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Benutzername: 
Nina
Wohnort: 
Sankt Augustin
Über mich: 
www.eseloehrchen.de

Bewertungen

Insgesamt 175 Bewertungen
Bewertung vom 16.07.2016
Das letzte Nashorn
Oord, Lodewijk van

Das letzte Nashorn


sehr gut

Das Letzte seiner Art

Ein leicht größenwahnsinniger Zoodirektor, eine melancholische Nashornexpertin aus Südafrika und ein alternder Philosoph sind neben den Nashörnern die Hauptfiguren in diesem humorvoll erzählten Roman. Lodewijk van Oord lässt alle drei abwechselnd zu Wort kommen. Nach den ersten Kapiteln war ich zunächst verwirrt, denn der Perspektivenwechsel wurde in keinster Weise gekennzeichnet. Aber nach einer Weile habe ich alle drei kennen gelernt und mich daran gewöhnt, dass ich mit jedem Kapitel in einen anderen Kopf wechsele.

Zoodirektor Edo lerne ich als ersten kennen und absolviere mit ihm sein morgendliches Ritual durch seinen Zoo. Sein Enthusiasmus und wie er seine „Berufung“ Zoodirektor ausfüllt, hat mir da schon sehr gut gefallen. Er hat für jedes Problem eine Lösung parat und auch über seine Schwächen lässt mich der Autor nicht im Unklaren. Ich mochte Edo bis zum Schluss, obwohl sein Image am Ende doch einige Kratzer hatte und Lodewijk van Oord einiges sehr überzogen dargestellt hat. Aber das macht auch irgendwie den Reiz dieser Geschichte aus. Sie ist in der nahen Zukunft angesiedelt, konkrete Zeitangeben gibt es nicht, nur ein vorher und ein nachher.

Sariah Malan ist für mich die tragische Figur in dieser Geschichte. Ihr Schicksal ist eng mit dem der bedrohten Tiere verknüpft, die Liaison mit Edo ist etwas halbherzig und sie ist für mich das Fähnchen im Wind, das erst die eine und dann doch die andere Richtung einschlägt.

Der dritte im Bunde, Frank Rida, ist mir der angenehmste. Er ist ruhig und ausgleichend, unterstützt Edo wie einen Sohn und ist der ruhende Pol beim Projekt und auch im Buch. Allerdings schlug die Ruhe für mich aber schnell in Langeweile um, als ich seine ellenlangen philosophischen Ausführungen über Nashörner lesen sollte und das dann einfach überblättert habe.

Lodewijk van Oord erzählt auf eine leichte lockere Art und geizt auch nicht mit humorvollen Einlagen und schrägen Sätzen. Und so ganz nebenbei hält er uns auf sehr sanfte Art den Spiegel vor. Und genau das gefällt mir sehr gut. Kein erhobener Zeigefinger und am Ende kann jeder selbst entscheiden, wie er mit dieser Geschichte umgeht. Mich hat sie zum Nachdenken angeregt, aber ganz ehrlich, ich liebe es, in den Zoo zu gehen und werde es auch weiterhin mit Freude tun.

Fazit: Ein wenig skurril und mit schrägem Humor regt Lodewijk van Oord zum Nachdenken an. Und genau diese Mischung ist perfekt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2016
Vom Ende der Einsamkeit
Wells, Benedict

Vom Ende der Einsamkeit


ausgezeichnet

Nichts ist mehr wie früher

Von einem Tag auf den anderen die Eltern zu verlieren ist so ziemlich das Schlimmste, was Kindern passieren kann. Für Jules und seine beiden Geschwister kommt es noch schlimmer, sie fristen ihr Dasein von diesem Moment an in einem Internat. Und hier beginnt die Geschichte von Jules, dem Jüngsten der drei Geschwister. Benedict Wells lässt ihn die ganze Zeit in der Ich-Form erzählen und dadurch komme ich ihm ganz schön nah. Jules ist ein sehr sensibler und introvertierter Junge und genau so erzählt auch Benedict Wells. Es sind die leisen Töne, die sofort unter die Haut krabbeln und dort weiter kribbeln. Ich begleite Jules über viele Jahre, anfangen 1980. Da war die Welt noch in Ordnung und ich lerne die drei Geschwister in ihrer Unbeschwertheit kennen, die durch den Unfall der Eltern jäh beendet wird. Es folgt ein steiniger Weg, den jeder der drei auf seine ganz eigene Art versucht zu bewältigen. Und dann endet der erste Teil mit einem Satz, in dem so viel Wahrheit steckt:

