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mosaik
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Neumarkt a. W., Salzburg
Über mich: 
Meine Leidenschaft gehört der Geografie, meine "zweite Heimat" war über Jahrzehnte Italien und alles rund ums Kulinarische interessiert mich immer. So versuche ich eben auf das eine oder andere Buch aufmerksam zu machen und hoffen, mit meinem Rezensionen ein wenig weiter zu helfen

Bewertungen

Insgesamt 450 Bewertungen
Bewertung vom 26.08.2018
Chiemsee und Chiemgau gehmütlich
Töpner, Walter

Chiemsee und Chiemgau gehmütlich


ausgezeichnet

Umfang- und detailreich mit vielen sehr guten Beschreibungen und Detailkarten

33 Vorschläge präsentiert Walter Töpner auf 300 Seiten und er wüsste wohl noch mehr, fehlt doch der Bereich am südwestlichen Ufer des Chiemsees (Raum Grabenstätt, Übersee und Marquartstein) in diesem Buch. Aber einerseits sind die 33 Vorschläge sehr unterschiedlich (also durchaus ausreichend für den Titel des Buches), andererseits ist es in Mode gekommen, „magische Zahlen“ wie 33, 66 oder 99, auch 100 schon gelesen, für die Anzahl von Kapiteln zu wählen.

Jede Rundfahrtbeschreibung hat folgende Aufbau: Zunächst gibt es eine Übersicht mit den Punkten Anfahrt, Kartenmaterial, Sehenswert, Spielplätze, Natur und Einkehrmöglichkeiten. Dann folgen unterschiedlich Zitierungen aus historischen Reisebeschreibungen in diesem Gebies oder ein Absatz „Chiemseemaler“ sowie die eigentliche Wegbeschreibung mit Angabe über Länge, Richtwert für Gehzeiten und Steigungsangaben. Zusammen mit den sehr guten Kartenausschnitten ergibt das für den Ortsunkundigen schon einen sehr brauchbaren Eindruck, ob diese Route für ihn geeignet und interessant wäre. Dann folgen oft mehrseitige Beschreibungen von Besichtigungsmöglichkeiten und Sehenswertem mit etwas Geschichte. Immer wieder entdeckte ich, neben Hinweisen auf die geschichtlichen Verbindungen mit dem Erzbistum Salzburg (das Bistum Chiemsee gehörte ja über Jahrhunderte zum Salzburger Erzbistum) auch andere interessante geschichtliche Details. So beispielsweise bei Schloss Wildenwart, dem Sommersitz König Ludwigs III., das noch heute im Besitz der Wittelsbacher ist.

Ansprechendes Bildmaterial, zum überwiegenden Teil vom Autor selbst, sowie zum Schluss des Buches Tipps, Informationen (u. a. Adressmaterial der Tourismusbüros oder Campingplätze) und ein Index machen dieses Buch zu einem guten Wanderbuch. Noch abschließend zum „ge(h)mütlichen“ im Buchtitel. Nachdem jeder etwas anderes und ge(h)mütlich verstehen wird, gibt es Vorschläge für Wanderungen um zehn Kilometer ebenso wie den 1,5 km langen „Entdeckungsvorschlag auf der Insel Frauenchiemsee“ oder eine Runde um den Klostersee von Seeon, die man bei der Hälfte der sechs Kilometer auch abkürzen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.08.2018
Die geheime Kraft aus der Erde
Gasperl, Hans

Die geheime Kraft aus der Erde


gut

Wissenschaft oder doch nur Unsinn? Der Autor ist darüber oft langamtig im Zwiespalt mit sich selbst

Hans Gasperl ist Allgemeinmediziner und befasst sich mit Radiästhesie, mit dem Rutengehen. Im ersten Drittel des Buches verstehe ich nicht ganz, was Gasperl sagen möchte. Er schreibt u. a. von Orten und Zeiten, von Kultstätten und dem Hundstoa-Ranggeln. Obwohl er irgendwie doch vom Rutengehen überzeugt ist, hegt er Zweifel an überlieferten, altem Wissen. In seinen bei vielen Kapiteln eingefügten „Wirkungen und Nebenwirkungen“ stellt er die Selbstbezeichnung „erfahrener Rutengeher“ als Scharlatane in Frage, um später im Buch darüber zu berichten, welcher Erfolge er selbst mit seinen Hausbegehungen hat. Ein gewisser Widerspruch für mich. Im Kapitel „Wo sind die Wurzeln zu Grenzwissenschaften?“ hat er ein Unterkapitel „Der Gesundheitsmarkt läuft – und wir laufen mit.“ Darin nimmt er die Pharmafirmen und deren Impfstoffe in Schutz und hebt die Bedeutung der Impfung hervor. Ich verstehe da allerdings nicht ganz den Zusammenhang mit den Wasseradern und Erdstrahlen.

