Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Europeantravelgirl

Bewertungen

Insgesamt 312 Bewertungen
Bewertung vom 25.12.2023
Roadtrip Richtung Weihnachtswunder
Bilinszki, Nina

Roadtrip Richtung Weihnachtswunder


sehr gut

Roadtrip durchs verschneite Schottland

24 Tage lang bin ich mit Olivia und Callum durchs verschneite Schottland gefahren in der Hoffnung, dass Olivia es noch rechtzeitig vor Weihnachten zu ihrer frisch verwitweten Mutter und Callum es auf die Hochzeit seiner Schwester schafft. Wir haben uns durch den Schneesturm und völlig verschneite Straßen gekämpft, ehe wir schließlich in einer Schneewehe stecken geblieben sind.

Zum Glück gab es Rettung bei einer zauberhaften Familie, wir sind zusammengerückt bei Weihnachts-Gin und schottischen Butterplätzchen, hatten noch eine Rettungsaktion für ausgebüchste Tiere. Und ich durfte beobachten, wie Olivia und Callum sich langsam näherkamen.

Bisher hatte ich schon Adventskalenderbücher, an denen es jeden Tag eine eigene Kurzgeschichte gab. Ich muss feststellen, dass das Lesevergnügen mit einer durchgehenden Geschichte ungleich größer ist. Der Roadtrip war eine leichte, nette Erzählung, so dass die täglichen Unterbrechungen auch gar kein Problem waren, sondern ich mich jeden Tag auf die nächste Etappe freuen konnte. Zur Geschichte selbst muss ich sagen, dass ich Callum als männlichen Part ziemlich verschlossen und unzugänglich fand – aber zum Glück musste ja nicht ich mich in ihn verlieben, sondern Olivia! Richtig gut gefallen hat mir der viele Schnee und das spürbare Winterfeeling, das fand ich ganz zauberhaft.

Und ich habe den festen Plan, mich nach den Feiertagen an dem Rezept für den Winter-Gin zu versuchen! Slàinte Mhath!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.12.2023
GUY'S GIRL
Noyes, Emma

GUY'S GIRL


ausgezeichnet

Vernarbte Seelen

Mädchen trifft Junge. Mädchen und Junge verlieben sich ineinander. Happy ever after.

Leider funktioniert das bei Ginny und Adrian nicht. Von außen betrachtet sieht alles perfekt aus, aber im Inneren sind beide kaputt, leer und können es nicht so fühlen, wie sie es vielleicht sollten.

Ginny ist ein Guy´s Girl, das Jungsmädchen in einer Clique aus Jungs, die nach der Studentenzeit nicht den Absprung aus der WG geschafft haben. Immer gut gelaunt, easygoing und unkompliziert. Aber sie kämpft mit den Dämonen in sich, die sich erst in einer Magersucht Bahn brechen und schließlich in einer Bulimie beginnen, Ginny völlig zu zerstören.

Adrian macht Karriere und ist ein echter Frauentyp, aber er ist innerlich hohl und kann keine Gefühle empfinden, schon gar nicht für Frauen. Ginny berührt etwas in ihm, aber Liebe kann Adrian nicht fühlen.

Der Roman war so schön zu lesen, aber auch so schmerzhaft und wahnsinnig intensiv. Nichts wird nur angedeutet, sondern aufgedeckt, ordentlich seziert und gezeigt mit allen grässlichen Seiten. Gerade wenn es um Ginnys Bulimie geht, wird nichts beschönigt, und genau das verleiht der Geschichte so viel Authentizität. Gleichzeitig ist es so viel mehr als die Schilderung einer Krankheit, denn der Weg von Ginny und Adrian bewegt, rüttelt, erschüttert und packt einen völlig beim Lesen.

Inhaltlich verarbeitet die Autorin eigene Erfahrungen, was der Geschichte eine intensive Dringlichkeit verleiht. Darüber hinaus haben mich auch der Schreibstil und die Erzählweise der Autorin in literarischer Hinsicht völlig begeistert und überzeugt.

Eindringliche Leseempfehlung für alle, die diese Themen nicht triggern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.12.2023
The Billionaire Scrooge Next Door (eBook, ePUB)
Hayle, Olivia

The Billionaire Scrooge Next Door (eBook, ePUB)


sehr gut

Kein Scrooge, aber ein Grinch

Holly liebt Weihnachten einfach. Nachdem es im Job so gar nicht rund läuft, freut sie sich unbändig, über die Feiertage zu ihren Eltern zu fahren. Dort gibt es eine handfeste Überraschung, denn ihr Jugendschwarm Adam ist gegenüber eingezogen. Aus dem süßen Nerd ist allerdings ein hotter Unternehmer und Billionär geworden und – was das allerschlimmste für Holly ist – er kann mit Weihnachten nichts anfangen!

