Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Test-LR

Bewertungen

Insgesamt 179 Bewertungen
Bewertung vom 01.06.2023
Das Spiel - Desert Rogue
Hense, Julia

Das Spiel - Desert Rogue


ausgezeichnet

Mörderische Drohnenspiele

Cover:
-----------
Das Cover mit dem Game-Controller in blutroten Umrissen auf schwarzen Hintergrund trifft gut die Handlung: Ein Spiel, das nüchtern vor dem Monitor gespielt wird, doch in Wahrheit Leben auslöscht und im wahrsten Sinne mörderisch ist.

Inhalt:
-----------
Tim Richter ist ein erfolgreicher Spieleprogrammierer des Spiels "Desert Rogue", in dem man Drohnen steuert und den Auftrag bekommt, diese auf bestimmte Ziele zu lenken, um sie zu zerstören. Eines Morgens erfährt er, dass sein bester Freund und Mitbewohner Navid Nazari tot ist. Angeblich war er ein Terrorist, der sich selbst in die Luft gesprengt hat.
Tim kann dies nicht glauben und durch eine Mail, die Navid ihm kurz vor seinem Tod geschickt hat, bekommt er eine Ahnung, dass dieser militärischen Geheimnissen auf der Spur war und offenbar "Desert Rogue" eine zentrale Rolle dabei spielt. Doch wie dies alles zusammenhängt und wem er vertrauen kann, das ist die große Frage. Schon bald ist er auf der Flucht vor allem und jedem. An seiner Seite eine ehemalige Geheimagentin, der Navid zuvor ebenfalls Informationen gesendet hat. Werden sie das Geheimnis lüften oder wird man sie auch eliminieren?

Mein Eindruck:
-----------
Mir gefiel besonders der Anfang. Die Autorin schafft es, die Atmosphäre der Berliner Großstadt sehr gut einzufangen. Auch die Arbeitsumfelder von Tim und Navid werden sehr authentisch beschrieben. Man erfährt beim Lesen auch sehr viele Hintergründe aus der Informatik, z. B. wie man Informationen in Bild-Dateien versteckt und Hintergründe über diverse Nachverfolgungs- und Verschlüsselungsmechanismen.
Anfangs ist es nicht so eindeutig, wer welche Rolle innehat. Dass das Spiel dazu dient, reale Personen umzubringen, ohne dass die Spieler davon eine Kenntnis erlangen, die Ahnung hatte ich relativ schnell. Mich wunderte es, mit welcher Naivität Tim an das alles rangeht und mich nervte anfangs, dass er ein paar Anläufe und wiederholte Erklärungen benötigte, bis er den Ernst der Lage erkannt hat.
Das Szenario ist erschreckend realitätsnah, da ich beruflich aus dem IT-Sicherheitsumfeld komme, kann ich sagen, dass die Erklärungen zu den IT-Themen authentisch sind und gut erklärt werden für Laien.
Der Spannungsbogen wurde jedoch des Öfteren für mich unterbrochen, die wiederholten Erklärungen und manche Begriffstutzigkeit von Tim hätte man sich sparen und die Handlung an einigen Stellen etwas mehr straffen können. Die Protagonisten blieben für mich eher oberflächlich, da konnte ich nicht wirklich mitfiebern. Ich fand vor allem das IT-Thema spannend.
Ich wurde gut unterhalten und das Thema Drohnenangriffe verpackt in ein Spiel wurde authentisch umgesetzt. Eine Fortsetzung werde ich wegen des Cliffhangers am Ende lesen.

Fazit:
-----------
Ein aufschlussreicher Krimi mit einem aktuellen Thema aus der Militär- und IT-Spielewelt. Spannung und Charaktere: noch Luft nach oben!

