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geschichten.von.buechern

Bewertungen

Insgesamt 109 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2022
Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1
Engel, Henrike

Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1


sehr gut

Facettenreicher Roman vor historischem Hintergrund

Obwohl ich üblicherweise eher weniger von fotoähnlichen Portraits echter Menschen auf Covern halte, hat mich dieses Cover sofort angesprochen. Die Frau im Vordergrund strahlt so viel Selbstbewusstsein und Souveränität aus, dass man sie nur bewundern kann und damit passt sie hervorragend zu den Protagonistinnen der Geschichte.
Zum Inhalt: Anne Fitzpatrick setzt sich als Ärztin im Hamburg des Jahres 1910 für Frauen der unteren Gesellschaftsschichten ein. Die Pastorentochter Helene kämpft um ein selbstbestimmtes Leben und möchte sich ebenfalls für das Wohl der Frauen engagieren. Doch dann werden die Opfer von Gewaltverbrechen gefunden und alles deutet auf Verbindungen zur Frauenbewegung hin. Können die jungen Frauen ihr Engagement aufrechterhalten und die Suche nach dem Täter unterstützen?
Was den Schreibstil angeht, bin ich etwas zwiegespalten. Manche Abschnitte flogen nur so dahin, enthielten packende Gruselelemente, andere, vor allem im Mittelteil des Buchs, hatten Längen. Wir verfolgen drei verschiedene Erzählperspektiven: Annes, Helenes und die des ermittelnden Kommissars Berthold Rheydt. Das erhöht die Spannung und ermöglicht dem Leser emotionalen Zugang zu den Protagonisten, macht das ganze jedoch auch sehr umfangreich. Den Faden darf man hier nicht verlieren. Hin und wieder sorgt eine Prise Humor für Auflockerung der doch recht düsteren Ereignisse.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet. Dem Leser wird eine ganze Bandbreite an diversen, verschiedenartigen Persönlichkeiten geboten. Die bereits angesprochen drei Protagonisten wirken durch ihre jeweils ganz eigenen Motivationen, Leidenschaften und Dämonen authentisch und glaubwürdig. Die Frauenfiguren erscheinen stark im Kampf um die eigene Unabhängigkeit. Meine Lieblingsperspektive und die für mich überzeugendste Charakterentwicklung stellt eindeutig die der jungen, kämpferischen, frechen Helene dar. Die anderen beiden Charaktere sind zwar auch durchaus sympathisch, blieben aber über große Teile sehr mysteriös und unnahbar.
Dieser Roman enthält Elemente verschiedener Genres, was ihn unglaublich interessant macht. Da ist die solide Krimihandlung mit fesselnden Einblicken in die zeitgenössische Kriminalistik, bei der mir jedoch Überraschungsmomente gefehlt haben - der Täter lag für mich auf der Hand. Dann sind da feministische Einschläge und im Fall von Helene Spuren einer Coming of Age-Geschichte. Mich hat aber auch insbesondere der Input rund um die Entwicklung der Frauenbewegung begeistern können.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten. Wer starke Frauenfiguren sucht, sich für die historische Entwicklung der Frauenrechtsbewegung interessiert und möglicherweise auch noch Krimi-Fan ist, sollte sich diesen Roman unbedingt einmal ansehen.

Bewertung vom 06.01.2022
Der Friesenhof - Auf neuen Wegen / Teehändler-Saga Bd.1
Lüders, Fenja