„Eine schwierige Kindheit ist wie ein unsichtbarer Feind, dachte ich. Man weiß nie, wann er zuschlagen wird.“ (S. 136)

Und das ist nur einer von sehr vielen wunderbaren Sätzen. Benedict Wells hat sich ganz schnell in mein Herz geschlichen mit seiner behutsamen Art, die Dinge beim Namen zu nennen. Und schon nach ein paar Seiten musste ich zum Stift greifen, um die ergreifenden Worte, die er immer wieder findet, festzuhalten.

Es gibt Bücher, die würde ich am liebsten in einem Rutsch durchlesen. Dazu gehört dieses definitiv nicht. Benedict Wells erzählt langsam, er erzählt mit Bedacht und ich muss immer wieder inne halten, um das Gelesene sacken zu lassen. Manchmal muss ich das Buch auch ganz beiseite legen. Aber das ist gut so. Ich bin von Natur aus sowieso kein Schnell-Leser, aber dieses Buch habe ich bewusst langsam gelesen und genossen.



Das Buch ist in zwei Teile gegliedert und selbst die einzelnen Kapitel sind mit tiefgründigen Überschriften übertitelt. Benedict Wells zelebriert Sprache ausgesprochen intensiv und hat mich damit mehr als beeindruckt.



„Wäre es wirklich besser, wenn es diese Welt überhaupt nicht gäbe? … Wir existieren alle auf millionenfach unterschiedliche Weisen, damit es kein Nichts gibt, und der Preis dafür ist nun mal der Tod.“ S. 156



Nach solchen Sätzen kann ich nicht einfach weiter lesen, da muss ich inne halten, nachdenken und die Emotionen auskosten. Deshalb ist dieses Buch ein besonderes Buch, das ich wohl noch ganz oft hervorholen werde.



Fazit: Benedict Wells hat mich tief berührt, mich zum Nachdenken angeregt und auch mir auf meinem Weg ein paar gute Ratschläge mitgegeben.

10 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2016
Totenprediger / Eve Clay Bd.1
Roberts, Mark

Totenprediger / Eve Clay Bd.1


sehr gut

Wenn man ins Dunkel schaut ...

Wenn ein Thriller mit der Vergangenheit der Ermittlerin beginnt, dann hat das schon seinen Grund. Der Prolog ist extrem kurz gehalten und zum einen lerne ich hier die 'kleine' Eve kennen und natürlich bin ich neugierig auf den Zusammenhang mit dem, was in der Gegenwart passiert. Und das ist nicht ohne. Wenn eine komplette Familie niedergemetzelt wird, dann wird es blutig. Mark Roberts schildert zwar nicht überschwänglich, aber doch so deutlich, dass ich mehrfach heftig schlucken musste. Gleichzeitig ist seine Sprache für einen Thriller erstaunlich bildhaft und fast schon poetisch:

'Draußen pfiff und seufzte der Wind, drückte sich an die Wände und strich über das Schrägdach, umfing das Haus wie eine tote Geliebte' S. 24

Die ganze Story spielt sich lediglich an vier Tagen ab, die einzelnen Kapitel (insgesamt 94) sind extrem kurz und jeweils mit der Uhrzeit übertitelt. Da geht es teilweise im Minutentakt vorwärts. Das hat für mich die Spannung enorm gesteigert, denn in diesen vier Tagen passiert überraschend viel.

