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Leserin

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Insgesamt 172 Bewertungen
Bewertung vom 08.01.2013
George Clooney, Tante Renate und ich
Wagner, Fanny

George Clooney, Tante Renate und ich


sehr gut

Eva, Antonia und Bettina bilden eine WG. Evas Tante Renate zieht mit ein, weil es in ihrer Wohnung einen Rohrbruch gab. Auf Zeit gibt es also eine Mehr-Generationen- Wg. Besonders gut gefallen hat mir am Roman, dass die Autorin nicht die gängigen chicklitklischees bedient. Eva Schumann wohnt nicht allein mit ihrer Katze und weint sich nicht die Augen nach einem Mann aus. Auch hat sie keinen Schuhtick - aber mit den Männern ihre liebe Not. Freund Tobias wird abserviert, als er Eva zum wiederholten Male ausnutzen will und sie auch noch hintergeht. Im Treppenhaus sieht Eva dann ein Clooney- Lookalike und verliebt sich, während Tante Renate in den Weiten des Internets auf Männerfang geht...
Das Cover und der Titel des Romans sind unschlagbar gut und stimmig, machen Lust auf's Lesen und regen zum Kauf an. Besonders schön ist auch die Tatsache, dass eine Freundschaft im Zentrum steht. Antonia, Bettina und Eva liefern sich keinen Zickenkrieg, sind aber schon manchmal am Lästern, wenn es um Andere geht. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm locker.
Nicht so gut gefallen hat mir aber der Umstand, dass die Figuren etwas blass und wenig ausgearbeitet bleiben - Frauenliteratur muss nicht hochphilosophisch sein, aber ein wenig "rundere" Figuren hätte ich bevorzugt. Darüber hinaus wird fast jeder Konflikt im Roman sogleich aufgelöst, sodass fast keine Spannung aufkommen kann - dadurch bleibt das Buch recht spannungsarm.

Trotzdem ist es ein absoluter Feelgood - Roman mit Happy End.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.12.2012
Sehet die Sünder
Winterberg, Liv

Sehet die Sünder


sehr gut

Ein Historienschmöker!

"Bretagne, 1440. Grausame Dinge geschehen in dem kleinen Dorf Saint Mourelles. Menschen verschwinden und werden ermordet im Wald aufgefunden. Misstrauen und Angst machen sich breit und stellen die sonst so harmonische Dorfgemeinschaft auf eine harte Probe. Catheline, die Haushälterin des Dorfpfarrers, und der junge Bauer Mathis beschließen, den entsetzlichen Vorfällen auf den Grund zu gehen. Denn es gibt Spuren, und die führen zum nahegelegenen Schloss. Niemand ahnt, dass sich auch der Bischof von Nantes mit einer geheimen Untersuchung der Vorgänge einschaltet (Kurzbeschreibung)." Adel, Klerus, Pöbel - alles was das Leserherz begehrt! Das Buch ist der perfekte Pageturner im Winter. Man kann sich schön in den Lesesessel kuscheln und nach Herzenslust schmökern. Die Idee des Buches erinnerte mich sehr an die Filme "Pakt der Wölfe" und "The Village". Nichtsdestotrotz ist "Sehet die Sünder" ein sehr spannendes Buch, welches nicht nur Genrefans begeistern kann. Da ich ein Faible für Frankreich habe, hat es mir besonders gefallen, dass die Handlung des Romans in einem bretonischen Dorf angesiedelt ist. Sehr hilfreich fand ich ferner das dem Werk vorangestellte Personenregister. Es half mir bei der Orientierung. Auch sprachlich konnte mich das Buch einigermassen überzeugen. Einzig die Auflösung hätte man noch besser machen können. Ergo: Ein fast perfekter Historoman. Wertung : 4 von 5 Sternen.

