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Insgesamt 1448 Bewertungen
Bewertung vom 11.11.2023
Schwaben. Meine kulinarische Heimat
Mangold, Matthias

Schwaben. Meine kulinarische Heimat


sehr gut

Auch zu einer Region geht die Liebe durch den Magen

Dieses Buch bietet eine Menge zu lesen, denn hier geht es zu gleichen Teilen um die Liebe zum Schwabenländle, wie zum schwäbischen Essen und damit den Rezepten. Und so finden sich in Wort und Bild Portraits der Hauptdarsteller. Der Ausdruck gefällt mir, denn er trifft es so gut, wie er überraschend kommt. Die Rezepte sind dagegen quasi nur Beiwerk, wie zufällig eingestreut. Sie sind typisch für die Region, aber nicht altbacken, sondern wenn machbar zeitgemäß verändert. Trotzdem verlieren sie nicht ihren Charakter. Auch das begeistert mich sehr! Wie auf dem Titelbild gut sichtbar, geht es hier um Menschen, Geschichten und Rezepte. Eine tolle Mischung! Im Grunde hat man hier einen kulinarischen Roadtrip vor sich, einen Reiseführer durch Schwaben, dessen Ziele am Ende des Buches mit Adressen aufgelistet sind, sodass man sie in die eigenen Reisepläne einbeziehen kann. Also auch nicht so ganz werbefrei.

Die Rezepte kommen ohne Angaben von Nährwerten daher. Der Zeitaufwand wird mehr oder weniger treffend angegeben. Da ist manchmal etwas geschönt worden, was aber verziehen sei. Meist sind die Rezepte auf vier Personen ausgelegt. Neben der Zutatenliste ist die Schritt-für-Schritt-Zubereitung erklärt. Diese ist gut verständlich gehalten und weder zu ausführlich, noch zu knapp. Die Mischung ist für Flexitarier. Veganer werden hier nicht glücklich, Vegetarier finden auch fleischlose Rezepte oder können sie relativ leicht umbauen.

Die Fotos zu den Rezepten sind wie gemalt! So möchte man die Gerichte serviert bekommen. Ob man sie selbst so wunderschön hinbekommt, sei dahingestellt. Auch die anderen Fotos bringen ihre Aussage klar rüber. Bis auf die Portraits sind alle Fotos farbig. Das mag seltsam anmuten, dass ausgerechnet die Hauptdarsteller Schwarzweiß sind, ist man ja gewohnt, dass das zumeist bei Verstorbenen genutzt wird. Hier sind aber alle quicklebendig!

Lesen, genießen, kochen, genießen – ein schönes Buch, das Land, Leute und Gerichte vorstellt. Vier Sterne!

Bewertung vom 03.11.2023
Deine Küche kann nachhaltig!
Hirsch, Verena

Deine Küche kann nachhaltig!


weniger gut

Keine neuen Erkenntnisse, Rezepte oder auch nur Ideen

Dass wir umweltbewusster und damit eben nachhaltiger leben sollten, das ist gar keine Frage. Für mich wird es nur immer dann schwierig, wenn dies automatisch mit veganer Ernährung gleichgesetzt wird und so impliziert wird, dass Flexitarier nicht nachhaltig leben. Für mich muss es nicht täglich Fleisch geben, aber ganz darauf zu verzichten, halte ich für nicht ganz durchdacht oder richtig. Die Ersatzprodukte und Nahrungsergänzungsmittel will ich mir, meinem Körper und auch der Umwelt nicht antun. Das aber nur am Rande. Verena Hirsch hat an einer Stelle angemerkt, dass eine nachhaltige Ernährung vegane Ernährung (und andere Punkte) nicht voraussetzt, doch zielt der Rest des Buches stark darauf ab.

Zu Anfang erzählt uns die Autorin von ihrer Kindheit, dem Leben auf dem Bauernhof und wie sie zu der Frau wurde, die sie heute ist. Das ist nachvollziehbar, dennoch störe ich mich an der Behauptung, sie habe deshalb eine große Wertschätzung Lebensmittel gegenüber. Da behaupte ich doch glatt einfach mal, dass das reine Erziehungssache ist. Ganz gleich, ob man als Bauernhofkind aufwächst oder als Stadtkind! Zumindest mir wurde von klein auf beigebracht, dass man mit Essen nicht spielt und Lebensmittel wertvoll sind. Auch halte ich es für schwierig, alle importierten Lebensmittel zu vermeiden. Klar kann man statt Reis Goldhirse essen – ist aber dann doch eine völlig andere Sache. Umwelt schützen heißt für mich nämlich auch, dass man Länder, die vom Export abhängig sind, nicht die Lebensgrundlage komplett entziehen darf. Nachhaltigkeit ist manchmal nicht so einfach, wie das, was vor der Nase ist.

