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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
mrs-lucky
Wohnort: 
Norddeutschland

Bewertungen

Insgesamt 196 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2020
Feuerland
Engman, Pascal

Feuerland


sehr gut

In der Stockholmer Innenstadt wird ein Geschäft für Luxusuhren überfallen, zwei wohlhabende Geschäftsleute werden entführt und gegen hohe Lösegeldzahlungen wieder frei gelassen, ohne dass es Spuren zu den Tätern gibt. In Chile suchen Betreiber einer Klinik auch in Schweden Nachschub für ihre illegalen Organtransplantationen, während die zur Zeit suspendierte Kommissarin Vanessa Frank mit den Ermittlungen konfrontiert wird. Kann man aus diesen losen Fäden eine spannende und zusammenhängende Geschichte stricken? Pascal Engman zeigt in seinem Thriller Feuerland eindrucksvoll, wie das geht. Der Thriller beginnt zunächst gemächlich, in parallelen Handlungssträngen werden die Hauptfiguren und Schauplätze vorgestellt. Im Verlauf der Geschichte nimmt das Tempo rasant zu, nach und nach werden die Verstrickungen aufgedeckt, der Leser ist den Ermittlungen bisweilen einen Schritt voraus und erlebt hautnah den Zeitdruck mit, unter dem diese stehen. Es gibt einige brutale blutige Szenen, bei einem Film würde ich eine Altersempfehlung ab 16 Jahren erwarten, aber die Schilderungen sind aus dem Kontext heraus und eher knapp gehalten, so dass sie nicht allzu abschreckend wirken. Wesentlich beklemmender sind die vielen Szenen, in denen psychische Gewalt vorherrscht und die Menschenverachtung einiger der Protagonisten deutlich wird. Es ist erschreckend zu erleben, wie gering hier einzelne Menschenleben geschätzt werden, und wie finanzielle Macht gnadenlos ausgenutzt wird, um über andere Menschen zu herrschen. Der Autor versteht es, auch die unterschwelligen Stimmungen eindrucksvoll in Szene zu setzen., die beklemmende Atmosphäre schien beim Lesen oft regelrecht greifbar zu sein. Ein Vergleich zum Film liegt bei dem Buch nahe durch die oft scharfen Schnitte zwischen den Szenenwechseln, die das Tempo und die Spannung erhöhen. Vanessa Frank als Ermittlerin ist ein eigenwilliger und starker Charakter, sie zeigt von sich sehr unterschiedliche Seiten, wirkt mal unsympathisch kalt und abweisend, dann wieder einfühlsam und verletzlich. Bei ihr weiß ich noch nicht, ob ich ihren Charakter rund finden soll, während mich der Thriller ansonsten sprachlich und inhaltlich überzeugt hat. Nachdem ich gesehen habe, dass Feuerland den Auftakt zu einer geplanten Reihe um Vanessa Frank darstellt, lässt mir die Schlussszene keine Ruhe mehr. Ist das schon ein Hinweis auf die Fortsetzung? Ich bin sehr gespannt.

Bewertung vom 18.02.2020
Qube (eBook, ePUB)
Hillenbrand, Tom

Qube (eBook, ePUB)


