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Insgesamt 212 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2018
Remember Mia
Burt, Alexandra

Remember Mia


sehr gut

Stellt euch einfach einmal vor, ihr seid eine Mutter, die aufwacht und keine Erinnerung mehr hat was seit einem Unfall passiert ist! Ihr wacht auf und habt ein Ohr weniger, euer Kopf schmerzt und ihr wisst einfach nicht mehr wie es zu dem Unfall gekommen ist oder wie ihr dahin gekommen seid, wo ihr aufgefunden wurdet.

Dazu habt ihr immer wieder das Gefühl, dass ihr eure 7 Monate alte Tochter vernachlässigt habt, dass ihr keine gute Mutter gewesen seid, und dass ihr das Kind vielleicht doch ermordet habt - aber ihr könnt euch nicht daran erinnern.

Also werdet ihr vom Vater überzeugt, in eine Psychiatrie eingeliefert zu werden. In der Beziehung zu eurem Partner kracht es ungemein. Ihr habt zu schnell geheiratet, seid doch zu verschieden und habt das Gefühl, dass ihr eure eigene Tochter umgebracht habt. Das sagen zumindest euer Partner und die Medien und ihr könnt es nicht widerlegen da die Erinnerung fehlt. Grausam!

Das einzige was euch helfen kann, ist die Erinnerung an das was passiert ist wiederzuerlangen. Also begebt ihr euch in die Hände des Leiters der Psychiatrie und er schafft es wirklich, die Erinnerungen an die Tage vor dem Unfall und die Abläufe wiederherzustellen. Soviel zum Inhalt des Buches und das ist alles was ich verrate., da das Buch einige Abgründe auftut, die man so nicht erwartet.

Dieses Buch tut schon weh, wenn man liest, wie eine Mutter bei einer postnatalen Depression leidet, wo sie sich nicht richtig um das Kind kümmern kann. Obwohl sie sich wirklich bemüht, von Arzt zu Arzt rennt um das Kind vor Krankheiten zu schützen, hat sie immer wieder das Gefühl, das Kind nicht richtig zu lieben.

Estelle versucht alles und kann sich teilweise an nichts mehr richtig erinnern. Sie zweifelt immer wieder an ihrem Verstand und denkt, dass alle Leute sie schief ansehen. Sie besteht aus lauter Selbstzweifeln, ist deprimiert, wird vom Partner nicht richtig unterstützt, nicht richtig therapiert, so dass sich aus der Depression dann eine Psychose entwickelt.

Dies alles und noch einiges mehr wird in diesem Buch beschrieben. Ich habe mich immer wieder dabei erwischt, dass ich mit den Fantasien der Autorin ins Bett gegangen bin, und dass es mich auch nachts noch beschäftigt hat, so dass dieser Thriller mir im wahrsten Sinne des Wortes den Schlaf geraubt hat.

Dieser Thriller geht einfach unter die Haut und man bekommt das Verlangen ihn immer weiter zu lesen. Aber ich kann eines dazu sagen, dieses Buch ist nichts für Menschen, die eine ähnliche Situation durchlebt haben, oder einfach nur eine Depression haben oder manchmal das Gefühl haben nicht gut genug zu sein, da man dann doch sehr leicht das Gefühl bekommt, hineingezogen zu werden.

Den Frau Burt beherrscht es einen in diese Gedankenwelt zu entführen. Ich für meinen Teil muss sagen, für ein Erstlingswerk besticht es mit einer Tiefe und Brillanz, wo ich mir sicher bin, dass diese Autorin ihren Weg gehen kann und auch wird.

Und ich hoffe, dass es nicht bei diesem einen Roman bleiben wird, und dass Ihr Mann und ihre Tochter sie weiter unterstützen werden, so wie sie es bei diesem Buch auch getan haben.

Bewertung vom 21.09.2018
Resturlaub
Jaud, Tommy

Resturlaub


sehr gut

Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis. Der Deutsche, oder genauer der Franke, Mitte dreißig bekommt die Mid-life Krise und wandert spontan nach Argentinien aus.

