Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
claudi
Wohnort: 
Stuttgart
Über mich: 
Ich bin eine absolute Leseratte und lese sehr viele Bücher vorab, unter anderem bei lovelybooks und vorablesen. Meine Lieblingsbücher sind Krimis,Thriller, Biografien, Dramen, humorvolles, christliche Literatur, aber auch ab und an ein Liebesroman.

Bewertungen

Insgesamt 1105 Bewertungen
Bewertung vom 10.07.2023
Zwischen den Zeilen / Die Repoterin Bd.1
Simon, Teresa

Zwischen den Zeilen / Die Repoterin Bd.1


ausgezeichnet

"Schreibe kurz – und sie werden es lesen. Schreibe klar – und sie werden es verstehen. Schreibe bildhaft – und sie werden es im Gedächtnis behalten." (Joseph Pulitzer)
München 1962:
Die 20-jährige Marie-Louise Graf hat einen Traum, sie will unbedingt Reporterin werden. Schon immer hatte sie ein Faible fürs Schreiben, um damit Menschen zu informieren. Stattdessen muss sie die Erwartungshaltung ihrer Eltern befriedigen und Pharmazie studieren, um danach die elterliche Drogerie zu übernehmen. Ein Zufall jedoch will es, dass sie eines Tages ein Praktikum bei der jungen Zeitung "Der Tag" ergattert. Mit viel Engagement geht sie nun als Malou Graf an die Arbeit und muss gleichzeitig ihre Eltern belügen. Dank ihres Mentors Baron Bárthoy, bekommt sie die Gelegenheit, die Größen aus Film und Fernsehen zu interviewen. Doch immer wieder werden ihr Steine vonseiten der Eltern oder Kollegen in den Weg gelegt. Auch in ihrem Privatleben läuft es längst nicht so, wie es Malou erwartet hat.

Meine Meinung:
Das schwarz-weiße Bild auf dem Cover gibt uns einen kleinen Vorgeschmack auf Zeitung und die 60er-Jahre. Der Auftakt der neuen Buchreihe ist wie nicht anders zu erwarten unterhaltsam, informativ, emotional und nimmt mich sofort wieder gefangen. Die Sorgen und Nöte, mit denen Marie zu kämpfen hat, sind zu dieser Zeit völlig normal. Oft bestimmen die Eltern oder Ehemänner über den beruflichen Werdegang der Töchter und Frauen. So kann ich mich gut in sie hineinversetzen, weshalb sie ihre Eltern belügt, als sie ihr Praktikum beginnt. Allerdings haben Lügen kurze Beine und werden irgendwann doch entdeckt. Dass ihre Eltern allerdings so einschneidend reagieren, damit hatte ich nicht gerechnet. Trotzdem lässt sich Marie, die sich nun Malou nennt, nicht unterkriegen und nimmt ihr Leben selbst in die Hand. Zwar sind ihre Anfänge in der Sportredaktion mit Kollege Freddy Krenkl nicht gerade einfach, doch hofft sie möglichst bald mit ihrem Mentor Viktor Bárthoy arbeiten zu dürfen. Behaupten muss sich Malou immer wieder gegenüber impertinenten Kollegen, überheblichen Prominenten und anderen diversen Herausforderungen. Auch in Sachen Liebe läuft es längst nicht so, wie sie es erhofft hat. Eine unerwartete Begegnung führt zu einem Familiengeheimnis, das sie nicht geahnt hat. Teresa Simon nimmt uns mit auf eine kurze Zeitreise, in der die Frauenrechte noch in den Kinderbeinen stecken und Homosexualität noch strafbar ist. Prominente wie Pierre Brice, Hildegard Knef oder Eisläuferpaar Bäumler/ Kilius sind gerade hoch angesagt. Ich erlebe nicht nur die Schwierigkeit einer jungen Frau, die sich gegen ihre Eltern behaupten, sondern ebenso in der Liebe und der Berufswelt ihren Platz finden muss. Mit viel guter Recherchearbeit werden die 60er-Jahre für uns Leser wieder lebendig. Ob es die Interviews mit deutscher Prominenz oder der Staatsbesuch der Queen mit ihrem Ehemann ist, alles findet hier seinen Platz. Ebenfalls gut durchdacht sind ihre Charaktere, sei es die sympathische Malou, Freddy, Onkel Julius, Baron Bárthoy oder die Fieslinge Schenk und Kühn. Obwohl ich das Ende irgendwie geahnt bzw. vermutet habe, macht mich der Cliffhanger am Ende doch sehr neugierig auf den Folgeband. Deshalb gibt es von mir 5 von 5 Sterne.