sehr gut

ein tiefgründiger Science-Fiction-Thriller in einem komplexen Szenario:
In seinem Science-Fiction-Thriller "Qube" spinnt Tom Hillenbrand seine komplexe Zukunftsvision aus "Hologrammatica" weiter fort. Das Szenario ist in etwa das selbe, es sind 3 Jahre vergangen, in denen sich die Welt trotz der dramatischen Ereignisse im Jahr 2088 nicht wesentlich weiter entwickelt hat. Dennoch ist der Stil der Buches diesmal deutlich anders. Im Mittelpunkt der Geschichte steht unter anderm Fran Bittner, die auf KI-Gefahrenabwehr spezialisierte UNO-Agentin, die schon in "Hologrammatica" maßgeblich an der Abwendung einer Krisensituation beteiligt war. Sie ermittelt im Fall des auf offener Straße angeschossenen Investigativjournalisten Calvary Doyle und stellt fest, dass dieser an beunruhigende Informationen über den als Turing II bekannten Zwischenfall gelangt ist, bei dem die Menschheit durch eine außer Kontrolle gelangte KI bedroht war. Ist es möglich, dass eine weitere KI in einem Quantencomputer, einem sogenannten Qube, existiert und aktiviert werden kann? Fran Bittner liefert sich einen Wettlauf mit der Zeit, um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen und eine Katastrophe zu verhindern. Die von Tom Hillenbrand erschaffene komplexe Welt übt auch hier wieder eine Faszination aus mit ihren phantasievollen Szenarien und neuen Technologien wie dem Holonet und den Quants, deren Gehirndaten digitalisiert und in künstliche Körper, sogenannte Gefäße" hochgeladen werden können. Dieses Mal spielen auch Computerspiele eine zentrale Rolle, die im Jahr 2091 eine ganz andere Dimension angenommen haben als heute. Die Komplexität der Zukunftswelt macht einige Erklärungen notwendig, so dass insbesondere der Einstieg der Geschichte sehr techniklastig ausfällt und dem Leser einiges an Durchhaltevermögen abverlangt, bevor Tempo und Spannung anziehen. Während in "Hologramatica" die Krimi-Elemente überwiegen, steht nach meinem Empfinden in "Qube" der philosophische Gedanke um die Möglichkeiten und Gefahren einer KI mehr im Fokus. Dazu passen auch die märchenhaften Sequenzen einer Zwischengeschichte, die mich zunächst verwirrt hat und deren Bedeutung erst gegen Ende offenbart wird. Es gibt auch diesmal wieder spannende und actionreiche Szenen, ich habe jedoch ein wenig Galahad Singhs zum Teil sarkastische Art vermisst, der viel zum Charme von Hologrammatica beigetragen hat und von den neu auftretenden Charakteren nicht ganz aufgefangen werden kann. Dennoch haben mich auch in diesem Band die Geschichte und die Szenerie wieder schnell in den Bann gezogen, und dass, obwohl Science-Fiction nicht zu meinem bevorzugten Genre gehört.

Bewertung vom 11.02.2020
Blutige Gnade / Mara Billinsky Bd.4
Born, Leo

Blutige Gnade / Mara Billinsky Bd.4


sehr gut

spannender neuer Band mit einem aktuellen Themenbezug:
„Blutige Gnade“, der 4. Band aus Leo Borns Thrillerserie zu seiner Hauptfigur Mara Billinski, hat mir wieder spannende und unterhaltsame Lesestunden verschafft.
Die Frankfurter Mordkommission ist diesmal gleich in mehreren Mordfällen gefordert. Den Auftakt macht ein Mord während eines Einbruchs, bei dem aber nichts gestohlen wurde, und bei dem die Motivsuche im Sande verläuft. Dazu kommt der brutale Mord an einem Journalisten, der einer großen Sache auf der Spur war. Hinweise deuten auf die Geschäfte der Russenmafia und die Nachfolger Novians, den Mara im letzten Band gejagt hat. Aber kann das wirklich die Big Story“ sein, an der der getötete Journalist dran war?
Auch privat findet Mara keine Ruhe, alte Schatten aus der Vergangenheit holen sie ein und werfen sie emotional aus der Bahn. Zu meiner Freude bekommt die Figur Rafael Makiadi in diesem Band wieder etwas mehr Raum eingeräumt, allerdings wird er unfreiwillig in nicht ganz ungefährliche Machenschaften verstrickt und erweist sich einmal mehr als Sorgenkind.
Wie gewohnt ist die Geschichte ebenso rasant wie komplex aufgebaut, verschiedene Handlungsstränge greifen ineinander, die Ereignisse werden aus der Sicht verschiedener Charakter dargestellt, diesmal sorgt ein aktueller Themenbezug für zusätzliche Brisanz.
Auch wenn ich beim Lesen einige der Entwicklungen schon geahnt habe, war der Verlauf nicht weniger spannend, da die Atmosphäre stimmig ist, die Charaktere glaubhaft und vielschichtig angelegt sind und unerwartete Details für Abwechslung sorgen.
Der Band kann alleinstehend gelesen werden, wichtige Details zu den Hauptfiguren werden insbesondere zu Beginn der Geschichte mit eingeflochten. Da ich die Vorgeschichten kenne, war das für mich schon etwas viel und hat zu Beginn das Tempo etwas ausgebremst, um die Entwicklung der Charaktere und ihre Reaktionen zu verstehen, ist es durchaus hilfreich, die ganze Vorgeschichte zu kennen.
Die Reihe ist nichts für zartbesaitete, gleich zu Beginn dieses Bands geschieht ein grausiger Mord, zum Glück halten sich die Details der Schilderungen gerade noch in Grenzen. Ich persönlich mag es nicht, wenn in Thriller sadistischen Taten zu viel Raum eingeräumt wird, hier bleiben genügend Andeutungen, die jedem Leser Raum für sein individuelles Kopfkino lassen. Nervenaufreibend ist die Lektüre auf alle Fälle, es gibt einige spannende Szenen, in denen ich beim Lesen geneigt war, den Atem anzuhalten. Insbesondere die Hauptcharaktere Mara Billinski und Jan Rosen sind mir im Laufe der Reihe ans Herz gewachsen mit ihren kleinen Marotten und Eigenheiten, so dass ich mich schon sehr auf die angekündigte Fortsetzung freue.