2 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2012
Der Himmel so fern
Ingemarsson, Kajsa

Der Himmel so fern


sehr gut

Eigentlich führt Rebecka das perfekte Leben. Job, Ehemann, Traumhaus - all diese Dinge hat die Mittdreissigerin schon erreicht. Und doch nimmt sie sich das Leben. Zwar zögert sie im Moment des Suizids, doch dann ist es unumgänglich. Fortan hat sie einen Engel namens "Arayan" an ihrer Seite. Rebecka kann jedoch noch nicht von ihrem "alten" Leben lassen und vor allem an Mikael, ihrem Mann, hängt sie noch. Sukzessive wird enthüllt, was zu Rebeckas Entscheidung beigetragen haben könnte. So versuchte sie stets, unabhängig zu wirken, schlug gar eine kirchliche Hochzeit aus. Die Gründe für dieses Verhalten liegen in der Kindheit der Protagonistin - der Vater verliess einst die Mutter, welche daraufhin erkrankte und in schwere Depressionen verfiel. Rebecka schwört sich, nie den selben "Fehler" wie ihre Mutter zu machen, sie möchte Mikael nie eine schlechte, "klammernde" Partnerin sein. Ihre Entscheidung, sich das Leben zu nehmen, stürzt jedoch Mikael in tiefe Verzweiflung, und Rebecka hadert mit all den Beschlüssen, die sie einst fasste...
"Der Himmel so fern" ist ein Roman, der sich schnell und zügig lesen lässt, da die Autorin in einem flüssigen Stil schreibt, der keine Längen aufkommen lässt.
Es ist jedoch nicht so einfach, das Buch einem bestimmten Genre zuzuordnen. Zwar ist es keine oberflächliche "chicklit", aber doch in gewisser Weise ein "Frauenbuch". Es gibt auch leicht esoterisch wirkende Anteile, die surreal wirken und auf das Fantasygenre verweisen könnten. Beim Lesen fühlte ich mich an Filme wie " Ghost - Nachricht von Sam" oder "Stadt der Engel" erinnert. Der Roman regt auf jeden Fall zum Nachdenken an!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2012
Zurück auf Glück
Marx, Patricia

Zurück auf Glück


ausgezeichnet

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Stilistisch gesehen ist der Roman "Zurück auf Glück" eine Art Patchworkroman, und dieses Genre gefällt mir, seit ich einmal einen Patchworkroman las. Die Autorin stammt aus dem Dunstkreis der legendären Show "Saturday Night Life", woraus man eigentlich folgern kann, dass sie einen herrlich absurden Roman geschrieben hat. Und ach, dass setting ist New York. Woody Allen, Großstadtneurosen lassen grüssen. So ist auch die Protagonistin Imogene ein Mensch mit kleinen Neurosen. Sie ist in den Dreissigern und Unterwäschedesignerin. Auf einer Party begegnet sie Wally, der Wissenschaftler ist. Wally verliebt sich sofort unsterblich in den Rotschopf, der aber eine Affaere mit Ron de Jean laufen hat, der seinerseits verheiratet ist. Imogene ist eigentlich abgeneigt, aber ein Date folgt dem anderen. Ausserdem möche Imogenes Mama an Thanksgiving Leben in der Bude haben... Ich mag den Roman! Er kommt zwar ein wenig skurril daher, aber es finden sich viele kleine und grosse Wahrheiten im Buch, welches auf den ersten Blick (stilistisch) so chaotisch erscheint. Ich fand es erfrischend, endlich mal einen etwas anderen Roman zu lesen. Ich denke aber, dass der Roman sehr viel an Witz durch die deutsche Übersetzung einbüsst. Besonders gefiel mir auch die hochwertige Klappbroschur und das schöne Cover. Das Buch hat eine tolle Haptik. Fazit: 5 Sterne Wer "The Big Bang Theory" mag, wird "Zurück auf Glück" lieben!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2012
Die Hurenkönigin / Frankfurter Hurenkönigin Bd.1
Neeb, Ursula

Die Hurenkönigin / Frankfurter Hurenkönigin Bd.1


sehr gut

Vorab: Eigentlich lese ich historische Romane selten. Denn oft sind diese langweilig geschrieben und lausig recherchiert.

