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Benutzername: 
Heather_H
Wohnort: 
Braunschweig

Bewertungen

Insgesamt 107 Bewertungen
Bewertung vom 26.02.2015
Monuments Men
Edsel, Robert M.

Monuments Men


ausgezeichnet

- INHALT
Noch vor Beginn des Krieges fasste Hitler den Entschluss, sein eigenes Florenz zu erschaffen. 1939 gab er deshalb ein Kunstmuseum in seiner Heimatstadt in Auftrag und ließ in den folgenden Jahren sämliche Kunstgegenstände von Wert plündern und rauben, um seine Galerie zu füllen und Linz zur Kulturhauptstadt des neuen Reiches zu machen.
Die Enteignung der Juden war der Anfang, mit organisierten Aktionen wurden dann auch alle eroberten Gebiete systematisch nach den vorher katalogisierten Wertgegenständen durchsucht, um sie zu beschlagnamen; versuchte Hitler anfangs noch mittels neu erlassener Gesetze seinen Plünderungen einen legalen Anstrich zu verleihen, so war es ihm später egal und er ließ im großen Stil Werke von Rembrand, Vermeer, Raffael und anderen großen Namen rauben. "Moderne" Kunst dagegen stieß nicht auf seine Zustimmung und die ließ der Diktator verbrennen.

George Stout, Restaurator und Direktor des Harvards Foff Art Museum, erkennt früh die Gefahr für das europäische Kulturgut und befürchtet, dass bedeutende Werke unwiederbringlich beschlagnamt oder zerstört werden könnten. Trotz seines unermüdlichen Einsatzes dauert es noch bis zum D-Day, also bis zur Landung der Alliierten in der Normandie 1944, bis der erste "Monument Men", Soldat der Einheit "Monuments, Fine Arts and Archieves" (MFAA), mit der Arbeit beginnen kann. Es dauert noch einmal lange, bis überhaupt klar ist, wie die Aufgabenstellung lautet und wie die Kompetenzen der Monuments Men aussehen; doch bald verstehen auch die vorgesetzten Offiziere und Befehlshaber, dass ihre Arbeit wichtig ist und unterstützt werden muss.
So beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die Monument Men müssen versuchen, Hitlers Truppen zuvor zu kommen und zu retten, was sie retten können bzw die geraubten Wertgegenstände wiederzufinden und den rechtmäßigen Besitzern wieder zurück zu geben. Und auch Bauwerke wie Schlösser und Kirchen zählen zum Kulturerbe - doch auch sie sind in Gefahr, für immer zerstört zu werden.

- MEINE MEINUNG
Da der Leser viele neue Namen auf einmal kennen lernt und es manchmal schwer ist, den Überblick zu behalten, werden alle Monuments Men im Vorwort samt Foto vorgestellt. Auch ein Inhaltsverzeichnis ist vorhanden und zeigt den Aufbau des Buches in 5 Teile. Zu Beginn jedes Teils ist eine Europakarte eingefügt, die darstellt, welche Gebiete in wessen Hand sind. So werden die Machtverhältnisse zum jeweiligen Zeitpunkt verdeutlicht.

Robert M. Edsel und Bret Witter begleiten die MFAA von den holprigen Anfängen bis zu den sensationellen Funden gegen Ende des Krieges und brillieren durch gut recherchiertes Hintergrundwissen. Dabei schaffen sie es, nicht nur nüchtern die Fakten zu präsentieren, sondern anhand offizieller Dokumente und persönlicher Briefe ein sehr detailliertes Bild der Monuments Men zu zeichnen und den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit zu nehmen.
Parallel zur Entwicklung der MFAA beleuchten die Autoren auch die Entwicklung in der NSDAP und der Europa-Politik; So wird beispielsweise geschildert, wie der Entschluss in Hitler gereift ist und welche Ausmaße die Plünderungen annahmen. Göring hat beispielsweise die Gelegenheit genutzt und bedeutende Gemälde für sich selbst geraubt; so wie jedermann in der Partei, der was auf sich hielt und dem Führer schmeicheln wollte. Auch das Kriegsgeschehen und die grausigen Entdeckungen, die die Alliierten machen mussten, werden dargestellt.