Der Kurzroman ist eine schöne weihnachtliche Romanze mit wirklich süßen Charakteren und tollem Weihnachtssetting. Völlig irreführend ist jedoch leider der Titel. Mit Dickens´ Scrooge hat der liebe Adam so überhaupt nichts gemeinsam. Es ist keineswegs die Geschichte eines hartherzigen Geizkragens, der geläutert werden muss, da liegen Titel und Klappentext leider daneben. Vielmehr würde ich Adam als Grinch bezeichnen, als Weihnachtsmuffel aufgrund von schlechten Erfahrungen in seiner Vergangenheit.

Es ist dann auch eine süße Lovestory, die sich zwischen Holly (natürlich heißt die Weihnachtsheldin wie die Stechpalme!) und Adam entspinnt mit zarter Annäherung bis hin zu heißer Leidenschaft in einer eingeschneiten Winternacht. Mir machte die Geschichte richtig Spaß und brachte mich wirklich in romantische Weihnachtsstimmung.

Daher kann ich für diese süße kleine Weihnachtsromanze gerne eine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 21.12.2023
Küsse unterm Silberfarn
Matthes, Anna

Küsse unterm Silberfarn


sehr gut

Liebe zwischen Pinot Noir und Lemon Pie

Weg! Einfach nur weg will Hannah! Nach dem Studium ist sie in der Kanzlei ihres dominanten Vaters gestrandet, und nun will er sie auch noch mit einem der Rechtsanwälte verkuppeln. Hannah braucht eine Auszeit und fliegt völlig überstürzt nach Neuseeland. Work und Travel und Abstand, so lauten ihre Pläne. Durch Zufall (oder Schicksal?) landet sie auf einem Weingut, wo sich schnell alle Puzzleteile zusammenfügen: In Lisa findet sie eine Freundin, in der Backstube einen Job – und was ist das eigentlich mit Lisas Bruder Max?

Mit Neuseeland führt uns dieser Roman wortwörtlich ans andere Ende der Welt, und es gibt viel Spannendes zu erfahren. Mir war etwa nicht bewusst, dass der Weinbau in Neuseeland so verbreitet ist. Die Vorfahren von Lisa und Max stammen aus der Pfalz, meiner Wahlheimat, und damit war die Verbindung schnell geschaffen! Aber noch viel interessanter fand ich es, die Maori-Kultur mit ihren Mythen und der Sprache kennenzulernen. Da bietet der Roman viele Einblicke durch Nikau und Maia aus der Freundesgruppe. Auch die landschaftliche Schönheit Neuseelands kommt keineswegs zu kurz. Ich mochte es auch sehr, dass kulinarische Genüsse eine so große Rolle spielten wie Lemon Pie und dazu ein köstlicher Flat White.

Richtig schön fand ich die Clique, in die Hannah rasch aufgenommen wird. Da gibt es viele gemeinsame Unternehmungen und vor allem die vielgelobte Eigenschaft der Neuseeländer, füreinander da zu sein. Nicht zuletzt gibt es zwischen Hannah und Max eine süße Liebesgeschichte, bei der eigentlich von Anfang an klar ist, dass sie keine Zukunft haben kann. Aber wenn einen die Maori-Mythen etwas lehren, dann dass die unglaublichsten Dinge geschehen können. Vor allem in einem Land, in dem Weihnachten mit einem Barbecue am Strand gefeiert wird!!!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.12.2023
Winterzauber in der Törtchenbäckerei (eBook, ePUB)
Larsson, Thorid

Winterzauber in der Törtchenbäckerei (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Rezept für schweinische Winterliebe

Man nehme
- Eine süße Heldin und Liebeshexe namens Lizzy
- Einen kleinen Küstenort zum Wohlfühlen
- Ein Café mit den köstlichsten Törtchenkreationen
- Das schweinisch-hundige Traumpaar Trudi und Herbi
- Einen pulloverstrickenden Künstler namens Fiete und
- Eine große Prise Liebeszauber
Und was bereitet uns die liebe Thorid Larsson aus diesen zuckersüßen Zutaten zu?
Eine wirklich zauberhafte Geschichte, die mich so richtig ins Schwärmen bringt!

