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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 25.05.2021
Provenzalischer Sturm / Pierre Durand Bd.8
Bonnet, Sophie

Provenzalischer Sturm / Pierre Durand Bd.8


sehr gut

Ein romantisches Wochenende in einem luxuriösen Hotel – für Piere Durand genau der richtige Rahmen um Charlotte einen Heiratsantrag zu machen. Dass im Schlosshotel grade Dreharbeiten für eine Koch-Challenge stattfinden, ist nur eine kleine Einschränkung, die zudem zu einem großen Preisnachlass führte. Sonst wäre das Hotel wohl unerschwinglich gewesen. Zu seinem Leidwesen lädt Charlotte auch ganz spontan die beiden Väter dazu ein.

Doch die Freude währt nicht lange, nicht nur dass sich die Väter nicht verstehen, auch ein Todesfall trübt die Stimmung. Dann springt Charlotte spontan für eine verhinderte Teilnehmerin in der Show ein und gerät plötzlich in Gefahr.

Die Piere-Durand-Reihe von Sophie Bonnet ist immer ein lesenswerter Kurzausflug in die Provence. Die Autorin bindet die Landschaft immer sehr harmonisch in ihre Krimis ein. Da passt die Umgebung, die mediterrane Atmosphäre immer sehr gut zu ihren Plots. Ich mag das sehr, weil sie mich immer in richtige Stimmung versetzt und ihre Krimis eine kleine Auszeit vom Alltag sind.

Pierre Durand und Charlotte sind sehr liebenswert, sympathische Figuren und als Ermittler ist Pierre den örtlichen Beamten immer eine Nasenlänge voraus. Kein Wunder, denn schließlich ist er selbst in den Fall involviert.

Auch die Provence und ihre Weinlagen sind längst ins Blickfeld von internationalen Investoren gerückt und kleine, unabhängige Winzer haben es schwer, trotz bester Qualität, sich dagegen zu behaupten. Das wird sehr kenntnisreich in Szene gesetzt und so erfahre ich – ganz nebenbei – eine Menge über Weinbau, Lagen und Rebsorten. Das wirkt überhaupt nicht aufgesetzt, ist sogar ein wichtiger Teil des spannenden Plots.

Die Mischung aus Spannung, Landschaft und Kulinarik ist bei der Autorin immer sehr rund und macht für Qualität dieser Reihe aus. Sie schreibt fesselnd, auch immer mit einem charmanten Augenzwinkern und was will ich mehr.

Bewertung vom 25.05.2021
Freiflug
Drews, Christine

Freiflug


sehr gut

Wer kennt heute noch den Namen Rita Maiburg? Nur drei-vier kleine Straßen tragen ihren Namen und doch hat die junge Frau etwas Besonderes gewagt: Sie klagte auf Einstellung als Pilotin bei der Lufthansa. Das war 1974 und die Gleichberechtigung der Frauen in Familie und Beruf noch meilenweit entfernt.

Christine Drews nahm diese Geschichte als Hintergrund für ihren Roman „Freiflug“. Allerdings täuscht hier der Klappentext ein wenig, denn Rita Maiburgs Fall ist nur der Aufhänger für die fiktive Geschichte um die junge Anwältin Katharina Berner. Auch sie eine Frau, die sich nicht in das Korsett pressen lassen, dass für junge Frauen damals vorgesehen war.

Interessant auch wie Drews die verschiedenen Generationen skizziert. Katharina als Nachzüglerin und ihre älteren Schwestern trennen Welten. Sie können, genau wie Eltern, ihre Lebenspläne überhaupt nicht nachvollziehen.

Mir hat dieser Roman ausgesprochen gut gefallen. Ich habe die 70ger Jahre als Mädchen schon sehr bewusst erlebt und vieles, was hier thematisiert wurde, kenne ich aus eigener Erfahrung. Das Zeitbild ist unglaublich lebendig und farbig erzählt und es machte beim Lesen stellenweise richtig wütend, wie über Mädchen und Frauen entschieden wurde. Gut, dass wir heute schon sehr viel weiter sind, auch wenn zu absoluter Gleichberechtigung noch vieles fehlt. Daneben entsteht auch ein stimmiges Bild der Bundesrepublik dieser Zeit. Schüler und Studenten werden aktiver, mit dem Bulli nach Afghanistan ist groß in Mode, die jungen Leute leben freizügiger. Also fast wie eine kleine Geschichte der BRD.

