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marcialoup

Bewertungen

Insgesamt 114 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2022
Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
Sträter, Torsten

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen


ausgezeichnet

Du kannst immer lachen, du musst es nur wollen

Man kommt ums Lachen nicht drumherum. Torsten Sträter in Buchform zum Selbstlesen. Macht genauso viel Spaß wie live oder im Fernsehen, auch wenn es das i-Tüpfelchen ist, wenn Torsten Sträter den Inhalt selbst vorträgt.
Beim Lesen hat man Torsten Sträters Stimme dennoch im Kopf und liest mitunter so, wie er es vorlesen würde.
Er zaubert immer ein Lächeln ins Gesicht. Das Buch ist jede Seite wert gelesen zu werden um zu lachen.
Kurze Lachgeschichten unterteilt in neun Kapitel können in kleinen Lesehäppchen zwischendurch genossen werden. Auch ernste Themen werden angesprochen, so zum Beispiel Corona oder seine Depression. Politische Gedanken werden auch nicht vernachlässigt. Aber es ist immer ein lachendes Auge dabei. Gerade zur dunkler werdenden Jahreszeit und auch zur Ablenkung des ernsten aktuellen Weltgeschehens tut dieses Buch einfach gut! Für Sträter-Fans sowieso.

Bewertung vom 19.10.2022
Connemara
Mathieu, Nicolas

Connemara


gut

So gar nicht wie erwartet

Hélène erscheint zunächst sympathisch und mitreißend. Autor Nicolas Mathieu öffnet sie dem Leser ohne Umschweife:
Hélène, verheiratet, berufstätige Mutter von zwei Kindern, die im stressigen Alltag gefangen ist. Auch in ihrer neuen Umgebung, ein Haus im Grünen, eingetauscht aus einem Leben in Paris, das dort nicht funktioniert hat, weil Hélène einen Burn-Out erlitt, findet sie nicht den ersehnten neuen Rhythmus. Dann scheint sich nicht ohne Weiteres eine Liaison anzubahnen, die ohne Vorahnung durch eine süße Sünde aus Jugendzeiten abgelöst wird, als sie unverhofft auf Ihren Jugendschwarm Christophe trifft…
Rasant entwickelt sich dann das, wovon Hélène glaubt, dass es ihre innere Sehnsucht stillt und sie glücklicher macht.
In angenehmer Sprache verschmilzt der Leser schnell mit Hélène‘s Leben.

Nicolas Mathieu läßt seine Protagonisten hin und her schweifen zwischen ihrem jetzigen Leben und ihrer Jugend, wo der Ursprung für manches gelegt wurde und der Leser mehr erfährt und tiefer verstehen kann, warum die Vergangenheit bis in die Gegenwart reicht und geschehen muss.
Die ersten Kapitel haben mich völlig mitgenommen in Hélène‘s atemlosem Alltag.
Zwischendurch erreicht das Buch jedoch einige Längen, die ich gern übersprungen hätte und auch Christophe‘s Hockeygeschichten waren für mich eher nichtssagend.
Der Schluß ist anders als erwartet, vielleicht zu abrupt und hinterläßt den Leser fast ein bißchen ratlos, aber auch etwas traurig.

Das Cover ist interessant, denn es hält den Spiegel vor, den Hélène in ihrem Leben zu selten benutzt hat, um sich zwischen Stress, Alltag und Flucht auch einmal auf sich selbst einzulassen…

Bewertung vom 30.09.2022
Der Klang von Licht
Bagus, Clara Maria

Der Klang von Licht


ausgezeichnet

Herzzerreißend und ein sprachliches Juwel

Ein faszinierender Wortschatz und intensive Sätze erwarten den Leser! Es ist kaum mit gleichsam starken Worten zu beschreiben, was dieses Buch mit einem macht. Immer wieder mußte ich innehalten, verinnerlichen, das Geschehende zulassen, an mich heranlassen.
Mit so schönen Worten zu Beginn des Buches hebt sich das Intro vom eigentlichen Text in einer anderen Schrift ab. Doch erscheint diese Schrift in den Kapiteln verwoben immer wieder einmal und verbindet Gedanken und Erlebnisse innerhalb der Geschichten, greift in sie ein.

