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Benutzername: 
Katjuschka
Wohnort: 
Gießen

Bewertungen

Insgesamt 240 Bewertungen
Bewertung vom 22.01.2022
Die Heimat des Herzens / Die Frauen von Hampton Hall Bd.3
Whitmore, Felicity

Die Heimat des Herzens / Die Frauen von Hampton Hall Bd.3


ausgezeichnet

Nach dem "Faden der Vergangenheit" und der "Straße der Hoffnung" ist es nun die "Heimat des Herzens", mit der die Autorin die Trilogie der "Frauen von Hampton Hall" abschließt.
Melody ist weiter unterwegs auf den Spuren ihrer Ahnin Abigail und findet dabei nicht nur Antworten auf ihre Fragen, sondern deckt dabei auch ein grausiges Familiengeheimnis auf.

Abigail, die endlich Sir Laurence entkommen konnte, ist mit dem Schiff unterwegs nach New York. Sie will dort die Madonna zurückholen und dann zu ihrem Sohn Ebenezer nach Stockmill bringen.
Unterstützung erhält sie dabei von dem eher wortkargen, aber hilfsbereiten Kapitän Maroon.
In England ist zeitgleich ein tödlicher Bruderzwist zwischen dem besonnenen Ebenezer und dem aufbrausenden Hugo entbrannt.
In den in Oregon gefundenen Tagebüchern liest Melody über das gleichermaßen traurige, wie grauenvolle Schicksal der Familie Riley-Lancaster und kann dadurch die Puzzleteile um das Schicksal von Abigail zusammensetzen.

Dieser abschließende Band der Reihe gibt nochmal richtig Gas.
Die Handlung rund um die Nachfahren von Sir Laurence lassen die Leser(innen) mehr als einmal tief Luft holen.
Gerade das Schicksal der durch die Vergewaltigungen gezeugten Kinder sind auf mehreren Ebenen mehr als tragisch.
Der Wahnsinn von Sir Laurence zieht Konsequenzen nach sich, die noch in den nachfolgenden Generationen eine grausige Wirkung zeigt.
Aber auch der Weg von Abigail ist berührend und wird weiterhin von dramatischen Ereignissen geprägt.

Die für mich drängenste Frage, wer denn nun der direkte Vorfahr von Melody ist (alsonach Abigail) wurde zum Glück erst recht spät offenbart.
Der Weg dahin war allerdings extrem spannend und ereignisreich!
Melody und Dan haben diesmal nur einen kleineren Anteil am Geschehen, dafür nimmt der Teil um den amerikanischen Zweig der Familie großen Raum ein.
Und der hat es in sich! Beim lesen läuft einem nicht selten ein Schauer über den Rücken bei den beschriebenen Horrorszenarien!
Das "Finale" in Wales ist dann zum Glück in einer Art, die mich das Buch mit einem Lächeln beenden ließ.
Fazit: Eine grandiose Trilogie, die einen durchgehend fesselt und begeistert!

Bewertung vom 18.01.2022
Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar / Mord ist Potts' Hobby Bd.1 (eBook, ePUB)
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar / Mord ist Potts' Hobby Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Die 77jährige Judith Potts lebt allein im idyllischen Marlow, arbeitet als Kreuzworträtsel-Autorin für eine Zeitung und genießt ihren beschaulichen, selbstbestimmten Alltag mit gelegentlichem Nacktschwimmen in der Themse und dem ein oder anderen Whisky. Ihr Leben wird auf den Kopf gestellt, als sie Hör-Zeugin eines Mordes auf dem Nachbargrundstück wird.
Da aber die ortsansässige Polizei den Fall nicht ernst nimmt, beginnt Judith auf eigene Faust zu ermitteln.
Sie lernt dabei die Hundesitterin Suzie und die neurotische Pfarrersfrau Becks kennen, die sie bei ihren Ermittlungen unterstützen.

Ein weiterer englischer Cosy-Krimi und dazu eine "private" Schnüfflerin Ü70 - Mrs. Marple lässt grüßen!
Judith ist schon etwas eigen und ihre Art mit anderen umzugehen zumindest gewöhnungsbedürftig, aber man schließt sie schnell ins Herz.
So ergeht es auch DS Tanika Malik, die, zuerst genervt von Mrs. Potts, ihre Hilfe bei den offiziellen Ermittlungen dann doch annimmt.
Suzie und Becks komplettieren ein sehr skurriles Trio, welches auf den ersten Blick absolut nichts gemeinsam hat, aber dann zu echten Freundinnen werden.
Als es im Laufe der Handlung zu drei Morden kommt, ist natürlich nicht nur den Leser(inn)en sofort klar, diese hängen zusammen!
Es gibt genügend Verdächtige, Geheimnisse, Motive, Zeugen, Alibis,... aber wie passt das alles zusammen?
Die Auflösung ist nicht wirklich neu - der Twist liegt sogar recht schnell auf der Hand - aber der Weg zur finalen Aufklärung macht viel Spaß und ist mit einem echten Showdown sogar nochmal richtig spannend!
Ich hoffe auf weitere Fälle für die Damen vom "Mordclub".

