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Benutzername: 
wusl
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Unterhaching

Bewertungen

Insgesamt 306 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2022
Der Mann, der vom Himmel fiel
Tevis, Walter

Der Mann, der vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Nach meiner Begeisterung für "Damengambit" musste ich auch dieses neue Buch von Walter Tevis lesen. Neu ist es ja eigentlich nicht mehr, denn es kam schon 1963 zum ersten Mal heraus. Aber wie bei allen guten Romanen tut dass dem Buch überhaupt keinen Abbruch. Denn der Autor erzählt auf seine ganz eigene Art und die passt wunderbar auch in unsere Zeit.

Dass es sich eigentlich um einen SF-Roman handelt sollte auch die nicht abschrecken, die mit diesem Genre eigentlich wenig anfangen können. Denn die Geschichte ist trotz der fantastischen Annahme, dass ein Außerirdischer auf die Erde kommt doch vor allem eine, die sich mit den großen Fragen der Menschheit und des Lebens befasst. Mit der Entwicklung, die die moderne Gesellschaft durchmacht und die leider nicht immer zum Besten steht.

Der Autor wählt einen Blickwinkel, der den Leser über das Geschehen hebt. Das liest sich sehr angenehm und herrlich unaufgeregt. Und man kann vergnüglich mitspekulieren, wie das Ganze denn ausgehen wird. Es gibt wenig reale SF in diesem Buch aber das macht überhaupt nichts. Die interessanten Akteuere und die teils philosophisch angehauchten Überlegungen geben dem Plot eine Tiefe, die mich begeistert hat.

Der Autor trifft genau meinen Geschmack. Es gibt ja noch einige Bücher dieses Autors zum Übersetzen und neu auf Deutsch herausgeben. Ich hoffe sehr, der Diogenes-Verlag setzt die Reihe kontinuierlich fort. Eine große Bereicherung.

Bewertung vom 15.06.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


ausgezeichnet

Für das Buch hatte ich mal wieder ganz genaue Vorstellungen, wie es sein könnte. So was ist immer gefährlich bei mir, denn man muss sich doch auf jede Geschichte neu einlassen. Aber ich hatte Glück. All meine Wünsche und Erwartungen wurden erfüllt.

"Ein unendlich kurzer Sommer" ist einerseits ein leicht und luftig geschriebener Roman über einen langen Urlaub, eine Auszeit aus dem Alltag, die verschiedene Menschen sich nehmen und auf einem Campingplatz zusammen treffen. Das Setting war erfrischend und für mich ungewöhnlich genug, dass ich mich richtig wohlfühlte an diesem Ort.

Die Dialoge waren sehr wichtig in diesem Buch. Und sie transportierten wunderbar die verschiedenen Charakter und auch die Unsicherheiten und Gefühle der Protas. Alle hatten ein wenig an ihrem Vorleben zu knabbern und alle hatten kleine oder größere Geheimnisse, die sie erst langsam preisgaben.

Der Plot ist mitten aus dem Leben gegriffen und braucht keine spektakulären Actionszenen oder gewaltige Dramatik um zu berühren. Die Stärke des Buches sind die leisen intensiven Töne und der Raum, den man dem Leser zum selber Denken einräumt.

Das Ende war für mich sehr schön ausgewogen. Traurig aber auch optimistisch, auch ein bisschen offen und ein bisschen überraschend. Für mich war es wirklich perfekt.

Bewertung vom 15.06.2022
The Moment I Lost You / Lost Moments Bd.1
Weiler, Rebekka

The Moment I Lost You / Lost Moments Bd.1


sehr gut

Die Ausgangssituation ist nach lesen des Klappentextes ja klar. Mia verliebt sich in den Menschen, der ihren besten Freund vor über 4 Jahren tötete. Ich würde ihn allerdings nicht als Mörder bezeichnen, denn er wollte ihn ja nicht umbringen.

Im Verlauf der Geschichte wird also beschrieben, wie Mia sich relativ schnell in Nathan verliebt auch weil sie erkennt, dass der nach seinem Gefängnisaufenthalt weiterhin schwer gebeutelt ist von seinen übergroßen Schuldgefühlen. Die Strafe, die ich nicht unbedingt für angemessen halten würde, verlängert er doch dadurch, dass er sich selbst quält und kasteit. Im Grunde ist es also Mia, die ihm erst die größten Vorwürfe macht, die ihm aber später als einzige Absolution geben könnte und ihn damit rausholen würde, als seiner depressiven destruktiven Phase. Und auch für Mia wäre es eine Erleichterung, wenn sie Nathan verzeihen könnte und damit endlich den ernsthaften Versuch starten könnte, den großen Verlust, den sie erlitten hat, zu verarbeiten.

Das Buch hat also ein paar wichtige und große Botschaften und schafft es auch ganz gut, diese zu transportieren. Manchmal hätte ich mir etwas mehr Leichtigkeit gewünscht, denn die Dramatik und Trauer wird schon sehr ausgewalzt und ich fragte mich zeitweise schon, ob so eine Liebe, mit so einem Beginn, überhaupt überleben kann angesichts des Dilemmas der beiden Hauptdarsteller.

