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amena25

Bewertungen

Insgesamt 278 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2020
Milchmann
Burns, Anna

Milchmann


sehr gut

Eindringlich - und anstrengend

Schon der Titel verrät, dass es hier nicht um einen 08/15-Roman geht.
»Der Tag, an dem Irgendwer McIrgendwas mir eine Waffe auf die Brust setzte, mich ein Flittchen nannte und drohte, mich zu erschießen, war auch der Tag, an dem der Milchmann starb. Er wurde von einem staatlichen Mordkommando erschossen, und der Tod dieses Mannes war mir herzlich egal.« So beginnt der Roman, der u.a. mit dem Man Booker Prize 2018 ausgezeichnet wurde.
Stilistisch ist der Roman eine echte Herausforderung. Ellenlange Sätze, Wortneuschöpfungen wie der ,,Vielleicht-Freund“ oder die Betitelung der Brüder und Schwestern mit ,,Ältere Schwester“ oder Bruder 1 sind originell, witzig, weisen aber auch auf eine gewollte Anonymisierung hin.
Inhaltlich geht es um eine junge Frau, die, vermutlich in Belfast in den 70er/80er Jahren, auf der richtigen Seite der Straße, auf der richtigen Seite des Meeres lebt, aber Probleme damit hat, sich ihrer Umgebung anzupassen. Als intellektuelle, lese- und sportbegeisterte junge Frau passt sie schlecht in die von ungeschriebenen Gesetzen und Zwängen bestimmte Gesellschaft.
Mit ihrem ,,Vielleicht-Freund“ führt sie eine gute Beziehung, ohne ihn allerdings jemals ihrer Familie vorzustellen, geschweige denn sich von ihm heimfahren zu lassen. Dafür wohnt er im falschen Viertel. Als die namenlose Erzählerin das Interesse des ,,Milchmanns“ auf sich zieht, eines einflussreichen Mannes, versucht sie zwar, dieses Interesse abzuweisen und Begegnungen mit ihm zu vermeiden. Allerdings vermag sie auch nichts gegen die schnell kursierenden Gerüchte, die ihr eine Affäre mit dem älteren, verheirateten Mann andichten.
Nur sehr mühsam schafft es die Ich-Erzählerin, ihren Weg hin zur Selbstbestimmung zu finden. Dieses Ringen spiegelt sich im Roman auch in relativer Handlungsarmut wider. Umso ausführlicher und eindringlicher dagegen legt die Ich-Erzählerin ihre Gedanken, Zweifel und Emotionen dar, gespickt mit schwarzen Humor und Absurditäten. So fühlt man sich zwar sprachlich gut unterhalten, wünscht sich des öfteren allerdings etwas mehr Handlung.
Auch ist mal stellenweise versucht, die Ich-Erzählerin zu schütteln und sie dazu zu bringen, sich ihrem ,,Vielleicht-Freund“ oder jemand anderem zu öffnen und ihren Kampf um Selbstbestimmung aktiver zu führen.