Das Buch ist einfach ein Brüller! Man muss lache wenn Christoph Maria Herbst den fränkischen Polizisten in seiner Behäbigkeit vorstellt, oder auch den steinalten Brauereibesitzer, der absolut nichts verändern will, weil das schon immer so war und das neumodische Zeug doch sowieso nichts taugt.

Es ist ein Hörbuch, wo ich mir nicht sicher bin, ob die gedruckte Version genauso gut rüberkommt. Jetzt könnte ich es selbst nach dem Lesen nicht mehr sagen, denn die Stimmen zu den Personen, die Christoph Maria Herbst gesprochen hat, werde ich nicht mehr aus meinem inneren Ohr rausbekommen.

Aber egal wie gut ein Sprecher ist, wenn das Buch nicht gut ist hilft es auch nicht. Und auch Tommy Jaud hat hier ganze Arbeit geleistet. Bei diesem relativ kurzen Hörbuch mit knapp unter fünf Stunden fällt es mir schwer, näher auf den Inhalt einzugehen, da ich keinem die Überraschung vermiesen will, was Peter „Pitschi“ Greulich alles in Argentinien erlebt.


Das Buch ist bereits 2006 erschienen und erhielt Gold im Hörbuch-Award. 2011 wurde es fürs Kino verfilmt, wobei Tommy Jaud selber das Drehbuch schrieb. Es ist also in praktisch jeder Form erhältlich.

Resturlaub ist genau das richtige, wenn der Sommer gerade wieder eine Pause einlegt und dicke Wolken die Sonne verdecken. Es bring einem sofort ein strahlendes Lachen auf die Lippen.

Bewertung vom 13.09.2018
Der Fall Peggy
Jung, Ina;Lemmer, Christoph

Der Fall Peggy


ausgezeichnet

Manchmal bin ich geschockt, was ich nicht so richtig mitbekomme und manchmal ist es einfach so, dass ein Buch einem doch noch mal alles ins Gedächtnis ruft.

Mittlerweile ist Ulvi Kulac ja Gott sei dank aus der Haft entlassen und er hat einen Freispruch ersten Ranges erhalten! Aber wie das alles kam und was für ein Kampf das war, dass habe ich nicht wirklich mitbekommen. Teilweise, weil mich andere Dinge mehr interessiert haben und teilweise, weil mir das Thema irgendwann doch zu viel wurde.

Jetzt aber habe ich das Buch „Der Fall Peggy“ gelesen und ich war geschockt, wie eigentlich die Polizei und die Staatsanwaltschaft und sogar die Richter in diesem Fall gearbeitet haben. Es war wohl so, dass der öffentliche Druck in diesem Fall so stark war, dass sie die Politik als Legislative sowie die Exekutive beeinflusste. Man hat unbedingt einen Täter präsentieren wollen und da kam der geistig zurückgebliebene Ulvi Kulac scheinbar gerade recht.

Alles wurde so gestellt wie es gerade passte. Das Geständnis, welches Ulvi Kulac mehr oder weniger unter Druck untergeschoben wurde, wurde mit wirklich dubiosen Mitteln erzielt. Es wurden Zeugen nicht in die Verhandlung gelassen oder Zeugenaussagen einfach nicht zu den Akten hinzugefügt, um nur ein paar „Kleinigkeiten“ zu nennen.

Alles in allem hat man das Gefühl, dass man auf Teufel komm raus, einen Täter präsentieren wollte, weil man dachte, so kann man das Volk schneller ruhig stellen. Aber irgendwie war es dann doch anders. Das Volk, also wir, war nicht ruhig, sondern hat nicht geglaubt, dass Ulvi Kulac der Täter ist. Auch wenn Ulvi auf Grund seiner Behinderung auch kein Unschuldslamm ist, aber er ist nun mal nicht der Mörder von Peggy, auch wenn das Gericht und die Polizei einem dies vermitteln wollten. Dafür ist er nun mal leider geistig zurückgeblieben.

