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Benutzername: 
Gurke
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 156 Bewertungen
Bewertung vom 23.06.2013
Krokofantenküsse
Ulrich, Sven

Krokofantenküsse


sehr gut

„Womit habe ich nur solche Kinder verdient?“ (S.119)

..ist das ewige Mantra von Lasses Mutter, die er samt Gipsbein in seine kleine Einzimmerwohnung verfrachtet hat, um ihren Enkel Paul zu hüten, obwohl dessen Mutter jeglichen Kontakt zu der Oma verboten hat. Lasse hat sich gerade aber einen Auftrag geangelt, der ihn von seinem Amateurfotografen-Status zu einem angesehenen Modefotografen erheben könnte und diese Chance will er sich nicht von einem kleinen Hosenscheißer vermasseln lassen. Leider fehlt ihm noch die zündende Idee. Als er seinen Neffen dann aber aus dem Kindergarten abholt, weiß er, dass dies der Ort für sein Shooting werden muss, nun muss er nur noch die Paula, die Chefin der KiTa davon überzeugen, was gar nicht so einfach ist, denn sie ist ein Öko durch und durch – glaubt zumindest Lasse.

Am Anfang waren mir leider beide Protagonisten nicht besonders sympathisch, da sie zu überspitzt dargestellt und krampfhaft in eine Schublade gedrängt wurden. Paula ist nämlich mit ihren dreißig Jahren noch immer Papis kleiner Liebling, die sich nicht traut ihrem Erzeuger Paroli zu bieten und sich damit in eine kleine Zwickmühle manövriert, die eigentlich sehr einfach zu lösen wäre, die Kindergärtnerin aber vor eine schier unlösbare Aufgabe stellt. Dabei hat sie neben ihrem Vater gerade ganz andere Sorgen, denn der Abriss der „Wilden Mirabellen“, wie sie ihre Arbeitsstelle liebevoll getauft hat, rückt immer näher.
Zudem wird sie mir zu sehr als „Gutmensch“ charakterisiert, da in ihrer Frauen-WG nur Fairtrade-Kaffee und Bio-Obst verspeist wird und selbst ihre Kleidung das Prädikat besonders wertvoll verdient, von dem Recycle-Spielzeug für die lieben Kleinen mal zu schweigen. Das war dann selbst mir als überzeugte Vegetarierin zu viel Öko für eine moderne Frau in Berlin-Pankow.
Glücklicherweise schafft es der Autor sie ihm weiteren Verlauf der Handlung aufzulockern, sodass ich sie doch noch mit ihren Eigenarten lieb gewonnen habe und spätestens ab Kapitel 11 war das Eis dann komplett gebrochen.

Für die Kritik an den vielen teuren, schicken Neubauwohnungen der reichen Anwälte und Banker für deren Wohlbefinden die gemütlichen Laubenpieper ihren Platz räumen müssen und die heile Natur gepflastert wird, gibt es einen Extra-Punkt, da mir die Betonklötze auch ein Dorn im Auge sind.

Ein typischer Frauenroman mit romantischen Szenen zum Schmachten ist „Krokofantenküsse“ nicht, dafür ist der kleine Paul mit seinen „Kacka“-Ausrufen zu oft ein Stimmungskiller, aber der Humor von Sven Ulrich hat mich wirklich überzeugt und für einen Mann hat er sich in diesem eher weiblichen Genre hervorragend geschlagen und das belohne ich mit vier Sternen. :-)

Bewertung vom 20.06.2013
Orks vs. Zwerge Bd.1
Orgel, T. S.

Orks vs. Zwerge Bd.1


sehr gut

„Weil wir uns nicht zu schade dafür sind. Weil wir Dalkar sind.“ (S.332)

So klingt der mutige Widerstand der Zwerge als sie aus allen Seiten von den feindlichen Truppen eingekesselt werden - wegen eines Streits der genauso tief verwurzelt in beiden Parteien ist, wie die Freude am Geschmack des dunklen Starkbieres. Doch der Boden von Derok, der Zwergenstadt, bebt, denn die gewaltige Armee der Orks kommt unermüdlich aus allen Himmelsrichtung näher, bereit die Zwerge bis zum letzten niederzumetzeln. Versteckt hinter dicken Mauern bereitet sich unterdessen eine kleine sechs Mann starke Gruppe vor, um zur Mission ihres Lebens aufzubrechen, schließlich sollen die Heiligtümer der Zwerge nicht in die Pranken der Orks gelangen, welche allerdings schon ihre Witterung aufgenommen haben.

