher, grausamer und realistischer nicht sein könnte.

Schon zu Beginn hat mich das Buch zu Tränen gerührt und man merkt hier die Liebe aber auch die intensiven Recherchen des Autors zum Thema gefährdete Tierarten- in diesem Fall handelt es sich um die Nashörner.

Der Schreibstil ist von Beginn an interessant, wobei ich keine Ahnung hatte wohin das Buch führen würde, auch war ich mir nicht ganz sicher was die ganzen Namen bzw. Protagonisten zusammenführen könnte.
Unter dem Strich muss ich aber sagen konnte der Autor hier auf ganzer Linie überzeugen und das Ende stimmig und spannend abrundet.

In diesem Thriller fallen, wie gesagt, viele Namen bzw. Protagonisten, einige bekommen mehr Platz im Buch, andere werden nur am Rande erwähnt, ich persönlich finde aber dass der Autor hier ein stimmige Priorität gesetzt hat.
Es gibt Leute die hasst man abgrundtief und es gibt Leute mit denen fiebert man regelrecht mit, mich konnte der Rockstar Rob überzeugen.

Die Spannung in diesem Thriller liegt bei der Nähe zur Realität.
Der Autor beschreibt die Szenen im einem Nationalpark so authentisch dass ich immer ein Bild vor Augen hatte und mich hineinversetzten konnte.
Die Ökologie und Aufbau eines Nationalparks wird hier wunderbar hervorgehoben und lädt zum träumen ein.

Und dann die andere Seite - der Handel mit diversen Tierarten, viele davon gefährdet, aber das ist Händlern und den Käufern egal solange die Kohle stimmt und sie einen dicken Gewinn einfahren.
Die Medizin im asiatischen Raum hält noch heute an den Wundern von Elfenbein, Horn und Co. fest und lässt sich von neuen Studien überhaupt nicht beeindrucken.

Regelrecht ekelerregend ist die Erkenntnis dass Käufer/Sammler auf die Ausrottung von Tieren hoffen damit die Preise von Horn und Co. ins Unermessliche steigen.
Wie tief diese Tiermafia geht, wie weit oben noch Leute sitzen die öffentliche Ämter für diesen Handel beschmutzen macht einfach nur fassungslos.

Der Thriller konnte mich von Beginn an fesseln, packen und besticht durch seine absolute Nähe zur Realität und was hier mit bedrohten Tierarten weiterhin geschieht.
Ich kann diesen Thriller wirklich jedem nur ans Herz legen!

Bewertung vom 19.02.2019
Tannenstein / Born-Trilogie Bd.1
Geschke, Linus

Tannenstein / Born-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Ex-Polizist und jetzt Ex-Häftling Alexander Born hat in Freiheit nur einen Wunsch-
er will den Täter finden der seine Ex-Kollegin und Freundin getötet hat.
Die Polizei nennt ihn "den Wanderer", in Tannenstein verübte er sein erstes Massaker, keiner kennt ihn, keine kann ihn wirklich beschreiben, keiner weiss wo er sich aufhält...
Zusammen mit der Polizistin Norah Bernsen will er den "Wanderer" schnappen und gerät zwischen Korruption, Menschenhandel, Drogen und Mord...

Linus Geschke meint zu seinem Thriller- er wollte dieses Buch dringender schreiben als all die anderen Projekte die ihm wohl vorschweben und ich selbst kann sagen- ich bin froh dass er diesem Wunsch nachgegeben hat.

Der Schreibstil ist von Beginn an flüssig, spannend und packt einen.
Und der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund, zu diesem Thriller kann man auf jeden Fall sagen- hier wird nichts beschönigt oder verschwiegen.

Die verschiedenen Charaktere konnten mich allesamt begeistern, auch wenn es in diesem Thriller nicht wirklich einen "positiven" Charakter gibt.
Egal ob es um Born geht der im Knast gesessen hat weil er korrupt wurde als Polizist, die Kollegin die wohl beginnt gewisse Grenzen zu überschreiten, der Wanderer der seinen Weg geht und von den Bösen in Form der ja, Russenmafia, braucht man wohl gar nicht mehr viel dazu zu schreiben.
Trotzdem konnte ich mich für Born und Norah begeistern, vielleicht weil es um Themen geht die man nicht schönreden kann bzw. darf und man hier mit falschen Hoffnungen und Optimismus nicht weiterkommen würde.

Die Geschichte pendelt zwischen Alexander Born, Norah Bernsen, der Mafia, dem Wanderer und Nadeschda, die aus ihrer Armut in Weissrussland entkommen möchte.
Trotz der vielen Charaktere bin ich nie verwirrt gewesen sondern der Autor baut hier gekonnt die Geschichte auf an deren Ende sich alle Charaktere wiederfinden bzw. es ein schlüssiges Ende ergibt.

