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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Silvia1981
Wohnort: 
Arnstorf

Bewertungen

Insgesamt 123 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2017
Der weiteste Weg
Blum, Bruno

Der weiteste Weg


ausgezeichnet

Wertvoller Erfahrungsschatz

Ich interessiere mich sehr für andere Länder, allerdings ist mir die Information über z.B. Reiseführer meist zu langweilig. Es geht mir nicht nur um Sehenswürdigkeiten und geschichtliche Hintergründe, sondern auch darum, was Menschen auf ihren Reisen persönlich erlebt haben, welche Route sie gewählt haben, was sie gesehen und erfahren haben im Hinblick auf Örtlichkeiten, Landschaften und die Begegnung mit anderen Menschen. Ich finde persönliche Reiseberichte geben einen viel spannenderen Einblick und halten viel bessere Tipps bereit, wenn man die Gegend selbst besuchen möchte. Deswegen schreibe ich auch sehr gerne Reiseberichte, welche für mich persönlich auch tolle Erinnerungen sind, viel zu schnell vergisst man doch vieles, und lese sie natürlich auch von anderen sehr gerne, nur leider machen sich viel zu wenig Menschen die Arbeit, ihre Erlebnisse in Wort und Bild für ihre Mitmenschen aufzuschreiben, weswegen ich mich sehr über das Buch "Der weiteste Weg" von Bruno Blum gefreut habe.

Das Buch ist viel handlicher als erwartet, aber dadurch lässt sich auch viel gemütlicher darin schmökern. Wie erhofft enthält das Buch viele sehr schöne Fotos. Für meinen Geschmack hätten es noch mehr sein dürfen und dafür nicht zwingend oft so groß, denn so manche Stelle im Text würde man zusätzlich gerne bildlich vor Augen haben. Auch der Text hätte von mir aus noch ausführlicher sein können. Was mir zudem ein bisschen fehlt ist genaueres Kartenmaterial bezüglich der Route und vor allem Datumsangaben. Aber bei einer so langen Reise stellt sich sicher die Frage, wo fängt man mit den Erzählungen an und wo hört man auf, ohne den Rahmen zu sprengen. Was der Autor schreibt ist auf alle Fälle sehr interessant und kurzweilig, ich bin sehr gerne mit ihm und seiner Lebensgefährtin in gewisser Weise mit auf Reisen gegangen und es hat jede Menge Gefühle in mir ausgelöst. Ich war schockiert über so manche Lebensumstände der Menschen z.B. in Russland, erstaunt über die Gastfreundschaft Reisenden gegenüber, habe mitgefiebert, wenn Bruno und Yvonne mit den Behörden in Konflikt gerieten, habe durch die tollen Fotos mit ihnen die Natur genossen und mich persönlich in Australien am wohlsten gefühlt. Da ihre Route fast nur Länder enthält, die ich persönlich vermutlich nie bereisen werde, ist das Buch ein wertvoller Erfahrungsschatz für mich, um mit den Ländern trotzdem in "reiseähnlichen Bedingungen" in Kontakt zu treten. Schön finde ich auch, wie der Autor seine Faszination fürs Reisen beschreibt, am Liebsten würde man es ihm nachmachen, einfach auch einmal die Koffer packen und für längere Zeit verreisen...

Bewertung vom 22.03.2017
Das Brombeerzimmer
Töpfer, Anne

Das Brombeerzimmer


sehr gut

Über Trauer und neues Lebensglück, gepaart mit viel Marmelade

Ich koche selber sehr gerne Marmelade ein und lese gerne von Familiengeheimnissen, weswegen mich das Buch "Das Brombeerzimmer" von Anne Töpfer sofort sehr angesprochen hat. Das Cover finde ich sehr gelungen gestaltet, den Titel am Ende aber nicht ganz stimmig, dafür spielte sich für mich zu wenig in diesem Zimmer ab...

