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jam

Bewertungen

Insgesamt 415 Bewertungen
Bewertung vom 06.11.2022
52 Kurzgeschichten, die Ihr Leben verändern werden (Inspirierende Kurzgeschichten für Erwachsene)
Kraunes, Johann

52 Kurzgeschichten, die Ihr Leben verändern werden (Inspirierende Kurzgeschichten für Erwachsene)


ausgezeichnet

„Füllen Sie also Ihren Tag so gut wie möglich mit sinnvollen Aktivitäten aus, die den Vorstellungen der Stoiker gerecht werden. Und vor allen Dingen, leben Sie im Jetzt und nicht im Gestern oder morgen.“

Seite 79

„52 Geschichten für mehr Gelassenheit und Seelenruhe“, ein großer Anspruch, den dieses Buch an sich selbst stellt.

Für mich war es eine sehr interessante und inspirierende Erfahrung! Erst gibt uns Johann Kraunes eine Einführung in den Stoizismus mit den häufigsten Begriffen und auch den 10 wichtigsten Maximen. Dann begleitet er uns durchs Jahr, 52 Geschichten, für jede Woche eine. Um die Themen der Woche zu intensivieren, gibt es danach noch ein paar erklärende Worte und zusätzliche Denkanstöße.

Das Buch war anders als erwartet. Ich habe nicht mit so einer detaillierten Auseinandersetzung mit dem Thema gerechnet, eher mit Kurzgeschichten und ein paar praktischen Tipps.

Ich persönlich habe mich bisher noch gar nicht mit dem Stoizismus beschäftigt, für mich war jedes Wort Neuland. Daher habe ich mir beim Einstieg etwas schwer getan und musste wirklich sehr konzentriert lesen. Hilfreich waren für mich besonders die 10 Maxime noch mal kompakt auf wenigen Seiten, bevor die Geschichten losgingen.

Ich liebe alte Legenden, und so habe ich mich über jede einzelne gefreut. Wenn man sich darauf einlässt, ist jede ein Schatz, der einen begleitet!

Auf den ersten Blick kam mir manches etwas aus der Zeit gefallen vor. Pflichterfüllung zum Beispiel ist ein Wort, das in Zeiten, wo rundherum Menschen an Burn-Out leiden, eher negativ behaftet ist. Ich musste gerade darüber lange nachdenken, doch gepaart mit anderen Grundregeln relativiert sich dieser Eindruck rasch. Hier muss man dranbleiben, weiterlesen und selbst weiterdenken.

Es gibt es keinen roten Faden, keine genaue Schritt für Schritt Liste. Das macht es interessant, aber auch herausfordernd! Solche Ratgeber servieren oft den einen Weg in ein besseres Leben, doch ein Universalweg kann nie für jeden passen!

Und so bietet Johann Kraunes viele Denkanstöße, wie man sein Leben ausrichten kann um Herausforderungen ruhig und gelassen begegnen zu können. Zu reflektieren und die Essenz daraus zu ziehen, bleibt den Lesern selbst überlassen.

Fazit: Die Grundregeln des Stoizismus gepaart mit inspirierenden Geschichten und vielen Zitaten – regt sehr zum Nachdenken an!

Bewertung vom 28.10.2022
Morgen ist alles schön (MP3-Download)
Ray, Eleanor

Morgen ist alles schön (MP3-Download)