Alles in allem ein Buch, welches man auch jetzt einfach mal lesen sollte, auch wenn nicht mehr alles so aktuell ist, vor allem das mit dem Justizirrtum ist ja mittlerweile geklärt worden, wobei da immer ein komischer Beigeschmack bleibt, auch wenn man gerade die Leiche von Peggy gefunden hat und bedenkt, dass Ulvi Kulac endlich aus der Haft entlassen wurde. Manchmal sollte man sich vielleicht einfach mal informieren, und bestimmte Dinge auf sich wirken lassen - und nicht immer alles einfach so akzeptieren, weil die Polizei oder Justiz sagt das ist so, auch wenn man es besser weiß oder wenn man vielleicht selbst in dieser Situation ist.

Ich will sicher nicht sagen, dass die Polizei oder die Staatsanwaltschaft generell so handelt. Sicher nicht! Ich denke, sie machen einen guten Job. Nur manchmal sollte man auch da etwas genauer hinschauen und gerade das wird in diesem Buch doch sehr deutlich.

Das Buch ist auch dafür geeignet, einfach noch mal alles was diesen Fall betrifft von einer etwas intensiveren Seite zu betrachten, oder um einfach noch mal alles was diesen Fall ausmacht in seinem Kopf zu sortieren. Gerade dafür ist dieses Buch zu 100% geeignet.

Bewertung vom 11.09.2018
Das Haus der zwanzigtausend Bücher
Abramsky, Sasha

Das Haus der zwanzigtausend Bücher


sehr gut

Irgendwie lässt mich dieses Buch nicht los. Ich musste es oft weglegen, um dann wieder weiterzulesen. Es beschreibt für mich eindrucksvoll die Liebe des Autors zu seinen Großeltern, die wirklich außergewöhnliches geleistet haben.

Man stelle sich ein Haus mit 20.000 Büchern vor, in denen es um Marxismus, Kommunismus und um das jüdische Erbe geht. Lauter Büchern, die eigentlich in ein Museum gehören, die eigentlich geschützt gehören, aber in einem ganz normalen Haus aufbewahrt und gelesen werden.

Sie wurden von einem Menschen gesammelt, der ganz genau weiß, was in diesen Büchern steht und es auch noch versteht, das ist bei Philosophen, zu denen Karl Marx ja auch, gehört nicht unbedingt leichte Kost.

Sasha Abramsky beschreibt, wie es seine Großeltern geschafft haben, die Bücher zu sammeln, und dann noch daraus ein Haus der Begegnung zu machen, in dem gegessen und geredet wurde.

Über das Gedankengut dieser Bücher hatte in dem Haus seine ganz persönliche Meinung und diese auch ihre Berechtigung. Soweit ich es sehe, war dieses Haus auch nicht nur das Haus der 20.000 Bücher, sondern es war auch ein Haus der Liebe und persönlichen Wärme, wo man ein gern gesehener Gast war und nicht das Gefühl bekam, dass man unwichtig ist. Dies ist zum einen Chimen zu verdanken gewesen, aber nicht weniger wichtig war seine Frau Mimi, die, so glaube ich erkennen zu können, eine wichtige Stütze für den Judaisten und Marxisten Chimen war. Man lernt ganz nebenbei sehr viel über das Judentum und auch über Marx, die Russischen Revolution und die Probleme, die man als Jude auch in Russland immer wieder hatte. Denn auch dort gab es Pogrome.

Alles in allem, ist es ein Buch, welches einem die Geschichte ein wenig näher bringt und auch ein Plädoyer für die Freiheit ist, nicht nur für das gedruckte Wort. Stellt euch mal vor, wie dieses Haus gewirkt hätte, wenn man gesagt hätte, das Haus der 20.000 Titel auf meinem E-Bookreader. Ich denke, dann hätte das Buch nie diese Wärme und Geborgenheit ausgestrahlt.