Ich finde das Zeitbild auch sehr stimmig, es weckt viele Erinnerungen. Allerdings über einen Ausdruck bin ich gestolpert, auf Seite 86 wurde gescherzt und das Wort "Nippel-Gate" fiel. Der Ausdruck wurde erst 2004 durch den Janet Jackson-Auftritt geprägt und der Watergate-Skandal, die Urform aller später "....Gates" war auch erst im Herbst 74. Das ist also ein Ausrutscher.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen und ich mochte gar nicht aufhören zu lesen und er weckte viele Erinnerungen an diese Zeit. Insofern war ich wahrscheinlich genau die Zielgruppe. Jüngere Leserinnen werden sich kaum vorstellen können, wie es vor knapp 50 Jahren mit der weiblichen Selbstbestimmung so war.

Bewertung vom 25.05.2021
Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2
Jensen, Svea

Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2


ausgezeichnet

Anna Wagner, die letztens einen Fall in Sankt Peter Ording aufklären konnte, ist zurück. Dieses Mal aber für länger. Sie ist die Leiterin einer Kommission, die sich um alte, unaufgeklärte Vermisstenfälle kümmert und damit steht einem Umzug nichts mehr im Weg. Auch Hendrik Norberg freut sich auf ihre Rückkehr, er verspricht sich spannende Fälle und gute Zusammenarbeit. Seit er aus familiären Gründen den Abschied vom LKA nahm um als Polizist in SPO mehr Zeit für seine mutterlosen Söhne zu haben, fehlt ihm ein wenig die Herausforderung.

Gleich der erste Fall, den Anna bearbeitet geht auch Hendrik an die Nieren. Vor Jahren verschwand ein Schüler spurlos während einer Klassenfahrt aus dem Landschulheim. Es gab die üblichen Verdächtigungen und Vermutungen, auch gegen den Leiter des Heimes Carsten Witt, aber letztendlich wurde die Suche eingestellt Die Akten stellen Anna Wagner nicht zufrieden, sie findet die damaligen Ermittlungen schludrig und einseitig und zieht damit den Zorn der Beamten auf sich. Der Corpsgeist ist ausgeprägt. Diese Erfahrung muss auch Hendrik Norberg machen, dem ein ehemaliger Kollege das Leben schwer macht.

Ich habe erst vor kurzem den ersten Band der Autorin gelesen und mochte mir deshalb die Fortsetzung nicht entgehen lassen. Anna Wagner bildet zusammen mit Hendrik Norberg ein gutes Team auch wenn sie in unterschiedlichen Bereichen arbeiten. Die Polizeiarbeit nimmt einen großen Teil des Kriminalromans ein und sie sind sehr spannend beschrieben. Wie Spuren nach so langer Zeit wieder aufgenommen werden und wie neue Blickwinkel auch neue Erkenntnisse bringen können, schien mir sehr realitätsnah erzählt.

Überhaupt gefällt mir der Stil von Svea Jensen (Pseudonym einer bekannten Autorin) ausgezeichnet. Ihr Krimi hält sehr gut die Waage zwischen privaten Befindlichkeiten und Problemen und dem zu klärenden Fall. Manchmal vermischt sich das, dann wird es noch intensiver. Besonders gefiel mir, wie die Autorin die Auswirkung von Polizeiarbeit auf das Leben der betroffenen Personen zeigt, wenn sich Vorverurteilung und Gerüchte die Hand geben.

Eine sehr gelungene Fortsetzung, da bin ich gespannt wie sich die Reihe weiter entwickelt.

Bewertung vom 20.05.2021
Letzte Ehre
Ani, Friedrich

Letzte Ehre


sehr gut

Fariza Nasri gilt als Verhörspezialistin, sie ist nicht unumstritten, nicht jedem gefällt ihre Vorgehensweise. Vielleicht ist es gerade ihre gebrochene Biografie, die ihr das Gespür für Schwingungen, nicht Ausgesprochenes gibt.