Im ersten Teil des Buches lernt man die junge Protagonistin Nora kennen, die ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes Julian noch immer sehr trauert. Sie tröstet sich damit, ihm jeden Sonntag sieben Gläser Marmelade zu kochen, welche wie ein Marmeladenschrein in seinem Arbeitszimmer aufgetürmt sind. Ich fand diesen Teil sehr emotional und musste so manche Träne mit Nora weinen, konnte mich sehr gut mit ihr identifizieren und mich in ihrer Person wiederfinden. Sie hätte für mich nicht besser getroffen werden können. Nicht nur sehr emotional, auch sehr bildlich und wunderschön beschreibt die Autorin Nora, ihre Marmeladen, ihre Heimat und ihre Freundschaft zu Katharina, welche sich jede Frau als beste Freundin nur wünschen kann.

Durch Zufall stößt Nora auf das Geschenk, das Julian ihr zum Hochzeitstag schenken wollte, aber nicht mehr dazu kam. Ein Brief mit Rezept und zwei Gläsern Brombeermarmelade von Julians Großtante Klara. Um Klara wird in Julians Familie ein großes Geheimnis gemacht, ein unbekannter Vorfall aus der Vergangenheit liegt schwer über der Familie. Nora möchte sich trotzdem bei Klara bedanken, versucht Kontakt aufzunehmen und reist schließlich in die Vorpommersche Boddenlandschaft, um sie kennenzulernen. Auf ihrer für sie in mehrerer Hinsicht ungewissen Reise lernt sie nicht nur eine nette alte Dame, sondern auch eine neue Freundin und eine wunderschöne Landschaft kennen, lernt Neues im Bereich Marmelade einkochen und kann durch ihre Reise positiver in die Zukunft blicken, indem sie plötzlich das Gefühl hat, auch ohne Julian ihr Leben in den Griff zu bekommen.

Sehr gefallen hat mir Noras Person, die Freundschaften zu Katharina und Mandy und die beschriebene Trauer, aber auch der langsam positive Blick in die Zukunft. Dass einen so eine Reise auf andere Gedanken bringt, damit stimme ich voll überein. Trotzdem überzeugt mich Noras Wandlung nicht ganz, denn schließlich wartet der Alltag danach wieder auf sie, selbst wenn sie in Alex eine mögliche neue Liebe erahnt, die sie zwar ängstlich, aber auch zuversichtlich stimmt. Hier fehlt mir ein Kapitel am Ende des Buches, das einige Monate später beschreibt, wie sich Noras Leben weiter entwickelt hat. Aber nicht nur Noras Leben, auch Katharina hat eine neue Liebe in Aussicht, ebenso wie Mandy, der auch beruflich Neues vorschwebt und auch Klara und Nora hatten mit ihren Marmeladen Pläne, von denen man leider nichts mehr liest. Klara ging mir in der Geschichte auch zu sehr unter, ich hätte mir von ihrer Person mehr Präsenz und mehr Anziehung versprochen, das Geheimnis um ihre Person hätte für mich für mehr Spannung sorgen müssen und nicht nur in wenigen Sätzen am Ende der Geschichte nebenbei sehr verwirrend aufgeklärt werden sollen. Ich fand die Geschichte grundsätzlich sehr gut, es ist ein Buch zum weinen und glücklich sein, aber für mich hat etwas gefehlt um es vollkommen zu machen. Ich vergebe deswegen vier glänzende Sterne dafür.

Bewertung vom 17.03.2017
In jedem Augenblick unseres Lebens
Malmquist, Tom

In jedem Augenblick unseres Lebens


gut

Schreibstil lässt kaum Gefühle aufkommen

Ich lese sehr gerne Familiengeschichten und war sehr neugierig auf das Buch "In jedem Augenblick unseres Lebens" von Tom Malmquist. Schon der Titel klingt ansprechend, auch das Cover gefällt mir, das Thema verlangt nicht nach mehr. Aus dem Klappentext erschloss sich mir eine Geschichte mit sehr viel Potential, sehr viel Gefühl und Tragik und deswegen wollte ich es unbedingt lesen.