So herzzerreißend und tief die erste Geschichte dieser Frau, die in Panik ihr Kind in einer Art Kinderklappe abgibt, die dann wenige Tage später vom echten Gefühl überwältigt ihr Kind wieder zurückholen möchte und dabei zusehen muß, wie es gerade von neuen „Eltern“ mitgenommen wird. Mir liefen die Tränen. So intensiv beschrieben...
Es kommt aber auch zu unerwartet schockierenden Bildern, die an uns herantreten. Kurz und heftig hinterlassen sie dauerhafte Eindrücke. Die zweite Geschichte musste ich zweimal lesen, weil ich zunächst dachte, das hab ich jetzt nicht wirklich gelesen – so schnell geschah es, unerwartet, in einem kurzen grausamen Moment…

Die Protagonisten verschmilzen mit der lesenden Person. Gefühle erreichen uns und holen vieles hoch. Momente sind fragil und können im nächsten Satz schon zerbrochen oder geheilt sein. Einige Kapitel enden offen, bleiben atem(be)raubend.

Die Kraniche - goldfarben und in verschiedenen Gelbtönen - hauchen dem Cover bei ihrem Flug durchs Mondlicht den „Klang von Licht“ ein.
Der Titel ... Licht das klingt, wie sieht das aus? Wie hört sich das an?
Wie dieses Buch! Mit Nachklang! Zum Nachdenken. Ein Tiefgang.
Die Worte sind mit beeindruckendem Bedacht gewählt, mit Wörtern wird gespielt, und mit einem hervorragenden Wortschatz bildgewaltig einschneidende Geschichten erzeugt.

Clara Maria Bagus hat ein außergewöhnliches, intensives Werk geschaffen!
Ein funkelnder Juwel mit besonderem Feinschliff!

PS: Ich schreibe oft aus Büchern bemerkenswerte Sätze in ein Notizbuch. Bei diesem Buch reicht ein Notizbuch nicht aus! Eigentlich möchte man permanent Sätze aus dem Klang des Lichts zitieren!

Bewertung vom 19.09.2022
Der Tote aus Zimmer 12
Horowitz, Anthony

Der Tote aus Zimmer 12


sehr gut

Ein Buch, ein Mord (oder zwei?!)

Ein Buch im Buch … ein Mord im Buch … ein Mord in der Realität, in der Vergangenheit … eine verschwundene Person in der Gegenwart, die dieses Buch gelesen hat. Wie ist das alles miteinander verbunden?
Die ehemalige Lektorin Susan Ryeland hatte früher einmal das Buch „Atticus unterwegs“ von Alan Conway redigiert. Der Autor ist jedoch beim letzten Buch, das Susan redigiert hatte, ums Leben gekommen und auch der Verlag wurde ruiniert. Mittlerweile in einem neuen Leben fern dieser Tätigkeit nun als Hotelmanagerin in Griechenland angekommen, wird sie von Pauline & Lawrence Treherne aus Suffolk aufgesucht, um einen Mordfall neu aufzurollen, der sich vor einiger Zeit in deren Hotel ereignet hatte. Am Hochzeitstag von Treherne‘s Tochter Cecily wird ein Gast aus Zimmer 12 ermordet vorgefunden: Frank Parris, ein bekannter Werbetexter der Londoner Szene. Schnell wurde der rumänische Angestellte festgenommen.
Acht Jahre später liest Cecily in Alan Conway‘s Buch, wer der eigentliche Mörder sein soll - und sie verschwindet kurz darauf spurlos. Susan soll der Sache nachgehen. Zur Recherche reist Susan nach Suffolk und kommt im Hotel der Treherne‘s unter. Noch bevor sie dazu kommt, das Buch „Atticus unterwegs“ noch einmal zu lesen, trifft sie auf unzählige Personen, die ihre eigene Geschichte zum Mord an Frank Parris und dem Verschwinden von Cecily Treherne haben. Daraus spinnt sich ein großes Netz von Einzelheiten, in denen Susan nach der tatsächlichen Wahrheit sucht.
Dann taucht der Leser zusammen mit Susan in den Roman von Alan Conway ein; in „Atticus unterwegs“ sucht man die Verbindung der Personen zum eigentlichen Buch von Anthony Horowitz – wer ist wohl wer? - und befindet sich mittendrin. Verstrickte Einzelgeschichten klären im Verlauf zwei Morde auf. Den Zusammenhang zu Frank Parris und Cecily Treherne findet man zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber es liegen dann auch noch mehr als 100 spannende Seiten mit Susan vor einem.

