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anyways
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greifswald

Bewertungen

Insgesamt 266 Bewertungen
Bewertung vom 27.08.2013
Lämmerweid / Robert Walcher Bd.9
Rangnick, Joachim

Lämmerweid / Robert Walcher Bd.9


weniger gut

Bei Joachim Ragnicks Büchern stellt sich bei mir unwillkürlich der Kampf des Don Quichote gegen die Windmühlen dar. Genauso agiert auch Walcher dieses Mal. Thematisch werden von Rangnick die üblen und geheimen Machenschaften der Lebensmittelindustrie, der Chemiekonzerne im Allgemeinen, die Politik im Besonderen und der dazugehörige Lobbyismus im speziellen abgehandelt. Haben mir seine vorherigen Bücher von der Thematik her gut gefallen, ist es bei diesem nicht so ganz mein Fall , nach der Leseprobe hatte ich mir einfach mehr erwartet. Nicht das ich gewisse Ansichten mit dem Autor teile nicht teile, dieses Mal lag mir die Art der Umsetzung nicht. Ich fand gewisse Dinge schlecht recherchiert, dafür wurde umso mehr Wert auf die Polemik gelegt. Dieses polemisieren gefiel mir dann am Ende auch gar nicht ebenso die doch sehr sprunghafte Handlung, ein zu viel an Haupt- und Nebendarstellern und Schauplätzen. Irreführende Handlungen, Leichen die keine mehr sind usw. All dies verstärkt sich gerade auf den letzten 50 Seiten. Schade dieses Mal wurde ich von Rangnick nicht „abgeholt“.

Bewertung vom 27.08.2013
Kalter Schmerz
Jameson, Hanna

Kalter Schmerz


gut

Schonungslos grausam, stellenweise entsetzlich gewalttätig, kaltblütig und brutal, dabei nicht immer logisch und nachvollziehbar. Soweit meine Quintessenz diese Romans.
Nics Werdegang und späterer „Beruf“ ist von, mitunter sadistischer, Gewalt geprägt, Taten die die Autorin gerne sehr detailliert beschreibt. Viel zu kurz kommen für mich aber die verqueren Familienverhältnisse, nicht nur die der Dyers, sondern auch die des Protagonisten. Gerade diese bieten so viel schriftstellerischen Zündstoff. Da aber vieles ungesagt bleibt ist die Motivation aller Beteiligten manchmal schwer nachvollziehbar. Dadurch fehlen die Substanz und die Tiefgründigkeit, alles reduziert sich nur auf Gewalt und deren Eskalation. Diese stellt die Autorin durchaus vielschichtig und spannend dar, aber das gewisse Extra fehlt mir. Trotzdem ein beachtliches Werk einer noch sehr jungen und sehr talentierten Schriftstellerin.

Bewertung vom 27.08.2013
Wassermanns Zorn
Winkelmann, Andreas

Wassermanns Zorn


ausgezeichnet

Andreas Winkelmanns Thriller ähnelt einem vielschichtigem Katz-und Maus-Spiel, in dem man sich bis zum Schluss nicht wirklich sicher sein kann wer, was darstellen soll. Facettenreich sind die Charakterzüge sämtlicher Haupt- und Nebenakteuren. Angefangen beim Hauptkommissar Stiffler, der zwar von Anfang an nicht überaus sympathisch daher kommt, aber durchaus seiner Stellung und seinem beruflichen Werdegang entsprechende Allüren aufweist. Neben ihm agiert vorwiegend die Praktikantin Manuela, deren jugendliche Energie auf der einen Seite fast ansteckend wirkt aber auch wirklich einen leichten Touch ins nervige hat. Alle weiteren Figuren sind ebenso mit einer Fülle an Details und Besonderheiten, in der, dem Autor eigenen saloppen Schreibstil, charakterisiert.
Das macht das Buch allein schon sehr interessant, hinzukommen noch sehr gut platzierte Spannungsbögen, geschickte Wendungen und ein gelungener Show down….also alles was einen sehr guten Thriller ausmacht und ein Garant für eine lesereiche Nacht ist.