Bewertung vom 10.07.2023
Brennender Schmerz
Wolfer, Sonja

Brennender Schmerz


ausgezeichnet

"Der Tod ist nicht das Gegenteil des Lebens, sondern ein Teil davon." (Haruki Murakami)
Ein schreckliches Gewaltverbrechen muss ein Anrufer mitansehen, dem man diese Nachricht auf sein Handy geschickt hat. Die junge Frau dieses Verbrechens wird am nächsten Morgen schwer verletzt im Stadtpark aufgefunden. Marla Kasparek und ihr Team ermitteln in diesem Fall und müssen den Täter schnellstens finden, bevor er womöglich ein weiteres Mal zuschlägt. Von der dubiosen Handynachricht, so wie dem Empfänger, erfährt die Polizei vorerst nichts. Stattdessen gerät auch Marlas Ehemann und Vertrauenslehrer an einer Schule in den Fokus der Ermittler. Denn er ist mit einer der Letzten, der das Opfer lebend gesehen hat. Welches grausame Spiel der Täter, ungeachtet dessen wirklich verfolgt und was er noch tut, um an sein Ziel zu kommen, ahnt bis dahin noch niemand.

Meine Meinung:
Ein lockerer, flüssiger Schreibstil mit vielen spannenden Momenten erwartet mich bei diesem Kriminalfall. Allerdings muss ich sagen, dass dieses Buch mit über 600 Seiten zusätzlich einiges an Länge hat, die man an diversen Stellen durchaus hätte kürzen können. Zwar habe ich nie das Gefühl der Langeweile bei Lesen, weil der Plot einfach zu interessant ist. Allerdings gibt es mitunter doch einiges an Raum für Privates, ob bei den Ermittlern oder den Familien der Opfer. Was den Täter selbst und sein Motiv anbelangt, hatte ich wirklich bis zum Abschluss keine Ahnung und war dann doch sehr überrascht von der Auflösung. Der Handlung selbst ist sehr gut durchdacht, mit viel Raffinesse und psychologischem Geschick. Ebenso gut durchdacht sind die Charaktere, allen voran gefiel mir die Kommissarin Marla Kasparek sehr gut. Selbst als ihr Mann in den Verdacht gerät, bleibt sie relativ ruhig, gelassen und fokussiert auf ihren Fall. Dahingegen irritiert haben mich am Anfang eher die Zwischentöne des Täters, dies wurde jedoch im Laufe des Buches besser und für mich nachvollziehbarer. Dass selbst Marlas Mann in den Verdacht gerät, der Täter zu sein, macht alles nicht vorhersehbar und noch interessanter. Den dadurch kommt die Kommissarin in Gewissenskonflikte und muss sogar zwischenzeitlich von ihrem Fall abgezogen werden. Im Laufe der Geschichte kommt es immer wieder zu Wendungen und ausweglosen Situation, ehe man dem Täter auf die Schliche kommt und vor allem seine Motivation nachvollziehen kann. Wer also gerne bei Krimis miträtselt, der ist hier auf jeden Fall richtig. Wegen einiger unnötiger Längen gibt es 4 1/2 von 5 Sterne von mir.

Bewertung vom 01.07.2023
Das Strandcafé der Träume
Lowe, T. I.

Das Strandcafé der Träume


ausgezeichnet

"Es gibt Maler, die die Sonne in einen gelben Fleck verwandeln. Es gibt aber andere, die dank ihrer Kunst und Intelligenz einen gelben Fleck in die Sonne verwandeln können." (Pablo Picasso)
Nach dem Tod der Mutter muss Josie Slater ihren Traum vom Kunststudium begraben. Ihre Aufgabe ist nun an der Seite ihres Vaters im "Driftwood Diner" arbeiten. Nach über sechs Jahren taucht jetzt ihr Jugendfreund August Bradford wieder auf. Er scheint seine künstlerische Europareise zur Inspiration beendet zu haben. Seine Familie will nun ein Kunstcamp für Kinder eröffnen und August hofft Josie zur Unterstützung zu gewinnen. Doch die Jahre der Einsamkeit haben das schüchterne Mädchen gezeichnet. August muss viel Zeit und Geduld aufbringen, will er Josies Talent und ihr Herz wieder für sich gewinnen.