Bewertung vom 03.02.2020
Tiefer Fall / Doggerland Bd.2 (eBook, ePUB)
Adolfsson, Maria

Tiefer Fall / Doggerland Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

ruhige und atmosphärische Fortsetzung der Doggerland-Reihe:
Der zweite Teil der Doggerland - Reihe mit dem Untertitel „Tiefer Fall“ setzt ein nur wenige Wochen nach dem Ende des ersten Bandes „Fehltritt“. Kriminalinspektorin Karen Eiken Hornby, Hauptcharakter der Serie, hat sich von teils dramatischen Ereignissen der Vorgeschichte einigermaßen erholt, lediglich eine Hüfte quält sie noch mit Schmerzen. Sie verbringt die Weihnachtstage mit Familie und Freunden, als sie die Nachricht eines Todesfalls auf Noorö erreicht, der nördlichsten Insel des fiktiven Doggerlands, einer rauen Inselgruppe angesiedelt zwischen Dänemark und Großbritannien. Von der Fürsorge ihrer Lieben inzwischen ein wenig erschlagen, ist Karen dankbar, diesen Fall als verantwortliche Ermittlerin übernehmen zu können. Ein älterer Bewohner der Insel wurde am Weihnachtsmorgen von einer Klippe gestürzt aufgefunden. Sehr bald bestätigt sich die Vermutung, dass hier jemand nachgeholfen hat, die Suche nach einem Tatverdächtigen und einem Motiv gestaltet sich nicht nur aufgrund der Feiertage schwierig. Als nur wenig später bei der örtlichen Whiskybrennerei eine weitere Leiche aufgefunden wird, wachsen bei Karen die Befürchtungen, Mitglieder ihrer eigenen Familie, die von Noorö stammt, könnte in den Fall verwickelt sein. Aber auch in Karens privatem Umfeld taucht eine Krise auf, so dass sie an mehreren Fronten gefordert und an ihre Grenzen gebracht wird.
Wie schon im ersten Band nimmt Karen Eikens persönliche Geschichte in dem Krimi einen breiten Raum ein, insbesondere in der ersten Hälfte des Buchs führt das zu einigen Längen. Die Wiederholung ihrer Vergangenheit ist für Neueinsteiger sicher wertvoll, um den Charakter der Hauptfigur zu verstehen, für mich war das etwas zu umfangreich und lähmend für den Fortgang der Geschichte. Erst im zweiten Teil kommt Spannung auf, das Tempo zieht kontinuierlich an bis zu dramatischen Entwicklungen gegen Ende.
An dieser Krimi-Reihe hat mich auch diesmal wieder begeistert, wie lebendig, umfangreich und liebevoll die Autorin hier eine fiktive Welt gestaltet mitsamt ihren örtlichen und historischen Besonderheiten. Diesmal wirkt das raue Winterwetter etwas abschreckend, ansonsten möchte man am liebsten die Inselwelt Doggerlands in einer Urlaubstour erkunden. Karen Eiken Hornby ist ein glaubhafter Charakter, als Mensch interessant, in ihrem Job kompetent und engagiert. Dieser Band erreicht nicht ganz das Niveau des ersten Teils, hat mich dennoch im Verlauf zunehmend in den Bann gezogen und macht neugierig auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 26.01.2020
Die Toten von Marnow / Ein Fall für Lona Mendt und Frank Elling Bd.1
Schmidt, Holger Karsten