Der Friesenhof - Auf neuen Wegen / Teehändler-Saga Bd.1


sehr gut

Starke Frauen auf der Suche nach ihrem Weg fürs Leben

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Die Windmühle im Hintergrund verweist ebenso wie die an Porzellan erinnernden feinen blauen Ranken gelungen auf das norddeutsche Setting und den Saga-Titel.
Zum Inhalt: Im Jahr 1948 versuchen die Schwestern Hanna und Gesa nach dem Tod ihres Vaters den Erhalt des familieneigenen Hofs zu erkämpfen. Wird es ihnen gelingen, sich wirtschaftlich über Wasser zu halten und gegen die gesellschaftlichen Konventionen und Rollenbilder der Zeit anzukommen?
Der Schreibstil ist einfach großartig. Man fliegt nur so durch die Seiten. Eine äußerst atmosphärische Beschreibung der Emotionen wie Trauer und Verlust macht den Schmerz der Charaktere beinahe mit den Händen greifbar. Auch der sorgfältig eingeflossene historische Hintergrund kommt gut zur Geltung. Die zwischen den beiden Schwestern wechselnden Erzählperspektiven ermöglichen die Identifikation mit beiden Charakteren und steigern den Unterhaltungswert. Allerdings finde ich es schade, dass das Ende des ersten Bands sich dann fast ausschließlich auf Gesas Sicht konzentriert.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet. Gesa und Hanna wirken furchtbar sympathisch und nahbar. Sie verkörpern zwei völlig unterschiedliche, aber von dem Wunsch nach Selbstbestimmtheit und Selbstverwirklichung angetriebene starke Frauenfiguren. Die Familiendynamiken und Verbindungen zwischen den Schwestern erscheinen realistisch und haben mich auf ganzer Linie überzeugt.
Nun noch zu einigen kleineren Kritikpunkten: Der Einstieg in die Geschichte war mir zu zäh, insgesamt passiert relativ wenig und die vorhandenen Überraschungen waren durchweg leicht vorhersehbar. Das Buch schneidet verschiedene Traumata - unter anderem sexuelle Gewalt - an, die für meinen Geschmack zwar in aller sprachlichen Deutlichkeit erzählt, aber dann zu schnell fallengelassen und nicht aufgearbeitet werden. Auch das Ende wirkte leider sehr gehetzt.
Insgesamt stellt die Geschichte einen soliden ersten Band mit Luft nach oben dar. Wer Familiensagas vor historischem Hintergrund mag und vielleicht wenig Zeit zum Lesen hat beziehungsweise ein Buch sucht, in das man auch nach einer längeren Lesepause rasch wieder einsteigen kann, sollte sich diese Geschichte einmal ansehen.

Bewertung vom 07.12.2021
Was wir verschweigen / River Delta Bd.1 (eBook, ePUB)
Tuominen, Arttu

Was wir verschweigen / River Delta Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Eher düsterer Roman als fesselnder Krimi

Das Cover ist großartig gestaltet. Die dunklen Farben strahlen etwas Geheimnisvolles und eine düstere Atmosphäre aus, was ebenso wie die verschwommenen Bildelemente gelungen auf das Krimigenre anspielt. Auch der bildliche Fokus auf die einsame Hütte passt in diesem Zusammenhang sehr gut.
Zum Inhalt: Im finnischen Pori wird ein Mann während eines Trinkgelages erstochen. Die ermittelnden Beamten scheinen den Fall schnell aufgeklärt zu haben, als der potenzielle Täter in der Nähe gefasst wird. Für den Ermittlungsleiter Jari Paloviita gestaltet sich die Lösung jedoch weitaus komplizierter, da der Festgenommene sein bester Freund aus Kindertagen ist, mit dem ihn noch eine Schuld verbindet.
Der Schreibstil ist angenehm. Die Geschichte ließ sich gut lesen, war jedoch nicht durchgehend spannend. Gefallen hat mir, wie der Autor mithilfe von ungemütlichen Wetterphänomen und bedrohlichem Verhalten einzelner Charaktere gekonnt eine eisige und finstere Atmosphäre erschafft.
Die gelungen eingebauten Rückblenden haben für mich den Großteil der Spannungselemente ausgemacht. Die Kapitel, die in der Vergangenheit spielen, gingen mir extrem unter die Haut. Die Geschichte dreht sich um Mobbing und häusliche Gewalt. Wer explizite Gewaltdarstellungen nicht lesen kann oder möchte, sollte nicht zu diesem Buch greifen.
Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet. Der Autor konzentriert sich, ausgehend von ihren jeweiligen Erfahrungen in der Vergangenheit, auf deren psychologische Abgründe und negative Seiten. Das ist zwar interessant umgesetzt, identifizieren konnte ich mich dadurch jedoch mit keinem der Protagonisten. Ebenso wenig fand ich sie sympathisch. Eher habe ich eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Abneigung gegen jeden von ihnen entwickelt. Das hat mir das Lesen wohl zusätzlich erschwert.
Der Fall, wenn man ihn aufgrund seiner Geradlinigkeit denn überhaupt als solchen bezeichnen kann, konnte mich nicht überzeugen. Die eingebauten Wendungen, sowohl in der Gegenwart als auch in den Rückblenden, konnte ich leicht vorhersehen. Was mir außerdem gar nicht gefallen hat, ist, dass wir in die dunklen Seiten der weiblichen Ermittlerin eingeführt werden, diese irgendwann jedoch einfach aus der Handlung herausfällt und nie wieder erwähnt wird. Daneben bleiben auch im Fall der weiterhin Ermittelnden zu viele Frage offen.
Insgesamt konnte mich der Krimi nicht begeistern. Womöglich hatte ich zu hohe Erwartungen. Die Geschichte gleicht insgesamt eher einem nachdenklich stimmenden Roman, der sich mit Schuld und dem Umgang mit beziehungsweise dem Weiterleben nach traumatischen Erlebnissen beschäftigt. Wer eine Geschichte sucht, die sich vordergründig mit den Abgründen der menschlichen Seele beschäftigt und weniger fesselnde Krimiunterhaltung erwartet, wird diesem Buch eventuell mehr abgewinnen können.

