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Blubie
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Schönau

Bewertungen

Insgesamt 178 Bewertungen
Bewertung vom 01.05.2023
Der treue Spion / Offizier Gryszinski Bd.3
Seeburg, Uta

Der treue Spion / Offizier Gryszinski Bd.3


gut

Das Buchcover und der Klappentext waren für mich vielversprechend.

Dies ist der dritte Kriminalfall Gryszinskis. Ich habe die ersten beiden Bücher nicht gelesen, aber die braucht man nicht unbedingt, um dieses Buch zu lesen, aber sicherlich vertieft das die Person Gryszinskis.
Ich sortiere das Buch eher bei historisch ein, denn der Kriminalfall ist nicht sonderlich spannend und kommt stellenweise doch sehr konstruiert daher, das hat das Lesen an mancher Stelle für mich etwas zäh gestaltet.

Was aber sehr positiv auffällt, ist der Schreibstil Uta Seeburgs, der die Zeit 1896-1916 sehr authentisch widerspiegelt. Die Beschreibungen der Alltagsbegebenheiten lassen diese Ära vor den geistigen Augen der Lesenden lebendig werden.
Ich glaube, ein ganz normaler Roman, vielleicht ein Familienepos aus dieser Zeit, aus ihrer Feder hätte mir um Einiges besser gefallen.

Bewertung vom 29.04.2023
Als wir Vögel waren
Banwo, Ayanna Lloyd

Als wir Vögel waren


ausgezeichnet

Dieses Buch mit dem wunderschönen Cover (danke an Diogenes, dass Ihr das original Cover und den original Titel verwendet habt - das ist bei deutschen Verlagen leider keine Selbstverständlichkeit mehr), hat mich sehr beeindruckt und tatsächlich such bereichert.
Eine mystisch angehauchte Liebesgeschichte aus Trinidad.

Was wusste ich davor über Trinidad? Gar nichts, also erst einmal Bilder Googlesuche, danach ein bisschen über Rastafari gelesen und schon war ich auch mitten in der Geschichte von Darwin und Yejide. Ich mochte das wirklich sehr, vor allem der Schreibstil ist außergewöhnlich: auf der einen Seite sehr poetisch, aber dann auch wieder schlicht. Die Übersetzerin Michaela Grabinger hat es wunderbar geschafft, das Kreolische sprachlich wiederzugeben, ohne dabei verzweifelt einen deutschen Dialekt zu bemühen, dafür gebührt ihr großes Lob.

Die Beschreibungen und die Stimmung in dem Buch macht Lust mehr über Trinidad zu erfahren. Die Geschichte ist toll und trotz der mystischen Elemente wirkt nichts aufgesetzt, eine kraftvolle Begegnung zweier Menschen, die in den Traditionen ihrer Familien feststecken.

Von mir gibt es maximale Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.04.2023
Babel
Kuang, R. F.

Babel


ausgezeichnet

Welche Worte wählt man für eine Rezension, wenn ein Buch nicht nur die Erwartungen erfüllt, sondern sogar übertrifft? Welche Worte können dem gerecht werden?

Wer sich von Werbetexten mitreißen lässt, die von einer Qualität Harry Potters schwärmen… vergesst das, dieses Buch hat absolut nichts mit H.P. zu tun und es ist mir schleierhaft wie man auf diesen Vergleich kommt.

Wer ein klassisches Fantasyspektakel erwartet -vergesst auch das. Klar, es gibt Magie, das war es dann aber auch schon. Und diese Magie ist so plausibel, dass man beim Lesen ganz schnell vergisst, dass man ein Fantasybuch in Händen hält.

Ein leichtes Buch für zwischendurch zum Abschalten, auch hier muss ich Euch enttäuschen. Das war alles andere als leichte Lektüre, hier muss man dran bleiben und sogar ich habe die doppelte Zeit benötigt , schon alleine weil ich nichts überlesen wollte.

Wer Sprachwissenschaft mag und viel über den britischen Kolonialismus Anfang des 19. Jahrhunderts lernen möchte, der wird dieses Buch genauso lieben wie ich.
R.F.Kuang ist Historikerin und Sprachgelehrte und ich kniee vor so viel Wissen ehrfürchtig nieder.
Dazu bedient sie sich auch noch eines wunderbaren Schreibstils und erzählt zwischen der Flut an Fakten, eine spannende Geschichte. Und die Themen sind brisant: Kolonialpolitik, Diskriminierung, Rassismus, Ausbeutung von Arbeitskraft und Ressourcen und Lobbyismus. Hochaktueller könnte es kaum noch zugehen.