Meine Meinung:
Hier ist der zweite Band über die Bewohner von Sunset Cove. Ging es letztes Mal um Opal Gilbert, die wir in diesem Buch wiedersehen, so ist das Hauptaugenmerk diesmal auf Josie Slater gerichtet. Erneut ist es der sehr lockere, bildhafte Schreibstil, der mir die Eigenheit der Charaktere vermittelt. Josie ist nicht so chaotisch und flippig wie Opal, trotzdem hat sie ihre ganz eigenen Wesenszüge. Dazu noch der feinfühlige Künstler August, der schon im letzten Buch kurz erwähnt wurde. Die beiden kennen sich seit ihrer Schulzeit und jeder von ihnen trägt einen Schicksalsschlag und Narben auf der Seele mit sich herum. Während allerdings August sein Leben im Griff hat und seine künstlerische Begabung auslebt, hat sich Josie eher in ihr Schneckenhaus verkrochen. Mit allen Mittel versucht nun August ihr Talent wieder hervorzuholen. Das wäre alles sicher einfacher, würde Josies Schüchternheit ihr nicht öfters einen Streich spielen. Den eigentlich ist sie ja schon seit der Schulzeit unsterblich in August verliebt, nur kann sie ihm das nicht zeigen. Zudem hat sie Angst, dass August wieder weggeht. Abermals lebt dieses Buch durch die hervorragend durchdachten Charaktere. Dabei ist August ein wirklich patenter Kerl, der nicht nur vor Liebe und Sympathie strotzt, sondern speziell durch seine Hilfsbereitschaft auffällt. Vor allem seine vielen Ideen, die tollen Anekdoten und das spezielle Camp mit den Autisten finde ich beeindruckend. Überhaupt scheint Hilfsbereitschaft in Sunset Cove essenziell zu sein, was ich an Josie sehe. Denn die unterstützt nicht nur ihren Vater im Diner, sondern engagiert sich zudem in der Sonntagsschule der Kirche und hilft vielen Bewohnern, die in Not oder einfach alt und hilfsbedürftig sind. Auch der Zusammenhalt der drei Sand Queens ist hier noch deutlicher dargestellt. Außerdem bekommen diesmal die Nebendarsteller vom letzten Mal etwas mehr Raum. Allen voran die senile Miss Dalma, die immer wieder für ein Schmunzeln bei mir sorgt. Das Einzige, was ich kritisiere, ist vielleicht die viele Harmonie, die hier auf keinen Gegenpart stößt. Dadurch wirkt alles ein wenig realitätsfremd, den so viel Liebe und Hilfsbereitschaft kann es kaum geben. Selbst den deutschen Buchtitel finde ich eher unpassend, da inhaltlich das Diner kein Strandcafé ist und schon gar nicht Josies Traum. Von mir gibt es trotzdem 5 von 5 Sterne für die tollen Ideen und Umsetzung mit dem Kunstcamp.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.06.2023
Männerüberraschung
Vogt, Fabian

Männerüberraschung


ausgezeichnet

"Ein fröhliches Herz macht den Körper gesund; aber ein trauriges Gemüt macht kraftlos und krank." (Spr. 17; 22 HfA)
In Männerüberraschung beglückt und Theologe, Musiker, Autor und der Kabarettist von Duo Camillo mit 50 kleinen Kurzgeschichten. Diese lustigen und teils mit einem etwas scharfzüngigeren Humor ausgestatteten Geschichten kommen allesamt aus alltäglichen Situationen. Dabei dreht sich natürlich alles irgendwie um Männer und Lebenssituationen betrifft. Natürlich kommen darin außerdem Alltagsgeschichten zwischen Mann und Frau oder Väter und Söhne vor. Die meisten Geschichten regen dabei zum Nachdenken an und mitunter ertappt man sich, dass man sie womöglich schon selbst erlebt hat. Außerdem sind im Buch noch Doppelseiten gestaltet, mit dem Oberbegriff "Angeberwissen für die Frühstückspause." Jedes Mal wird dabei in Kürze eine andere Thematiken durchleuchtet, wie zum Beispiel: Falten, Männergesundheit, Muskeln, Bärte und so weiter. Ob dieses Wissen allerdings wirklich zum Angeben taugt, weiß ich nicht, doch einige Fakten fand ich wirklich informativ und interessant. Trotzdem hätte ich diese Seiten jetzt nicht unbedingt gebraucht. Hier zeigt es sich eben wieder einmal, dass in jedem Mann doch irgendwie ein Kind steckt. In diesen Kurzgeschichten geht es nicht nur um das Thema Glaube, sondern ebenso um alles, was die Männerwelt betrifft oder der Autor gar erlebt hat. Einiges davon sogar mit seiner Männergruppe.