Apropos Buchdruck, auch darüber erfährt man einiges in diesem Werk. Es wird über die Veränderungen beim Drucken, den Unterschieden im Papier wo es Zentren des Buchdruckes gab, oder wo es früher viele Verlage gab und noch einiges mehr erzählt.

Ich habe vieles gelernt und in mich aufgenommen und habe mir mal wieder selber gezeigt, dass es ab und zu mal wichtig ist, zurück zu den Wurzeln zu kehren, um eine gewisse Lebensqualität beizubehalten, die auch darin bestehen kann, einfach mit anderen zu diskutieren und zusammen zu essen.

Für mich ist es eines der bewegendsten Bücher der letzten Monate, vielleicht auch eines der wichtigsten, da es einem die Geschichte vor Augen führt, die wir doch oft zu sehr vergessen. Es zeigt auch, dass wir immer wieder von andersdenkenden Menschen lernen können und es sinnvoll wäre, diese Leute nicht zu unterdrücken, sie in unserem Land zu lassen und etwas von ihrer Kultur und ihrem Glauben zu lernen.

Viele Dinge, die heute für uns wichtig sind, wären z.B. verlorengegangen, wenn das Dritte Reich es geschafft hätte, die Juden endgültig zu vernichten und zu vertreiben, oder die Autoren aus der Geschichte zu löschen, deren Bücher verbrannt wurden. Auch wenn es nur ein Buch ist, über das Haus der Bücher in London, was mir zeigt, dass ich doch auf dem richtigen Weg bin, auch wenn ich nie 20.000 Bücher mein eigen nennen werde.

Bewertung vom 31.08.2018
Meine Familie und andere Katastrophen
Leósdóttir, Jónina

Meine Familie und andere Katastrophen


gut

Gut, nun habe ich mir endlich mal ein Buch einer Isländerin gegönnt und dann auch noch aus dem KiWi – Verlag, es gibt also endlich mal wieder etwas Neues.

Es geht in diesem Buch um die Familie von Eyglò, die für mich eigentlich eine der Hauptpersonen ist oder viel mehr die Hauptperson. Das erste was mir bei diesem Buch aufgefallen ist, war eindeutig, dass man bestimmt keinen Geburtstag vorfeiert. Das macht man nicht und dies zeigt sich auch hier wieder mal. Ragnars Frau Margaret, lässt es sich nicht nehmen, den 60. ihres Mannes zu planen - mit allem Schnick-Schnack. Dass dieser gerade vorher Fremdgegangen ist und dies auch noch mit der besten Freundin von besagter Margaret, und er dann auch noch auf die Idee kommt, sich von seiner Frau nach fast 40 Jahren zu trennen, setzt dem ganzen auch mal eben die Krone auf.

Eyglò versucht dann ihre Eltern wieder zu versöhnen. Jeder, der das schon mal versucht hat, Mütter oder Väter von einem eingeschlagenen Kurs wieder zurück zu bewegen, der weiß wie schwierig dies ist.

Denn Eltern versuchen immer den Kurs beizubehalten, den sie schon eingeschlagen haben. Schlimmer wird es dann noch, wenn man selbst in einer Patchworkfamilie mit drei Kindern aus der ersten Ehe des Mannes lebt, in die sich auch noch dessen depressive Ex-Frau und die Ex-Schwiegermutter hineindrängen. Diese beiden wissen natürlich auch immer alles besser – auch in Bezug auf die Eltern von Eyglò.

So richtig interessant wird es, als meine persönliche Hauptperson Eyglò auch noch schwanger wird, weil sie endlich ein eigenes Kind mit dem Mann ihrer Träume haben will und dafür auf die Pille verzichtet, was eigentlich nicht mit demselbigen abgesprochen ist.