Das Buch findet ein gutes Ende, das mir ziemlich nachvollziehbar erschien. Diese Autorin werde ich im Auge behalten

Bewertung vom 15.06.2022
City on Fire Bd.1
Winslow, Don

City on Fire Bd.1


ausgezeichnet

Die liebsten Romane von Winslow waren mir die über die Drogenmafia. Da kommt sein kraftvoller oft rauer Erzählstil zum Tragen und seine Charaktere haben eine große Ambivalenz. Wie erhofft, gelingt dem Autor auch in seinem neuen Buch City on Fire diese Stimmung hervorragend.

Im Mittelpunkt stehen zwei rivalisierende Banden an der amerikanischen Ostküste in den 80gern des letzten Jahrhunderts. Die Brutalität und Härte der Straße steht im starken Kontrast zu den familiären Szenen, in denen Treue, Ehre und Liebe den Bandenmitgliedern ungemein wichtig sind.

Die Story ist spannend und vielschichtig und nichts für schwache Nerven. Winslow ist ein Meister der Dialoge aber auch der Actionszenen. Auch wenn es sich hier um einen ersten Teil handelt, so ist das Finale doch rund und zufriedenstellend und macht gleichzeitig Lust auf mehr.

Das Buch hat all meine Erwartungen trefflich erfüllt.

Bewertung vom 01.04.2022
Nebelopfer / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.5
Fölck, Romy

Nebelopfer / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.5


ausgezeichnet

Mir hat der neue Krimi von Romy Fölck wieder sehr gefallen. Ich bin ein eingeschworener Fan der jungen engagierten Frieda Paulsen und ihres abgeklärten Kollegen Haverkorn. Diesmal bekommt Frieda einen neuen Kollegen. Optisch ein Gewinn aber zwischenmenschlich fliegen erst mal die Funken. Da wird schon mal das eigene Revier abgesteckt und der Neue auf Herz und Nieren abgeklopft. Dabei ist eigentlich keine Zeit bei den Ermittlungen zu verlieren, denn es bleibt nicht bei dem ersten Mord und als nach dem dritten eine Sonderkommission gebildet wird und Haverkorn ganz persönlich in den Fallv erwickelt wird, ist jedem klar, dass es hier um Leben oder Tod geht.

Mir gefällt diese Reihe vor allem, weil ich die Darsteller über mehrere Bände sehr ins Herz geschlossen habe. Das Familien- und Liebesleben spielt eine gleichwertige Rolle zum Kriminalfall. Das mag ich nicht immer. Aber in diesen Romanen passt es sehr gut. Dazu kommt noch eine Portion nordisches Flair, wobei das in diesem Fall etwas weniger war als im Letzten.

Erzählstil und Spannungsbogen sind hervorragend. Der Plot lässt dem Leser Raum zu spekulieren und wird logisch und überraschend gelöst.

Mir hat auch dieser Band wieder sehr gefallen.

Bewertung vom 27.03.2022
Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2
Mohlin, Peter; Nyström, Peter

Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2


sehr gut

John Adderley hat einen neuen Fall. Die Schwester der Ermordeten steht von Anfang an ganz weit oben auf der Verdächtigenliste. Aber ist das nicht zu einfach? Was steckt wirklich hinter der Dating-App, deren Geschäftsführerin die Tote war? Gibt es nicht in Wirklichkeit ganz andere, die deren Tod wollten als eine Schwester, die so offensichtlich als Täterin offeriert wird?

Wie schon im ersten Band spielt auch die Vergangenheit des Ermittlers eine große Rolle in der Geschichte. Alte Feinde bedrohen seine geheime Identität und dann auch sein Leben. John muss an allen Fronten zeigen, dass er ein taffer Kerl ist. Dass er dabei trotzdem weiterermittelt und der Wahrheit immer näher kommt, spricht für seine Professionalität.

Adderley ist ein interessanter Charakter. Er ist nicht weichgespült gut sondern hat durchaus dunkle Seiten. Vielleicht ist er deshalb so gut als Polizist. Weil er weiß, wie die Bösen ticken.

Der Plot hat die ein oder andere Wendung und ist eine gut ausgewogene Crime-Mischung mit nicht zu viel Blut aber auch nicht zuwenig. Gerne mehr davon.

Bewertung vom 27.03.2022
Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
Leo, Maxim

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße


sehr gut

Man soll so was ja nicht machen, aber das wundervolle Cover hat mich magisch angezogen. Und der Klappentext klang nach einem Buch, dass mit leichter Hand daherkommt und gute Laune macht. Ich wurde auch nicht enttäuscht.