Die Figuren sind charakteristisch und obgleich viele Personen eingebunden sind, hat man zu jedem von ihnen guten Zugang und man ist gespannt, welches ihr Beitrag zum Mord an Frank bzw. am Verschwinden von Cecily ist.

Anthony Horowitz versteht es, den Leser auf die Ermittlungsreise mitzunehmen, so daß man Sorge hat, dass ohne einen weiter ermittelt wird, wenn man das Buch beiseite legt.
Ich lese sehr gern auch Bücher von Joel Dicker und wer dazu eine Alternative sucht, wird mit Büchern von Anthony Horowitz sicher nicht enttäuscht! Ich bin positiv überrascht über dieses gelungene Buch im Buch und diesen spannend aufgebauten Krimi, der sicher nicht mein letztes Buch von Horowitz ist.

Bewertung vom 19.09.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


sehr gut

Maid oder Mörderin?

Das Zimmermädchen nimmt mich sofort mit und ich erhalte einen tiefen Einblick in … in was eigentlich? … In ihre Arbeit, in sie selbst, in das was sie sieht und was sonst niemand sieht.
Mit Perfektionismus und Liebe zum Detail erledigt Molly, das Zimmermädchen ihren täglichen Job in einem vornehmen Hotel. Ihr entgeht nichts, auch nicht das kleinste Staubkorn.
Mit Gewissenhaftigkeit und fast autistischer Präzision ist sie für alle da. Durch ihren herzerwärmenden Charakter wissen Kollegen wie auch Gäste sie zu schätzen. Sie bekommt reichlich Trinkgeld, das hilft, ihr Auskommen zu sichern. Leider ist sie auch sehr vertrauensselig…
Molly fühlt sich dennoch allein auf der Welt, seit ihre Großmutter – Gran – gestorben ist. Zuhause erinnert sie alles an Gran, bei der sie aufgewachsen ist, weil ihre Mutter sie wegen einem „falschen Fuffziger“ verlassen hat. Nach Gran‘s Tod lebt Molly in Gedanken an sie weiter, und es hilft ihr, sich an Regeln zu halten, die Gran aufgestellt hat. Jedoch ist das hart ersparte Geld von Gran weg – weil auch Molly einem „falschen Fuffziger“ vertraut hat.
Doch sobald etwas passiert, was von den Regeln abweicht, kommt Molly durcheinander und in ihrem Kopf bricht Chaos aus. Und dann findet sie eines Tages beim Saubermachen in Zimmer 401 die Leiche eines reichen Stammgastes…
Plötzlich steht Molly unter Hauptverdacht. Die Polizei bezichtigt sie des Mordes!
Durch ihre ungewöhnliche Art sinkt sie immer tiefer in diesen Verdacht und sie braucht dringend Hilfe, um da wieder herauszukommen. Hat sie dieses Mal die richtigen Freunde an ihrer Seite?
Und dann nehme auch ich Molly, das Zimmermädchen mit, denn sie versteht es, sich ins Herz zu schleichen.
Ist sie wirklich die Mörderin?

Fazit:
Das Cover ist ansprechend und paßt zum Inhalt. Die Charaktere sind detailgenau dargestellt, man wird mit den einzelnen Personen und vor allem mit Molly sofort warm. Bei Molly, der Protagonistin, ist es der Autorin sehr gut gelungen, ihre autistischen Züge hervorzuheben. Da das Buch aus Sicht von Molly geschrieben ist, ist die Erzählweise anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, man wird aber schnell hineingezogen und legt das Buch nicht mehr beiseite. Für alle Krimi-Fans als liebenswert-leichte Krimi-Lektüre sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 19.09.2022
Die Feuer
Thomas, Claire

Die Feuer


gut

Titel und Cover haben mich etwas anderes erwarten lassen...