Dann endlich nach einem ersten Buchdrittel kommt er auf die „Radiästhesie und Geomantie – die Kernbegriffe“ zu sprechen samt Erklärung der Rutenarten usw.. Irgendwie hätte ich mir als Leser diese grundlegenden Erklärungen aber am Anfang des Buches erwartet. Auch bleibt er dem Leser durchaus wichtige Erklärungen schuldig, wie beispielsweise die genaue Funktion des Hartmann- und Curry-Gitters. Das wäre deshalb auch wichtig im Buch, weil er mehrmals darüber schreibt und Zeichnungen zeigt. Zumindest ich habe also nicht alles verstanden. Ab der Mitte des Buches schreibt er dann auch über den Einfluss von Wasseradern und Erdstrahlen auf den Menschen.

Beim Lesen hatte ich das Gefühl, Dr. Gasperl weiß wohl viel, kann es aber sprachlich nicht so recht ausdrücken. Vor allem die Übersichtlichkeit leidet in meinen Augen stark. Zwar hat er das Buch in sieben Kapiteln unterteilt. Aber zum einen gibt es innerhalb dieser Kapitel nochmals zahlreiche Unterkapitel und zum anderen stimmen deren Titel nicht immer mit dem folgenden Inhalt zusammen. Zumindest fiel mir manchmal nicht auf dem ersten Blick der Zusammenhang zwischen Überschrift und Inhalt auf.

Ich möchte das Buch nicht als schlecht bezeichnen. Eher als schwer verständlich und über Strecken keine Informationen zum Thema „wie Wasseradern und Erdstrahlen unser Leben beeinflussen“. Wissenschaft oder doch nur Unsinn? Der Autor ist eigentlich im gesamten Buch im Zwiespalt mit sich selbst und hat wohl auch aus diesem Grund den Haupttitel „die geheime Kraft aus der Erde“ gewählt. Ich persönlich sehe aber dieses Wissen ebenso wie alte Heilkunde nicht als „geheimnisvoll“, sondern als verschüttetes Wissen unserer Ahnen.

Bewertung vom 10.07.2018
Salzburg gehmütlich
Heugl, Christian

Salzburg gehmütlich


gut

Ge(h)mütlich sind wohl alle Vorschläge, irgendwie, manche vielleicht nicht sehr aufregend

Zum Beispiel bei seinem Vorschlag für den Trattberg: Schwierigkeit – mittel, 500 Höhenmeter und eine Gehzeit von drei Stunden bei einer Länge von 6,5 Kilometern. Oder eine Schlenkenrunde (11 km, 700 hm und rund vier Stunden Gehzeit). Aber es geht auch kürzer. Gerade eben selbst wieder einmal gegangen bin ich seinen Vorschlag über den Mönchsberg in der Stadt Salzburg. Das war wirklich ge(h)mütlich. Allerdings bin ich mit seiner angegebenen Zeit von knapp zwei Stunden nicht ausgekommen und benötigte deutlich mehr. Zu viel gab es zu sehen und zu ge(h)mütlich [Einkehrschwung beim vorgeschlagenen Wirtshaus] war diese Tour! Eine andere ruhige Runde führt um den Höglwörther See im bayerischen Rupertiwinkel.

