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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2020
Waidmannsruh
Bleyer, Alexandra

Waidmannsruh


ausgezeichnet

Mölltal. Während Revierinspektor Martin Schober und seine Kollegen von einer Diebstahlserie in Atem gehalten werden, hat Aufsichtsjäger Sepp Flattacher ganz andere Probleme: In der Hubertusrunde gibt es Zank, weil Walter Liebetegger seinem Waidkameraden Vinzenz Hinteregger den begehrten Einserhirsch vor der Nase weggeschnappt bzw. weggeschossen und dabei gegen das Jagdgesetz verstoßen hat. Bevor Sepp zwischen den Streithähnen schlichten kann, ist einer von beiden tot. Für die Polizei scheint der Fall klar, doch Sepp ist anderer Meinung und beginnt mit tatkräftiger Unterstützung seines Nachbarn Heinrich Belten zu ermitteln…

„Waidmannsruh“ ist bereits der fünfte Fall für den kauzigen Endsechziger Sepp Flattacher, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Es ist Alexandra Bleyer wieder einmal ganz hervorragend gelungen, Humor und Spannung miteinander zu verknüpfen. Situationskomik, scharfzüngige Sprüche und bissige Kommentare in Kärntner Mundart sowie eine abwechslungsreiche Krimihandlung sorgen für kurzweiliges Lesevergnügen und bieten zudem viel Platz zum Mitgrübeln und Miträtseln. Es macht einfach Spaß, den querköpfigen Sepp und den treudoofen Heinrich zu begleiten und ihnen beim Sammeln von Hinweisen und messerscharfen Kombinieren wie auch bei ihren privaten Angelegenheiten über die Schultern zu schauen.

„Waidmannsruh“ hat mir sehr gut gefallen - ein schwarzhumoriger Krimi, der von ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 12.10.2020
Heidehexen
Kroon, Klaas

Heidehexen


ausgezeichnet

Lüneburg. Kriminalkommissarin Marie Gläser wird von ihrem Chef Stephan Weide zu einem Tatort in einer Autowerkstatt in Goseburg-Zeltberg beordert. Ein Mann wurde auf bestialische Weise ermordet. Schnell ist klar, dass es sich bei dem Toten um den wohlhabenden Finanzberater Reinhold Kohl handelt. Während Marie und ihr Team im Umfeld Kohls ermitteln, geschieht ein weiterer Mord und ein dritter Mann verschwindet spurlos…

In einer Nebenhandlung wird Stephan Weide von einem alten Fall eingeholt, den er aufgrund einer aus früherem Alkoholmissbrauch hervorgehenden Gedächtnisstörung nur nachlässig bearbeitet hatte…

„Heidehexen“ ist bereits der dritte Fall für Marie Gläser - für mich war dieser Einsatz in Lüneburg der erste, den ich mit der sympathischen Kommissarin und ihren Kollegen erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände war ich schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit den Ermittlern gut vertraut zu sein.

Klaas Kroon wartet in diesem Krimi mit einem sehr fesselnden Thema auf: es geht um Selbstjustiz. Jemand, der Schreckliches durchgemacht hat, will Vergeltung für das erlittene Unrecht und startet einen grausamen Rachefeldzug, weil die Justiz in seinen Augen niemals für ausgleichende Gerechtigkeit sorgen wird. In Deutschland sind für die Bestrafung von Verbrechen die Gerichte zuständig, das Gesetz „in die eigenen Hände nehmen“ ist eine daher Straftat und muss geahndet werden – keine Frage! Und doch konnte ich am Ende des Krimis ein Stück weit Verständnis für den Täter aufbringen und nachvollziehen, warum es aus seiner Sicht keinen anderen Weg gab.