Bewertung vom 27.08.2013
Keine Gnade
Annechino, Daniel

Keine Gnade


weniger gut

War ich beim ersten Teil um Sam und Al noch voll des Lobes, habe ich an diesem Buch einiges zu bemängeln. Zum Ersten ist hier einfach die Grundidee: Wie will der Kardiologe seine Forschungsergebnisse veröffentlichen? Ergebnisse aus „seinen“ Studien sind nicht verwertbar, da sie überhaupt nicht nachvollziehbar sind. Ergebnisse Klinischer Studien (mit einem Forschungsbudget von 10 Millionen Dollar) auf diese absurde Art und dann noch ohne Wissen Anderer, zu „erschaffen“ ist völlig realitätsfern. Also an sich ist die Grundstory schon mal an den Haaren herbeigezogen, dann ähnelt sie dem Vorgängerband zu ca. 70 %. Der Protagonist kommt aus derselben Branche, ist charakterlich und seinem äußeren Erscheinungsbild dem Vorgänger sehr ähnlich und auch die Story ist sehr vorhersehbar. Alle übrigen Protagonisten kämpfen mit einem enormen Ausmaß an persönlichen Schicksalsschlägen. Das wirkt auf mich sehr bemüht und nahm mir die Freude am Lesen.
Gefallen hat mir , ähnlich wie beim Vorgänger, das sehr detailierte Seelenleben der Beteiligten, so wird der "Bösewicht" nicht nur schwarz/ weiß dargestellt sondern durchläuft einen Entwicklungsprozess der nachvollziehbar wird.
Es ist nicht so, dass der Autor einen nicht zu fesseln vermag, nur leider sind das alles ein paar Mängel zu viel. Worauf ich aber wirklich sauer bin ist die persönliche Beziehung der beiden ermittelnden Detektives, so ein verkitschtes „Happy End“ kann (M)an(n) sich wirklich nur ausdenken!

Bewertung vom 27.08.2013
Dunkle Flammen / Unearthly Bd.1
Hand, Cynthia

Dunkle Flammen / Unearthly Bd.1


sehr gut

Ein ungemein spannender Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Mir gefiel besonders die Kombination des Übernatürlichen gepaart mit den ganz normalen und alltäglichen Sorgen einer Heranwachsenden. Dieser Spagat ist der Autorin ausgezeichnet gelungen. Der Charakter der Clara ist wirklich erfrischend zickig und egozentrisch dargestellt. Einfühlsam und behutsam lässt die Autorin ihre Protagonistin die erste Liebe und deren Gefühlswirrwarr aus Zweifel, Wünsche, Träume und auch Enttäuschungen durchleben. Bei einigen Zeichnungen aller Beteiligten konnte ich aber auch eine Ähnlichkeit zwischen schon bekannten Fantasygrößen á la „Biss…“ feststellen, aber vielleicht liegt dies auch am Genre allgemein.
Der Schreibstil ist klar, flüssig und gewandt. Viele sehr interessante Aphorismen konnte ich entdecken, besonders schön fand ich diese: „… Teelöffelchen voll Begeisterung."
Im Nachhinein sind mir nur ein paar Dingen aufgefallen, die für mich nicht ganz nachvollziehbar sind. Da wäre z. Bsp. die neue Freundin der Clara, die sich auch als Engel entpuppt, ohne die Erwähnung von besonderen körperlichen Eigenarten oder ihrer persönlichen Aufgabe. Claras Mutter die unter der Aufgabenstellung ihrer Tochter körperlich, so hat es den Anschein, sehr leidet erhält von der Autorin ebenfalls keine intensivere Aufmerksamkeit, so bleibt einiges dem Leser verborgen.

Fazit: Ein ungemein spannender Fantasyroman mit tollen Ideen aus dem Reich der Zwischenwelt umgesetzt.