Die Mehrheit der Vorschläge befindet sich im südlichen Flachgau und im Tennengau. Nördlich der Stadt Salzburg sind es sechs Vorschläge, im südlichen Rupertiwinkel (Höglwörth ist der nördlichste Vorschlag) sind es drei und fünf im Berchtesgadener Land. Jetzt ist aber nicht jeder Vorschlag wirklich prickelnd. So schlagt Heugl eine Rund von St. Leonhard in Grödig über Niederalm und Neu Anif wieder nach St. Leonhard zurück vor – na ja, ich wohnte in Niederalm über 30 Jahre, kenne die Strecke und finde sie jetzt nicht unbedingt lohnenswert. Ob vom Zentrum von Oberndorf bei Salzburg zur Wallfahrtskirche Maria Bühel oder zwischen St. Gilgen und Fürberg – einige der vorgeschlagenen Wanderungen bieten sich auch als halbtägige Ausflugsziele an.

Bei jedem Vorschlag gibt Heugl eine Einführung, zum Beispiel über Sehenswertes. Dann folgen eine gute Übersichtskarte, die jedoch keine Wanderkarte darstellt, sowie die Wegbeschreibung an sich. Diese Wegbeschreibungen sind mehr oder weniger detailreich. In einem farblich zum Text unterschiedlich gehaltenen Infokasten am Beginn jedes Vorschlags gibt es neben erwähnten Längen- und Zeitangabe auch Hinweise über Anreisemöglichkeiten mit dem Pkw und öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Einkehrmöglichkeiten.

Ja natürlich sind alle Vorschläge wie eingangs erwähnt mehr oder weniger ge(h)mütlich. Es muss eben jeder für sich selbst entscheiden, ob er eine Runde durch das Europaschutzgebiet Tauglgries oder lieber durch den Ortskern von Anif gehen will.

Bewertung vom 10.07.2018
Wilder Dachstein
Wallnöfer, Elsbeth;Hell, Bodo

Wilder Dachstein


sehr gut

Kein Wanderführer, sondern ein Lesebuch mit Bildern, im zweiten Teil etwas schwer(er) zu lesen

Das Buch ist zweiteilig: im ersten Teil berichten Elsbeth Wallnöfer und Peter Kubelka über verschiedene geschichtliche Ereignisse, Almen und Hütten sowie Kunstaktionen u. a. auf diesem Bergstock. Im zweiten Teil schreibt der Künstler Bodo Hell von seinen Wanderungen und über die Geschichte verschiedener Wege, Almen und Berge.

Die Beiträge im ersten Teil sind übersichtlich und nicht allzu lange gehalten. Da kommt dann vielleicht auch manches zu kurz (z. B. die Geschichte des Protestantismus rund um den Bergstock) oder fehlt ganz (die Geschichte der Dachsteinsüdwanderschließung oder die steirische Dachstein Gletscherbahn). Manches hätte vielleicht etwas genauer beschrieben werden können, z. B. die Geschichte mit den angeblichen Erstbesteigungen des Hohen Dachsteins 1819 und 1823; denn entgegen dem Text im Buch, dass in beiden Jahren der Hohe Dachstein bestiegen worden sein soll, weiß man, dass es der einige Meter niedrige Torstein war; diesem Thema sind gerade einmal zwei kurze Absätze gewidmet.

Auf rund 90 der 190 Seiten, die alle bebildert sind, schreibt der Künstler Bodo Hell. Er verbringt seit 1979 die Sommer im Dachsteingebirge als Senner auf der steirischen Grafenbergalm. Seine durchaus informativen Texte sind aber etwas schwer(er) zu lesen, da er keine Punkt zwischen zwei Sätzen macht. So werden ganz Absätze zu einem einzigen Satz. Und Zwischentitel würden das Verständnis erleichtert.

Das Buch gibt einen guten Einblick in die Vielfalt, die dieses Gebirge bietet. Es stellt aber keinen Wanderführer dar, sondern ist ein Lesebuch mit Bildern.

Bewertung vom 26.06.2018
Baedeker Reiseführer Bodensee
Kohl, Margit

Baedeker Reiseführer Bodensee


gut

Neu, anders, gewöhnungsbedürftig, weniger Details

Neues Lesevergnügen, neue Zugänge zu Reisezielen, Storytelling heißt es auf der Homepage des Verlags in Bezug auf die komplett neue Gestaltung der Baedeker-Reiseführer. Ich habe die neue Bodensee-Ausgabe 2018 mit jener von 2011 (11. Ausgabe) verglichen.

