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Tamaru

Bewertungen

Insgesamt 123 Bewertungen
Bewertung vom 17.04.2015
Schwarzweiß
Fennek, Antonia

Schwarzweiß


gut

Der Thriller ist gut geschrieben und flüssig zu lesen doch wirklich gepackt hat er mich nicht. Ich konnte zu keinem der Protagonisten eine wirkliche Beziehung aufbauen, sie blieben eher farblos und deshalb fehlte mir das Mitfiebern und teilweise auch die Spannung.
Das unvorhersehbare Ende hat mich dann wieder ein bißchen versöhnt.

Bewertung vom 17.04.2015
Geschenkt
Glattauer, Daniel

Geschenkt


ausgezeichnet

Der Journalist Gerold Plassek arbeitet bei einer Gratiszeitung und schreibt eher unbedeutende Berichte die in der Zeitung meist untergehen. Er lebt in den Tag hinein, denkt nicht viel über das Leben nach, hauptsache der Alkohol in seine Freunde in der Kneipe sind da. Bis zwei unerwartete Ereignisse sein Leben komplett auf den Kopf stellen. Zum einen eröffnet ihm seine Exfreundin das er einen 14jährigen Sohn hat, den er ab sofort stundenweise betreuen soll, zum anderen nimmt ein unbekannter Gönner Gero's kurze Notiz über ein Obdachlosenasyl zum Anlass eine anonyme Spende dorthin zu schicken. Dies ist aber erst der Beginn einer Serie, denn sobald Gero über ein neues Thema berichtet bei dem es um soziale Einrichtungen oder in Not geratene Einzelschicksale geht trifft dort eine Spende ein.
Als sein Sohn Manuel beginnt ihm beim Schreiben und Recherchieren behilflich zu sein, entwickelt sich ganz langsam eine Beziehung zwischen den beiden und Gero beginnt über sein Leben nachzudenken. So langsam wird ihm klar dass der Alkohol vielleicht doch nicht der verläßliche Freund ist, sondern eher sein Feind der sein Leben behindert.
Je länger er mit seinem Sohn nach dem anonymen Spender sucht, desto klarer wird ihm wie wichtig dieser Junge ihm mittlerweile geworden ist und er nicht weiterhin als Versager vor ihm dastehen möchte. Und deshalb zeigt er ihm, wenn's drauf ankommt kann er auch anders.

Das Buch hat mir gut gefallen denn die Geschichte zieht einen von Anfang an in ihren Bann. Zum einen möchte man gerne wissen ob das Geheimnis um den anonymen Spender gelüftet wird, zum anderen macht es Freude mitzuerleben, wie ganz vorsichtig zwischen Gero und Manuel eine Beziehung entsteht. Beide waren mir von Anfang an sympathisch, da sie beide ihre Ecken und Kanten haben, die dem Buch gut tun.

Ein warmherziger und einfühlsamer Roman über eine nicht alltägliche Geschichte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.04.2015
Nachruf auf den Mond
Filer, Nathan

Nachruf auf den Mond


sehr gut

Als Matthew, der an Schizophrenie leidet, einen Aufenthalt in der Psychatrie verbringt beginnt er die Geschichte von sich und seinem Bruder aufzuschreiben.

Sein Bruder Simon, der an Muskelschwäche und dem Down Syndrom litt, stirbt im Alter von 11 Jahren bei einem Unfall. Aber Matthew gibt sich seitdem immer die Schuld am Tod des Bruders und wenn er seine Medikamente absetzt kann er seinen Bruder hören. Er sieht ihn immer wieder vor sich und man beginnt sich zu fragen ob dieses Unglück der Auslöser für Matthews Schizophrenie war.
Seine Mutter zerbrach selbst an dem Verlust und man hat den Eindruck dass Matthew mit seiner Trauer sich selbst überlassen war. Und so lebt er in seiner eigenen Welt, die für Außenstehende schwer zu verstehen und manchmal auch verletzend ist.