Die Toten von Marnow / Ein Fall für Lona Mendt und Frank Elling Bd.1


sehr gut

spannender Krimi mit Bezug zu einem brisanten Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte:
Im heißen Sommer des Jahres 2003 wird in Rostock ein Mann in seiner Wohnung auf grausame Weise ermordet aufgefunden. Das Motiv scheint schnell klar zu sein und die Aufklärung keine große Sache, doch bald zeigt sich, dass hier eine falsche Fährte gelegt wurde und mehr hinter der Sache steckt. Weitere Morde werfen die Frage nach einem Serienmörder auf. Als verantwortliche Kommissare sind der aus Rostock stammende Frank Elling eingesetzt und seine Kollegin Lona Mendt, die vor ein paar Monaten aus Hannover dazu gekommen ist.
Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft und der erst kurzen Zusammenarbeit verstehen sich die beiden in vielen Situationen blind und sind bereits ein eingeschworenes Team. Das ist den beiden auch in diesem Fall eine Hilfe, der sich als brisanter Skandal entpuppt mit einem sowohl historischen als auch politischen Hintergrund. Mit ihren Ermittlungen machen Elling und Lona einflussreiche Widersacher auf sich aufmerksam, die die Wahrheit um jeden Preis vertuschen wollen. Insbesondere Frank Elling, der privat dazu neigt, über seine Verhältnisse zu leben, ist anfällig für moralisch fragwürdige Handlungen, aber auch Lona Mendt schreckt nicht vor Grenzüberschreitungen zurück, um ihre und Franks Haut zu retten. Das macht die beiden menschlich und stimmt nachdenklich, wie weit man selbst in Ausnahmesituationen zu gehen bereit wäre. Es macht außerdem bewusst, wie schwer es ist, die Handlungen anderer aus moralischen Gründen zu verurteilen.
Der Krimi ist durchgehend spannend, die Tasche, dass die Geschichte auf einem realen Hintergrund basiert, erhöht die Brisanz. Man merkt dem Buch an, dass der Autor als Drehbuchautor arbeitet, beim Lesen hatte ich oft den Eindruck, einem Film zu folgen mit lebendigen Szenen und Dialogen, sowie einem gelungenen Wechsel zwischen Action und ruhigeren, nachdenklicheren Szenen.
Mir ist die Geschichte an vielen Stellen sehr nahe gegangen, die Mischung aus Kriminalfall, Hintergrundgeschichte und privatem Leben der Hauptcharaktere habe ich als gelungen empfunden. Bei der Figur Frank Ellings ist meine Haltung zu seiner Persönlichkeit sehr zwiegespalten, allerdings werte ich es als positives Zeichen, wenn ich mich beim Lesen über das Verhalten eines Charakters derart aufrege, zeigt es doch, wie nahe mir die Geschichte geht.
Mich hat es sehr gefreut zu lesen, dass die Geschichte bereits als Mini-Serie verfilmt wurde, und ich hoffe sehr, dass es mit Elling und Lona nicht nur im Fernsehen ein Wiedersehen geben wird.

