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Sorko
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dem Harz

Bewertungen

Insgesamt 141 Bewertungen
Bewertung vom 02.05.2018
Sommernachtstod
Motte, Anders de la

Sommernachtstod


ausgezeichnet

Großartig! Ein sehr spannender Krimi, ich konnte ihn tatsächlich kaum aus der Hand legen. Der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss auf sehr hohem Niveau erhalten. Dazu tragen sicher auch die recht kurz gehaltenen Kapitel bei. Zur Geschichte: ein kleiner Junge verschwindet an einem Abend des Jahres 1983. Die Suche bleibt erfolglos. Zwanzig Jahre später stößt seine leicht traumatisierte Schwester auf Hinweise, die sie an die Vorgänge von damals erinnern. Sie stößt auf einige Ungereimtheiten und beginnt, Fragen zu stellen. Die Handlung wechselt zwischen 1983 und 2003 hin und her. Im letzten Teil des Buches bleibt sie dann, bis auf eine kurze Ausnahme, in der Gegenwart (2003). Über dem ganzen Geschehen steht immer die Frage: Was ist damals mit dem kleinen Billy geschehen? Bis zum Schluss habe ich mir alle möglichen Szenarien vorgestellt, aber auf die tatsächliche Lösung wäre ich nie gekommen. Sehr eingängig geschrieben, kurze Kapitel, spannende Zeitenwechsel – ein, wie ich finde, sehr guter Krimi. Ich war begeistert!

Bewertung vom 15.02.2018
Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1
Benedict, Marie

Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1


ausgezeichnet

Als ich das so las, kam mir Einstein mitunter wie ein Scheusal vor. An mancher Stelle dachte ich, jetzt muss die Mileva doch endlich mal auf den Tisch hauen und ihm klar ihre Meinung sagen. Doch sie hielt sich immer wieder zurück und stellte ihr Licht unter seines. Das ist sicherlich der damaligen Zeit geschuldet, ich glaube nicht, dass eine Frau vom Format einer Mileva Maric sich so etwas heute noch gefallen ließe. Im ersten Teil des Buches war es sehr schön zu lesen, wie die beiden sich langsam näher gekommen sind. Da verhielt sich Albert auch noch sehr anständig. Das änderte sich, als Mileva schwanger wurde. Ein uneheliches Kind, das passte nicht in Einsteins Weltbild, dabei war er doch genau so daran beteiligt wie Mileva. Ich fand es schlimm, wie er sich danach verhalten hat.
Einfühlsam und eindrucksvoll beschreibt die Autorin die Empfindungen der körperlich behinderten Mileva. Die war ja schon als Kind sehr begabt, und ihr Vater förderte sie nach Kräften. Wieviel Mut gehörte wohl dazu, als einzige Frau unter Männern das Studium der Physik anzutreten? Von dem, was danach kam, ganz zu schweigen. Eine bemerkenswerte Frau.
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Und es ist ein Roman. Das darf man nicht vergessen, und die Autorin betont das ja auch ausdrücklich im Nachwort. Aber weil es sich um reale Personen handelt, fragt man sich schon, ob das alles wirklich so war. Wir wissen es nicht genau. Es könnte so gewesen sein, aber es könnte durchaus auch anders gewesen sein. Manches konnte Marie Benedict aus den Briefen ableiten, die Sache mit Lieserl ist ja immer noch nicht ganz klar. Ist sie wirklich gestorben oder wurde sie weggegeben? Auch der tatsächliche Anteil von Milevas Arbeit an der Relativitätstheorie ist umstritten. Mit Sicherheit hatte sie gehörigen Einfluss auf das Ergebnis, das glaube ich schon. Aber da gibt es halt viele Meinungen, und einig ist man sich bis heute nicht.

Das Buch lässt sich gut lesen, der Inhalt war für mich nicht ganz leicht verdaulich, ich hatte Albert Einstein, der sich stets für Frieden und Verständigung eingesetzt hat, nicht für so einen üblen Charakter im Privatleben gehalten, wie er hier geschildert wurde. Aber wie schon gesagt, es ist ein Roman, der nicht den Anspruch hat, die Realität korrekt wiederzugeben. Wir wissen es eben nicht genau. Das große Verdienst, welches ich der Autorin anrechne, ist die Tatsache, dass sie Mileva Maric ins rechte Licht gestellt hat. Das sie die Ereignisse aus ihrer Sicht beschreibt, und dass sie dazu beiträgt, den Namen dieser Frau nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Das Buch war für mich ein Anstoß, mich näher mit Frau Einstein zu befassen. Dafür bin ich dankbar.