Bewertung vom 03.12.2021
Eine Prise Salz für die Liebe (MP3-Download)
Heron, Farah

Eine Prise Salz für die Liebe (MP3-Download)


ausgezeichnet

Gelungene Liebesgeschichte abseits von 0815

Das Cover gefällt mir richtig gut. Es fällt auf. Die fröhliche, bunte Farbgebung macht direkt gute Laune und passt super zum Genre.
Zum Inhalt: Reenas Familie wollte sie schon so manches Mal verkuppeln. Bisher ließen sie diese Versuche aber kalt. Der aktuelle Kandidat entpuppt sich jedoch als ihr ansehnlicher Nachbar Nadim, mit dem sie sich auf Anhieb gut versteht und der sich als angeblicher Freund ausgibt, um Reena die Teilnahme an einem Paar-Kochwettbewerb zu ermöglichen. Daraufhin nimmt das (Gefühls)Chaos seinen Lauf…
Erzähl- und auch Sprechweise sind super angenehm. Die ruhige und unaufgesetzte Vortragsweise der Sprecherin hat das Hören zum Genuss werden lassen. Der Schreibstil ist von Humor und frechen Sprüchen durchsetzt, behandelt jedoch gleichzeitig auch ernste Themen gekonnt, ohne sie ins Lächerliche zu ziehen.
Die Charaktere sind divers und originell angelegt, was mir sehr gefallen hat. Die Einbeziehung ihres religiösen und kulturellen Hintergrunds ist wahnsinnig gut gelungen. Aber nun direkt zu den Protagonisten: Reena war mir von Beginn an super sympathisch. Ihre Zweifel und Wünsche sind sehr gut nachvollziehbar. Ihre Begeisterung fürs Backen und Kochen ist förmlich spürbar und reißt mit. Dieses Hörbuch sollte man eher nicht auf leeren Magen genießen, sonst droht immenser Hunger. Auch Nadim ist dank seines warmherzigen Verhaltens und seiner positiven Art ein toller, liebenswerter Charakter. Das Knistern zwischen den beiden Protagonisten ist regelrecht spürbar, ohne zu viel zu sein oder übertrieben kitschig zu wirken. Durch die abwechslungsreichen Persönlichkeiten kann sich bestimmt jeder mit einem der liebevoll gestalteten Charaktere identifizieren.
Die Geschichte bietet eine gute Mischung aus dem Ernst des Lebens, Beziehungsdramen, amüsanten und romantischen Momenten. Besonders die fein gezeichneten Familiendynamiken haben mich überzeugt. Auch wenn die Handlung etwas ruhiger vonstattengeht, habe ich mich zu keiner Sekunde gelangweilt und diese besondere romantische Komödie sehr genossen.
Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten und würde jederzeit mehr von der Autorin lesen. Wer authentische Liebesgeschichten mit einer guten Prise Humor, Familiendramen und nahbaren Charakteren sucht, wird hier sicher fündig werden.