Bewertung vom 20.02.2020
Eisige Dornen / Nathalie Svensson Bd.4
Moström, Jonas

Eisige Dornen / Nathalie Svensson Bd.4


sehr gut

Der Rosenmörder

Auch wenn das Cover und teilweise auch der Titel leider eher das Klischee des typischen, schwedischen Krimis bedienen, handelt es sich bei ,,Eisige Dornen" um einen spannenden und unterhaltsamen Krimi.
Da es sich um den 4. Band der Reihe um die Psychiaterin Nathalie Svensson handelt, ist es zwar nicht zwingend notwendig, aber deutlich von Vorteil, wenn man die Vorgängerbände kennt. Nur so erschließt sich manche Andeutung oder scheinbare Nebenhandlung.
In Ystad wird der Fußballstar Hendrik Borg tot aufgefunden. Allem Anschein nach handelt es sich um Selbstmord, es sieht aus, als wäre Hendrik Borg friedlich entschlafen, mitsamt einer blauen Rose auf der Brust. Doch sehr bald stellt sich heraus, dass es sich um Mord handelt.
Und schon kurz darauf kommt es zu ganz ähnlichen Todesfällen, die Leichen einer depressiven Tänzerin, eines sehr attraktiven Piloten und einer krebskranken alten Frau werden ähnlich inszeniert aufgefunden.
Psychiaterin Nathalie Svensson soll mit ihren Kollegen von der Spezialeinheit für besonders schwere Fälle die Suche nach dem Serienmörder aufnehmen. Zunächst scheint die Toten nichts miteinander zu verbinden. Außer der blau gefärbten Rose gibt es keinerlei Hinweise. Doch der Abstand zwischen den Taten verkürzt sich von mal zu mal, sodass es zu einem Wettlauf mit der Zeit kommt. Mit ins Team wird auch Kriminalhauptkommissar Johan Axberg gerufen, obwohl dieser sich eigentlich in Elternzeit befindet. Doch Axberg und Nathalie Svensson verbindet mehr als nur die beruflichen Parallelen...
Das Motiv des Rosenmörders kristallisiert sich allmählich heraus, die eigentlichen Zusammenhänge werden aber erst zum Schluss offensichtlich, sodass man trotz aller Vorahnungen mitfiebern kann. Der Wechsel der Schauplätze und der Perspektiven gestaltet die Lektüre abwechslungsreich und spannend. Allerdings muss man es auch mögen, dass das Privatleben der Ermittler einen relativ breiten Raum einnimmt. Für Kenner der Reihe ist dies eher ein Plus, da sich die Figuren und ihre Lebensgestaltung jedes Mal ein bisschen weiterentwickeln.

Bewertung vom 06.02.2020
Diabolic - Fatales Vergehen / Wyoming Bd.2
Jackson, Lisa;Bush, Nancy;Noonan, Rosalind

Diabolic - Fatales Vergehen / Wyoming Bd.2


weniger gut

Zu viele Köche.....
Als sich die Teenager Shiloh, Kat und Ruth aus Prairie Creek in Wyoming eines Nachts aus dem Haus schleichen, um an einem See nackt baden zu gehen, geschieht dies aus reiner Abenteuerlust und um dem Kleinstadtmief und der elterlichen Aufsicht für eine Weile zu entkommen. Selbst die Tatsache, dass in Prarie Creek vor Kurzem drei Mädchen verschwunden sind, kann sie nicht davon abhalten. Doch das nächtliche Abenteuer wird zum Alptraum, da ihnen dort jemand auflauert und eine von ihnen sogar vergewaltigt wird.Zwar können alle drei dem Täter entkommen, doch ihr Leben hat sich für immer verändert. Während Shiloh und Ruth Prairie Creek verlassen, bleibt Kat, tritt in die Fußstapfen ihres Vaters und wird Detective.
Fünfzehn Jahre später kehrt Shiloh zu ihrer todkranken Mutter zurück, Ruth hat inzwischen eine psychologische Praxis eröffnet. Als plötzlich erneut ein junges Mädchen vermisst wird und die drei Frauen ein Foto in ihrem Briefkasten finden, das sie in jener Nacht vor 15 Jahren beim Baden zeigt, wissen sie, dass der Täter von damals immer noch sein Unwesen treibt und sie beschließen, sich zu wehren.
Der ,,Thriller" beginnt durchaus spannend, allerdings gleitet die Handlung schon bald ins Kitschige ab. Die Szenen, die aus der Perspektive des sexbesessenen Täters geschildert werden, wirken ziemlich abstoßend, bauen aber immerhin noch etwas Spannung auf. Im Verlauf findet jede der drei Frauen ihren Traum-Cowboy, was aber allzu vorhersehbar ist und in eher seichten und klischeebeladenen Szenen dargestellt wird. Erst am Ende kommt noch einmal etwas Spannung auf, da hat man aber eigentlich schon genug von den tollen, muskelbepackten Cowboys mit ihren stahlblauen Augen......
Sind für diesen Kitsch-Thriller wirklich drei Autorinnen nötig gewesen?