So ergibt sich alles in allem ein rundes Bild des zweiten Weltkrieges, wie ihn bisher wohl nur wenige wahrgenommen haben.
Für jeden, der sich für deutsche Geschichte und europäische Kultur interessiert, absolut empfehlenswert und meiner Meinung nach sogar ein Buch, das in keinem Haushalt fehlen sollte.

Bewertung vom 25.02.2015
Die Regenbogentruppe
Hirata, Andrea

Die Regenbogentruppe


ausgezeichnet

Bildung ist nicht selbstverständlich. Erst recht nicht, wenn man in einem kleinen Dort auf Belitung, Indonesien, aufwächst. Das hat der Autor, Andrea Hirata, selbst erlebt. In seinem autobiographischen Roman erzählt er die Geschichte einer jungen Lehrerin, Bu Mus, die zusammen mit dem Rektor Pak Harfan verzweifelt dafür kämpft, armen Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen um ihnen eine Chance zu geben, aus der Armut zu entfliehen.

Obwohl das natürliche Vorkommen von Zinn auf Belitung dazu führen könnte, die gesamte Bevölkerung zu ernähren, gibt es nur einige wenige, die daran verdienen - die restliche Bevölkerung muss sich mit Fischen oder der Arbeit auf Plantagen mühsam am Rande der Armutsgrenze ernähren. Da ist es kein Wunder, dass Kinder nicht in die Schule geschickt werden, sondern ebenfalls zur Arbeit heran gezogen werden. Fischer müssen nicht lesen und Pfefferpflücker nicht schreiben können.
Trotzdem gibt es die Muhammadiyah, eine öffentliche Schule. Schafft sie es jedoch nicht, in diesem Schuljahr 10 Schüler zusammen zu bekommen, wird sie geschlossen. Andrea Hirata ist einer dieser 10 Schüler, von Bu Mus liebevoll "Die Regenbogentruppe" getauft, und in seinem Roman beschreibt er offen die ärmlichen Zustände und die Widrigkeiten, gegen die die Lehrer und Schüler kämpfen mussten, um ihr Grundrecht zu verteidigen.

Ein wunderschönes Buch. Der Autor beschreibt seine Kindheit, das Lernen, die die erste Liebe; er berichtet von Siegen und von Niederlagen - eben eine Geschichte, wie das Leben sie schreibt. Dabei schafft er es scheinbar mühelos, beim Leser Rührung, aber kein Mitleid zu erzeugen. Es ist spürbar, dass trotz der vielen Umstände und Widrigkeiten die Regenbogentruppe ihre Kindheit und Jugend sehr genossen hat und eine wunderschöne und auch lustige Zeit hatte. Schöne und traurige Momente, lustige und auch wehmütige Situationen werden schonungslos offen geschildert und nicht beschönigt und verleihen diesem Buch einen einzigartigen Reiz.
Ich kann jedem dieses Buch empfehlen, der offen für andere Kulturen und bewegende (wahre!) Geschichten ist, der sich gerne an der Hand nehmen und entführen lässt - um sich darauf zu besinnen, welchen Luxus wir in Deutschland als gegeben hinnehmen und wie sehr Kinder andernorts dafür kämpfen mussten und müssen.

Bewertung vom 25.02.2015
Der Tod bin ich
Bronski, Max

Der Tod bin ich


sehr gut

Zu Beginn des Buches wird Richard Eulmann ermordet. Tino Senoner, sein Nachfolger als Gutsverwalter auf Schloss Ottenhain, ist auch sein Erbe und beginnt, Nachforschungen anzustellen. Erst recht als kurz darauf seine Tante auf die gleiche Art und Weise hingerichtet wird und seine Mutter ohne sich zu verabschieden verschwindet. Aber er ist nicht der einzige, der hellhörig wird: drei ehemalige Geheimdienstler setzen sich ebenfalls in Bewegung, auf der Suche nach Antworten, die mit dem kalten Krieg zu tun haben..