Bewertung vom 27.08.2013
Stimmen in der Nacht
Brodie, Laura

Stimmen in der Nacht


sehr gut

Die Träume kommen wieder, die Träume in denen sie in den dunklen Wald flüchtet, flüchtet vor den Bildern in ihrem Kopf….und sie ist doch erst fünf Jahre.
Die fünfzehnjährige Maggie muss sich wegen dieser Träume erneut in psychotherapeutische Behandlung geben. Träume die ihren Ursprung in einer Gewalttat von vor neun Jahren haben. In einer Mainacht, in der Maggie und ihre Mutter, die Literaturprofessorin Emma Greene am hiesigen College, allein in ihrem abgelegenen Haus sind, betreten drei Studenten unangemeldet das Grundstück und später das Haus, nur Augenblicke später passiert etwas so grauenhaftes, dass Maggie auch Jahre später noch Alpträume beschert.
Ich bin nach dem Lesen des Klappentextes und der Leseprobe mit ganz anderen Erwartungen an dieses Buch herangegangen. Aber die Autorin überraschte mich mehrmals mit geschickten Wendungen. Auch wenn ich im Nachhinein etliche Reaktionen, fast aller Protagonisten, als überzeichnet empfinde, vielleicht ist oder war es Absicht, um den Leser immer wieder in Denkfallen zu stürzen. Es war nicht der Thriller/ Krimi den ich erwartet habe, trotzdem hat mich der Schreibstil sofort für sich eingenommen. Störend empfand ich nur die immer wieder kehrenden Hinweise auf rhetorische Stilmittel in ihren Originalsprachen. Man neigt natürlich, mit solchem Fachwissen im Hintergrund, dazu dieses auch ständig anzubringen. Bei einer wissenschaftlichen Veröffentlichung von Texten ist das sogar notwendig, in einem Roman empfinde ich dies als zu dick aufgetragen.
Nach einigen Minuten Leseabstand fällt mir ein, was ich noch vermisste: Einen „dreidimensionalen“ männlichen Protagonisten. Die weiblichen Akteure waren interessant, vielschichtig und aus mehreren Perspektiven dargestellt, das fehlt fast gänzlich bei den männlichen Akteuren, die entweder nur auf ihre gewalttätigen Exzesse reduziert sind oder ansonsten irgendwie farblos wirken.
Ein atmosphärisch dicht geschriebener Roman mit interessanten, vielschichtigen weiblichen Protagonisten und einer Geschichte die jederzeit und überall geschehen könnte und das macht die eigentliche Brisanz dieses Buches aus.

Bewertung vom 27.08.2013
Dunkle Gewässer
Lansdale, Joe R.

Dunkle Gewässer


sehr gut

Bizarr trostlos, deprimierend und düster waren meine ersten Gedanken. Die Geschichte der Jugendlichen ist geprägt von Gewalt und Zukunftslosigkeit. Da ich lange keinen Hinweis auf den zeitlichen Rahmen in diesem Roman fand, ordne ich ihn in die Mitte des letzten Jahrhunderts ein. Also irgendwann zwischen den 1930er – 1950er Jahre. Das erklärt für mich am besten die depressive Grundstimmung des Buches. Dort war der Rassismus gegen Schwarze und Gewalt an Frauen und Kindern recht ausgeprägt in der amerikanischen Bevölkerung, zumal dort wo eine Anbindung an größere Städte fehlte. Mich hat die Geschichte sehr gefesselt. Ein Road Trip der anderen Art. Gefallen hat mir der sehr intensive Schreibstil des Autors, er wirkt einfach und vermittelt trotzdem recht eindrücklich sowohl die charakterlichen Feinheiten der Protagonisten, die Gewalttätigkeiten der ( fast) isoliert lebenden Flussbewohner als auch die Darstellung der Flora rings um den Fluss. Der Killer Skunk und die später im Buch erwähnte alte Frau, waren mir an der einen oder anderen Stelle ein wenig zu übertrieben dargestellt und deshalb unglaubwürdig. Trotzdem eine faszinierende Geschichte ein wenig skurril aber spannend und interessant.