Stefan Barig sitzt vor ihr. Die 17jährige Tochter seiner Lebensgefährtin ist spurlos verschwunden. Seine Aussagen sind auf den ersten Blick schlüssig, aber Fariza spürt etwas Verborgenes und es gelingt ihr, seine Aussagen zu erschüttern.

Es geht um Macht und Machtfantasien, den männlichen Blick auf weibliche, auch kindliche Opfer. Ani verbreitet in seinem Buch eine Düsternis, die mir sehr nahe ging. Gerade das Unausgesprochene, die Gedanken von Opfer, Täter und Ermittlerin Nasri verwebt sich zu einem Buch, das unter die Haut geht. Die einzelnen Szenen fügen sich nur langsam zu einem Ganzen und ich musste beim Lesen oft unterbrechen, weil es mir auf’s Gemüt schlug. Es dauert, bis sich die unterschiedlichen Handlungsstränge zusammenfügen, die Handlung folgt nicht unbedingt den linearen Krimi-Ermittlungen. Beeindruckend war für mich die Charakterisierung der Kriminalbeamtin Fariza Nasri. Ein vielschichtiger Charakter, in sich gekehrt, Einzelgängerin und doch zu Empathie fähig. Sie kann den Menschen tief in die Seele blicken und das ist mehr als einmal erschreckend.

Ani schreibt keine leicht zu konsumierenden Krimis, er lässt den Leser oft allein mit seinen Gedanken und das macht auch den Reiz dieses Autors aus. Er setzt ein Kopfkino in Gang und ich muss mich fast dagegen wehren, dass das mich das Buch tagelang beherrscht. Die Thematik ist düster und leider aktuell und mich hat das Buch manchmal an meine Grenzen gebracht.

Bewertung vom 19.05.2021
Der Himmel ist hier weiter als anderswo
Pauling, Valerie

Der Himmel ist hier weiter als anderswo


sehr gut

Felicitas hat das Leben übel mitgespielt. Jung wurde sie Witwe und steht nun mit ihren vier Kindern allein da. Ihre Wohnung wurde ihr gekündigt und seit den dramatischen Ereignissen um Jans Tod, kann und mag sie ihre Geige nicht mehr zur Hand nehmen. Damit fällt ihr Verdienst als Orchestermusikerin und Geigenlehrerin weg. Als sie auf einem Immobilienportal ein altes großes Haus im Alten Land entdeckt – ein ehemaliger Gasthof – kauft sie ihn spontan. Endlich Platz für ihre Kinder und private Geigenstunden kann sie sicher auch dort geben.

Aber es ist alles nicht so rosig, der Bau ist marode und die Sanierungskosten übersteigen bald ihre Möglichkeiten und auch ihre Kinder sind fordernd. Nicht alle Dorfbewohner stehen ihr wohlwollend gegenüber, gut, dass wenigstens ein Nachbar, der Tischler Jesko ihr mit Rat und Tat zur Seite steht.

„Der Himmel ist hier weiter als anderswo“ – der Titel hat mich sofort für das Buch eingenommen. Er weckt ein wenig Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach einer weiten Landschaft. Das Buch ist sehr schön geschrieben, die Autorin schafft es schnell, mich in das Leben von Fee und ihren Kindern zu ziehen. Ich habe den Gasthof vor mir gesehen, den verwilderten Garten und den maroden Bootssteg und hätte es am liebsten der Protagonistin nachgemacht und mich auf die Arbeit gestürzt.

Natürlich fehlen die Schwierigkeiten nicht, die Probleme mit der pubertierenden Tochter, dem schulmüden Sohn und der liebenswerten Martha, die ein ganz besonderes Kind ist. Der kleine Golo dagegen ist ein – manchmal altkluger – Sonnenschein, dem die Herzen zufliegen.

Die Autorin hat ihre Protagonisten sehr menschlich gezeichnet, sie wirkten wirklich immer echt und lebensnah. Ich hatte das Gefühl, dass Valerie Pauling ihre Figuren mit Sympathie erdacht hat.