Das Buch ist in vier Abschnitte unterteilt. Sie spielen 2006, 1957/1958, 1965 und wieder 2006.
Einige Abschnitte sind aus der Ich-Perspektive von Tino Senoner und Bertold Oftenhain geschildert, die Abschnitte dazwischen vom allwissenden Erzähler. So erfährt der Leser die Story aus verschiedenen Blickwinkeln und auch durch die Augen des jeweiligen Protagonisten. Neben dem eigentlichen Handlungsstrang erklärt der Autor vieles aus der Physik und Grundlagen der Musik, die für das Verständnis der Handlung wichtig sind.

Der Schreibstil liest sich angenehm flüssig, aber ich habe eine Weile gebraucht, um hinein zu finden. Bei einigen Dialogen fiel es mir zum Teil schwer, zuzuordnen, wer was sagte und bei einigen wissenschaftlichen Ausführungen konnte ich (als Laie) irgendwann nicht mehr folgen, deswegen gibt es leider einen kleinen Abzug. Insgesamt fand ich das Buch aber sehr spannend, die Charaktere sehr realistisch und habe während des Lesens viel gelernt.
Für jeden, der ein klein wenig Vorwissen aus der Physik mitbringt, sicherlich goldrichtig.

Bewertung vom 25.02.2015
Die Schriften von Accra
Coelho, Paulo

Die Schriften von Accra


ausgezeichnet

Ein wunderschönes Buch, das zum Innehalten und Nachdenken einlädt.

Im Geleitwort legt der Autor dar, was es mit den Nag-Hammadi-Schriften auf sich hat und wie es schließlich dazu kam, dass er die Kope eines Original-Manuskriptes erhielt. Er erwähnt jedoch nicht, ob die darauf folgenden Seiten eine Übersetzung der Schrift sind, ob er sie frei interpretiert hat oder ob er sich davon zu einem fiktiven Roman inspirieren ließ.

Das Hauptgeschehen findet in Jerusalem im Jahr 1099 statt. Ein nicht näher beschriebener Schreiber berichtet aus der Ich-Perspektive etwas über die Umstände des Abends vor der historischen Schlacht und leitet den Kopte ein, über den nicht viel bekannt ist, außer dass er Grieche ist und sehr belesen und gebildet sein muss. Auf dem Platz, wo vor über einem Jahrtausend Jesus verurteilt worden war, haben sich Menschen versammelt, um dem Athener zuzuhören und er nutzt diese Gelegenheit, um sein Wissen weiterzugeben.
Er fordert die Menge auf, ihm verschiedenste Fragen zu stellen und seine Worte zu behalten oder aufzuschreiben und sie anschließend in die Welt hinaus zu tragen, damit das Wissen und immaterielle Gut der Stadt Jerusalem nicht zerstört werden kann.

Die Fragen, die ihm gestellt werden, behandeln verschiedenste Themen. Schönheit, Eleganz und Anmut, Loyalität, Angst aber auch Feinde und Waffen sowie Sex sind Themen, die von der Menge angesprochen werden.
Die Antworten des Kopte sind ausführlich und leicht verständlich und manchmal bedient er sich an Bildern oder Zitaten aus der Bibel wie beispielsweise die Geschichte vom verlorenen Sohn. Dabei erzählt er der Menge keine weltbewegenden neuen Erkenntnisse, sondern zeigt eine Alternative zur gängigen Volksmeinung zu all diesen Themen auf, die in seinen Augen immer der Weg der Liebe ist: "Zwei Menschen können das gleiche Gericht kochen, mit den gleichen Zutaten, aber einer hat sich beim Kochen Mühe gegeben, während der andere sich nur den Bauch vollschlagen wollte. Obwohl Liebe weder sichtbar noch messbar ist, wird das Ergebnis völlig unterschiedlich sein." [S. 118]

Dadurch, dass die jeweiligen Fragen immer auf einer einzelnen Seite stehen, und auch der Gesamtumfang relativ gering ist, lassen sich einzelne Themen leicht wiederfinden. Das macht das Buch zu einem wunderschönen Begleiter, den man öfter als nur einmal Lesen möchte.
Viele Denkanstöße sind es wert, dass man sich eingehender damit auseinander setzt und bieten einen hervorragenden Anlass, sich dem Stress des Alltags ein wenig zu entziehen und sich auf die Dinge zu besinnen, die im Leben wirklich wichtig sind und unser inneres Gleichgewicht stabil halten.

