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Nina [libromanie.de]
Über mich: 
Medienstudentin :: 20something :: verschlingt alles, was aus Buchstaben besteht und schreibt darüber

Bewertungen

Insgesamt 115 Bewertungen
Bewertung vom 25.02.2009
Magyk / Septimus Heap Bd.1
Sage, Angie

Magyk / Septimus Heap Bd.1


sehr gut

Die Geschehnisse einer einzigen Nacht bringen das Leben der Zaubererfamilie Heap völlig durcheinander. Septimus, siebter Sohn eines siebten Sohnes, stirbt noch am Tag seiner Geburt. In derselben Nacht findet Vater Silas Heap ein Baby im Schnee. Fortan wächst die kleine Jenna als Kind der Heaps auf – bis sie sich zehn Jahre später als Tochter der ermordeten Königin entpuppt. Doch ihr Erbe bringt sie in große Gefahr, denn der dunkle Zauberer DomDaniel, der seit dem Tod der Königin eine Schreckensherrschaft über das Land führt, trachtet ihr nach dem Leben. Eine spannende Flucht beginnt…

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir verhältnismäßig schwer, da der Grundstein eher holprig gelegt wird und die Autorin ihre Protagonisten zunächst auch nicht immer logisch handeln lässt, um so die Ausgangslage für die weiteren Geschehnisse zu schaffen.
Im Laufe der Zeit konnte ich mich allerdings immer mehr für das Buch erwärmen, was nicht zuletzt an den liebevoll gezeichneten Figuren und den vielen wundervollen Ideen der Autorin lag. Die Botenratte Stanley, Hexentante Zelda und ihre fragwürdigen Kochkünste, der schüchterne Junge 412, Boggart der Boggart, die außergewöhnliche Zauberin Marcia Overstrand und ihre lila Pythonstiefel – alle Charaktere haben interessante Wesenszüge und sind voller Lebendigkeit; ebenso wie die jeweilige Umgebung sehr bildhaft beschrieben wird.

Mit der Flucht in die Marschen und dem Kampf gegen DomDaniel erzählt die Autorin ein spannendes Abenteuer, das mich irgendwann nicht mehr losgelassen hat. Das Geheimnis um Septimus Heap hat ein erfahrener Leser jedoch schon nach wenigen Seiten gelöst, worin sich zeigt, dass Magyk wohl eher ein Buch ist, das vorrangig für Kinder geschrieben wurde. So ist die Sprache einfach gehalten, die Geschichte wird recht gradlinig erzählt, Lösungen meist leicht gefunden.

Parallelen zu Harry Potter lassen sich – sofern man sucht – natürlich finden, schließlich geht es in beiden Reihen um Magie und den Kampf von Gut gegen Böse. Dennoch hat Angie Sage eine ganz eigene Welt geschaffen, die sich durch unzählige zauberhafte, witzige Ideen auszeichnet und ganz sicher nirgendwo abgekupfert ist.

Besonders Lob verdient die Aufmachung des Buches. Abgesehen von dem hübschen und zum Inhalt passenden Cover ist es mit einer sehr schön gezeichneten Karte und Vignetten ausgestattet, die vor jedem Kapitel eine Figur aus dem Roman abbilden.
Die große Schrift und die Kürze der Kapitel tun ihr übriges, sodass ich das Buch schneller beendet hatte, als mir letztlich lieb war.

Obwohl Magyk der erste von bislang vier Teilen ist, ist die Geschichte in sich abgeschlossen. Im Anhang wird sogar noch geklärt, was aus den einzelnen Nebenfiguren geworden ist.

FAZIT: Nach anfänglichen Startschwierigkeiten ein großartiges Leseerlebnis, das Lust auf die weiteren Teile der Reihe macht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2009
Vorübergehend tot
Harris, Charlaine

Vorübergehend tot


sehr gut

Sookie Stackhouse hat eine außergewöhnliche Begabung: Sie kann Gedanken lesen. Für die junge Kellnerin aus Bon Temps ist diese Fähigkeit jedoch eher ein Fluch, denn ständig schwirren ihr die Gedanken und Gefühle fremder Menschen im Kopf herum und auch die Partnersuche gestaltet sich unter diesen Umständen äußerst schwierig.
Als sie Bill kennen lernt, scheint zwar ein geeigneter Kandidat gefunden, denn seine Gedanken bleiben vor Sookie verborgen; ruhiger wird ihr Leben aber trotzdem nicht. Immerhin ist Bill ein Vampir und bald wird das kleine Kaff in Louisiana von einer Mordserie heimgesucht, deren Opfer zwar stranguliert wurden, aber auch Bissspuren aufweisen…