Der Einstieg bietet sofort einen imposanten Ausblick auf den weiteren Verlauf der Geschichte, weil wir uns sofort mitten auf dem Kampffeld befinden und dem Leser beinahe die Schwerter und Äxte um die Ohren fliegen. Zugegebenermaßen musste ich mich erst einige Seiten an das Vokabular der wilden Charaktere gewöhnen und auch die Zuordnung der zahlreichen Namen zu der jeweiligen Fraktion klappte nicht gleich, doch dafür gibt es im hinteren Teil ein kleines Lexikon, sowie Personenverzeichnis, womit der Überblick nicht mehr schwerfällt.
Leider konnte aber keiner der Helden eine eindeutige Favoriten-Position bei mir einnehmen und ich habe eher mehr mit den Nebencharaktere sympathisiert, als beispielsweise mit dem „Häuptlingstöter“ Krendar, der mir für seine wichtige Rolle leider zu blass blieb und ein Roman lebt ja eigentlich von den Protagonisten und nicht den skurrilen Mitspielern, die ich aber keineswegs missen möchte.

Spannend war es dafür zu sehen, wie sich die Entscheidungen der oberen Schlachtführer auf die kleinen Soldaten auswirken und wie wenig sich die politischen Entscheidungen zum Wohl der Stadtbewohner entwickeln. Die Parallelen zu unserer eigenen Spezies sind verblüffend und es war beruhigend zu sehen, dass es wenigstens noch vereinzelt ein paar Handelnde gibt, die nicht nur abgestumpft Befehle befolgen und die Klinge schwingen, sondern die Angst vor dem nahenden Blutvergießen sich eingestehen und harte Burschen auch eine weiche Seite im düsteren Derok tragen. Die Angst ist nämlich ein tragendes Element in dieser Fantasy-Geschichte, die man von außen nicht vermuten würde und positiv überrascht. Ebenso überraschend war es, dass Orks und Zwerge einige zivilisierte Seiten zeigen und die Autoren es dem Leser nicht so einfach machen sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden.

Abschließend muss ich noch sagen, dass ich weder die vergleichbaren Reihen von Peinkofer, Heitz oder anderen Autoren gelesen habe und Orks & Co. nur aus Tolkiens „Herr der Ringe“ kenne, von daher fehlt mir vielleicht ein wenig Vergleichsmaterial und vielleicht haben mich die Eigenschaften der Stämme auf beiden Seiten genau deshalb so fasziniert, weil es beinahe neue Kreaturen für mich waren, doch für mich ist das irrelevant und eigentlich nur eine Randbemerkung, denn einen Einfluss auf meine Bewertung hat das nicht. Ich habe auf ein Buch gehofft, dass den Zauber von der „Herr der Ringe“ auf etwas härtere Weise neu entfacht und das ist den beiden Orgel Brüdern gelungen. „Orks vs. Zwerge“ ist tatsächlich ein deutscher Fantasy-Blockbuster mit leichten Abzügen, die meine Vorfreude auf den Nachfolger aber keineswegs trüben (Erscheinungstermin November 2013).

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.06.2013
Die Judas-Verschwörung
Blake, Adam

Die Judas-Verschwörung


gut

In Arizona stürzt der voll besetzte Flug 124 mitsamt der ganzen Besatzung in der Wüste ab und bietet den Ermittlern ein Bild der Verwüstung. Kurz darauf wirbelt die Presse das tragische Unglück mit einem mystischen Hauch wieder auf.
In London stirbt ein Professor bei einem folgenschweren Treppensturz, der nach drei Wochen wieder neu beleuchtet wird, da es sich bei der Inszenierung der Todesursache um eine Vertuschung handeln könnte und Heather Kennedy hat die undankbare Aufgabe nach Beweisen zu suchen, die sie aber schon bald vor einem verschlüsselten Code kapitulieren lässt und dazu noch ihr eigenes Leben massiv bedroht.
Der Söldner Leo Tillmann hingegen sucht über zehn Jahre auf eigene Faust nach seiner verschwundenen Familie und hetzt einem Mann hinterher, der mehr Phantom als greifbare Realität ist – jedoch eine Armee von fanatischen Brüdern und Schwestern hinter sich vereint, die seit 3000 Jahren auf Gerechtigkeit wartet.