Bewertung vom 25.02.2015
Der Thron der Welt / Vallon Bd.1
Lyndon, Robert

Der Thron der Welt / Vallon Bd.1


gut

Der Franke Vallon ist ein Söldner und auf der Flucht aus seinem Land und vor seiner Vergangenheit, als er einem sterbenden Gelehrten Cosmo und seinem griechischen Begleiter Hero - einem Studenten der Medizin - begegnet. Er willigt ein, die Reise an Cosmos Stelle fortzusetzen um seine ganz persönliche Buße für seine Taten zu leisten.
Zuerst müssen sie nach England, um eine Lösegeldforderung zu überbringen, da der türkische Sultan während einer Schlacht einen Ritter festgenommen hat. Da die Familie das Geld nicht aufbringen kann, überredet die verzweifelte Mutter Vallon, die vorgeschlagene Alternative anzunehmen und dem Emir vier weiße Gerfalken anstelle der Summe zu übergeben.
Wayland, der Falkner der Familie, schließt sich dem ungleichen Paar an und sie ziehen los in Richtung Island, um der Forderung nachzukommen.
Sie rechnen jedoch nicht damit, dass sich der Halbbruder des Gefangenen, Drogo, ebenfalls auf den Weg macht, um ihr Vorhaben um jeden Preis zu verhindern und sie ahnen auch noch nichts von den Menschen, die ihnen begenen werden - von sich ihnen anschließenden Soldaten bis hin zu einer Horde mordlustiger Wikinger.
Und so nimmt die lange und beschwerliche Reise ihren Lauf.

Die anfänglichen Informationen über die Sprachen der Zeit, den Wert eines Gerfalken und die kurze Chronologie sind zwar interessant, aber für den Inhalt des Buches nicht weiter ausschlaggebend.
Dann beginnt die Geschichte, jedoch erst sehr langsam und holprig so dass es fast 100 Seiten braucht, bis die kleine bunte Truppe sich auf den Weg macht, die Falken zu jagen. Die eigentliche Reise ist in mehrere Abschnitte unterteilt - zB "Nordwärts" oder "Das weiße Meer und Rus" - und sehr detailliert beschrieben. Dabei verliert sich der Autor oft in den Beschreibungen, was das Lesen anstrengend macht. Wenn man allerdings mit einigen der verwendeten Begriffe und Werkzeuge nichts anfangen kann (und eine Galeere nicht von einem Langschiff unterscheiden kann), nutzen auch die weitläufigen Beschreibungen nichts, um sich ein Bild von dem jeweiligen Plan oder Vorgang machen zu können. Der Leser erfährt sehr viel über die Zeit, die Gegend, Stämme und Sprachen aber auch über die Reisenden. Dabei stehen jedoch immer ihre Taten im Vordergrund; ihr Aussehen oder Charakterzüge werden nur sehr selten angeschnitten.
Es werden regelmäßig neue Figuren eingeführt; einige davon bleiben über mehr als nur einen Reiseabschnitt, andere sind nach kurzer Zeit tot oder verlassen die Gruppe und so macht es Sinn, dass der allwissende Erzähler meist entweder Vallon oder Wayland folgt. Dadurch werden jedoch oft die Beweggründe für das Verhalten anderer Figuren nicht erklärt und die Charaktere verlieren an Tiefgang.
Stattdessen häufen sich die Schicksalsschläge und die unvorhersehbaren Ereignisse, die nicht alle Reisenden überleben, sodass sich am Ende die Frage stellt, ob eine Reise damals wirklich zu ähnlichen Konditionen stattgefunden haben mag oder ob der Autor mit den unzähligen gefährlichen und rücksichtslosen Wegelagerern und Randfiguren noch einen zweiten 1000-Seiten-Wälzer hätte problemlos bevölkern können.