Auf weiten Strecken des Buches habe ich einfach nur gestaunt. Diese Tipps braucht die Welt? Ganz im Ernst? Wo waren diejenigen, die sie nicht vollkommen logisch finden und schon immer danach leben, denn die letzten 20 oder 30 Jahre? Dass Kunststoff nicht per se schlecht ist, man aber möglichst darauf verzichten kann, ist wohl der erstaunlichste Tipp in diesem Buch. Ich gebe zu, das war der Punkt, an dem es für das Buch und die Autorin sehr schwierig wurde, mich noch irgendwie zu überzeugen. Auch dass man angefangene Packungen in dicht verschließbare Gefäße umfüllt und diese beschriftet, um z.B. unterschiedliche Mehlsorten unterscheiden zu können, dürfte jetzt nicht die Erkenntnis schlechthin sein. Das machte meine Mutter schon so!

Wirklich neue Tipps sind in diese Buch leider nicht zu finden. Für manche mag es neu sein, Lebensmittel einzufrieren (und wie das geht), allerdings kenne ich niemanden, dem das nicht schon immer klar ist. Im günstigsten Falle könnte ich sagen, dass das Buch eine Zusammenstellung all der Dinge ist, die schon unsere Großmütter im Haushalt bzw. in der Küche beachtet haben. Doch wer bisher seine TK-Kräuter im Tütchen gekauft hat, wird auch jetzt keine frischen Kräuter haben, die er selbst tiefkühlt. Deshalb macht mich das Buch wirklich nicht glücklich, aber doch etwas ungehalten. Vor allem, weil ich mich frage, wie planlos hat man gekocht, wenn der Rest des Essens noch mal eine ganze neue Mahlzeit ergibt? Kann ich sie dann nicht einfach so, wie sie war, für zwei Tage nutzen? Wer hat so viele Spaghetti übrig, dass er am nächsten Tag genug Muffins daraus zaubern kann, dass sie für alle reichen? Wo war da dann die Nachhaltigkeit? Reste sind für mich Reste, kleine Mengen, nicht so viel, dass es eine ganze Mahlzeit ist.

Die Rezepte sind zum Teil richtig lecker, aber mit fairwerten hat das in meinen Augen wenig zu tun. Dazu benötigt man jedes Mal viel zu viele zusätzliche Zutaten. Es geht hier also nicht darum, aus echten Resten ein Essen zu machen, sondern Reste beim Kochen zusätzlich mit zu verwerten.

Schade. Ich bin wirklich entsetzt und enttäuscht. Mit viel gutem Willen kann ich gerade so eben zwei Sterne geben. Aber wenn man wirklich diese Tipps braucht, dann ist die Welt schon jetzt unrettbar verloren.

Bewertung vom 02.11.2023
Unsere Brotbibel
Lafer, Johann;Kütscher, Bernd

Unsere Brotbibel


sehr gut

Hommage an die Kunst des Brotbackens

Brot ist meiner Meinung nach das beste Lebensmittel überhaupt. Noch dazu haben wir Deutschen das Glück, dass wir das weltweit beste Brot, das größte Brotangebot haben. Und Brot backen ist einfach wunderbar! Allerdings ist es alles andere als einfach, ein wirklich gutes Brot zu backen. Ich merke immer wieder, dass man dranbleiben muss. Je öfter man Brot backt, desto besser wird man darin und desto schöner und besser werden die Ergebnisse. Erstaunlich, aber auch wunderbar. Kein Teig ist mit Brotteig vergleichbar! Leider stehe ich nach wie vor mit Sauerteig auf dem Kriegsfuß, aber dieses Buch ist ein wunderbares Nachschlagewerk, nicht nur für Rezepte (und damit den besten Brotbäckern), sondern auch für Informationen, Hilfe und Tipps rund um das Brot.

Der erste Teil ist der Geschichte des Brotes gewidmet. Auf mehr als fünfzig Seiten bekommt man einen groben Überblick, wie das Brot quasi die Welt eroberte und welche Bedeutung es für die unterschiedlichen Schichten hatte. Die unterschiedlichen Sauerteige werden ebenfalls vorgestellt.