Die meiste Zeit wird aus der Sicht von Eve erzählt und ich kann ihre Ermittlungen sehr gut verfolgen. Ein paar Ausflüge in ihre Vergangenheit und in den Sicherheitstrakt zu Adrian White runden das Gesamtbild perfekt ab. Ich tappe lange im Dunkeln. Es ist von Anfang klar, dass Adrian White eine wichtige Rolle spielt, aber erst am Ende werden alle Zusammenhänge aufgedeckt. Das hält den Spannungsbogen hoch und lässt mich mitfiebern. Zwischendurch hatte ich die Befürchtung, dass es zu übersinnlich wird, denn das mag ich nicht so gerne. Aber es löst sich alles sehr glaubwürdig auf, wobei Mark Roberts noch mit einigen Überraschungen aufwartet.

Eve mochte ich von Anfang an, ich konnte vieles nachvollziehen und ihre Handlungen waren absolut authentisch. Da ich ihr die meiste Zeit über die Schulter schaue, ist es für mich immer wichtig, die Hauptperson zu mögen. Adrian White hat mich nur ganz am Anfang entfernt an Hannibal Lecter erinnert. Aber außer den strengen Einzelhaftbedingungen blieb dann nicht viel Gemeinsames übrig. White war mir etwas zu strange und überzeichnet, aber eine starke und wichtige Persönlichkeit. Mehr als einmal dachte ich, wie 'krank' kann ein Mensch sein. Mit Eve hat Mark Roberts eine würdige Gegenspielerin für Adrian White kreiert.

Fazit: Temporeich und spannend, so liebe ich Thriller und deshalb hat mich Mark Roberts auf ganzer Linie überzeugt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2016
Verletzung / Toni Stieglitz Bd.1
Obermeier, Manuela

Verletzung / Toni Stieglitz Bd.1


gut

Eine Frau sieht rot

Der Hauptgrund, mich für dieses Buch zu entscheiden, war die Tatsache, dass die Autorin Hauptkommissarin ist und somit genau weiß, worüber sie schreibt. Und schon nach ein paar Abschnitten hatte sie mich eingefangen. Die Sprache ist zwar nicht außergewöhnlich, aber sie ist durchsetzt mit ein bisschen Poesie und vielen klugen Sätzen. Ich mag das in jeder Art von Büchern und in Thrillern ist es doch eher selten.

„… und auf ihrer Brust hockte das Echo eines Albtraumes wie eine riesige fette Kröte“ S. 12

Toni mochte ich auf Anhieb, ein bisschen eckig und - oder besser gesagt aber - im steten Kampf mit den eigenen Albträumen. Und gerade das hat mich dann doch auf Dauer etwas gestört. Ihre Paranoia fand ich übertrieben, die Gratwanderung zwischen privaten Problemen und Ermittlungen kippte mir zu sehr in Richtung Privatleben. Dadurch kam die Ermittlungsarbeit zu kurz. Bei manchen Dingen fragte ich mich, wieso es für mich sonnenklar war, den Ermittlern aber nicht. Die ersten Spuren wurden früh gelegt, Begegnungen, Orte und auch Tonis Gefühlswelt wurden sehr detailliert beschrieben. Dadurch bekam nicht nur Toni schon ganz früh Konturen, was mir sehr gut gefallen hat.

Bis auf wenige Ausnahmen erzählt Manuela Obermeier aus der Sicht von Toni und die einzelnen Kapitel sind knackig kurz. Auch das hat mir sehr gut gefallen. Das Spannungslevel war recht hoch und gegen Ende wurde es noch einmal richtig heftig.

Meine Erwartungen waren recht hoch, der Anfang war sehr vielversprechend, aber leider war es dann doch wieder die Nebengeschichte, das Drumherum, das mir den Lesegenuss etwas vereitelt hat.

Fazit: Gut geschrieben und recherchiert, aber zu viel Privates hat meine Begeisterung etwas gedämpft.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2016
Ein Jahr wie dieses
Bresciani, Daniele

Ein Jahr wie dieses


sehr gut

Wunderschön erzählt!