Die Neugestaltung ist eleganter, die Seiten haben gerundete Ecken, die Pläne, 3D-Illustrationen und Infografiken sind wie früher, nur gibt es keine herausklappbaren Darstellungen mehr (sicherlich ein praktischer Vorteil). Allgemeine Themen wie praktische Informationen, Essen und Trinken sowie Persönlichkeiten sind jetzt am Ende des Buches zu finden und nicht mehr am Anfang.

Waren früher bei Ortsbeschreibungen am Rand jeder Absatz rot betitelt so muss man jetzt bei manchen Beschreibungen „eine Geschichte“ lesen (Storytelling) und hat nicht mehr gleich den Hinweis, was in diesem Absatz steht. Beispiel Wasserburg: früher sechs sofort erkennbare Besichtigungsbegriffe, jetzt neu, nur mehr ein Absatz („Zauberhafte Dorfidylle mit Gruselfaktor“) und weniger Detailinformation (z. B. keine geschichtlichen Hinweise mehr bei der St.-Georgs-Kirche). Bei manchen Orten wie z. B. bei Meersburg gibt es dann wieder den „alten“ Aufbau. Leider fehlen aber nun auch ganze Ortsbeschreibungen wie z. B. jene von Nonnenhorn mit der Kapelle St. Jakobus.

Manchen Themen wie beispielsweise dem Zeppelin ist jetzt mehr Platz gewidmet. Auch neue Themen wie „magische Momente“ (z. B. Übernachten im Bubble-Hotel), „Überraschendes: 6 x …“, „Auf Felchen-Jagd“ oder „Von Mönchen und Möhren“ (auf Reichenau) gibt es in dieser Neuauflage. Neu ist im vorderen Einband eine gute Übersichtskarte mit Hinweis auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und deren Seitenzahl.

Was zu kurz kommt sind Hinweise auf Übernachtungsmöglichkeiten (abgesehen von einigen in Städten), Restauranttipps und Weinkellereien (z. B. gar keine in Hagnau, einem der Zentren des Weinbaus am nördlichen Bodenseeufer). Auch über Äpfel und Erdbeeren sowie deren Direktvermarktungen vor Ort findet sich nichts. Dafür ein kurzes Kapitel „Shoppen“, das sich der Verlag hätte sparen können. Denn außer allgemeinen Sätzen und dem einzigen Hinweis auf die „Modestadt St. Gallen“ finden sich darin keine wirklichen Informationen.

Der Ausschnitt der herausnehmbaren Karte ist kleiner bei gleichem Maßstab wie früher. Es gibt auch keine Kennzeichnung mehr von „malerischen Ortsbildern“, „eine Reise wert“ oder „lohnt einen Umweg“ sowie kein Beiheft „Sommer am See“.

Fazit: moderne Aufmachung, elegant, aber doch mit fehlenden Details und daher eher kein Reiseführer, sondern mehr eine allgemeine Beschreibung der Gebiete um den Bodensee. Vielleicht sollte man doch auch noch eine ältere Ausgabe des Baedekers bei einem Urlaub am Bodensee dabeihaben.

Bewertung vom 18.06.2018
Das große Buch vom Handwerk

Das große Buch vom Handwerk


ausgezeichnet

Gut geschrieben, ansprechende Bilder, interessante Berufe und Menschen
Über 60 alte Handwerke wurden in diesem Buch von Achim Schneyder zusammengetragen. Geschrieben sind die Beiträge von verschiedenen Autoren. Doch allen gemein ist, dass die Texte spannend und interessant vor allem die Menschen schildern, die noch oder wieder neu entdeckten alten Handwerken nachgehen.

Das Buch ist in acht Kapitel unterteilt: Töne und Klänge, von Kopf bis Fuß, Essen und Wohnen, draußen vor der Tür, Farben und Formen, Sport und Freizeit, Kind und Kegel sowie edel und schön. Eigentlich müsste ich jetzt aus jedem dieser Kapitel mindestens einen Handwerker beschreiben, um halbwegs die Faszination dieses Buches wiedergeben zu können.