Der erste Teil der Sookie-Stackhouse-Reihe ist ein unterhaltsamer, skurriler Vampir-Krimi, der sich aufgrund der flüssigen Schreibweise der Autorin innerhalb kürzester Zeit lesen lässt. Besonders auch deshalb, weil Sookie die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt und dabei einen herrlich ironischen, lockeren Ton anschlägt.

Harris’ Vampire beruhen teils auf den gängigen Vorstellungen (Abneigung gegen Sonne, Silber und Knoblauch), unterscheiden sich aber dadurch, dass sie sich vor einer Weile „geoutet“ haben. Sie begründen ihre Existenz mit einem Virusbefall und versuchen teilweise, sich in die Gesellschaft zu integrieren und vorrangig von synthetischem Blut zu ernähren.
Etwas klischeehaft ist leider, dass die meisten Figuren des Romans außerordentlich schön sind. Nicht nur die Vampire sind makellos, sondern auch Sookie, die im Verlauf der Geschichte sogar noch hinreißender wird. Außerdem sind ihre Reaktionen manchmal etwas glatt. Besonders einen Mordfall nimmt sie verhältnismäßig gelassen hin, was mir nicht ganz verständlich war.

Im Mittelteil des Buches rückt die Liebesbeziehung zwischen Sookie und Bill stark in den Vordergrund und einige detailliert, aber gut geschriebene Liebesszenen nehmen etwas das Tempo aus der Geschichte. Zum Ende hin wird es dann allerdings wieder richtig spannend, vor allem, weil bis zum Schluss unklar ist, wer die Morde in Bon Temps begangen hat.

FAZIT: Ein witziger und spannender Serien-Auftakt, der neugierig auf weitere Geschichten über Sookie und ihren Vampir macht.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2009
Das Mädchen mit dem Perlenohrring
Chevalier, Tracy

Das Mädchen mit dem Perlenohrring


sehr gut

In ‘Das Mädchen mit dem Perlenohrring’ erzählt Tracy Chevalier eine (fiktive) Geschichte zum Entstehen des wohl bekanntesten Portraits des niederländischen Malers Jan Vermeer.

Als Griet nach einem Unfall des Vaters als Dienstmagd im Hause Vermeers anstellig werden muss, um für den Unterhalt der Familie zu sorgen, gerät sie schnell zwischen die Fronten. Von Vermeer’s Gattin Catharina ist die kluge junge Frau nicht gerne gesehen und auch eine der Töchter lässt keine Gelegenheit aus, Griet auszuspielen. Der Maler selbst erkennt jedoch Griet’s Sinn für die Kunst und bald darf sie ihm bei den Vorbereitungen für seine Bilder zur Hand gehen.
Mit der Zeit gerät Griet in einen Strudel aus Farben, Schönheit und Eifersucht und ein kleiner Perlenohrring wird zu ihrem Schicksal…

‘Das Mädchen mit dem Perlenohrring’ ist eine ruhige Geschichte, in leisen Tönen erzählt und dennoch fesselnd. Obwohl die Entwicklungen bis zu einem gewissen Punkt absehbar sind, ließ mich das Buch nicht mehr los. Zu farbenprächtig waren die Beschreibungen der Bilder, zu folgenschwer die Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren, besonders natürlich das Verhältnis zwischen Griet und ihrem Maler.

Besonders gelungen ist der Autorin auch die Darstellungen der damaligen Lebensverhältnisse in den unterschiedlichen Klassen und die lebhafte Kulisse des Delft um die Jahre 1664 mit seinen kleinen Gassen, den vielen Grachten und dem Frischemarkt.
Die Figuren sind klar gezeichnet, manche wirkten auf mich jedoch etwas stereotyp, wie die eifersüchtige Ehefrau oder die eher plumpe Köchin. Auch zu Griet konnte ich anfangs schwer Zugang finden, da ihre Gefühle irgendwie distanziert wirkten und ich ihren Charakter zunächst nicht einordnen konnte. Im Laufe der Lektüre gewöhnte ich mich allerdings daran, dass sie einfach ein Kind ihrer Zeit ist, an das man keine Erwartungen aus heutiger Sicht stellen kann. Ein Zeichen für die historisch-genaue Arbeit der Autorin.