Fazit:
Ein Buch für Männer zum Lesen oder Vorlesen, das mich und meinen Mann mehrmals zum Schmunzeln gebracht hat. Definitiv kann man dieses Buch Männern schenken, die nicht unbedingt einen christlichen Hintergrund haben. Da der Autor trotz seines Theologiestudiums sehr dezent bleibt, was das Thema Glauben anbelangt. Trotzdem lädt er ab und zu ein, über Themen wie Gott und den Glauben nachzudenken. Und wir hatten definitiv bei einigen Geschichten etwas zum Nachdenken oder Diskutieren. Da heißt es z. B. in der Geschichte Überraschungseier: "Männer? Ganz klar: Die sind gemacht, um die Welt zu überraschen!" In diesem Sinne lassen sie sich von diesem Buch überraschen oder beglücken sie ihren Mann, Freund, Vater,... damit. Zudem gibt es weitere Bücher für Männer in der MOVO Reihe. Von mir jedenfalls gibt es 5 von 5 Sterne für das Buch.

Bewertung vom 15.06.2023
Die toten Engel von Kreta
Marschall, Anja

Die toten Engel von Kreta


ausgezeichnet

"Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht." (1. Mos. 9; 6)
Ein Anruf der deutschen Botschaft in Rethymno versetzt Thea in eine Schockstarre. Ihre 22-jährige Tochter Anna, die gerade eine Auszeit auf Kreta macht, hatte einen tödlichen Unfall. Nun soll Thea auf die Insel fliegen, um sie zu identifizieren. Jedoch die Tote ist nicht Anna. Doch wo steckt sie und wer ist die Tote, hatte sie was mit Anna zu tun? Thea beginnt auf eigene Faust nach ihrer Tochter zu suchen und stößt auf immer größere Probleme. Jemand möchte sie so schnell wie möglich von der Insel haben, nur warum? Nur in dem Kreter Alexis findet sie Hilfe, der selbst ein Interesse hat, Anna zu finden. Doch was will er von ihrer Tochter? Kann sie Alexis wirklich vertrauen oder bringt sie durch ihn Anna noch mehr in Gefahr?

Meine Meinung:
Eine ganz andere Art Krimi präsentiert die Autorin diesmal, wo sie ansonsten doch eher historische Bücher schreibt. Doch für sie war dieser Krimi eine Herzensangelegenheit, zu viel hat sie von Griechenlands größter Insel erfahren. Vor allem das Thema Blutfehde hat sie nicht mehr losgelassen. Wikipedia schreibt: "Die Blutrache, Blutfehde oder Vendetta ist eine alte Form der privaten Vergeltung, die meist die Familienehre durch die Tötung eines Kontrahenten wiederherstellen soll." Ihren Ursprung findet man im babylonischen Gesetz, doch heute wird diese Form der Vergeltung noch immer in vielen Ländern angewendet, so auch in Kreta. Man mag sich dies kaum glauben, in einem europäischen Land und doch ist es so. In diesem rasanten Krimi, bei dem der Spannungsbogen kontinuierlich hoch ist, erleben wir, was Blutfehde heißt. Auf der Suche nach ihrer Tochter gerät Thea immer wieder zwischen die Fronten, ohne zu ahnen, was ihre Tochter damit zu tun hat. Ist Anna in irgendeinen familiären Zwist geraten oder steckt etwas ganz anderes dahinter, vielleicht Drogen, wie vermutet wird? Den guten Recherchen der Autorin auf Kreta haben wir es zu verdanken, dass man beim Lesen alles gut vorstellen kann. Gerade deshalb liebe ich ihre Bücher, weil man immer etwas dazulernt. Gut ausgedacht sind auch die Charaktere, allen voran Alexis, dessen Vorbild, wie kann es anders sein, Alexis Sorbas ist. Äußerlich scheint er durchaus dem Aussehen und der Statur Anthony Quinns zu ähneln. Seine verschlossene, geheimnisvolle Art allerdings lässt einen zu Beginn eher misstrauisch werden. Die andere Seite hingegen macht mir Hoffnung, dass er es doch ehrlich meint, mit Thea meint. Die sympathische Thea finde ich extrem mutig. In einem fremden Land auf Spurensuche zu gehen, wo man niemand kennt und die Sprache nicht kann, erfordert viel Mut. Vor allem, nachdem sie ständig jemand verfolgt, bedroht oder sogar töten will. Kreta als Setting empfand ich aufregend und interessant, besonders wenn man diese Insel durch die Augen der Autorin sehen kann. Sei es Kultur, Essen oder Sehenswertes, ich hatte beim Lesen den Eindruck, selbst auf der Insel zu sein. Deshalb von mir eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