Nach dem Klappentext und der stimmungsvollen Leseprobe war ich sehr gespannt auf den 620 Seiten starken Thriller und besonders der Punkt, dass die Toten von dem Flugzeugabsturz ihren Angehörigen Nachrichten aus dem Jenseits hinterlassen, war für mich ausschlaggebend für das Interesse. Leider hat der Autor einen anderen Fokus gewählt, der an einigen Stellen etwas zäh und lahm dahinfloss, sodass ich mehrere Anläufe brauchte, um „Die Judas Verschwörung“ zu beenden. Besonders zu Beginn und auch noch zur Hälfte des Thrillers wirkten die Kapitel rund um Tillmann und seine Verfolger völlig fehl am Platz und ich war froh, als sich die Handlung wieder auf Kennedy und ihre Kollegen konzentriert hat. Als die verschiedenen Erzählstränge dann endlich zusammengefunden haben, wurde einiges klarer und dennoch konnte der Funke nicht so ganz auf mich überspringen. Zu viele theoretischen Überlegungen, die aber im Sande verliefen und zahlreiche Angriffe der Kampftruppen, die logisch betrachtet eindeutig im Vorteil waren und ihre Opfer trotzdem immer wieder ziehen lassen mussten, haben mich irgendwann gelangweilt.
Erst als die Protagonisten dem Geheimnis der Schriftrollen auf die Spur kamen, konnte Adam Blake mich wieder fesseln und ich mich mit den Verschwörungstheorien rund um das verloren geglaubte Judas Evangelium anfreunden, die in ihrem Ausmaß wirklich unglaublich faszinierend und erschreckend zugleich sind.
Mit dieser Wendung und einem zugegeben rasanten Finale, was wiederum viel zu schnell im Vergleich zum restlichen Inhalt endete, hat der Autor mich für das Durchhaltevermögen entschädigt und dafür möchte ich noch drei Sterne vergeben und allen potentiellen Lesern genau diese Ausdauer mit auf dem Weg geben.

Bewertung vom 08.06.2013
Hauptsache, es knallt!
Sachau, Matthias

Hauptsache, es knallt!


sehr gut

Peng verheiratet

..so einfach würde sich Tim am liebsten die Hochzeit seiner besten Freundin Janina wünschen, aber leider heiratet sie den Sohn des erfolgreichen Autohändlers Mitscherlich, der den beiden eine großzügige Hochzeit im Prinzessinnen-Stil auf einem Schloss spendiert, dafür aber als einzige Gegenleistung Gott und die Welt (in dem Falle ganz Salzminden inklusive verfeindeter Nachbarn plus seiner russischen Geschäftsleute, für die Vodka ein Grundnahrungsmittel ist) einladen will. Dass da der Streit schon vorprogrammiert ist, kann man sich vorstellen, um ihrer Freundin Janina aber trotzdem ein rauschendes Fest zu ermöglichen, hängt sich ihre Clique voll rein und schwört alle Stolpersteine schon vorher zu zertrümmern, allerdings haben sie dabei nur mittelmäßigen Erfolg..

„Hauptsache, es knallt“ war mein erstes Buch von Matthias Sachau und ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und es an zwei Nachmittagen gierig verschlungen.
Auf der Hochzeitsgesellschaft gibt es diverse skurrile Charaktere, die mit all ihren potentiellen Macken vorgestellt werden und diese im Laufe der Handlung natürlich auch ausleben dürfen. Jede Seite ist gespickt mit Witzen, Sarkasmus oder Ironie und das spielt sich alles vor der wunderschönen Kulisse des Schloss Walchenau ab, dessen Anmut nur durch die Teufelskralle von Hausherrin getrübt wird, aber irgendwer muss schließlich für Ordnung sorgen, wenn die Freunde das Ruder schon nicht mehr fest in der Hand halten können.