Die Ermittler haben mir allesamt gut gefallen - wobei mir Stephan zu sehr mit seinen persönlichen Problemen beschäftigt war und wenig professionell auf mich gewirkt hat. Marie ist eine Polizistin, die es versteht, die richtigen Fragen zu stellen. Sie wirkt cool und lässig, behält aber ihr Ziel immer fest im Blick. Besonders gut gefallen hat mir, dass sie nicht als unfehlbar dargestellt wird, sondern auch mal eine falsche Entscheidung trifft. Unterstützt werden Marie und Stephan von Irina Schostakova vom LKA Hannover. Die Ü-Sechzigerin bringt mit ihrer besonderen Art zusätzlichen Schwung in die Handlung und hat mich damit fasziniert, wie sie die Umgebung eines Tatortes aufnimmt und ihre Schlüsse daraus zieht.

Die Ermittlungsarbeit ist spannend und wird durch immer neue Hinweise und Ereignisse lebendig gehalten. Geschickt lenkt der Autor den Blick des Lesers im Verlauf der Handlung in unterschiedliche Richtungen, so dass man prima über Motiv, Hintergründe und Täter miträtseln und mitgrübeln kann.

„Heidehexen“ hat mir sehr gut gefallen - ein kurzweiliger Krimi, der mit einem interessanten Thema, einer fesselnden Handlung und sympathischen Ermittlern zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 01.10.2020
Du darfst nicht sterben
Nagele, Andrea

Du darfst nicht sterben


ausgezeichnet

Die Zwillinge Anne und Lili gleichen sich äußerlich wie ein Ei dem anderen, ihre Charaktere könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein: Anne ist aufgeschlossen und keck, knüpft schnell Kontakte und steht gerne im Mittelpunkt; Lili dagegen ist schnell verunsichert und wirkt langweilig und weltfremd. Zusammengehalten haben die beiden dennoch immer – bis sie während eines gemeinsamen Urlaubs den charismatischen Paul kennenlernen und beide eine Beziehung mit ihm beginnen. Während Paul für Anne nur ein kurzes Intermezzo ist, verliebt sich Lili in ihn und ist überglücklich, als Paul sich tatsächlich für sie entscheidet. Als Anne durchschaut, welch boshaftes Spiel Paul treibt, warnt sie ihre Schwester, doch Lili glaubt ihr nicht…

Andrea Nagele beweist in diesem fesselnden Psychothriller einmal mehr, dass sie ein ausgesprochen gutes Händchen für psychologisch ausgefeilte Geschichten hat - es ist äußerst spannend, die Akteure dieser verhängnisvollen Dreiergeschichte zu beobachten und Pauls skrupellose Spielchen mitzuerleben; wie er einen Keil zwischen die Schwestern treibt, wie er Lili mit Schmeicheleien und Fürsorge manipuliert und sie mit Lügen, Intrigen und schließlich sogar Mord von ihrer Familie und ihren Freunden abschottet.

Andrea Nagele erzählt diese Geschichte nicht chronologisch, sondern beginnt den Thriller mit einer Messerattacke von Paul, die sich mehrere Jahre nach dem Tag ereignet, an dem Lili endlich Pauls wahres Gesicht erkannt hat und mit Annes Hilfe geflüchtet ist. Ein kleines Verwirrspiel darüber, welche Schwester Paul mit dem Angriff lebensgefährlich verletzt, sorgt hier für zusätzliche Spannung. Erst nach diesem fesselnden Einstieg erfährt der Leser in einer langen Rückblende, wie die Schwestern Paul kennengelernt haben und was er alles angestellt hat, um Lili an sich zu binden. Ein weiterer Zeitsprung katapultiert den Leser danach wieder zu den aktuellen Ereignissen, die dann richtig Fahrt aufnehmen.

Durch die Zeitsprünge entwickelt die Handlung einen enormen Sog. Man bleibt durchweg neugierig auf die weiteren Ereignisse und rauscht mit großer Geschwindigkeit durch das Buch, immer begierig darauf zu erfahren, ob die Schwestern sich irgendwann endgültig aus Pauls Fängen befreien können.

„Du darfst nicht sterben“ hat mich durchweg begeistert – ein raffiniert gestrickter Psychothriller randvoll mit nervenkitzliger Spannung.