Bewertung vom 12.06.2023
Morgen mach ich bessere Fehler
Hülsmann, Petra

Morgen mach ich bessere Fehler


sehr gut

"Jeder schleppt Ballast mit sich rum, und manchmal tut es gut, ihn mit anderen zu teilen. Damit man man ihn für eine Weile nicht alleine auf dem Buckel hat." (Buchauszug)
Die Feier zum achtzigsten Geburtstag von Tante Fine nimmt Elli, eine alleinerziehende Mutter der 6-jährigen Paula, zum Anlass, um von Hamburg ins Allgäu zu fahren. Mit im Gepäck ist ausgerechnet ihr ständig nörgelnder Großonkel Heinz, der sie schon immer auf dem Kicker hatte. Unterwegs trifft sie dann ausgerechnet den Rechtsanwalt, mit dem sie am Vortag wegen einer illegalen Aktion der Garten-Guerillas aneinandergeraten ist. Allerdings, weil Can Demiray (Cano) dringend eine Mitfahrgelegenheit nach München benötigt, unterbreitet er Elli ein lukratives Angebot. Doch dieser Roadtrip von Nord nach Süd erweist sich als wahre Kampfansage für Elli. Zum einen wäre da der ständig nörgelnde Heinz, der immer alles besser weiß, so wie der arrogante Cano die Elli regelrecht auf die Palme bringen. Dazu kommt noch ein unerwarteter Boxenstopp wegen eines Defekts am Auto. So müssen sie durch manche Bewährungsproben, Überraschungen und Unannehmlichkeiten durch, ehe bei Elli und Cano erstes Herzklopfen einsetzt. Gibt es für einen Rechtsverdreher und eine Chaos-Queen wirklich eine Zukunft?

Meine Meinung:
Die Bücher von Petra Hülsmann sind schon immer ein Garant gewesen für gute Unterhaltung, so auch dieses Mal. Das einfache Cover hingegen konnte mich nicht so recht überzeugen, da es vom Inhalt wenig vermittelt. Der unterhaltsame, abwechslungsreiche, humorvolle Schreibstil, wie ich ihn von der Autorin kenne, ist hier mitunter etwas holprig. Das mag vielleicht daran liegen, weil dieses Buch lange unvollendet in der Schublade lag oder sie eine doch recht lange krankheitsbedingte Zwangspause hatte. Jedenfalls fand ich es diesmal nicht ganz so rund und harmonisch und mitunter waren einige langatmige Passagen darunter. Trotzdem fand ich die Einfälle sehr gut, ebenso wie die Charaktere, die alle Ecken und Kanten hatten. Da wäre zum Beispiel Nörgler und Besserwisser Heinz, der im Grunde mit sich selbst nicht zufrieden ist und deshalb an jedem was auszusetzen hat. Doch in seinem Herzen steckt auch ein weicher Kern. Der Workaholic Cano scheint es jedem recht machen zu wollen und wirkt mitunter zugeknöpft und unnahbar. Mit der Zeit zeigt er jedoch eine ganz andere Seite von sich und Elli sieht darin einige Parallelen zu ihrem eigenen Leben. Die sympathische Elli ist sehr fürsorglich zu ihrer Tochter Paula. Ihre pfiffige Paula mochte ich am liebsten, die kecke, kesse Art und die teils humorvoll, teils gewiefte Wortwahl ist hier sehr gut getroffen und auch altersgerecht. Sie mir mit Zöpfen und ihrem permanenten Fahrradhelm auf dem Kopf vorzustellen, fällt mir leicht. Ein Wiedersehen gibt es außerdem mit einem alten Bekannten. Knut, der wie immer einen Spruch auf Lager hat und mal wieder viel zu kurz hier auftaucht. Eigenwilliges wie ein Hotel mit jeder Menge an Engeln dekoriert, eine Kaninchenausstellung mit Hindernissen und ein Schützenfest mit jeder Menge Überraschendes findet sich hier alles wieder. Ebenso gibt es viele gesellschaftskritische Themen wie Rassismus, Umweltschutz, Flüchtlinge, Klimawandel bis hin zu Gender. Lediglich am Ende ging es mir dann doch etwas zu flott, im Gegensatz zum Roadtrip. Doch selbst hier hatte die Autorin noch einiges an Humor auf Lager, sodass ich mit Schmunzeln ende. Von daher gebe ich diesem Buch gute 4 von 5 Sterne.

