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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2518 Bewertungen
Bewertung vom 10.03.2024
Zornige Söhne / Kommissarin Irmi Mangold Bd.15
Förg, Nicola

Zornige Söhne / Kommissarin Irmi Mangold Bd.15


ausgezeichnet

Absolut lesenswert und mein Highlight dieser Krimireihe!
"Zornige Söhne" ist der 15. Fall von Irmi Mangold von Nicola Förg und erscheint im Piper Verlag.

Am Staffelsee wird im Garten einer in Renovierung befindlichen Villa ein junger Mann erschossen aufgefunden, wurde er das Opfer einer Diebesbande, die in der Region Baumaterial stiehlt?

Oder hatte man es auf seine Mutter abgesehen, die als Lehrerin bereits mehrere Drohungen erhielt? Auch in der Familie liegt ein Zwist begraben, der tote Joshua und sein Vater betrieben im Internet ein Battle, in dem sie den Generationenkonflikt offen austrugen. Sollte das Hater aufgestachelt haben?

"Wissen Sie, wir waren mal ein Volk von Dichtern und Denkern. Die Bildung ist im freien Fall. Genau wie die Industrie. Wir waren ganz weit vorn in der Elektronik, ...führend in der Solartechnik. Alles an China verkauft, inklusive unserer Häfen." Zitat Seite 85

Auf Nicola Förg ist in Sachen Bücher einfach Verlass und mit "Zornige Söhne" hat sie sich selbst übertroffen!

Ihre interessante Story hinterfragt neben der spannenden Krimihandlung auch die aktuelle politische Situation und hat mich damit von Anfang an gepackt. Denn Förg spricht an, was uns in Deutschland eventuell in den nächsten Jahren erwartet und beschreibt dieses Szenario in einer Nebenhandlung in Form eines Buches, das ihre Protagonistin liest und offen mit uns teilt.


"Seit der Pandemie und dem Ukrainekrieg ist jede Scheu vor weiterer Staatsverschuldung verschwunden... Irgendwann hat der Finanzmarkt gemerkt, dass Deutschland keine Wirtschaftsmaschine mehr ist...und deshalb sind 2028 dann auch die Krankenkassen zusammengebrochen." Zitat Seite 77

Diese Zeilen machen mich beim Lesen wütend, denn solche volkswirtschaftlichen Folgen sind genau so denkbar.

Besonders aufschlussreich und realistisch empfand ich den Schlagabtausch zwischen Boomer und Gen Z, der die Handlung mit reichlich Tiefgang ausstattet und damit weit über einen schlichten Alpen-Krimi hinaus hebt. Denn hier wird sehr viel mehr geboten als nur eine gut durchdachte Krimistory, der hier aufgezeigte Generationenkonflikt durchleuchtet realistisch beide Seiten und das regt absolut zum Nachdenken an. Für Wiedererkennungseffekt sorgen die handelnden, bekannten Figuren dieser Reihe, die ihrer Persönlichkeit treu bleiben und mit großem Eifer die Ermittlungen betreiben. Damit kommt auch immer wieder etwas Dialekt und reichlich Humor in die Handlung.

Im Mordfall verbinden sich eine Reihe von Hintergrundgeschichten zu einem undurchsichtigen Geflecht. Irmi Mangold und Kathi Reindl müssen nicht nur das Drama einer anderen Familie aufklären, sondern sich auch mit den Tatzeugen und der Familie befassen, die mit der vollen Wahrheit nicht rausrücken. Was verschweigen sie und was hat das mit dem aktuellen Fall zu tun?

Joshuas Vater ist der Autor des Romans »Boomer oder etwas Besseres als den Tod findest du überall«, es befasst sich mit dem Generationenkonflikt und der Überalterung der Bevölkerung. Irmi liest es während ihrer freien Zeit und die dort beschriebenen Themen machen betroffen.

Mit einem flüssigen und von Humor durchzogenen Schreibstil entführt uns Nicola Förg in die Szenerie ihrer bayerischer Heimat und wie gewohnt sind die Charaktere wiedererkennbar und wirken authentisch. Es geht auch in Irmis Leben um ihre Zukunft und ihre Entscheidung lässt leider an ein Ende dieser Reihe denken, was ich nicht hoffe.

Diesen fesselnden Krimi mit aktuellem Baby Boomer-Hintergrund und dem Kampf der Generation Z habe ich genossen, auch wenn die politischen Hintergründe eher zum Ärgern sind. Aber die Verbindung zwischen Zeitgeist, Spannung und privatem Geschehen ist einfach wunderbar ausgearbeitet und bietet eine überzeugende Lektüre, die ich als Highlight dieser Reihe ansehe.

Bewertung vom 08.03.2024
Frau Dachs & Herr Pinguin
Kromhout, Rindert

Frau Dachs & Herr Pinguin


sehr gut

Liebevoll illustriertes Bilderbuch mit wichtiger Botschaft zur Vielfalt!
Im Dragonfly Verlag erscheint Rindert Kromhouts Bilderbuch "Frau Dachs & Herr Pinguin", es richtet sich an Kinder ab vier Jahren und wurde illustriert von Natascha Stenvert.

Die Nachbarn Frau Dachs und Herr Pinguin wohnen Haus an Haus und ihre Gärten sehen völlig verschieden aus. Sie hat einen blumenreichen Garten, wo alles wild wuchert und blüht, er liebt die Ordnung und Sauberkeit und scheuert täglich seine blanken Platten. Unterschiede sind jedoch kein Grund, sich nicht zu mögen und so reden sie miteinander, teilen ihre Blumen und Platten und lernen sich gegenseitig kennen. Mit der Zeit verändern sie sich und ihre Gärten, um dem Anderen zu gefallen. Dabei wollen sie doch so bleiben wie sie sind und ihre Individualität behalten. Denn diese Unterschiede schätzen sie ja auch aneinander.

Zunächst einmal, dieses großformatige Bilderbuch enthält herzallerliebste Illustrationen, an denen man sich kaum satt sehen kann. Inhaltlich geht es darum, wie sich Dachs und Pinguin durch ihre Gegensätze anziehen, wie aber jeder versucht, es dem anderen und seinem Geschmack recht zu machen. Am Ende verändern beide ihre Gärten und damit ihr persönliches Umfeld und fühlen sich so nicht mehr wohl. Erst als sie erkennen, dass sie nur gemeinsam glücklich sind, wenn jeder so bleibt wie er ist, kommen beide zueinander und werden ein Paar. Beide finden einen Weg, wie jeder seine Individualität wahren kann und sie trotzdem gemeinsam glücklich werden. Das Zusammenleben wirkt wie ein modernes Lebens-Modell, aber wenn es funktioniert, ist dagegen nichts einzuwenden.

Unterschiede ziehen sich an, das merkt man bei diesem Buch. Aber es zeigt auch die Tatsache, dass man sich nicht zum Nutzen anderer Menschen verändern sollte. Schliesslich sollten wir unser Gegenüber mit seiner ganzen Persönlickeit akzeptieren und schätzen. Warum hier aber erst nach der Hochzeitsreise die Vornamen ausgetauscht werden, hat mich sehr irritiert. Und man hätte sich das Zusammenleben auch ohne Trauschein vorstellen können.

Richtig genießen kann man die zauberhaft schönen, detailreichen und farbenfrohen Illustrationen, für mich machten sie den eigentlichen Reiz des Buches aus.


Diese wundervoll illustrierte Geschichte zeigt Gegensätze und Unterschiede auf, aus der auch Gemeinsamkeiten entstehen können! Ein Plädoyer für Akzeptanz von Vielfalt!

Bewertung vom 07.03.2024
Island
Steffl, Corina

Island


sehr gut

Ein bildgewaltiger und wissensreicher Ausflug nach Island!
Bei arsEdition erscheint Corina Steffls Sachbuch "ISLAND - Das Land aus Feuer und Eis" mit Illustrationen von Heike Anita Thomas. Das Buch empfiehlt sich für Kinder ab 10 Jahren.

Island ist das Land der Wikinger, der Islandpferde und niedlich aussehenden Papageientaucher, der Elfen und Trolle, der schneebedeckten Vulkane, heißen Quellen und Gletschern aus Eis. Doch es ist auch ein Land der Bücher und Sagas und bietet seinen Besuchern eine atemberaubende Natur.

Dieses großformatige Buch hat einen Leineneinband und stellt die Geschichte, die Natur, die Kultur und das Leben in Island vor.

Die ersten Bewohner Islands waren Wikinger, die dort sesshaft wurden und als Bauern und Fischer zu den ersten Isländern wurden. Wir erfahren Wissenswertes über die Hauptstadt Reykjavik mit knapp 140.000 Einwohnern und ihren Alltag, von wichtigen Personen in der Geschichte und Informationen über den grandiosen Warmwasserspeicher, den sogenannten Perland, der ganz Reykjavik mit warmem Wasser versorgt. Island ist weltbekannt für seine Feysire und heißen Quellen, für seine Vulkane, die immer wieder mit Ausbrüchen für Furore sorgen.

Das Land bietet alle möglichen Freizeitaktivitäten wie Skisport, Eislklettern, Rafting, Tauchen und Gleitschirmfliegen. Wir erfahren Geschichten von Naturgeistern und Elfen, warum das Wetter häufig wechselt, von Polarlichtern und der einzigartigen Tierwelt. Im Sommer brüten die Papageitaucher an den Küsten, es gibt Rentiere, Islandschafe und Islandpferde, man kann Wale beobachten und der Fischfang hat Tradtion. Die Isländische Küche wird vorgestellt, welche Festtage gefeiert werden und wir erfahren, dass die Menschen sehr gern ins Kino gehen und dass Lesen als Nationalhobby gilt.

Die aussagekräftigen, authentischen Illustrationen wecken Interesse und laden zum Lesen der informativen und recht kurzen Texte ein. Islandfans erfahren viele interessante Fakten und auch Isländische Sprichworte, die uns die Sichtweisen der Isländer näher bringen.Über ihren Walfang wird im Buch nicht weiter berichtet, das Thema ist sicher nicht sehr einladend und für Kinder vielleicht auch zu hart.

Die Fülle an Informationen über Land und Leute hat mir in Verbindung mit den wunderschönen Illustrationen gut gefallen und ich habe auch neue Fakten hinzugewonnen.

Interessant umgesetzte Länderkunde für Kinder, die Wissenswertes über die Insel, ihre Kultur, Geschichte und ihre Besonderheiten perfekt beschreibt, bildhaft sichtbar macht und damit Interesse weckt!

Ein wissensreicher Ausflug nach Island für die ganze Familie!

Bewertung vom 06.03.2024
Eine Fingerkuppe Freiheit
Zwerina, Thomas

Eine Fingerkuppe Freiheit


ausgezeichnet

Das Verlangen nach Freiheit
Im Harper Collins Verlag erscheint Thomas Zwerinas Debütroman "Eine Fingerkuppe Freiheit".

Paris 1821, an Frankreichs nationaler Blindenanstalt: Charles Barbier stellt die sogenannte "Nachtschrift" der Blindenanstalt zur Verfügung. Er verspricht sich Großes davon, damit die Literatur auch in die Welt der Blinden einziehen kann. Der hochintelligente blinde Junge Louis Braille ist fasziniert von dieser Art von Schrift, die ihren Ursprung als Geheimschrift im Militär hat. Louis träumt schon lange davon, endlich die Welt, die er nicht sehen kann, besser zu verstehen und entwickelt aus dieser schwierigen Schrift seine eigene, die mit sechs einfachen erhabenen Punkten auskommt. Diese Schrift, so glaubt er, ist der Schlüssel zu all dem Wissen, das Bücher geben können.

Louis Übezeugung lautet: Ich lese, ich schreibe, also bin ich.

Bei diesem feinsinnig geschriebenen Roman taucht man in das Leben des Louis Braille ein und wird Zeuge, wie er erblindete, von seinen Eltern aber ganz normal angeleitet wurde. Durchdrungen von einer hohen Intelligenz hatte er Glück, Förderer zu finden und sich in seiner blinden Welt mit Musik und Mathematik zu beschäftigen und darin geschult zu werden. Doch sein großer Wunsch war es, allen Blinden die Freiheit zu ermöglichen um Lesen zu können.

Die Szenen der Kindheit, die Erblindung, die Schulzeit, das alles wird lebendig beschrieben und hat mich sehr berührt. Denn es werden alle Hürden aufgezeigt, die blinden Menschen begegnen und es war ein Glücksfall, das der hochintelligente Louis Förderer hatte und sein Leben der Blindenschrift verschrieb.

Zwerinas wunderbare Wortgewandtheit und der besondere sprachliche Ausdruck hat mir sehr gut gefallen. Manches wirkt etwas gekünstelt, aber es passt perfekt zur Geschichte und auch zum Zeitgeist. Mit seiner außergewöhnlichen Sprache malt Zwerina stimmungsvolle Bilder mit Gefühlen und Düften, Stimmungen, Farben und Dunkelheit. Genau diese Dunkelheit füllt Louis einzigartig sensibel mit seinen Empfindungen aus und hebt sie auf eine lebensbejahende, unbekannte Ebene, die für uns Sehende unsichtbar bleibt.


Dieses literarische Kleinod ist eine Hommage an den Erfinder der Blindenschrift Louis Braille. Es hat mir die Augen geöffnet für die Schwierigkeiten von blinden Menschen, denn wie sie die Welt erleben ist ganz anders als bei Sehenden. Deshalb ist es so entscheidend, ihnen mit der Blindenschrift den Zugang zu all unserem Wissen in Büchern zur Verfügung zu stellen.


Für mich ein Lesehighlight, schon allein wegen der wunderbaren Sprache, die uns empfindsam und bildhaft das Leben des Louis Braille näher bringt.

Bewertung vom 05.03.2024
Meine Wiese. - Entdecke eine wunderbare Welt
Haft, Jan

Meine Wiese. - Entdecke eine wunderbare Welt


ausgezeichnet

Eine großartige Entdeckungsreise ins Naturparadies Wiese
Jan Hafts Sachbilderbuch "Meine Wiese - Entdecke eine wunderbare Welt" erscheint bei Penguin Bücher und richtet sich an Kinder ab sechs Jahren.

Wiesen sind voll mit Blumen, verschiedensten Gräsern, Kräutern, die Insekten und Vögeln über das Jahr Nahrung und Lebensraum bieten. Doch diese Gebiete sind bedroht, sie verschwinden mehr und mehr und das erklärt auch das Aussterben mancher Tier- und Pflanzenarten. Es liegt an uns, Wiesen zu schützen, sie zu pflegen oder gar wieder anzulegen, damit das ökologische Gleichgewicht erhalten bleibt. Jede Tierart auf der Wiese zählt im großen Ganzen und deshalb müssen wir alles tun, um diese Vielfalt zu sichern.

Kitzelnde Gräser, leuchtende Blumen, summende Insekten: So fühlt sich eine Sommerwiese an. Jan Haft nimmt uns mit auf Entdeckungsreise in ein wahres Naturparadies, in dem Hunderte bunter Pflanzen und faszinierende Tiere leben

Dieses Buch klärt über die Stockwerke von Wiesen auf, es zeigt das vielfältige und artenreiche Leben von Tieren und Pflanzen in verschiedensten Wiesenarten und Kinder erfahren, wie es im Mikrokosmos Wiese zugeht.

Was im Biologieunterricht erst viel später unterrichtet wird, können Schulanfänger hier schon lernen, beispielsweise der Aufbau von Dolden-, Teller- oder Korbblüte.

Und es werden die unterschiedlichen Bienen gezeigt, nebenbei wird erklärt, wie die Besamung funktioniert und warum verschiedene Blumenfarben für die Bestäuber wichtig sind.

Auf Wiesen blühen Schafgarbe, Löwenzahn, Margerite oder Klee, die mit ihren farbigen Blüten Insekten anlocken. Doch dieses Buch zeigt noch viel mehr, man erfährt interessante Fakten über Gräser, es werden zahlreiche Vögel, Insekten und Säugetiere vorgestellt, die alle den Lebensraum Wiese nutzen und brauchen.

Ich bin ganz begeistert von den beeindruckenden Naturaufnahmen und den vielen Informationen über Flora und Fauna. Die vielen wunderschönen Naturfotos von Jan Haft und die bezaubernden Illustrationen von Claire Lenkova untermalen auf grandiose Weise, die mit viel Sachkenntnis und verständlichen Erklärungen vorgebrachten Inhalte, in denen Jan Haft diese Naturräume uns mit spürbarer Begeisterung näher bringt.

Die Illustrationen geben dem Buch noch einen besonderen Kick, der Kinder ganz besonders anspricht. Tiere unterhalten sich, es gibt viele Details zu entdecken, die auf bestimmte Dinge auf der Wiese hindeuten oder einfach nur auf witzige Weise zeigen, wie der Grashüpfer zufrieden auf einem Blatt ausruht.

Zum Ende des Buches wird über die unterschiedlichen Arten von Wiesen aufgeklärt: Feuchtwiesen, Trockenwiesen, Streuobstwiesen, Bergwiesen und Salzwiesen sind so vielseitig wie einzigartig und voller Leben. Dort haben Rehe, Vögel, Insekten und kleine Reptilien ihren Lebensraum und auf den Kuhwiesen finden die Kiebitze massenhaft Fliegen und Mistkäfer. So profitieren alle Tiere voneinander und das Ökosystem Wiese bleibt intakt.

Ein großartiges Sachbuch, das die Vielfalt von Flora und Fauna auf unseren Wiesen überzeugend vorstellt und damit für Interesse sorgt. Damit können Kinder begeistert werden für den Mikrokosmos Wiese und erkennen, wie schützenswert eine intakte Wiese für unsere Umwelt ist.

Bewertung vom 04.03.2024
Flunder-Verschwörung
Brandt, Patricia

Flunder-Verschwörung


sehr gut

Locker erzählter Cosy Krimi mit Ostseeflair und Umweltschutz!
Im Gmeiner Verlag erscheint mit "Flunderverschwörung" der vierte Band der Kommissar Oke-Reihe von Patricia Brandt.

In dem kleinen Fischerdorf Hohwacht an der Ostsee nimmt die Zahl der Fischer immer mehr ab, denn mit der Reduzierung der Fangquoten kommt mit dem Fischfang nicht mehr genug Kohle ins Portemonnaie. Nun verdächtigen Meeresschützer auch noch Fischer Hauke Büsing, das er illegal kaputte Netze im Meer entsorgt hätte. Mit der Behauptung setzen sie Hauke unter Druck, kurz darauf ist er verschwunden. Als dann einer der Walschützer beim Bergen eines treibenden Geisternetzes einen abgetrennten Fuß findet, ruft das viele Schaulustige, eine Wahrsagerin und die Presse herbei. In Hohwacht ist richtig was lost. Oke Oltmanns hat eigentlich Urlaub geplant, doch daraus wird nichts, denn er findet in seinem Kahn eine Leiche. Die Arbeit ruft und er macht sich an die Ermittlungen.



Wie üblich greift Patricia Brandt auch in diesem Krimi ein besonderes Umweltproblem auf, dieses Mal geht es um im Meer treibende Geisternetze, die Schweinswalen und anderen Meerestieren zum Verhängnis werden.

Patricia Brandt schreibt lebendig und detailreich, ihr Erzählstil lässt sich locker flockig lesen. Die Ermittlungen in diesem undurchsichtigen Fall gestalten sich als schwierig und umfangreich, als eine weitere Leiche im Räucherofen auftaucht, sorgt die für Spannung und bei Oke zusätzlich noch für Ermittlungs-Druck.

Oke Oltmanns ist ein knurriger Typ, der nicht viel redet, von Beruf Kommissar, aber nebenbei auch Tierpräparator. Das macht ihn schon allein zu einer skurrilen Figur, die er mit seiner Plattdeutschen Flucherei auch noch unterstreicht. Eigentlich wollte er mit seiner Frau Inse Urlaub machen, nun hilft er auf dem Kutter von Hauke aus, nachdem der spurlos verschwunden ist. Und plötzlich hat er es zum ersten Mal in seinem Leben mit einer zerstückelten Leiche zu tun. Das Fachwort lautet Mutilation und zu diesem Thema gibt es ein interessantes Vorwort von Axel Petermann, der als Profiler und Krimiautor bekannt ist.

Doch obwohl hier gemordet und sogar gestückelt wird, sogar die russische Mafia im Spiel ist, bringt dieser Krimi reichlich Humor mit. Die Figuren haben alle so ihre Eigenarten, es sind eigensinnige und norddeutsche Charaktere, deren teilweise schwieriges Miteinander für Lacher sorgt.

Durch die eingebaute Kulinarik und den immerwährenden Appetit Okes, bekommt man einen guten Einblick in die fischreiche Küche an der Ostsee. Dort ist der Ehestreit zwischen Wencke und Jan inzwischen soweit gediehen, das sie getrennte Fischbuden betreiben, Jan seine traditionelle mit Fischfrikadelle und Bratkartoffeln und Wenckes bietet vegane Fischnuggets mit Salat und andere vegane Speisen an.

Die stimmungsvollen Szenen der Schauplätze sorgen dafür, dass man sich beim Lesen ans Meer versetzt fühlt und am liebsten auch etwas in den nun konkurrierenden Fischbuden essen möchte.

In diesem Cosy Krimi sorgen die speziellen Figuren, die humorvollen Szenen und ein spannender Plot für amüsante Unterhaltung und gleichzeitig wird die Dringlichkeit zum Schutz der Meeressäuger sichtbar gemacht.

Bewertung vom 03.03.2024
Nature Guide Vögel
Nibbenhagen, Kalle

Nature Guide Vögel


ausgezeichnet

Hilfreiche Vogelbestimmung für Anfänger
Im KOSMOS Natur Guide Vögel stellt Amateur-Ornithologe Kalle Nibbenhagen wie auf seinem Youtube-Kanal "Ornithologie für Anfänger" und auf @ornithologiefueranfaenger ganze 105 Arten der heimischen Vogelwelt näher vor und weist Ornitholgie-Anfänger in die Grundlagen der Vogelbestimmung ein.

Wenn man sich für die heimische Vogelwelt interessiert, ist es immer wieder eine Freude, in der Natur verschiedene Vögel zu entdecken und ihr Verhalten zu beobachten. Doch dafür sollte man die Vogelarten auch kennen und etwas über ihr Aussehen, ihre Stimme und über ihre Lebensräume und Lebensweise wissen.

Gestartet wird mit einer persönlichen Einführung, danach folgt sehr übersichtlich die Vorstellung geordnet nach Vogelgruppen, farblich gestaffelt auf sechs Kapitel.

- Singvögel
- Tauben, Spechte
- Eulen
- Greifvögel, Falken
- Watvögel, Möwen
- Entenvögel, Reiher

Dieses Buch ist ein wunderbarer Begleiter für Vogelerkundungen, in Porträts werden die speziellen Infos über die Vogelart zusammengefasst. Außerdem lassen sich anhand spezieller Nummern über eine dem Buch beigefügten KOSMOS App Vogelstimmen und auch kleine Filme abrufen. So lernt man zu jeder Vogelart gleich noch das entsprechende Stimmbild kennen. Auf den Fotos sieht man das typische Aussehen der Vogelart und erfährt in einer Art Steckbrief die wichtigsten Fakten. Zusätzlich wird in kurzen Texten näher über die Besonderheiten informiert.

Die Porträts enthalten Angaben über Länge, Stimme, Bei uns und Lebensraum. Hilfreich bei der Bestimmung sind die unterschiedlichen Merkmale, auf die in verständlichen Worten auf den Fotos hingewiesen wird.

Blau gekennzeichnet sind die Wissens-Blöcke, dort gibt es Informationen zum Erkennen von Vogelstimmen mitsamt Eselsbrücken, Wissenswertes über den Greifvogelzug und Tipps zur Unterscheidung verschiedener Meisenarten und zu Futterstellen.

Gelungen finde ich die kurzen, übersichtlichen Informationen, die nur die wichtigsten Fakten als Grundwissen benennen. Wer mehr wissen möchte, sollte sich die Beschreibungen zu den einzelnen Vögeln durchlesen, die von besonderen Fähigkeiten oder Verhaltensgewohnheiten informieren.

Was mir an diesem Buch besonders gut gefällt, ist Kalles Interesse und sein Willen, Wissen weiterzugeben. Denn nur was wir kennen, schätzen und lieben wir und sind auch bereit es zu schützen.

Für mich ist dieses Buch hilfreich, um das Interesse für die Vogelwelt zu schüren.

Wer sich für die Vogelwelt in seiner Umgebung interessiert, sollte dieses Buch beim nächsten Spaziergang als Begleiter dabei haben. Anschließend kann man zuhause die näheren Informationen nachlesen, über die App die Stimmen anhören und so sein Wissen über die Arten nach und nach erweitern.

Ein toll bebilderter Naturführer, der auch für Anfänger ein hilfreicher Begleiter zur Vogelbestimmung der heimischen Arten ist!

Bewertung vom 03.03.2024
Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald
Goldfarb, Tobias

Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald


sehr gut

Eine abenteuerliche Geschichte um Mut und Freundschaft

Hilda Hasenherz lebt in einem großen Kaninchenbau unter dem Möhrenfeld und muss dort Tag und Nacht für den gierigen Baron von Ratzezahn Möhren ernten. Und diese Möhren darf sie nicht einmal essen, denn laut Ratzezahn sind sie für den König und als Tribut an den alten Fuch Sam Grau, damit dieser die Hasen leben lässt. Hilda würde statt im Dunkeln zu buddeln liebend gern mal die Sonne oder den Mond sehen. Als sie eines Tages beim Ziehen einer Möhre das Tageslicht sieht, fängt sie an, die Dinge zu hinterfragen. Das hat bisher niemand gewagt. Warum bekommt eigentlich nur der Baron die Möhren und wieso fressen Füchse Möhren? Da stimmt etwas nicht! Hilda kommt einem Geheimnis auf die Schliche und erlebt ein großes Abenteuer.

Das Häschen Hilda ist mutig und warmherzig und lässt sich nichts vormachen. Sie möchte heraus aus ihrem dunklen unterirdischen Bau und will den alten Fuchs Sam Grau suchen, vor dem der fiese Baron von Ratzezahn Angst hat. Auf ihrem Weg findet sie drei neue Freunde, die sie auf ihrem Weg begleiten und ihr beistehen, wenn sie Niederlagen einstecken muss.
Die Handlung verteilt sich auf zwanzig Kapitel, die man wunderbar als Gute-Nacht-Geschichte
vorlesen kann. Die große Schrift macht es zusätzlich leicht und die spannende Geschichte begeistert jung und alt. Die liebenswerte Hilda ist für Kinder die Heldin des Buches, mit der sie sich gerne identifizieren und an ihrer Seite hautnah die abenteuerliche Reise miterleben. Die zauberhaften und naturgetreuen Illustrationen sorgen für eine passende Untermalung und bilden das Aussehen der Figuren detailgetreu ab.

Igromir, Dschango Biber und Ritter Robinius, diese individuellen Namen gefallen mir wunderbar, sie passen gut zu den einzelnen Charakteren und gemeinsam mit den süßen Bildern kann man sie alle gut auseinander halten.
Aus biologischer Sicht muss ich allerdings anmerken, dass Hasen nicht unter der Erde leben, sondern Kaninchen. Vielleicht hätte man das berücksichtigen sollen, dem Vergnügen der Geschichte tut diese Tatsache aber keinen Abbruch.

Für Kinder ist diese märchenhafte Geschichte ein spannendes Abenteuer um Freundschaft und Zusammenhalt verschiedener Tierarten. Hilda kämpft gegen einen Bösewicht und andere Tiere beteiligen sich, hier wird deutlich gemacht, dass in einem kleinen Hasenmädchen mehr Mut stecken kann als andere vermuten.

Eine wunderbare Botschaft von Freundschaft und Zusammenhalt, die zeigt, wie aus einem kleinen Hasenmädchen eine mutige Heldin wird. Eine liebenswert erzählte Geschichte und ein erfolgreicher Siegeszug für die Gerechtigkeit!

Bewertung vom 01.03.2024
Abgeholt!
Lindemann, Johanna

Abgeholt!


ausgezeichnet

Wunderschönes Vorlesebuch mit einer tollen Geschichte!
Bens Papa ist alleinerziehend und kommt häufig zu spät, um Ben von der Kita abzuholen.

Ben ist ein toller Junge, der gerne klettert, fantasievoll ist und alle Kinder gerne mitspielen lässt. Er isst gerne Erdbeeren und auch Spinat, aber Erbsen findet Ben doof. Ähnlich doof, wie immer als Letzter abgeholt zu werden. Denn alle anderen Kinder gehen vor ihm nach Hause, alle! Und das liegt daran, dass Papa immer länger arbeiten muss. Es ist nicht schön, die Blicke der anderen Eltern ertragen zu müssen, wenn Ben noch auf Papa wartet.

Bei diesem wunderschön illustrierten Bilderbuch kann man sich gut einfühlen, wie es Kita-Kindern geht, wenn sie nicht rechtzeitig abgeholt werden und ständig die Letzten sind. Wenn die Mütter und Väter kommen, freuen sich die Kinder und jeder bekommt durch das Gerufe "Abgeholt" mit, dass sich jemand um die Kinder sorgt. Leider ist Ben ständig der Letzte, weil Papa immer lange arbeiten muss und das verletzt ihn. Es ist zwar lieb, wenn die Erzieherinnen sich dann um Ben kümmern, aber auch peinlich, weil es den Anschein hat, dass sich Bens Vater nicht für ihn interessiert. Aber Ben dreht den Spieß herum und macht aus seinem Vater einen wagemutigen Helden, der in einem Schlaraffenland arbeitet und mutig Übergriffe von Gitterrittern abwehrt und dafür sorgt, dass auch bezahlt wird.

Toll, so einen Vater wollen die anderen Kinder auch haben! Dafür würden sie auch mal länger in der Kita bleiben. Zu gerne hören sie die fantasievollen Geschichten von Ben und bleiben dafür auch gerne noch ein bisschen länger. Vielleicht ist es ja doch gar nicht so schön, immer als Erstes abgeholt zu werden.

Die Illustrationen zeigen eine heldenhafte Rittergeschichte, die für abenteuerliche Stimmung sorgen. Bens Ritter-Gitter-Geschichte finden die anderen Kinder super, genauso einen Helden-Vater möchten sie auch haben.

Eine heldenhafte Abenteuergeschichte über ein Thema aus dem Kita-Alltag von Kindern. Die wunderschönen Bilder und die tolle Geschichte machen dieses Buch zum Lieblingsvorlesebuch!

Bewertung vom 28.02.2024
In Liebe, Deine Paula
Hutzenlaub, Lucinde

In Liebe, Deine Paula


sehr gut

Ein berührender Roman über ein Auswandererschicksal
Bei Penguin Bücher erscheint Lucinde Hutzenlaubs Roman "In Liebe, Deine Paula".

Esther entdeckt auf dem Dachboden ihres Hauses in Stuttgart ein altes Kleidungsstück ihrer Mutter Paula, es ist ein eleganter Mantel mit Fuchspelzkragen. Mit diesem Mantel kommen schmerzhafte Erinnerungen zurück, denn Paula erhielt ihn in ihrer Jugend als sie in den Dreißigerjahren Kindermädchen in einer reichen Familie in New York war. Paula liebte das Leben in der Metropole, sie ging in Jazzclubs, spazierte durch den Central Park und war verliebt in einen jungen Anwalt namens Norman. Aber diese positiven Erinnerungen verbindet Esther nicht mit dem Mantel. Noch immer fühlt sie sich von ihrer Mutter verraten, weil Paula einfach so aus ihrem Leben verschwand. Aber Esther weiß auch, sie muss sich endlich auf die Suche machen nach der einen großen Liebe, die für das schwierige Schicksal ihrer Familie verantwortlich war.

Mit dem Bezug zu einer wahren Geschichte spinnt sich die Handlung dieses Romans über drei Generationen hinweg. Es startet damit, das die junge Paula nach New York auswandert, dort beruflich Fuss fasst und und dort die Liebe ihres Lebens findet. In der Folge machen die drei Frauen dieser Familie auch eine historische Zeitreise und dabei werden New York, Stuttgart und Tokio als besondere Schauplätze näher eingebunden.

Durch die Hauptfiguren Paula und Esther erlebt man bildhaft und eindringlich die verschiedenen Settings ihrer Lebenstationen mit. Es startet mit Paulas eindrücklich geschilderten Reise mit dem Auswandererschiff nach New York, diese Szenen habe ich gespannt mitverfolgt. Es war so ergreifend zu sehen, welch große Hoffnungen all diese Menschen in ihre Zukunft gesetzt haben und dann erkennen müssen, das auch in Amerika Rezession und Armut an der Tagesordnung sind. Immerhin geht Paulas Traum auf, sie arbeitet erst in einem Fotogeschäft und nimmt später in einer Milliardärsfamilie eine Stelle als Kindermädchen an. In ihren Briefen berichtet sie ihrer Familie aus ihrem Alltag mit den anhänglichen Kindern, aber auch von der Prohibition und den Besonderheiten der Metropole.

Immer wieder dringen auch die politischen Veränderungen Deutschlands ans Licht und man erkennt, welche Umbrüche die Menschen in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg erleben.

Esther reist 1964 zur Olympiade nach Tokio, auch diese Szenerie wird ausgesprochen interessant beschrieben und man kann hinter die Kulissen der Veranstaltungen schauen.

Die Charaktere hat die Autorin mit viel Fingerspitzengefühl beschrieben. Ich habe mit Paula mitfühlen können, wie sehr sie auf eine Antwort von Norman gehofft hat und wie sehr sie gelitten haben muss. Esther versucht erst nach dem Drängen ihrer Tochter, Paulas Geheimnis zu erkunden. Warum sie und Paula viele Jahre keinen Kontakt zueinander aufgenommen haben, konnte ich persönlich allerdings nicht nachvollziehen. Es wird deutlich, wie sehr enttäuschte Gefühle, eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung und verletzte Eitelkeit der beiden Frauen ihre Zuneigung erschwert hat.

Die Liebesgeschichte bekommt in der Geschichte zwar einen wichtigen Stellenwert, sie ist aber nie vordergründig und verbindet mehr als roter Faden die Story-Teile miteinander. Wie es zu dieser Zeit üblich war, erzählen Paulas Briefe aus den Erlebnissen und Hoffnungen ihres Lebens. Diese Briefe lesen sich sehr anschaulich, viele Zeitbeschreibungen lesen sich sehr auserzählt, dagegen bekommt die von mir herbei gesehnte Auflösung zum Ende eher wenig Raum zur Entfaltung.

Dieser Roman hat mich berührt, denn er beschreibt eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung und zeigt, was verpasste Chancen und verletzte Gefühle auslösen können. Für alle Leser:innen von interessanten Familienschicksalen mit historischem Hintergrund.