Bewertung vom 23.09.2020
Das Geheimnis der Reformatorin
Lausen, Bettina

Das Geheimnis der Reformatorin


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Das Geheimnis der Reformatorin“ nimmt Bettina Lausen den Leser ein weiteres Mal mit in das 16. Jahrhundert nach Köln und setzt damit die Geschichte rund um die Erlebnisse der Brauerstochter Jonata von Menden fort. Die Handlung dieses Romans ist auch ohne Kenntnis des vorherigen Bandes bestens verständlich, obwohl natürlich das Wissen um die Ereignisse aus „Die Reformatorin von Köln“ den Lesegenuss der Fortsetzung noch erhöht.

Seit Jonatas Flucht aus Köln ist einige Zeit vergangen. Sie lebt mittlerweile glücklich mit ihrem Mann Simon und ihrer Tochter Ells in Wittenberg. Als sie erfährt, dass ihr Vater Bechtolt ermordet wurde, macht sie sich ungeachtet der Tatsache, dass sie in Köln immer noch als Ketzerin gesucht wird, auf in ihre Heimatstadt…

Figen arbeitet als Magd im Hause von Menden und eröffnet in der leerstehenden Schenke der Brauerei eine geheime Mädchenschule. Für den Unterricht verwendet sie Luthers Schriften und gerät damit in das Visier der Inquisition…

Jonatas im Kloster lebender Bruder Enderlin ist nach Jonatas Flucht bei seinem Prior in Ungnade gefallen und all seiner Ämter enthoben worden. Er hat deshalb noch immer die feste Absicht, seine Schwester vor das Inquisitionsgericht zu bringen und setzt alles daran, ihren Aufenthaltsort herauszufinden…

Bettina Lausen erzählt sehr anschaulich und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Obwohl es schon längere Zeit her ist, dass ich den ersten Band gelesen habe, war ich ruckzuck wieder mit Jonata und ihrem Umfeld vertraut und habe gespannt das Geschehen verfolgt.

Nachdem die städtischen Gewaltdiener sich als wenig kompetent erwiesen haben, beschließen Jonata und Figen, auf eigene Faust nach Bechtolts Mörder zu suchen. Eine Suche, die sich als außerordentlich schwierig entpuppt, weil es kaum Hinweise auf den Täter gibt und Jonata auf ihren Wegen durch die Straßen Kölns stets Gefahr läuft, erkannt und festgesetzt zu werden.

Die Figuren, die Bettina Lausen ins Rennen schickt, wirken allesamt echt und glaubwürdig. Sie haben Ausstrahlung, zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenarten – es war sehr spannend, Jonata und ihre Weggefährten durch die für sie sehr aufregende Zeit zu begleiten und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.

„Das Geheimnis der Reformatorin“ hat mir sehr gut gefallen – eine gelungene Mischung aus Historie und Spannung, die mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 21.09.2020
Mississippi Melange
Rademacher, Miriam

Mississippi Melange


ausgezeichnet

Esbjerg/Dänemark. Smiljan Sandhus führt ein überschaubares, in ruhigen Bahnen verlaufendes Leben – bis zu dem Tag, als Hasso Maiberg vor seiner Tür steht und ihn als Aufpasser für sein Mündel Katalie engagiert. Was zunächst nach einem einfachen Job und leicht verdientem Geld klingt, erweist sich schnell als anstrengende Aufgabe, die Smiljans Alltag gewaltig ins Trudeln bringt.

Katalie Skjóldal ist eine junge Frau mit einem ganz speziellen Charakter. Die 23-Jährige wirkt durch ihre Art und ihr Verhalten um einiges jünger und erscheint auf den ersten Blick recht sonderbar. Sie vertritt die These, dass alles Denkbare bereits gedacht wurde und man für die Lösung eines Problems nur wissen muss, welche Geschichte sich gerade wiederholt.