Bewertung vom 12.06.2023
Das Band, das uns hält
Haruf, Kent

Das Band, das uns hält


ausgezeichnet

"Edith klammerte sich ans Leben, als wüsste sie noch immer nicht, wie loslassen oder aufhören geht." (Buchauszug)
Die achtzigjährige Edith wurde verhaftet, sie soll ihren Bruder Lyman getötet haben. Doch was sich genau zugetragen hat und wie das Leben von Edith und Lyman wirklich gewesen ist, das weiß einzig und allein ihr Nachbar Sanders Roscoe. Sanders, der für Edith wie ein Sohn ist und dessen Vater sie eins geliebt hat. Doch das Leben hatte etwas anderes vor mit Edith, weil eine unglaubliche Tragödie alles verändern wird. Sie erlebt eine harte, entbehrungsreiche Kindheit nach dem Tod der Mutter. Kent Haruf zeigt hier auf, was eine Familienbande alles ertrage und erdulden muss und kann.

Meine Meinung:
Anders als bei seinen anderen Büchern beginnt er hier wirklich mit der Entstehungsgeschichte der Kleinstadt Holt. Man muss sich in die damaligen Zeiten und die Anfänge zurückversetzen, um in diese Geschichte einzutauchen. Es ist der Beginn einer Kleinstadt, wo das Leben als Farmer alles bestimmt hat. Wer am meisten Land besitzt, die besten Erträge hat, der ist ein angesehener Bürger. Dass man dafür jedoch hart arbeiten muss, selbst die Kinder, ist zu dieser Zeit völlig normal. Schlimm wird es erst, wenn einer der Eltern oder gar beide ausfallen und die Zukunft der Kinder zusammenfällt wie ein Kartenhaus. Kent Haruf lässt uns darüber nachdenken, welchen Stellenwert Familie hat, was Farmleben bedeutet, Verantwortung, Pflichtbewusstsein gegenüber Eltern und welche Entbehrungen man dafür in Kauf nimmt. Von Ende 19. Jahrhunderts bis in die 70-er Jahre begleiten wir die Farmerfamilie Goodnough. Die Kinder Edith und Lyman müssen nach dem Tod der Mutter und dem tragischen Unfall des Vaters das Arbeiten auf der Farm übernehmen. Unter den Augen des cholerischen Vaters keine leichte Aufgabe, der sie ständig antreibt und oft seiner Wut freien Lauf lässt. Von der Liebe eines Vaters ist hier wenig zu spüren, deshalb und sicher auch wegen ihres Heimwehs ist seine Frau Ava so früh verstorben. Sie hat sich nie als Farmerin gesehen und wohlgefühlt. Die sehr bildhafte Erzählung, weswegen ich den Autor so liebe, zeigt uns eine junge Frau auf, die einfach ihre Arbeit übernimmt, nur weil man sie tun muss. Weil sie sich verantwortlich für den Vater fühlt, lässt sie sogar ihre große Liebe, Sanders Vater zurück. Sein Vater und Sanders selbst passen trotzdem auf Edith auf, selbst wenn Roy ihn ablehnt, weil er ein Indianermischling ist. Lyman dagegen nimmt irgendwann die Flucht nach vorne und reist über Jahre im Land um her, nur um dem Vater zu entkommen. Währenddessen wartet seine Schwester sehnsüchtig auf ihn. Es ist traurig und schwierig zugleich, wie extrem sich eine junge Frau aufgibt und anderseits kann ich sie manchmal sogar verstehen. Selbst wenn die Thematik hier ernst ist, wirkt unterschwellig immer ein wenig Humor mit bei der Erzählung. Am Ende lässt uns der Autor mit einem Fragezeichen zurück, sodass jeder sein eigenes Urteil fällen kann. Es ist so schade, dass diesem Autor vor seinem Tod nur so wenige Bücher vergönnt blieben, ich hätte gerne mehr von ihm gelesen. Für ich ein Buch, das mich begeistert und zum Nachdenken angeregt hat und dem ich gerne 5 von 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 31.05.2023
Dunkle Wolken über Cannes / Conny von Klarg Bd.2
Vöhringer, Sabine