Michael Hartung ist ein moderner Felix Krull. Mit einer gehörigen Portion Gelassenheit und Respektlosigkeit. Einer, der eine Gelegenheit zu ergreifen weiß, wenn sie sich ihm bietet. Auch wenn er sicherlich nicht einkalkuliert hat, wie Groß die Kreise sind, die diese Geschichte ziehen wird. Auch wenn er damit hätte rechnen müssen, denn heutzutage sind die Medien eine Macht, die man nicht unterschätzen sollte.

Der Plot ist erfrischend und überraschend; der Erzählstil humorvoll und mit einem dicken Augenzwinkern. Eine Geschichte nach der Wende, über die Wende aber eigentlich ein Possenstück über den Wunsch der Menschen nach Helden des Alltags, nach einem, der über sich hinauswächst und mutiger ist, als man es vielleicht selber gewesen wäre. Und Michael könnte so einer sein. Oder doch nicht?

Bewertung vom 27.03.2022
Schwarzlicht / Dabiri Walder Bd.1
Läckberg, Camilla;Fexeus, Henrik

Schwarzlicht / Dabiri Walder Bd.1


gut

Ich fand ja die ersten Romane von Camilla Läckberg richtig gut. Später nahm mir die Familiengeschichte der Akteure etwas viel Raum ein und darunter hat meistens die Spannung gelitten. Aber ich dachte mir, neue Reihe, neuer Versuch. Und der Mord der Frau in der Kiste war schon sehr speziell und ungewöhnlich und als Grundidee genau mein Fall.

Aber Frau Läckberg hat auch weiterhin das größte Augenmerk auf dem Privatleben, den persönlichen Befindlichkeiten, den Problemen des Ermittlerteams. Ja, natürlich möchte man die Protas näher kennen lernen. Aber wenn sie, wie hier, mehr Raum als der eigentliche Fall und der Mörder einnehmen und dann auch noch so schlechte Ermittler zugange sind, dann wird das schon etwas nervig.

Ich bin einfach Kommissare wie Wisting oder Hole gewohnt. Und MIna und Vincent und der Rest der Crew sind schon sehr schräg, sehr unproffessionell sehr erfolglos. Da muss sich schon der Mörder wirklich bemühen und gravierende Fehler machen, damit man ihm doch noch auf die Spur kommt.

Für mich war es ziemlich viel aufgebauschter Psychothriller und ziemlich wenig handfester Thrill. Nicht ganz mein Geschmack.

Bewertung vom 26.03.2022
Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2
Langroth, Ralf

Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2


sehr gut

Da ich schon die Akte Adenauer gelesen hatte und ich Gerber einen interessanten Charakter finde, habe ich jetzt den zweiten Band der Reihe gelesen. Diesmal geht es scheinbar um eine Entführung und niemand geringerer als Otto John, der Verfassungsschutzpräsident der BRD, ist das Opfer.

Kriminalhauptkommissar Philipp Gerber wird persönlich vom Bundeskanzleramt dafür eingesetzt den Fall schnell und mit möglichst wenig Aufsehen zu klären.
Wie schon beim ersten Mal fand ich das Buch eher wie einen Spionagethriller. Sämtliche Geheimdienste geben sich in der Geschichte ein Stelldichein. Mittendrin Gerber und seine Geliebte Eva, die erneut auf eine sehr undurchsichtige Art und Weise agiert und der man eine Beteiligung an der Entführung unterstellen könnte.

Der Roman liest sich schnell und hat durch die kurzen Abschnitte ein sehr hohes Tempo. Manchmal hätte ich mir etwas mehr Ruhe und Tiefe gewünscht. Die Charaktere agieren etwas vorhersehbar und bedienen das ein oder andere Klischee. Unterhaltsam.

Bewertung vom 27.02.2022
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


ausgezeichnet

Was für ein wunderbares Buch. Ich bin schockverliebt in Elizabeth Zott. Was für eine herrliche ungewöhnliche Hauptdarstellerin. Ihr bewundernswerter Elan, ihre über jeden Zweifel erhabene Sachlichkeit, ihre herausragende Intelligenz und ihre unabdingbare Ehrlichkeit machen sie zu einer unbezwingbaren Heldin des Alltags. Mit feinfühligem Humor beschreibt die Autorin Bonnie Garmus wie Elizabeth sich gegen alle Vorurteile und Stolpersteine, die man Frauen vor 60 Jahren in den Weg legte, durchsetzt und behauptet. Sie braucht keinen Mann, um ihre Tochter groß zu ziehen, sie lässt sich von einer ungerechtfertigen Kündigung nicht aufhalten.

Das Buch lebt aber nicht nur von Elizabeth sondern ist voller herrlicher Charaktere. Angefangen mit der ebenfalls hochbegabten Tochter, dem eigenwilligen Hund und vielen anderen Menschen, die dem Buch Leben, Farbe und Tiefe einhauchen.

Dabei ist das Tempo der Geschichte unglaublich hoch. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Auch, weil es einfach gute Laune und Freude bereitet und ich am Ende gerne noch viel mehr über Elizabeth und die ihren gelesen hätte.

Genialer Erstling.