Denn von wegen, von Anfang an ist alles klar, wer mit wem zusammenkommt. Die gute Lizzy ist zwar eine Liebeshexe, aber in eigenen Angelegenheiten völlig betriebsblind. Da verknallt sie sich in den jazzliebenden Immobilienmakler Sven, ohne zu ahnen, dass sie ihn anderweitig verkuppeln soll! Viel schlauer ist da Trudi, Lizzys niedliches Minischwein. Die kleine Schweinedame weiß sofort, an wen sie ihr rosanes Schweineherz verschenkt, nämlich an Herbi, den kuscheligen Hund von Fiete. Nur Lizzy, die steht noch mächtig auf dem Schlauch und verrennt sich völlig.

Diese Geschichte war so schön zu lesen, denn aus jedem Satz sprüht die Liebe, mit der die Autorin ihre Figuren erschaffen hat. Die Story ist mit Witz, Liebe und viel Charme erzählt und bietet so manche überraschende Wendung. Vor allem ist die Handlung gespickt mit richtig guten Einfällen. Wer hätte gedacht, dass es für Liebeshexen gar eine eigene Behörde gibt!? Bei den Törtchen läuft einem beim Lesen das Wasser im Mund zusammen, und Fiete ist ein ganz wunderbarer Typ, weil er so gar nicht ins oberflächliche Traummann-Klischee passen will. Aber vor allem Schweinedame Trudi hat mein Herz im Sturm erobert. Die süße Sau sorgt immer wieder für niedliche, aber auch lustige Momente. Daher bekommt dieses Buch von mir 5 Sterne plus eine Schweineschnauze!!!

Leseempfehlung von Herzen für diesen zauberhaften, warmherzigen Winterroman!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.12.2023
Der Buchclub - Ein Licht in dunklen Zeiten
Lyons, Annie

Der Buchclub - Ein Licht in dunklen Zeiten


sehr gut

Ein Licht in finstersten Zeiten

Ein bewegendes Stück Zeitgeschichte ist „Der Buchclub – Ein Licht in dunklen Zeiten“. Das Herz der Geschichte und des Londoner Vorortes Beechwood, in dem sich „Binghams Bücher“ befindet, ist Gertie Bingham. Sie steht an einem Wendepunkt ihres Lebens, denn nach dem Tod ihres geliebten Ehemannes Harry möchte sie sich eigentlich zur Ruhe setzen. Tatsächlich ändert sich ihr Leben schlagartig, aber das liegt keineswegs am wohlverdienten Ruhestand. Vielmehr bringt ein jüdisches Flüchtlingsmädchen aus Deutschland frischen Wind in ihren Haushalt, und dann bricht Krieg aus und verändert alles.

Beim Einstieg in die Geschichte gab es noch eine gewisse Distanz zu den Charakteren. Im Verlauf der Erzählung habe ich Gertie und ihre Ziehtochter Hedy sowie alle anderen Bewohner aber immer mehr ins Herz geschlossen. Gleiches gilt für den Buchclub, der am Anfang der Handlung noch eine recht nüchterne Institution ist, während er in den dunkelsten Stunden des Krieges im Luftschutzbunker zum Stern der Hoffnung für alle Schutzsuchenden wird. Und es sind wirklich die finstersten Stunden der Menschheit, über die wir hier sprechen. Besonders beeindruckend fand ich den Spirit der englischen Bevölkerung mit Durchhalteparolen und Zusammengehörigkeitsgefühl, wenn jede/r einen Beitrag leisten möchte und sich alle gegenseitig unterstützen und dann schon mal Essensmarken für eine Feier zusammenlegen.

Im Verlauf der Handlung fiel streckenweise die Einordnung der Geschehnisse etwas schwer, weil es nur selten Angaben zu Jahreszahlen gibt, wodurch die Erzählung ein wenig ins Schwimmen geriet. Da hätte ich mir präzisere Angaben gewünscht.

Gegen Ende hin steigerte sich der Roman jedoch noch einmal enorm und wurde dermaßen tragisch und emotional, dass bei mir hemmungslos die Tränen flossen, denn man hat trotz der fiktiven Personen immer vor Augen, dass wahre Geschehnisse und unendliches Leid dahinterstehen.