"Die Hurenkönigin" von Ursula Neeb bildet jedoch eine Ausnahme - die Geschichte hat mich sofort gefesselt und ich wollte den Roman nicht mehr aus der Hand legen. Der Roman ist sehr unterhaltsam geschrieben. Dies verspricht eine äusserst kurzweilige Lektüre! Schon der Prolog macht " Lust auf mehr" - ein Minnesänger und seine Herrin werden porträtiert, dann wechselt der Fokus. Nicht hochwohlgeborene Frauen stehen im Zentrum des Geschehens, sondern die Frauen, die am Rande der Gesellschaft stehen: Huren.
Der Leser bekommt Einblick in die Welt Rosis. Diese Frau ist schon Mutter. Da jedoch der Kindsvater - Josef - keine ehrbare Frau aus ihr machen will, muss sie weiter als Freudenmädchen arbeiten. Und sie tappt in eine fatale Falle - ein mysteriöser Freier entführt sie in den Wald, wo sie eines gewaltsamen Todes stirbt.
Dies ruft Ursel Zimmer auf den Plan - diese "Hurenkönigin" will den Tod ihres Schützlings nicht ungesühnt lassen und beginnt daher, auf eigene Faust zu ermitteln ...

Besonders gefällt mir am Roman das hessische Lokalkolorit, welches eine vergangene Zeit heraufbeschwört, denn die Handlung ist um das Jahr 1511 angesiedelt. Durch die plastischen Beschreibungen kann sich der Leser alles gut vorstellen. Ausserdem scheint mir der Roman sehr solide recherchiert zu sein. Der Autorin ist es gelungen, einen eher trockenen historischen Stoff lesenswert zu "übersetzen". Der Stil liest sich ausgesprochen flüssig. Besonders tiefgründig ist das Buch aber nicht.
Der Unterhaltungswert ist ebenfalls hoch, denn es hätte auch eine dröge deutsche Geschichte sein können. Weit gefehlt! Das Buch ist viel besser als erhofft. Einzig die recht moderne Sprache
hat mich etwas gewundert; aber ich denke, dass die Autorin aus Gründen der Lesbarkeit zu diesem Stilmittel griff ("Ich geh dann mal.").Der Roman möchte nicht nur den sprichwörtlichen akademischen Elfenbeinturm ansprechen, sondern auch ganz normale Leser, die sich nicht mit Quellenkunde oder Ähnlichem befassen.

Die optische Gestaltung des Histokrimis konnte mich ebenfalls überzeugen - nicht zu überladen, ein schöner weinroter Hintergrund, wenige Ornamente und ein Frauentorso. Nicht zu kitschig!

Der Roman ist besser als die Leseprobe. Und obwohl es sich nicht um mein bevorzugtes Genre handelt, war ich gefesselt. Genau die richtige Mischung aus historischen Fakten und Unterhaltung.

Ich vergebe daher 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2012
Erinnerung an einen schmutzigen Engel
Mankell, Henning

Erinnerung an einen schmutzigen Engel


sehr gut

Dieses Buch ist mehr als ein Unterhaltungsroman. Das Cover ist ein wahrer Eyecatcher.

In "Erinnerung an einen schmutzigen Engel" greift Henning Mankell das Schicksal einer real existierenden Person auf, um daraus einen fiktiven Roman zu schreiben. Das Buch könnte man auch als historischen oder historisierenden Roman bezeichnen. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wird die junge Hanna von ihrer Mutter weggeschickt, da sie ein zusaetzlicher Esser ist. So landet Hanna auf einem Schiff, und heiratet einen Mann, den sie trotz geringer Kenntnis innig liebt. Doch der Mann stirbt.

In Portugiesisch - Afrika geht Hanna von Bord. Das vermeintliche Hotel, in welchem sie sich einquartiert, erweist sich als Bordell. Schwarze Prostituierte werden von (vermeintlich) zivilisierten Europäern " frequentiert". Der Besitzer des Etablissements heiratet Hanna - die weiße, wohl standesgemässe Frau schliesslich, kann aber die Ehe nicht vollziehen, was schon ironisch ist. Er hat einen kränklichen Bruder und besitzt einen vermenschlichten Affen namens Carlos. Wofür steht der Affe ?

Auch Hannas zweiter Mann stirbt - und vermacht ihr das Bordell....