ausgezeichnet

„Amy wünschte sich, die beiden Gärten wären durch eine hohe, dicke Mauer getrennt und nicht durch den wackeligen Zaun, der der Neugier der Kinder offensichtlich nicht standhielt. Amy wollte die Küchentür öffnen, hinaustreten und die beiden wegjagen. Doch das war leichter gedacht als getan.“
Vor 10 Jahren hat Amy Ashton einen schweren Schicksalsschlag erlitten, seither schottet sie sich ab und lässt niemanden an sich heran. Nach außen funktioniert sie, geht einer geregelten Arbeit nach. Doch in ihr und in ihrem Haus sieht es anders aus. So ist Amy gar nicht begeistert, als der Witwer Richard mit seinen beiden Söhnen Charlie und Daniel sowie seiner neuen Freundin Nina in das Nachbarhaus ziehen. Zu rasch dringen die Jungs durch den Zaun auf ihr Grundstück, auf dem sie sorgfältig ihre Dinge sammelt. Gegenstände, die sie erinnern und ihr Sicherheit geben, viele Gegenstände. Und ebenso rasch schafft es der kleine Charlie, auch ihre inneren Mauern Stück für Stück zu überwinden.
Schon lange hat mich ein Buch nicht mehr so bewegt, mitgenommen, zerstört und wieder aufgebaut! In zwei Handlungssträngen erzählt uns Eleanor Ray Amys Geschichte. Vor über 10 Jahren, wie sie und ihre beste Freundin Chantal um die Häuser ziehen, wie sie Tim kennen und lieben lernt. Wie sie schließlich beide verliert. Und dann in der Jetzt-Zeit, die mit einer Firmenfeier und dem Einzug der neuen Nachbarn beginnt. Hier wie dort spitzt sich die Lage zu, und jetzt bringt Charlie Dinge ins Rollen, gräbt Sachen und Gefühle ans Tageslicht, die viel zu lange im Dunkeln waren.
Amy war Künstlerin, hat tolle Bilder gemalt, aber einen regulären Job angenommen, um für sich und Tim finanziell zu sorgen. Sie ist so eine feinfühlige, außergewöhnliche Frau und die Welt durch ihre Augen zu sehen, ihre Gefühle hautnah miterleben zu dürfen, war so bewegend. Es hat mir auch geholfen, Menschen wie sie ein Stück weit zu verstehen. Wir erfahren in der Vergangenheit, warum manche Gegenstände der Gegenwart so eine große Bedeutung für sie haben und leiden und wachsen mit ihr mit.
Aber auch die Menschen um sie herum sind so real in ihrer Einzigartigkeit. Sei es ihre langjährige Nachbarin Rachel, die etwas zu neugierig scheint, oder Nina, die Richard liebt, aber wohl etwas Schwierigkeiten mit seinen Kindern hat. Richard selbst, der Amy richtig sieht, ihre Besonderheit erkennt und sie feinfühlig und vorsichtig unterstützt. Und natürlich Daniel und Charlie, der Amy versteht wie kein anderer und der in ihr die Heldin sieht, die sie ist!
„Morgen ist alles schön“ ist kein leichter Gute-Laune-Roman, es ist eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt, die zeigt, auch wenn es lange schlimm war, es kann immer besser werden. Wir dürfen die Vergangenheit auch ein Stück weit loslassen um im Hier und Jetzt zu leben.
Was noch dazukommt: Das Hörbuch ist gesprochen von Eva Gosciejewicz, was einer der Hauptgründe war, warum ich danach gegriffen habe. Es wäre gelogen zu sagen, ich KÖNNTE ihr stundenlang zuhören. Ich HABE ihr bereits stunden-, nein tagelang zugehört. Sie ist für mich DIE Sprecherin von Hörbüchern und macht diese ohnehin einmalige Geschichte für mich noch viel besonderer!
Und so würde ich am liebsten alles vergessen, was ich von diesem Roman weiß, und mich völlig neutral noch mal von vorne in dieses Hörbuch stürzen!
Fazit: Eine ungewöhnliche Geschichte einer besonderen Frau, tragisch, bewegend, aufbauend! Mein Highlight des Jahres!

Bewertung vom 28.10.2022
Komm zu nix - Nix erledigt und trotzdem fertig
Jaud, Tommy

Komm zu nix - Nix erledigt und trotzdem fertig


ausgezeichnet

„Was auch immer ich mir für den Tag vornehme, ich komm zu nix. Und wenn ich mir etwas ganz besonders vornehme, dann komme ich zu gar nix.“