Eine berührende Geschichte über die große Kraft des menschlichen Zusammenhalts und das Licht, das Bücher auch in die dunkelste Nacht bringen können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2023
Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23
Bernard, Caroline

Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23


ausgezeichnet

Selbstverwirklichung einer starken Frau

Gegen die grauen, kalten Wintertage musste Farbe her, und was wäre da besser geeignet als „Ich bin Frida“ von Caroline Bernhard? Farbe, weil natürlich die Kunstwerke von Frida Kahlo vor Aussagekraft und Farbigkeit nur so strotzen! Farbe aber auch, weil Frida Kahlo eine ausnehmend starke Persönlichkeit war, die mit ihrer Erscheinung Farbe in jeden Raum brachte.
Die Autorin hat sich einem Lebensabschnitt der mexikanischen Künstlerin gewidmet, der mir ehrlicherweise bisher eher unbekannt war, nämlich ihre Zeit in New York ab Oktober 1938. Doch obwohl mir viele Einzelheiten und Entwicklungen neu waren, habe ich vor allem den Mensch Frida Kahlo mit allen Ecken und Kanten, Widersprüchen und Zweifeln, aber auch voller Kraft und Stärke wiedererkannt. Die Schilderungen zeugen von herausragenden Recherchen der Autorin, denn nur so kann man eine bekannte Künstlerin und die damalige Zeit so lebendig und plastisch auferstehen lassen.
Während anfangs noch die ungewöhnliche Beziehung mit ihrem Ehemann Diego Rivera und die damit verbundenen widersprüchlichen Gefühle im Mittelpunkt stehen, bricht Frida daraus aus. Aus Frida Rivera wird Frida Kahlo, und diese macht sich allein auf den Weg, um in New York ihre erste Einzelausstellung zu betreuen.

Besonders gelungen fand ich auch die Passagen über die Entstehungsprozesse von einzelnen Bildern. Frida Kahlo hat einige Bilder immer wieder geändert und ergänzt, und dies fand ich wahnsinnig aufschlussreich zu lesen. Ich muss zugeben, dass ich einige Bilder nun mit anderen Augen sehe.

Ein sehr gut recherchierter und schön erzählter Roman über eine außergewöhnliche Frau und Künstlerin.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.12.2023
Wo die Libellen tanzen
Zenk, Leonie

Wo die Libellen tanzen


sehr gut

Das Haus am See

Es hat sich totgelaufen zwischen Valeria und Felix. Dabei hatte es so hoffnungsvoll begonnen, und Valeria war ihrer großen Liebe nach Berlin gefolgt, hatte für ihn ihre geliebte Arbeit als Klavierlehrerin aufgegeben, um dort miteinander eine Familie zu gründen. Doch manchmal spielt das Leben einfach anders. Felix arbeitet bis spät in die Nacht, mit der Schwangerschaft will es nicht klappen, und so wird Valeria immer einsamer, unzufriedener und frustrierter. Ein heftiger Streit bringt das Fass zum Überlaufen und Valeria packt ihre Sachen und flieht aus der gemeinsamen Wohnung.

Da ist noch eine Lücke in ihrem Leben, die geschlossen werden muss, und so reist sie in den Harz zur Ferienhütte ihrer Eltern, die ihr verstorbener Vater erbaut hatte und in der sie glückliche Kindheitsjahre verbracht hat. Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters hat sich ein Schleier des Schweigens und Verdrängens auf Valeria und ihre Mutter gelegt, den nun bei ihrer Rückkehr aufzubrechen und sich aufzulösen beginnt.

Der Roman schildert einfühlsam Valerias Weg zu sich selbst, denn nichts anderes ist ihre Flucht aus ihrem bisherigen Leben, das ihr nun so gar nicht mehr passen mag. Ich konnte mich sehr gut in ihre Frustration hineinfühlen, wobei sich wieder einmal zeigt, dass das Leben einfach nicht schwarzweiß ist. Denn während ich Felix anfangs als unheimlich kalt und egoistisch erlebte, begann ich ihn im Verlauf des Romans zu verstehen, wohingegen ich befürchtete, dass Valeria sich verrennt und den Weg verliert. Die Abgeschiedenheit der Hütte bildet eine ganz wunderbare Kulisse für Valerias Suche nach der Vergangenheit und nach sich selbst.

Besonders gelungen fand ich die Dorfbewohner, allen voran Georg mit seiner rauen Schale und trockenen Sprüchen, aber ganz großem Herzen. Im Verlauf des Romans beginnen sich die Fäden aus der Vergangenheit mit denen der Gegenwart zu verknüpfen, sozusagen zu einem Faden der Ariadne, mit dessen Hilfe Valeria den Weg aus dem Labyrinth ihres verzwickten Lebens findet. Leider bricht die Erzählung eher abrupt ab und liefert in einem Epilog den Ausblick auf den weiteren Fortgang. Da hätte ich mir an dieser Stelle gewünscht, dass der Übergang mehr auserzählt worden wäre, um auch an dieser Stelle Valerias Gefühle und Motivation vollends verstehen zu können.

Ein wunderbar gefühlvoller Roman!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2023
Der Wald
Rode, Tibor

Der Wald


sehr gut

Darf ein Geschöpf seinen Schöpfer vernichten?