Bewertung vom 26.09.2017
Das blaue Medaillon
Marcus, Martha Sophie

Das blaue Medaillon


sehr gut

Alessa ist eine überaus beeindruckende junge Frau. Mit ihren 21 Jahren ist sie bereits eine Meisterdiebin, die mit ihrem Großvater im Venedig des 17. Jahrhunderts lebt. Ihr Großvater, ebenfalls ein begnadeter Langfinger, hat ihr alle Tricks schon beigebracht. Außer ihm hat Alessa nur noch ihre Tante, die allerdings sehr krank ist. Zu Beginn der Geschichte überschlagen sich die Ereignisse. Alessa verliert erst ihre Tante und kurz darauf ihren Großvater. Ihre Tante hinterlässt ihr ein blaues Medaillon, das der Schlüssel zu einem großen Geheimnis ist. Doch hinter diesem Medaillon sind auch andere her. Ein gefürchteter Auftragsmörder will es in seinen Besitz bringen. Alessa kann ihm entkommen, doch sie muss aus Venedig fliehen. Ihr einziger noch lebender Verwandter ist der Sohn ihrer Tante, der in Deutschland lebt. Um dorthin zu gelangen, schließt sich Alessa einer Schauspieltruppe an, die nach Celle reist, um dort am herzoglichen Hof zu spielen.
Auf dieser Reise erleben Alessa und ihr Medaillon einige Abenteuer. Es bleibt gefährlich für sie, denn der Killer ist ihr bereits auf den Fersen.

Eine interessante und bis zum Schluss spannende Geschichte, die sich sehr gut lesen lässt. Ein kleines Manko ist die in meinen Augen etwas übertrieben dargestellte Heldenhaftigkeit der Protagonistin. Sie ist eine starke junge Frau, die sich durchsetzen kann. So weit, so gut. Allerdings gibt es einige Szenen, die mir fraglich erscheinen. Da werden Alessa Fähigkeiten zugeschrieben, die mich zu sehr an eine Superwoman erinnern. Auch eine starke Frau kann meiner Ansicht nach nicht so übermächtig sein. Zumindest sollte das so nach meiner Auffassung nicht in einem historischen Roman vorkommen. Da wäre etwas weniger sicher mehr gewesen.
Abgesehen davon ist der Rest durchaus stimmig und gut in Szene gesetzt. Die Aufarbeitung am Schluss ist etwas knapp gehalten, aber das sollte sicher so sein. Ein paar Fragen bleiben am Ende offen, so dass eine Fortsetzung sich möglicherweise irgendwann anschließen könnte.

Bewertung vom 14.09.2017
Das Erwachen des Feuers / Draconis Memoria Bd.1
Ryan, Anthony

Das Erwachen des Feuers / Draconis Memoria Bd.1


ausgezeichnet

Wie schon in den Rabenschatten-Büchern entführt der Autor den Leser auch im Auftaktband seiner neuen Trilogie in eine ganz andere Welt. Diese Welt (und es ist keineswegs dieselbe wie in der Rabenschatten-Reihe) wird uns durch zwei Karten im Buch etwas näher gebracht. Auf einem der Kontinente, Arradsia, leben auch Drachen. Die werden von den Menschen gejagt, weil ihr Blut ein kostbares Handelsgut ist. Es gibt vier Arten dieser fabelhaften Tiere, rote, blaue, grüne und schwarze Drachen. Das Blut einer jeden Drachenart ist für die meisten Menschen tödlich, aber es gibt Ausnahmen. Im Schnitt jeder 1000. Mensch verträgt das Drachenblut. Diesen sogenannten „Blutgesegneten“ verleihen schon ein paar Tropfen davon außergewöhnliche Fähigkeiten. Diese sind, je nach Drachenart, unterschiedlich. Der Legende nach soll es auch weiße Drachen geben, sie sollen die mächtigste Art sein, aber bisher konnte noch kein „Weißer“ gesichtet werden. Viele halten ihn eben darum für einen Mythos. Aber einige mächtige Personen glauben an seine Existenz.
Da die vier bekannten Drachenarten immer weniger werden und vom Aussterben bedroht sind, könnte das begehrte Drachenblut bald sehr knapp werden. Das würde aber bedeuten, dass die Macht, die dieses Blut dem Kontinent Arradsia verleiht, bald versiegt. Dann würde man einen Krieg gegen das starke Corvantinische Kaiserreich verlieren. Die Entdeckung des weißen Drachen und die Nutzung seines Blutes würde das Kräfteverhältnis wieder zugunsten von Arradsia verschieben. Daher wird eine Expedition losgeschickt, um den weißen Drachen zu finden.