Katalie und Smiljan machen sich auf die Suche nach dem vermissten Tom Sawbarn und schlittern dabei unversehens in einen Kriminalfall, in dem eine verkohlte Leiche am Gammelgab-Strand Rätsel aufgibt und ein Mann zur Strecke gebracht werden muss, der mit einer Injektionsspritze Amok durch Esbjergs Straßen läuft. Katalie beharrt auf ihrer These und tatsächlich lassen sich schon nach kurzer Zeit immer mehr Parallelen zu einem Klassiker der Weltliteratur feststellen.

Miriam Rademacher erzählt diesen Krimi mit viel Pep und Schwung und präsentiert eine lebhafte Hauptfigur, die mich mit ihrer Andersartigkeit und ihrer eigentümlichen Betrachtungsweise der Dinge schnell in ihren Bann gezogen hat - Katalie ist
eine faszinierende Person, die man einfach mögen muss.

Es ist der Autorin ganz hervorragend gelungen, Humor und Spannung miteinander zu verknüpfen. Situationskomik, lockere Sprüche und eine abwechslungsreiche Krimihandlung sorgen durchweg für kurzweiliges Lesevergnügen – es macht großen Spaß, das Miteinander und Gegeneinander der Akteure zu beobachten und die originelle Ermittlungsmethode zu verfolgen.

„Mississippi Melange“ hat mir sehr gut gefallen – ich konnte mit Katalie & Co. mitfiebern und miträtseln und wurde zudem durch den stets mitschwingenden Humor bestens unterhalten. Wer amüsante Krimis mit einer skurrilen Hauptfigur und einer außergewöhnlichen Herangehensweise an die Aufklärung eines Kriminalfalls mag, kommt hier voll auf seine Kosten.

Bewertung vom 03.09.2020
Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1
Seeburg, Uta

Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1


sehr gut

In ihrem historischen Kriminalroman „Der falsche Preuße“ entführt Uta Seeburg den Leser in das Jahr 1894 nach München und wartet mit jeder Menge spannender Details und Begebenheiten aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert auf.

Wilhelm Freiherr von Gryszinski, Jurist und Reserveoffizier der preußischen Armee, ist seit einem knappen Jahr als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Gendarmerie tätig und bekommt seinen ersten großen Fall auf den Tisch – an der Isar wird ein stadtbekannter Bierbeschauer erschossen aufgefunden. Der wertvolle Federumhang, in den der Tote eingehüllt ist, gibt den Ermittlern genauso Rätsel auf, wie der Abdruck eines Elefantenfußes neben der Leiche.

Gryszinski, der einige Zeit bei dem Kriminologen Hans Groß in Graz verbracht und vieles von dem Begründer der Kriminalistik gelernt hat, ist ganz begierig darauf, den von Groß entwickelten Tatortkoffer zum Einsatz zu bringen und die neuen Methoden der Kriminaltechnik anzuwenden. Kompliziert wird es für Gryszinski, als er in die preußische Gesandtschaft beordert und aufgefordert wird, unter dem Deckmantel seiner Ermittlungen für die preußische Regierung zu spionieren…

Uta Seeburg erzählt diesen Krimi sehr anschaulich. Dank der ausführlichen Beschreibungen habe ich mich direkt in das historische München katapultiert gefühlt – dass die Autorin die Hintergründe intensiv recherchiert hat und sie über eine gute Kenntnis der lokalen und (kriminal-)historischen Gegebenheiten verfügt, merkt man dem Roman auf jeder einzelnen Seite an. Die Streifzüge, die man gemeinsam mit Gryszinski durch die Stadt unternimmt, waren dabei genauso interessant wie die unzähligen Details zu den Verfahren, Apparaturen, Aufgaben und Herausforderungen der damals noch jungen Kriminalistik.

Während mich der historische Part begeistert hat, konnte der eigentliche Kriminalfall mich nicht gänzlich überzeugen. Die Ermittlungen gehen nur sehr schleppend voran und lassen zu wenig Spannung aufkommen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.09.2020
Der erste König
Qunaj, Sabrina

Der erste König


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Der erste König“ nimmt Sabrina Qunaj den Leser mit in das 8. Jahrhundert nach Britannien und erzählt aus dem Leben des angelsächsischen Königs Offa. Die Autorin hat die wenigen historischen Fakten, die über den Werdegang Offas bekannt sind, mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und lässt diesen Roman damit zu einer genauso interessanten wie kurzweiligen Zeitreise werden.