Was beim Lesen auffällt: Viele der Handwerker sind junge Menschen, entweder familiär vorbelastet oder aber einfach aus Freude an einem alten Handwerk zum Meister ihres Fachs geworden. Fast alle der vorgestellten Handwerker arbeiten entweder in Werkstätten ihrer Vorfahren oder zumindest in alten Räumlichkeiten mit oft betagten Maschinen. Joseph Koó, beispielsweise, erzeugt Blaudruck-Stoffe in der Werkstatt seines Großvaters, die dieser 1921 eingerichtet hatte. Andere wiederum arbeiten ohne schriftliche Unterlagen nur aufgrund der mündlichen Weitergabe in der Familie. So entstehen die Lateiner-Segelboote von Hermann Steiner im Salzburger Mattsee. Der Wiener Erwin Perzy führt die älteste Schneekugelmanufaktur der Welt, Regina und Franz Rosenlechner im Attergau sind die einzigen Stammbaum-Maler Österreichs, im oberbayerischen Landkreis Rosenheim gilt die Leidenschaft von Marin Impler kunstvollen Holzwasserrädern, Alfred Komposch ist einer der letzten Spiegelbelegmeister Österreich und erschafft Kärntner Kunstwerke, „der Ton verzeiht keine Fehler“ sagt Petra Lindenbauer, die im Burgenland Keramik herstellt, Hosenträger sind wieder modern meint Thomas Wurzer, der solche in seiner Manufaktur produziert; warum eine Harmonika nur in der Früh gestimmt wird, ob es ein Alphorn für den Rucksack gibt, warum ein Kachelmeister in Seen herumstampft, wie vier Zentimeter kleine Fantasiemurmeln und Kreisel entstehen, wie aus Kristallzucker essbare Kunstwerke von Adi Lunzer entstehen, wie Blattgold hergestellt wird, das 500 Mal dünner als ein menschliches Haar ist und viele andere Geheimnisse lassen sich in diesem Buch nachlesen. Aber nicht alle Geheimnisse geben die Handwerker preis – denn diese Geheimnisse unterscheiden ja dann oftmals ihre Produkte von anderen.

Bei vielen Produkten gibt es neben gut geschriebenen Geschichten über die Menschen und deren Handwerke auch Infotafeln, wie beispielsweise bei Ratschen deren unterschiedlichen Arten, über die Geschichte von Murmeln, von der Symbolik des Spiegels oder ein Lederhosen-Lexikon u. a.

300 wirklich interessante Seite mit ansprechendem Bildmaterial, in einem Kunststoff-Einband mit Lesezeichen, werden dem Titel „großes Buch vom Handwerk, fast vergessen, neu entdeckt“ absolut gerecht. Ein empfehlenswertes Buch.

Bewertung vom 01.06.2018
Oberitalien Reiseführer
Fohrer, Eberhard

Oberitalien Reiseführer


ausgezeichnet

Meistert hervorragend den Spagat zwischen Umfang des Gebiets und Fülle an Informationen

Kann man von einem 752seitigen Reiseführer begeistert sein, der sieben italienische Regionen zum Inhalt hat? Ja, ich kann und zwar deshalb, weil ich alle darin beschriebenen Regionen persönlich kenne. Daher kann ich gut beurteilen, ob dieser Oberitalienführer brauchbar für Reisen ist. Er ist es!

Schon die auf der Umschlagseite vorne innen angeführten „Wussten Sie, dass…“ zeigen, dass Fohrer weiß, worüber er schreibt. Auch bei den 68 Beiträgen in der Rubrik „Alles im Kasten“ finden sich interessante Themen wie über Holz für Venedig, Don Camillo und Peppone, das Dorf ohne Pestizide oder über das Schinkenfest in San Daniele del Friuli. Liest man sein Kapitel „Hintergründe & Infos“ findet man zahlreiche sehr aktuelle und hilfreiche Tipps. So der Kasten mit den neun Tipps und Tricks für Bahnreisende oder Alternativtipps zur Anreise über die Alpen (das finde ich überhaupt ausgezeichnet – weg von der Autobahn, hin zur Neben- oder Panoramastraße).