Alles in allem versprechen diese und noch einige andere Verwicklungen ein lustiges Buch, welches es auch in meinen Augen ist. Es ist Intelligent geschrieben. Die Gliederung im Buch ist auch so, dass man es richtig gut lesen kann.

Es gibt immer wieder Passagen, wo man einfach nur grinsen oder lachen muss. Vor allem Ragnar sorgt immer wieder für einen Lacher, ob nun beabsichtigt oder nicht. Es ist einfach so.

Aber, und das finde ich an dem Buch so außerordentlich gelungen, die Autorin zeigt immer wieder die Probleme einer Patchworkfamilie auf, die nicht richtig untereinander redet. Mag es aus Angst sein oder mag es daran liegen, dass man immer wieder auf den richtigen Moment wartet, die Kommunikation läuft nicht rund.

Dies kann zu lustigen Situationen führen. Es kann aber auch die Familie an den Abgrund führen. Alles in allem ist es ein Buch, welches einen sehr gut unterhalten kann und einem vielleicht auch ein wenig die eigenen Schwächen vor Augen führt. Vielleicht zeigt es auch die Probleme auf, welche eine Patchworkfamilie nun mal auch hat. Ich würde mich freuen, mehr von der Autorin zu lesen, die einen gut zu lesenden Stil hat, was vielleicht auch an der Übersetzerin liegt, ich kann es nicht sagen. Es liest sich einfach gut.

Bewertung vom 28.08.2018
Skin
Etzold, Veit

Skin


sehr gut

Wow, was für ein Buch. Mann, stellt euch einfach einmal vor, ihr arbeitet bei einer Beraterfirma, habt eine tolle Freundin, einen Job der euch alles abverlangt und euch absolut glücklich macht. Alles in eurem Leben ist klasse.

Gut, das ist schon mal etwas, was ich mir nicht vorstellen kann, da bei mir dann bestimmt der nächste Hammer kommt. Und so einen Hammer bekommt nun unser „Held“ Christian. Als erstes findet er in einem Schließfach Haut, welche von einer Hand abgezogen wurde. Diese hat er deswegen gefunden, da eine SMS ihn auf den Schlüssel in seinem Mantel aufmerksam gemacht hat. Das findet die Polizei auch recht merkwürdig und die Frage liegt auf der Hand. Wie ist Christian in diese Sache verstrickt?

Dann bekommt er auf einmal E-Mails von seinem eigenen E-Mail Account. Darin sind Links zu einem Video, in dem eine Leiche verwest - und das auch noch im Wasser. Wasserleichen sollen ja die ekligsten Leichen sein, welche man sich vorstellen kann. Glücklicher Weise fehlen mir die eignen Erfahrungen dazu, aber die Phantasie reicht auch.

Wenn man eine E-Mail von seiner eigenen Adresse bekommt, zweifelt man irgendwann an sich selbst. Zumal man ja auch schon diese besagte Haut im Schließfach gefunden hat. Also ich würde da schon an mir selbst zweifeln. Ich fange ja schon an selbst an mir zu zweifeln, wenn ich mal wieder eine E-Mail suche. Wenn man dann so ein Buch wie Skin liest, dann wird man echt panisch. Zumindest ging es mir heute genau so - und nicht anders.

Der ganze Stress, den Christian bei der Beraterfirma hat, kommt dem ganzen noch sehr entgegen und unterstützt den psychischen Druck. Veit Etzold beschreibt diesen Stress, das laufende Reisen und das wenig zuhause sein sehr genau, auch den Druck den man ständig im Job bekommt, dass alles immer schnell und trotzdem sehr genau gemacht werden muss.

Diesen Erfolgsdruck, den Christian an der Arbeit empfindet, bekommt er aber auch von seinem Vater, einem überaus erfolgreichen Anwalt, zu spüren. Der Vater gibt Christian immer wieder das Gefühl, dass er mehr weiß als sein Sohn selbst über das was gerade über diesen hereinbricht.