Bewertung vom 03.02.2020
Long Bright River
Moore, Liz

Long Bright River


ausgezeichnet

Einfühlsamer und bewegender Roman

Philadelphia ist Schauplatz des Romans ,,Long Bright River" der amerikanischen Schriftstellerin Liz Moore. Doch anders als der Titel einen glauben machen könnte, ist das Leben der Hauptfiguren alles andere als ,,bright".
Die beiden Schwestern Mickey und Kacey Fitzpatrick könnten unterschiedlicher nicht sein. Die ältere Schwester, Mickey, ist Streifenpolizistin und alleinerziehende Mutter eines kleinen Jungen. Die Jüngere, Kacey, schafft auf der Kensington Avenue an, um Geld für den nächsten Schuss zusammenzubringen. Seit fünf Jahren reden die beiden Schwestern nicht mehr miteinander. Doch den Grund für diesen Bruch erfährt man erst nach und nach.
Als Kacey eines Tages verschwunden ist und es immer wieder zu Morden an jungen Prostituierten im Viertel kommt, macht Mickey sich auf die Suche nach ihrer Schwester und bringt damit auch sich selbst in Gefahr.
Aus Mickey Perspektive wird die Handlung abwechselnd in Kapiteln mit der Überschrift ,,jetzt" und ,,damals" erzählt, sodass sich die Zusammenhänge und die Ursachen für den schwesterlichen Konflikt erst nach und nach erschließen. Diese Struktur baut kontinuierlich Spannung auf. Dennoch ist ,,Long Bright River" kein Krimi, sondern vielmehr ein Roman, der die tiefgreifende Drogenproblematik der Stadt und das Elend der Betroffenen zwar schonungslos, aber dennoch einfühlsam und niemals abwertend beschreibt.
Kaceys und Mickeys Familiengeschichte, der frühe Verlust der Mutter, die scheinbare Gleichgültigkeit des Vaters und die harsche Großmutter, die die beiden Mädchen zwar aufzog, aber ohne Zuneigung oder moralische Unterstützung aufwachsen ließ, ist stellenweise zutiefst traurig. Doch nur so kann man als Leser Mickeys Werdegang, ihre Entscheidungen und ihr Leben jetzt als Streifenpolizistin und liebevolle Mutter verstehen, genauso wie Kaceys Abrutschen ins Drogen- und Prostituiertenmilieu.
Die Schilderungen des Elends, der Armut, der Verwahrlosung und der Gewalt wirken authentisch, nehmen aber nie so großen Raum ein, dass sie den Leser abschrecken. Vielmehr wird man zum Mitfühlen und Nachdenken angeregt.
Ein bewegender und absolut lesenswerter Roman!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2020
1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2
Natt och Dag, Niklas

1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Der Mensch ist des Menschen schlimmster Feind

Wer ,,1793“ gelesen hat, weiß, was ihn erwartet. Mit dem Roman ,,1794“ führt der Autor Niklas Natt och Dag den Leser erneut nach Stockholm am Ende des 18. Jahrhunderts und bietet wieder ein spannendes, vielseitiges, teils aber auch sehr brutales Leseerlebnis.
Nach Cecil Winges Tod und den gemeinsamen Ermittlungen ist der Kriegsveteranen Jean Michael Cardell wieder auf sich allein gestellt. Außer Kneipen, Alkohol und Schlägereien gibt es nicht viel Abwechslung in seinem Leben. Da sucht ihn eine Frau auf und bittet ihn um Hilfe, den mysteriösen Tod ihrer Tochter aufzuklären. Diese wurde in der Hochzeitsnacht grausam ermordet, der frisch angetraute Ehemann wurde als Mörder identifiziert und ins Irrenhaus eingewiesen. Allerdings zweifelt die Mutter der Ermordeten an dieser Version. Cardell findet Unterstützung in Cecil Winges jüngeren Bruder Emil. Dieser ist allerdings nervlich angeschlagen, hat immer wieder Visionen und Cardell, selbst ja kein Kind von Traurigkeit, muss ihn zunächst vom Alkohol wegbringen.
Im ersten Teil begleitet man den jungen Adligen Erik Drei Rosen, der von seinem strengen Vater auf die Karibik-Insel Saint-Barthélemy geschickt wird. In der damaligen schwedischen Kolonie blüht der Sklavenhandel und Erik lernt nicht nur menschliche Abgründe, sondern auch den undurchsichtigen Geschäftsmann Tycho Ceton kennen, der den naiven jungen Mann unter seine Fittiche nimmt.
Wie schon in ,,1793“ wirken die vier Teile des Romans, die nach den vier Jahreszeiten benannt sind, zunächst eigenständig. Erst nach und nach erschließt sich der Gesamtzusammenhang zu einer gut konstruierten und schlüssigen Geschichte.
Allerdings kommt man als Leser gelegentlich auch an die Grenze des Ertragbaren. Niklas Natt och Dag äußerst anschaulicher und schonungsloser Stil vermittelt das Geschehen hautnah, seien es die Gerüche und Geräusche der Stadt, Landschaftsschilderungen oder die Beschreibung der Zustände im Tollhaus. Allerdings macht der Autor auch nicht Halt vor grausamen und brutalen Szenen, z.B. wie Sklaven behandelt und bestraft werden.