FAZIT: Ruhig und düster, aber mit vielen Glanzpunkten und einem berührenden Ende.

Bewertung vom 25.02.2009
Despereaux
DiCamillo, Kate

Despereaux


gut

Der kleine Mäuserich Despereaux ist für seine Eltern eine einzige Enttäuschung. Klitzeklein, mit viel zu großen Ohren und offenen Augen geboren, will er sich partout nicht wie eine Maus benehmen. Statt Bücher anzuknabbern, liest er sie, statt mäusemäßig durch die Gänge des Schlosses zu huschen, bewundert er lieber das bunt schillernde Licht, das durch die farbigen Glasfenster fällt.
Auch die Ratte Chiaroscuro, kurz Roscuro, liebt das Licht, wurde jedoch nach einem schrecklichen Vorfall im königlichen Speisesaal mit all seinen Artgenossen ins dunkle Verlies verbannt. Auf seinem Rachefeldzug gegen Prinzessin Erbse trifft er auf das furchtbar misshandelte Mädchen Miggery Sow, das ebenfalls vom glanzvollen Leben im Schloss träumt. Doch beide haben die Rechnung ohne Despereaux gemacht, der sich in die Prinzessin verliebt hat und zu ihrer Rettung eilt…

Während mich die poetische Schwermut in ‘Die wundersame Reise von Edward Tulane’ tief berührt hat, empfand ich Despereaux’s Geschichte im Hinblick darauf, dass es eigentlich ein Kinderbuch ist, als viel zu traurig, düster und grausam. Kinder werden verkauft, Figuren sterben, verlieren Körperteile und steigen im gruseligen Verlies über Knochenreste. Vertieft wird diese Atmosphäre noch durch die vielen dunklen, unfreundlichen Zeichnungen.

Auch die Sprache könnte zu junge Kinder leicht überfordern. So spricht Despereaux’s Mutter mit französischem Akzent, manche Fremdwörter werden erklärt, manchmal rät die Autorin jedoch zu einem selbstständigen Blick ins Wörterbuch und Namen wie Chiaroscuro und Furlough prägen sich beim ersten Lesen nur ansatzweise ein.

Da Kate DiCamillo den Leser direkt anspricht, wird er von Beginn an in die Geschichte miteinbezogen. Leider übertreibt die Autorin jedoch mit diesem Stilmittel und die ständig wiederholten Fragen (z.B. „Möchtest du wissen, wie es weitergeht, lieber Leser?“) unterbrechen nur den Lesefluss.
Der eigentlich sehr schöne, märchenhafte Erzählton wird stellenweise sehr unpassend von Ausdrücken wie „schöne Scheiße“ durchbrochen.

Insgesamt lässt mich das Buch etwas fraglos zurück. Für Erwachsene mag die Geschichte niedlich zu lesen sein, mehr aber auch nicht. Und für Kinder? Die sollen zwar lernen, dass das Leben sehr grausam sein kann und trotzdem immer Hoffnung auf ein gutes Ende besteht, weil die Liebe auch dem Kleinsten Flügel verleiht. Aber, ganz ehrlich, ich hätte damals Albträume kommen. Besonders auch, weil das Eltern-Kind-Verhältnis in dem Buch fast durchgehend gestört ist.

FAZIT: Längst nicht so harmlos wie das süße Cover vermuten lässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2009
Das Schokoladenmädchen
Berlinger, Katryn

Das Schokoladenmädchen


weniger gut

Madelaine Gürtler stammt aus den ärmsten Verhältnissen. Eine Schiffskatastrophe, bei der sie alles verliert, erweist sich jedoch als glückliche Fügung, die sie in die Hamburger Konditorei des Zuckerbäckers Martieli führt. Bei ihm lernt Madelaine, die süßesten Köstlichkeiten zu kreieren und folgt ihm bald nach Riga, wo er eine weitere Filiale eröffnen möchte. Dank fleißiger Arbeit und ihres großen Talents übernimmt sie bald schon deren Leitung. Die Annerkennung im Kreise der Schönen und Reichen bleibt ihr aber trotz des Erfolgs versagt, denn ihre Herkunft lässt sich nicht verleugnen. Sollte ihre Liebe zu einem ungarischen Grafen am Standesdenken scheitern?