Natürlich kann ich mir in Anbetracht der Größe des Gebiets nicht erwarten, dass von kleineren Städten auch noch Übersichtspläne zu finden wären – die gibt es nur von Großstädten als Orientierungspläne. Aber trotzdem finden sich auch über „kleine Nester“ kurze Beschreibungen und geben so dem Ortsunkundigen die Möglichkeit, sich für einen Besuch kleinerer Orte zu entscheiden. Beispiele dafür seien Monselice, Palmanova (sehr empfehlenswert!) oder Salsomaggiore Terme. Bilder unterstützen den Wunsch, sich auch mal im „Landesinneren“ umzusehen, also abseits der Hauptrouten. So macht das Bild der imposanten Burg „Castello di Torrechiara“ bei Parma Lust auf einen „Seitensprung“. Wer dann noch auf interessante oder skurrile Museen im Führer stößt, findet dazu Angaben zu Öffnungszeiten und Eintritts-Richtpreise. Natürlich werden überall, wenngleich platzmäßig bedingt wenige, Restaurant- und Hoteltipps angeführt. Aber beides sind ja auch subjektive Empfindungen des Autors und man muss sich eben regionale Detailbeschreibungen im Internet durchlesen, wenn man mehr Auswahl haben will.

Hunderte Kleinode, Besichtigungshinweise und kurze Beschreibungen (… der große Fischmarkt von Chioggia…) machen diesen umfangreichen Reiseführer durchaus zu einem Begleiter einer längeren oder mehrerer kürzerer Oberitalien-Reisen. Fohrer spart auch nicht mit ehrlichen Hinweisen („Mailand ist eines der teuersten Pflaster Italiens…), was im Gesamten eben diesen Führer für mich persönlich so ausgezeichnet erscheinen lässt!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.06.2018
Umbrien
Schmid, Marcus X.

Umbrien


sehr gut

Ein brauchbarer Führer mit viel Information und vielen Details

Umbrischer Safran, die Glasbläser von Piegaro, La Scarzuola – die Wollust der Imagination: ja, Umbrien ist mehr als Franz von Assisi! Das Buch ist voll von Kapiteln dieser Art („Benehmensanweisungen der Reisenden“, altes Hinweisschild in der Stadtseilbahn in Orvieto).

So wird im kleinen Ort Magione nahe des Trasimenischen Sees die Burg angepriesen und ich habe da noch einen Tipp: es gibt dort das angeblich auch das kleinste Theater der Welt. Bei den Restauranttipps fand ich beispielsweise bei Orvieto das „La Grotta“, das ich selbst kenne und mir immer einen Besuch wert war. Natürlich fehlt nicht die Geschichte der süßen Küsse aus Perugia, der „Bacio Perugina“. Sehenswerte Bergdörfer wie Gualdo Tadino werden ebenso beschrieben wie die Orte am und die Insel im Trasimenischen See (samt der geschichtlichen „Grauslichkeit“ des Hinterhalts von Hannibal vor über 1300 Jahren, bei dem fast 15.000 Krieger hilflos umkamen).

Kleine Übersichtskarten wie jene rund um den Monte Cucco geben einen guten Überblick über Touren. Von vielen, auch kleineren Städten, bietet der Führer zumindest Pläne der Zentren, in denen Restaurants und Hotels eingezeichnet sind. Manchmal mit netten Tipps wie Übernachten in einem Kloster in Todi. Auch Hinweise, wo man mit Wohnmobils übernachten kann, finden sich in diesem Führer.

Bewertung vom 16.04.2018
Die Intelligenz der Blumen
Maeterlinck, Maurice

Die Intelligenz der Blumen


sehr gut

Obwohl ein über 100 Jahre alter Text: interessant geschrieben und unterhaltsam zu lesen

Die Vorschau auf das Buch habe ich nicht so genau gelesen. Mich interessierte, was da über die Intelligenz von Blumen stünde. Als ich das Buch aufschlug, musste ich über mich schmunzeln. Maurice Maeterlinck war ein belgischer Nobelpreisträger, der 1949 verstorben war. Das Buch, das in dieser Ausgabe auszugsweise wiedergegeben wird, schrieb er 1912. Kann so ein Buch (noch) interessant sein?

Wer sich jetzt entweder staubtrockenes, überholtes Wissen in schwer lesbarem Stil erwartet hätte, würde enttäuscht sein. Materlinck hatte eine angenehme Art zu schreiben und das Wissen, welches er in diesem Buch weitergibt, stammt nicht von ihm, sondern von (noch) früheren Fachleuten.