Es ist ein wundervolles Buch, sehr mitfühlend und außergewöhnlich geschrieben, es zieht den Leser in seinen Bann und gibt Einblicke in eine Krankheit, über die normalerweise nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird.
Die Protagonisten sind sehr gut beschrieben, vor allem Matthew und seine Eltern fand ich gut dargestellt.
Das Buch ist sehr authentisch und man merkt dass der Autor weiß wovon er schreibt, da er selbst als Pfleger in der Psychatrie gearbeitet hat.

Klare Leseempfehlung für alle die gerne berührende und eindrucksvolle Romane lesen.

Bewertung vom 17.04.2015
Voran, voran, immer weiter voran
Bartelmay, Ryan

Voran, voran, immer weiter voran


weniger gut

Ryan Bartelmay erzählt die Geschichte zweier Brüder die 1950 in Illinois beginnt. Chic heiratet seine Jugendliebe Diane und sein Bruder Buddy kehrt von einer seiner Reisen mit einer indischen Ehefrau zurück. Abwechselnd wird aus dem Leben der beiden erzählt, dazwischen werden immer Kapitel von Mary eingestreut, von der man am Anfang noch nicht weiß welche Rolle sie in der Geschichte spielt.
Die Erzählung plätschert vor sich, ihr fehlt jeglicher Pep und ich wurde mit keinem der Protagonisten warm. Sie erscheinen mir alle etwas melancholisch und lustlos, voran geht nicht wirklich was und so kommt beim Lesen auch keine Freude oder Begeisterung auf.
Mir war das Buch zu langweilig, aber es wird bestimmt Leser geben, denen es gefällt.

Bewertung vom 17.04.2015
Du bist mein Tod
Kendal, Claire

Du bist mein Tod


ausgezeichnet

Das Cover hat mich direkt angesprochen und neugierig gemacht auf diesen Thriller.
Nachdem Clarissa eine Nacht mit Rafe erbracht hat, an die sie sich fast gar nicht erinnern kann, beginnt ein nicht enden wollender Albtraum für sie. Denn Rafe beginnt sie zu stalken. Er verfolgt sie, schickt Ihr Briefe, Blumen, Fotos und Geschenke und ignoriert ihren Wunsch sie in Ruhe zu lassen. Sobald sie das Haus verläßt lauert er ihr auf und bedrängt sie, teilweise sogar körperlich. Clarissa beginnt sich immer mehr einzuigeln, bricht den Kontakt zu Freunden ab aus Angst, sie in die Sache mit reinzuziehen. Lediglich ihre Aufgabe als Geschworene bei Gericht gewährt ihr ein paar Stunden ohne Angst. Rafes Plan scheint aufzugehen, denn Clarissa ist kurz davor seelisch zu Grunde zu gehen, aber dann reift in ihr der Plan sich zu wehren. Sie beginnt Beweise zu sammeln für seine Besessenheit, sammelt alle Geschenke und dokumentiert seine Belästigungen. Als sie ihn endlich anzeigt und das Gefühl hat, die Polizei unternimmt etwas gegen Rafe atmet sie langsam auf und beginnt wieder am Leben teilzunehmen. Sie lernt einen Mann kennen und traut sich, sich auf ihn einzulassen, da sie weiß, Rafe ist im Gefängnis und kann ihr nichts mehr anhaben kann. Doch Rafe ist kein einfacher Stalker, er ist ein Psychopath, der sich weder der Polizei noch den Gesetzen beugt, und der fest entschlossen ist Clarissa zu besitzen. Und so kommt es zum Showdown.

Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt und nicht mehr losgelassen. Die Autorin beschreibt das Leben und die Ängste von Clarissa so glaubhaft und anschaulich, dass man direkt mit ihr in diesem Albtraum gefangen ist. Mit jeder Seite hofft man, dass jemand diesem perfiden Spiel ein Ende bereitet, aber stattdessen wird es immer unheimlicher. Wenn man sich vorstellt, dass man sowas selbst durchleben müßte läuft es einem eiskalt den Rücken herunter.
Am Anfang hatte ich einfach nur Mitleid mit Clarissa und die leichte Befürchtung, dass sie die Sache nicht durchsteht und sich was antun könnte. Als sie dann aber begonnen hat zu kämpfen, sich gegen dieses Monster zu stellen, empfand ich Bewunderung für diese Frau, die ihre letzten Kräfte mobilisiert hat um zu überleben.

Das Ende war ein bißchen abrupt und läßt Platz für die eigene Phantasie wie die Geschichte letztendlich ausgehen könnte.

Das Buch hat mich noch einige Tage verfolgt und so manchesmal beäugt man seine Mitmenschen beim Einkaufen ein wenig genauer. Deshalb ist das Buch nichts für schwache Nerven und eh schon ängstliche Frauen. Alle anderen erwartet ein Thriller der richtig spannend ist und es einem schwer macht das Buch aus der Hand zu legen.

Bewertung vom 18.03.2015
Die Königin der Orchard Street (Restexemplar)
Gilman, Susan J.

Die Königin der Orchard Street (Restexemplar)


sehr gut

Das Cover mit dem kleinen Mädchen darauf lädt direkt zum Lesen ein, man hat gleich ein Gesicht vor Augen wenn man mit der Geschichte der kleinen Malka beginnt.

Malka, die Tochter jüdischer Eltern, wandert mit ihrer Familie von Russland nach Amerika aus. Sie landen in der Orchard Street und eine Zeit der bitteren Armut beginnt. Die Familie lebt von der Hand in den Mund und die Mutter schickt alle Kinder zum Arbeiten, wer nichts nach Hause bringt bekommt nichts zu essen. Als auch noch der Vater die Familie verläßt wird ihre Mutter immer verbitterter und für die Kinder hat sie weder Zuneigung noch Liebe übrig. Als Malka dann von einem Pferdefuhrwerk angefahren und verkrüppelt wird ist das Ihr größtes Unglück und doch auch ihr größtes Glück. Denn als ihre Mutter sie verstößt nehmen die Dinellos sie auf. Zwar erfährt sie auch dort keine Liebe und ein glückliches Familienleben, doch sie lernt bei der Familie Dinello alles übers Eismachen, auch eine Schulbildung wird ihr ermöglicht. Und das ist der Grundstein zu ihrer Karriere als Eiskönigin von Amerika, doch das ist ein langer Weg der auch immer wieder Rückschläge für Sie bereit hält. Aber sie hat von frühester Jugend an gelernt zu kämpfen und das hilft ihr auf Ihrem weiteren Lebensweg, wenn die Lage mal wieder aussichtslos scheint.

Das Buch hat mit gut gefallen, der Schreibstil ist flüssig, und viele der jüdischen Ausdrücke werden auf dem beiliegenden Lesezeichen übersetzt, so dass man der Geschichte gut folgen kann. Es gibt zwar einige Stellen, die leicht in die Länge gezogen sind, aber der größte Teil des Romans ist doch interessant.
Die Figur der Malka als kleines Mädchen hat mir am besten gefallen. Ich hatte Mitleid mit diesem armen Kind, das nicht geliebt sondern nur geduldet wurde. Ich hab sie bewundert für ihren starken Willen und ihre Kämpfernatur und mich gefreut als sie einen Mann gefunden hat, der sie wirklich liebt und fest an ihrer Seite steht. Aber als sie dann älter ist und ihr Imperium aufbaut, erkennt man die eiskalte Frau die sie geworden ist. Zu Ihrem Sohn, den sie nur ihrem Mann zuliebe bekommen hat, kann sie keine liebevolle Beziehung aufbauen, ihre Angestellten haben es auch nicht leicht bei ihr. Die Liebe, die sie als Kind nicht erfahren hat, macht sie zu einer verbitterten Frau, die dem Alkohol mehr Zuneigung entgegen bringt als ihren Mitmenschen. Das macht sie mir unsympathisch und ich hab mehr Mitleid mit ihrem Mann und ihrem Kind, denn die leiden unter ihr. Zwar hat sie auch positive Ideen verfolgt, wie den Kampf gegen Polio, aber letztendlich nur, um ihr Geschäft vor dem Untergang zu bewahren und nicht aus reiner Nächstenliebe. Zurück bleibt bei mir das Bild einer arroganten, überheblichen Geschäftsfrau, zerfressen von Rachegedanken.
Sehr gut gefallen hat mir ihr Mann Bert, ein sympathischer, liebevoller Ehemann, der immer hinter ihr stand und an das Gute in ihr geglaubt hat. Leider ist es ihm nicht gelungen den Eispanzer seiner Frau zu zerbrechen, selbst in seiner letzten Stunde musste er diese bittere Erfahrung machen.