Völlig zurecht verspricht der Klappentext einen Roman, „bei dessen Lektüre die Lust auf eine Praline (oder mehr) unwiderstehlich wird“. Die detaillierten Beschreibungen der Herstellung köstlicher Torten und raffinierter Schokolade, denen zu Beginn des Buches relativ viel Platz eingeräumt wird, lassen einem das Wasser im Mund zusammen laufen.

Abgesehen von diesem interessanten Einblick ins Handwerk eines Konditors und Chocolatiers konnte ich dem Buch aber leider nicht viel Positives abgewinnen.
Der Schreibstil ist teilweise sperrig, der Satzbau manches Mal recht umständlich. Die Dialoge sind überwiegend hölzern und unnatürlich.
Historische Hintergrundinformationen über die wirtschaftliche Entwicklung in Riga Ende des 19. Jahrhunderts oder das politische Verhältnis zum russischen Zarenreich werden zumeist in Gespräche zwischen den Figuren eingebaut, so dass man die Geschichte nicht erlebt, sondern vielmehr lehrbuchartig erzählt bekommt. Soziale Missstände als Folgen der Industrialisierung werden angeprangert, jedoch bleibt die Auseinandersetzung mit den Problemen der Arbeiterklasse eher oberflächlich.

Leider verliert sich die Autorin zudem oft in unwichtigen Landschaftsbeschreibungen und reiht dabei eine Aufzählung hinter die andere, statt näher auf ihre Figuren einzugehen.
So konnte ich mir bis zum Schluss kein klares Bild von Madelaine’s Charakter machen und viele ihrer Handlungen nicht ganz nachvollziehen. Die ständige Erwähnung ihrer ungewöhnlichen Schönheit verlieh ihr auch nicht mehr Tiefe. Ebenso wie die anderen Figuren eher blass blieben und mich ihr Schicksal weitestgehend kalt ließ.

Aufgrund zu deutlich gestreuter Hinweise ist leider kaum eine Entwicklung überraschend und das Ende ziemlich dick aufgetragen. Ohnehin ist der gesamte Roman sehr konstruiert, es fügt sich immer alles so ein, wie es gerade am besten passt.

FAZIT: Trotz sehr schöner Idee für mich das bislang schwächste Buch dieses Jahr, sodass ich die Fortsetzung ‘Der Kuss des Schokoladenmädchens’, die im Februar 2009 erscheint, sicher nicht lesen werde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2009
Flyte / Septimus Heap Bd.2
Sage, Angie

Flyte / Septimus Heap Bd.2


sehr gut

Eineinhalb Jahre nach den Geschehnissen aus ‘Magyk’ macht Septimus Heap als Lehrling von Marcia Overstrand große Fortschritte. Die Außergewöhnliche Zauberin hat mittlerweile ihren Vorrat an lilafarbenen Pythonlederstiefeln aufgestockt, wird aber von einem unheimlichen Schatten verfolgt, der sich immer mehr verdichtet.
Das Böse ist nämlich noch längst nicht vollends besiegt und erhält mit Hilfe von Simon, dem ältesten Sohn der Heaps, erneut Einzug in den Palast. Simon neidet Septimus die Ausbildung und sucht sich deshalb einen anderen Lehrmeister, der sich als niemand anderes als der dunkle Magier DomDaniel entpuppt, dem Simon zu neuer Macht verhelfen soll. Septimus durchschaut seinen Bruder – doch niemand glaubt ihm…

Der zweite Teil der Reihe um Septimus und seine Freunde steht dem zauberhaften ersten Teil in nichts nach. Die wichtigsten Ereignisse des Vorgängers werden geschickt in die Geschichte eingeflochten, sodass auch Neulinge in der Welt der Heaps sich schnell zurechtfinden werden. Trotzdem ist es sicherlich schöner, wenn man auch den ersten Teil gelesen hat und sich auf ein Wiedersehen mit lieb gewonnenen Bekannten wie Tante Zelda, Boggart oder die Ratte Stanley freuen kann. Natürlich lernt man aber auch viele neue Personen und magische Wesen kennen, wie etwa Septimus’ besten Freund Beetle oder diverse Hexen, die für Wirbel sorgen.