Henning Mankells Geschichte ist in ihrem Kern eine Kritik an Imperialismus, Kolonialismus, Eurozentrismus und Chauvinismus. Selbst die Protagonistin partizipiert anfangs (teils widerwillig) an Aktionen, die die indigene Bevölkerung marginalisieren, stigmatisieren und herabwürdigen. Mit einem Wort: Rassismus.
Doch Mankell lässt den Leser lieber zwischen den Zeilen lesen, als mit dem "Holzhammer" seine message zu verbreiten. Mir scheint, dass er ganz bewusst keine Schwarzweissmalerei betreibt. Seine Sprache und der Erzählstil sind von grosser Präzision geprägt. Die Hauptfigur ist anfänglich als sehr ambivalent handelnde Person angelegt, wandelt sich aber sukzessive.
Fast beiläufig schildert Mankell das Ungleichgewicht in Afrika und erklärt die Gewalt und den Rassismus v.a. mit "Angst" , was nicht die alleinige Ursache sein kann.
Sehr gut hat mir gefallen, dass der Autor auf jeglichen Afrikakitsch verzichtet. Vielmehr schildert er immer wieder die Hitze, die Schwüle, fast eine klaustrophobische Situation.
Auch das Bordell wird nicht romantisiert; die Frauen haben teils Kinder, also eine Familie zu versorgen.

Damit hebt sich Henning Mankell von anderen Autoren des Genres "Historischer Roman" ab. Wo andere in überbordenden Landschaftsbeschreibungen schwelgen, das Fatum der Protagonisten als Fügung glorifizieren, da bleibt Mankell nüchtern.
So begeht er nicht den Fehler, selbst ein Bild von Afrika zu entwerfen, dass es so gar nicht gibt (Vgl. Said: "Orientalismus"). Nein, Exotismus ist Mankells Sache nicht.

Der Roman erhält von mir einen Stern Abzug, da er meine Leseerwartung nicht ganz erfüllen konnte. Gegen Ende wurde ich aber nochmals überrascht. Vor allem Hannas Reifeprozess und Emanzipation ist glaubwürdig - anders als in vielen Historomanen, in welchen es eine ahistorische "Superfrau" gibt.

Da der Autor auch viele Klischeeklippen umschiffte, ist es ein gutes Buch. Alles in allem hat mir der Roman sehr gut gefallen, weil der Autor aus den wenigen Quellen ein tolles Buch gemacht hat, welches sich zudem durch ein hohes Sprachniveau auszeichnet.

Klare Leseempfehlung!

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2012
An und für dich
Griffin, Ella

An und für dich


sehr gut

Der Roman " An und für Dich" von Ella Griffin konnte mich leider nicht ganz überzeugen, obwohl ich mich als Irlandfan so sehr auf das Buch gefreut hatte.

Zum Cover: Das Cover mit dem weissen Hintergrund ist viel zu dezent und sehr unauffällig. Der Inhalt ist aber - in Teil 1 zumindest - eher trendy mit dem Bezug zur Werbebranche und zum TV (daily soap). Die optische Gestaltung eines Buches spiegelt im Idealfall auch ein wenig den Inhalt wider.

Zum Inhalt: Der Roman fängt gut an - Saffy, die einen schönen irisch-keltischen Namen trägt, ist mit einem soapstar zusammen und hofft auf einen Heiratsantrag. Ihren Dad lernte sie nie kennen. Saffys Mum ist eine exzentrische Frau.
Saffys Freund ist ein eitler Schauspieler, wie er im sprichwörtlichen Buche steht. Natürlich ein kleiner Adonis. Dann gibt es noch das befreundete Paar - Conor und seine Feundin Jess sind Zwillingseltern und kommen finanziell gerade eben über die Runden.

Zunächst gibt es keine Hochzeit und Greg & Saffy betrügen einander sogar. Als Saffy von Gregs Untreue Wind bekommt, schmollt sie, obwohl auch sie Greg mit einem Australier (denkt Saffy) untreu war. Und dann ist da noch die Sache mit Saffys Mum - plötzlich erkrankt sie, und die Handlung nimmt eine Wendung.
Und die weitere Entwicklung ist dann fast absurd - Saffys neuer Freund hatte eine Beziehung zu einer süchtigen und untreuen Frau. Wie melodramatisch! Fand ich klischeehaft. Irgendwie ist der Roman weder Fisch noch Fleisch.