Eine warmherzige Geschichte vom Loslassen und einem Neuanfang, natürlich ist die Liebesgeschichte mit Jesko schon vorprogrammiert, das hat mich aber nicht gestört. Auch das alle Probleme sich immer schnell in Wohlgefallen auflösen, darf in einem Roman so sein. Schließlich möchte ich mich unterhalten. Das ist der Autorin mit ihrem Buch auch sehr gut gelungen.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2021
Krabbenchanson / Die Inselköchin ermittelt Bd.1
Andersen, Lili

Krabbenchanson / Die Inselköchin ermittelt Bd.1


sehr gut

Was für ein heiteres Titelbild: Leuchturm, Küste Möwen und im Vordergrund ein lustiger Esel. Das versprach einen Nordsee-Krimi zum Wohlfühlen. Dann kam der traurige und düstere Prolog und ich fürchtete um die Louise, die Protagonistin des Buches.
Louise hat eine unglückliche Liebesbeziehung mit einem geschiedenen Mann hinter sich. Seine Ex-Frau hatte allerdings das Geld und die Beziehungen. Die nutzte sie, um Louises Ruf in Frankreich als Spitzenköchin nachhaltig zu schaden. So flüchtet sie für eine Auszeit nach Pellworm, die Insel war ihr schon zu Kinderzeiten vertraut, wenn sie bei der geliebten Patentante Fine ihre Sommerferien verbringen durfte.
Pellworm tut Louises Seele gut, so gut, dass sie schon bald wieder Lust verspürt, die Kochmesser zu schwingen. Sie übernimmt auch das Catering für die Geburtstagsparty von Klas Thams, dem gefeierten Schlagerstar. Doch er überlebt die Party nicht.
Während der sympathische Inselpolizist Mommsen eher an einen Unfall glaubt, ist sich Louise sicher, dass Thams ermordet wurde und macht sich auf die Spurensuche.
Die Köchin Louise ist eine gelungene Figur der Autorin Lili Andersen und mit dem Setting Pellworm ist auch der Hintergrund sehr schön. Mit Louise kann man die Insel erkunden, die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten kennenlernen und sich die frische Meeresbrise um die Nase wehen zu lassen. Als Louises Lust am Kochen wiederkehrt, darf man sich auch an den wunderbaren kulinarischen Köstlichkeiten erfreuen. Zuerst nur im Buch, aber da die Rezepte im Anhang abgedruckt sind, vielleicht schon bald auch auf dem Teller.
Ich habe mich mit dem Krimi sehr wohlgefühlt, er ist warmherzig und hat auch seine launigen Seiten, aber der Prolog deutet es schon an, es gibt auch einen düsteren Handlungsstrang. Diese Mischung hat die Autorin gut ausbalanciert. Das macht den Krimi auch sehr spannend, weil ich unwillkürlich mit rätseln und kombinieren musste.
Ein sehr schön geschriebener Pellwormkrimi mit einem Hauch französischem Flair.

Bewertung vom 17.05.2021
Schwarzwälder Morde / Schwarzwald-Krimi Bd.2
Graze, Linda

Schwarzwälder Morde / Schwarzwald-Krimi Bd.2


weniger gut

Tote Hose im Polizeiposten Bad Wildbad. Kommissar Justin Schmälzle, Badener mit haitianischen Wurzeln und Kollege Scholz langweilen sich. Da helfen auch die vielen Reismilch-Macciato nicht über das Tief.

Endlich ein Fall: rüstige Wanderer entdecken eine Leiche im Moor und kurz darauf wird eine Sachbeschädigung gemeldet. Doch die Leiche ist historisch und damit sind die Ermittlungen genauso gestorben, wie der Täter. Die Sachbeschädigung ist eher lästig, es geht um Schwarzbauten und versetzte Grenzsteine, um Nachbarschaftsstreit und Neid.

Der örtliche Schnapsbrenner, ein wahrer Kirschwasser-Tycoon, ist wohl dafür verantwortlich, aber so recht Lust zur Ermittlung bringen beide Polizisten nicht auf. Es wird gegessen, geschwätzt und halbherzig Zeugen befragt. Lediglich die Putzfrau des Polizeipostens ist auf Zack. Während in den Büros die Staubschichten höher werden, ist sie eifrig in den Fall verstrickt.