Bewertung vom 01.06.2023
Die letzte Lügnerin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.3
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die letzte Lügnerin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.3


ausgezeichnet

Intrigantes Baugewerbe

Inhalt:
-------------
Strafverteidiger Rocco Eberhardt bekommt einen Anruf eines Bekannten aus dem Landeskriminalamt. Offenbar ist Roccos Vater zusammen mit dem amtierenden Bausenator Möller in einen Skandal verwickelt. Und das, obwohl er und sein Vater gerade zueinandergefunden haben. Als dann bei seinem Bekannten, dem Gerichtsmediziner Jarmer der Kopf einer unbekannten Leiche auf dem Seziertisch landet, Möller in Verdacht gerät, einen heimlichen Zeugen des Skandals ermordet zu haben, fängt Rocco an zu ermitteln. Jarmer und Tobi, der Privatdetektiv ist, unterstützen ihn dabei. Sie geraten in ein Katz und Maus-Spiel, bei dem lange unklar ist, wer der Gewinner sein wird und welche Rolle Roccos Vater eigentlich hat.

Mein Eindruck:
-------------
Dies ist der dritte Band um Rocco Eberhardt, war aber mein erster. Dennoch konnte ich der Handlung gut folgen, denn die wesentlichen Fakten aus Roccos Vergangenheit werden ausreichend erläutert.
Rocco als Strafverteidiger ist mir von Anfang an sehr sympathisch, er ist etwas stur und steht sich selbst im Weg, besonders mit Beziehungen tut er sich etwas schwer. Aber er hat sein Herz auf dem (ge)rechten Fleck und ist ein cleverer Ermittler und Rechtsanwalt. Den Rechtsmediziner Jarmer mochte ich sehr genauso wie Tobias Baumann, ehemaliger Kriminalbeamter, der nun Privatdetektiv ist und mit Roccos Schwester liiert. Zusammen sind sie ein gutes Ermittlerteam und man erfährt nebenher einige Informationen aus der Gerichtsmedizin. Aber auch die Themen IT-Forensik, Rechtswesen und Korruption im Immobilienwesen spielen eine große Rolle. Die Fakten werden hier passend und verständlich in die Handlung eingewoben.
Die Geschichte springt in der Zeit des Öfteren vor und zurück, ist aber so gut konstruiert und die Kapitelüberschriften enthalten die entsprechenden Zeit- und Ortsangaben, dass es einen roten Faden ergibt. Mich konnte der Roman von Anfang an fesseln, ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Die Auflösung war nicht vorhersehbar, doch schlüssig und überzeugend.
Ich werde definitiv die Vorgängerbände nachholen und hoffe, dass es noch mehr Fälle für Rocco und seine Freunde gibt!

Fazit:
-------------
Fesselnder Justizkrimi über Korruption im Immobiliengewerbe mit tollem Ermittlerteam, bei dem man nebenbei noch einiges lernt

Bewertung vom 24.05.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


gut

Cosy Crime in Rumänien

Cover:
----------------
Das Titelbild hat mich sofort angelockt. Die Landschaft wirkt traumhaft und gleichzeitig geheimnisvoll. Das hat mich neugierig gemacht.

Inhalt:
----------------
Der Journalist Paul Schwartzmüller ist ein Siebenbürgen Sachse, der mit 14 Jahren unter geheimnisvollen Umständen von Rumänien nach Deutschland ausgewandert ist. Zurückgelassen hat er Freunde und Bekannte und vor allem seine Tante Zinzi. Bei ihr hatte er glückliche Sommerurlaube verbracht. Kurz nach der Auswanderung ist diese laut Pauls Vater gestorben. Doch nun erhält er einen Brief von einer Anwaltskanzlei. Sie starb erst kürzlich und hat ihm ihren Hof vererbt. Warum wurde er angelogen von seinem Vater? Obwohl er kurz vor einer Beförderung in der Zeitungsredaktion steht, fliegt er kurzerhand in die alte Heimat, um sich selbst ein Bild zu machen.
Dort angekommen, trifft er auf dem Hof nicht nur die unheimliche Maia, sondern auch Sorin, seinen Freund aus Kindertagen. Dieser verdient sein Geld mit Führungen auf Schloss Bran, der Sage nach hat dort Dracula sein Unwesen getrieben.
Gerade eben hat Sorin spaßeshalber noch einen Besucher in die eiserne Jungfrau gesetzt, als dieser am nächsten Morgen tot in derselben liegt. Daneben findet man den blutverschmierten Sorin, der sich an nichts erinnern kann. Sorin wird wegen Mordverdacht verhaftet und bittet Paul nach dem wahren Mörder zu suchen. Schon bald findet Paul sich in einem Wirrwarr von alten Traditionen, verschlossenen Dorfbewohnern und seinem eigenen Gefühlschaos wieder.