Dunkle Wolken über Cannes / Conny von Klarg Bd.2


sehr gut

"Das Leben ist wundervoll. Es gibt Augenblicke, da möchte man sterben. Aber dann geschieht etwas Neues, und man glaubt, man sei im Himmel." (Edith Piaf)
Cannes, der idyllische Urlaubsort an der Riviera, lädt mal wieder zu ihren jährlichen Filmfestspielen ein. Ziehmutter und Freundin Simonette Bandelieu hat für Reisejournalistin Conny von Klarg sogar Karten besorgt. Außerdem hat sie für Conny ein Interview arrangiert mit Schauspielerin Margaux Calimard, die eine gute Freundin von ihr ist. Allerdings ereignet sich kurz vor der Eröffnung ein Mord und die Tote ist ausgerechnet Margaux. Erschlagen wurde sie in ihrer Wohnung vorgefunden. Die Polizei geht recht schnell von einem Raubmord aus, da einige Schmuckstücke, unter anderem ein teures Collier fehlen. Jedoch nicht nur vom Schmuck fehlt jede Spur, sondern ebenso Margaux Tochter Juliette. Allerdings durch ihren Spursinn entdeckt Conny recht schnell ungereimtes und Auffälligkeiten, denen sie nachgeht, bis sie durch Visagistin Ines auf erste Geheimnisse stößt.

Meine Meinung:
Wieder einmal blicke ich auf ein Cover mit einem malerischen Foto von Cannes, was mich sofort neugierig auf den zweiten Band dieser Reihe macht. Der Schreibstil ist unterhaltsam, flüssig und in verschiedene Kapitel und Handlungsstränge eingeteilt. Extrem schwergetan habe ich mich dieses Mal wieder mit den vielen französischen Wörtern und Sätzen. Diese werden zwar von der Autorin größtenteils übersetzt oder umschrieben, doch weil ich die Sprache selbst nicht beherrsche, stört es doch ein wenig meinen Lesefluss. Mir ist schon klar, dass dieser Krimi in Frankreich spielt, allerdings muss dann wirklich so viel französische Redewendung im Plot vorkommen? Weshalb mir selbst die Straßennamen in diesem Buch ebenso recht wenig helfen, das ist dann eher was für Liebhaber Frankreichs. Ferner finde ich es in Sachen Spannung mitunter ein wenig schleppend und einige Szenen sind sogar etwas langatmig gestaltet. Gut dagegen gefallen mir die Einblicke in die Arbeit von Psychologe und Fallanalytiker Félix Weißenstein. Dadurch wirken die Ermittlungen auf mich deutlich realistischer, den eigentlich ermittelt ja eine Journalistin nicht in einem Mordfall. Des Weiteren erhalte ich Einblicke in Conny und Félix Liebes- und Privatleben. Was mir gut gefiel, da dies im vorherigen Buch etwas zu kurz kam. Ihre Liebe, die durch die Geburt seines Sohns Lucien deutlich schwieriger wurde, bleibt weiterhin angespannt. So bleibe ich voller Erwartungen, wie es mit in dieser Dreiecksbeziehung weitergeht. Bei den Ermittlungen selbst warten wieder jede Menge Überraschungen und Wendungen auf den Leser. So ist es kein Wunder, warum der eigentliche Täter bis zum Ende hin sich bedeckt hält. Anspruchsvoll und gut durchdacht sind außerdem die vielen Charaktere und Beziehungsgeflechte der Schauspielerin und ihrer Tochter, die zu viel Verwirrung führt. Nach wie vor sympathisch finde ich Conny und ihr liebenswerter Freund Félix. Etwas eigenwillig und lange undurchschaubar bleiben für mich dagegen Ines, Juliette und Noah. Trotzdem ich das Lesen diesmal etwas anstrengend und schleppend empfand, bin ich neugierig wie es weitergeht und gebe 4 von 5 Sterne.