Dann geht es los! Jeder der 44 Brot-Sommeliere oder Bäcker wird in einem kleinen Portrait vorgestellt. Danach stellt dieser eins seiner Rezepte vor. Die Zutaten sind übersichtlich gelistet, danach folgen die Zubereitungsschritte. Angaben für Nährwerte oder anderes findet man nicht. Es werden gern mal außergewöhnliche Mehle oder Zutaten verwendet und die Menge ist nicht immer für einen normalen Haushalt geeignet. Gleich das erste Rezept von Ricardo Fischer ist für die Menge von sechs Brotlaiben ausgelegt! Zeit braucht man für diese Brote. Spontan eins backen ist hier nicht! Gutes Brot ist meist mit langer Teigführung verbunden. Das ist auch hier zu merken. Schade für mich ist, dass kaum ein Rezept ohne Sauerteig dabei ist. Allerdings dürften die meisten Rezepte sowieso nichts für Anfänger oder Selten-Brot-Bäcker sein. Das eine oder andere Rezept ist aber machbar, auch wenn man wenig Erfahrung mitbringt. Ganz vorneweg dabei Das einfachste Brot der Welt von Axel Schmitt.

Den Abschluss bilden Rezepte für Aufstriche. Diese sind zum Teil sehr erstaunlich. Man muss sie nicht alle mögen, aber man kann nicht abstreiten, dass sie abwechslungsreich und gelungen sind. Fachbegriffe werden im Anschluss erklärt und die Adressen der Bäckereien sind ebenfalls gelistet. Warum nicht einfach mal die eine oder andere davon besuchen und das Brot zum Rezept aus dem Buch kaufen?

Mein Fazit: Nicht viele dieser Rezepte traue ich mir zu nachzubacken, zumal die meisten davon mit Sauerteig (der nicht wirklich mein Freund ist) oder eher exotischen Zutaten sind. Alltagstauglich sind nur wenige davon. Dennoch ist das Buch informativ, interessant, lehr- und hilfreich. Auch ist die Idee, 44 der besten Bäcker ein Rezept vorstellen zu lassen, einfach toll. Von daher gebe ich dem Buch vier Sterne.

Bewertung vom 31.10.2023
Crispy & Crunchy
Mochi

Crispy & Crunchy


sehr gut

Das etwas andere Kochbuch – es knuspert!

Hier wird es knusprig und lecker, mit tollen Ideen und Rezepten und vor allem mit einer Geschichte in Form eines Mangas bzw. Comics. Die Idee ist frisch und cool, auch dann, wenn man nicht so extrem auf Mangas steht.

Die Rezept-Kapitel sind Starter; In Between; Sushi; Main; Sweets; Drinks. Ich bin erstaunt, was man so alles in knusprig machen kann! Das eine oder andere ist so gar nichts für mich, aber das ist bei Speisen wohl bei allen Menschen so – niemand mag wirklich alles, jeder hat so seine Abneigungen. Dennoch findet man hier jede Menge Rezepte mit dem Super-Crunch!

Das Intro erzählt quasi, wie und warum es zu diesem Buch kam. Es wird alles erklärt, von den nötigen Utensilien über die benötigten Zutaten bis zu Tipps und Tricks rund um den Crunch. Beim Outro erfahren wir einiges über die Mochis und bekommen Grundrezepte an die Hand.

Die verwendeten Zutaten sind nicht alle in jedem Supermarkt erhältlich, aber der Asia-Shop hilft da immer! Der Aufwand ist in meinen Augen nicht ganz unerheblich bei einigen Gerichten. Das Ergebnis kann auch mal völlig anders als erwartet werden. Am Ende weiß man jedenfalls, dass man im Restaurant nicht ohne Grund die besten Knuspergerichte bekommt. Übung ist wichtig und die haben die Köche dann doch im Gegensatz zu mir!

Die Idee mit dem Comic ist schön, jedenfalls für alle, die auf Mangas und Comics stehen. Mir wäre das jetzt nicht so wichtig gewesen, zumal ich die Zeichnungen nicht wirklich schön finde.

Die Rezept-Titel sind auch auf Japanisch (Schriftzeichen) angegeben. Untereinander stehen die Zutaten gelistet, die für die jeweiligen Teile des Rezepts benötigt werden. Anschließend folgen die kurzen, knapp gehaltenen Anweisungen zu den Arbeitsschritten.

