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Benutzername: 
anne
Wohnort: 
Schweighofen

Bewertungen

Insgesamt 136 Bewertungen
Bewertung vom 07.04.2021
Das Flüstern der Bienen
Segovia, Sofía

Das Flüstern der Bienen


ausgezeichnet

Eine steinalte Frau die bereits Generationen von Kindern als Amme diente findet weit abgelegen in der Wildnis ein ausgesetztes Baby. Das Baby ist durch und durch sonderbar, es hat eine Missbildung am Mund, weshalb es zunächst nicht von allen Bewohnern des Dorfes akzeptiert wird. Außerdem umschwirrt den kleinen Jungen stets ein Schwarm von Bienen. Doch die ausgediente Nana Reja, die das Kind aufnimmt wie ihr eigenes, wird von allen der Umgebung geliebt und geachtet. Einst kam sie selbst als Fremde mit ihrem erfrorenen Sohn in das Dorf. Viel dunkler als die Einheimischen wurde auch sie zuerst mit Vorsicht aufgenommen. Doch die Liebe, die sie ihren Pflegekindern entgegenbrachte, öffneten schnell die Herzen der Dorfgemeinschaft. Und so darf sie den Jungen behalten.
Mit dem märchenhaften Charakter der Handlung reiht sich der Roman gut in die Tradition der traditionellen südamerikanischen Literatur mit ihrem magischen Realismus ein. Sonderbare Dinge erscheinen wie selbstverständlich, wie die alte Reja die so viele Jahrzehnte als Amme tätig war, so dass sie sogar die Kinder der einstigen Stillkinder annahm oder den Bienenschwarm der unlösbar mit dem Waisenjungen verbunden zu sein scheint. Die Charaktere sind wirklich wunderbar beschrieben. Vor allem Reja erscheint ihre Bestimmung gefunden zu habe indem sie alle ihr anvertrauten Kinder wie selbstverständlich als ihre eigenen aufnimmt.
Neben der eigentlichen Geschichte über Nana Reja und den sonderbaren Jungen wird von der Autorin auch auf die sozialen und politischen Verhältnisse in Mexiko am Anfang des vergangenen Jahrhunderts, in der die Geschichte spielt, eingegangen. Etwas schwierig ist es zwischen den vielen Perspektivwechseln immer den Überblick zu behalten. Teilweise weiß man gar nicht so recht aus welcher Sicht gerade erzählt wird.
Insgesamt ein großartiger Roman, verträumt und etwas märchenhaft, versetzt er den Leser in eine andere Welt

Bewertung vom 25.02.2021
Der Zirkus von Girifalco
Dara, Domenico

Der Zirkus von Girifalco


ausgezeichnet

Weit im Süden Italiens liegt Girofalco. Eine Stadt in der es meistens sehr warm ist. So auch am Tag an dem der Roman beginnt. Diesen Tag erfahren wir aus der Sicht einer handvoll unterschiedlicher Personen. Alle mit ihrem ganz eigenen Charakter und Erfahrungen. Wir erfahren auch etwas über deren Vorfahren und ihren Geburtstag, allerdings ohne Jahresangabe. Alle haben ihre Laster, unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte – außer einer, Roro, sie ist das Glückskind der Stadt und sticht aus der Menge.
An diesem besonders heißen Tag der nach Rosmarin duftet verirrt sich unerwarteter Weise auch ein Zirkus nach Girofalco. Der Direktor beschließt seine Zelte in dem Ort aufzubauen und das beschauliche Leben der Bewohner scheint wie von Zauberhand aus seinen Fugen zu geraden.
In Daras Roman scheint alles mit allem zusammenzuhängen. Wie die Planeten auf ihrer vorbestimmten Umlaufbahn durch das Sonnensystem ziehen, verläuft auch das Leben der Menschen auf der Erde, so die immer wieder herangezogene Erklärung. Stilistisch wechseln sich kurze Abschnitte – jeweils mit einer Überschrift gekennzeichnet – miteinander ab. In jedem dieser Abschnitte wird die Geschichte einer der handelnden Personen weitererzählt. Erzählstränge knüpfen an andere an, erzählen eine angefangene Geschichte weiter oder stellen die Sicht einer anderen der handelnden Personen vor. Wir erfahren nach und nach von den geheimen Wünschen und Abgründen der einzelnen Bewohner. Die Erzählstruktur erinnert dabei etwas an „Die fabelhafte Welt der Amelié“. Und genauso zauberhaft wirkt auch die gesamte Handlung dieses Romans. Wie ein Märchen. Eine Geschichte wie aus einem andern Leben. Doch Zufalle und Ausnahmen bestätigen die Regel und durchbrechen die gleichbleibenden Bahnen der Planeten und so scheinen sich diese Zufälle im Laufe der Handlung zu häufen. Beginnend mit dem tragischen Schicksal Roros. Zweifel und gar Bosheiten befallen die Bewohner nach und nach und alles scheint sich immer weiter dem Zerfall zuzuwenden.
Domenico Daras Roman erscheint als modernes Märchen. Eine verzauberte Welt, scheinbar bekannt und doch so fern. Einfach wunderbar. Leicht zu lesen und traumhaft schön. Eins der besten Romane die ich kenne.