Neben der liebevoll gestalteten Zaubererwelt mit vielen schönen Zaubersprüchen und magischen Gegenständen sind es für mich ohnehin die Charaktere, die diese Reihe zu etwas Besonderem machen. Trotz der Vielzahl an Figuren verliert man nie den Überblick, denn alle haben Wesenszüge mit Wiedererkennungswert, die sie glaubwürdig machen. Hinzu kommt, dass auch in diesem Buch wieder wunderschöne Zeichnungen derjenigen Figur, die man gerade verfolgt, den einzelnen Kapiteln vorangestellt sind.
Die vielen Perspektivwechsel, bei denen Angie Sage den Leser sogar an den Gedanken eines ehemaligen Tennisballs oder einer Spinne teilhaben lässt, machen das Buch zu einem äußert amüsanten und lebhaften Lesevergnügen.

Viele Fragen aus dem ersten Teil werden beantwortet, wobei die Lösungen für erwachsene Leser nicht großartig überraschend sind. Auch scheint die Gefahr, die von Simon ausgeht, nicht so bedrohlich, dass man ständig Angst um die Figuren hätte und das Finale im Schloss geht etwas schnell vonstatten.
Dennoch merkt man der Geschichte an, dass sie immer komplexer wird und so bleibt genug Raum für eine spannende Fortsetzung, die mit ‘Physik’ bereits erschienen ist.

FAZIT: Eine überaus gelungene Fortsetzung, die sich flott und unterhaltsam lesen lässt. Nur gut, dass Teil 3 schon griffbereit im Regal steht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2009
Die Frau des Piloten
Shreve, Anita

Die Frau des Piloten


sehr gut

Nach dem Flugzeugabsturz ihres Mannes muss Kathryn nicht nur mit dessen Verlust fertig werden, sondern auch damit, dass dieser als Pilot der Maschine für das Unglück verantwortlich gemacht wird, das über 100 Menschen in den Tod gerissen hat. Auf der Suche nach der Wahrheit stößt Kathryn auf immer mehr Hinweise, die auf ein Doppelleben ihres Mannes hindeuten und ihr Leben gerät von einer Minute auf die andere völlig aus den Fugen…

Der Klappentext verspricht ein “fesselndes Psychodrama” und da Anita Shreve ihre Figuren sehr glaubwürdig herausgearbeitet hat und ihre Gefühle sehr einfühlsam und nachvollziehbar beschreibt, gingen mir viele Szenen wirklich unter die Haut. Der Verlust des Partners nach 16 Jahren Ehe trifft Kathryn völlig unvorbereitet und stürzt sie in ein tiefes Loch. Nicht selten hatte ich beim Lesen eine Gänsehaut, besonders als Kathryn vor der grausamen Aufgabe stand, ihre pubertierende Tochter über den Tod des geliebten Vaters zu informieren.

Obwohl die Trauer(arbeit) in dem Buch eine große Rolle spielt, kommt durch die mysteriösen Umstände des Absturzes und die häppchenweise gestreuten Andeutungen auf Jack’s Doppelleben auch ordentlich Spannung in die Geschichte. Der Schwerpunkt liegt allerdings immer auf dem Zwischenmenschlichen. Anhand kurzer Rückblenden erfährt der Leser, wie Jack und Kathryn sich kennen gelernt haben und sich ihre Ehe im Laufe der Jahre entwickelte. Man durchlebt mit ihnen die ganzen Stationen einer Beziehung; von der ersten Verliebtheit bis hin zum Alltag, in dem vieles zu Gewohnheit geworden ist - eine Entwicklung, die Kathryn bislang für völlig normal hielt. Bald schon muss sie sich jedoch die Frage stellen, wie gut sie ihren Mann auch nach so vielen Jahren tatsächlich kannte.

In diesem Punkt drängt sich dem Leser schnell eine Vermutung auf, die sich am Ende auch bestätigt. Leider ist sie in den geschilderten Ausmaßen allerdings nicht mehr allzu glaubwürdig und auch die Erklärung für den Absturz ist nicht ganz zufrieden stellend, da sich für die gewählte Lösung keine Andeutungen in der Vorgeschichte finden lassen und sie somit recht konstruiert wirkt.
Abgesehen davon ist das Buch jedoch eine sehr schöne, emotional aufrührende Lektüre, die mich von Anfang an in ihren Bann gezogen hat.