Ein Beispiel gefällig?
„Der tapfere Hobbyfotograf steht breitbeinig vor der Bescherung und gibt Kommandos. Im Eifer des Gefechts merkt er zum Glück nicht, dass der Kunstfotograf zwischen seinen Beinen liegt und ihm in den Schritt fotografiert.„ (S.174)

Einen Punkt Abzug gibt es für Tims Angewohnheit bei stolpernden bzw. fallenden Menschen in einen hysterischen Lachanfall zu verfallen, der scheinbar auch unkontrolliert auf den Standesbeamten und Jil (eine Bekannte) übergreift. Das war dann selbst mir ein wenig zu albern, obwohl mir Tim mit seinem unverwüstlichen Drang für Ruhe und Anstand zu sorgen und seiner sensiblen Art ganz gut als Hauptperson gefallen hat.

Der Roman ist ein tolles Geschenk für Pärchen, die bald heiraten wollen, denn die (Alb-)Traumhochzeit von Janina hilft vielleicht das eigene Fest mit etwas mehr Lockerheit zu sehen.
Matthias Sachau zeigt auf sehr eindrucksvolle Weise, dass an dem vermeintlich schönsten Tag im Leben so einiges schief gehen kann, aber wenn die Liebe stark genug ist, wird sie am Ende siegen und über das größte Schlamassel erhaben strahlen.

Bewertung vom 04.06.2013
Das Haus in der Löwengasse
Schier, Petra

Das Haus in der Löwengasse


sehr gut

Nach dem Tod ihres Onkels muss Pauline Schmitz als Waisin nun ihren eigenen Weg gehen und wünscht sich sehr, dass sie dank ihrer hervorragenden Manieren und ihres überdurchschnittlichen Wissensstandes eine angesehene Stelle als Gouvernante annehmen kann. Doch leider muss die hübsche Frau schnell feststellen, dass die Angestellten der besseren Gesellschaft bei den Hausherren oft nur als billige Mätressen angesehen werden, die den körperlichen Freuden dienen sollen und Pauline flieht Hals über Kopf vor ihrem groben Peiniger. Ohne Empfehlung muss sie wieder von ganz unten beginnen und landet als einfache Magd bei der Familie Stein. Als die Eheleute eines Tages Besuch von wichtigen Geschäftspartnern bekommen, rempelt Pauline ausgerechnet den griesgrämigen Herrn Reuther an, der sie ungalant für ihre Hektik rügt. Als dieser Mann sie dann auch noch in sein Haus einlädt, um ihr ein großzügiges Angebot zu machen, lassen die erste Gerüchte nicht lange auf sich warten. Was hat der Witwer für Pläne mit Pauline?

Nur zu gerne habe ich mich von Petra Schier wieder aus dem Alltag locken lassen und einige Stunden in fernen Zeiten verbracht, obwohl das 19.Jahrhundert nicht unbedingt meine liebste Zeit für einen literarischen Ausflug in die Vergangenheit bietet und ihre Leidenschaft die Leser in eine alte Epoche zu versetzen, hat bei diesem Werk nicht komplett gefruchtet.

Bei der Adelina-Reihe ist einfach gefühlt mehr Pfeffer in der Handlung und der historische Flair kommt mehr zur Geltung, da er in „Das Haus in der Löwengasse“ von der Liebesgeschichte weitestgehend verdrängt wird. Pauline hätte durch die wenigen Informationen, die wir am Rande zu den häuslichen Bedingungen in den Schichten erfahren und der aufstrebenden Situation in Köln auch ein Kindermädchen aus der Neuzeit darstellen können, die in einem etwas ärmlichen Teil der Welt nach ihrem großen Glück sucht. Beispielsweise wäre ein größeres Augenmerk auf die Arbeiten in den Textilfabriken interessant gewesen, die sich gerade im Umschwung befunden haben, wenngleich dafür im Ausgleich die Protagonisten noch mehr in ihren Charaktereigenschaften ausgefeilt werden konnten und wir viel über die Ängste der ausgenutzten Gouvernante erfahren haben.

Der Titel ist für meinen Geschmack dafür optimal gewählt, denn Julius Reuther ist am Anfang genauso verbohrt und verstaubt wie seine alte Gemäuer und erst durch Paulines Einfluss gelingt es ihm aus seinem Schneckenhaus zu schauen und Renovierungsarbeiten in Gang zu bringen, die das Haus heimeliger machen und seinen weichen Kern an die Oberfläche zu bringen.