Ein Regionalkrimi zwischen Baden und Württemberg, mit vielen Dialogen im Dialekt, die mir anfangs noch Spaß gemacht haben. Ich mag die Mundart und hatte deshalb keine Probleme damit. Die hatte ich nur mit den Figuren, die zwar skurril beschrieben werden, aber trotz ihrer Macken keine Tiefe und Relevanz hatten. So plätscherte die Handlung hin und her und die zweite Hälfte des Buchs zog sich für mich arg in die Länge.

Der zweite Handlungsstrang des Buches hat mich da schon viel mehr überzeugt. Die Geschichte hinter der Moorleiche, die in eingestreuten Rückblenden erzählt wird, gefiel mir durch die erzeugte Atmosphäre und das Schicksal der Toten. Das hat mich mit dem Buch ein wenig versöhnt.

Bewertung vom 16.05.2021
Schweigendes Les Baux / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.8
Rademacher, Cay

Schweigendes Les Baux / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.8


sehr gut

Im Februar zeigt sich in der Provence schon der Frühling. Die Mandelbäume blühen und auch Roger Blanc genießt vor seiner Mühle die milden Tage. Aber viel Muße hat er nicht. In einem alten Steinbruch bei Les Baux, der für Kunstausstellungen umfunktioniert wurde, liegt ein Mann mit durchgeschnittener Kehle. Es handelt sich um den Privatdetektiv Ripert, der sich auf Kunstraub spezialisiert hatte. Tatsächlich wurde er von Monsieur Féraud engagiert, den reichen Besitzer eines Mandelhains und Kunstsammler, der sich auf die lokale Künstlerin Adry Novoli spezialisiert hat. Aus seinem Besitz ist ein kleines Gemälde verschwunden, da nur die Familie oder enge Freunde dazu Zugang hatten, wollte er die Suche diskret einem Privatdetektiv übergeben.
Nicht ganz logisch für Blanc, da die Bilder der Malerin keinen hohen Geldwert hatten, Ripert als Experte dagegen sehr teuer war.
Aber es gibt noch mehr Ungereimtheiten in der Familie Féraud und auch Detektiv Ripert war noch einem weiteren, ganz anders gelagerten Fall auf der Spur.
Wie immer entwirft Cay Rademacher einen interessanten und vielschichtigen Plot, der von Beginn an spannend und auch ein wenig rätselhaft ist. Je weiter Blanc mit seinen Ermittlungen kommt, desto interessanter werden das Miträtseln und die Motivsuche für den Leser.
Für einen Autor der selbst in der Provence lebt, darf natürlich auch die Landschaft eine prägende Rolle spielen und diesen Hintergrund gestaltet Rademacher sehr genussvoll, ohne sich in belanglosen Beschreibungen zu verlieren. Inzwischen ist mir Blancs Mühle schon sehr vertraut und fast schon ein Sehnsuchtsort geworden. Blancs Privatleben ist wieder in ruhigere Bahnen gelenkt worden, nachdem das gefährliche Spiel mit der Affäre mit Madame le Juge sein Ende gefunden hat und auch auserzählt war.
Capitaine Blanc ist ein Polizist der sehr auf sein Team setzt und Marius Tonon ist ihm inzwischen ein guter Freund und Fabienne Souillard als Computerspezialistin unentbehrlich geworden. Mir gefällt die Entwicklung der Figuren im Lauf der einzelnen Fälle.
Aber jeder Fall ist völlig in sich geschlossen und man hat als Leser keine Wissenslücken, wenn man die vorgehenden Bücher nicht kennt.
Rademacher und Provence-Krimis, das passt!

Bewertung vom 16.05.2021
Balearenblut / Lisa Langer Bd.1
Holms, Hanne

Balearenblut / Lisa Langer Bd.1


gut

2017 erschien der erste Mallorca-Krimi um die Reisejournalistin Lisa Langer. Zwei Aufträge führen sie auf ihre Lieblingsinsel. Sie soll ein Werbebroschüre für ein Luxushotel in Alcúdia schreiben und gleichzeitig für eine Zeitschrift unbekannte Ziele für Mallorca-Touristen finden.