Insgesamt ist das Buch für mich eins der Art, die man gern im Regal stehen hat, um nachschlagen zu können, wenn nötig oder einen Themenabend zu gestalten. Also nicht unbedingt zum täglichen oder häufigen Gebrauch. Dennoch interessant und frisch – daher von mir vier Sterne.

Bewertung vom 30.10.2023
Hundert Klassiker
Henssler, Steffen

Hundert Klassiker


sehr gut

Moderne Klassiker

Dieses Buch bringt – wie der Titel es ja eindeutig zeigt – keine Neuheiten, sondern Klassiker. Die kennt man besonders dann schon, wenn man nicht erst frisch ins Kochabenteuer eingetaucht ist. Dennoch kann man hier als Anfänger, aber auch als geübte/r Koch/Köchin jede Menge Wissen mitnehmen. Manchmal vergisst man auch die einfachen Dinge. Hier kann man sie dann in Ruhe nachschlagen. Henssler spricht von einer Küchenbibel.

Der Aufbau des Buches ist erfrischend: vor den sieben Kapiteln Fleisch; Fisch & Meeresfrüchte; Pasta & Reis; Kartoffeln & Gemüse; Suppen & Eintöpfe; Salate, Eier & Brot; Desserts & Kuchen gibt es immer eine ganze Menge hilfreicher Informationen, Tipps und Tricks. Als Extra folgt noch das Kapitel Saucen, Fonds & Dressings, bevor das Register und die Danksagung das Buch abschließen.

Die Rezepte selbst folgen dem klassischen Aufbau Zutaten, Zubereitungsschritte, Tipps, Angaben zu Personen/Portionen und Zubereitungszeit. Falls zutreffend, sind vegane Rezepte gekennzeichnet. Angaben zu Nährwerten gibt es nicht, dafür immer der Hinweis, was zu den Rezepten (zusätzlich, als Beilage) schmeckt.

Die eine oder andere Angabe ist ein bisschen schwammig bzw. mit kleinen logischen Fehlern. Die sind jedoch nicht tragisch und die Gerichte gelingen dann auch Anfängern dennoch. Die Anleitung zum Zwiebelschneiden erstaunt mich – ich habe gelernt, dass die von vielen genutzten Querschnitte (also horizontalen Schnitte) völlig unnötig sind. Daher lasse ich die schon länger weg und habe dennoch feinste Würfelchen!

Die Auswahl der Rezepte gefällt mir, auch wenn ich persönlich auf das eine oder andere hätte verzichten können und mir dafür ein paar andere Rezepte gewünscht hätte. Der Zwiebelkuchen fehlt mir beispielsweise. Für den hab ich zwar das Rezept meiner Mama, hätte aber auch gern eins von Steffen Henssler ausprobiert. Henssler hilft hier allen, die wie ich weg von Chichi-Küche und zurück zu den Wurzeln wollen. Rezepte, die schmecken und weniger schwierig sind, als man oft befürchtet, werden hier ansprechend und verständlich beschrieben.

Die Fotografien sind mir immer sehr wichtig. Ich möchte vorher sehen, was ich da koche und wie es werden soll. Hier bekomme ich genau das. Insgesamt prima gemacht, aber auch ein klein wenig überheblich, wie man den TV-Koch halt auch kennt. Gute, grundsolide, klassische vier Sterne von mir!

Bewertung vom 30.10.2023
Mein Leben ist (k)ein Märchen
Marmeladenoma

Mein Leben ist (k)ein Märchen


sehr gut

Ein Leben mit und für die Märchen

Obwohl ich mitten im Zielgruppenalter bin, verfolge ich keine Podcasts, streame nichts und nutze weder Facebook noch Instagram oder andere dieser Plattformen. Kein Wunder also, dass gewisse Dinge an mir vorbeigehen, ohne dass ich sie bemerke. So auch die Marmeladenoma.

Die Idee der Märcheninsel gefällt mir jedoch sehr gut. Und wer, wenn nicht eine Oma, könnte da geeignet sein, die Märchen vorzulesen? Dass die Marmeladenoma schon die 90 geknackt hat, passt dann auch zu ihrem Publikum, denn nach eigener Aussage sind die meisten längst dem Kindesalter entwachsen. Also ist sie tatsächlich in dem Alter, in dem die Großeltern ihrer Zuhörer sind/wären.