Der erste Teil des Buches las sich noch sehr flüssig, spritzig, Manches ein wenig überzeichnet. Auch die Figuren, wie etwa Gregs Stalkerin, die immer Dinge "voll gut" oder " voll übel" fand, haben mich amüsiert. Doch dann wird die Erzählung immer langatmiger und immer seichter, sodass das Ganze fast langweilt.
Es ist keine chicklit; dafür gibt es zuwenig slapstick, trotz der skurrilen Figuren. Der Roman ist eine Art Genremix, der sehr ungewöhnlich zu lesen war. Der Roman scheint weder Fisch noch Fleisch zu sein. Ausserdem hat der engl. Originaltitel einen direkten Bezug zum Roman, denn er wird in der story thematisiert. Den deutschen Titel "An und für Dich" finde ich deshalb nicht so gut gewählt.

Zur Bewertung:

Vom Roman bin ich ein wenig enttäuscht, da er meine chicklit - Erwartung nicht erfüllt hat. Was kurzweilig begann, wurde immer langatmiger. Da hätte dem Buch ein wenig Straffung gut getan.

Gut gefallen hat mir aber das setting und die Charakterisierung der Figuren. Vor allem der erste Teil des Romans liess mich oft schmunzeln.

Alles in allem fand ich den Roman okay

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.08.2012
Sitzen vier Polen im Auto
Tobor, Alexandra

Sitzen vier Polen im Auto


sehr gut

Die sechsjährige Aleksandra, genannt Ola, lebt im grauen Polen, welches in den achtziger Jahren durch seine Nähe zur Ukraine noch trostloser erscheint. Ola verübt mehrere "Selbstmordversuche". Doch als das schlaue und etwas überspannt wirkende Kind einen Quelle - Katalog findet, ist die neue Mission klar: In den Westen und ins Konsumparadies BRD (von Oma Greta kritisch - liebevoll "Rajch" genannt) soll es gehen. Nachdem Onkel Marek rübergemacht hat, gibt es dann kein Halten mehr.
Im Roman wird die Geschichte polnischer Aussiedler erzählt, wobei Fiktion und Realität sich wohl vermengen. Dabei werden auch viele Probleme in der neuen Heimat angesprochen, und die Schwierigkeit, sich zu integrieren (oder gar zu assimilieren?). Das Leben im Übergangswohnheim wird zudem durch die "prollige " Familie Ogorek getrübt.

Frau Ogorkowa stellt klar, worauf es in der BRD ankommt: "Lux".

Und die kleine Ola scheint voll in die Konsumfalle zu tappen, da sie sich häufig als materiell minderwertig wahrnimmt. Selbst Landsleute verweigern die Freundschaft, da sie sich auf der Aufstiegsleiter überlegen fühlen. So stellt etwa die Polin Ewa in der Schule klar: "Glaub bloss nicht, dass ich deine Freundin bin! "

Tobors Roman kommt also einerseits recht facettenreich daher; andererseits werden die Mängel Polens beschrieben, wo die Handlung des Buches anfangs spielt. Dies hat mir nicht so gut gefallen. Auch der Titel "Sitzen 4 Polen im Auto ", der einerseits an einen Arztwitz ( welcher ein Witzbuch erwarten lässt) und andererseits an ein Polenklischee erinnert, wird dem Roman nicht gerecht.

Manches habe ich als etwas überzeichnet und übertrieben empfunden; da es sich nicht um ein Sachbuch, sondern um einen Roman handelt, ist dies eventuell ein subjektiver Eindruck.

Doch die sehr anrührende, wahrhaftig wirkende Beschreibung von Olas Gefühlen und Gedanken in der neuen Heimat, die lieben Eltern und nicht zuletzt mein Favorit, die resolut - rabiate Oma Greta, die sich nie die Butter vom Brot nehmen lässt (" Was ist das für ein burdel hier"? ) machen das Ganze trotzdem zu einem lesenswerten Roman.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.