Das Buch geht, wie schon gesagt, in die knallharte Realität, der Autor verschönert hier nichts und ich denke damit werden die ein oder anderen Leser ein Problem haben.
Es geht um Menschenhandel, Prostitution, Geldwäsche, Mord, Schweigegeld, Korruption, Drogen und wie leicht es ist sich diese Geschäfte aufzubauen, wo keiner genau hinsieht, nur an sich denkt und ein schönes Leben haben möchte.
Aber auch was es heisst für die Mafia, eine Organisation zu arbeiten, ohne Fehler zu machen, keine Probleme zu verursachen, Probleme zu beseitigen.

Die andere Thematik des Buches- Selbstjustiz.
Mittlerweile merkt man in vielen Schichten der Gesellschaft dass sie mit der Rechtsprechung Probleme hat, gerade wenn es um Kinder oder schreckliche Taten geht die, in Augen von vielen, nicht richtig bestraft werden.
Man macht sich immer wieder Gedanken während dem lesen ob es jetzt richtig ist oder nicht, auf der einen Seite konnte ich es immer irgendwo verstehen, auf der anderen Seite bin ich ganz klar für einen fairen Rechtsstaat der Recht spricht.
Ich persönlich finde dass dem Autor diese Thematik sehr gut gelungen ist, auch wenn man sieht was passiert wenn jeder seine eigene Justiz anwenden will und doch nicht alles wissen kann.

Das Ende der Geschichte hat mir selbst sehr gut gefallen, weil hier Dinge aufgezählt werden die jeden Leser zum nachdenken bringen, man merkt dass der Autor sich mit der Thematik Selbstjustiz sehr intensiv auseinandergesetzt hat.

Ich persönlich habe diesen Thriller in kürzester Zeit regelrecht verschlungen und kann ihn Thrillerfans die sich für diese Thematik interessieren auf jeden Fall ans Herz legen!

Bewertung vom 19.02.2019
Todesschweigen / Helen Birch Bd.1
Askew, Claire

Todesschweigen / Helen Birch Bd.1


ausgezeichnet

Dieser Kriminalroman hat mich sehr positiv überrascht und fasst die Frage nach dem „Warum“ nach einem Amoklauf mit vielen Facetten von Gefühlen auf.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, allerdings hatte ich zu Beginn gleich meine Zweifel denn die Autorin nimmt sich zu Anfang sehr viel Zeit mit Details die den Leser fast ein bisschen langweilen und man nicht hofft dass es in der Geschichte so weiterverläuft.Es lohnt sich aber am lesen dran zu bleiben denn dieses Buch überrascht wirklich.

Man lernt 3 Frauen kennen- Detective Helen Birch ist befördert worden und muss nun die Aufklärung betreiben was aber gar nicht so einfach ist denn keiner kann eine zufriedenstellende Antwort sofort liefern.

Moria Summers ist die Mutter von Ryan der diesen Amoklauf geplant hat und sich anschliessend selbst tötete. Auch sie quält sich mit dem „Warum“ und sucht Antworten in dem letzten Gespräch was sie mit Ryan am Abend vor dem Amoklauf führte.

Ishbel Hodgekiss erfährt online dass es an der Schule ihrer Tochter einen Amoklauf gegeben hat und muss dann mit dem Tod ihrer Tochter zurecht kommen. Doch auch sie plagt das schlechte Gewissen da sie schon seit längerer Zeit mit ihrer Tochter mehr gestritten hat als geredet, das Verhältnis war nicht mehr das Beste.

Und nun kann sie sich nie wieder mit ihrer Tochter aussprechen oder gar versöhnen.

Die Blickwinkel, Gefühle, Ohnmacht, Wut, Angst und Trauer werden in diesen 3 Frauen widergespiegelt was der Autorin, in meinen Augen, unheimlich gut und gefühlvoll gelungen ist.

Natürlich fragt man sich auch als Leser nach dem „Warum“ und ist immer am mitdenken und mitfühlen und versucht dies alles zu verstehen.

Sehr lobenswert ist auch dass die Mutter des Amokläufers viel Spielraum erhält, bei der gesellschaftlichen Wut geht oft diese Mutter, deren Kind ja auch trotzdem ein Opfer ist, unter.

Immer wieder eingeworfen werden Artikel oder Onlineberichte von Grant Lockley, der in den Privatleben der Opfer wühlt um seine Story des Lebens zu schreiben, ohne Rücksicht auf Verluste, Gefühle oder Privatssphäre. So erhält man als Leser auch Eindrücke wie die Gesellschaft denkt oder wie sie handeln würde wenn sie dürfte.

Man merkt dass die Autorin sich mit dieser Thematik sehr intensiv auseinander gesetzt hat und in meinen Augen ist dies in ihrem Buch „Todesschweigen“ sehr gut gelungen.Mit dem Ende hat der ein oder andere vielleicht seine Probleme, ich fand alles sehr authentisch, denn das „Warum“ bleibt sehr oft offen und beschäftigt.

Mich hat dieses Buch stark zum nachdenken gebracht aber zu Tränen gerührt.
Ich kann diesen Kriminalroman nur empfehlen!