Für ihr Alter ist sie geistig und auch körperlich enorm fit und das ist wunderschön und freut das Herz. Wer wie ich die Vorgeschichte nicht kennt, wird sich vermutlich ebenso fragen, weshalb dieses Buch geschrieben wurde. Mit der Zeit kommt man dahinter und am Ende bestätigt die Marmeladenoma das auch: Ihre Fans wollten gern ihre Lebensgeschichte und die in Form eines Buches.

Der Erzählstil ist weich und märchenhaft, die Episoden nicht immer fröhlich oder lustig. Kein Wunder, wenn man sich vor Augen hält, in welcher Zeit die Marmeladenoma aufwuchs. Wie sich Märchen stets in ihrem Leben durchgezogen haben und wohin sie diese brachten, ist ein weiteres Märchen, wenn man so will.

Sehr schön finde ich die Fotos im Buch. Das hätten gern noch viel mehr sein dürfen. Bemerkenswert ist der Optimismus, der aus dem Buch geradezu herausstrahlt. An manchen Stellen war ich ein bisschen erschlagen vom Schreibstil, doch insgesamt hat mir die Lektüre gefallen. Vier Sterne!

Bewertung vom 28.10.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


ausgezeichnet

Der erste Nesbo, der mir richtig gut gefallen hat!

Niemand glaubt Richard, wie seine beiden Freunde verschwunden sind. Er kann es ja auch kaum glauben, ist sich darüber im Klaren, dass etwas Unfassbares im Gange ist. Da er vierzehn Jahre alt ist, wird er nicht verhaftet. Aber es will auch niemand seine Freunde suchen, also macht er sich selbst daran, das Grauen zu stoppen. Schnell stellt sich heraus, dass ein bestimmtes Gebäude in Ballantyne damit zu tun haben muss. Es ist das Nachthaus.

Ich habe diverse Versuche mit Büchern von Jo Nesbo gestartet und war jedes Mal sehr enttäuscht. Da er eine so große Fangemeinde hat, musste ich dieses Buch, dessen Beschreibung so anders als die Harry Hole Bücher klingt, einfach mal näher betrachten. Und siehe da – all das, was die eingefleischten Fans gar nicht mochten, finde ich einfach genial und großartig! Nesbo geht hier ein Stück weit auf den Pfaden, die Stephen King sonst beschreitet. Und das macht er verdammt gut!

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Dabei sind diese Teile nicht gleich lang, aber sie sind eindeutig einzelne Pakete, einzelne Geschichten fast. Und zusammen ergeben sie ein echtes Meisterwerk! Ich fand den ersten Teil schon umwerfend. Dieser wirkt fast wie ein gruseliger Jugendroman, handelt er doch vom Teenager Richard, der bei seiner Tante und seinem Onkel lebt, der schwer Anschluss findet und der seine beiden einzigen Freunde auf unfassbare Art und Weise verliert. Obwohl das Mystische hier ein wichtiger Faktor ist und das nicht so unbedingt meins ist, war ich wie gebannt und absolut fasziniert. Der zweite Teil rückt diesen ersten Teil in ein völlig anderes Licht und lässt mich dem Autor Respekt zollen. Ja, hätte man so oder ähnlich wissen können, sich denken müssen, hat man aber nicht und doch ist alles so logisch und stimmig! Doch damit ist Nesbo noch nicht zufrieden und er raubt einem im dritten Teil mit einer weiteren Wendung, die tatsächlich auch noch passt, stimmig ist und nicht unmöglich ist komplett den Atem! Genau so gewinnt man mich für sich!

Ohne zu spoilern lassen sich mir wichtige Punkte leider nicht erwähnen. Da sind so viele kleine Kniffe, die Nesbo hier verwendet hat, die ich einfach nur großartig finde. Das meiste davon sind eine Art Wortspiele und hier staune ich, dass der Übersetzer das so stimmig hinbekommen konnte. Ich freue mich riesig, dass dies so gut funktioniert.

Nesbo spielt hier schon allein deshalb mit Sprache und Stil, weil der erste Teil als Jugendbuch funktioniert, die beiden anderen Teile jedoch nicht. Die Sprachmelodie ist dem jeweiligen Teil perfekt angepasst und schafft damit immer die richtige Stimmung.