Auch die etwas altertümliche Schreibweise ging mir nicht so schnell von der Hand und ich habe länger gebraucht als es bei einen Roman diesen Umfangs normalerweise der Fall ist. Insgesamt hat mir das Buch jedoch ganz gut gefallen, der Autor scheint sehr sorgfältig und detailliert recherchiert zuhaben und so unterhält der Roman nicht nur, sondern vermittelt auch Wissen.
Für Fans von historischen Romanen, die ein wenig Vorwissen mitbringen und sich mit einem etwas melodramatisch verlaufenden Handlunsstrang anfreunden können, sicherlich ein besonderes Schmankerl.

Bewertung vom 24.02.2015
Der Pfad des schwarzen Lichts / Skargat Bd.1
Illger, Daniel

Der Pfad des schwarzen Lichts / Skargat Bd.1


sehr gut

*Inhalt*
Mykar ist ein Außenseiter, denn er wurde im Jahr der Bösen Ernte geboren. Mit den Füßen zuerst, mit spitzen Zähnen und schwarzen Fingernägeln. Der einzige Mensch, der zu ihm steht und ihn nicht verhöhnt und schickaniert, ist Cay, der Sohn des Geweihten Elaahs. Doch als ein junges Mädchen - Cays Freundin - ermordet wird, wird der unschuldige Mykar schnell zum Sündenbock. Er wird verprügelt, erschlagen - und kehrt nach einigen Jahren zurück, als Cay eines Mordes bezichtigt wird. Mykar ist überzeugt davon, dass sein Freund unschuldig ist und setzt alles daran, ihn vor der Hinrichtung zu retten. Dabei schließt er Freundschaften und findet Verbündete, die ihm helfen und ihn auf seiner Mission begleiten - und nicht nur Menschen sind..

*Meine Meinung*
Der Anfang faszinierte mich, vor allem der Prolog, der dem ersten (ebenso wie den anderen beiden Teilen) vorausgeht, und der mystisch und düster anklingt. Auch die Geschichte von Mykar und Cay gefiel mir, wenngleich ich die Figuren anfangs ein wenig zu stereotyp fand. Mit der Wendung, mit Mykars Tod und Wiederkehr, wurde die Story interessant. Doch durch die folgenden Seiten musste ich mich ein wenig hindurch kämpfen.
Ich war oftmals verwirrt - als was ist Mykar wiedergekehrt? Was hat es mit all den anderen Figuren auf sich, was sind sie? Ähnlich wie Mykar erfährt auch der Leser recht wenig, und erst mit der Zeit werden die immer wieder angedeuteten Geheimnisse aufgedeckt - allerdings nur nach und nach, Stück für Stück. Und so habe ich mich immer wieder über die Figuren und manch seltsame Dialoge gewundert, bis ich allmählich dahinter kam. Meiner Meinung nach hätte ein bisschen weniger Geheimniskrämerei und ein bisschen mehr Aufklärung an der ein oder anderen Stelle gut getan. Dafür gibt es einen Stern Abzug.

Der Schreibstil liest sich toll. Der Autor schafft es scheinbar mühelos, die Geschichten lebendigt und fesselnd zu erzählen - vor meinem Auge entstanden sehr schnell lebhafte Bilder, die mich völlig in ihren Bann gezogen haben. So skurril und merkwürdig die Figuren anfangs anmuten, so schnell schließt man sie ins Herz - jeder ist auf seine Weise faszinierend und interessant.
Auch die Welt, die Daniel Illger erschafft, mit all den Figuren und Wesen, hat mich begeistert. Obwohl sie sehr düster und dunkel anmutet - oder vielleicht auch gerade deswegen - hat sie ihren Charme. Die Mischung aus einer Welt, die wie viele Fantasy-Geschichten eher mittelalterlich anmutet, und der oft sehr derben und fäkallastigen Sprache von Justinius finde ich gut gemacht.
Durch die wechselnden Perspektiven - mal erzählen Mykar, mal Justinius, und mal Vanice aus der Ich-Perspektive - bleibt die Geschichte abwechslungsreich und vielseitig. Jede Figur erzählt anders und der Autor nutzt die Sprache geschickt dazu, den Charakter der Figuren auszuarbeiten, was auf hohes handwerkliches Geschick schließen lässt.

Ich ziehe meinen Hut und warte sehnsüchtig auf den nächsten Band! :)