Dann sind da noch die Polizisten, die - wie sollte es anders sein - Christian immer wieder als Verdächtigen auf der Liste haben, was man ja auf Grund der Tatsache, dass alles immer wieder ihm passiert, verstehen kann.

Dann komme ich nun mal schnell zu meinem Fazit bevor ich noch mehr verrate. Ich kann aber auch sagen, dass ich vollkommen auf der falschen Fährte war in diesem Thriller, der einen wirklich komplett fesseln kann. Der Roman nimmt einen richtig mit hinein in die Handlung. Er erzeugt beim Leser teilweise die Gefühle, die man wohl als Verdächtiger erleiden muss. Der Autor führt einen immer wieder auf die falsche Fährte und manchmal muss man mit seinem eigenen Ekel kämpfen.

Ich kann wirklich sagen, dass dieses Buch ein wirklich überraschendes Ende hat, was aber auch vollkommen schlüssig ist. Es ist diesmal nicht so, wie ich es in manchen Romanen immer wieder bemängele, dass ich das Gefühl hatte, dass der Autor sich hat drängen lassen zu diesem Ende, sondern dass man dem Autoren wirklich genau die Seiten zugestanden hat, die er für diese Geschichte benötigt.

Auf jeden Fall hat es Veit Etzold nun zu einem meiner liebsten Thriller-Autoren geschafft. Ich hoffe, dass er dieses Niveau noch etliche Male wiederholen kann, und mich noch etliche Male vom Schlafen abhält oder mir Albträume verschafft. Ich würde es mir im Rahmen eines guten Buches gerne noch oft gönnen.

Bewertung vom 23.08.2018
Geheimsache Igel
Krätke, Olaf

Geheimsache Igel


sehr gut

Gut, dass der Verlag sagt, dass dies ein Vorlesebuch ist - ansonsten würde ich es nun in meiner Rezension schreiben. Denn dieses Buch sollten Kinder auf alle Fälle zusammen mit Ihren Eltern lesen.

Olaf Krätke, den einige vielleicht aus der Realverfilmung von „Wickie und die starken Männer“ kennen, wo er den Urobe gegeben hat. Dieser Schauspieler hat also ein Buch geschrieben. Ich gebe es ja gerne zu, ich habe eigentlich immer ein Problem damit, wenn Schauspieler ein Buch schreiben. Aber zum einen ist es ein wichtiges Thema, welches sich Herr Krätke angenommen hat, und zum anderen wirkt das Buch auch noch durch die Bilder von Marion Schickert, die es verstanden hat, die Bilder sehr Kindgerecht zu zeichnen. Alles erscheint rund und stimmig. Wobei ich mir vielleicht noch ein bis zwei Bilder mehr gewünscht hätte. Aber dies ist meckern auf einem sehr hohen Niveau.

Alles in allem eine sehr stimmige Geschichte, für kleine Kinder im Alter von 3-6 Jahren. Die einem Kind doch recht gut erklärt, wie wichtig es ist, bei Fremden einfach und bestimmt „Nein!“ zu sagen.

Oder einfach Freunden, und ganz wichtig der Familie, zu sagen, wenn sich etwas verändert und was einem als Kind Sorgen oder sogar Angst macht. Dies kann eine kleine Veränderung sein, oder ein Mensch sein, der einem Angst macht.

Für mich ist es ein Buch, welches man ruhig in jedem Kindergarten finden sollte. Es ist auch wichtig immer wieder über dieses Buch, und über die Ängste und Nöte eines Kindes zu reden, und dies auch wichtig zu nehmen und nicht einfach wegzuwischen. Man muss dem Kind Mut machen, auch einmal „Nein!“ zu sagen und nicht immer alles als gegeben hinzunehmen.