Gleich am ersten Tag im Hotel fällt ihr ein Mann vor die Füße. Es war ein Hotelgast, der von seinem Balkon stürzte. Journalistin Lisa hat eine geheime Leidenschaft. Sie schreibt Krimis und ihr Erstlingswerk hat bereits einen Verlag gefunden. Kein Wunder, dass sie sich berufen fühlt, diesem Todesfall nachzugehen.

Dabei ist sie nicht allein, Jorge Bennàssar, der pensionierte Polizeichef der Insel, hat die gleiche Idee und was liegt näher, als sich zusammen auf Spurensuche zu geben.

Wer nicht so lange auf einen Mallorca-Besuch verzichten möchte, kann die Zwischenzeit gut mit diesem Urlaubskrimi nutzen. Mit Lisa darf man schöne Ziele erkunden, kulinarische Entdeckungen machen und Land und Leute kennenlernen. Hanne Holms nutzt den Krimi um der Insel einen schönen Auftritt zu geben.

Der Plot ist eher humorvoll als spannend. Lisa stolpert nämlich oft ein wenig naiv in Situationen, die sie in Gefahr bringen. Aber der charmante Inselpolizist hat immer auch ein Auge auf sie und seinen pensionierten Vorgänger. Dessen Schlitzohrigkeit und Erfahrung bringen auch viel Charme und Situationskomik in die Handlung.

Hanne Holms ist das Pseudonym eines bekannten Krimiautors, der seinen Können schon in einigen Bestsellern unter Beweis gestellt hat. Auch dieser Krimi liest sich ausgesprochen kurzweilig und unterhaltsam.

Bewertung vom 12.05.2021
Weingartengrab / Elwenfels Bd.4 (eBook, ePUB)
Habekost, Britta; Habekost, Christian

Weingartengrab / Elwenfels Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fröhlich feiern die Bewohner des kleinen, aber sehr besonderen Elwenfels den Abschluss der Kirchenrenovierung. Deftige Spezialiäten und Rieslingschorle im pfälzischen Dubbeglas dürfen dabei nicht fehlen. Doch die Feier wird jäh unterbrochen, durch eine Erdbewegung neigt sich der Kirchturm und im Kirchenboden tut sich eine Spalte auf. Eine uralte Krypta scheint unter der Kirche zu liegen und auch ein gut konservierter Leichnam ist zu sehen. Carlos Herb ist natürlich gleich zur Stelle und findet ein altes Tagebuch.

So bitter es ist, das bedeutet für das verwunschene Elwenfels dass nun alle möglichen Ämter und Dienststellen den Ort heimsuchen. Polizei, Denkmalamt, Archäologen – wie soll da das Geheimnis des Dorfs und seiner unterirdischen Gänge gewahrt werden?

Das ist nun der vierte Band dieser wirklich besonderen Pfalz-Krimis und er ist so ideenreich und gelungen wie die Vorläufer. Auch wenn es ein in sich geschlossener Kriminalfall ist, den man genussreich auch ohne Vorkenntnisse lesen kann, freue ich mich, dass ich alle Bewohner schon kenne und um ihre Besonderheiten weiß. Der Hamburger Carlos, Ex-Polizist und inzwischen Privatdetektiv ist schon heimisch geworden und wird auch dieses Mal wieder herausgefordert. Aber in Elwenfels ziehen alle an einem Strang und wenn es ganz gefährlich wird, sind auch die geheimnisvollen „Elwetritsche“ zur Stelle. Diese Fabelwesen sollte man nicht unterschätzen, auch wenn sie eher lustig aussehen.

Was wäre die Pfälzer Krimiszene ohne das Autorenpaar Habekost? Sicher um einiges ärmer. Ich bin immer wieder auf’s Neue begeistert von ihrem Ideenreichtum, von ihren liebevoll gezeichneten Figuren und dem Pfälzer Dialekt, der hier zelebriert wird. Ihre Geschichten sind spannend, humorvoll und in der Region verwurzelt. Eben genau das, was einen guten Regionalkrimi ausmacht. Dabei gelingt es ihnen mit jedem Band wieder eine neue Geschichte zu erzählen, neue faszinierende Figuren einzuführen und den Elwenfelser Kosmos zu erweitern.

Kann man Heimweh nach einem Ort haben, den es gar nicht gibt? Ja, nach Elwenfels schon und ich bin sicher, das geht auch anderen Lesern so.