Das Buch beginnt traurig, Giacomo nimmt Abschied von Claire und Viola nimmt Abschied von Giacomo, ihrem Vater. Und dazwischen liegen fast 20 Jahre. Abschiede sind nie schön, vor allem dann nicht, wenn es ein Abschied für immer ist. Giacomo stirbt und in Rückblenden, die eine eigene Erzählebene bilden, kann ich eintauchen in seine Vergangenheit. Im Jahr 1980 trifft er seine große Liebe Claire und ich begleite die beiden fast ein Jahr durch ihre Höhen und Tiefen. Viola verliert ihre Stimme durch den Schock, aber sie gewinnt in Leslie eine Freundin. Und die beiden ungleichen Mädchen versuchen Antworten auf so viele Fragen zu finden und begleiten mich auf der Reise in Giacomos Vergangenheit.

Zwei Zeitebenen haben mich schon oft gut unterhalten. Eigentlich ein altbekanntes Stilmittel, aber dennoch ist es hier irgendwie anders. Schon nach wenigen Seiten habe ich mich in den wunderschönen Schreibstil verliebt. Daniele Bresciani erzählt so behutsam, ein wenig poetisch und sehr gefühlvoll. Gleichzeitig fängt er aber auch die coole Londoner Atmosphäre sehr gut ein. Spätestens wenn ich anfange, die Songs aus einem Buch zu googeln, dann hat es mich erwischt, dann bin ich mittendrin. Das ging hier ziemlich schnell, was ein wenig auch daran liegen mag, dass ich ein Kind der Achtziger bin, diese Zeit ist mir sehr vertraut und ich erinnere mich gerne zurück.

Daniele Bresciani hat sein Buch in ziemlich kurze Kapitel gegliedert und er springt abwechselnd zwischen den beiden Zeiten hin und her. Viola lässt er manchmal in der Ich-Form erzählen, während ich Giacomo die ganze Zeit über die Schulter schaue. Die beiden Erzählstränge sind wie zwei Wege, die sich kontinuierlich auf einander zu bewegen. Bis zu einem Ende, das nicht vieler Worte bedarf, keiner Erklärung und das in seiner Schlichtheit für sich spricht und gerade deshalb ein absoluter Gänsehautmoment ist.

Fazit: Ich habe das Lesen dieser Geschichte so sehr genossen. Die Gratwanderung zwischen gefühlvoll und kitschfrei ist Daniele Bresciani exzellent gelungen. Ich mag Liebesgeschichten, aber nur wenn sie so erzählt werden wie diese!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2016
Das Vermächtnis des Vaters / Clifton-Saga Bd.2
Archer, Jeffrey

Das Vermächtnis des Vaters / Clifton-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Es geht sehr spannend weiter!

Ich habe im letzten Jahr Jeffrey Archer für mich entdeckt. Der erste Teil der Clifton Chronicles hat mir so gut gefallen, dass ich auch den zweiten Teil unbedingt lesen wollte. Mir ist es schon oft und gerade bei Autoren, die mir noch nicht so vertraut sind, passiert, dass mir Folgebände nicht mehr so gut gefallen haben. Aber hier ist genau das Gegenteil passiert. Der zweite Teil hat mir sogar besser gefallen. Das mag daran liegen, dass mir alle Personen schon vertraut waren und auch keine Rückblicke in die Vergangenheit erfolgten. Der Vorgänger endete mit einem fiesen Cliffhanger und ich war sehr gespannt, wie es weiter geht.

Jeffrey Archer erzählt auch dieses Mal aus verschiedenen Perspektiven. Harry, Emma und Giles erleben zur gleichen Zeit, aber an verschiedenen Orten ihre ganz persönlichen und äußerst spannenden Abenteuer. Das Schicksal beschreitet manchmal seltsame Wege und Jeffrey Archer versteht es, wahnsinnig interessant, glaubhaft und anschaulich zu schildern. Ich konnte mich fallen lassen, habe mitgefiebert und ganz oft die Zeit beim Lesen vergessen.