Die Geschichte handelt von Tom und seiner Frau Karin, die sich sehr auf ihr erstes Kind freuen. In der 33. Schwangerschaftswoche geht es Karin plötzlich sehr schlecht und es wird eine akute Leukämie diagnostiziert, die einen Notkaiserschnitt erfordert. Ihre Tochter Livia ist wohlauf, aber Karin geht es immer schlechter und die Krankheit fordert viel zu früh ihren Tod. Auch unsere Familie hat schon erfahren, wie nah Leben und Tod, Freude und Trauer zusammenhängen, und ich weiß deswegen, welche widersprüchlichen Gefühle das in einem auslösen kann. Leider kamen diese Gefühle in diesem Buch für mich aber kaum zur Geltung. Der Autor verwendet einen Schreibstil, der mir so noch nie begegnet ist. Die Geschichte beinhaltet eigentlich sehr viele Dialoge, welche aber nicht so dargestellt sind. Vielmehr ist es ein monotones Dahinerzählen von Tom, wie wenn er einem das Geschehene erzählt ohne dazwischen Luft zu holen. Der Text ist ein einziger langer Fluss ohne Kapitel oder Überschriften, Vergangenheit und Gegenwart treffen immer wieder aufeinander, was es für mich sehr schwer gemacht hat, das Buch zu lesen. Für mich hat es leider auch dazu geführt, dass ich kaum Gefühle entwickeln konnte und mir Tom auch die ganze Zeit über nicht besonders sympathisch wurde. Natürlich merkt man, wie Tom leidet und was passiert ist, ist sehr tragisch. Aber seine Geschichte hätte für mich anders dargestellt werden müssen, um der Tragik wirklich Ausdruck zu verleihen. Deswegen kann ich leider nur drei Sterne vergeben, auch wenn ich das Thema sehr gut und das Buch auf Grund dessen grundsätzlich lesenswert fand.

Bewertung vom 17.03.2017
Meer Liebe auf Sylt
Thesenfitz, Claudia

Meer Liebe auf Sylt


sehr gut

Die Lehren der kleinen Emma

Mich hat das Buch "Meer Liebe auf Sylt - Ein Glücksroman" von Claudia Thesenfitz sehr angesprochen, weil ich zum Einen sehr fasziniert bin von der Gegend, in der die Geschichte spielt, zum Anderen ließ das Thema viel erwarten. Nicht nur viel Witz und kurzweiliges Lesevergnügen, sondern auch Lebensweisheit, wichtige Erkenntnisse und am Ende positive Wendungen im Leben der sehr gegensätzlichen Personen, die bisher kein großes Verständnis füreinander aufbringen konnten und in der Geschichte aufeinander treffen und zueinander finden müssen.

Am Besten gefallen hat mir Henrietta, die Mutter von Alexandra, und ihr Lebenswandel von der knallharten Mutter und Karrierefrau, die Konsum und Luxus liebt, aber auch ein Leben im ruhigen Fahrwasser mit einem Mann lebt, den sie zwar nicht mehr aufregend findet, der ihr aber trotzdem mit seiner ruhigen Art gibt, was sie braucht, zu einer völlig losgelösten und liebenden Oma, die sich nicht mehr zu schön dafür ist, im Sand zu buddeln, die offen ist für Neues, sich sehr freizügig am Strand zeigen und dies lieben lernt, Bier aus der Dose trinkt und erkennt, dass sie Geld nicht reich macht und noch nie so glücklich war wie die Tage mit ihrer Familie auf Sylt. Ganz anders dagegen Ulla, die Mutter von Marcus, Alexandras Mann, überzeugte Esoterikerin und Veganerin, die sich nichts um Körperpflege und Mode schert, bewusst lebt und die Achtsamkeit in Person ist. Diese beiden Welten treffen auf Sylt aufeinander, wo Emmas zweiter Geburtstag gefeiert werden soll. Dass Alexandra plötzlich unangekündigt in die USA verschwindet und ihrem Mann hinterher reist um ihre Ehe zu retten bzw. die Affäre von Marcus aufzudecken, macht die Situation der beiden Omas nicht gerade leichter. Mit viel Wortwitz erzählt die Autorin die gemeinsamen Tage der zwei grundverschiedenen Frauen, die sich anfangs stark bekriegen, aber schließlich doch mehr und mehr annähern können, jede der Beiden sich auf die Ansichten der Anderen einlassen kann und sich tatsächlich eine Zuneigung entwickelt, die bedingt durch Henriettas Lebenswandel auch nicht unrealistisch erscheint.