,,1794“ ist ein absolut lesenswerter historischer Kriminalroman, allerdings nichts für zart besaitete Leser.

Bewertung vom 26.12.2019
Draußen
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Draußen


gut

Durchschnittlicher Thriller

Die beiden Jugendlichen Cayenne und Joshua leben kein alltägliches Leben. Mit ihrem Ersatzvater Stephan ziehen sie von Ort zu Ort, von Land zu Land, immer auf der Flucht. Doch vor wem oder was genau, weiß nur Stephan. Bewusst lässt er die beiden Kinder im Ungewissen, denn nur so erdulden sie auch seinen harten Drill in Überlebenstechniken. Sie leben immer versteckt, immer abgeschieden von der Gesellschaft. Doch Cayenne wird langsam erwachsen und sehnt sich nach einem normalen Leben, Freundinnen oder sogar nach einem Freund. Nachdem sie eine Weile in der brandenburgischen Provinz auf einem abgelegenen Campingplatz bleiben konnten, eskaliert die Lage aufgrund der zu neugierigen Nachbarn. Die drei lassen alles zurück und verstecken sich im Wald.
Verknüpft wird diese Handlungsebene mit tagebuchartigen Passagen, die aus der Sicht eines Soldaten der Fremdenlegion geschildert werden. Nach und nach ergibt sich so ein Zusammenhang, der auch die Motive Stephans und seine Beziehung zu den beiden Jugendlichen schlüssig erklärt.
Soweit ist die Handlung auch spannend. Die weiteren Verwicklungen mit Politik und Energielobby fand ich dann aber zuviel des Guten. Hier wäre weniger meiner Ansicht nach mehr gewesen, da zu viele Themen und Figuren untergebracht werden mussten, was zu Ungereimtheiten und teils unglaubwürdigen Entwicklungen geführt hat.
Eigentlich finde ich den Ausflug des Autorenduos in ein anderes Genre gut, allerdings ist ,,Draussen" für mich eher ein durchschnittlicher Thriller geblieben.

Bewertung vom 09.12.2019
Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2
Garcia Saenz, Eva

Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Ein sehr persönlicher Fall

,,Das Ritual des Wassers“ ist nach ,,Die Stille des Todes“ der zweite Band mit dem sympathischen Inspektor Ayala, genannt Kraken. Die Handlung spielt sich im baskischen Vitoria und der näheren Umgebung ab, was eine sehr interessante und noch unverbrauchte Kulisse darstellt.
Inspektor Ayala, der in seinem letzten Fall durch einen Kopfschuss schwer verletzt wurde, ist zwar körperlich wieder einigermaßen hergestellt. Allerdings kann er noch nicht wieder sprechen, sodass jegliche Kommunikation über Zettel oder Handy-Nachrichten stattfindet.
Als eine Frau in den Bergen tot aufgefunden wird, an den Füßen aufgehängt und in einem Wasserkessel ertränkt, weist alles auf ein keltisches Opferritual hin. Bei den Ermittlungen wird Ayala trotz seines fehlenden Sprachvermögens von seiner Kollegin Estibaliz mit einbezogen, da sie hofft, ihn durch Arbeit schneller wieder ins Leben und in seinen Beruf zurückzubringen. Als Ayala erkennt, dass die Tote seine erste Liebe Annabel ist, werden Erinnerungen an gemeinsame Wochen in einem Sommerlager wach. In den frühen 90er Jahren hatte Ayala mit seinen Freunden an einem archäologischen Projekt teilgenommen und alle verliebten sich in die rätselhafte Annabel, sodass es zu Konflikten zwischen den Freunden kam. Auch der charismatische Leiter des Sommerlagers, Professor Saul Tovar, spielte damals eine merkwürdige Rolle. Für die einen stellte er eine Art Vaterersatz und Held dar, seine Tochter Rebeca jedoch schien eher unter ihm zu leiden.
Ayalas Erinnerungen werden nach und nach in einzelnen kurzen Kapiteln eingeblendet und allmählich ergibt sich ein Zusammenhang mit dem aktuellen Fall.
Es stellt sich heraus, dass die Tote schwanger war, und offenbar hat es der Täter auf werdende Mütter - und eventuell auch Väter abgesehen. Da erfährt Ayala, dass Alba, seine Chefin, mit der er ein Verhältnis hat, ein Kind erwartet, das vermutlich von ihm ist.
Der Kreis der Verdächtigen konzentriert sich mehr und mehr auf Ayalas Freunde und Bekannte, sodass es für ihn, und natürlich auch für den Leser, immer schwieriger wird zu unterscheiden, wem er noch glauben kann. Ayalas Privatleben, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, wird damit dramatisch in den Mittelpunkt gerückt, was nicht unbedingt immer realistisch wirkt, auf jeden Fall aber spannend ist.