FAZIT: Dank des flüssigen Erzählstils und ihrer Fähigkeit, die Gefühle ihrer Figuren gekonnt auf den Leser zu übertragen, war dies sicherlich nicht mein letztes Buch der Autorin.

Bewertung vom 25.02.2009
Die Damen von Grace Adieu
Clarke, Susanna

Die Damen von Grace Adieu


ausgezeichnet

Das Buch beginnt mit einer Einleitung des fiktiven Universitätsprofessors James Sutherland, der diesen Kurzgeschichtenband zusammengestellt hat, um „die Entwicklung der Zauberei auf den Britischen Inseln zu beleuchten und den Leser damit bekannt zu machen, auf welche Art und Weise das Elfenland auf unseren Alltag einwirken kann“.
So beschreiben die insgesamt acht Geschichten, die zwischen 20 und 50 Seiten lang sind, wie Menschen mit Zauberei in Berührung kommen, bewusst oder unbewusst an Elfen geraten oder gar ins fremde Elfenreich gelangen. Dabei werden neben vielen neuen Ideen auch märchenhafte Motive verwendet oder gar Brücken zu anderen Büchern geschlagen, wie etwa in der Geschichte, in der der Herzog von Wellington nach Wall reist, einem Ort, der aus Neil Gaiman’s Sternwanderer bekannt ist.

Aufgrund der Verwendung von Fußnoten und Verweise auf Sekundärliteratur zum Thema ‘Elfen’ sowie der Einbettung der Geschichten in einen historischen Kontext gibt Susanna Clarke dem Leser das Gefühl, dass es Zauberei im 19. Jahrhundert tatsächlich in England gegeben hat.
Ihr feinsinniger, ironischer Humor und die gehobene Erzählweise erinnern dabei sehr an die Romane von Jane Austen und machen das Buch zu einem Leseerlebnis der besonderen Art; was auch schon das passende Cover vermuten lässt.
Obwohl in manchen Geschichten gleich zu Beginn eine Vielzahl von Personen auftritt, fällt der Einstieg in die einzelnen Erzählungen trotzdem relativ leicht, die Geschehnisse sind spannend oder gar gruselig und der Abschluss der Geschichten immer zufrieden stellend und rund, was bei Kurzgeschichten ja leider nicht immer der Fall ist.

Die Geschichten sind unabhängig von Jonathan Strange & Mr. Norrell verständlich, spielen aber in dessen Universum, sodass sich Leser des Romans auf ein Wiedersehen mit so manch altem Bekannten freuen können. Darüber hinaus werden aber auch viele neue vielschichtige Figuren eingeführt, die sich besonders dadurch auszeichnen, dass sie keineswegs typische Sympathieträger sind.

FAZIT: Wer ‘Jonathan Strange & Mr. Norrell’ noch nicht gelesen hat, wird dies nach dieser Lektüre sicherlich ganz schnell nachholen wollen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2009
Überredung
Austen, Jane

Überredung


sehr gut

Vom Standesdenken gedrängt hat sich Anne Elliot vor vielen Jahren gegen ihre große Liebe entschieden. Mittlerweile ist sie bereits Ende 20, immer noch unverheiratet und lebt mit ihrem eitlen Vater und der älteren Schwester in Kellynch Hall. Aus finanziellen Gründen müssen sie das große Herrenhaus jedoch vermieten und ziehen nach Bath.
Wie das Schicksal so will, stellt sich heraus, dass die Frau des Mieters die Schwester von Frederick Wentworth ist - der Mann, dem Anne vor Jahren den Laufpass gab. Damals noch mittellos, kehrt er nun als ruhmreicher Kapitän zurück. Zunächst will er von Anne, die ihn damals sehr verletzt hat, natürlich nichts wissen. Aber nach etlichen Irrungen und Wirrungen scheint es für die Beiden vielleicht doch noch eine zweite Chance zu geben…

Jane Austen schafft es einfach vorzüglich, auf ihrer bekannt scharfzüngige Art und Weise ein treffendes Bild der Gesellschaft des Londons im 19. Jahrhundert zu zeichnen. Mit spitzer Feder stellt sie in nur wenigen Worten Beziehungen, Verhältnisse und Charaktere dar und lässt den Leser dabei nicht selten über ihre ironischen Bemerkungen schmunzeln.