Mein Eindruck:
----------------
Der Einstieg war sehr vielversprechend. Der Mord erfolgt relativ früh und Maia gibt von Beginn an Rätsel auf.
Doch der weitere Verlauf ist zunächst etwas schleppend. Paul kommt mit seinen Recherchen nicht so wirklich voran. Er merkt selber, dass ihn irgendetwas hindert. Außerdem schlafwandelt er, hat seltsame Träume und seine Gedanken kreisen gefühlt die meiste Zeit entweder ums Essen, Alkohol, Frauen oder die eigene Vergangenheit.
Ich bin etwas hin und her gerissen, wie ich diesen Krimi bewerten soll.
Gut gefallen hat mir der rumänische Flair, es werden viele Ausdrücke auf Rumänisch mit Übersetzung verwendet, das machte für mich den Krimi authentisch. Zudem lernt man viel über die Geschichte Rumäniens und vor allem über die Siebenbürgen Sachsen, ihre Lebensweise, ihr Essen und ihre Traditionen. Aber auch die aktuellen Probleme im Land werden thematisiert.
Der Kriminalfall kam jedoch sehr langsam in Schwung, Paul selbst trug zur Auflösung nicht viel bei, er hatte viel Hilfe durch ein Mädchen, dessen Monologe in die Handlung eingestreut werden und zunächst für leichte Spannungsmomente sorgen. Aber ihre Identität wird ab der Hälfte des Buches aufgeklärt und ihre Recherchearbeit lässt Paul als erfahrenen Journalist eher dumm aussehen.
Die Auflösung überraschte mich, konnte mich jedoch nicht wirklich überzeugen. Und über allem hing eine gruselige Atmosphäre. Wobei diese gegen Ende auch überzogen wirkte. Wenn man zu oft schreibt "Und wieder die kalte Hand", ohne dass was Nennenswertes passiert, nutzt es sich ab und nervt. Die Autorin wollte hier zu viel auf einmal: Familiengeheimnis, rumänische Geschichte und Traditionen, leichte Romanze und ein Kriminalfall. Sie hätte sich lieber mehr auf den Krimi fokussieren sollen. Paul konnte mich als Ermittler nicht überzeugen. Ich bin unschlüssig, ob ich eine Fortsetzung lesen werde.

Fazit:
----------------
Tolles Ambiente, viel Historie und Traditionen von Rumänien, aber weder Kriminalfall noch Ermittler konnten mich ganz überzeugen

Bewertung vom 22.05.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


gut

Senioren als Mordermittler in der dritten Runde

Inhalt:
--------------
Der Donnerstagsmordclub besteht aus den Senioren Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim. Sie treffen sich jeden Donnerstag im Puzzlestübchen einer Seniorenresidenz, um sich der Lösung alter Mordfälle zu widmen. Diesmal befassen sie sich mit dem Mord an der Journalistin Bethany Waites. Kaum haben sie mit den Ermittlungen angefangen, gibt es weitere Tote und plötzlich wird auch Elizabeths Leben von einem Unbekannten bedroht.

Mein Eindruck:
--------------
Der dritte Band war mein erster Fall des Donnerstagsmordclubs. Leider habe ich gemerkt, dass viel Wissen aus den ersten Bänden vorausgesetzt wird. Die vielen Personen, zu denen nicht nur die vier Clubmitglieder gehören, sondern noch viele Bekannte, werden nicht wirklich eingeführt. Oft erfährt man nur am Rande, wie sie zum Mörderclub stehen und manches muss man sich aus dem Kontext zusammenreimen. Im Handlungsverlauf kommen einige weitere Personen hinzu und dies verstärkt die Unübersichtlichkeit. Anfangs war ich sehr verwirrt und die vielen Nebenhandlungen nervten mich des öfteren. Einerseits mochte ich den britischen, trockenen Humor und die skurrilen Protagnonisten. Andererseits lenken die vielen persönlichen Beziehungsgeschichten von der Krimihandlung ab und tragen nicht zur Spannung bei. Nachdem ich mich durch die erste Hälfte durchgekämpft habe, wurde es dann langsam rasanter und die Auflösung am Ende war wieder sehr genial und schlüssig und hat mich mit dem Rest etwas versöhnt.
Ich bin mir jedoch unschlüssig, ob ich die vorherigen Bände lesen sollte, so richtig warm geworden bin ich mit dem ganzen Haufen nicht. Besonders ihre Denkweise und Reaktionen auf bestimmte Umstände wirkten etwas abgehoben und unrealistisch, hat mich stellenweise an die R.E.D.-Filme mit Bruce Willis erinnert.