Bewertung vom 21.11.2019
Winteraustern / Luc Verlain Bd.3 (eBook, ePUB)
Oetker, Alexander

Winteraustern / Luc Verlain Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Vom Feinsten!

Die Dune du Pilat und das Becken von Arcachon kennen wohl viele – als Urlaubsziel in den Sommerferien. Doch der Autor entführt uns in seinem dritten Band mit dem sympathischen Kommissar Luc Verlain in die Region im Winter, was dieser Landschaft einen ganz besonderen, anderen Reiz verleiht. Immerhin ist die Region im Winter kaum von Touristen heimgesucht, sie bleibt fast ausschließlich den Bewohnern, den Fischern und Austerzüchtern vorbehalten. Im Winter herrscht emsige Betriebsamkeit im Bassin. Die Zeit kurz vor Weihnachten bedeutet Hochkonjunktur für die Austernzüchter, allerdings auch für Austerndiebe.
Luc Verlain darf in diesem 3. Fall sogar mit seinem Vater, einem ehemaligen Austernzüchter, ermitteln. Bei einer frühmorgendlichen Bootsfahrt, die Luc seinem todkranken Vater auf dem Polizeiboot ermöglicht hat, finden sie einen schwer verletzten Austernzüchter, der auf einer Sandbank niedergeschlagen und zurückgelassen wurde. Kurz darauf stoßen sie außerdem auf die Leichen zweier junger Männer, die an Pfählen festgebunden und der kommenden Flut überlassen wurden.
Luc Verlain muss innerhalb der alteingesessenen Familien der Austerzüchter ermitteln. Auch ein Großunternehmer, der nach und nach kleinere Betriebe aufkauft, rückt in den Fokus der Ermittler. Zusammen mit seiner Partnerin Anouk stößt er auf Missgunst, Korruption und menschliche Tragödien.
In diesem 3. Band ist Luc Verlain endgültig wieder in seiner Heimatregion angekommen, doch sein privates Glück mit Anouk scheint bedroht. Der Krimi bietet Spannung, überraschende Wendungen und regionales Flair vom Feinsten!

Bewertung vom 04.11.2019
In den Klauen des Falken
Kallentoft, Mons;Karolina, Anna