Bewertung vom 22.01.2020
1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2
Natt och Dag, Niklas

1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2


sehr gut

sprachgewaltiger, sehr düsterer 2. Teil der Trilogie:
Der Roman „1794“ ist der 2.Teil einer geplanten Trilogie und steht in Intensität und Sprachgewalt dem Debüt in nichts nach. Wie schon „1793“ wird auch dieser Band in 4 Teile untergliedert, die den Jahreszeiten Winter, Frühling, Sommer und Herbst folgen, und stellt eine Mischung aus historischem Roman und Krimi dar.
Im ersten Teil steht der junge Erik Drei Rosen im Mittelpunkt; während seines Aufenthalts im Hospital schildert er aus seiner persönlichen Sicht die zum Teil dramatischen Ereignisse aus seiner Vergangenheit. Unter anderem hat es ihn im Alter von nur 14 Jahren auf die Insel Saint-Barthélemy verschlagen, damals schwedische Kolonie und Hochburg des Sklavenhandels. Dort lernt Erik nicht nur einiges über die Unbarmherzigkeit der Menschen, sondern trifft außerdem auf den in Schweden in Ungnade gefallenen Tycho Ceton, eine Begegnung, die Eriks Schicksal maßgeblich beeinflusst.
Mickel Cardell ist nach dem Tod Cecil Winges, der seinem Leben einen neuen Sinn gegeben hatte, an einem Tiefpunkt angelangt. Als ihn eine Witwe um Rat bittet, deren Tochter in ihrer Hochzeitsnacht auf brutale Art getötet wurde, und er auf Cecils jüngeren Bruder Emil trifft, werden seine Lebensgeister wieder erweckt.
Im dritten Teil gibt es ein Wiedersehen mit Anna Stina Knapp, während im 4. Teil die bislang teils lose erscheinenden Fäden zusammen geführt werden.
Wie schon im ersten Band liegt der Fokus des Romans auch hier auf der historischen Stimmung der damaligen Zeit, während der Kriminalfall eher ein Beiwerk ist und ein weiteres Beispiel für die verschiedenen Formen, in der sich menschliche Abgründe personifizieren können.
Die Stimmung ist im Jahr 1794 noch düsterer, das strenge Regime Reuterholms trägt vieles dazu bei. So hat er beispielsweise in der Stadt jegliche Farbe verboten, wer nicht vermögend genug ist, um sich darüber hinwegzusetzen, muss sich in grau kleiden, was diesem Jahr auch den Beinamen „Eisenzeit“ verliehen hat. Insgesamt spielt die Ungleichheit von Arm und Reich eine zentrale Rolle in dem Roman neben dem allgegenwärtigen Kampf zwischen Gut und Böse und dem zunehmenden Verfall der Moral. Die Bilder, die Natt och Dag dabei mit seiner lebendigen Sprache herauf beschwört, sind oft sehr drastisch und blutig und geraten mehrfach an die Grenzen des Ertragbaren.
Auch wenn die Düsternis der Geschichte zum Teil abschreckend wirkt, hat mich die Trilogie nicht zuletzt aufgrund der bewegenden Schicksale Anna Stina Knapps und Mickel Cardells in den Bann gezogen. Das Ende ist in einigen Punkten offen gehalten und gibt eine Vorahnung für den Abschlussband.

Bewertung vom 19.12.2019
Draussen (eBook, ePUB)
Klüpfel, Volker; Kobr, Michael

Draussen (eBook, ePUB)