Zu verdanken haben sie auch einen Großteil davon der kleinen Emma, die jeden sofort in ihren Bann zieht und auch das härteste Herz erweichen und belehren kann. Auch Alexandras Schwester Jana trifft schließlich auf Sylt ein, und obwohl sie sieht, wie anstrengend das Leben mit Kleinkind ist und sich nicht wirklich vorstellen kann, ihr Leben für ein Kind umzukrempeln, ändert sich auch ihre Sicht auf die Dinge, umso mehr Zeit sie mit Emma verbringen darf. Emma ist für mich sehr faszinierend und die Situation mit Kleinkind sehr realistisch und wunderbar dargestellt und zeigt genau auf, was es bedeutet, ein Kind zu haben. Die Strapazen, aber auch das Glück, das es mit sich bringt.

Dagegen nicht gefallen hat mir die Handlungsweise von Alexandra, Emma einfach zurück zu lassen wäre für mich in ihrer Situation keine Option, selbst wenn die Geschichte darauf basiert. Zudem ist mir die Zahl der betrogenen Partner deutlich zu hoch gewählt, auch wenn Henriettas Geschichte und ihre Gefühle gut dargestellt sind. Die Kapitelüberschriften in Form der Namen der darin vorkommenden Personen waren für mich überflüssig.

Die Geschichte hat sehr gute Ansätze, ist sehr flüssig zu lesen, hat viel Witz aber auch nötigen Tiefgang und mit Henrietta, Ulla und Emma durchaus liebenswerte Figuren, mit denen man sehr gerne die Zeit auf Sylt verbringt. Ich vergebe hierfür vier glänzende Sterne und durchaus meine Leseempfehlung, sich ebenfalls von Emma belehren zu lassen ;-).

Bewertung vom 01.03.2017
Mia liebt Pasta
Hoechst, Mirja

Mia liebt Pasta


sehr gut

Viele neue Rezepte für Pasta- und Gemüseliebhaber

Ich liebe Kochbücher sehr, deswegen war es selbstverständlich, dass ich auch "Mia liebt Pasta" von Mirja Hoechst unbedingt ausführlich testen wollte. Zum Einen mag ich Kochbücher ihrer Optik wegen und blättere sie gerne immer wieder durch, ohne speziell etwas kochen zu wollen. Einfach um mich an den Bildern von den Gerichten und der Aufmachung allgemein zu erfreuen. Schon das Cover dieses Buches spricht durch die sehr sympathische Abbildung der Autorin extrem an. Es wirkt frisch und modern und man möchte zu gerne mit Mia, wie sich die Autorin nennt, in ihr Werk eintauchen. Und auch innen macht das Buch einiges her mit sehr vielen ganzseitigen Fotos, die definitiv Lust machen, die Rezepte auszuprobieren! Die Rezepte selbst sind sehr gut lesbar und sehr übersichtlich gestaltet und der Text großzügig über den vorhandenen Platz verteilt, was das nachkochen vereinfacht. Ebenso die Anmerkungen und Tipps der Autorin zu den einzelnen Rezepten finde ich sehr gelungen.