Dieses Buch ist wie eine wunderbare Schatzkiste und definitiv ein Lesehighlight in diesem Jahr.
Meinen größten Respekt zolle ich den beiden Übersetzerinnen Heide Franck und Alexandra Jordan, die Enormes geleistet haben.

Bewertung vom 14.04.2023
Solange wir leben
Safier, David

Solange wir leben


ausgezeichnet

Ich gebe zu, ich habe bisher noch kein Buch von David Safier gelesen. Zwar stehen "Ein mieses Karma" und "Jesus liebt mich" schon eine lange Weile in meinem Bücherregal, allerdings ungelesen. Das aktuelle Werk, das am 18.April erscheint, hat aber nichts mit den lustigen gelben Unterhaltungsbüchern zu tun.
Schon der Klappentext hat mich neugierig gemacht und ich wollte den Roman unbedingt lesen.

Was für ein Buch! Was für eine, vom Schicksal gebeutelte, Familie! David Safier beschreibt das Leben und das Kennenlernen seiner Eltern, und diese Geschichte könnte einem Hollywood Blockbuster entsprungen sein. Wenn man bedenkt, dass sein Vater - ein Wiener Jude - den Nazis entkommen konnte und nur er und seine Schwester als einzige der Familie den Holocaust überlebt haben, das alleine wäre schon ein Buch wert.
Während sein Vater sich im weiteren Lebensverlauf voller Zweifel, aber immer wieder voll purer Lebenslust, durch das Leben schlägt und unruhig durch die Welt zieht, wie ein Vagabund, so ist seine bremer Mutter eine bodenständige Überlebenskämpferin.
Diese Familiengeschichte könnte spannender und packender kaum sein, sie zu lesen war ergreifend und am Ende war ich sogar nah am Wasser gebaut.
Was für ein Segen, dass David Safier schreiben kann und somit seinen Eltern ein liebevolles Denkmal setzt, die er zu keinem Zeitpunkt verklärt zu Helden stilisiert, sondern sie sehr menschlich mit all ihren Fehlern darstellt.

Schade nur, dass das Lektorat einige Logik- und Schreibfehler übersehen hat, das hat weder Herr Safier noch dieses wunderbare Buch verdient.

Ich kann "Solange wir leben" vollumfänglich und uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 30.03.2023
Tochter einer leuchtenden Stadt
Suman, Defne

Tochter einer leuchtenden Stadt


gut

Das Buch hatte mich schon vor dem Klappentext mit seinem schönen Cover eingefangen, die Inhaltsangabe machte mich dann erst recht neugierig.
Die ersten Seiten hatten mich stimmungsmässig auch gleich in die alte Metropole Smyrna versetzt, die Autorin beschreibt die Atmosphäre so wunderbar, dass man meint eine Zeitreise zu unternehmen... fast kann man die Gerüche und Geräusche wahrnehmen.
Und dann kamen die nächsten Seiten und ich kam mir immer blöder vor. Ich denke nicht, dass ich eine besonders ungebildete Leserin bin und nur seichte Literatur wegschnabulieren kann, aber ich habe einfach mit zunehmender Seitenanzahl gar nichts mehr gerafft.

Ich interessiere mich sehr für die Geschichte des beginnenden 20. Jahrhunderts, allerdings habe ich kaum Ahnung von griechisch-türkischer Geschichte, leider setzt die Autorin diese Kenntnisse allerdings voraus. Als ahnungslose Leserin wird man also nicht nur in ein politsches Geschehen geworfen, dass man kaum versteht, nein - es folgen auch noch Zeitensprünge und (gefühlt) 2000 Protagonisten mit exotischen Namen, die ich manchmal noch nicht mal hätte aussprechen können. Dialoge sind schwer zuzuordnen (wer spricht grad mit wem?) und gespickt mit griechischen und türkischen Ausdrücken, keine der beiden Sprachen verstehe ich. Allerdings hat die Autorin die gängigsten Ausdrücke am Ende des Buches zusammengefasst.

Ich hätte das Buch wirklich wirklich gerne gemocht, auch wenn der Schreibstil anspruchsvoll (aber sehr distanziert) ist, aber ich habe es nach der Hälfte aufgegeben. Kaum war ich mal in der Handlung drin, kam wieder irgendein Kampf, eine politische Handlung und ich war wieder raus.

anspruchsvoller Schreibstil - kann ich
anspruchsvoller Plot - kann ich
ungewohntes historisches Setting - kann googeln
viele Protagonisten - kann ich
viele Protagonisten mit ungewohnten Namen - schaff ich auch noch
Zeitsprünge - meist auch kein Problem
alles zusammen: bin leider raus

Wer sich ein wenig mit diesem Teil der Historie auskennt und vielleicht sogar Wurzeln in Izmir hat, der wird dieses anspruchsvolle Buch wahrscheinlich sehr lieben, sprachlich ist es wirklich schön.
Ich ziehe meinen Hut vor dem Übersetzer Gerhard Meier.

Bewertung vom 29.03.2023
Die Radfahrerin
Leonard, Susanna

Die Radfahrerin


sehr gut

Wer hat schon von Annie Londonderry gehört oder gelesen? Ich gehe mal davon aus: die wenigsten von Euch. Und so erging es mir auch, bevor ich dieses Buch in Händen hielt. Das Internet spuckt nicht viele Informationen über sie aus, was auch die Autorin im Nachwort bestätigt - Annie (Londonderry) Kopchovsky existierte, mutig verließ sie 1894 ihre Familie (Mann und drei kleine Kinder) im Alter von 22 Jahren, um mit einem Fahrrad einmal um die Welt zu radeln. Dafür wird sie heute noch "gefeiert", da sie damit einen Beitrag zum Feminismus geleistet hat.
Ob es damals tatsächlich eine Wette gab, mit der Bedingung, dass sie diese Reise ohne Geld mit nur einer Wechselganitur Wäsche antreten darf, die Reise nur 15 Monate dauern darf und sie in dieser Zeit 5000 Dollar verdienen muss... darüber weiss man nichts Genaues, aber Gerüchten zufolge war es so.
Tatsache ist, sie war eine mutige abenteuerlustige junge Frau, die sich selbst perfekt vermarkten konnte und großartig Geschichten erzählen.
Und so strickt Susanna Leonard aus diesen wenigen Fakten eine sehr unterhaltsame quasi Biografie, die sich kurzweilig lesen lässt. Ihre Annie ist eine sympathische junge Frau, in die man sich gut hineinversetzen kann. Leonards Prtoagonisten sind allesamt griffig und bunt, es macht Spass den Dialogen zu folgen und den Gedankengängen Annies. Auch die Atmosphäre dieser Zeit ist stimmig.
Annie Londonderry war bekannt dafür, dass sie schillernde Abenteuergeschichten erzählen konnte und die Presse der damaligen Zeit an der Nase herumführte. Die Autorin nutzt diese Geschichten und knüpft sie gekonnt in die Erzählung ein.
Viel Fiktion befindet sich zwischen den beiden Buchdeckeln, aber dennoch könnte es durchaus genauso gewesen sein. Eine schöne und unterhaltsame Hommage an eine interessante Frauenfigur über die man leider viel zu wenig liest.

Bewertung vom 20.03.2023
Bissle Spätzle, Habibi?
Alaoui, Abla

Bissle Spätzle, Habibi?


ausgezeichnet

Ach! Was für ein absolut erfrischendes und tolles Buch!
Zugegeben, erst hat mich der Titel gecatcht, danach der Klappentext und schließlich die ersten positiven Rezensionen. Dann MUSSTE ich das Buch einfach haben und ich habe es an einem Tag durchgesuchtet und zu hundert Prozent genossen. Der Plot hat nicht nur meine Erwartungen erfüllt, sondern übertroffen.
Ich liebe ja culture-clash Geschichten und diese hier ist so liebenswert und humorvoll erzählt, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag.
Abla Alaoui hat ihre Charaktere authentisch und detailliert herausgearbeitet, Amaya ist eine hinreißende Protagonistin mit all ihren Schwächen und Stärken und Fehlern… und ihrem Humor.
Es ist nicht einfach nur eine wunderbare Liebesgeschichte, sondern auch ein Bericht darüber wie Menschen zwischen zwei Kulturen leben und versuchen Kompromisse zu finden, wir erfahren (ohne hoch-erhobenem Zeigefinger) von Alltagsrassismus und Sexismus.
Bravo! Ein durch und durch gelungener Debütroman, der mich komplett überzeugt hat und perfekt unterhalten.
(Ich habe auch die arabischen Weisheiten am Anfang jedes Kapitels sehr gemocht)
Absolute Leseempfehlung, da gibt es nix dran zu rütteln!