sehr gut

ein solider Thriller in einem dystopischen Szenario:
Nach ihren Krimis mit Kultcharakter um Kommissar Kluftinger hat das eingespielte Autorenduo mit „Draussen“ ihren ersten Thriller veröffentlicht. Ich muss gestehen, dass die Krimis mich nicht allzu sehr gereizt haben, in diesem Fall haben mich die Werbung und viele positive Bewertungen dazu gereizt, mir ein eigenes Bild zu machen.
Im Mittelpunkt stehen zwei Teenagerkinder, Cayenne und Joshua, die mit ihrem Betreuer Stephan seit Jahren auf der Flucht sind. Nur Stephan weiß, vor welcher Gefahr sie sich verstecken und weshalb er sie mit strengem Regime auf das Überleben in freier Wildnis aber auch in Kampftechniken unterweist.
Schon zu Beginn des Thrillers zeigt sich, dass die Bedrohung real ist und sie eingeholt hat, als Cayenne bei einem brutalen Überfall schwer verletzt wird.
Es ist lange unklar, was die drei zu ihrem Versteckspiel zwingt, ein zweiter Handlungsstrang und Rückblenden in Form von Tagebucheinträgen decken nach und nach wie bei einem Puzzlespiel Zusammenhänge auf. Beim Lesen kamen hier und da ein paar Ahnungen über die Verbindungen der Charaktere und den Hintergrund der Geschichte, die Auflösung war dann nicht völlig überraschend aber dennoch spannend.
Die Ereignisse spitzen sich im Verlauf zu bis zu einem Showdown am Ende des Buchs, einige actionreiche Szenen sorgen für weitere Spannung, das brutale Handeln einiger Figuren sorgt für Schrecken. Auch die zum Teil dystopische Szenerie trägt zu einer düsteren Stimmung bei und unterstreicht die gefährliche Lage, in der sich Stephan und seine Schützlinge befinden.
Der Thriller überzeugt mit einem durchgehenden Spannungsbogen, die Charaktere und Dialoge wirkten auf mich jedoch zum Teil etwas steif und hölzern. Die Story wirkt nicht immer realistisch, wenn man die Geschichte nicht zu ernst nimmt und sich in erster Linie auf die Thrillerelemente einlässt, wird man jedoch gut unterhalten. Ein paar Charaktere und Szenen habe ich als bewusst überspitzt empfunden, ganz so als hätte das Autorenduo beim Verfassen der Geschichte durchaus ihren Spaß gehabt. „Draussen“ ist ein solider Thriller, der mich gut unterhalten hat, dem aber ein wenig die herausragenden Momente fehlen.

Bewertung vom 27.11.2019
Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2
Garcia Saenz, Eva

Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

ein spannender und sehr persönlicher neuer Fall für "Kraken":
„Das Ritual des Wassers“, der zweite Band um den baskischen Inspector Unai Ayla alias Kraken, ist ebenso spannend wie sein Vorgänger und seine Geschichte noch eindringlicher durch die persönliche Betroffenheit der Hauptfiguren.
Unai Ayla ist von den Folgen seiner Verletzung am Ende des ersten Bandes noch nicht genesen, als er von seiner Kollegin Estibaliz zu einer Mordermittlung hinzugezogen wird. Denn bei der Toten, die auf einem Berg in der Nähe Vitorias nach einem keltischen Ritual hingerichtet aufgefunden wurde, handelt es sich um seine erste Jugendliebe Annabel Lee. Annabel gemeinsam hat gemeinsam mit Unai und drei Freunden aus seiner Clique vor rund dreißig jahren ein paar Wochen in einem Jugendcamp verbracht. Als ein weiterer Mord geschieht erhärtet sich nicht nur der Verdacht, dass die Morde etwas mit den damaligen Ereignissen und Unais Clique zu tun haben könnte, zudem scheint der Mörder werdende Mütter und Väter ins Visier genommen zu haben. Dies könnte für Unai selbst eine Gefahr darstellen, denn seine Chefin und Geliebte Alba erwartet ein Kind von ihm.
Der Krimi ist temporeich und komplex, die Ermittler verfolgen einige ins Leere gehende Spuren, Informanten halten sich bedeckt, Unais Gesundheitszustand körperlich und psychisch ist noch nicht auf der Höhe. Der Leser erfährt in Rückblenden Details aus den Ereignissen im damaligen Jugendcamp, die zum verstörend sind, zum anderen ein deutliches Bild der Spannungen und Beziehungen zwischen den Teilnehmern schafft.
Wie schon im ersten Band spielt die Geschichte der Gegend eine große Rolle, diesmal sind es keltische Rituale, die den Schlüssel zur Lösung in sich bergen.
Mir gefällt der Schreibstil der Thriller ebenso wie ihr Inhalt mit seiner Mischung aus Spannung, Dramatik, historischem Hintergrund aber auch der persönlichen Geschichte der Hauptfiguren.
Ich würde die Bände um „Kraken“ und seine Kollegen als anspruchsvolle Psychothriller einsortieren. Aufgrund der für meine Zunge ungewohnten Namen und Ortsbezeichnungen, musste ich mich beim Lesen insbesondere anfangs etwas mehr konzentrieren, konnte dann aber schnell in die Geschichte eintauchen und wurde mehrfach von den Entwicklungen überrascht. Ich freue mich bereits jetzt auf den dritten Band, dessen Veröffentlichung für März 2020 angekündigt ist.