Was hat Tommy Jaud die letzten Jahre getrieben? Verbraucht er hummeldumm als Millionär seinen Resturlaub? Wer sich das immer wieder mal gefragt hat, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen! Denn hier erzählt uns der Autor sehr ehrlich und detailgetreu, was ihn von seinem neuesten Buchprojekt ferngehalten hat.
Und so durfte ich erfahren, dass auch ein bekannter Autor nur ein Mensch ist und sich von den gleichen kleinen und großen Zeiträubern in die Mangel nehmen lässt, die auch wir kennen. Ob es die Inbetriebnahme eines neuen Elektrogerätes ist, oder die Online-Paketverfolgung, die einen ans Haus kettet. Kopfvoran stürzt sich Tommy Jaud in all diese Zeitfallen und schafft es nicht nur, für Winzigkeiten viel Zeit zu brauchen, sondern auch, mich mit den Erzählungen darüber gut zu unterhalten.
Eines ist klar, dieses Mal haben wir keinen Simon Peters in der Hauptrolle, der uns durch einen Ikea-Laden begleitet und seine Traumfrau erst noch ansprechen muss. Wer das erwartet, sollte einen der alten Bände nochmal lesen und auf das vielleicht nächste Buch Tommy Jauds warten.
„Komm zu nix“ liefert genau das, was es verspricht: „Gute-Laune-Storys“ eines humorvollen Autors.
Geschickt nutzt Tommy Jaud das Werkzeug der Satire, um gnadenlos zu überzeichnen. Gerade weil einem die Alltagssituationen so bekannt sind, kann man sich gut mit seinen Kurzgeschichten identifizieren. Ja, bei mir gipfelt eine „Zu verschenken“ Kiste vor der Tür nicht gleich in einer Straßensperre und brennenden Müllbergen! Aber jeder kennt das, wie schnell aus so kleinen Ärgernissen große Themen werden – wenn man dazu die Veranlagung hat. Der Autor scheint solche Situationen auszudehnen, als hinge sein Leben davon ab, und schießt dabei immer weit über das Ziel hinaus. Da helfen seine Sitzungen bei Dr. Hutschnur ebenso wenig wie Digital-Detox-Reisen.
Schön ist auch, dass er es nicht nötig hat, andere mit Spott zu betrachten, denn er selbst liefert genug Stoff für ein ganzes Buch!
Wie immer ist sein Stil locker und leicht, die Seiten fliegen nur so dahin und das Buch war viel zu schnell zu Ende! Auch wenns mich gut unterhalten hat, ich hoffe, er hat sich mit diesem austherapiert und freue mich auf seinen nächsten Roman!
Fazit: Eine satirische Betrachtung von ganz alltäglichen Zeiträubern, die wohl jeder kennt!

Bewertung vom 25.10.2022
Lieber den Frosch geküsst als gar keinen Prinz
Marcs, Ella