Zum Anderen mag ich Kochbücher, weil wir viel Wert darauf legen, immer frisch zu kochen, und mir gerne neue Anregungen hole. Das Buch bietet eine breite Palette an Rezepten, von Grundrezepten über gekocht, gefüllt, gebacken und gekühlt bis hin zu gesüßt findet sicher jeder etwas für seinen Geschmack. Etwas negativ fällt mir hierzu jedoch auf, dass bei keinem Rezept die Zubereitungszeit genannt ist, was für mich schon wichtig ist es ungefähr zu wissen, wann ich starten muss damit das Essen pünktlich auf dem Tisch steht. Zudem fehlen sämtlichen Angaben zu Nährwertinformationen und dass das Buch nur vegetarische Rezepte enthält, erkennt man leider auch erst beim Durchblättern. Besonders gefällt mir dagegen, dass es Zubereitungsarten gibt, die ich noch nicht angewandt habe, so z.B. die "One-Pot-Pasta", Nudeln aus Gemüse und die drei Varianten von Nudelteig sowie Färbemöglichkeiten. In wenigen Rezepten werden nicht alltägliche Zutaten wie z.B. Tamarindenpaste verwendet. Die Autorin legt sehr viel Wert auf Gemüsebeilagen bzw. -füllungen und präsentiert so viele Rezepte, die mir neu sind und durchaus interessant klingen. Die gesüßten Varianten sind leider nicht ganz unser Geschmack, aber in den anderen Kapiteln konnten wir schon sehr gute Rezepte ausprobieren. Auch mein erster Test der selbst gemachten Pasta hat gut geklappt, wobei ich mir nicht vorstellen kann, dies in den Alltagsspeiseplan aufzunehmen, dafür ist man wohl mit der Auswahl an gekauften Nudeln zu sehr verwöhnt!? Auch muss ich ehrlich sagen, dass meine Familie sich nicht so experimentierfreudig zeigt und einige Rezepte von vorne herein verschmäht, auch wegen der fehlenden "Fleischbeigabe". Insgesamt möchte ich vier glänzende Sterne vergeben.

Bewertung vom 28.02.2017
Paper Princess - Die Versuchung / Paper Bd.1
Watt, Erin

Paper Princess - Die Versuchung / Paper Bd.1


ausgezeichnet

Plötzlich Prinzessin

Das Buch "Paper Princess - Die Versuchung" von Erin Watt hat mich sofort angesprochen, auch wenn es sich eigentlich um Jugendliteratur handelt. Die ersten Seiten ließen eine gute Geschichte erwarten, von der Protagonistin Ella war ich sofort angetan ihrer toughen Art wegen, die sie mit ihren 17 Jahren an den Tag legt, und ihrem Schicksal, das ihr in ihrem bisherigen Leben widerfahren ist. Auch das Cover spricht durch die Glitzerkrone, die wie auf das Buch gemalt wirkt, sofort an.

Und wie nicht anders erwartet, hat mich die Geschichte sehr gut unterhalten, sie war flüssig und kurzweilig zu lesen, lässt den Leser in das Leben der "Reichen und Schönen" eintauchen, welche Probleme, Sorgen und Gedanken sie haben. Ella rutscht in diesen Kreis hinein, als sich Callum Royal als ihr Vormund vorstellt. Ella hatte bis dahin kein leichtes Leben. Eine schwierige Kindheit, von ihrem Vater so gut wie keine Informationen, eine Mutter, die ständig neue Lover hatte und mit ihr von einem Ort zum nächsten zog. Als diese an Krebs erkrankte nahm Ella neben der Schule verschiedene Jobs an, um die Medikamente und den Lebensunterhalt zu finanzieren, zuletzt sogar als Stripperin. Nach dem Tod ihrer Mutter fälschte sie deren Unterschrift und wollte alleine für sich sorgen, bis Callum auftauchte... Callum ist Multimillionär, alleinerziehender Vater von fünf Söhnen und bester Freund ihres Vaters Steve, der vor kurzem ebenfalls verstorben ist. Ella hat plötzlich ein ganz anderes Leben, und ganz andere Sorgen. Ihre "Brüder" begegnen ihr mit Feindseligkeit, nur Callum kümmert sich sehr fürsorglich um sie, was nur für noch mehr Missstimmung sorgt. Auch in ihrer neuen Schule stößt sie nur auf Abneigung und Vorurteile, da ihre Vergangenheit als Stripperin überall bekannt zu sein scheint.