Bleibt Anne zu Beginn des Romans ein wenig blass und auch sehr passiv, erkennt man im Laufe der Geschichte doch eine positive Entwicklung.
Wie gewöhnlich stürzt gleich eine Flut von Informationen auf den Leser ein, so dass es einige Konzentration erfordert, um einen Überblick über alle Personen und deren Verhältnis untereinander zu erlangen. Danach liest sich das Buch zwar ruhig, aber flüssig und unterhaltsam - bis es zu einem Ende kommt, das mich sehr berührt hat.

FAZIT: Ein vergnüglicher, gefühlvoller Roman, der mal wieder zeigt, dass es manchmal besser ist, einfach auf sein Herz zu hören.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2009
City of Bones / Chroniken der Unterwelt Bd.1
Clare, Cassandra

City of Bones / Chroniken der Unterwelt Bd.1


ausgezeichnet

Eigentlich wollte sich die 15jährige Clarissa Fray, genannt Clary, mit ihrem besten Freund Simon einen schönen Abend im New Yorker Pandemonium-Club machen. Doch dann wird sie Zeugin, wie drei Jugendliche einen Mord begehen. Eine Tat, die sie gar nicht hätte sehen dürfen, denn Jace, Alec und Isabelle sind für normale Menschen unsichtbar. Sie sind Dämonenjäger, ausgebildet für den Kampf gegen Dämonen, die mitten unter uns leben.
Clary bleibt kaum Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wo ihre plötzliche Sehergabe herkommt, denn kurz darauf wird ihre Mutter entführt und Clary selbst beinahe von einem Dämon getötet. Zusammen mit den Dämonenjägern macht sie sich auf, den Dingen auf den Grund zu gehen und befindet sich bald mitten im größten Abenteuer ihres Lebens.

Mit ‘City of Bones’ ist Cassandra Clare der spannende Auftakt zu einer außergewöhnlichen Fantasy-Trilogie gelungen. Die Geschichte ist voller Action, düster und stellenweise sogar richtig gruselig, die vielen blutigen Kämpfe mit Vampiren, Werwölfen, Dämonen und anderen finsteren Geschöpfen fordern einige Opfer.
Die Handlung wird in atemberaubender Schnelle vorangetrieben. Trotzdem nimmt sich die Autorin genügend Zeit, um ihrer Geschichte die nötige Komplexität und Tiefe zu geben. Auch die Charaktere sind rundum gelungen. Sie sind klar gezeichnet, haben aber Ecken und Kanten, die sie menschlich und echt wirken lassen.
Besonders gelungen sind auch die lebhaften, oft lustigen Dialoge, die das Buch zusätzlich auflockern.

Ein weiterer großer Pluspunkt ist, dass Cassadra Clare völlig ohne Klischees auskommt. Vielmehr nimmt sie diese auf die Schippe, wenn sich Clary und Simon etwa wie in einem PC-Spiel fühlen oder Clary sich wundert, wie viel Geld die Silberwaffen der Dämonenjäger wohl bei eBay einbringen würden. Ohnehin ist das Buch sehr modern und frisch. Jugendliche Leser werden sich sicher schnell mit den Hauptfiguren, die im Zweifel auch mal auf Google zurückgreifen, identifizieren können.

Neben dem Witz und der Spannung kommen aber auch die Gefühle nicht zu kurz. Freundschaft, Hass, Liebe, Verrat, Familientragödien – Cassandra Clare schafft es, Emotionen zu wecken, ohne dabei die Grenze zum Kitsch zu überschreiten.
Manche Entwicklungen sind zwar etwas absehbar, jedoch stößt man im Laufe der Lektüre auch auf die eine oder andere überraschende Wendung.

Einige Rätsel klären sich mit der Zeit auf und das Buch endet zum Glück nicht mit einem bösen Cliffhanger. Trotzdem bleiben noch genügend Fragen für die beiden Fortsetzungen ‘City of Ashes’ und ‘City of Glass’ offen.

FAZIT: Urban-Fantasy vom Feinsten.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.