Bewertung vom 25.02.2021
Otmars Söhne
Buwalda, Peter

Otmars Söhne


ausgezeichnet

Der Roman erzählt die Geschichte einer Familie. Eine alltägliche Familie mit ihren individuellen Besonderheiten wie man sie so oder so ähnlich überall finden kann. Es handelt sich um eine Patchworkfamilie in der die klassische Musik und die Förderung der Kinder des Mannes eine ganz besondere Rolle spielen. Die Handlung wird aus der Sicht Dolfs, der sich später Ludwig nennt, erzählt.
Wie unter einem Brennglas werden die Eigenheiten der unterschiedlichen Charaktere ausgeleuchtet, ihr Werdegang über die Zeit verfolgt. Kleinigkeiten wie sie in jeder Familie vorkommen werden erörtert. Was sich banal anhört erhält durch die einzigartige Erzählkunst des Autors seinen besonderen Reiz. Trotz der Schilderung der oft alltäglichen Streitereien und Probleme der Familie wird es nicht langweilig, wenn auch die ein oder andere Stelle eine Kürzung nicht geschadet hätte. Etwas verwirrend sind die ständigen Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart – Ludwig arbeitet nun für eine Erdölfirma. Diese Sprünge erfolgen spontan und es ist für den Leser im ersten Moment nicht zu erkennen in welcher Zeit man sich gerade befindet. Es fordert einiges an Konzentration hier den Überblick zu bewahren. Interessant ist die Kennzeichnung der Kapitel in einer absteigenden Nummerierung. Es scheint dadurch als ob die Familie unweigerlich einem Abgrund entgegensteuert. Ob das wirklich der Fall ist wird man aber wohl erst im letzten Band dieser Trilogie erfahren. Was aber sicher ein Anreiz ist auch die folgenden zwei Bände zu lesen.
Geradezu enttäuschend fand ich das Cover. Auffallend rot mit äußerst großen geradezu aggressiven Buchstaben, sonst aber absolut trist und unkreativ, nichtssagend.

Bewertung vom 25.02.2021
Aus der Mitte des Sees
Heger, Moritz

Aus der Mitte des Sees


ausgezeichnet

Große Action sucht man in diesem Roman vergebens. Dafür werden die Innenansichten jeder Handlung und jeglicher Gefühlsregung vom Ich-Erzähler Lukas bis aufs Kleinste überdacht und beschrieben. So weltabgewandt ein klösterliches Leben auch scheinen mag, macht Lukas durchaus Erfahrungen mit der Außenwelt. Gerade dieser Kontakt sorgt für die innerlichen Auseinandersetzung des Erzählers. Mit äußerster Bedachtheit geht er seine Lebenssituation und die seiner Nächsten in Gedanken immer wieder durch, wägt Für und Wider ab und bemüht sich um Verständnis für jede Seite. Die gemächliche detailreiche äußere Erzählform entspricht damit dem beschaulichen Leben des Klosters und der Güte und Weitsicht die man von einem Mönch erwartet und die uns „normalen“ Menschen im Alltag so oft abhandenkommt. Das insichgekehrte Dasein springt geradezu durch die Schreibweise des Autors auf den Leser über. Etwas melancholisch mutet das Buch an, aber auch mit ganz viel Hoffnungsschimmer und Anregungen für das eigene Verhalten und die eigene Denkweise. Ein kurzweiliges Buch zur leichten Unterhaltung ist dieser Roman mit Sicherheit nicht, aber ein wer sich Zeit nimmt wird zwischen den Zeilen einen kleinen literarischen Schatz finden.