In den Klauen des Falken


sehr gut

Zu blauäugiger Held

Als eine junge Frau in der Stockholmer U-Bahn Passanten mit einer Axt angreift und einen Sprengstoffgürtel entblößt, zögert Zack Herry einen Moment. Die Selbstmordattentäterin ist noch sehr jung, und er hat den Eindruck, als habe sie ihn direkt angesehen. Doch um das Schlimmste zu verhindern, muss Zack das Mädchen erschießen. Gibt es womöglich Verbindungen zum IS? Zack hat allerdings wenig Zeit, sich mit der Tat und seiner Reaktion auseinanderzusetzen, denn er wird schnell auf einen anderen Fall angesetzt. Ein Drogenermittler, den Zack aus seiner Ausbildungszeit kennt und der immer ein Konkurrent für ihn war, wurde brutal gefoltert und umgebracht. Da er kurz davor stand, einen mächtigen Drogenring auszuheben, werden die Täter im Drogenmilieu vermutet. Zack soll die Ermittlungen des ermordeten Polizisten weiterführen und auch dessen geheimnisvollen Informanten ,,Copper“ übernehmen. Unterstützung holt sich Zack bei seinem Freund Abdula, den er seit seiner Kindheit kennt und der sich als Dealer gut in der Szene auskennt. Doch damit bringt Zack seinen Freund Abdula in große Gefahr und ihre Freundschaft wird auf eine sehr harte Probe gestellt.
Dieser 5. Band der Zack-Herry-Reihe kann einerseits punkten durch die charakterstarken Figuren wie Zack Herry selbst, aber auch seine Kollegen Deniz, Rudolf, Sirpa usw. Ein rasantes Tempo hält die Spannung durchgehend aufrecht. Allerdings wundert man sich etwas über Zacks Blauäuigkeit, die schon an Naivität grenzt, was seine Frauenbekanntschaften angeht. Auch geht den Ermittlern erst sehr spät auf, worauf es die Täter eigentlich abgesehen haben, was dem Leser durch so manchen Hinweis schon deutlich früher klar sein dürfte. Dies passt nicht so ganz zu dem Bild, das man in den vorigen vier Bänden von Zack Herry und seinen Kollegen bekommen hat. Ob es an der neuen Co-Autorenschaft liegt? Das wird sich wohl im nächsten Band zeigen.

Bewertung vom 21.10.2019
Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1
Horst, Jørn Lier

Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1


ausgezeichnet

Ruhiger, beharrlicher Ermittler

Der Untertitel ,,Cold Cases“ stellt schon heraus, worum es geht. Ein alter Fall, der nie aufgeklärt werden konnte, lässt Hauptkommissar William Wisting, Ermittlungsleiter bei der Polizeidirektion im norwegischen Larvik, keine Ruhe. Er hat sogar die Akten des Falles mit nach Hause genommen, da sich außer ihm sowieso niemand mehr für den Fall der vor 24 Jahren verschwundenen Katharina Haugen interessiert. Jedes Jahr am Jahrestag ihres Verschwindens vertieft er sich erneut in die Akten, in der Hoffnung, auf irgendein neues Detail zu stoßen. Außerdem trifft er jedes Jahr Martin Haugen, den Ehemann der Vermissten, zu dem er inzwischen ein vertrautes, fast schon freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hat. Doch dieses Jahr ist Martin Haugen am Jahrestag verschwunden und auch auf dem Handy nicht erreichbar. William Wisting, der trotz des guten Verhältnisses den Ehemann immer auch als Verdächtigen gesehen hat, ist beunruhigt.
Zudem kommt Adrian Stiller, ein Ermittler der Cold-Case-Unit in Oslo nach Larvik gereist. Offenbar wurden Martin Haugens Fingerabdrücke im Zusammenhang mit einem anderen Fall mithilfe moderner Technik gefunden.
Wisting als ,,den besten Kommissar Norwegens“ anzupreisen, halte ich für etwas vermessen. Immerhin gibt es da gewaltige Konkurrenz. Allerdings kann William Wisting durch seine ruhige, aber beharrliche Vorgehensweise überzeugen. Er hat ein einigermaßen intaktes Familienleben, wirkt eher nachdenklich und introvertiert, dennoch aber immer sympathisch auf den Leser. So sind es auch nicht actiongeladene Szenen, die Spannung und Gänsehaut vermitteln, sondern z.B. eher die vordergründig ruhigen Szenen, in denen William Wisting sich mit einem Verdächtigen in einer einsam gelegenen Hütte befindet, jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird und man als Leser nicht weiß, in welche Richtung die Situation plötzlich umschlagen wird.
Neben Wisting ist auch Adrian Stiller eine interessante Figur. Er spielt offenbar nicht mit offenen Karten, bezieht Wistings Tochter Line als Journalistin mit ein, was zwischen Vater und Tochter zu Geheimniskrämerei, aber auch erstaunlich parallelen Erkenntnissen führt. Über Stillers Vorgeschichte erfährt man nur einzelne Andeutungen, sodass man auf den schon angekündigten nächsten Fall sehr gespannt sein darf.