Bewertung vom 10.01.2022
Die Frauen von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.1
Maly, Beate

Die Frauen von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.1


sehr gut

Im Sommer 1914 wird Emma Moser Tierpflegerin in der Menagerie in Schönbrunn. Voller Leidenschaft widmet sie sich ihren Schützlingen, besonders Orang-Utan-Dame Fanny hat es ihr angetan.
Als der Krieg ausbricht, werden fast alle Männer eingezogen und Emma muss nicht nur mehr Verantwortung übernehmen, sondern auch noch für ihre schwangere Schwester sorgen.
Zur Unterstützung wird der Tierarzt Julius Winter, der verletzt von der Front zurückgekehrt ist und noch mit den Erlebnissen zu kämpfen hat, eingestellt!
Gegen Ende des Krieges hungert nicht nur die Bevölkerung, auch die Versorgung der Tiere wird immer schwerer und die Rufe werden lauter, den Zoo zu schließen.

Die Menagerie (heuteTierpark) bei Schloss Schönbrunn ist der älteste noch existierende Zoo Europas und die Autorin mixt hier eine fiktive Handlung mir realen Geschehnissen.
Die Beschreibungen der Tierhaltung sind nicht immer wirklich schön, aber historisch korrekt.
Emma ist eine Vorreiterin bei diesem Thema und will die Tiere nicht nur füttern und waschen, sondern auch dafür sorgen, dass sie artgerechter gehalten werden.
Tiere zu beschäftigen, damit sie nicht so einsam sind und traurig werden, wird als Spinnerei abgetan.
Der Gegenspieler von Emma, Zoologe von Kochauf, ist ein alter Schulkollege von Julius. Die beiden haben noch eine alte Rechnung offen.
Aber nicht nur die Sorge um die Tiere treibt Emma um. Vater und Schwager sind an der Front und die Schwestern sind in ständiger Angst um die beiden.

Auch wenn der Tierpark Schönbrunn mit der historischen Menagerie sicher nicht mehr viel gemeinsam hat, macht die Beschreibung doch Lust, einmal dorthin zu reisen.
Eine schöne Geschichte für Tier- und Wien- Liebhaber mit einem versöhnlichen Ende.

Bewertung vom 20.12.2021
Die Frauen vom Jungfernstieg - Irmas Geheimnis / Jungfernstieg-Saga Bd.3
Johannson, Lena

Die Frauen vom Jungfernstieg - Irmas Geheimnis / Jungfernstieg-Saga Bd.3


gut

Hamburg, 1907. Oscar und Gerda sind glücklich. Sie reisen, sammeln Kunst.
Gerda veranstaltet weiter Salons in ihrer neuen Villa an der Alster.
Beiersdorf floriert und Oscar ist zuversichtlich, schon bald mit ihrer Nivea-Creme den Markt erobern zu können. Doch dann wird Irma, die in der Marketingabteilung mitarbeitet, in einen Skandal verwickelt, der hohe Wellen schlägt!
Der Konzern gerät in eine Krise, die Irma und ihre Freundinnen mit sich zu reißen droht.

Im letzten Teil der Trilogie erfährt man erneut interessante Hintergründe rund um die Entwicklung von berühmten Drogerieprodukten (hier Nivea-Creme und am Rande auch Labello), sowie aus der Historie von Beiersdorf.
Die Geschichte der drei Frauen wird weitererzählt, aber für mich nicht mehr so interessant wie in den Vorgängern.
Trotz des Titels, stand Irma nicht im Mittelpunkt der Handlung.
Zur Abrundung ein gutes Buch, aber für mich der schwächste Teil der Reihe.

Bewertung vom 09.12.2021
In Vino Veritas (eBook, ePUB)
Zeichnerin, Amalia

In Vino Veritas (eBook, ePUB)


gut

Nachdem der Kriegsveteran Clarence Fox gemeinsam mit Ehefrau Mabel bereits in "Post Mortem" einen mysteriösen Mordfall aufklären konnte, ereignet sich in ihrem Umfeld erneut ein Todesfall, der die beiden Hobbydetektive herausfordert.
Als der ehemalige Lieutnant Colonel Horatio Holbrooks stirbt, geht die Polizei von einem Selbstmord aus.
Aber nicht nur die Witwe ist von einen Verbrechen überzeugt.
Auch Mr. und Mrs. Fox fallen diverse Ungereimtheiten während ihrer "privaten Nachforschungen" auf.
Auch gibt es immer mehr Verdächtige mit ganz unterschiedlichen Motiven!
Aber die beiden geben nicht auf.