Fazit:
--------------
Cosy Crime mit trockenem britischen Humor; verwirrt jedoch durch Personenvielfalt und zu vielen Nebensträngen und büßt so an Spannung ein

Bewertung vom 22.05.2023
Märchenland für alle

Märchenland für alle


sehr gut

Eine neue Form von Märchen

Cover und Gestaltung:
-----------------------------
Das Titelbild ist passend für Märchen und die Illustrationen finde ich wunderschön. Die CD ist nicht in einer Kunststoffhülle, sondern aus Karton. Das gefällt mir, da es viel weniger Platz im Regal einnimmt und nachhaltiger ist. Leider wurde an einer Tracklist und einem Booklet gespart. So weiß man nicht, welche Märchen zu hören sind, wie lange diese Märchen gehen und wer sie spricht.
Im Innenteil habe ich zufällig einen Link gefunden, durch den man auf ein PDF mit diesen Informationen stößt und die man dann selber ausdrucken kann. Leider ist diese Info schwer zu finden, das auszudruckende Format nicht in Bookletform, sondern DIN A-Format und somit nicht kompatibel zur CD-Hülle. Das hätte man besser machen können.

Inhalt:
-----------------------------
Auf dieser CD befinden sich insgesamt 17 Märchen, die teilweise neu sind, teilweise alte Märchen in anderem Gewand darstellen. Ziel war es, die alten Märchenklischees auf den Kopf zu stellen und die Märchenwelt dadurch zu modernisieren und mit anderen Geschlechterrollen zu versehen.

Mein Eindruck:
-----------------------------
Ich mag Märchen sehr gerne. Sie verbinden Rollenverständnisse, Erziehungsmethoden und Wertevermittlung mit Fantasie und Unterhaltung und sind stets ein Spiegel der Zeit, in der sie entstanden sind. Viele Märchen vertreten entsprechend ein veraltetes Rollenverständnis. Es sind stets Prinz und Prinzessin, die sich ineinander verlieben und dann natürlich auch heiraten und am besten am Ende noch Kinder bekommen. Und die Bösen erkennt man daran, dass sie entsprechend hässlich aussehen. Soweit so klar.
Aber was wäre, wenn es nicht Aschenputtel, sondern der Waise Batbajan wäre, der mithilfe eines männlichen Urahns auf den Ball des Prinzen ginge? Oder wenn die Lebkuchenhexe eigentlich nur die verirrten und von deren Eltern im Stich gelassenen Kinder verwöhnen will, weil die Hexe einsam ist und die Kinder ihr leidtun? Oder was wäre, wenn Prinz und Prinzessin einfach nur so als Freunde zusammensein wollen, ohne Heirat?
Dies und vieles mehr erfährt man in dieser besonderen Märchensammlung. Der Großteil dieser Märchen gefiel mir sehr gut, er bringt frischen Wind in alte Märchen, hat mich zum Nachdenken gebracht und gut unterhalten. Ein paar wenige Märchen waren nicht ganz mein Fall. Ich habe offen gesagt ihren Sinn nicht ganz verstanden, weil sie mir zu abstrakt waren. Aber das betraf nur die Minderheit dieser Sammlung.
Die Sprecher machen fast alle (bis auf einen) einen sehr guten Job und lassen die Geschichten durch ihre Art des Vortrags lebendig werden. Meine Highlights sind dabei Christoph Maria Herbst und Annette Frier, weil ich einfach Fan von ihnen bin.

Fazit:
-----------------------------
Märchen in modernem Gewand, die alte Klischees aufbrechen und zum nachdenken anregen. Tolle Sprecher! CD-Ausstattung könnte besser sein.