Bewertung vom 20.08.2018
Das muss Liebe sein
Kessler, Katja

Das muss Liebe sein


gut

Manchmal macht man es sich als Mann ja mal richtig schwer. Ein Beziehungsratgeber für Frauen von einer Frau - und das liest man dann als Mann und versucht sich dann noch in einer Rezension. Und dann wäre da noch der Aspekt, dass ich mich an die Autorin noch aus meiner Zeit als Buchhändler erinnere. Das war damals, wo ein gewisser Dieter Bohlen seine Biographie veröffentlicht hat. Ja, Katja Kessler war die Autorin die das ganze geschrieben hat - also mit Dieter Bohlen zusammen. Das Problem war, das Buch kam raus und das Buch kam dann auch noch stapelweise. Also aufbauen, verstauen und dann kam Stunden später der Rückruf und man durfte das alles wieder zusammensuchen und zurückschicken. Das ist dann ungefähr so wie damals im WSV. Man muss die Bücher überall suchen, denn Kunden nehmen sie und stellen sie irgendwo wieder ab. Wie sie dies auch mit Kleidung machen oder sonst irgendwas. Der Mensch ist einfach so.

Also hatte es die Autorin nun wirklich nicht leicht mit mir, denn ist der Ruf erst ruiniert, na ihr wisst schon was ich meine.

Aber nun komme ich dann endlich mal zu dem eigentlichen Buch, und da wusste Frau Kessler mich dann doch zu überzeugen. Sie schafft es ausgesprochen gut, wissenschaftliche Fakten über die Ehe einfließen zu lassen und dies in einem witzigen und eingängig Wortlaut. Sie verkauft wissenschaftliche Fakten mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

Sie erklärt das Fremdgehen der Männer und auch der Frauen mit biologischen Fakten, dass z.B. auch die Schwäne, die ja also so treu gelten, gelegentlich auch mal bei einem anderen Schwan vorbeischauen. Oder das eine Blaumeise es dann macht, wenn der Gate doch noch schläft, und dann halt beim Nachbarn vorbeischaut.

Frau Kessler erzählt gerne, wie man die Beziehung immer mit ein paar Kniffen wieder auf Kurs bringt oder auf Kurs hält. Es werden arrangierte Ehen erklärt und auch deren Vorzüge gegenüber einer Liebesheirat erläutert. Sie zieht jeweils ein Fazit der einzelnen kleinen Kapitel, die auch immer mit einem kleinen Augenzwinkern und Witz und einer Prise Charme beendet werden.

Sie erklärt auch, wie die allgemeine rechtliche Lage ist, wenn man sich scheiden lässt - also das mit der Güterteilung, oder wie das mittlerweile mit dem Unterhalt ist und lauter solche Kleinigkeiten, die zu beachten sind. Oder was eigentlich eine Paartherapie ist. Dies alles sind nur kleine Beispiele, worum es in diesem Buch geht. Auch wird beschrieben, warum sie dieses Buch schreiben wollte, und dementsprechend auch musste. Das sollte aber jeder selber lesen.

Für mich bleibt das Buch einfach ein Buch, welches man ruhig lesen kann. Die 15€ sind, so denke ich, nicht nur für die Frau gut angelegt, mag es für die Beziehung sein, oder einfach nur zur Unterhaltung. Es gibt genug zum Lachen und Schmunzeln, wobei die Bilder von Peter Böhling zu einer gelungenen Atmosphäre beitragen. Ich denke, dass dieses Buch Denkanstöße in einer Beziehung liefern kann, aber sicher auch keine Wunderwaffe ist, wenn man nicht selbst an der Beziehung arbeiten will oder kann. Vielleicht fehlt auch in vielen Beziehungen eine Prise Humor, und die kann Frau Kessler sicherlich liefern. Wie wäre es denn mal, in die Buchhandlung eures Vertrauens zu gehen und da einfach einmal rein zu lesen und dann entscheiden - mitnehmen oder da lassen. Denn bedenkt immer - diese Rezension ist von einem Mann, über ein Buch welches für die weibliche Zielgruppe geschrieben ist.