Bewertung vom 25.02.2021
Big Sky Country
Wink, Callan

Big Sky Country


gut

August ist ein typischer Jugendlicher. Schwierigkeiten in der Schule und Freunden sowie Meinungsverschiedenheiten mit den Eltern sind an der Tagesordnung. Der Roman beginnt recht brutal mit dem Töten einer umfassenden Katzenpopulation auf dem elterlichen Hof, das August gegen einen kleinen Obolus seines Vaters bereitwillig übernimmt. Gefühlskalt und rau geht es im Leben des Jungen immer wieder zu, auch wenn sich sein Dasein nach der Scheidung seiner Eltern und dem Umzug mit seiner Mutter nach Montana etwas zu harmonisieren scheint. Der Leser begleitet August über Jahre hinweg. Herausragende Ereignisse werden während dieser ganzen langen Zeit kaum erwähnt. Das Leben August ist ein beständiges Dahinplätschern. Lediglich keine Hoch- und Tiefpunkte zeichnen seinen Weg, so wie etwa sein erstes eigenes Auto oder zwischenmenschliche Enttäuschungen. Die Naturbeschreibungen nehmen eine besondere Stellung innerhalb des Romans ein und werden immer wieder in besonderem Maße vom Autor hervorgehoben. Ansonsten zieht sich der Roman ohne nennenswerte Höhepunkte so dahin, wenigstens ist er leicht zu lesen, so dass man die knapp 400 Seiten doch dennoch schnell hinter sich bringt.

Bewertung vom 22.07.2020
Wieso? Weshalb? Warum?: Mein erster Europa-Atlas
Erne, Andrea

Wieso? Weshalb? Warum?: Mein erster Europa-Atlas


ausgezeichnet

Die einzelnen Ländern Europas und ihre Besonderheiten sowie die Bedeutung der EU stehen hier im Mittelpunkt. Angefangen mit einer Übersicht über Europa in Form einer kindlich „topografischen“ und einer politischen Karte, über die Erklärung der EU und schließlich der Darstellung der vielen Einzelstaaten, die jeweils mit ein Karte und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorgestellt werden. Besonders gelungen ist auch die extragroße Europakarte zum ausklappen am Ende des Buches.
Dieser Sonderband von WWW über Europa ist meiner Meinung nach besonders gut gelungen und durchaus auch für Kinder über die angegebene Altersempfehlung bis sieben Jahre geeignet. Schön ist auch, dass die Kinder hier in den Genuss von einigen Zusatzseiten gegenüber anderen WWW-Büchern kommen.

Bewertung vom 22.07.2020
Alles über Bäume / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.52
Gernhäuser, Susanne

Alles über Bäume / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.52


ausgezeichnet

Die WWW-Bücher erfreuen sich bei meinen Kindern seit langem großer Beliebtheit. Viele Bilder erklären die Welt der Bäume, angefangen von dem unterschiedlichen Aussehen der einzelnen Baumarten, über deren Lebensraum, die Funktion der Blätter, der Nährstoffaufnahme, dem Entstehen und schließlich dem Tod eines Baumes. Aber auch deren Nutzen für Menschen in Form von Holz und die Wichtigkeit Bäume zu schützen wird erläutert. Die zahlreichen Klappen unter denen sich weitere Infos und Bilder verstecken regen die Neugierde an. So werden komplexe Themen kindgerecht vermittelt. Wie immer ein bei WWW ein spannendes und informatives Buch, dass man nur empfehlen kann.

Bewertung vom 02.04.2020
Das wirkliche Leben
Dieudonné, Adeline

Das wirkliche Leben


ausgezeichnet

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive eines heranwachsenden Mädchens erzählt. In einer von Gewalt geprägten Umgebung wächst dieses zusammen mit ihrem jüngeren Bruder, den sie stets versucht vor dem Vater zu schützen, auf. Denn der hat kaum etwas anderes im Sinn als seine Befriedigung im Töten von Tieren und dem Verprügeln der Mutter zu finden.