Bewertung vom 16.05.2023
Richter jagen besser / Siggi Buckmann Bd.2
Schleif, Thorsten

Richter jagen besser / Siggi Buckmann Bd.2


sehr gut

Siggi auf Jagd

Cover:
-------------
Das Titelbild fügt sich gut in die Reihe ein. Diesmal ist der Hammer mit einer Gewehrkugel als Beilage versehen und Teile der Schrift passend zum Jagdthema in Grün. Gefällt mir gut!

Inhalt:
-------------
Nachdem der Richter Siggi Buckmann im ersten Band auf seine eigene Weise für Gerechtigkeit gesorgt hat, erreicht ihn die Nachricht, dass sein langjähriger Freund und Mentor Jochen sich auf einem Hochsitz erschossen hat. Doch war es wirklich Selbstmord und wenn ja, wer oder was hat ihn dazu getrieben? Siggi beginnt zu ermitteln. Dabei hilft ihm seine neue Praktikantin Robin Bukowsky und sie kommen dabei dubiosen Immobiliengeschäften auf die Spur. Doch nicht nur das: Siggi kommt der Journalistin näher, als ihm lieb ist und dabei verfolgt diese noch eine ganz andere Spur und könnte Siggi gefährlich werden...

Mein Eindruck:
-------------
Nachdem ich den ersten Band genossen und verschlungen hatte, war ich sehr gespannt, wie es mit Siggi weitergeht. Ich bin auch diesmal gut in die Geschichte eingestiegen. Es gibt einige Andeutungen auf den ersten Teil, aber es wird nicht alles erklärt, sodass es m. E. Sinn macht, auf jeden Fall den Vorgängerband zu kennen.
Die Geschichte ist sehr spannend und mit vielen actionreichen Szenen versehen. Die Annäherungen zwischen Robin und Siggi waren sehr amüsant, vor allem wenn man den Altersunterschied bedenkt und an Siggis Gedanken teilhaben darf.
Auch diesen Band konnte ich nicht aus der Hand legen, denn die Kürze der Kapitel und häufigen Perspektivenwechsel laden zum stetigen Weiterlesen ein. Insgesamt fand ich die Fortsetzung jedoch nicht ganz so gut wie den Vorgänger. Die Raffinesse und Ironie sowie die Justizkritik kamen mir zugunsten von Action und dem Flirten zwischen Siggi und Robin einen Ticken zu kurz.
Dennoch hab ich das Buch sehr genossen und freue mich auf den geplanten dritten Teil, auf den der Cliffhanger am Ende hindeutet.

Fazit:
-------------
Rasante Fortsetzung mit schwarzem Humor und einem sympathischen Richter als Ermittler

Bewertung vom 16.05.2023
Ein bisserl schimpfen ein bisserl räsonieren
Franke, Stefan

Ein bisserl schimpfen ein bisserl räsonieren


ausgezeichnet

Höfliche Beschwerden

Gestaltung:
-----------------
Das Buch ist ein Schmuckstück! Auf dem Cover die alte Schreibmaschine und dann dieser wunderhübsche Farbschnitt mit altertümlichem Muster. Durch die Größe (kleiner als DIN A5) ist es optimal zum Mitnehmen und zwischendurch Lesen.
Auch der Innenteil ist sehr schön gestaltet. Die Namen der Kategorien sind in einer altmodisch wirkenden Schrift gedruckt und zwischen den Kapiteln sind kleine Schwarz-Weiß-Illustrationen passend zu den Überschriften. Einfach klasse!

Mein Eindruck:
-----------------
Stefan Franke liebt alte Zeitungen und in diesem Büchlein hat er das Best-of der Leserbriefe der Wochenzeitung "Wiener Hausfrau" zusammengestellt. Erschienen sind sie in der Zeit zwischen 1909 bis 1915 in der Rubrik "Der Klaghansl". Wie der Name der Kolumne verrät, handelt es sich um Beschwerdebriefe, allerdings so höflich und "räsonierend" geschrieben, dass es eine Freude ist, sie zu lesen.
Eingeteilt in Kategorien zum Straßenverkehr, Hygiene, Lärm, Kinder, Beziehungen, Dienstpersonal, Ernährung, Mode, Lokalitäten, Wohnungssituation und Diverses erhält der Leser so einen Einblick in das Alltagsleben vor gut 100 Jahren.