Ein Blick in den Briefkasten, ein geheimnisvoller Umschlag und darin Pflanzensamen. Wer könnte da der Versuchung widerstehen, einfach mal zu schauen, was daraus wächst? Und genau diese Neugier hunderter von Menschen weltweit sorgt dafür, dass sich weltweit plötzlich eine invasive Pflanze ausbreitet. Nicht nur, dass diese außergewöhnlich schnell wächst, nein, auch scheinen nahezu alle Teile hochgradig giftig zu sein. Immer mehr Menschen werden schwer verletzt, und das Gewächs breitet sich weiter mit Gewalt aus. Der Forstwirt und Bestsellerautor Marcus Holland begibt sich mit seiner Kollegin auf Spurensuche nach China, von wo die rätselhaften Samenpäckchen versandt wurden. Auch die Archäobotanikerin Waverly Park, die IT-Spezialistin Ava und eine geheimnisvolle Organisation sind auf der Jagd. Doch wer verfolgt eigentlich welches Motiv?

Nachdem Tibor Rode sein Buch auf dem Crimethrill-Event vorgestellt hatte, war ich so angeteasert, dass ich diesen Thriller einfach lesen MUSSTE. Und was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht! Der Autor kokettiert zwar im Roman augenzwinkernd mehrmals damit, dass dies ja schließlich kein Dan Brown-Roman sein, aber diesen Vergleich braucht er keineswegs scheuen. Die Story bespielt die höchst aktuellen Themen Klimaschutz und KI, sie bietet Geheimgesellschaften und den Wettlauf gegen die Zeit, eine Jagd rund um den Globus und spannende Enthüllungen. Nie weiß man, wer mit doppeltem Boden spielt und vielleicht noch einen Trumpf im Ärmel hat. Ich habe mich beim Lesen allerbestens unterhalten gefühlt wie bei einem großartigen Blockbuster. Besonders originell fand ich auch die eingestreuten Bezüge zu Goethe und vor allem dem Faust. Doch obwohl der Thriller gleich mehrfach die Gretchenfrage stellt, will er insgesamt doch nicht wirklich ein klares Bekenntnis abgeben. Grundlegende Fragen werden angeschnitten, um eine Positionierung wandert die Erzählung jedoch elegant herum. Da fehlte mir letztendlich ein wenig die Tiefe.

Als spannenden und rasanten Thriller kann ich dieses Buch jedoch ganz klar empfehlen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2023
Lindy Girls
Stern, Anne

Lindy Girls


sehr gut

Echt knorke, diese Truppe!

Es brummt im Berlin Ende der 1920er Jahre. Überall schießen Tanzgruppen wie Pilze aus dem Boden, nicht nur in den schicken Tanzpalästen, sondern auch in den Straßen Berlins wird getanzt. Der Charleston tritt seinen Siegeszug an, und Lebensfreude wird nach den bitteren Jahren des ersten Weltkriegs mit voller Wucht verbreitet. Auch Wally träumt vom Erfolg auf den großen Bühnen der Stadt mit ihrer eigenen Tanzgruppe, den „Lindy Girls“.

Wie in einem Reigen hüpfen wir beim Lesen im Lindy Hop von einer Tänzerin zur nächsten, erfahren vom harten Brotjob der einen, der Flucht aus den bürgerlichen Zwängen der anderen. Junge Frauen, die so manchen Kompromiss eingehen müssen auf dem Weg zur Verwirklichung ihrer Träume. Und nicht immer bleiben diese Zugeständnisse ohne Folgen. Der Roman versprüht jede Menge Zeitgeist, Rhythmus und Lebensgefühl und zeigt auch deutlich die Grenzen, an die die jungen Frauen in der männlich dominierten Gesellschaft stoßen. Da wird nichts beschönigt, aber am Ende der Kopf stets hochgehalten: „Eben eine echte Berlinerin, praktisch bis ins Mark. So haben wir es gelernt, so müssen wir sein, um durch dieses Leben zu kommen. Ob wir wollen oder nicht.“ Begleitet wird das Geschehen von der Musik jener Zeit, den frechen und teils frivolen Texten.

Der Roman weist dann auch weniger eine stringente Handlung auf, sondern lässt sich vom Lebensgefühl und der Musik treiben. Stellenweise hätte ich mir da ein wenig mehr Vertiefung gewünscht anstatt von Person zu Person zu hüpfen. Insgesamt ergibt sich jedoch ein aufregendes und aufschlussreiches Gesamtbild, sozusagen eine Momentaufnahme dieser spannenden Zeit im Berlin zwischen den Weltkriegen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.