Ein rotes Kleid in einem Frauenkörper, verschwommen verzerrt dargestellt, wie züngeldes Feuer. Ein schönes Cover, passend zum Titel. Man kann sich dazu vieles vorstellen.
Uns wird ein Theaterstück von Samuel Beckett vorgespielt.
In Australien wüten die Feuer und kreisen die Einwohner immer mehr ein, während im Theater die Zuschauer sich sicher fühlen. fern der tatsächlichen Probleme dort draußen. Die Hitze wird durch kühlende Klimaanlagen im Theater verharmlost. Doch das Bühnenstück hat es in sich und weist immer wieder auf die Umweltprobleme hin, die kein Einzelner mehr bewältigen kann.
Margot, Literaturprofessorin, hat das Theaterstück vor über 40 Jahren schon einmal mit ihrem Mann gesehen. Sie erinnert sich nicht mehr an alle Einzelheiten und während der Aufführung fallen ihr zu einigen Bühnenszenen eigene Szenen aus ihrem Leben ein - Erinnerungen, Gedanken, Situationen – laufen wie ein Film neben dem Bühnenstück in ihrem Kopf ab.
Summer, Schauspielschülerin und Platzanweiserin, Anfang 20, zart besaitet, voller Sorgen und Ängste: um ihre Freundin April, um die Feuer, um die Umwelt - die Feuer … Aprils Eltern wohnen in den Bergen, dort wo die Feuer wüten, April wollte zu ihnen. Das beunruhigt und beschäftigt Summer das komplette Bühnenstück über, das sie sich hinten, vom letzten Platz aus, anschaut, natürlich immer zu spät kommend, da sie zuerst ihrer Arbeit als Platzanweiserin nachgehen muß. Ihr Handy ist währenddessen die erwartungsvolle Verbindung zu April.
Ivy, mittleren Alters und ziemlich unzufrieden damit, dass man ihr das mittlere Alter aus Sicht von Jüngeren anmerkt, denn sie fühlt sich ja selbst nicht so.
Drei unterschiedliche Charaktere, die in der Pause zusammentreffen und deren Gespräche den zweiten Teil des Theaterstücks in ihrem Inneren anders ablaufen lassen.
Und dann ist da noch Winnie, die Hauptdarstellerin auf der Bühne, die sich immer wieder in die Aufmerksamkeit der Zuschauer hereinschleicht und sie in die Gegenwart holt, die sie aber auch wieder in ihre eigenen Leben abdriften läßt. Winnie holt die tiefen Erinnerungen der drei Frauen hervor, läßt sie reflektieren. Eckpunkte der Bühnenszenen werden zu Szenen aus dem Leben von Margot, Summer und Ivy. Irgendwann fängt der Sonnenschirm auf der Bühne Feuer – der Sonnenschirm, der gegen die gnadenlose Gluthitze schützen soll, steht in Flammen und das Publikum wird an die Realität erinnert – draußen, die Feuer...

Dieses Buch rüttelt still und leise auf, zerrt auch an unseren Gedanken und unserem Verhalten der Umwelt gegenüber, das zu überdenken ist.

Bewertung vom 19.09.2022
Für diesen Sommer
Klönne, Gisa

Für diesen Sommer


sehr gut

Hallo Vater!

Mal eine andere Familiengeschichte: vom Aufräumen im eigenen Leben, von der Konfrontation mit der Kindheit, die zuhause im Elternhaus in jeder Ecke schlummert und die einen begleitet, wenn man als Tochter den Vater im hohen Alter pflegt. Als Kind der 70er/80er kann man die Gedanken und Erlebnisse in diesem Roman sehr gut nachspüren, weil man sie eventuell selbst schon so erlebt hat und ja, es braucht Mut, um die Momente des eigenen Lebens noch einmal zu erleben; sich allem zu stellen, was hochkommt, wenn man als Erwachsene/r nach langer Zeit ins Elternhaus zurückkehrt. Manche Erinnerungen passen in einen Karton, den man verstaubt und nach altem Papier riechend vom Dachboden kramt. Ihn zu öffnen kostet Überwindung, denn die Geister der Erinnerung werden dadurch freigelassen und schwirren in die aktuelle Gegenwart während man selbst in die Vergangenheit hineingezogen wird. Die Konfrontation mit sich selbst, der Spiegel der Vergangenheit, gelüftete Geheimnisse – man muß es aushalten (können).
So geht es Franziska – sie fährt zu ihrem verwitweten Vater, um ihn einige Zeit zu pflegen. Ihre Schwester Monika ist im „Urlaub“, dafür springt sie ein. Zunächst sind wenige Wochen geplant, doch Monika ist nicht nur im Urlaub - so schnell wird sie nicht wiederkommen... Ohne es zu wissen und zu wollen übernimmt Franziska mehr als nur eine Urlaubspflege. Franziska und ihr Vater Heinrich müssen sich langsam wieder aneinander herantasten, zu viel war passiert, was nicht ausgesprochen wurde, was falsch verstanden oder nicht ausdiskutiert wurde.