Lieber den Frosch geküsst als gar keinen Prinz


sehr gut

„Ich versuche nur herauszufinden, warum ich nicht nur einen Kleintierzoo an der Backe habe, sondern auch noch Kiras liebe Verwandtschaft. Allen voran einen durchgeknallten Frauenschwarm mit dem Hang, Leute zu erschrecken.“
Und als reiche das nicht aus, um der Kripobeamtin Sabin den Urlaub etwas hektischer zu machen, nein, unerwartet stolpert sie auch noch in einen Undercovereinsatz. Ausgerechnet auf einer Beautyfarm, na, ob die „Tierchen“ auf dieser Farm pflegeleichter sind?
Ella und Marc, die Protagonisten aus „Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel“ heiraten. Damit sie auch beruhigt in die Flitterwochen reisen können, verspricht Kiras beste Freundin Sabin, sich um Haus, Hof und vor allem die vielen Tiere zu kümmern. Doch noch vor ihrer Abfahrt trifft Sabin auf ihren neuen Kollegen Tim und wird in einen Fall von Oldtimer-Diebstählen gezogen. Gleich nach der Hochzeit muss sie sich also nicht nur mit einem Houdini in Eselform, einem wildgewordenen Amtsschimmel und dem unerwarteten Mitbewohner Leon, Marcs Bruder, herumschlagen. Nein, Sabin soll auch noch die ungeschminkte Wahrheit über den Autodiebstahl herausfinden, dabei hat sie von Kosmetik fast noch weniger Ahnung als von der Tierpflege.
Klingt nach viel – ist es auch. Auch für mich als Leserin. Ich mag Ella Marcs Stil, sie schreibt unterhaltsam und locker, humorvoll und hat tolle Einfälle. So beginnt jeder Leseabschnitt mit einem Tageshoroskop, das Sabin von ihrer alternativen Halbschwester Lillith bekommt und das die Ereignisse des Tages gut trifft. Auch unterhaltsame Erlebnisse sind mit so einem Hof voller Tiere vorprogrammiert. Was für mich nicht ganz zusammenging, war Sabin als Person. Eingangs die taffe Kripobeamtin, natürlich mit einer Waffe unter dem Brautjungfernkleid auf dem Motorrad, geht sie erstaunlich chaotisch an die verantwortungsvolle Pflege so vieler Tiere. Auch, dass just da ein Vertreter des Veterinäramtes auf der Schwelle steht, lässt sie eher mal kalt.
Zu all dieser Verantwortung kommt auch noch der Diebstahl, diesmal war der Wagen des Chefs Objekt der Begierde der Diebesbande. Der Fall ist top secret und so verbringt Sabin die Tage statt mit Tierpflege auf einer Beautyfarm, die wohl alles unter einem Dach ist. Da werden Auren gereinigt ebenso wie Poren, Detox und eine ominöse Massage stehen ebenfalls auf dem Programm. Und so verschieden wie die Behandlungen sind auch die Mitarbeitenden. Hat wirklich einer von ihnen etwas mit dem Verschwinden des Autos zu tun? Dann sind da noch Leon und Tim, der eine mit einer dubiosen Vergangenheit und den weltbesten Spagetti, der andere mit Picknicks und als Kollegen natürlich viel Verständnis für den Beruf.
Sabin ist hin- und hergerissen und rasch hat sie auch noch rivalisierende Bullen auf dem Hals.
So sehr mich die wirklich lustigen Momente unterhalten haben, war die ganze Rahmenhandlung für mich zu viel auf einmal. Sabin ging darin etwas unter und wurde für mich verschwommen. Jeder von uns erfüllt in seinem Leben viele Rollen, aber eine Grundhaltung, ein beständiger Charakter kommt immer durch. Die romantischen Verstrickungen konnten es für mich auch nicht ganz rausreißen.
Für die lustigen Momente gibt es noch Bonussterne, somit 4 von 5.
Auch wenns mir diesmal too much war, freue ich mich auf den nächsten Band! Wen wir da wohl begleiten? Lillith oder doch Sabins Vater? Ich warte gespannt!
Fazit: Ein Undercover-Bauernhof-Beauty-Liebesroman, leider etwas viel für eine Geschichte, dafür sehr unterhaltsam.

Bewertung vom 10.10.2022
Nur Rita raste rasanter
Wood, Dany R.

Nur Rita raste rasanter


sehr gut

„Inge Backes – eine (emanzipierte) Frau – ging endlich ihren Weg. Vielmehr: Sie würde diesen Weg fahren – und das hoffentlich ganz bald! Autofahren konnte doch nicht so schwer sein, oder?“

Kapitel 1



Oder?! Für Inge stellt sich das Fahren dann doch als größere Herausforderung dar als gedacht. Und dann der Theoriekurs, wo sich schon nach kurzer Zeit alle Teilnehmer in den Haaren liegen... Dass noch am selben Abend Fahrlehrer Manni überfahren wird, hilft ihr auch nicht weiter. Aber dadurch gibt es einen neuen Fall für Familie Backes samt Ole, einem schwedischen Kollegen, der Oberkommissar Jupp Backes für eine Woche begleiten darf.

Doch Jupp ist gar nicht begeistert von dieser Unterstützung und zeigt sich erst Mal von seiner uncharmant grantigen Seite.

Und gerade da fiel mir der Einstieg diesmal schwerer als sonst. Ich kenne Jupp und seine etwas eigenwillige Familie nun doch schon einige Bände lang und weiß, was mich erwartet. Jupp und Inge sind ein Paar vom alten Schlag mit einer Rollenverteilung, von der wir heute gerne so tun, als gäbe es sie nicht mehr. Er ist der Chef daheim, obwohl eigentlich meist Oma Käthe sagt, wo es langgeht. Sie weiß (genau wie ich) sein überholtes Gehabe mit einem Augenzwinkern zu sehen.