Bewertung vom 27.08.2013
Wir sind doch Schwestern
Gesthuysen, Anne

Wir sind doch Schwestern


sehr gut

Wie das wohl ist, 100 Jahre alt zu werden und immer noch geistig fit und einigermaßen mobil zu sein?
Anne Gesthysen gibt uns einen sehr interessanten Einblick in ihre Familiengeschichte. Zwei ihrer Tanten haben über 100 Geburtstage feiern können. Die Geschichte beginnt dann auch mit dem 100. Geburtstag der ältesten Schwester Gertrud, den diese bei der jüngsten (84), Katty begehen will. Ebenfalls zu diesem Ereignis kommt auch die zweitälteste Paula (98)angereist. Aber Familienbande sind zwar sehr stark miteinander verknüpft aber zwischen den Schwestern stecken auch mindestens achtzig Jahre gemeinsame Erlebnisse, die nicht immer angenehm waren und die oft zu Zwistigkeiten und Groll untereinander gesorgt haben. Eins haben die drei nämlich schon auf den ersten Blick gemeinsam….einen immensen Dickkopf. Die Jüngste fühlt sich von der Ältesten ständig gegängelt, die Ältere wiederum kann nicht aufhören die Jüngste zu erziehen, tja und die Mittlere sitzt irgendwie ständig zwischen den Stühlen, denn nicht immer kann sie schlichten.
Sie haben alles erlebt, den ersten Weltkrieg und auch den zweiten, das Wirtschaftswunder und sogar die Wiedervereinigung. Die eigentliche Geschichte spielt aber hauptsächlich vor, während und kurz nach dem zweiten Weltkrieg.
Die Autorin zeichnet ein liebevolles Portrait ihrer drei Großtanten ohne deren Charakterzüge zu verstellen oder den heutigen Ansichten anzupassen. Das hat mir sehr gefallen. In vielem konnte ich Ähnlichkeiten zur eigenen Verwandtschaft erkennen. Die Individualität aller drei charakterisiert sich nicht nur aus den kleineren körperlichen Gebrechen sondern ihre verschiedenen Wesenszüge sind sehr deutlich, und mir sehr sympathisch, gezeichnet. Ganz besonders hinweisen möchte ich persönlich auf den Epilog, denn für mich war es ebenso wichtig die Geschichte nach der Geschichte zu erfahren.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2012
Als der Regen kam
Augstburger, Urs

Als der Regen kam


weniger gut

Jahrzehnte nach seiner etwas überstürzten Flucht aus der Enge seiner schweizerischen Heimatstadt, kehrt Mauro, der Halbitaliener, zurück. Sofort überfällt ihn seine eigene Vergangenheit, denn es ist Jugendfest. Ein Fest das seit Jahrhunderten in der Kleinen Stadt gefeiert wird, und für jeden Bewohner etwas Besonderes ist. Obwohl Mauro keine sehr guten Erinnerungen an dieses Fest hat, kann er sich dessen Magie nicht entziehen. Für seine Mutter hatte das Fest vor vielen Jahren weitaus dramatischere Ereignisse, nur erzählen kann sie diese nicht mehr, sie sind verschlossen, denn Helen leidet an Alzheimer. Umso neugieriger ist Mauro auf ihre Geschichte.

Die Stimmung dieses Buches als melancholisch zu beschreiben, wäre eher noch geschmeichelt. Es ist sehr Gedanken lastig, zu viele Andeutungen, Interpretationen und daraus resultierenden Fehlinterpretationen vergangener Feste bestimmen es. Eine gewisse Lieblosigkeit aller Protagonisten stellt sich für mich dar, obwohl der Autor garantiert ganz anderes bezweckt. Schon allein die Tatsache das der Sohn, nicht schon beim Ausbruch ihrer Erkrankung bei ihr ist, sondern erst zwei Jahre später kommt, um dann auch gleich alle Zelte für sich und für sie abzubrechen lässt mich an eine Gleichgültigkeit denken. Mich hat weder die Geschichte für sich eingenommen, noch das der Autor mich durch sympathische Akteure an das Buch fesseln konnte.
Dieses Buch verspricht soviel mehr als das es hält.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.