Ella ist für mich eine tolle Protagonistin, die mir mit ihrer Art sehr gut gefällt. Für ein 17jähriges Mädchen ist sie mental und verbal sehr stark, gibt ihren Kontrahenten erstklassig kontra und kann es äußerlich sehr gut verbergen, wenn ihr eine Situation missfällt. Sie setzt sich immer gekonnt durch, egal welche Steine und Peinlichkeiten ihr in den Weg gelegt werden, darf den gewünschten Job in einer Bäckerei behalten, auch wenn ihre "Brüder" ihr ständig vorhalten, sie würde den guten Ruf der Royals ruinieren. Mit ihrer umwerfenden Art schafft sie es schließlich, das Eis in ihrer neuen Familie zu brechen und zieht auch Callums Söhne mehr und mehr auf ihre Seite, was sich am Ende zu einer richtig guten Freundschaft entwickelt und nicht nur das, mit Reed, der ihr trotz seiner kalten Art von Anfang an imponiert hat, entwickelt sich eine wunderschöne zaghafte Beziehung, die am Ende des Buches leider zerstört wird und Ella zur Flucht zwingt.

Ich fand es sehr interessant, hinter die Fassaden einer reichen Familie geführt zu werden. Im Laufe des Buches wird immer mehr klar, warum sich die Söhne verhalten wie sie sind. Sie lassen ihren Frust in Form von Feindseligkeit, Schlägereien, Alkohol und Spielsucht an ihrem Vater und ihren Mitmenschen aus. Die Söhne selbst halten jedoch zusammen wie Pech und Schwefel. Ella hilft ihnen schließlich, sich etwas zu öffnen und umdenken zu lassen, dass Gewalt nicht immer der richtige Weg ist. Ich bin sehr gespannt, wie die Geschichte weiter geht, mich konnte sie fesseln und überzeugen und ich freue mich sehr auf Band 2!

Bewertung vom 27.02.2017
Made at Home
Defaux, Tina;Kirschbacher, Laura

Made at Home


sehr gut

DIY-Buch in ganz neuer Art

Es fällt mir etwas schwer, das Buch "Made at home Vol. 2" von Tina Defaux und Laura Kirschbacher zu rezensieren. Die grundsätzliche Idee hinter dem Buch gefällt mir sehr gut. Ich bastle und nähe sehr gerne, besitze von daher einige Bastel- und Dekobücher und leihe mir gerne welche aus. Ein Buch dieser Art ist mir jedoch noch nie begegnet. Der Hardcovereinband und zugleich die Ringbindung innen machen es sehr einfach, mit dem Buch zu arbeiten, da die Seiten offen liegen bleiben und die Vorlagen einfacher kopiert werden können. Auch dass die Vorlagen als Download zur Verfügung stehen finde ich super, was mir persönlich immer lieber ist als Kopien zu erstellen. Die Idee eines Workbooks kenne ich eigentlich auch nur aus der Kinderliteratur. Seiten für eigene Notizen und Rezepte sowie Seiten zum Ausschneiden mit einfließen zu lassen, finde ich in der Form ganz neuartig. Auch die Gestaltung des gesamten Buches gefällt mir sehr gut, die Kapitel reichen von Ostern über Mutter- und Vatertag, Sommer und Ideen zum Abkühlen bzw. Aufbewahren von Erinnerungen und decken so optimal die Jahreszeiten Frühling und Sommer ab. Die graphische Gestaltung des Buches finde ich ebenfalls sehr ansprechend und die vielen ganzseitigen Fotos machen Lust darauf, selbst kreativ zu werden.

Vom Blitzprojekt bis zum DIY-Nachmittag wird man hier in vielerlei Form fündig. Allerdings tue ich mich schwer mit der Frage, welche Altersgruppe das Buch ansprechen möchte, und würde diese eher in das Kinderalter rauf bis Mitte 20 einordnen. Viele der gezeigten Ideen sind mit einfach zu kitschig und kindlich. Gerade was die Kleidung bzw. Accessoires betrifft. Ich würde keine gepimpten Sneakers mit Hasenohren oder gar kunterbunt eingefärbte Schuhe tragen, und den Melonenrock würde ich ebenfalls wenn überhaupt nur meiner kleinen Tochter nähen. So verhält es sich auch mit diversen anderen Vorschlägen wie den Melonenschirmen, den Früchtedeckeln, der Ostereier-Girlande oder den Traumfängern, die in meinen Augen eher Bastelarbeiten für Kinder darstellen. Einige Ideen finde ich witzig, würde sie selbst für mich aber trotzdem nicht umsetzen. Auch bin ich der Ansicht, es werden zu viele Materialien benötigt, die ich nicht einfach beschaffen könnte oder es dem Umfang des Bedarfs nicht wert wäre, sei es Kunstharz, Lavendelöl, Cricut-Iron-On-Folie, Pailettenband oder die Flamingogießkanne. Alle Ideen sind zwar absolut anfängertauglich, trotzdem wäre manchmal eine etwas detailliertere Beschreibung hilfreich. Für mich enthält das Buch leider nur wenige wirklich interessante Ideen und ich hoffe, meine Tochter kann sich damit irgendwann begeistern. Wenn sie ein bisschen größer ist findet sich darin sicher noch die ein oder andere Verwendungsidee für sie. Deswegen vergebe ich lieb gemeinte vier Sterne.