Diesmal lässt er auch gegenüber seinem jungen Kollegen Ole erstmal den Boss raushängen, bezeichnet ihn als Praktikanten und will ihn außen vor halten. Dabei verhält er sich so unkollegial, dass sogar ich als alte Bekannte mir schwer tat, ihn noch zu mögen. Je mehr dabei aber durchschimmerte, dass er eigentlich nur Angst hat, selber auf dem Abstellgleis zu landen, umso mehr konnte ich mich dann doch wieder einfinden. Und ab dem Moment, wie sie doch zusammenrauften, ging es richtig los mit den Ermittlungen! Der auf den ersten Blick so beliebte und nette Manni hat doch einigen Dreck am Stecken und es tauchen immer mehr Menschen auf, die noch eine Rechnung mit ihm offen haben.

So gerne sich Jupp auf den Fall konzentrieren will (natürlich nur innerhalb der Dienstzeiten), abgelenkt wird er zusätzlich von Oma Käthes neuester Idee: Sie hilft Nachbar Karl-Heinz, ein Bed and Breakfast aufzuziehen. Um mehr Gäste anzulocken plant sie ein großes Eröffnungsfest, samt großem Staraufgebot! Aus Kostengründen schwenkt sie dann doch um auf ein kleines Woodstock! Hippies im Nachbargarten, da ist Stunk mit Jupp vorprogrammiert.

Gerade Käthes Auftritte sind in Dany R. Woods Büchern ein Dauerbrenner, gerne auch mal überzogen und dadurch doppelt unterhaltsam!

Wie gesagt, nach einem etwas holprigen Start für Ole und mich habe ich mich herrlich amüsiert bei Backes! Überraschende Wendungen inklusive war es wieder ein unterhaltsamer und spannender Fall. Ich freue mich schon aufs nächste Mal!

Fazit: Unterhaltsamer Dorfkrimi, spannend und amüsant, mit holprigem Start.

Bewertung vom 06.10.2022
Fischkatz
Panizza, Kaspar

Fischkatz


ausgezeichnet

„Geh, Katz, sei doch staad. Fahrst mit? Es gabat a Leich.“
„Den Spruch solltest du lieber den Kollegen aus Rosenheim überlassen“, lästerte sie. „Natürlich komm ich mit. Einer muss ja auf dich aufpassen.“
Seite 21

Und gut, dass Hauptkommissar Steinböck jemanden hat, der auf ihn aufpasst. In erster Linie Katze Frau Merkel, die irgendwie mit ihm kommuniziert. Und dann auch noch den tatkräftigen Rollifahrer Emil und Kollegin Ilona. Im aktuellen Fall wird eine Leiche im Eisbach gefunden, direkt an der Surferwelle. Eine erste Spur führt Steinböck und die Katz an die Ostsee, zur Unterstützung nehmen sie Horsti und Dackel Thunfisch mit.
Doch auch in München gibt es genügend Hinweise…
Ich bin ja ein absoluter Fan der Saukatz und ihres Dosenöffners und habe mich wie immer sehr auf den neuen Band gefreut. Wie nicht anders zu erwarten, wurde ich nicht enttäuscht! Ein spannender Fall, verstrickt und verwirrend und doch schlüssig. Humorvolle Seitenhiebe auf aktuelle Entwicklungen und jede Menge Wortwitz.
Es war besonders schön zu lesen, dass dieses Mal auch Emil und Ilona richtig randürfen. Sie verfolgen jede Spur und machen ihre Sache gewissenhaft und gut. Aber nicht nur sie werden auf die große Bühne geholt, auch Nebenfiguren wie die illegale Reinigungskraft und IT-Genie Huong haben ihren großen Auftritt.
Zum Fall selber: Wie sich schnell herausstellt, war das Opfer der Journalist Oleg Petersohn und in einer Gruppe von Reichsbürgern unterwegs. Diese hätten mir ein Lächeln entlocken können, wenn Menschen wie sie nicht erschreckend real wären. Mit spitzer Feder und ebensolcher Zunge hat der Autor sie gut dargestellt, samt ihren schönsten Widersprüchen.
Doch auch privat schien Oleg einige Geheimnisse zu haben, seine DNA führt zu einem alten Fall, in dem schludrig ermittelt wurde. Wie passt das alles zusammen, und warum musste er auf diese spektakuläre Art sterben?
Ganz oben auf der Liste der Verdächtigen steht ein Stammlesern gut Bekannter. Dass man ihm seine „Flucht“ an die Nordsee nachsieht und ihm hinterherreist, würde ich gerne als künstlerische Freiheit abtun, befürchte aber, dass das in seinen Kreisen kein unübliches Vorgehen ist.
Ich gebe zu, dass ich bei diesem Band etwas erschlagen war von all den Haupt- und Nebendarstellern mit ihren Spitznamen, obwohl ich die meisten Personen schon kannte. Für Neueinsteiger sicher noch etwas schwieriger, ein Register zu Beginn des Buches hilft etwas weiter.
Mit viel zu schnell schwindender Seitenanzahl kamen auch mir alle Figuren näher und die Fäden entwirrten sich ein wenig. Als sich der Mörder herauskristallisiert, ist es für die Ermittler fast zu spät und ein spannender Showdown lässt die letzten Kapitel verfliegen.
Wer humorvolle Lokalkrimis mit ganz viel Augenzwinkern mag, wird dieses Buch lieben. Und dass diesmal zu meinem geliebten München auch noch ein wenig Ostseeflair dazukommt, macht die „Fischkatz“ zu einem besonderen Leckerbissen!