Drei Handlungsstränge verfolgen abwechselnd die Hauptprotagonisten. Das sind Claydon (Clay), ein unregistrierter Blutgesegneter ohne viel Erfahrung, der mit auf die Expedition geschickt wird. Lizanne, eine Geheimagentin des Eisenboot-Handelssyndikats, die trotz ihrer Jugend schon sehr viel Erfahrung hat und sehr abgeklärt wirkt, ebenfalls eine Blutgesegnete. Und Hilemore, ein Seemann und Offizier des Syndikats, der auf einem Kriegsschiff seinen Dienst antritt.
Zunächst getrennt, nähern sich die Handlungsstränge im Verlauf der Geschichte einander an. Die komplexe Welt ist sehr detailliert beschrieben, die Spannung nimmt zu und bleibt bis zum Schluss auf einem hohen Niveau erhalten. Natürlich werden nicht alle Fragen beantwortet, es gibt ja noch zwei weitere Bände, doch man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Wieder ein großartiger Auftaktband von Ryan, der sich damit als erstklassiger Fantasy-Autor etabliert hat. Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 10.08.2017
Der Sandmaler
Mankell, Henning

Der Sandmaler


sehr gut

Mankells Geschichte stammt aus dem Jahr 1974, sie liegt nun in der deutschen Übersetzung vor. Sie spricht Themen an, die uns auch heute noch beschäftigen. Gedankenlose Touristen, die im Urlaub nur Strand und Bar besuchen, gibt es heute wie damals reichlich. Sie interessieren sich nicht für Land und Leute, sie wollen nur ihren Spaß. Dafür steht Stefan in diesem Buch. Hätte er nicht Elisabeth an seiner Seite, würde er vermutlich die wenigen Ausflüge auch nicht gemacht haben. Elisabeth steht für eine andere Kategorie von Urlaubern. Sie möchte schon etwas über das Leben der Menschen im Land erfahren, auch wenn sie das am Anfang ihrer Reise wohl selbst noch nicht weiß. Sie lässt sich einfangen von ihrer Umgebung, lernt eine einheimsche Familie kennen und erfährt von Sven einiges über die Geschichte und die Bevölkerung. Diese Reise macht sie reifer und sicherer, während Stefan weitgehend der Alte bleibt.
Der Titel „Sandmaler“ irritiert vielleicht ein wenig, denn der hat tatsächlich nur einen sehr kurzen Auftritt. Aber möglicherweise war das ja auch nur als Metapher gemeint. Das flüchtige Bild im Sand, das man sich ansehen, aber nicht mitnehmen kann. Mitnehmen kann man nur den Eindruck des Bildes, das man gesehen hat.
Dass der Sozialismus uns rettet und der Kapitalismus ja schuld ist an den Umständen im Land, ist vielleicht etwas zu einfach dargestellt. Die Kritik ist natürlich berechtigt, die reichen Länder beuten die armen Nationen aus. Die Armut wird zum Problem, von dem sich die Betroffenen kaum befreien können. Aber wäre das im Sozialismus wirklich besser? Einige Länder haben es versucht, ein Erfolgsmodell war es nicht. Ich denke auch nicht, dass man Sozialismus und Kapitalismus gegeneinander stellen sollte. Würde der Kapitalismus nach den fairen Regeln seiner Erfinder ablaufen, würde es den Menschen überall gut gehen. Denn Unterdrückung, Zollschranken und Protekionismus dürfte es dann nicht geben. Leider sieht die Realität anders aus. Der Sozialismus ist theoretisch ebenfalls ein gutes Modell, aber in der Praxis stehen Korruption und Egoismus dem Funktionieren im Wege. Ich will damit sagen, dass es nicht auf das System ankommt, unter dem Menschen leben. Es kommt auf die Menschen an, die es ausüben. Und da es keine perfekten Menschen gibt, gibt es auch keine perfekten Systeme.
Die Systemkritik im Buch soll vermutlich auch nur ein Anstoß sein, mal intensiver darüber nachzudenken. Nachdenken sollten wir auch über unser Verhalten im Urlaub, wenn der uns in ein fremdes Land führt. Für eine umfassende kritische Betrachtung ist dieses Buch zu kurz. Als Impulsgeber und Anregung zum Nachdenken ist es aber sehr gut geeignet. Auch heute noch.