Bewertung vom 21.02.2017
Betrunkene Bäume
Dorian, Ada

Betrunkene Bäume


ausgezeichnet

Auch für mich "Ein wunderschöner, ein perfekter Text"

Der Roman "Betrunkene Bäume" von Ada Dorian hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Der Hardcovereinband mit Schutzumschlag und das Lesebändchen sind sehr hochwertig. Das Cover ist interessant gestaltet, vielleicht gerade wegen der "schrägen" Art nimmt man es in die Hand. Auch der Titel wirkt seltsam, dabei gibt es "betrunkene Bäume" tatsächlich, wie der Leser auf S. 139 erfährt. Es geht dabei um den Klimawandel, speziell um den Permafrostboden in Sibirien, durch dessen Schmelze Stämme an Halt verlieren und kippen, weil die Wurzeln den gewohnten Halt nicht mehr finden.

Die Geschichte beginnt mit drei Handlungssträngen, die nach und nach ineinander laufen. Dabei spielen drei Personen eine Hauptrolle:
- Wolodja, ein Obdachloser in Sibirien, von dem man lange nicht viel erfährt. Er hat Erich vor vielen Jahren durch die Taiga geführt. Diese lernte er wie seine Westentasche kennen, als er Waldarbeiter war und schließlich aus der Gefangenschaft floh. Seitdem besteht sein Leben nur aus Flucht.
- Erich, der als junger Wissenschaftler eine Expedition durch die Taiga unternahm. Nach der Rückkehr unterstützt er die Forschungsarbeit bis heute von Deutschland aus. Man liest Erinnerungen an frühere Zeiten von ihm und lernt den inzwischen über achtzig jährigen und gebrochenen Mann kennen, der zunehmend seine Unabhängigkeit verliert, sich fremdbestimmt und einsam fühlt. Seine Familie ist vor einigen Jahren zerbrochen, nur seine Tochter schaut ab und zu kurz nach ihm. Er ist mehr oder weniger gefangen in seiner Wohnung, die er eigenständig kaum noch verlassen kann. Seine einzige Freude ist die nach wie vor bestehende telefonische Verbindung nach Sibirien und sein Wald, den er im Schlafzimmer gepflanzt hat.
- Katharina, ein Teenager, deren Familie ebenfalls zerbrochen ist. Ihre Eltern leben schon lange aneinander vorbei, schließlich beschließt ihr Vater, nach Sibirien zu gehen um dort beim Bau einer Pipeline zu helfen. Katharina hängt sehr an ihm und reißt von zu Hause aus, geht nicht mehr zur Schule, bekommt über einen Bekannten eine schäbige Wohnung gegenüber der von Erich, und so beginnt eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden. Beide ziehen ihre Lehren daraus, aber leider nur für einen der Beiden enden sie glücklich...