Ein historischer Krimi mit atmosphärischem Charme und ruhigem Erzähltempo entführt die Leserschaft nach London des 19. Jahrhunderts.
Mr. und Mrs. Fox treibt eine gewisse Neugier dazu, immer neue, teils unbequeme Fragen zu stellen und so den Tathergang zu rekonstruieren und den/die Täter(in) zu überführen.
Und es gilt dabei stets, auf gar keinen Fall gegen Etikette oder Konventionen zu verstoßen.
Sehr britisch ist naturlich auch ein regelmäßiger Teegenuß sehr wichtig!

Ein weiterer Cosy-Krimi mit einer Täter- und Motivsuche der besonderen und irgendwie auch entspannten Art.

Bewertung vom 07.12.2021
Jane Austen und die Kunst der Worte / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.7 (eBook, ePUB)
Bell, Catherine

Jane Austen und die Kunst der Worte / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.7 (eBook, ePUB)


gut

Eine Geschichte nicht nur "über", sondern "mit" Jane Austen zu schreiben, ist gleichermaßen schwierig wie mutig.
Über diese außergewöhnliche Schriftstellerin wurde schon sehr viel geschrieben - obwohl extrem wenig aus fundierten Quellen bekannt ist.
Und das ist ein großes Problem!
Denn überliefert ist eigentlich nur, was die Familie Austen nach dem Tod von Jane zugelassen hat.
Zu viel wurde bewusst vernichtet um deren "Image" gesteuert aufzubauen.

Catherine Bell schreibt daher eine Geschichte voller Spekulationen, gestützt auf die wenigen bekannten Fakten ihres Lebens (Geburtsdatum, diverse Wohnorte, Veröffentlichungen ihrer Werke und weniger Briefe, Todesdatum).

Da hier oft aus der Sicht von Jane Austen geschrieben wurde, hat sich der Schreibstil von Catherine Bell, dem von Jane Austen angenähert.
Das fand ich tatsächlich sehr gut und passend.
Die Erklärungen und Gedanken von Jane Austen rund um Tom Lefroy oder die 24-Stunden-Verlobung mit Harris Bigg-Wither könnten zutreffen - oder auch nicht. Es ist nichts wirklich bekannt!

Sehr verwirrend sind meiner Meinung nach die unnötigen Zeitsprünge.
Auch können wahrscheinlich nur echte Fans von Jane Austen die diversen auftauchenden Namen, den entsprechenden Personen aus deren Umfeld direkt zuordnen.
Auch die Arbeitstitel der später weltbekannten Bücher, sind sicher nicht allen geläufig.
Vielleicht sollte man hier tatsächlich erst den Anhang lesen?

Für Fans von Jane Austen sicher eine nette Geschichte, da man der Autorin (vermeintlich) etwas näher kommt.
Sehr vieles klingt einfach plausibel und bestätigt, was man zu wissen meint.
Wer aber bisher noch kein Buch von Jane Austen gelesen hat, sollte dies vielleicht vorher tun.
Ich empfehle als Reihenfolge: "Verstand und Gefühl" - "Stolz und Vorurteil" - "Überredung" - "Emma" - "Kloster Northanger" - "Mansfield Park".

Bewertung vom 04.11.2021
Stürmische Weihnacht in Cornwall (eBook, ePUB)
Wahl, Maxim

Stürmische Weihnacht in Cornwall (eBook, ePUB)


sehr gut

Virginia ist 16 Jahre alt und lebt ein unbeschwertes Leben auf dem Schloss ihrer Familie.
Mit dem geliebten, bereits verwitweten Vater, ist sie eng verbunden. Das Verhältnis zur deutlich älteren Schwester ist eher distanziert.
Das Leben wird dominiert von Traditionen und Konventionen, doch Virginia scheint ihrer Zeit voraus: Das neue Jahrhundert soll ihre Zeit werden!
Sie will keine standesgemäße Verbindung eingehen, sondern einen Mann heiraten, den sie wirklich liebt.
Vielleicht ihren Jugendschwarm Freddie?
Doch der zeigt plötzlich sein wahres, hässliches Gesicht und ein altes Geheimnis aus einer längst vergangenen Zeit kommt ans Tageslicht und verändert das Leben aller auf St. Michael's Mount.