Bewertung vom 17.08.2018
Die Grammatik der Rennpferde
Jodl, Angelika

Die Grammatik der Rennpferde


sehr gut

Da sind sie also meine zwei Probleme, zum einen die deutsche Grammatik, ich kann da nur eines sagen, dass ich Rezensionen schreibe würde meinen Deutschlehrer mehr überraschen, wie wenn ich im Lotto gewinnen würde.

Und der andere Punkt ist dann mein Verhältnis zu Pferden. Dies ist im Gegensatz zu meiner Schwester nicht gerade positiv, was nicht an den Pferden liegt sondern eher an mir.

Also war der Anfang von dem Buch für mich mehr wie holprig, zumal ich in meiner Freizeit nun wirklich nichts über Future I oder so lesen wollte. Dann auch noch Sergey immer wieder etwas über Pferde zum Besten gebend und er ist wie soll ich sagen eher ein „Brummbär“, dem man alles aus der Nase ziehen muss.

Es wird also eine Geschichte erzählt, in der der eine Part versucht dem anderen Deutsch beizubringen und auch noch so nebenbei anstrebt in einer Vorher-Nachher-Studie vielleicht etwas in einer Fachzeitschrift zu veröffentlichen.

Auf der anderen Seite ist dort dann der Ex-Jockey Sergey, der in der Person von Salli eine Möglichkeit sieht, ein Rennpferd zu einem Spottpreis zu kaufen. Und als dies dann wirklich passiert ist, meldet er sich erst einmal nicht. Er reagiert erst dann, als er Salli wieder braucht, um einen Hof zu pachten.

Durch Salli’s Hartnäckigkeit kommt es dann dazu, dass die beiden dann über Monate auf dem Hof zusammenleben. Sie vergisst dabei immer mehr ihr eigentliches Projekt und dabei verliebt sich Sergey doch irgendwie in „seine“ Sally.

Durch Sergeys brummige Art, kommt es aber zu einigen Schwierigkeiten, welche man schnell beiseite räumen könnte, wenn er doch ein wenig mehr reden würde.

Dann komme ich mal zu meiner ganz persönlichen Meinung zu diesem Buch, ich gebe ja zu, dass ich mich am Anfang ein wenig schwer getan habe und das Lesen dieses Buch aufgrund der Thematik mir am Anfang enorm schwer gefallen ist. Bis zu dem Zeitpunkt, wo ich durch Zufall mit einer meiner liebsten Pressemenschen gesprochen habe und die mir dann einen Tipp für das Buch gegeben hat.

Nach diesem Tipp, habe ich dann für die restlichen 280 Seiten so lange gebraucht wie für die ersten 30 Seiten. Oder vielleicht war es auch einfach so, dass ich mich in die Schreibweise der Autorin so eingelesen habe, dass mich dann dieses gebrochene Deutsch von Sergey nicht mehr gestört hat. Genauso wie die bayrischen Einschübe, die sich bei einem Roman der in München spielt nun nicht wirklich vermeiden lassen.

Es ist nun mal so, dass ich kein Problem habe bayrisch zu verstehen, wenn es gesprochen wird, aber wenn ich es lese dann habe ich ein Problem damit. Das liegt daran, dass ich die Worte im Gehirn nicht richtig betonen kann, was sich aber im Laufe eines Buches immer wieder normalisiert.

Alles in allem, ist „Die Grammatik der Rennpferde“ für mich ein Buch, welches warmherzig ist und es wert ist gelesen zu werden. Vor allem deswegen, weil es einem vor Augen führt, wie wir manchmal Menschen in eine Schublade legen, in die diese aber nicht hineingehören. Mir hat es aufgezeigt, wie wir manchmal mit Menschen umgehen, welche nicht den gleichen Bildungsstand haben. Oder noch schlimmer nicht die gleiche Nationalität. Jeder Mensch und das sollten wir uns einfach einmal vor Augen führen hat seine Stärken und Schwächen. Egal welche Bildung man genossen hat oder woher man kommt, man kann immer wieder etwas lernen.

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