Wenn man selbst Eltern pflegt oder gepflegt hat, findet man sich in diesem Buch sehr oft wieder – eine berührende Zeit, schmerzhaft und schön zugleich, im Nachblick außergewöhnlich wertvoll, auch wenn man mehr als einmal aufgeben möchte, weil man manchmal an scheinbar unüberwindbare Grenzen stößt.
Die Perspektive wechselt zwischen Franziska und ihrem Vater, und der Leser erfährt von beiden Seiten deren Leben und Erleben im Früher und im Heute.
Leise, doch mit kraftvollen Worten zeichnet die Autorin ein eindringliches Bild von Franziska, ihrem Vater und all den Personen, die zu ihren Leben gehör(t)en. Die schöne Sprache läßt das Buch angenehm fließen.

„Die Küchenuhr tickt die Sekunden herunter“.
Diesen Satz nehme ich mit, denn wir haben alle schon heruntergetickte Sekunden, und man sollte ab und zu mal innehalten und hören, ob sie richtig getickt haben oder ob man an der Uhr noch etwas stellen kann/soll/muß.

Bewertung vom 19.09.2022
Verheizte Herzen
Crossan, Sarah

Verheizte Herzen


sehr gut

Mitreißende Sogwirkung...

Anschnallen und loslesen … dieses in (sich nicht reimender) Versform vorgetragene Kunstwerk hat eine Sogwirkung, der man nahezu ausgeliefert ist.
Ich dachte zunächst „Nein, ein Roman in Versform ist nichts für mich“, während ich die ersten Seiten las, und las … und las – völlig mittendrin, mitgerissen,
gefesselt – fast atemlos
reist man durch die Gedankenwelt, den Schmerz und die Empfindungen der Protagonistin.
Durch die Versform erhält der Roman, der eine Geschichte einer verbotenen Liebe erzählt, eine außergewöhnliche Tiefe, da die Worte durch ihre Position im Text
extra
betont oder außer der Reihe dargestellt werden und damit Regeln bricht.
Ein erwähnenswertes Zitat: ‚Woher sollen wir wissen, welche Tage später einmal Wendepunkte sind?‘
läßt innehalten,
bleibt haften.
Es gibt Rückblicke und Gegenwart, leise getrennt durch ein kleines Zeichen (eine verwelkte Blume?) zwischen den Zeilen, auf den Seiten – dazwischen immer wieder sie und er, ihre Geschichte, die so tragisch endet und doch nicht richtig enden kann.

Der Titel ein Wortspiel, der klangvoll die Stimmung des Inhalts wiedergibt.
Das Cover, im Detail so liebevoll genau mit überraschenden Akzenten.
Das Buch endet mit drei leeren weißen Seiten – so gewollt oder Zufall, doch es paßt … zum Schluß und zu 'Verheizte Herzen'!

Bewertung vom 19.09.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


sehr gut

Unaufgeregt – aber intensiv

Der Titel sollte nicht zu schnell gelesen werden: ein unendlich kurzer Sommer gleicht dem Widerspruch in sich. Unendlich und kurz zusammen zu verwenden ist mutig und gewollt.
Und nach dem Lesen weiß man, das unendlich und kurz doch irgendwie zusammenpasst.

Auf der See-Bestattung von Christophes Mutter Paulette kommen Kindheitserinnerungen hoch, die später, beim Aufräumen des Hauses in Erinnerungen an die Demenz-Erkrankung seiner Mutter überschwenken. Christophe (ruhig und zurückhaltend) war wieder nach Hause gekommen, um sie zu pflegen. Nach ihrem Tod fand er einen Brief von ihr, dessen Datumsangabe ein Geheimnis aufdeckt, das Chris überrascht und dem er nachgehen muß...