Die Handlung beginnt im Jahr 747. Der 17-jährige Krieger Offa wird nach dem Tod seines Vaters Aldermann von Averdun. Er beweist Mut und Stärke und bewährt sich als Kriegsherr. 757 wird er vom Rat der Weisen zum König Mercias gekrönt.

Ein zweiter Handlungsstrang beginnt im Jahr 768 und spielt im fränkischen Reich. Hier lernt der Leser Cynethryth kennen. Die 16-Jährige, die Drida genannt wird, wächst am Hof des Königs Pippin gemeinsam mit dessen Söhnen und späteren Königen Karl und Karlmann auf. Als Drida sich gegen einen Bischof zur Wehr setzt, wird sie von Karl zum Tode verurteilt und in einem kleinen Boot auf dem offenen Meer ausgesetzt. Doch Drida überlebt, sie wird vor der Küste Britanniens von Händlern gerettet und zum Fürsten von Powys gebracht. Als die Fürstin sie bittet, mit einer Botschaft zum König von Mercia zu gehen, macht Drida sich auf den Weg…

Sabrina Qunaj erzählt sehr anschaulich. Sie versteht es ganz ausgezeichnet, Figuren zum Leben zu erwecken und facettenreich darzustellen, Handlungsorte bildhaft zu beschreiben und Ereignisse spannend und unterhaltsam zu schildern.

Die Autorin lässt Offa und Drida viele Höhen und Tiefen durchmachen. Das Miteinander der beiden gestaltet sich äußerst schwierig, denn Drida hat ein denkbar schlechtes Bild von Offa, er wurde ihr als brutal und gottlos beschrieben. Nur die Hoffnung, dass Offa Karlmann dabei unterstützen wird, gegen seinen Bruder Karl zu bestehen, lässt sie an seiner Seite ausharren.

Auch die Darstellung der weiteren Akteure ist Sabrina Qunaj sehr gut gelungen. Sowohl die zahlreichen historischen Persönlichkeiten wie auch die fiktiven Figuren bekommen schnell ein Gesicht und wirken in ihrem Tun überzeugend. Unerwartete Ereignisse, Konflikte, Intrigen und Schicksalsschläge halten das Geschehen durchweg lebendig - man kann mit allen Akteuren mitfiebern und ist stets neugierig darauf, was wohl als nächstes passieren wird.

„Der erste König“ hat mir sehr gut gefallen – der Mix aus fesselnder Historie, spannender fiktiver Handlung und bewegender Liebesgeschichte hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert und mir gleichzeitig einen facettenreichen Blick in die Geschichte des angelsächsischen Englands ermöglicht.

Bewertung vom 23.08.2020
Endstation Seeschleuse
Kramer, Gerd

Endstation Seeschleuse


ausgezeichnet

Die Husumer Kommissare Flottmann und Hilgersen bekommen einen Vermisstenfall auf den Tisch – Daniela Herzog ist spurlos verschwunden. Die 32-Jährige war mit ihrer Freundin Brigitte im Schlosscafé verabredet, hat das Lokal aber vor deren Eintreffen überstürzt verlassen und wurde seit dem nicht mehr gesehen. Kurze Zeit später wird am Ufer der Husumer Au eine weibliche Leiche entdeckt…

„Endstation Seeschleuse“ ist bereits der vierte Fall für Hauptkommissar Waldemar Flottmann und seinen Kollegen Gustav Hilgersen, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Gerd Kramer versteht es ganz ausgezeichnet, die Spannung von Beginn an auf ein hohes Level zu katapultieren. Gleich im ersten Kapitel erfährt der Leser, dass Daniela sich in den Fängen eines Mannes befindet, der sich „Doktor“ nennt. Warum der Mann Daniela entführt hat und wie es für die junge Frau weitergeht, bleibt allerdings zunächst einmal offen.