Bewertung vom 08.08.2017
Der Präsident / Maggie Costello Bd.1
Bourne, Sam

Der Präsident / Maggie Costello Bd.1


sehr gut

Diese Geschichte ist deshalb hochinteressant, weil sie so dicht am aktuellen politischen Geschehen in den USA spielt. Der Präsident wird nie bei seinem Namen genannt, doch jeder Leser weiß sofort, um wen es geht. Das Kopfkino funktioniert. Die Gestalt auf dem Buchcover (die in der englischen Originalausgabe übrigens nicht vorhanden ist) kommt einem auch irgendwie bekannt vor.
Ein gewisser Mr. T. könnte jetzt behaupten, er sei doch gar nicht so schlimm wie beschrieben. Zugegeben, einiges ist überspitzt dargestelt, doch es ist, wie ich finde, auch nicht völlig aus der Luft gegriffen.
Der Präsident löst fast einen Atomschlag gegen Nordkorea und China aus. Das kann gerade noch verhindert werden. Stabschef Kassian und Verteidigungsminister Bruton sind sich einig: Dieser Mann an der Spitze ist äußerst gefährlich. Doch was kann man tun, um ihn zu bremsen? Sie entschließen sich zu drastischen Maßnahmen.
Maggie Costello, die im Weißen Haus arbeitet, ist ebenfalls keine Anhängerin des Präsidenten. Doch sie dient nach ihrer Auffassung dem Amt und nicht dem Mann, der es gerade ausübt. Ebenso unerträglich erscheint ihr der Chefberater des Präsidenten, McNamara, der ein ziemliches Ekel ist. Er ist allerdings ihr Vorgesetzter. Und der beauftragt sie nach dem Tod des Arztes Dr. Frankel, dem Leibarzt der Präsidenten, die Umstände seines Todes zu untersuchen. Maggie nimmt entgegen den Erwartungen von McNamara ihre Aufgabe sehr ernst und entdeckt Ungeheuerliches. Sie kommt einem geplanten Attentat auf die Spur, das auf den Präsidenten verübt werden soll. Kann sie es verhindern? Ihre Ermittlungen bringen sie ihn Gefahr, die Situation spitzt sich zu. Wem kann sie noch trauen? Welche Rolle spielt ihr Liebhaber Richard? Sie versucht, stets das Richtige zu tun, auch wenn es nicht leicht für sie ist. Doch am Ende stellt sich alles etwas anders dar, als man es zunächst vermutet hätte.
Eine sehr spannende Geschichte mit aktuellen Bezügen, die keinen Zweifel daran lässt, auf welche Personen hier angespielt werden soll. Trotzdem ist es natürlich nur ein Roman, aber der liest sich wirklich gut. Kleine Schwächen in der Story sind vorhanden, doch sie schmälern den Lesegenuss keineswegs. Hat mir sehr gefallen.