Lale geht... einfach so... geht sie, verläßt ihr altes Leben, ihren Mann Mathias und fährt … irgendwohin. Am Bahnhof, an dem sie aussteigt, steht „World‘s end“.
Lale (Markenzeichen Latzhose) landet auf einem kleinen, in die Jahre gekommenen, aber idyllisch gelegenen Campingplatz, den sie trotz widriger Umstände als genau den richtigen Ort für sich erwählt. In stiller Übereinkunft hilft sie Gustav, dem Besitzer (wortkarg und kauzig), auf dem Campingplatz anfallende Arbeiten zu erledigen.
Die Kaninchen von Flo, dem Nachbarsjungen, hoppeln immer wieder durch die Szenerien. Alles passiert einfach so – unaufgeregt.
Jeder findet sich durch den jeweils anderen in einem neuen Leben wieder.
Jeder von ihnen hatte eine Tür geöffnet, weil eine andere Tür zuging, und entdeckt haben sie darin nicht nur sich selbst sondern sie gemeinsam.

Obwohl unaufgeregt, passiert viel.
Das Buch ist sofort sehr vielschichtig, man hat nach wenigen Seiten den Eindruck, dass man schon mehr erlebt hat als nur den Beginn eines Buches. Die Geschichten der einzelnen Protagonisten treffen zusammen, vereinen sich, weben neue Fäden für weitere Geschichten.
Insgesamt wird eine dichte Atmosphäre des Campingplatzes in allen Variationen eingefangen. Man spürt Freiheit und Ungezwungenheit zwischen den Zeilen, aber auch Intensität zwischen den Absätzen.

Bewertung vom 19.09.2022
Mein Kompass durch die Wechseljahre
Fischer, Heide

Mein Kompass durch die Wechseljahre


ausgezeichnet

Ein liebevoller und verständlicher Wegbegleiter durch die Wandelzeit

Heide Fischer... ich habe schon ein anderes Buch von ihr gelesen. Ihre angenehme Art im Umgang mit den Themen und Problemen des weiblichen Zyklus‘ empfinde ich als ganz wunderbar.

Ihr neues Buch weist den Weg durch die „Wandelzeit“, die frau durchlebt und die mit verschiedenen Hilfsmitteln angenehmer gestaltet werden kann. Auch wird anschaulich und kompetent erklärt, was im Körper in dieser Zeit passiert / passieren kann. Heide Fischer findet liebevolle Worte, um mögliche Beschwerden annehmbar zu machen, dadurch kann man einen anderen Blick auf sich selbst werfen und kommt sich und seinem Körper näher, was wiederum das Verständnis für manche Abläufe stärkt. Innehalten, in sich hineinhören - oft kann man dann auch einfach mal akzeptieren, was ist – und das macht Situationen dadurch schon leichter oder löst Verspannungen oder Eingefahrenes.

Das Buch unterstützt wie eine Freundin Weg-begleitend durch Höhen und Tiefen, spendet Mut und Zuversicht und weckt Neugier auf alternative Heilmethoden. Heide Fischer hat mir u.a. den Tee des Frauenmantels näher gebracht. Ich finde die Pflanze an sich schon faszinierend mit ihren schönen Blättern und den wie Perlen anmutenden „Tau“tropfen. Der Name Frauenmantel erinnert an einen Mantel, eine Bedeckung zur Abgrenzung, eine Wärme und Schutz spendende Hülle – und genau das braucht frau manchmal an besonderen Tagen. Dann tut ein Frauenmantel-Tee in vielerlei Hinsicht gut und das Buch von Heide Fischer sowieso!

Das Cover des Buchs ist positiv und fröhlich gestaltet. Der Kompass durch die Wechseljahre ist gut strukturiert aufgebaut. Jedes Kapitel ist in sich gut ausgearbeitet und verständlich, mit Beschreibungen, Tipps, naturheilkundlichen Alternativen, Rezepten und Erfahrungsgeschichten aus der Praxis von Heide Fischer. Das Inhaltsverzeichnis zeigt die Themen, ein Register im Anhang lässt einzelne Stichworte gut finden. Auch weiterführende Literatur und ein Glossar sind angehängt.
Das liebevolle Vorwort der Autorin nimmt einen mit auf die Reise in die Wandelzeit und auch die Dankes-Worte am Ende des Buchs sind lesenswert!