Bewertung vom 14.11.2021
Sarg niemals nie / Betty Pabst Bd.1 (eBook, ePUB)
Lüdicke, Paul

Sarg niemals nie / Betty Pabst Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Solider Wohlfühl-Krimi

Die Cover-Gestaltung ist einfach nur genial. Ein auffälliger Eyecatcher, der gleichzeitig eine Portion Humor und Düsternis umfasst, womit der äußere Eindruck perfekt zur Umsetzung als Cosy Crime passt.
Zum Inhalt: Betty Papst braucht eine Auszeit von ihrer stressigen Assistenzarztstelle an der Berliner Charité und fährt kurzerhand in die Heimat, wo ihre Familie ein Bestattungsunternehmen leitet. Als die Leiterin eines Esoterik-Instituts auf dem dortigen Tisch landet, schrillen bei Betty hinsichtlich der angeblichen Todesursache sofort alle Alarmglocken. Wild entschlossen, ihre Vermutung zu bestätigen, stürzt sie sich ins Ermittlungsabenteuer.
Der Schreibstil ist locker und leicht. Einmal angefangen, ließ sich das Buch nur noch schwer weglegen. Eine ordentliche Portion Humor lockert den ernsten Inhalt gehörig auf und hat mich hin und wieder zum Schmunzeln gebracht. Gerade das Setting im Umfeld eines Bestatters lädt aber auch zum Nachdenken über die Vergänglichkeit und den Wert des Lebens ein. Dem Autor ist hier eine gelungene Kombination aus Witz und Ernsthaftigkeit gelungen. Das Gefühl von Heimat und das Kleinstadt-Feeling wurde perfekt umgesetzt, wodurch das Setting glaubhaft erscheint.
Betty ist eine sympathische Protagonistin. Viele ihrer Gedankengänge und Erfahrungen konnte ich gut nachvollziehen, weshalb ich einfach mit ihr mitfiebern musste. Die teilweise herrlich eigenwilligen Charaktere wirken nicht zuletzt aufgrund der detailliert ausgearbeiteten Familien- und Beziehungsdynamiken authentisch und liebenswert.
Der Krimiteil wirkt insgesamt solide und rund, enthält aber keine Unmenge an überraschenden, fesselnden Wendungen, sondern läuft eher vorhersehbar, ruhig und entspannt ab. Was die Spannung angeht, gibt es somit noch etwas Luft nach oben - gerade, weil es neben der Krimihandlung auch um zwar unterhaltsame, aber doch viel Raum entnehmende Familiendramen sowie angedeutete Liebesgeschichten geht.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten und würde mich freuen, irgendwann noch mehr von Betty lesen zu dürfen. Allen Cosy-Crime-Fans sei der Krimi wärmstens empfohlen!

Bewertung vom 07.11.2021
Commodus (eBook, ePUB)
Turney, Simon

Commodus (eBook, ePUB)