Dabei fällt auf, dass sich einige Dinge scheinbar nie ändern oder nur in etwas modernerer Form heutzutage wieder auftauchen. Über Unrat auf der Straße, lärmende Kinder, mangelnden Respekt von Dienstpersonal oder von Kindern sowie über durch knisternden Bonbontüten oder Geschwätz störende Theaterbesucher wurde sich immer schon aufgeregt. Dagegen kann man beobachten, dass sich glücklicherweise die Rolle der Frau in der Gesellschaft doch um einiges geändert hat. Diese und noch viel mehr Beispiele findet man in diesem Buch.

Im Vergleich zu heute bedient sich der schimpfende Wiener allerdings einer sehr höflichen Sprache und schließt sein "Schreiben mit einer wohlmeinenden Bitte oder einem herzlichen Wunsch an die Allgemeinheit" (S. 9) ab. Denn letztendlich steht nicht das Anprangern im Vordergrund, sondern der damit verbundene Wunsch nach Verbesserung der Situation.
Da könnte man sich heute eine gute Scheibe von abschneiden!
Als Nicht-Österreicherin habe ich einige Begriffe nachschlagen müssen, aber gerade das war für mich auch der Reiz des Buches: Die österreichische Sprache hat ihren besonderen Charme und auf diese Weise habe ich mein Sprachwissen erweitert.

In der Einleitung und am Schluss berichtet Herr Franke noch kurz über die Zeitungsgeschichte der "Wiener Hausfrau" und ordnet die Briefe in ihren historischen Kontext ein. Das hat das Buch für mich rund gemacht.

Fazit:
-----------------
Wiener Leserbriefe zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus dem Bürgertum: Höflich, amüsant und aufschlussreich!

Bewertung vom 08.05.2023
Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
Blum, Isaac

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen


ausgezeichnet

Cover:
-----------
Das Titelbild erinnerte mich an ältere Jugendliteratur in den den orangen und grünen Farbtönen. Als Nostalgikerin gefiel mir das sehr und es machte mich neugierig.

Inhalt:
-----------
Der 15-jährige Jehuda Rosen, genannt 'Hoodie" gehört einer jüdisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft an. Während des Unterrichts sieht er durch das Fenster ein gleichaltriges Mädchen. Sie fasziniert ihn schon, weil sie optisch anders ist als jüdische Mädchen. Und dann stellt sich noch heraus, dass Anna-Marie die Tochter der Bürgermeisterin ist. Diese ist der jüdischen Gemeinde gegenüber nicht wohl gesonnen. Und auch umgekehrt ist die aufkeimende Beziehung Hoodies Familie und seiner Gemeinde ein Dorn im Auge.

Mein Eindruck:
-----------

"Auf der Wasserstein-Hochzeit ein Jahr zuvor hatte auch ich getanzt, war dort ganz genauso mit Freunden und der Familie herumgewirbelt. Damals hatte ich mich zugehörig gefühlt, als würde ich genau in diese Gemeinschaft hineinpassen. Aber jetzt fühlte ich mich wie ein Außenstehender, unsicher, wohin ich passte, ob ich überhaupt irgendwohin passte.
"Passen" war genau das richtige Wort. Denn die ganze Sache war wie eine Jacke, die mir nicht mehr richtig passte. Aber es war gleichzeitig, auch die einzige Jacke, die ich hatte. Darunter war ich nackt. Ich wollte sie nicht wirklich tragen, aber ich konnte sie auch nicht ausziehen, denn was sollte ich stattdessen überstreifen?"
(S. 204)