Fazit:
Ein gut geschriebenes und recherchiertes Buch über eine Frau die sich von ganz unten nach ganz oben kämpft. Man erfährt viel über die Geschichte und den Siegeszug der Eiscreme in Amerika. Sehr interessant und unterhaltsam, klare Leseempfehlung für alle die außergewöhnliche Geschichten in denen nicht immer eitel Sonnenschein herrscht, mögen.

Bewertung vom 18.03.2015
Der Sohn
Nesbø, Jo

Der Sohn


ausgezeichnet

Das Cover gefällt mir gut, es ist ein wenig düster und unheimlich, mit diesem Mann, der einsam auf einem Steg steht und ins Wasser starrt. Macht Lust auf einen spannenden Thriller und hat mich nicht enttäuscht.

Sonny sitzt seit seinem 18. Lebensjahr im Gefängnis und ist ein vorbildlicher Gefangener. Er hört sich die Geständnisse seiner Mithäftlinge an und sie vertrauen ihm. Er randaliert nicht, ist nicht in Schlägereien verwickelt und macht auch sonst keinen Ärger. Er wird regelmäßig mit Drogen versorgt und das ist alles was ihn interessiert. Dafür nimmt er Straftaten auf sich, die er nie begangen hat, denn ihm ist alles egal, seit sein Vater als Verräter gebrandmarkt wurde und Selbstmord begangen hat. Doch als eines Tages ein Mithäftlingen ihm die Wahrheit über seinen Vater erzählt wächst in Sonny der Wunsch nach Rache. Er bricht aus dem Gefängnis aus und beginnt einen mörderischen Rachefeldzug ohne Rücksicht auf Verluste. Denn er will nur eines: Gerechtigkeit für seinen Vater.

Dieser Thriller hat mich von der ersten Seite an gepackt. Nesboe hat einen so fesselnden Schreibstil, dass man direkt in der Geschichte drin ist und mit Sonny auf Rache sinnt. Denn trotz allem was Sonny tut ist er so mitfühlend und sympathisch beschrieben dass man ihn nicht einfach als Mörder abstempeln kann. Natürlich begeht er grausame Morde, aber wenn man liest, was diese Menschen vorher getan haben, schleicht sich einem der Gedanke ein, dieser Mensch ist nicht ohne Grund gestorben.
Auch Simon der Ermittler hat mir gut gefallen. Sympathisch, mit Fehlern und Schwächen, aber bereit für seine Fehler und Taten zu büßen. Eigentlich ist es sein Job Sonny zurück ins Gegängnis zu bringen, aber er hilft ihm eher, damit er nicht dahin zurück muss. Denn auch Simon verbirgt ein dunkles Geheimnis das aber erst ganz am Schluss gelüftet wird.
Klare Leseempfehlung für alle die rasante Thriller mit Überraschungen lieben.