Fazit: Ein spannender München-Ostsee-Krimi mit viel Humor und Wortwitz!

Bewertung vom 30.09.2022
Lakritz statt Liebeskummer (MP3-Download)
Applebloom, Hendrike

Lakritz statt Liebeskummer (MP3-Download)


ausgezeichnet

„Erst als ich Stunden später im Gästezimmerchen hoch unterm Dach lag und in die Sterne blickte, wunderte ich mich, wie ich den Mut dazu gefunden hatte. Heute Morgen noch hatte ich brav in meinem spießigen Wohnzimmer gesessen und davon geträumt, eine andere zu sein, und hier war ich nun.“

Ja, so schnell kann es gehen…Clara Wittmann, Gattin eines bekannten Wirtschaftsanwalts in Lüxte, hat ihr eigenes Studium hintangestellt, um ihm beim Aufbau seiner Kanzlei zu helfen. Und jetzt? Jetzt tauscht er sie gegen eine andere aus. Clara stürmt Hals über Kopf aus dem Haus und in den nächsten Zug nach Hamburg, um dort Philipp zu treffen, einen gemeinsamen Freund. Doch irgendwie will das nicht so recht klappen, sie landet im falschen Zug und doch am richtigen Ort. In Moorstede, wo sie auf Insa trifft, die ihr Geld mit dem Anbau von Bio-Gemüse verdient. Sie und ihr Mann Olaf nehmen Clara auf und dafür hilft sie nicht nur mit Muskelkraft sondern auch innovativen Ideen. Olafs Sohn Jan ist davon nicht so begeistert.
Und so toll Claras Ideen auch sind, das Tempo, mit dem alle anderen anspringen und ein Großprojekt in der Kleinstadt realisiert wird, war mir einfach einen Zacken zu schnell. Zwischendurch habe ich nachgesehen, ob das Hörbuch eventuell gekürzt ist, weil ich das Gefühl hatte, wichtige Teile versäumt zu haben. Was sich dafür schier endlos dahinzieht ist Claras Liebesleben. Von Beginn an ist klar, was zusammengehört und wer ihr nicht gut tut. Allen Beteiligten, jedem:r Leser:in oder in meinem Fall Hörer:in, sogar dem Regenwurm im Gewächshaus. Nur Clara wird sich trotz gefühlt stundenlanger Monologe nicht klar darüber, wen sie mag und wem sie Glauben schenken soll. Die tolle Gegend, die wirklich einnehmende Idee eines etwas anderen Urlaubmodells und die neuen Lakritzkreationen, das alles kommt mir viel zu kurz.
Der Versuch, immer wieder mal die Leser:innen direkt anzusprechen und so in die Geschichte zu ziehen war anfangs unterhaltsam. Mittendrin habe ich mir aber gewünscht, die Protagonistin würde einfach mal eine Sekunde nachdenken und dafür still sein. Ihr Hin und Her, ihre Versuche, sich selbst zu Gefühlen zu überreden, von denen sie eigentlich weiß, dass sie sie einfach nicht spürt, es hat mich angestrengt. Obwohl sie ihr Studium fast beendet hat und ihrem Mann in Kanzleidingen nahezu ebenbürtig sein soll, wirkt sie oft einfältig und leichtgläubig.
So ist mir Clara selbst am Ende der Geschichte noch nicht vertraut. Von der beigen Hausfrau zur Gärtnerin im Hippielook, denn Kleidung musste sie sich ja trotz ihres prall gefüllten Köfferchens ja ausleihen. Das Handy wurde auch vergessen, die Kontaktlinsen anscheinend nicht. Es waren mir zu viele Ungereimtheiten, heraufbeschworene Dramen und Unglaubwürdigkeiten, um mich gut zu unterhalten.
Die Sprecherin Corinna (lt. Buchseiten Alexander, lt. Hörbuch Naujox ?) bringt Claras unstetes Wesen und ihre teils überdrehte Art gut rüber, aber ihre Eigenheit, die letzte Silbe manchmal extra zu betonen zB LeBEN, SalBEI fand ich irgendwas zwischen eigenwillig und nervig.