Mich hat das Buch von Anfang an gepackt. Der Einstieg ist recht humorvoll und man lernt nebenher viel über den jüdischen Glauben. Der Leser verfolgt das Geschehen ausschließlich durch Hoodies Augen und Gedanken. Er setzt sich kritisch mit den Inhalten seines Glaubens und Lebens auseinander und erzählt dabei das Ganze immer mit einer Spur Ironie.
Die Freundschaft zu Anna-Marie verläuft schließlich anders als gedacht und die Situation insgesamt spitzt sich ab dem ersten Drittel des Buches immer weiter zu. Teilweise hatte ich nicht erwartet, dass es sich so heftig entwickeln würde. Aber dank Hoodies Sarkasmus wird es nie zu dramatisch und das nimmt der Handlung die Schwere.
Das Ende gefiel mir sehr gut. Es war kein typisches Happy End, aber es ging in eine versöhnliche Richtung und ließ noch Raum für Entwicklung und Interpretation. Ich war allerdings traurig, von Hoodie Abschied nehmen zu müssen. Ich habe ihn sehr ins Herz geschlossen, wahrscheinlich wegen seiner kritisch-hinterfragenden und gleichzeitig sarkastischen Art. Und auch seine große Schwester Zippy war ein starker Charakter in diesem Buch, die immer den Durchblick hat und das richtige sagt oder tut zur richtigen Zeit. Ohne sie hätte die ganze Geschichte nicht so gut funktioniert.
Die meisten jüdischen Begriffe werden im Text erklärt, aber für einige wären Fußnoten oder ein Glossar am Ende eventuell hilfreich gewesen.

Fazit:
-----------
Freundschaft, jüdischer Glauben, Rechtsextremismus und Toleranz in einer Mischung aus Spannung, Ernst und Humor vereint

Bewertung vom 30.04.2023
Grüner wird's nicht
Sutcliffe, William

Grüner wird's nicht


ausgezeichnet

Wenn "Spießer" und Umweltaktivisten plötzlich an einem Strang ziehen (müssen)

Inhalt:
---------------
Alles beginnt damit, dass sich die siebzehnjährige Rose den Schlafsack ihres dreizehnjährigen Bruders Luke ausleihen will. Dieser stimmt zu und dann ist Rose auch schon verschwunden: Umgezogen in das Haus gegenüber, in dem Umweltaktivisten ein Haus besetzen, um gegen die geplante Flughafenlandebahn zu protestieren. Die Eltern sind aufgebracht und Luke sieht seine gemütlichen Sommerferien in Gefahr. Doch dann wird dies ein Sommer voller Abenteuer, neuer Freundschaften und Erkenntnisse und am Ende ist nichts mehr so, wie es mal war.

Mein Eindruck:
---------------

"Das orangerote Licht des Sommerabends fällt schräg in die Küche und wirft den verzerrten Schatten meines Vaters über unsere Teller und Gläser. Für einen Augenblick scheint alles still zu stehen, wie auf einem Foto. Ich habe den vagen Verdacht, dass sich dieser unbedeutende Moment in mein Gedächtnis einprägen wird. Und mit einem Mal habe ich das ungute Gefühl, dass nichts bleiben wird, wie es mal war." (S. 61, Luke)

Mich hat das Buch sofort in seinen Bann gezogen. Die Geschichte ist aus Lukes Sicht geschildert und manchmal hat er für einen Dreizehnjährigen einen erstaunlichen Durchblick und erzählt mit einem ironisch witzigen Ton und mit sehr bildhaften Vergleichen. Ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen.

"»Ich habe ihnen erzählt, was ich hier mache. Ich beziehe Stellung zu einem der wichtigsten Themen unserer Zeit.«
»Okay. In Ordnung.«
»Das ist eine weltweite Bewegung, die sich damit auseinandersetzt, was derzeit passiert, und wirklich Dinge verändern will – und ich will daran teilnehmen, statt das Problem einfach zu ignorieren und mich abzulenken, indem ich immer mehr Zeug kaufe, während unterdessen die Erde zugrunde geht. Ich weiß, dass Mum und Dad durchdrehen und finden, dass das verrückt ist. Aber verrückt ist doch, nichts dagegen zu tun! Verrückt ist, einfach so weiterzumachen, als wäre alles in bester Ordnung.«
»Stimmt.«" (S. 34, Rose zu Luke)

William Sutcliffe hat es geschafft, die Themen Umweltaktivismus, Außenseiter und Aussteigertum, Freundschaft und Problem von Teenagern in einen humorvollen, manchmal sarkastischen und gleichzeitig nachdenklich machenden Roman zu verarbeiten, der nicht nur Jugendliche ansprechen dürfte. Die behandelten Themen gehen alle etwas an, die sich mit dem Sinn ihres Lebens und dem Thema Klimawandel und Umweltzerstörung auseinandersetzen. Die Handlung ist spannend und birgt einige Überraschungen. Das Ende ist schlüssig und auch wenn der Roman abgeschlossen ist, hätte ich nichts dagegen, mit Luke und Sky noch ein Abenteuer erleben zu dürfen. Die beiden sind mir sehr ans Herz gewachsen.