gut

Spannendes Konzept, gewöhnungsbedürftiger Schreibstil

Die Covergestaltung gefällt mir wahnsinnig gut. Sowohl die Motive als auch die Farben passen zum Inhalt sowie zum Genre eines historischen Romans. Noch dazu ist das Cover durch die auffällige Farbgebung ein echter Eyecatcher.
Der Inhalt dreht sich um den Lebensweg des römischen Kaisers Commodus, dem Sohn Marc Aurels. Commodus muss sich in einer von Krieg, Hunger und Krankheit gebeutelten Gesellschaft behaupten, wobei er gleichzeitig von ganz eigenen Problemen bedrängt wird. Wem kann er dabei noch vertrauen und wie wird er seine Herrschaft vor diesem Hintergrund gestalten? Es geht nicht zuletzt um Intrigen und Ränkespiele, Macht und Ohnmacht, Liebe und Feindschaft.
Der Schreibstil stellt für mich einen meiner größten Kritikpunkte am Roman dar. Die Geschichte wird aus der Sicht von Marcia, einer engen Vertrauten des Kaisers, beschrieben. Dialoge gibt es leider nur sehr wenige, hauptsächlich beschränkt sich der Autor auf beschreibende Passagen aus Sicht der Protagonistin. Dadurch wirkt das Erzähltempo sehr langsam, was zusammen mit den vielen interessanten, aber sachbuchähnlichen historischen Details dazu führte, dass mir der Roman oftmals langatmig vorkam und das Vorankommen etwas mühselig und zeitaufwendig war. Auch wenn es immer wieder spannende Passagen gab, hätte ich mir noch mehr dauerhafte Atmosphäre gewünscht. Auf actionreiche Schlachtszenen muss man in diesem historischen Roman generell verzichten.
Marcias Sichtweise führt auch dazu, dass Commodus, um den sich die Handlung ja eigentlich drehen sollte, nicht dauerhaft im Fokus steht. Der Roman erzählt fast noch mehr Marcias Lebensgeschichte. Zudem ist sie in meinen Augen ein unsympathischer Charakter, selbstsüchtig und manipulativ. Meine relative Abneigung gegen sie hat mir das Lesen zusätzlich erschwert. Bis auf Marcia und Commodus fühlten sich alle anderen Charaktere seltsam fern und schwer zu greifen an. Sie schienen nur ihrem Zweck als Freund oder Feind der Protagonisten und damit dem Voranschreiten der Handlung zu dienen.
Nun aber zum Positiven: Man merkt, dass der Autor viel Zeit in Recherche investiert hat und sich mit der behandelten Epoche auskennt. Damit bietet der Roman unglaublich viel Input für Geschichtsinteressierte - auch in Form eines angehängten Glossars und des ausführlichen Nachworts. Ein riesiges Lob verdient der Autor für seine Herangehensweise an die Person des Commodus, der nicht selten als grausam, wahnsinnig und damit eindeutig negativ beschrieben wird. Der Autor hinterfragt, wieso Commodus auf diese Weise auftrat und welche Ereignisse ihn zu dieser ambivalenten Persönlichkeit werden ließen. Turney bietet so ein differenziertes und in der Unterhaltungsliteratur wohl einmaliges Bild von Commodus.
Doch auch wenn mich die Darstellung des römischen Kaisers vollends überzeugt hat, stellt der Roman durch die schwere Lesbarkeit im Zusammenhang mit der unsympathischen Erzählerin und der mangelhaften Umsetzung der Nebencharaktere für mich nur mäßig gute Unterhaltung dar. Wer sich langsam entwickelnde Handlungsstränge bevorzugt, großes Interesse an der römischen Kaiserzeit hat und die zwei vielschichtigen Protagonisten kennenlernen möchte, wird den Roman wohl dennoch schätzen.