Fazit: Eine überdrehte Liebesgeschichte mit unglaubwürdigem Plot und einer naiven Protagonistin.

Bewertung vom 19.09.2022
Amsel, Drossel, tot und starr - Schrebergartenkrimi (MP3-Download)
Nikolay, Mona

Amsel, Drossel, tot und starr - Schrebergartenkrimi (MP3-Download)


ausgezeichnet

„Naja, wundern würde es mich nicht bei dem Typen. War so einer, der hat immer anschreiben und sich einladen lassen, vom Stamme Nimm“, er räusperte sich und warf schnell noch hinterher: „aber man soll ja nicht schlecht über Tote reden.“
Caro musste kichern: „Das fällt dir ein bisschen spät ein, würde ich sagen!“

Ja, aber viel Gutes gibt es halt nicht zu erzählen über Maik Reuter. Nachdem sein Eigenheim fertig ist, haben sich seine Kollegen in der Gartensiedlung Pankow darauf gefreut, ihn endlich verabschieden zu können. Zu aller Überraschung verkündet er, doch im Vorstand bleiben zu wollen.
Als gleich darauf seine Hütte brennt, verständigt Bezirksvorstand Schmittchen gleich seine Gartenkollegen und Detektive Manne Nowak und Caro von Ribbek. Diese macht eine grausige Entdeckung: In der verkohlten Hütte liegt ein Leichnam!
Dies ist der zweite Fall, bei dem man die beiden ungleichen Detektive bei der Arbeit begleiten darf. Den ersten Teil habe ich gelesen, diesen als Hörbuch verfolgt. Man kann aber auch problemlos beim zweiten Fall einsteigen, weil er in sich geschlossen ist.
Gesprochen wird das Hörbuch von Uwe Teschner und ich könnte ihm noch viele weitere Stunden zuhören! Gerade der aus gesundheitlichen Gründen pensionierte Polizist Manne klingt genauso grummelig, wie ich ihn mir vorgestellt habe! Mit Caro hatte ich anfangs zu kämpfen, im ersten Moment klang sie für mich sanfter und schwächer, als ich sie im ersten Band empfunden habe. Aber mit fortschreitender Spannung wurde sie auch akustisch für mich immer mehr zu der taffen jungen Frau, als die ich sie kenne! Zusammen sorgen sie auch für den einen oder anderen unterhaltsamen Moment.
Im ersten Band haben die beiden zusammengefunden, als Manne des Mordes an seinem Gartennachbar verdächtigt wurde. Hier ist die Sache anders gelagert. Maik hatte mehr Feinde als Freunde. Gemeinsam mit einem ehemaligen Arbeitskollegen hat er eine Baufirma gegründet, viel mehr weiß auch seine Frau nicht. Je weiter Caro und Manne in sein Leben eintauchen, umso mehr Geheimnisse kommen ans Tageslicht, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben. Jeder ist zu einem Mord fähig, da sind sich Nowak und von Ribbek einig, und so gibt es gerade bei Maik Reuter auch genügend, die ein gutes Motiv hätten.
Und natürlich ist auch ihr Gegenspieler aus Band eins wieder zur Stelle, Polizeihauptkommissar Jan Lohmeyer. Er möchte mit den privaten Ermittlern nicht zusammenarbeiten und lässt sie das spüren. Dumm nur, dass die beiden mit Mannes Erfahrung und Caros Hartnäckigkeit die Nase vorne haben! Und so bekam auch ich als Hörerin zwar spät aber doch den richtigen Riecher.
Fazit: Gelungener 2. Teil einer Gartenkrimi-Reihe, spannend und überraschend!