Bewertung vom 13.11.2019
Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
Turton, Stuart

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle


sehr gut

Der Kriminalroman „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ des britischen Autors Stuart Turton ist mindestens so ungewöhnlich, wie es der Titel vermuten lässt.
In einem alten und herunter gekommenen Herrenhaus hat sich eine Schar von Gästen versammelt. Es sind genau die Gäste, die bereits 19 Jahre zuvor während einer Feier auf Blackheath House zu der anwesenden Festgesellschaft gehörten, als dort Thomas Hardcastle, der Sohn der Gastgeber ermordet wurde. Am Morgen des großen Balls erwacht ein Mann im Wald in der Nähe des Hauses und kann sich weder an seinen Namen erinnern noch daran, wo er sich befindet und weshalb. Lediglich der Name „Anna“ schwirrt in seinen Gedanken herum. Nach und nach erfahren der Leser und die Hauptfigur, dass es sich bei dem Mann um Aiden Bishop handelt, der auf Blackheath diesen einen Tag vor dem Maskenball nicht nur immer wieder aufs Neue erlebt, sondern dass er diesen Tag noch dazu in den Körpern 8 verschiedener Personen (Wirte) durchlebt. Dieser Schleife kann er nur dann entkommen, wenn er am Abend schlüssig belegen kann, wer der Mörder Evelyn Hardcastles ist, der Tochter des Hauses. Es entspinnt sich eine ebenso verwirrende wie faszinierende Geschichte, wenn der Charakter der Hauptfigur mit der Persönlichkeit ihrer Wirte verschmilzt, sich ihre Fähigkeiten zu nutzen machen kann aber andererseits auch durch ihre Defizite oder Hitzköpfigkeit gebremst wird. Das Handlungsgerüst des Tages ist vorgegeben, er läuft im Grunde immer gleich ab, dennoch wird die Geschichte nicht langweilig. Es kommen immer neue Details ans Licht, die Sprünge in den Geschehen sowie die Vielzahl an Personen nicht nur unter den Gästen, sondern auch dem Personal erfordern insbesondere beim Hören des Hörbuchs einiges an Konzentration, um nicht den Faden zu verlieren. Auch die verschiedenen „Wirte“ Aiden Bishops sorgen mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten für Abwechslung und spannende Wendungen.
Man muss bereit sein, sich bei diesem Buch auf die mystische Schiene einzulassen, und darf nicht erwarten zu verstehen, wie diese extreme Version des „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Variante funktioniert. Dann wird man mit einer faszinierenden und komplexen Geschichte belohnt, die in der Hörbuch-Version von Frank Stieren überzeugend in Szene gesetzt wird. Man kann eintauchen in eine fremde Welt, die mehr zu bieten hat als nur einen ungeklärten Todesfall. Es gibt einige Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele, dazu spielen Themen wie Liebe, Eifersucht und Intrigen eine tragende Rolle. Mich haben die 18 Stunden Hörbuch ausgesprochen gut unterhalten.