Ich bin äußerst gespannt, was Nesbo noch vorhat. Bücher dieser Art inhaliere ich nahezu. Es ist krass, wie viel besser mir Das Nachthaus gefällt, als die Thriller seiner Reihen. Wäre schön, wenn dies hier kein Einzelfall bleiben würde. Ich habe Das Nachthaus geradezu weggesuchtet und gebe ganz klare fünf Sterne.

Bewertung vom 26.10.2023
Das Klugscheißerchen
Kling, Marc-Uwe

Das Klugscheißerchen


ausgezeichnet

Wissen ist Macht!

Tina und Theo Theufel sind mit ihren Eltern gerade frisch umgezogen. Der Dachboden ist als Spielplatz nicht gern gesehen. Aber da in der Familie Theufel alle gern klugscheißern, nehmen die Kinder das nicht so genau. Dass genau da das Klugscheißerchen wohnt, ist doch sicher kein Zufall! Und überhaupt – das muss man doch nutzen können, um endlich einen Hund zu bekommen!

Herrlich! Uwe Kling hat hier eine süße kleine Geschichte geschrieben, die sowohl für Kinder, als auch Erwachsene nicht nur schön, sondern auch lehrreich sein kann. Die einen lernen korrekte Sprache, die anderen lernen, ein bisschen lockerer zu werden. Und alle haben dann miteinander eine ganze Menge Spaß! Und so ganz nebenbei lernt man auch noch etwas über Verhandlungen innerhalb der Familie, Verantwortung und Ehrlichkeit. Dass nicht jeder alles gerne essen mag und der Wechsel zwischen (sehr) gesunder Ernährung und Lieblingsgerichten auch ein Stück mit Gleichberechtigung zu tun hat, kommt sehr schön raus.

Und als echtes kleines Klugscheißerchen sage ich am Ende breit grinsend „als!“ Ja, ich kann das kleine Klugscheißerchen auch sehr klar und deutlich sehen. Fünf Sterne!

Bewertung vom 20.10.2023
Da bin ick nicht zuständig, Mausi
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi


ausgezeichnet

Auf den Ämtern arbeiten auch nur Menschen!

Conny ist seit Ewigkeiten Beamtin. Sie erklärt dem Leser bzw. Zuhörer, wie es so ganz wirklich und ehrlich auf dem Amt zugeht. Es menschelt halt. Da wird eine Umlaufmappe zur Tarnung, wenn mal wieder eine Raucherpause fällig ist und der Flurfunk weiß immer, wer mit wem und warum oder auch nicht. Immer mal wieder wird das Internet gelöscht oder unkonventionell der Oma aus der Nachbarschaft geholfen – falls man es nicht vergisst in all der Hektik und dem Stress. Und wenn eine Beamtin etwas von einem anderen Amt will, dann ist das besonders spannend. Aber Conny und ihre Kolleginnen und Kollegen haben alles im Griff und jede Menge passende Mottos – das beste davon ist: Bleib bei Dir!

Ich hab über viele Szenen schmunzeln müssen und sie wiedererkannt – von den Fällen, in denen man es mit Beamten vom Schlage Connys zu tun hatte. Die gibt es wirklich und das ist hocherfreulich. Leider ist zu viel Conny am Stück dann aber auch mal anstrengend. Da hilft es, wenn man das Amt nicht viele Stunden am Stück besucht, sondern häppchenweise. Bei mir kommt noch dazu, dass ich es fürchterlich finde, wenn eine Stimme verzerrt wird. Hier beim Hörbuch liest Conny selbst und um unerkannt bleiben zu können, nutzt sie die Technik. Mich persönlich stresst das enorm. Ein paar ihrer Kollegen und Kolleginnen werden von anderen gesprochen, das hilft ein wenig!

Für Kochfans wie mich gibt es sogar zwei Rezepte. Oder eins. Und das dann in zwei unterschiedlichen Ausführungen. Am Ende folgt ein Kurs Beamtensprache – Deutsch. Ganz klar urkomisch! Warum etwas simpel Zaun nennen, wenn man auch Grundstücksbegrenzung sagen kann? Oder noch besser: statt Unkraut einfach mal Spontanvegetation sagen!

Keine anspruchsvolle Lektüre, aber prima für zwischendurch und um dem Ernst des Lebens mal ein wenig zu entfliehen. Wer bierernst an die Sache geht, hat schon verloren. Fallenlassen, genießen, mitreißen lassen. Spaß haben! In diesem Sinne: Bleibt bei Euch! Fünf Sterne.