Bewertung vom 19.09.2022
Kluntjemord
Aden, Martina

Kluntjemord


ausgezeichnet

„Er hielt Lisas Tod nicht für einen Unfall.“ (…)
„Glaubst du das auch?“ (…)
Ich atmete tief durch. „ Ja, es muss jemanden gegeben haben. Lisa hat die Abkürzung vom Marlowe am Hafen entlang nur genommen, wenn jemand bei ihr war.“ (…)
„Was auch immer das bedeuten mag.“
Seite 84

Ja, was bedeutet das?
Eigentlich hat Elli ihren Job in einem Möbelhaus gekündigt, um ihren ersten Roman „Fremd und Gänger“ zu schreiben und zu vermarkten. Um über die Runden zu kommen, kellnert sie im Marlowe. Als ihre Kollegin, die waserscheue Nichtschwimmerin Lisa, tot im Hafenbecken gefunden wird, kann sie sich darauf aber gar nicht konzentrieren. Und dann verschwindet auch noch ihr Freund, der obdachlose Karl, der auch nicht an einen Unfall glaubte! Elli macht sich auf eigene Faust auf die Suche nach Hinweisen.
Dass sie auf der richtigen Spur ist, wird ihr klar, als sie persönlich bedroht wird.
Wen mochte ich mehr, Elli, Karl oder seinen rotgetigerten Kater O’Malley, der nach dessen Verschwinden bei Elli einzieht? Ich kann mich kaum entscheiden! Erstmal, ich habe selbst genauso einen Vierbeiner im Haus, eine rotgetigerte Katzendame, und jedes Mal, wenn O’Malley auftauchte, hörte ich irgendwo meine Lady gurren. Karl wird nicht umsonst der Professor genannt, ein sanfter, gepflegter Obdachloser, der Elli ein guter Freund ist. Und Elli selbst: Sie hat, nachdem sie ihren Freund in flagranti erwischt hat, ihren Zorn in Produktivität verwandelt und einen Roman geschrieben. Dass ausgerechnet die Neue ihres Ex ihr bei der Vermarktung Steine in den Weg legen will, gibt der Geschichte eine unterhaltsame Note.
Elli ist frech und hat sich wieder aufgerappelt, mit ihren Freundinnen, die ihr auch jetzt bei ihren Ermittlungen helfen. Da geht es zwar oft chaotisch zu, aber dass sie mit ihrem Verdacht Recht hat, wird ihr schnell schmerzhaft bewusst. Gerne wird da auch mal einer zu viel getrunken und über neue Bekanntschaften sinniert, was die Geschichte gelungen auflockerte.
Und dann sind da noch die zwei Männer, die immer wieder in ihrem Leben auftauchen. Sebastian, der den erfolgreichen Club „Cobra“ betreibt, und ein Neuer in der Stadt. Beide scheinen großes Interesse an Elli zu haben.
Schon lange habe ich kein Buch mehr so verschlungen wie „Kluntjemord“. Zwar kommt, im Gegensatz zu einem klassischen lokalen Krimi, Ostfriesland nur am Rande vor, aber das machen die spannenden Geschehnisse zigfach wett! Und obwohl ich bald eine Ahnung hatte, war ich bis zu Letzt gepackt von der Geschichte! Denn der Fall hat bedeutend größere Dimensionen, als es scheint.
„Kluntjemord“ ist im Präteritum und aus Ellis Sicht geschrieben, im ersten Moment ungewohnt. Aber gerade die Ich-Perspektive zieht einen von Beginn an mitten ins Geschehen!

Fazit: Eine schreibende Kellnerin ermittelt auf eigene Faust – spannend und überraschend!