Die Stimmung auf der Insel und in dem alten Schloss, das stürmische Klima, Wind und Wellen - der Autor beschreibt sehr bildhaft und atmosphärisch.
Ich war recht schnell in der Geschichte -und dann fast enttäuscht, wie schnell ich das Buch durchgelesen hatte!
Die Rahmenhandlung (alte Lady reist mit Enkel an einen Ort aus ihrer Vergangenheit und erinnert sich an ihre große Liebe) erinnert an die Rahmenhandlung aus Titanic.
Und aus dem verschwundenen "Herz des Ozeans" wurde hier das "Royal Heart".
Das Ende war dann entsprechend auch abzusehen, das fand ich dann leider sehr schade.
Alles in allem eine sowohl romantische, als auch spannende Geschichte aus Cornwall.

Bewertung vom 03.11.2021
Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
Rygiert, Beate

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher


sehr gut

Berlin in den 1920er Jahren: Auf einem Bankett lernt Franz Ullstein, Generaldirektor des Ullstteinverlages, die erfolgreiche Journalistin Rosalie Gräfenberg kennen.
Um Franz Ullstein ist es fast sofort geschehen!
Er verliebt sich in Rosalie und macht ihr kurz darauf einen Antrag.
Doch seinen vier Brüdern ist sie ein Dorn im Auge, zu unangepasst ist ihnen die geschiedene junge Frau.
Durch eine Intrige versuchen sie, Rosalie und Franz zu trennen.
Aber Vicki Baum, Freundin und Verlagsredakteurin bei Ullstein, lässt nicht zu, dass nur die Männer die Regeln diktieren.
Zusammen mit Tippfräulein Lilli an ihrer Seite wollen sie verhindern, dass Rosalies Ruf ruiniert wird!

Die kurze Liebesgeschichte zwischen Franz Ullstein und Rosalie Gräfenberg hat es so (oder so ähnlich) tatsächlich gegeben. Die Ehe der beiden hielt leider nur 2 Jahre.
Die junge Lilly Blume und ihre warmherzige Familie sind aber der Fantasie der Autorin entsprungen.
Man möchte fast "leider" sagen, denn "Blümchen" ist eine selbstbewusste junge Frau, die man sich sehr gut im aufregenden Berlin der 20er Jahre vorstellen kann.
Die berühmte Vicki Baum wird hervorragend und realistisch beschrieben und perfekt in die Handlung integriert.
Auch Haus und Familie Ullstein wurden von Beate Rygiert akribisch recherchiert und die historischen Fakten nur minimal dem Handlungsverlauf angepasst.
Im Verlauf der Geschichte wird das Erstarken der Nationalsozialisten lediglich angedeutet, ist es für den eigentlichen Verlauf der Handlung nur unwesentlich von Belang. Das Buch endet deutlich vor der "Arisierung" des Verlages.
Die Historie rund um das Haus Ullstein (und der Brüder) fand ich interessant und wird im Anhang noch vertieft.
Mir persönlich haben die Geschichten von Rosalie und Lilly gleich gut gefallen.
So unterschiedlich in ihrer Art, kann man sich mit beiden gut identifizieren.

Bewertung vom 28.10.2021
Die Klänge der Freiheit
Haigh, Tara

Die Klänge der Freiheit


ausgezeichnet

Nürnberg, 1943: Die junge Inge Gerner träumt von der weiten Welt.
Gegen den Willen des Vaters lässt sie sich zur Rotkreuzschwester ausbilden und hofft auf einen Einsatz in Nordafrika.
Doch sie wird ausgerechnet an die Ostfront geschickt!
Die Arbeit im Lazarett im russischen Charkow, konfrontiert sie mit der grausamen Realität des Krieges, während die Rote Armee immer näher rückt.
Als der deutsche Offizier Preuss ihr anbietet, ihn zur Abtei Montecassino nach Italien zu begleiten, ergreift sie die Chance der "Hölle" zu entkommen.
Preuss ist kultiviert, ein feinsinniger Kunstkenner, aber auch Nationalsozialist und Mitglied der Wehrmacht.
Inge muss irgendwann schwere Entscheidungen treffen muss: Zwischen Liebe und Verrat, Zukunft und Vergangenheit…

Inge ist zu Beginn der Handlung eine vom Nationalsozialismus durchaus überzeugte junge Frau.
Erste Zweifel wischt sie beiseite, noch wirkt die NS-Propaganda.
Erst in Charkow, beim zusammenflicken der vielen Soldaten, dem täglichen Horror der Triage, gerät ihre Überzeugung, die aber nie fanatisch war, ins Wanken.
In Italien kann sie der Hölle des Sterbens im Minutentakt entkommen.
Inge trifft auf Lorenzo, kommt in Kontakt mit den Partisanen.
Pflichtgefühl und Gewissen ringen miteinander.
Oder hat sie sich längst entschieden?