Bewertung vom 31.05.2023
Nils
Geiger, Jürgen

Nils


ausgezeichnet

"Er konnte in keinen Spiegel sehen, ohne darin den ganzen Horror seiner Vergangenheit zu erblicken." (Buchauszug)
Der Tod von Mitgliedern einer Schülerclique, bei dem man beim ersten Opfer zuerst von Selbstmord ausging, stellt sich nun wohl doch als Mordfall für die Kripo München dar. Die beiden konträren Kommissare Julia Kramer und Dennis Lubinsky ermitteln und stehen vor einem Rätsel. Besonders die Buchstaben CC, die sie an jedem Tatort vorfinden, erscheinen ihnen fragwürdig. Sind es Initialen oder was haben diese Buchstaben mit dem Toten zu tun? Allerdings führt ihre Spur im Laufe der Ermittlungen zu einem weiteren Schüler und zum Tod der Schülerin Linda. Nils gilt durch seinen stechenden Blick mit den starren Augen, weshalb er gruselig aussieht und auffällt als Außenseiter. Seine starren Augen rühren allerdings von einem traumatischen Erlebnis aus der Kindheit.

Meine Meinung:
Gut gelungen finde ich das Cover mit dem großen Auge und dem darin enthaltenen Galgenmännchen. Der flüssige, lockere und spannende Schreibstil lässt mich sofort in die Geschichte eintauchen. Niemals hätte ich ein so einen Pageturner hinter diesem Debüt und Klappentext erwartet. Ich bin froh, dass die Lesersuche des Autors mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht und ich es lesen durfte. Schön finde ich die abgerundeten Ecken des Printexemplars, welches man selten sieht, doch faszinierender ist der Plot selbst. Ein Rachefeldzug, der eine ganze Schülerclique nacheinander ausradiert und jeden auf andere Weise ist zwar nicht neu, allerdings hier sehr gut umgesetzt. Imponierend finde ich außerdem die beiden Ermittler, die der Autor gut darstellt und bei dem jeder von ihnen seine Ecken und Kanten hat. Das Wechselspiel der beiden zwischen Konkurrenz, Humor, Miteinander bis hin zu Sympathie ist hier gut gelungen. Beide haben belastende Erfahrungen hinter sich, die sie nicht nur geprägt, sondern vor allem verändert haben. Mit Nils kommt dann ein weiterer ganz eigener Charakter ins Spiel. Sein Erlebnis aus der Kindheit beschert ihm nicht nur ein Trauma, sondern eine Art Gesichtslähmung und dem Aussetzen des Lidschlussreflexes. Darum sein starrer Blick, weshalb er für viele ein Art Freak, Psycho, Zombie oder Spooky ist. Allein die Vorstellung seiner Augen lässt selbst mich ein wenig erschaudern. In der Schule wird er ausgegrenzt, nur Linda scheint jemand zu sein, der ihn wirklich verstanden hat. Kein Wunder also, dass ihr Tod ihn besonders hart trifft. Selbst wenn man in diesem Thriller doch recht früh den Täter kennt, bleibt es bis zum Ende durchweg spannend und fesselnd. Allein der Wettlauf zwischen Täter und Ermittler, die versuchen, den Tod er Schüler zu verhindern, ist lohnenswert. Warum nur Rache infrage kommt, ist mir relativ schnell klar, allerdings bleibt die Motivation des Täters lange zweifelhaft. Ich hoffe, es gibt ein weiteres Buch des Autors, gebe 5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung.