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Lilis Lesemomente
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Garbsen

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Insgesamt 114 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2021
Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4
Neuhaus, Nele

Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4


ausgezeichnet

Schneewittchen muss sterben ist der vierte Band der Reihe um das Ermittlerteam Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Es ist total spannend für mich, die Entwicklung der beiden Charaktere zu verfolgen. Und so, wie ich die handelnden Personen immer besser kennenlerne, lernen sie sich auch untereinander kennen und schätzen und wissen um die Stärken und Schwächen der Kollegen und Kolleginnen. - Und doch gibt es immer wieder Überraschungen.


Der lebendige Schreibstil lässt mich beim Lesen förmlich durch die Seiten der Geschichte fliegen. Das Geschehen spielt sich in Altenhain und Umgebung ab und bereits nach kürzester Zeit habe ich ein Bild von dem beschaulichen Ort und seiner Einwohner. Recht zugänglich sind diese allerdings nicht. Schon gar nicht, nachdem ein junger Mann wieder zurückkehrt, der nach einer mehr als zehnjährigen Haftstrafe wieder im Ort lebt. Wer Freund ist und wer Feind gilt es herauszufinden, als wieder ein junges Mächen verschwindet.


Schneewittchen muss sterben hätte ich am liebsten in eins durchgelesen. Schon den Prolog fand ich erschütternd. Und das, was ich mir beim Lesen dort bereits ausmalen konnte, hoffte ich später in der Geschichte nicht bestätigt zu finden.

Nele Neuhaus gelingt es in Schneewittchen muss sterben den Spannungsbogen zu halten. Die Cliffhanger am Kapitelende heizen die Stimmung noch an - und wenn es dann an anderer Stelle im Buch weitergeht, muss ich erst einmal durchatmen und mich sammeln. Das Geschehen ist so bildhaft erzählt und ich bin so sehr in der Geschichte, dass es mich nicht wundern würde, dass ich - wenn ich aus der Haustür trete - mich in Altenhain befände.

Die Details, die Nele Neuhaus mit in die Geschichte webt, sind sehr eindrücklich. Das gefällt mir und ist neben dem gesprochenen Dialekt der Bewohner für mich sprichwörtlich das Salz in der Suppe.


"Was ist denn hier heute Abend eigentlich für ein Aufruhr?", fragte Amelie die ältere Kollegin, die einen ihrer Gesundheitslatschen abgestreift hatte und sich unauffällig mit dem rechten Fuß die Krampfadern an der linken Wade rieb. ... "Ei, der Bub vom Sartorius is heude aus´m Knast gekomme", verriet Roswitha mit gesenkter Stimme. - Seite 20


Es hat mir riesig viel Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen und die Hintergründe mit Oliver und Pia gemeinsam aufzudecken. Die Verwicklungen und die Vielschichtigkeit der Charaktere tun ihr übriges und ich kann es kaum erwarten, mich im nächsten Band wieder an die Fersen des Ermittlerteams zu heften.


Fazit
Wer Krimis liebt, die mit Verwicklungen und vielschichtigen Charakteren aufwarten, der trifft mit Schneewittchen muss sterben eine sehr gute Wahl.

Bewertung vom 23.06.2021
Provenzalischer Sturm / Pierre Durand Bd.8
Bonnet, Sophie

Provenzalischer Sturm / Pierre Durand Bd.8


ausgezeichnet

Provenzalischer Sturm ist der achte Band um den Ermittler Pierre Durand.

Das Geschehen spielt in Chateauneuf-du-Pape und der Klappentext deutete schon darauf hin, dass es ein romantischer Ausflug für Charlotte und Pierre werden sollte.


Die beiden sind beruflich sehr eingebunden und haben wenig Zeit miteinander. Pierre ist Chef de police municipale in dem kleinen Ort Sainte-Valerie und Charlotte betreibt dort eine Epicerie. Ein gemeinsames Wochenende in Chateauneuf-du-Pape klingt daher schon nach einem herrlich entspannten Urlaub.

Tja, bei dem ganzen Drumherum hatte ich völlig verdrängt, dass es sich hier ja um einen Kriminalroman handelt. Ich kam also etwas unsanft auf, als die Geschehnisse sich in Chateauneuf-du-Pape mit einem mal ganz anders entwickelten.

Die zuvor angekündigte Kochshow entwickelte sich zu einem wahren Desaster. Und als auch noch bekannt wurde, dass es einen tragischen Unfall auf einem der Weingüter gab, bei dem ein alteingesessener Winzer zu Tode kam, war die Unruhe unter den Menschen im Ort bald greifbar.

Wäre es kurz darauf nicht zu einem weiteren Unfall gekommen, bei dem der beauftragte Makler ums Leben kam, wäre der Fall wohl zu den Akten gelegt worden. Doch nun verdichten sich die Hinweise, dass hier wohl jemand verhindern möchte, dass das Weingut in fremde Hände gelangt.

So gern würde ich Euch jetzt erzählen, was ich alles in diesem neuen Kriminalroman mit Pierre und Charlotte erlebt habe. Es war wieder wie im richtigen Leben: eine Berg- und Talfahrt. Mal in Hochgeschwindigkeit und mal zuckelte man so vor sich hin - dabei war es aber nie langweilig. Während das Leben um einen herum pulsierte, trat ich bei den Ermittlungen so manches Mal auf der Stelle. Die Ideen und Ansätze waren plausibel doch irgendetwas fehlte. Und so blieb die Geschichte bis ganz zum Schluss spannend und auch, wenn die Geschichte schon Geschenk genug war, wurde ich am Ende noch belohnt.

Sophie Bonnet zeigt uns in Provenzalischer Sturm die Weinregion Chateauneuf-du-Pape von ihrer schönsten und ihrer gefährlichsten Seite. Für die schönste Seite werft unbedingt mal einen Blick auf ihre Homepage und lasst Euch dorthin entführen. Die kulinarischen Eindrücke, die ich dank Charlotte im Kriminalroman gewinne, sind am Ende des Buches in Form von Rezepten und einer kleinen Geschichte zur jeweiligen Köstlichkeit abgedruckt und lassen mein Leckermaulherz höher schlagen.

Wer überrascht ist, im Buch dem einen oder anderen französischen Ausdruck zu begegnen, wird am Ende in dem Glossar mit der Übersetzung aufgefangen.

Was mir an ihren Ausflügen in die Provence neben dem Kriminalfall und den Köstlichkeiten sehr gefällt, sind die spannenden aktuellen Themen, die sie in die Geschichte einwebt. - So, wie in diesem Roman die Veräußerung eines Weinguts an Ortsfremde. Dabei bleibt Sophie Bonnet bei vermittelnden Eindrücken und lässt mich am Ende wissen, wie und wo sie über das Thema recherchiert hat, damit ich mir meine eigene Meinung bilden kann.

Damit sind für mich die Kriminalromane von Sophie Bonnet nicht nur Unterhaltung, sondern bergen auch immer Wissen und Wahrheit in sich. Eine tolle Verknüpfung. Das Angebot zur Nachlese ist immer da, ich darf aber auch das Geschehen erleben und annehmen, wie es in der Geschichte steht.


Der Schreibstil von Sophie Bonnet ist sehr bildhaft. Ich bin ruckzuck im Geschehen. Die Vorgängerromane muss ich dafür nicht gelesen haben. Je mehr mir die Charaktere jedoch ans Herz wachsen, desto mehr möchte ich ihre persönliche Geschichte und ihre Entwicklung erfahren. Pierre und Charlotte machen es mir nicht immer leicht mit ihren Eigenarten. Beide haben ihren eigenen Kopf, ihre eigenen Gedanken und ihr eigenes Empfinden. Und dennoch kommen sie immer wieder auf einen Nenner und bei mir an.


Fazit
Provenzalischer Sturm ist für alle, die kulinarische ausgeklügelte Kriminalromane mögen, die in der Provence spielen und einen aktuellen und geschichtsträchtigen Bezug zur Region

Bewertung vom 14.06.2021
Flüsterwald - Das Abenteuer beginnt. Tl.1

Flüsterwald - Das Abenteuer beginnt. Tl.1


ausgezeichnet

Flüsterwald - Das Abenteuer beginnt fängt schon mit einem abenteuerlichen Ausblick im Prolog an. Die Stimme des Sprechers Timo Weisschnur ist mir sympathisch und erklingt angepasst an die gerade wirkenden Charaktere.

Lukas zieht mit seinen Eltern und seinem Schwestermonster Lisa nach Winterstein. Lukas Vater ist Lehrer und wurde mit einem tollen Jobangebot nach Winterstein gelockt. - Sehr zum Leidwesen von Lukas, besucht er nun ausgerechnet die Schule, an der sein Vater Lehrer sein wird.


Lukas ist mir auf Anhieb sympathisch. Er liest gern und das erste, worum er sich kümmert, als er sein neues Zimmer bezieht, ist, für seine Bücher einen neuen schönen Platz zu finden. - Regale mit Büchern gibt es in dem Haus Am Waldweg 13 bereits. Der Vorbesitzer, ein Dr. Archibald von Thun, ist spurlos verschwunden. Daher ist das Haus komplett eingerichtet - mit Büchern und allem Drum und Dran. Und auch mit sogenanntem Flüsterpulver. Was immer das auch sein mag. Doch in dem Ort scheint es auch einen Dieb zu geben. Lukas ertappt ihn und folgt ihm auf der Flucht in den Flüsterwald. Und so beginnt das Abenteuer.


Ich kann mich leicht an Lukas Fersen heften. So wie er, lerne ich nach und nach den Flüsterwald kennen und begegne neuen Charakteren. Da ist zum Einen Rani, ein Menok, der wissbegierig ist und ein kleines feines Laster hat, dass ich ihm absolut nachsehen kann. Kurze Zeit später begegne ich mit Lukas an meiner Seite Felicitas und Punchy. Felicitas ist eine junge Elfe und zaubert gern. Zugegebenerweise ist sie ein wenig chaotisch, aber genau das macht sie auch so liebenswert. Punchy ist eine Katze. Sie passt auf Felicitas auf. - Jedenfalls, so gut es geht.

Die Charaktere sind so bildhaft beschrieben und agieren so stimmig zu ihrer Figur, dass es eine wahre Freude ist, sie zu begleiten. - Wäre da bloß nicht der Wark.

Ich wollte ja sowieso nicht Friede, Freude, Eierkuchen - ich wollte eine spannende Abenteuergeschichte. Und die bekomme ich mit Flüsterwald - Das Abenteuer beginnt auch.

Ein Satz geht mir nach dem Hören der Geschichte nicht mehr aus dem Kopf. Das ist die Stelle, an der Lukas sagt "Wäre ich ein Buch, wäre ich ein Abenteurroman". - Genauso geht es mir auch.



Fazit
Das Buch ist für alle jungen und junggebliebenen Abenteurer, die an die Macht der Bücher glauben und sich gern in magische Welten entführen lassen. Und eben in diesen magischen Flüsterwald.

Bewertung vom 02.06.2021
Der erste letzte Tag
Fitzek, Sebastian

Der erste letzte Tag


ausgezeichnet

Der erste letzte Tag ist der Beginn eines Roadtrips, wie er ungewöhnlicher nicht sein könnte.

Nachdem der Flug nach Berlin gecancelt wurde, werden am Münchener Flughafen die Mietwagen knapp. Das letzte Fahrzeug scheint für Livius Reimer in greifbarer Nähe, doch dann kommt Lea von Armin der Zufall zu Hilfe und sie bekommt den Zuschlag für das Fahrzeug.

Doch Lea lässt Livius nicht am Flughafen stehen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach ... - Ja, wohin eigentlich?





Wenn zwei total unterschiedliche Personen, die sich im normalen Leben und unter normalen Umständen nie kennengelernt hätten, mit einem Mal auf engstem Raum gemeinsam unterwegs sind, kommt es zwangsläufig zu ungewollter Situationskomik. Für mich als Außenstehender ist das total lustig. Für die beiden ist es allerdings nicht ganz so witzig. Da gilt es die eigenen Probleme zu bewältigen, die eigenen Belange durchzusetzen und die eigenen Wünsche zu erfüllen. - Doch, sind das tatsächlich die eigenen Wünsche?

Der erste letzte Tag soll auf den Punkt bringen, was es im Leben auf den Punkt zu bringen gilt. Das ist nicht immer einfach und nicht immer schön und im ersten Moment auch nicht angenehm.

Mit trockenem Humor und herrlicher Situationskomik erzählt Sebastian Fitzek die Geschichte von Livius und Lea. Beide Charaktere haben unverwechselbare Eigenschaften und sind aus ihren Lebenssituationen nicht gerade einfach im Umgang miteinander. Während der gemeinsamen Fahrt, auf die sie mich als Leser mitgenommen haben, lerne ich die beiden mehr und mehr kennen. Und schon bald möchte ich die Gesellschaft von Lea und Livius nicht mehr missen. Das führte dazu, dass ich das Hörbuch mit seiner Gesamtlänge von 4 Stunden und 24 Minuten an einem Stück durchgehört habe.

Einsteigen, anschnallen und einfach mal aus dem Alltag aussteigen. - Das kann ich mit diesem Roman.

Die Stimme von Simon Jäger tut ihr Übriges. Eine angenehme Tonfärbung, die bei Aufgeregtheit der Charaktere in der Tonart etwas nach oben rutscht. Der Erzählstil ist recht zügig, die Worte sind dabei deutlich gesprochen. Das Erzähltempo ist stimmig zum Ablauf der Geschichte - und da geht es flott durch den ersten letzten Tag.



""Komm schon! Ich lad dich ein!" rief sie mir zu, "Als Wiedergutmachung." Ja, super! Eine Salamipizza und alles ist vergessen." - Track 47



Mir hat die Geschichte ausgesprochen gut gefallen. Die Auflösung war für mich zwar vorhersehbar, das Ende jedoch hat mich überrascht. Wie das zusammenpasst? - Das verrate ich Euch, wenn Ihr die Geschichte gelesen habt.



Fazit
Einsteigen, anschnallen - und in Eurem Fall: aussteigen. - Eine Auszeit vom eigenen Leben nehmen und in die Geschichte abtauchen. Mit diesem Roman ein perfektes Unterfangen.

Bewertung vom 31.05.2021
Tiefe Wunden / Oliver von Bodenstein Bd.3
Neuhaus, Nele

Tiefe Wunden / Oliver von Bodenstein Bd.3


sehr gut

Tiefe Wunden ist der dritte Band der Reihe um Hauptkommissar Oliver von Bodenstein und seine Kollegin Pia Kirchhoff. Wer nun - wie ich - glaubt, er könne sich einen eingängigen Kriminalroman zu Gemüte führen, der an die ersten beiden Bände erinnert, hat sich hier mächtig getäuscht. Tatsächlich ist dieser dritte Band Tiefe Wunden ganz anders.



Statt des idyllischen Ortes und den "normalen" Bürgern darin, treffen wir hier auf die High Society. Verwundert muss ich feststellen, dass hier angesehene Personen ermordet werden, deren Lebenserwartung eh nicht mehr allzu hoch ist. - Das bereitet demnach nicht nur Pia und Oliver Kopfzerbrechen, sondern auch mir.

Ebenfalls Kopfzerbrechen bereiten mir die jungen Männer in Tiefe Wunden. - Auch, wenn sie sicher sehr unterschiedlich sind. Ich tue mich schwer damit Robert Watkowiak, Thomas Ritter und Marcus Nowak auseinander zu halten. - Vielleicht war es ein Fehler, mir ihre Namen zu notieren. Aber so konnte ich regelmäßig auf meine Aufzeichnungen gucken.

Warm war ich jedenfalls gleich wieder mit unserem Ermittlerteam, das tolle Arbeit geleistet hat. Die Charakterzüge der beiden waren stimmig weiter ausgebaut und die persönliche Entwicklung zeichnete sich spürbar ab. - Außer, wenn es um ganz bestimmte Wesenszüge geht.



"Dieses verlockende Angebot konnte Bodenstein, der, was das Essen betraf, unter regelmäßig wiederkehrenden Anfällen erschreckender Disziplinlosigkeit litt, unmöglich ausschlagen." - Seite 198



In diesem Punkt bedarf es für mich auch keiner Weiterentwicklung.

Der Schreibstil ist wunderbar flüssig. Klar verständliche Sätze und ein kniffliger Sachverhalt machen dieses Buch zu einem wahren Lesegenuss. Das Geschehen rund um das Ende des zweiten Weltkrieges fließt in die Geschichte mit ein. Ungeschönt und mit einem Finger auf der Wunde thematisiert Nele Neuhaus Handlungen aus der Geschichte unseres Landes im Jahr 1945. Keine leichte Kost.

Trotz der ernsten Thematik und der historischen Hintergründe habe ich den Roman sehr gern gelesen. Ich bin sehr neugierig auf den Folgeband Schneewittchen muss sterben, den ich sehr bald zur Hand nehmen werde.



Fazit
Dieser Kriminalroman ist starker Tobak und nichts für seichte Gemüter. Für Leser, die die Charakterauswahl aus den ersten beiden Büchern so sehr lieben, ist Tiefe Wunden eine überraschende Abwechslung, denn sie erwartet ein gänzlich anderes Umfeld und ein neuer Wirkungskreis.

Bewertung vom 13.05.2021
KRiesenglück
K Riesenglück

KRiesenglück


ausgezeichnet

(K)Riesenglück - Das Mutmachbuch macht genau das, was es soll: Es macht Mut. Es zeigt, dass ich nicht allein bin. Ich bin nicht allein mit meinem Empfinden, Veränderungen im Leben und ich bin nicht allein in der Krise. Das allein ist schon ein (K)Riesenglück. Denn da gibt es sie. 33 AutorInnen, die erzählen, wie es ihnen geht in ihrer Krise und was sie daraus machen.

Kreativ werden, wenn keine vorhandene Lösung passend erscheint. Kreativ, wie sich auch der Verlag nennt, der das Buch herausgegeben hat: Verlag der Kreativmacherei.

Das Cover ist schon ein echter Hingucker. Sei mutig wie ein Löwe heißt es doch immer. Und hier stellt sich sogar jemand einem mächtigen Löwen gegenüber. Die Farben stimmen mich fröhlich, so dass ich bereits gutgelaunt zum Buch greife.

Die Überschriften zum Buch und den jeweiligen Geschichten sind verschiedenfarbig hinterlegt, genauso wie die Seitenzahlen. Ist die Überschrift beispielsweise in einem Grünton hinterlegt, so sind es die Seitenzahlen, auf dessen Seiten die Geschichte zu finden ist, auch.

In einem vorhergehenden, neutral gehaltenen Inhaltsverzeichnis werden alle Titel der Geschichten inklusive ihrer AutorInnen genannt. Die Titel wecken mein Interesse und wirken sehr einladend. Sie heißen beispielsweise Die Blume der Hoffnung, Schmusekatze oder Löwenmama und Ein Paradies und berichten zum Beispiel über Die Verlust-Angst, Und plötzlich CRPS und Das gute Nein.

Ich war neugierig auf die Geschichten. Wie geht es meinen Mitmenschen? In welchen Krisen steckten sie? Was bewegt sie und wie gehen sie damit um? Was für Lösungen haben sie gefunden? Und ich war neugierig, wie sie daran gewachsen sind. Denn genau das macht Mut. Die Krise war zwar nicht gewünscht, aber die Lösung ist perfekt. Die Lösung ist vielleicht genau das, was dieser Mensch braucht. Und mit ihm vielleicht auch viele andere.

Die Geschichten in dem Buch haben mich sehr berührt. Es sind Erlebnisse in Worte gefasst. Sie führen mich in die Fremde, in die Nachbarschaft, in mein Herz. Und sie zeigen mir, dass wir Menschen so viel mehr können, als wir tatsächlich jeden Tag zu leisten bereit sind. Das macht mir Mut, denn es zeigt mir, dass wir noch so viel mehr können. Das womöglich auch ich so viel mehr kann.

Ich muss schmunzeln, als ich das Zitat vom Dalai Lama am Ende einer Geschichte entdecke, das besagt

"Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist." - Seite 57

Ich habe schon manches Mal wach gelegen, das Licht eingeschaltet und bin des nachts auf Jagd gegangen. Da ist also was Wahres dran.

Die Geschichten sind genauso unterschiedlich kurz oder lang wie die AutorInnen verschieden sind. Die jüngste Geschichtenerzählerin hat ihre Geschichte dabei gar nicht selbst zu Papier gebracht - sie ist gerade 7 Jahre alt. Dafür hat ihre Mutter sich hingesetzt und Wort für Wort die Geschichte ihrer Tochter aufgeschrieben und anschließend erzählt sie uns die Beweggründe und das Ergebnis des Geschehens. Die Geschichten variieren auch im Erzählstil und -tempo. Was sie gemeinsam haben, ist, dass sie mich im Herzen berühren. Dass sie Mut machen. Und dass sie zeigen, dass es sich immer lohnt, sich umzusehen, kreativ zu werden und mutig zu sein.

In einer Zeit, in der der Kontakt zu unseren Mitmenschen eingeschränkt ist, ist es umso wichtiger, einen Austausch möglich zu machen. Deshalb ist es mir auch so wichtig, von anderen zu erfahren, wie es ihnen geht. Was sie bewegt. Und wie sie damit umgehen.

Ich habe die Geschichten gern gelesen. Alle. Manche Erzählungen haben mich auch traurig gemacht. Und doch war da am Ende die Hoffnung, ein Lichtblick, ein neuer Weg. Aus der Vielfalt der Erlebnisse und der persönlichen Krisen ist immer auch ein neuer, mutiger Weg aus der Krise heraus geboren worden.

(K)Riesenglück - Das Mutmachbuch ist ein Buch, das mich reicher im Herzen macht. Und mir Mut macht.

Bewertung vom 13.05.2021
Der Therapeut (MP3-Download)
Ernst, Matthias

Der Therapeut (MP3-Download)


ausgezeichnet

Der Therapeut ist ein hochspannend erzählter, temporeicher Thriller. Protagonist ist John Burgess, Psychotherapeut, geschieden, Vater einer fünfzehnjährigen Tochter namens Elisabeth.

Elisabeth, liebevoll Poppy genannt, ist gerade auf dem Weg nach London, um ihren Vater dort nach der Trennung der Eltern zu besuchen.

Erzählt wird die Geschichte aus der jeweiligen Perspektive der beiden und zusätzlich aus dem Blickwinkel der jungen Volontärin Unity. Unity Willmore ist neu beim Morning Star der Yellow Press und möchte auf jeden Fall einen guten Eindruck hinterlassen, um später als Journalistin arbeiten zu können. Frauen sind in dem Job nicht oft vertreten und so bangt sie ständig darum, dass ihr Vorgesetzter, der Chefredakteur Grimson, sie eines Tages vor die Tür setzt.

Als sie für einen Artikel über den berüchtigten Autor Christopher Maddock Informationen zusammentragen soll, ist sie Feuer und Flamme. - Zu dumm, dass dieser ausgerechnet am nächsten Tag tot aufgefunden wird. Um einen tollen Artikel abzuliefern, scheut Unity nicht davor zurück, John Burgess in den Fokus zu nehmen. Christopher Maddock war bei ihm in Behandlung. Hätte dieser den Suizid vorhersehen und abwenden können?

Bald hat John nicht nur die Presse und die Öffentlichkeit gegen sich, auch die Polizei rückt ihm auf die Pelle. In einem Abschiedsbrief hat Maddock sich von ihm nicht gut behandelt gefühlt. Dafür bekommt John unerwartet Post von Maddock nach dessen Ableben: sein Traumtagebuch. Von Traumdeutung hält John allerdings gar nichts. - Ganz im Gegensatz zu seiner Tochter Poppy.

Die Geschichte ist lebendig erzählt. Die Charaktere sind bildhaft beschrieben und schon nach kürzester Zeit fühle ich mich gemeinsam mit Poppy in London wie zu Hause. Ich mag es mit ihr durch Camden zu schlendern und wir teilen die Leidenschaft zu den Geschichten um Harry Potter. Poppy ist klug und aufgeweckt und sie lässt sich ein X nicht für ein U vormachen. Ihre Meinung kann sie auch gegenüber älteren Erwachsenen vertreten und tut dies auch.

John ist in seiner Meinung schon recht festgelegt und eingefahren. Als Poppy ihn mit Tatsachen überzeugt, lässt er sich dennoch auch auf unbekanntes Terrain ein. - Es bleibt ihm auch nicht viel anderes übrig, wenn er sein Ansehen und seine berufliche Karriere retten will.

Immer wieder gibt es für die drei Charaktere Konflikte zu lösen. Nicht immer ist es leicht sich von Gewohntem zu trennen oder einen einmal eingeschlagenen Weg zu verlassen. Die Wendungen in der Geschichte sind immer logisch und manches Mal überraschend. Das gefällt mir. Auch die weiteren Charaktere in der Geschichte kann ich mir gut vorstellen. Allen voran Sir Edmund Hathaway und seine Mutter. Sir Edmund wirkt etwas antiquiert und genauso mottet er sich ein. Der Jurist ist schon lange nicht mehr in seinem Beruf tätig. Sein einziges Ausflugsziel war bisher die Praxis von John Burgess. Das ist schon eine Katastrophe, als er erfährt, dass er diesen in seiner Praxis demnächst nicht mehr aufsuchen können wird.

Der Therapeut ist nicht nur spannend sondern auch sehr unterhaltsam erzählt. Zum Ende hin ist es dermaßen spannend, dass ich "durchziehen" musste. Auf eine späte Stunde konnte ich da keine Rücksicht nehmen. Ich empfehle daher, die letzten 20-30 Tracks nicht allzu spät am Tag zu beginnen.

Die Stimme von Omid-Paul Eftekhari ist angenehm und passt perfekt zu diesem Thriller. Er erzählt mit Spannung und dem nötigen Drive. Die Betonung ist wunderbar auf das Geschehen und die Charaktere abgestimmt, so dass es nicht zu Verwechslungen kommen kann. Ich würde jederzeit wieder zu einem Hörbuch greifen, dass von Omid-Paul Eftekhari gesprochen wurde.

Fazit
Der Therapeut ist ein spannend und unterhaltsam erzählter Thriller, der mit unerwarteten Wendungen und bildhaften Charakteren aufwartet. Ein tolles Lese- bzw. Hörerlebnis. Die Geschichte hat mich regelrecht mitgerissen. Ich lese gern wieder ein Buch von Matthias Ernst.

Bewertung vom 13.05.2021
Böse Wetter
Knolle, Gesa

Böse Wetter


ausgezeichnet

Böse Wetter. Ich schlage das Buch zu und fühle mich wie nach einer Berg- und Talfahrt. Dieser Krimi vereint alles, was mir an einem Krimi Freude bereitet. - Wenn man einmal vom Tod einer oder mehrerer Charaktere absieht.

Dabei gibt es zu Beginn der Geschichte nicht einmal eine Leiche. Lediglich die Hand eines Polizisten wird gefunden - und dank charakteristischer Merkmale kann sie schnell und sicher Dennis Uhlig zugeordnet werden. Dieser bleibt allerdings verschwunden, so dass das Vor-Ort-Ermittlerteam in Aue unter anderem durch Kriminalhauptkommissarin Hannah Stein vom BKA unterstützt wird.





Die Charaktere sind - jeder für sich genommen - schon spannend und vielschichtig. Ich sehe ihnen quasi ins Gesicht, doch was hinter der Stirn vorgeht, das bleibt verborgen. - Auch für mich als Leser. So bleibt es bis zum Ende spannend und es ist wie im realen Leben: sicher sein, kann man sich nie.

Unsere Protagonistin ist Hannah Stein. Sie lässt sich nicht gleich in die Karten gucken und hat eine etwas spröde, abweisende Art. Und auch, wenn ich nicht weiß, was dafür der Anlass ist, kann ich aus dem Kontext heraus nachvollziehen, dass sie für sich entscheidet und aus der Situation heraus auch mal die Hand verweigert. Das gefällt mir. Und mir gefällt ihr Fahrstil.



"Pauers Skoda kroch in vorschriftsmäßigem Tempo vor ihnen die Auffahrt zur Autobahn hinauf. Sobald Hannah konnte, trat sie das Gaspedal durch und zog links an ihm vorbei. Haltsuchend griff Ziegler nach dem Türgriff." - Seite 19



Genau so, wie Hannah Fahrt aufnimmt, nimmt auch die Geschichte Fahrt auf. Einmal mit dem Buch begonnen, möchte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Das Geschehen ist sehr komplex und wir bekommen es mit den verschiedensten Straftatbeständen zu tun. Ermittelt wird grenzübergreifend, da die Hand des deutschen Polizisten im Wald in Tschechien gefunden wurde. Und schon nach kurzer Zeit arbeitet Hannah mit dem tschechischen Kollegen Jakub Novak zusammen. Während ich bei Jakub Novak von Anfang an ein Bild vor Augen habe - nämlich das von Clark Gable - dauert es bei Hannah, bis ich so ungefähr weiß, wie sie für mich ausschauen könnte. Vor allen Dingen - und lacht jetzt bitte nicht - fragte ich mich, was sie wohl für Schuhe tragen wird. Das Gelände im Erzgebirge ist für Schuhe mit Absätzen eher wenig geeignet. Jedenfalls der Teil des Erzgebirges, den ich im Buch vorgestellt bekomme. Von Clark Gable kenne ich die Schuhe und die Farbe seiner Socken. Daher auch die unbändige Neugier.

Böse Wetter ist nicht nur spannend, sondern auch kurzweilig erzählt. Der Erzählstil ist an den richtigen Stellen humorvoll und kitzelt mich förmlich, weiterzulesen. Wer glaubt, in dem kleinen Ort Aue läuft alles ruhig und gewöhnlich ab, wird überrascht und gut unterhalten. Die Unterschiede der Charaktere ob der Herkunft und Erfahrungen wird deutlich widergespiegelt und macht das Geschehen zusätzlich spannend.



"Was?" Diesmal klang Hannah ehrlich überrascht. "Da hoffe ich ja, dass er überlebt, wäre zu schade, wenn er nicht beim Prozess dabei sein könnte." - Seite 214



Die Auflösung war für mich überraschend und nachvollziehbar und dennoch bleiben Fragen offen. Keine vordergründig drängenden Fragen, aber Fragen, die beantwortet werden wollen. Vielleicht im nächsten Band. Denn, wie ich hörte, wird es einen Folgeband mit Hannah Stein geben, auf den ich mich jetzt schon sehr freue.

Gesa Knolle schafft es mit ihrer humorvollen und klugen Erzählweise mich mit Böse Wetter spannend zu unterhalten. Gern lese ich wieder ein Buch von ihr.

Bewertung vom 13.05.2021
Stummes Opfer: Thriller
Shepherd, Catherine

Stummes Opfer: Thriller


sehr gut

Stummes Opfer ist der elfte Band der Zons-Thriller von Catherine Shepherd. Die Reihe spielt in dem Städtchen Zons in zwei Zeitebenen. Einmal in der Gegenwart, in der wir den Kriminalkommissar Oliver Bergmann bei seinen Ermittlungen begleiten und einmal im Jahr 1502, wo wir erfahren, wie Bastian Mühlenberg für Recht und Ordnung sorgt.




"Faszinierend" denke ich, während ich noch einmal den Prolog für die Erstellung meiner Rezension lese. Der Schreibstil und die Wortwahl der Autorin sorgen dafür, dass ich ganz flach atme, um dem schlechten Atem des Täters zu entgehen, dem das vermeintliche Opfer ausgesetzt ist.

In welcher Zeit dieser Prolog spielt, erfahre ich erst im Verlauf der Geschichte.

In beiden Zeitebenen spielt der Bau eines bedeutenden Gebäudes in Zons eine Rolle. Die Arbeiten müssen immer wieder abgebrochen werden. Während vor mehr als 500 Jahren Bettlerinnen verschwinden, wird in der Gegenwart die Leiche eines jungen Mannes gefunden.

Die Geschichte ist sehr eindrücklich erzählt und ich kann mir das Geschehen bildlich vorstellen. Etwas auf der Strecke bleiben leider die Charaktere. Diese kann ich anhand ihrer Namen und Zeitebenen auseinanderhalten, aber so richtig warm werde ich weder mit Oliver Bergmann noch mit Bastian Mühlenberg. Beide sind sehr engagiert dem Täter auf der Spur und das Geschehen ist spannend zu verfolgen. Nur der Funke will bei mir nicht überspringen. Die Nebencharaktere Anna, Emilys Freundin, und Nele, eine der Schülerinnen, hingegen lassen ihre Gefühle und Gedanken recht deutlich zu und bei beiden Charakteren bin ich am Daumen drücken.

Dem Fortgang der Geschichte kann ich sehr gut folgen, auch wenn es für mich der erste Band dieser Reihe ist. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich bei den Charakteren anders empfinden würde, wenn ich die ersten Bände bereits gelesen und die Entwicklung verfolgt hätte. Das tut aber der Spannung in dem Buch keinen Abbruch. Toll sind auch die Lockerungen, die ich zwischendurch beim Lesen erfahre, denn der Spannungsbogen wird die ganze Zeit über gehalten.



"Hat Ihr Nachbar sich denn in letzter Zeit ungewöhnlich verhalten?", hakte Oliver nach.

"Eigentlich nicht. Er ist genauso schwierig und aggressiv wie sonst auch." - Seite 26



Die Kapitel haben eine ideale Länge und enden oft mit einem Cliffhanger, so dass ich einerseits enttäuscht bin, da es im nächsten Kapitel in der anderen Zeitebene weitergeht, andererseits bin ich froh, dass ich endlich erfahre, was sich dort zuträgt.

Wer kein Problem mit dem Wechsel in den Zeitebenen hat, erfährt einen hochspannenden Lesefluss. Einmal das Buch zur Hand genommen, fällt es mir schwer, es aus der Hand zu legen. Begünstigend ist in diesem Fall, dass ich in der Zeitebene, in dem das Kapitel endet, gerade eh nicht weiterkomme, da ein Wechsel ansteht. - Sonst hätte ich das Buch wohl in eins durchlesen wollen.



Fazit
Dieser Thriller ist für alle, die einem stetigen Wechsel zwischen zwei verschiedenen Zeitebenen gewachsen sind und die Spannung eines Cliffhangers aushalten können.