Die Geschichte von Inge entwickelt sich völlig anders, als ich zuerst vermutet hatte.
Der Alltag einer Lazarettschwester während des Krieges, wird hier erschreckend eindringlich (aber zum Glück nicht übertrieben brutal) beschrieben.
Ich konnte mir das Lazarett, sowie alle Protagonist(inn)en, sehr gut vorstellen - das Kopfkino lief auf Hochtouren.
Inges Entwicklung vom behüteten Mädchen zur jungen Frau, deren Weltbild auf den Kopf gestellt wird, wird hier sehr gut nachvollziehbar beschrieben.
Ihr Zögern, ob sie Charkow wirklich verlassen soll, ahnend, was den Zurückgebliebenen ggf. bevorsteht, zeugt von Empathie und Größe.
Ihre Entscheidung dann aber, von Überlebenswillen und Realitätssinn.
In Montecassino angekommen, liegt der Fokus der Handlung auf der Verbindung zu Preuss und zu Lorenzo, in den Inge sich verliebt.
Die Einbindung der italienischen Partisanen fand ich sehr gelungen, unterstreicht gerade dieser Handlungsstrang die Wandlung von Inge doch noch einmal deutlich.
Die historischen Begebenheiten rund um Charkow und Montecassino wurden sehr gut recherchiert, waren wichtiger Teil der Handlung.
"Die Klänge der Freiheit" ist ein Pageturner, dessen Spannungsbogen sich bis zuletzt stetig steigert.
Mich hat die Geschichte der Abtei von Montecassino fasziniert und dabei den Wunsch erweckt, einmal dorthin zu reisen.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.10.2021
Ein englischer Sommer
Diechler, Gabriele

Ein englischer Sommer


ausgezeichnet

Da ihr Freund Ingo einen Job in den USA annimmt (ohne sie in seinen Plänen zu berücksichtigen), trennt Annett sich schweren Herzens von ihm.
Nachdem auch noch überraschend ihre geliebte Oma Jetta gestorben ist, reist Annett allein in die Cotswolds um die Beerdigung zu organisieren, zu trauern und auch um Abstand zu gewinnen.
In Jettas kleinem Hotel im idyllischen Stow-on-the-Wold, fühlt Annett sich ihrer Oma nah, die wunderschöne Umgebung lässt sie zur Ruhe kommen.
Annetts Mutter Anne, die Jetta nicht sehr nahe stand, will das Hotel sofort verkaufen.
Doch die Erbin ist lt. Testament Annett!
Für das eher angespannte Mutter-Tochter-Verhältnis eine weitere Belastung.
Mit Unterstützung und Hilfe der Menschen im "Black Stag", sowie des Landschaftsgärtners Edward, wagt Annett einen Neuanfang.

Diese wundervolle Geschichte punktet mit einer sehr gefühlvollen, empathischen Handlung, sowie dem Flair der englischen Landschaft.
Die Beschreibungen von Land und Leuten sind sehr bildhaft, geradezu liebevoll - man merkt, dass die Autorin zur Recherche vorort war.
Annett ist von Beginn an unglaublich sympathisch - immer wenn es gilt, schwierige Entscheidungen zu treffen, tut sie dies mit Gefühl und Verstand!
Gerade ihre Reaktion als Beth wieder auftaucht, ist umsichtig und bewundernswert!
Generell sind sämtliche Protagonist(inn)en realistisch und lebensnah beschrieben.
Die Rückblenden in Jettas Vergangenheit ergänzen die Handlung und erklären manche Sprachlosigkeit.
Das Konflikte oder unausgesprochene Dinge noch Jahre später einen Einfluss auf Denken und Handeln haben, ist hier eindrucksvoll verwoben.
Zum Ende ist noch nicht jede Frage beantwortet, aber die Zukunft erscheint hoffnungsvoll, mutig und lebensbejaend!

Der Schreibstil ist leicht und gleichzeitig einfühlsam, ohne dabei jemals ins kitschige zu rutschen.
Auch ernste Themen sind wie selbstverständlich Teil der Handlung, der Grundtenor ist dabei jedoch immer positiv!
Schade, dass das "Black Stag" nicht wirklich existiert - ich würde gern bei Annett Urlaub machen und von dort die Cotswolds erkunden.