Mir hat der Roman außerordentlich gut gefallen. Der Schreibstil der Autorin war sehr angenehm zu lesen, die Geschichte ließ mich gar nicht mehr los, so dass ich sie an nur einem Tag verschlungen habe. Die früheren Erlebnisse in der Taiga sind sehr interessant und spannend dargestellt, zumal es sich auch um einen Ort handelt, von dem man sonst nicht ließt. Die Szenen dort waren für mich sehr bildlich beschrieben, die ganze Geschichte ist sehr stimmig. Die Personen sind gut ausgearbeitet, allen voran Erich, mit dem ich sehr mitfühlen konnte. Die Themen Familie, Heimat, Entwurzelung und Schuld sind im Roman wichtige Bausteine, deren Umsetzung mir sehr gut gefallen hat. Für mich hätte die Autorin den Roman sogar noch mehr ausschmücken können und gerade was die Schuld, die Erich auf sich geladen hat, und warum er nicht nach Sibirien zurück kehren wollte, betrifft, wären noch ein paar Informationen mehr hilfreich gewesen. Trotzdem bin ich begeistert und kann mich der Meinung aus der Jury des Bachmann-Preises nur anschließen: "Ein wunderschöner, ein perfekter Text".

Bewertung vom 14.02.2017
Sturmherz
Bomann, Corina

Sturmherz


ausgezeichnet

Überwältigender Lesemarathon

Ich habe schon mehrere Bücher der Autorin Corina Bomann gelesen und war immer sehr begeistert davon, weswegen ich auch ihren neuen Roman "Sturmherz" unbedingt lesen wollte. Auch bei diesem Buch ist das Cover wieder wunderschön gestaltet und es lädt nur dazu ein, es in die Hand nehmen zu wollen. Das in ihrem neuen Roman gewählte Thema fand ich zudem wieder sehr interessant und bin begeistert, dass Frau Bomann so vielseitige Themen und Handlungsorte für ihre Romane findet und sich keine mir bekannte Geschichte mit einer anderen ähnelt. Die Sturmflut in Hamburg hat sie meisterhaft in die Geschichte eingebunden, das Schicksal der Menschen, das wahren Hintergrund hat, hat mich tief berührt. Nicht nur das, die Autorin gibt dem Leser weiter zu denken, sei es in Bezug auf das Thema Patientenverfügung, das anfangs eine große Rolle spielt und deutlich macht wie wichtig es ist, vorzusorgen bzw. wie schwierig es für die Angehörigen ist, wenn sie um das Betreuerrecht kämpfen müssen. Oder deswegen, dass Menschen manchmal einfach nicht anders handeln können, auch wenn sie es wollen, dass rechtzeitiges miteinander reden viel mehr bringt, als sich selbst zu verbittern, dass man manchmal mit dem was man hat zufrieden sein sollte und nicht ewig dem nachtrauern, was man hätte haben können, und schließlich was das Handeln von Menschen für Kettenreaktionen im Bezug auf ihre Mitmenschen auslösen kann.

Ich muss Frau Bomann sehr bewundern, einen Roman mit über 500 Seiten zu schreiben, der in sich vollkommen stimmig ist, der nur nach und nach alles auflöst und den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte. In manchen Teilen dachte ich mir während des Lesens, sie hätten etwas gekürzt auch ausgereicht, aber im Nachhinein gesehen war der Umfang absolut gerechtfertigt und es war interessant, die Erlebnisse von Cornelia und Richard tatsächlich von beiden Seiten zu erfahren. Und da ihre Geschichte natürlich tragisch, aber auch schön und beeindruckend ist, habe ich sie sehr gerne so ausführlich verfolgt. Ich konnte lange nicht verstehen, warum sich Cornelia ihrer Tochter Alexa gegenüber so abweisend verhalten hatte und fand das etwas unrealistisch dargestellt, aber auch dazu lieferte die Autorin schließlich noch eine Begründung, die mich überzeugt hat.

Frau Bomann hat wunderbar ausgearbeitete Personen erschaffen, allen voran auch Alexa, die nie verstanden hat, warum sich ihre Mutter in ihrer Kindheit plötzlich so sehr von ihr abgewandt hatte, und nach dem Schlaganfall ihrer Mutter mit vielen Wahrheiten und schließlich auch Veränderungen in ihrem Leben bombardiert wird, mit denen sie umzugehen lernen muss. Und am Ende nicht nur im Reinen mit ihrer Mutter, sondern auch mit einem neuen glücklichen eigenen Leben aus den vielen Vorkommnissen herausgeht. Mich hat auch dieser Roman wieder bis ins letzte Detail überzeugt und ich vergebe sehr gerne fünf glänzende Sterne dafür.