Eine äußerst düstere Atmosphäre liegt über der gesamten Handlung. Nicht nur die Brutalität des Vaters sowie die Tatenlosigkeit der Mutter bedrücken, sondern auch äußere Geschehnisse und die langsame aber unübersehbare Veränderung des Bruders. Und doch schafft es die Heldin des Romans mit ihrer Gutherzigkeit, indem sie immer bemüht ist jeder Person und jeder Handlung nur das Beste zu sehen sowie durch ihre kindliche Naivität, indem sie an eine Zeitmaschine glaubt die alles noch zum Guten wenden könnte, dem Leser ein Lächeln abzuringen. Entgegen ihrer teilweise großen Naivität z. B. in Bezug auf ihren Glauben an die Möglichkeit einer Zeitmaschine, überrascht es, dass sie immer wieder tiefsinnen Gedanken nachhängt und sehr „erwachsene“ Zusammenhänge im Verhalten von Personen erkennt. Was hier für ein Mädchen diesen Alters etwas befremdlich erscheint, erklärt die Handlung des Buches und der darin vorkommenden Personen sehr gut und stört deshalb auch nicht weiter.

Als Fazit kann man daher resümieren, die Menschen in dem Roman handeln wie sie handeln müssen, so schlecht diese Handlungen auch immer sind. Sie befinden sich in einem Kreislauf aus dem sie nicht ausbrechen können, die Handlungen erfolgen daher zwangsläufig. Auch die positive Sichtweise der Protagonistin steht in diesem Zusammenhang. Nur durch ihre positive Einstellung kann sie sich in dieser feinseligen Umgebung behaupten. Ein äußerst tiefsinniger Roman, der in der Originalausgabe nicht umsonst unzählige Preise gewonnen hat.

Bewertung vom 02.04.2020
Die Geheimnisse meiner Mutter
Burton, Jessie

Die Geheimnisse meiner Mutter


ausgezeichnet

Elise wurde als Baby von ihrer Mutter verlassen. Sie hat sich nie wieder gemeldet und angeblich weiß keiner wo sie sich aufhält. Was als Kind eine quälende Befürchtung ist entwickelt sich als Erwachsene immer mehr zur Gewissheit, die sehnlich vermisste Mutter wird sich nicht mehr bei ihrer Tochter melden. Doch ein später Hinweis des Vaters veranlasst die inzwischen 34-jähre doch einen Versuch zu unternehmen um mehr über ihre Mutter und deren Vergangenheit zu erfahren.

Einen Tiefgang lässt dieser Roman weitgehend vermissen, obwohl die Thematik geradezu ideal hierzu wäre. Dass Jessie Burton eher der leichteren Literatur zuzuordnen ist, ist mir aus ihrem Roman „Die Magie der kleinen Dinge“ bekannt. Dieser Roman war jedoch immerhin sehr einfallsreich in seiner Thematik und auch die Spannung kam nicht zu kurz. „Die Geheimnisse meiner Mutter“ hingegen hat mitunter auch spannungsvolle Stellen, über viele Seiten muss man sich allerdings hinwegquälen, diese Abschnitte hätte man mit Sicherheit auch etwas kürzer fassen können. Insgesamt hätte ich ein wenig mehr von dem Roman erwartet.

Bewertung vom 02.04.2020
Sammy
Cole, Henry

Sammy


ausgezeichnet

Die kleine Maus Sammy lebt bei seinem menschlichen Freund Hank in einem Schuhkarton, bis dessen Bruder ihn als Testpilot mit einem selbstgebauten Modellflugzeug in den Himmel schickt. Dabei stürzt das Flugzeug ab und Sammy landet in der Wildnis, den die einheimischen Tiere den „großen Forst“ nennen. Dort begegnet er zunächst anderen Mäusen, die ihn zunächst versorgen. Doch dann verschwindet sein Flugzeug und damit die einzige Möglichkeit zu Hank zurückzukehren. Eine Reise quer durch den Wald beginnt. Viele Tiere und so manches Abenteuer begegnet ihn unterwegs.

Das Buch ist sehr liebevoll erzählt. Vor allem die wundervollen Bilder lassen den Leser oder Zuhörer so richtig in die Geschichte versetzen. Wie in einem richtigen Abenteuer kommt auch in diesem Buch ein Bösewicht vor, aber ganz kindgerecht wird dieser als durchaus erfurchtsvolle, jedoch nicht allzu furchtsame Figur dargestellt. Insgesamt ein spannendes Kinderbuch für das Vorschulalter.