Bewertung vom 22.02.2015
Umweg nach Hause
Evison, Jonathan

Umweg nach Hause


sehr gut

Als Ben bei Trevor als Pfleger anheuert ist sein Leben ziemlich aus den Fugen geraten. Er hat einen schweren Schicksalsschlag erlitten, ist so gut wie pleite und lebt in einem kleinen Loch, das eher eine Bleibe als ein Zuhause ist. Also macht er einen Crashkurs in häuslicher Pflege und sein erster Patient ist Trev. Ein Junge der an einer Muskelerkrankung leidet und mit seiner Mutter alleine lebt, da sein Vater sie verlassen hat.
Ben und Trev freunden sich an und fassen Vertrauen zueinander. Und so beginnt die Reise, die das Ziel hat, Trevors Vater zu besuchen. Sie erleben allerlei Abenteuer, sammeln unterwegs Dot, Peaches und Elton ein und es beginnt ein Trip den sie sich so vorher nicht träumen ließen.

Der Roman ist aus der Sicht von Ben geschrieben und in Rückblenden erfährt man, welcher Schicksalsschlag dazu geführt hat, dass Ben's Leben so verkorkst ist. Das ist teilweise sehr traurig.
Trevor ist am Anfang etwas schwierig,nicht so sympathisch, was aber wohl auch damit zu tun hat, dass er resigniert hat und glaubt, dass das Leben nichts mehr für ihn bereithält. Das ändert sich aber je länger die Reise dauert.

Das Buch ist toll geschrieben und flüssig zu lesen, aber die Geschichte hat mich einfach nicht abgeholt. Ich hab keinen richtigen Zugang zu den Protagonisten gefunden obwohl sie sehr gut beschrieben und durchweg auch sympathisch sind. Vielleicht lag es daran das die Reise erst in der Mitte des Buches begann und ich die Geschichte bis dahin als etwas zäh empfunden hab. Oder ich hab es einfach zur falschen Zeit gelesen. Denn es ist auf jeden Fall eine schöne Geschichte über Freundschaft und darüber, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat und auch mal über seinen eigenen Tellerrand schauen sollte. Denn die Welt dreht sich nicht nur um einen selbst.

Bewertung vom 22.02.2015
Still
Raab, Thomas

Still


ausgezeichnet

Karl kommt am 6. Dezember auf die Welt, beginnt zu schreien und hört nicht mehr auf. Er schreit Tag und Nacht bis er vor Erschöpfung einschläft und bringt seine hilflosen Eltern damit an den Rand des Wahnsinns. Kein Arzt und keine Medizin kann Ihnen helfen den kleinen Karl zu beruhigen. Lediglich auf dem Arm seines Vaters, bei Spaziergängen im Wald findet das Kind Ruhe und schläft ein, denn Karl hat ein hochsensibles Gehör das jedes noch so kleine Geräusch für ihn zur Qual macht. Und so baut sein Vater für den kleinen Jungen den Keller zu einem schalldichten Raum um, in dem er fortan aufwächst. Alleine, ohne Kontakt zu anderen Kindern oder Menschen, unfähig Liebe zu empfinden. Seine Mutter zerbricht darüber dass sie keinen Zugang zu ihrem Kind findet und nimmt sich das Leben. Sie läßt Karl zusehen, als sie ins Wasser geht und ahnt nicht, was sie damit anrichtet. Er empfindet den Tod der Mutter als Erlösung, als Geschenk das ihr zuteil wurde die ewige Stille zu erlangen. Er ist fasziniert von diesem Ereignis das ihn nicht mehr loslässt und möchte diesen Augenblick immer wieder erleben. Und so wächst sein Wunsch, raus aus diesem Keller um einen Weg einzuschlagen, den viele Menschen nicht überleben werden.

Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an gepackt. Man spürt diese unglaubliche Stille die dieses Buch ausmacht. Man ist gefangen in einer Geschichte die einerseits grausam ist und andererseits unglaublich gefühlvoll die Leiden von Karl erzählt. Und genau deshalb empfindet man Karl nicht als Bestie obwohl er viele Menschen tötet. Man hat Mitgefühl mit diesem Jungen der durch den Fluch des empfindlichen Gehörs nie ein normales Leben führen konnte. Keine Freunde zum Spielen, kein Schulbesuch, kein Fußballspielen oder Raufereien mit anderen Jungs. Stattdessen immer nur die Einsamkeit im Keller, beobachtet von Videokameras wie ein Tier im Zoo. Da verwundert es nicht, dass Karl sich eine eigene Weltanschauung zurechtlegt, nach seinen eigenen Regeln lebt. Als er endlich das Wunder der Liebe erlebt ist es schon zu spät für ihn um neu anzufangen, aber man freut sich für ihn dass er endlich Gefühle für sich entdeckt hat, die er bisher nicht kannte.

Das Buch ist so einfühlsam und bildhaft geschrieben, dass man mit Karl auf die Reise geht und alles hautnah miterlebt. Das Ende ist sehr berührend und nach Beenden des Buches bleibt bei mir nicht der Gedanke an eine Bestie sondern an einen einsamen Menschen, der verloren durch die Welt zieht.
Ein beeindruckendes Buch mit einer Sprachgewalt die einen gefangen nimmt, aufwühlt und noch lange nachhält. Eines der besten Bücher die ich je gelesen habe.

Bewertung vom 22.02.2015
Die Erfindung der Flügel
Kidd, Sue Monk

Die Erfindung der Flügel


ausgezeichnet

Eine wunderbare Geschichte über die Freundschaft zweier Mädchen die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Sarah, die 11jährige Tochter eines reichen Plantagenbesitzers aus den Südstaaten, bekommt zu ihrem Geburtstag das Sklavenmädchen Hetty, genannt Handful, geschenkt. Was zu dieser Zeit durchaus üblich ist, erscheint Sarah trotz ihrer Jugend schon als Ungerechtigkeit und deshalb möchte sie Handful die Freiheit schenken. Als ihre Eltern ihr diesen Wunsch verweigern macht sie dem Sklavenmädchen ein anderes Geschenk. Sie lehrt sie Lesen und Schreiben, was laut Gesetz Sklaven verboten ist, aber für Handful der erste Schritt in die Freiheit ist. Als die beiden zu jungen Frauen heranwachsen trennen sich ihre Wege, doch sie verlieren sich nie aus den Augen.
In den einzelnen Kapiteln erfährt man abwechselnd die Lebensgeschichte der beiden und verfolgt ihren Weg, der für beide nicht einfach ist, da jede auf ihre Weise eine Kämpferin ist, ihrer Zeit voraus.
Sarah verläßt ihre Familie um für die Frauenrechte und die Abschaffung der Sklaverei zu kämpfen. Dafür verzichtet sie sogar auf die Liebe, denn dafür müßte sie ihre Ziele und Selbstständigkeit aufgeben. Das kommt für sie nicht in Frage und so geht sie weiter ihren Weg, der auch immer wieder Rückschläge für Sie bereit hält, aber mit der Unterstützung ihrer Schwester schafft sie es, ihre Träume weiter zu verfolgen.
Handful bleibt unterdessen weiterhin im Besitz von Sarah's Familie und muss unvorstellbare Grausamkeiten erdulden, die einen entsetzen und erschüttern. Aber auch sie verliert ihren Traum nie aus den Augen, denn sie ist nur von einem Wunsch beseelt, endlich frei zu sein.

Das Buch basiert teilweise auf wahren Begebenheiten und macht diesen Roman damit zu einer eindrucksvollen Reise durch das 19.Jahrhundert die einen noch lange beschäftigt.
Sarah und Handful sind beide als wunderbare Persönlichkeiten beschrieben die einem direkt ans Herz wachsen. Man taucht mit Ihnen in diese Geschichte ein und ist direkt gefangen von dieser eindrucksvollen Erzählweise.

Eines der besten Bücher das ich seit langem gelesen habe und mit Sicherheit auch noch lange in Erinnerung bleiben wird. Klare Leseempfehlung.