Was das Buch auch heute noch für jene interessant zum Lesen macht, die sich ein wenig mit den Launen der und eben der Intelligenz in der Natur beschäftigen möchten, sind die einfachen Erklärungen von Materlinck. Weshalb manche Blumen ihren bestäubenden Insekten mehrere Millimeter lange „Stempelrohre“ ins haarige Fell stecken, warum Pflanzen Samen bis zu vier Meter „spucken“ können und was es mit sterbenden Blättern zur Befruchtung auf sich hat. Dabei geht es nicht nur um manche, heute vielleicht nicht mehr bekannte Blume. Nein, auch über den Salbei beispielsweise erfährt man, wie raffiniert sich die Natur ihre Befruchtungsmechanismen ausgedacht hat.

Farbige Abbildungen zeigen einige der beschriebenen Pflanzen und deren Samen. So beispielsweise kann man den Wunderbaum, den echten Schwarzkümmel oder der Coryanthes macrantha, eine Orchideenart, die sich ebenfalls etwas Besonders zu ihrer Vermehrung einfallen hat lassen.

Zum Schluss des Buches schreibt noch Mathias Bröckers (ein deutscher Journalist, der vor allem für die taz und Telepolis schreibt) über den Autor ein paar Seiten. Anmerkungen von Materlinck und Bildnachweis schließen das netten Buch ab. Hat mir irgendwie gut gefallen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2018
Märchenhafte Kraftplätze
Stögmüller, Nina;Versic, Robert

Märchenhafte Kraftplätze


ausgezeichnet

Ausgezeichnete Wegbeschreibungen, animierende Bilder, über vieles Kraft von Felsen und Quellen

Haben Sie schon einmal ein 260 Seiten umfassendes Wanderbuch gelesen ohne vorgehabt zu haben, diese Wanderung selbst zu unternehmen? Nein? Ich schon und in diesem Fall habe ich es wirklich nicht bereut. Ich bin, sozusagen, mit den beiden Autoren mitgewandert.

Versic ist für die teilweise eindrucksvollen Bilder und die Wanderbeschreibungen verantwortlich, Stögmüller entführt den Leser in schamanische Welten von Kraftorten, Sagen und Legenden.

Mittels dreier Punkte zeigt Versic anfangs jeder Wanderung deren Schwierigkeitsgrad neben einer kurzen Beschreibung des Charakters der Tour an. Dann folgt ein sich farblich vom Rest der Texte absetzender Infoblock (Länge, Gehzeit, Höhenmeter, Markierung, Beschaffenheit der Wegoberfläche, Anfahrt, Einkehrmöglichkeiten, Sehenswertes und wo man weitere Informationen bekommen kann). Dann folgt die eigentliche Wegbeschreibung, sachlich, hilfreich (… hinter der Kuppe gabelt sich der Weg, wir nehmen den …) und mit Angaben zu Sehenswertem sowie bisher zurückgelegte Wegzeiten bei einzelnen Wegabschnitten. Verfolgen kann der Leser die jeweilige Wanderung auf einer durchaus guten Übersichtskarte, auf der auch Höhenangaben von einzelnen markanten Punkten eingetragen sind. Zwischen drei und vier Seiten lang sind diese reinen Wegbeschreibungen, mit der sich meines Erachtens auch ohne Wanderkarte alle Wanderungen durchführen lassen.

Stögmüller schildert dann im an die Wanderbeschreibungen anschließenden Kraftplatzerfahrungen, was sie persönlich bei einzelnen Punkten erfahren hat. Sie kombiniert die Beschreibung ihrer Erfahrungen mit Geschichten, Legenden oder Sagen und ergänzt mit eigenen dazu geschriebenen Märchen. In ihren Kapiteln fließt so auch schamanisches Wissen ebenso ein wie Kenntnisse von Bachblüten (z. B. bei den Lärchen von St. Michael ob Rauchenödt) und von altem, überliefertem Wissen sei es bei Heilquellen oder beispielsweise beim Schlurfstein Bucklwehluck’n in St. Thomas am Blasenstein.

Ob das Bild des Steinmännchens beim Teufelsstein, des mit Moos bewachsenen Kopfwehsteins oder jenes des romantischen Steinfelsen-Bachbildes im Bezirk Perg – die Bilder, die Wanderbeschreibungen und die Kraftplatzplatzerfahrungen machen Lust auf eigene Natur- oder Kraftplatzerfahrungen. Und mit diesem Buch ist beides problemlos möglich.