Bewertung vom 07.08.2017
Spectrum / August Burke Bd.1
Cross, Ethan

Spectrum / August Burke Bd.1


ausgezeichnet

Ein Massaker in Südafrika und die Geiselnahme in einer Bank in den USA stehen am Anfang der neuen Thrillerreihe von Ethan Cross. Die ermittelnden Beamten in Las Vegas werden unterstützt von August Burke, einem jungen Mann mit Asperger-Syndrom, der mit seiner besonderen Sichtweise auf den komplizierten Fall sehr hilfreich ist. In angenehm kurzen Kapiteln nimmt die Geschichte schnell Fahrt auf. Dabei wird aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert, also auch aus der Sicht der Täter und der Geiseln. Zunächst verschwinden die Täter unerkannt aus der Bank, und es bedarf der scharfen Logik von Burke, um hinter ihren Fluchtweg zu kommen. Die Täter um einen brutalen Killer nehmen kein Geld mit, sondern etwas viel Wertvolleres. Um diesen Fall zu klären, muss Burke mit dem eigenwilligen Nic Juliano von der örtlichen Polizei und dem älteren FBI-Agenten Sam Carter zusammenarbeiten, was ihm zunächst nicht leicht fällt. Aber nur gemeinsam können sie den skrupellosen Verbrechern auf die Spur kommen. Als dann auch noch ein geheimnisvoller CIA-Agent auftaucht, wird die Sache noch mysteriöser. Der brutale Killer, anscheinend Anführer der Geiselnehmer, scheint Südafrikaner zu sein. Besteht eine Verbindung zwischen dem Massaker und der Geiselnahme? Eine südafrikanische Polizistin macht sich mit einem besonderen Auftrag auf den Weg in die USA. Kann sie etwas zur Lösung des Falles beitragen?
Die Figur des August Burke ist sehr interessant beschrieben, und das Team um ihn herum findet sich im Laufe der Ereignisse zusammen.Die Geschichte ist von Anfang an hochspannend, und das bleibt so bis zum Schluss. Es gibt überraschende Wendungen, die ich so nicht erwartet hatte. Das empfand ich als positiv. Leichte Schwächen gibt es gegen Ende der Story, doch die schmälern den Lesegenuss nur minimal. Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen, ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 25.07.2017
Dunkels Gesetz
Heuchert, Sven

Dunkels Gesetz


weniger gut

Das Positive zuerst: Die kurzen Kapitel lassen sich gut lesen. Man kommt schnell durch das Buch, das ja auch nicht sehr dick ist. Die Geschichte hat mich nicht angesprochen. Ein Exsöldner, der mit seiner Vergangenheit hadert, soll in einem heruntergekommenen Ort eine heruntergekommene, stillgelegte Fabrik bewachen. Er entdeckt zwei heruntergekommene Einheimische bei ihrem Drogenversteck und legt sich mit ihnen an. Für einige geht das nicht gut aus. Tja, das war's im Grunde. Die Personen bleiben flach, die Geschichte ist nur mäßig spannend. Der lokale Slang hat mir nicht gefallen, manchmal hab ich nicht verstanden, was gemeint sein sollte. Und es bleiben am Ende Fragen offen. Welche Rolle spielte die alte Frau? Mir kam es so vor, als kannte sie Dunkel von früher. War das so? Meiner Ansicht nach hätte diese Geschichte einige Seiten mehr verdient mit einer verständlicheren Sprache. Das einzige, was sehr deutlich wird, ist die düstere Stimmung, die über allem liegt. Ein guter Krimi sieht anders aus.

Bewertung vom 22.07.2017
Die Lieferantin
Beck, Zoë

Die Lieferantin


sehr gut

Die Protagonistin Ellie verkauft Drogen hoher Qualität und liefert sie per Drohnen aus. Technisch sehr anspruchsvoll und deshalb in der nahen Zukunft angesiedelt, denn heute ließen sich die Drohnen wohl noch nicht so zielgenau steuern. Natürlich ist dieses visionäre Geschäftsmodell den Drogenbossen vor Ort ein Dorn im Auge. Sie wollen die unliebsame Konkurrenz beseitigen, doch zunächst müssen sie herausfinden, wer und wo sie überhaupt ist. Dazu ist ihnen fast jedes Mittel recht, sie schrecken auch vor brutaler Gewalt nicht zurück.
Ellie liefert nur reinen Stoff, ihr Bruder starb durch die Drogen, und sie macht schlechte, gepanschte Ware dafür verantwortlich. Da der Drogenverkauf illegal ist, sind die Preise hoch. Und der Gewinn lässt sich noch steigern, wenn man den reinen Stoff mit billigen Zutaten vermischt. Dagegen will Ellie kämpfen. Eine härtere Drogenpolitik und schärfere Gesetze sind nicht hilfreich, sie würden die Ware nur noch weiter verteuern und die Beschaffungskriminalität steigern.
Die Geschichte ist eingängig und gut geschrieben, die Autorin schildert ein Szenario nach dem Brexit und vor einem Druxit, einer härteren Gangart gegen den illegalen Drogenhandel durch verschärfte Maßnahmen der Polizei und der Legislative.