Bewertung vom 14.03.2023
Wolfskinder
Buck, Vera

Wolfskinder


ausgezeichnet

Was für ein schönes Buchcover!
Was für ein gelungenes Thriller-Debüt!
Wobei... so ein klassischer Thriller ist es ja eigentlich nicht, was ich persönlich ja sowieso besser finde. Also wer so ein Vermittler-Duo-Ding braucht: nope hier nicht.

Es brauchte keine 10 Seiten um völlig in den Bann gezogen zu werden. Es kommen viele Personen zu Wort und jedes Kapitel ist aus einem anderen Blickwinkel, was aber nicht lange verwirrend ist, man bekommt bald einen guten Überblick wer wer ist. Diese extrem düstere Stimmung ist es, was mich von Anfang an völlig einnimmt. Und obwohl es irgendwann klar ist, dass es wohl in Deutschland spielt, ist das Setting so vage, dass es irgendwo in den Bergen der USA genauso spielen könnte, wie in Skandinavien, in der Schweiz oder sonstwo.
Jede der Figuren ist gut herausgearbeitet und handelt und spricht authentisch, das habe ich besonders gemocht, da man zu keinem Zeitpunkt aus dem Lesefluss gerät und der Roman sich zum absoluten Pageturner entwickelt und spannend bis zur letzten Seite bleibt.

Bravo! Ich freue mich schon auf mehr Lesestoff von Vera Buck!

Bewertung vom 06.03.2023
Lichte Tage
Winman, Sarah

Lichte Tage


ausgezeichnet

Ein schmales Büchlein voller Emotionen und Liebe - vor allem Liebe.
Ich gebe es zu: zuerst hat mich das Buchcover sehr angesprochen und danach haben mich ein paar böse Rezensionen komplett neugierig gemacht. Aber ich kann diese Kritiken nicht teilen. Ich mochte an dem Buch alles: den Erzählstil, die Figuren und vor allem die Beziehung der Figuren untereinander… so voller schöner Momente und doch so tragisch. Traurig, aber nicht hoffnungslos.

Es ist die Geschichte dreier Menschen zwischen Liebe, Freundschaft und Trauer über fehlende Bezugspersonen.
Besonders aufgefallen ist mir das langsame Tempo und die teilweise wunderbaren Beschreibungen von Begebenheiten und Örtlichkeiten.
Wer ruhige Romane voller Emotionen ohne triefenden Kitsch mag, dem sei dieses wunderbare Buch empfohlen - toll übersetzt von Elina Baumbach.

Bewertung vom 26.12.2022
Vanessa und die Kunst des Lebens / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.2
Martin, Stefanie H.

Vanessa und die Kunst des Lebens / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.2


ausgezeichnet

Ich war sehr glücklich als der zweite Band der Bloomsbury Trilogie endlich erschien, bereits der erste Band konnte mich total überzeugen.

Nochmal zur Erinnerung: die Bloomsberries waren eine moderne und junge Künstlergruppe im Londoner Stadtteil Bloomsbury, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts um die Schwestern Virginia Woolf und Vanessa Bell gegründet hat.
In der Trilogie erfahren wir vom Leben Virginia Woolfs bevor sie eine bekannte Literatin wurde. In diesem Band steht ihre malende Schwester Vanessa Bell im Fokus.
Nicht nur dass die Thematik und der Zeitgeist enorm interessant ist, Martin schreibt einfach überzeugend und recherchiert sehr genau. Es hat mir viel Freude bereitet, nebenher nach Fotos zu googeln, die das Gelesene noch untermauern. Es ist toll wenn ein Gemälde oder eine Person so detailliert beschrieben wird, dass man diese auf einem Foto sofort wiedererkennt.
Stefanie H.Martin schreibt so wunderbar, dass man ohne ständige Hinweise, immer weiss wann man sich befindet… die Atmosphäre der Zeit ist immer greifbar, ganz ohne „Produktplatzierung“.
Dass alles historisch exakt ist, ist für mich mittlerweile leider keine Selbstverständlichkeit mehr, deshalb will ich das nochmal betonen.
Danke für diese wunderbare Fortsetzung, jetzt hoffe ich, dass die Wartezeit zum dritten Band schnell vergeht!