„Das Haus in der Löwengasse“ ist zwar nicht mein Lieblingsbuch der Autorin, aber es ist eine nette Geschichte im Stil einer Verwandlung von Aschenputtel zur schönen Prinzessin, die wohl jede Leserin der tapferen und ehrgeizigen Hauptdarstellerin vom Herzen gönnt und mit ihr in den Zwickmühlen leidet und auf ein gutes Ende hofft. Die Nebencharaktere haben mich genauso überzeugt und besonders Frieda steht in ihrer Güte und Tugendhaftigkeit unserer Gouvernante in nichts nach und mit solchen Freunden wird selbst der steinigste Weg ein bisschen angenehmer.

Bewertung vom 31.05.2013
Der Lavendelgarten
Riley, Lucinda

Der Lavendelgarten


ausgezeichnet

Emilie hat viele Jahre dafür gekämpft, sich von der oberflächlichen Gesellschaft der adeligen, elterlichen Freunden zu distanzieren und sich ein gut bürgerliches Leben mit eigener Tierarztpraxis aufgebaut. Nach dem Tod ihrer Mutter, die ihr wegen dieser Entscheidung scheinbar endgültig die Liebe und Zuneigung entzogen hat, muss sie als letzte Erbin der de la Martinières nun die Zukunft für das Château, das herrschaftliche Herzstück der Familie in der Provence, festlegen und war sich ziemlich sicher alles verkaufen zu wollen, doch dann sieht sie den Ort ihrer Kindheit wieder und die Wände schenken ihr die Wärme, die sie so lange gesucht hat. Als dann auch noch der charmante Brite Sebastian ihr seine Hilfe zusagt, wagt sie das Abenteuer und entdeckt dabei sogar ein Familiengeheimnis, das tief mit den dunkelsten Jahren von Deutschland zusammenhängt.

Ich mag diese Art von Geschichten außerordentlich gerne, denn sie vereinen durch die Zeitsprünge historische Aspekte, Emotionen aber auch eine Menge Spannung in sich, wodurch die Romane rund um ein mysteriöses Familiengeheimnis für mich die Crème de la Crème der Genres in sich bündeln, wenngleich ich in letzter Zeit auch feststellen musste, dass dies nicht allen Autoren gleich gut gelingt.
Lucinda Riley ist durch ihre beiden spitzen Vorgänger aber schon so etwas wie ein Garant für tolle Lesestunden geworden und auch bei ihrem neuesten Werk schafft sie es gekonnt, die Passagen aus der Vergangenheit mit einer Lebendigkeit zu füllen, die für diese Art der Familiengeschichten über zwei Generationen in wechselnden Erzählebenen schwierig über längere Zeit zu halten sind.
Dabei erfahren wir viele interessante Informationen, die durch ihren Realismus und Glaubwürdigkeit schon beinahe Zeitzeugenberichten ähnlich sind, über die im Verborgen agierenden Agenten während des NS-Regimes, die mich während des Lesens fesselten und auch jetzt noch nicht loslassen.

Die Personen sind sehr authentisch gezeichnet und zeigen im Laufe der Handlung viele Facetten, die es dem Leser leicht machen mit ihnen mitzufiebern, obwohl mir die Charaktere aus den Kriegszeiten noch mehr ans Herz gewachsen sind, als die gegenwärtigen Protagonisten, was aber auch an deren Schicksalsschlägen liegen mag und Emilies Probleme eher unter „Luxusprobleme“ laufen. Dennoch wachsen alle an ihren jeweiligen Aufgaben und vielleicht war es sogar ein Anliegen der Autorin gewesen, dass wir ein Stück mehr unser eigenes Leben wieder wertschätzen können, nachdem wir viel Leid und Angst in den Zeilen erahnen konnten, denn genau das denkt Emilie kurz nach dem tragischen Schluss der Vergangenheitsepisode, die aber mit einem kleinen Happy End in der Gegenwart endet.
Der angenehme Schreibstil rundet das Ganze gelungen ab und lässt mich schnell auf Nachschub hoffen.
„Der Lavendelgarten“ war mein Highlight im Mai!

11 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.