Der Autor wartet in diesem Krimi mit einem sehr fesselnden Thema auf: es geht um Nahtoderfahrungen. Ein dubioser Wissenschaftler will beweisen, dass es eine Welt außerhalb von Zeit und Raum gibt und der Menschheit eine möglichst genaue Vorstellung von einem Leben nach dem Tod liefern. Dafür hat er mehrere menschliche Versuchskaninchen nach ganz bestimmten Kriterien ausgewählt und entführt. Zu Flottmanns Entsetzen ist auch der Musiker Leon Gerber, der der Husumer Polizei bereits in mehreren Fällen mit seinem hochsensiblen Gehör eine wertvolle Hilfe gewesen ist, einer der Kandidaten.

Gerd Kramer lässt die Opfer des „Doktors“ die NTE jeweils ganz unterschiedlich erleben, so dass man mit jedem Einzelnen der unfeiwilligen Probanden mitfiebern kann und die Handlung bis zum Schluss spannend bleibt.

Gut gefallen haben mir auch das herrliche Gefrotzel zwischen den Kommissaren und die spaßigen Passagen mit Flottmanns Kater Bogomil. Die humorvollen Szenen runden das spannende Krimigeschehen prima ab.

„Endstation Seeschleuse“ hat mir sehr gut gefallen – ein kurzweiliger Krimi, der mit einem interessanten Thema, einer fesselnden Handlung und einem typisch norddeutschen Humor zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 20.08.2020
Die Präsidentin
Singer, Randy

Die Präsidentin


ausgezeichnet

Patrick Quillen und sein aus 16 Seals bestehendes Team werden von US-Präsidentin Amanda Hamilton in den Jemen geschickt, um zwei Geiseln aus den Fängen von Huthi-Rebellen zu befreien. Ein Routineeinsatz für die kampferprobten Männer. Doch die Mission scheitert und alle Einsatzkräfte der Spezialeinheit kommen ums Leben.

Paige Chambers war seit einigen Monaten mit Patrick liiert. Am Morgen nach der Trauerfeier für die getöteten Seals werden der jungen Anwältin von einem Unbekannten geheime Informationen über die „Operation Exodus“ zuspielt. Der Einsatz im Jemen soll von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen sein! Paige beschließt, gemeinsam mit dem streitlustigen Anwalt Wyatt Jackson die Wahrheit über die fehlgeschlagene Mission aufzudecken und dafür zu sorgen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden…

Randy Singer hat mich mit „Die Präsidentin“ von der ersten Seite an fest im Griff gehabt. Der Thriller wird fesselnd erzählt und besticht vor allen Dingen durch die gekonnte Verknüpfung von Realität und Fiktion - die Nahost-Politik der USA ist genauso Thema wie das Justizsystem der Vereinigten Staaten. Es geht darum, welche Macht der Präsident bzw. hier die Präsidentin hat und wie die CIA mit Mauscheleien und Doppelspielen am Rande oder jenseits der Legalität agiert. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob vor dem Gesetz wirklich alle gleich sind oder ob es rechtens ist, dass die Exekutive Spielräume hat, um den Bürger vor Terror und Gewalt zu schützen.

Dass der Autor jahrelang selbst als Anwalt gearbeitet hat und sich daher hervorragend in der Gerichtswelt auskennt, merkt man dem Roman durchweg an – immer wenn es um Recht und Gesetz geht, geraten die Schilderungen für meinen Geschmack ein wenig zu detailreich und ausführlich. Dennoch war es spannend zu lesen, mit welchen juristischen Finessen und Winkelzügen vor Gericht gearbeitet wird.