Fazit:
---------------
Umweltaktivismus, Aussteigertum, Freundschaft und Teenagerprobleme - humorvoll, aber auch mit ernsten Untertönen erzählt - empfehlenswert!

Bewertung vom 24.04.2023
Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3
Schneider, Anna

Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3


sehr gut

Diesmal zwei gesonderte Fälle

Cover:
-----------
Dieses Titelbild passt mit dem markanten Strich in der Mitte gut zur Reihe. Und wenn man etwas tiefer in die Geschichte eingetaucht ist, passen auch die Symbole auf beiden Seiten gut. Wieder mal sehr gelungen.

Inhalt:
-----------
Chefinspektor Bernhard Krammer wird von einem Kollegen um Hilfe gebeten. Es wurde auf einer Tiroler Baustelle ein Sack gefunden, dessen Inhalt Rätsel aufgibt: 2 präparierte tote Dachse, in deren Innerem sich ein rosa Strampelanzug befand. Schnell führt dieser Fund zu einem älteren, unaufgeklärten Vermisstenfall. Es werden immer mehr Puzzlestücke gefunden, die jedoch nicht zueinanderpassen, bis zum Schluss ...
Währenddessen soll sich Krammers Tochter Alexa Jahn von ihren Schussverletzungen des vorigen Falles erholen. Doch sie bekommt Besuch von ihrem alten Kollegen und heimlichen Schwarm Jan Krassner, der sie wegen neuer Spuren zu ihrem letzten gemeinsamen Falles aufsucht. Trotz ihrer Krankschreibung begibt sie sich mit ihm gemeinsam auf die Suche nach einem neuen Verdächtigen und sie geraten dabei in tödliche Gefahr.

Mein Eindruck:
-----------
Ich kenne und liebe die beiden vorigen Bände. Die Fälle sind stets spannend und schlüssig aufgelöst und mich hat die Entwicklung der Vater-Tochter-Beziehung sowie generell die Weiterentwicklung der Charaktere sehr interessiert. Im Bezug auf den Kriminalfall kann man dieses Buch ohne Vorkenntnisse lesen, bezüglich der Beziehungen der Ermittler und ihrer Vorgeschichte würde ich die beiden anderen Bände unbedingt empfehlen.
Im Unterschied zu den vorigen Fällen gibt es diesmal 2 voneinander getrennte Fälle auf den beiden Grenzseiten. Erst im Showdown treffen die Ermittler aufeinander, allerdings beruht dies eher auf ihren privaten Gefühlen. Die Fälle werden abwechselnd auf deutscher und österreichischer Seite erzählt und zusätzlich sorgen Rückblenden aus Opfersicht in Krammers Fall für stetigen Spannungsaufbau.
Was mich in diesem Band jedoch etwas genervt hat, waren die Verhalten der Ermittler. Obwohl Krammer und Alexa schon seit Ende Band 1 von ihrer Vater-Tochter-Beziehung wissen, gehen sie sich trotz guter Vorsätze auf beiden Seiten immer wieder aus dem Weg. Beide sind Alleingänger, öffnen sich schwer einem anderen und begeben damit sich selbst, aber auch ihre direkten Kollegen unnötig in Gefahr. Obwohl dies in gewisser Weise schon fast Stilmittel in Krimis ist (Tatort-Folgen nicht ausgeschlossen), empfand ich es hier als arg konstruiert, genauer gesagt übertrieben. So langsam hätte ich mir hier eine Fortentwicklung und mehr Einsicht gewünscht. Teilweise hätte ich die beiden einfach nur schütteln mögen.
Dennoch: Es bleibt eine spannende Reihe. Das Ende ist ein Cliffhanger und lässt hoffen, dass die Ermittler im vierten Band vielleicht wieder mehr gemeinsam ermitteln und sich charakterlich weiterentwickeln.

Fazit:
-----------
Zwei spannende Fälle auf österreichisch-deutschem Grenzgebiet. Die Entwickler könnten sich charakterlich mehr weiterentwickeln.