Die Diskussion um eine Legalisierung des Drogenverkaufs ist ja nicht neu, aus ökonomischer Sicht macht das durchaus Sinn. Die kriminellen Kartelle würden ihre Geschäftsgrundlage verlieren, die Preise würden sinken, Korruption und Beschaffungskriminalität ebenfalls. Natürlich würde es immer noch Drogenmissbrauch und Abhängigkeit geben, aber diese Problematik wird auch durch Verbote nicht beseitigt. Das beste Beispiel dafür ist die Prohibition in den USA der 1920er Jahre. Nach der Legalisierung war kriminellen Banden sowie korrupten Politikern und Beamten ihr Geschäftsmodell entzogen und die Preise sanken wieder. Volkswirtschaftlich macht eine Legalisierung also Sinn.

Ein Buch, das zum Nachdenken und zur Diskussion anregt. Auf jeden Fall lesenswert.

Bewertung vom 20.07.2017
Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf / Die Henkerstochter-Saga Bd.7
Pötzsch, Oliver

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf / Die Henkerstochter-Saga Bd.7


ausgezeichnet

Der siebte Band um die Henkerstochter Magdalena und ihre Familie ist ebenso spannend wie seine Vorgänger. Oliver Pötzsch, ein Nachfahre der Henkerdynastie um die Kuisls, recherchiert sehr sorgfältig und schreibt sehr flüssig. Es macht Spaß, in seine Geschichten aus dem 17. Jahrhundert einzutauchen und sich mitreißen zu lassen. Und man kann das Buch auch problemlos lesen, wenn man die sechs vorherigen Bände noch nicht kennt. Sehr interessant sind die historischen Karten/Stadtpläne, die am Anfang des Buches stehen. Ebenso wie die Touren zu den Schauplätzen des Romans, die der Autor am Ende des Bandes beschreibt. Die allerdings sollte man wirklich erst nach dem Roman anschauen, sonst erfährt man die Auflösung zu früh.

Wieder einmal begibt sich die Familie Kuisl/Fronwieser auf Reisen. Der alte Jakob ist in den Rat der Zwölf berufen worden und wurde zur Tagung nach München eingeladen. Magdalena und Simon reisen mit, weil Simon ein medizinisches Traktat, das er verfasst hat, einem bekannten Münchener Arzt vorstellen möchte. Und Magdalena hofft, dass sich Möglichkeiten ergeben, ihren begabten Sohn Peter an einer guten Schule in München unterzubringen. Ihre Söhne Peter und Paul sowie die kleine Sophia sind auch mit dabei. Barbara muss auch mit, weil ihr Vater Jakob für sie einen Mann finden will, der am zweckmäßigsten auch ein Henker sein sollte. Da kommt das Treffen mit elf anderen Henkern gerade recht. Barbara ist allerdings nicht sehr begeistert. Und sie hütet ein Geheimnis, von dem ihr Vater nichts weiß: sie ist bereits schwanger.
Und kaum erreicht die Familie München, werden sich auch schon in einen Kriminalfall verwickelt. Ein junges Mädchen wurde brutal ermordet. Es stellt sich bald heraus, daß mehrere junge Frauen ermordet wurden, alle auf eine Art und Weise, wie es sonst nur Henker tun. Jetzt fällt der Verdacht auf die Henker, die Leute sind beunruhigt. Doch dann trifft es auch den Rat selbst. Niemand fühlt sich mehr sicher. Jakob ermittelt, versucht, Zusammenhänge zu erkennen. Magdalena unterstützt die Nachforschungen auf ihre Weise und gerät bald in ernste Gefahr. Simon hat einen Ermittlungsauftrag der besonderen Art von der Kurfürstin erhalten. Und auch Peter und Paul sind involviert. Der Autor folgt den einzelnen Ermittlungssträngen, alle finden etwas heraus, doch erst gegen Ende werden die Ergebnisse zusammen geführt. Es bleibt spannend bis zu Schluss. Wieder eine sehr gute Geschichte von Pötzsch.