Mit Paige Chambers schickt der Autor eine Protagonistin ins Rennen, die ihren Job sehr ernst nimmt. Sie vertraut auf das System, arbeitet unermüdlich und schöpft alle ihr zur Verfügung stehenden Maßnahmen aus, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Wyatt Jackson war mir auf den ersten Blick sehr unsympathisch. Er ist respektlos und
provokant. Aber er versteht sein Handwerk, verfügt über eine geballte Ladung Wissen, das er treffsicher einzusetzen weiß und gibt sich ausnahmslos zäh und kämpferisch. Mein Bild von ihm hat sich im Verlauf der Handlung gewandelt und ich war am Ende beeindruckt von dem, was er für das Aufdecken der Hintergründe auf sich genommen hat.

„Die Präsidentin“ hat mir sehr gut gefallen – ein hochbrisanter Polit- und Justiz-Thriller, der mit interessanten Charakteren sowie einer fesselnden und oft erschreckend realistischen Handlung zu überzeugen weiß.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.08.2020
Der Leutnant und das Mädchen
Breslin, Kate

Der Leutnant und das Mädchen


ausgezeichnet

England im April 1918. Der nach einem Kriegseinsatz sowohl körperlich wie auch psychisch versehrte Leutnant Colin Mabry versieht seinen Dienst jetzt beim MI8. Seine Aufgabe ist es, Nachrichten zu dechiffrieren. Als eine an ihn persönlich gerichtete Botschaft auf seinem Tisch landet, gerät er in Aufruhr. Jewel Reyer, die ihm vor einem Jahr das Leben gerettet hat und der er versprochen hat, zu ihr zurückzukehren, bittet ihn, schnellstens nach Paris zu kommen. Colin macht sich unverzüglich auf den Weg, trifft in Paris aber nicht auf Jewel, sondern auf deren jüngere Halbschwester Johanna…

Johanna ist nach dem Tod ihrer Mutter auf der Suche nach ihrem als vermisst geltenden Vater. Ein im Haus ihres Vaters gefundenes Tagebuch offenbarte Johanna nicht nur die überraschende Neuigkeit, dass sie eine Schwester hat, sie hat daraus auch Kenntnis von Colins Versprechen und weiß, dass Jewel sich in großen Schwierigkeiten befindet. Da Johanna sich von ihrer Schwester weitere Hinweise auf den Verbleib ihres Vaters erhofft, bittet sie Colin um Unterstützung bei der Suche nach Jewel...

Eine abenteuerliche Reise von Paris über Toulouse und Portbou nach Barcelona beginnt und hält Johanna und Colin mächtig in Atem, denn überall wimmelt es von Spionen, die unbedingt ein geheimnisvolles schwarzes Buch in die Finger bekommen wollen…

Kate Breslin hat einen fesselnden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten ist man mittendrin im rasanten Geschehen, wird von den Höhen und Tiefen, die Johanna und Colin während ihrer abenteuerlichen Suche nach Jewel bestehen müssen, mitgerissen und fiebert durchweg mit den beiden mit.

Es gelingt der Autorin ausgesprochen gut, dem Leser die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten zu vermitteln. Besonders die Emotionen von Colin, der im Krieg seinen linken Unterarm verloren hat, von Albträumen gequält wird und unter den Auswirkungen eines Granatenschocks leidet, werden mitreißend dargestellt. Nicht nur die eigentliche Behinderung macht Colin zuschaffen, es sind vor allen Dingen die neugierigen und mitleidigen Blicke seiner Mitmenschen, die den Alltag für ihn zu einer Tortur werden lassen. Erst die quirlige Johanna - die, wie Colin im Verlauf der Handlung feststellt, viel liebenswerter ist, als anfangs gedacht – hilft ihm, sein Trauma zu verarbeiten.

Gut gefallen haben mir auch die Einblicke in die Spionagetätigkeiten der damaligen Zeit. Die Nachrichtenübermittlung per Brieftauben wird umfassend geschildert und auch die Kunst der Steganografie wird erklärt.

„Der Leutnant und das Mädchen“ hat mir sehr gut gefallen – die gelungene Mischung aus Historie, Abenteuer und Liebesgeschichte hat mir ein paar sehr kurzweilige Lesestunden beschert.