Bewertung vom 23.10.2021
Der weiße Panther / Fred Lemke Bd.2
Bell, Leonard

Der weiße Panther / Fred Lemke Bd.2


sehr gut

Spannender zweiter Fall

Das wundervoll gestaltete Cover passt durch die schwarz-weiße Farbgebung, die etwas Mysteriöses ausstrahlt, unglaublich gut zum Krimigenre und nicht zuletzt dank der detaillierten Randgestaltung, die an alte Fotos oder Filme erinnert, zum historischen Setting im Berlin der 50er-Jahre. Ergänzt durch die gelben Farbakzente springt das Cover sofort ins Auge.
Zum Inhalt: Der Barmixer eines angesagten Berliner Clubs wird ermordet. Sofort gilt der Besitzer als einer der Hauptverdächtigen. Die Ermittlungen von Fred Lemke und Ellen von Stain zeigen jedoch, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Dabei tauchen sie immer tiefer in den Einflussbereich großer politischer Machthaber ab. Geraten sie zu deren Spielbällen oder gelingt es ihnen, sich zu behaupten und den Fall aufzuklären?
Der Schreibstil ist großartig. Man fliegt nur so durch die Seiten, was dem gelungen aufgebauten Spannungsbogen sowie dem gekonnt eingeflochtenen historischen Hintergrund zu verdanken ist, der durch einen grandios umgesetzten gesellschaftlichen und politischen Status quo überzeugt, wodurch man sich in die 50er-Jahre zurückversetzt fühlt und eine düstere, aber einnehmende Krimi-Atmosphäre erschaffen wird.
In diesem zweiten Fall lernen die komplex angelegten Ermittler und ihre Nebencharaktere näher kennen. Ihre persönliche Entwicklung sowie die ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen sind überaus gelungen dargestellt. Während Ellen von Stain mit ihrer eigenwilligen, teilweise hochnäsigen Art eher aneckt, steht ihr mit Fred Lemke ein offener, gutherziger und einfühlsamer Gegenpol gegenüber, wodurch ihre Fähigkeiten und Erfahrungen sich bei der Ermittlung wunderbar ergänzen. Ich finde beide auf ihre Art furchtbar charmant und anziehend, weshalb Fred und Ellen zu meinen momentanen Lieblingsermittlerteams zählen.
Der Fall selbst ist unterhaltsam, vielschichtig und wirkte in sich rund. Mir war er aber teilweise etwas zu actionreich und abgedreht konstruiert. Er hat mich oft an einen etwas übertriebenen, aber fesselnden Actionfilm erinnert. Dazu fühlte es sich so an, als geriete der Kriminalfall immer mal ins Stocken, was möglicherweise den doch recht einseitigen Ermittlungen und der Konzentration auf einige wenige Verdächtige geschuldet sein könnte. Überraschungen gab es jedoch beim Blick hinter die Gutmenschen-Fassade jener Verdächtiger. Deren schockierende menschliche Abgründe ließen mir hin und wieder mal den Mund offenstehen oder sie ließen mich fassungslos vor solcher Kaltschnäuzigkeit den Kopf schütteln. Mitgefiebert habe ich also definitiv!
Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten und freue mich auf den nächsten Band. Wer eine spannende Krimihandlung vor gut ausgearbeitetem historischen Hintergrund sucht, wird hier fündig werden.

Bewertung vom 21.10.2021
Merry Kissmas (eBook, ePUB)
Keeland, Penelope Ward, Vi

Merry Kissmas (eBook, ePUB)


sehr gut

Weihnachtsfeeling pur

Das Cover sieht super schick aus und der schmucke Typ im Anzug passt auch perfekt zum Großteil der Kurzgeschichten, allerdings hätte das Cover gerne noch etwas mehr weihnachtliches Flair versprühen dürfen - so wie der wunderhübsch gestaltete Titel.
Zur Handlung der vier enthaltenen Kurzgeschichten sei hier nur auf den Inhaltstext verwiesen, um nichts weiter vorwegzunehmen.
Der Schreibstil ist spritzig und direkt. Ich habe die Kurzgeschichten nur so verschlungenen; sie lassen sich super lesen. Jede Kurzgeschichte steckt nicht nur voll weihnachtlicher Atmosphäre, die für ein heimeliges Gefühl beim Lesen sorgt, sondern wartet auch mit Humor, unterhaltsamen Wortgefechten und prickelndem Knistern zwischen den Charakteren auf.
Ich kann nicht sagen, welche der Geschichten ich am liebsten mochte. Beim Lesen dachte ich ständig: Die hier ist es, nur um anschließend von der nächsten begeistert zu werden. Die einzelnen Stories hätten für mich auch noch deutlich länger sein dürfen.
Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein. Jede Person hat mich mit dem ihr eigenen Charme für sich eingenommen und verzaubert. Alle wirkten auf ihre Art super sympathisch, wodurch ich umso mehr von ihren Geschichten mitgerissen wurde.
Trotz der begrenzten Seitenzahl ist jede Geschichte zudem erstaunlich tiefgründig, was mich positiv überrascht hat. Aufgrund der Kürze sollte man allerdings keine Auflösung bzw. Aufarbeitung der Probleme erwarten. Letztlich sorgen eben diese Negativerfahrungen oder Schwierigkeiten der Protagonisten aber dafür, dass sie menschlich und glaubhaft wirken. Trotzdem sollte man bei seinen Erwartungen im Blick behalten, dass es sich hierbei immer noch um rosarote Wohlfühlgeschichten handelt.
Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten. Jede Kurzgeschichte ist für sich genommen rund, einzigartig und versprüht eine Menge Funken und Weihnachtsstimmung. Die Kurzgeschichtensammlung ist perfekt für jeden Fan weihnachtlicher Liebesgeschichten und eignet sich super als entspannende Auszeit in der oft so stressigen Vorweihnachtszeit, in der die Lesezeit sonst vielleicht eher begrenzt ist.