Natürlich lässt er auch Maisie und Hugo nicht außen vor und da kochten die Emotionen schon mal heftig hoch … sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Und immer wieder fasziniert mich Jeffrey Archer mit seinem Wortwitz, der seinen Erzählstil besonders macht. Ich mag es sehr, wenn ich es vor Spannung nicht aushalten kann und gleichzeitig immer wieder schmunzeln muss. Diese für mich perfekte Mischung hat Jeffrey Archer gekonnt in diesem Buch präsentiert.

Ganz selten lässt Jeffrey Archer sich dazu hinreißen, etwas zu ausschweifend zu erzählen, aber er fängt das mit genialen Satzkonstruktionen auf, die gespickt sind mit seinem äußerst feinen Humor.

Und so kann ich nur noch einmal bekräftigen, dass mir dieser 2 Teil besser gefallen hat, aber nur weil ich den ersten Teil kannte. Ohne den geht es einfach nicht, es würden zu viele Informationen fehlen. Und ich verrate hoffentlich nicht zu viel, aber der letzte Satz macht es mir schon fast unmöglich, auf den nächsten Teil zu verzichten.

Fazit: Ein würdiger Nachfolger von „Spiel der Zeit“, das man unbedingt vorher lesen sollte!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2016
Im Schlaf komm ich zu dir
Johansson, Jennifer R.

Im Schlaf komm ich zu dir


sehr gut

Was passiert, wenn dein Gehirn zu deinem schlimmsten Feind wird? Parker erlebt einen wahr gewordenen Albtraum. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, was passiert, wenn das Gehirn einfach nicht mehr zur Ruhe kommt. Zwei Nächte hintereinander wären für mich schon der absolute Horror und vier Jahre sind eigentlich gar nicht möglich. Das hat mich von Anfang an ein bisschen gestört. Denn für diesen langen Zeitraum ist Parker noch ziemlich „normal“. Das ändert sich allerdings drastisch, er fängt an nachzuforschen, was mit ihm passieren könnte durch den Schlafentzug und seine Mutter überredet ihn zu einem Arztbesuch. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Geschichte. Über das Vorher erfahre ich nicht so viel, aber dennoch lassen diese 4 Jahre einen etwas enttäuschenden Nachgeschmack zurück.

Parker erzählt die ganze Zeit aus seiner Sicht. Er berichtet über seine (Todes-)Ängste, über seine Befürchtungen, eine Psychose zu bekommen, über die Albträume, die er manchmal mit erleben muss. Seine dunkle Seite wird immer stärker und ich als Leser weiß manchmal gar nicht, was ist real, was bildet Parker sich ein. Immer wieder schleichen sich unrealistische Details ein, obwohl seine „besondere“ Fähigkeit schon sehr anschaulich erklärt wurde. Aus diesem Grund lese ich auch gerne Jugendbücher zu solchen Themen, da wird alles etwas simpler und nachvollziehbarer dargestellt. Natürlich ist die Sprache auch etwas einfacher gehalten, aber das stört mich bei solchen Büchern nicht. J. R. Johannsson schildert spannend und lebendig, trotz einiger Längen, die zwischendurch leider immer wieder meinen Lesefluss gestört haben.

Gegen Ende gibt die Autorin noch mal richtig Gas und die Geschichte gewinnt ordentlich an Tempo. Da wird es dann plötzlich so spannend, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Am Ende gibt es dann noch eine heftige Überraschung, mit der ich absolut nicht gerechnet habe. Aber so muss es sein, denn wenn ich nach der Hälfte schon die Auflösung ahne, wird es meistens langweilig.

Nach der großen Überraschung war ich dann aber doch etwas verärgert über das Ende, das sich für mich nicht als Ende anfühlte. Denn das Ende schreit nach einer Fortsetzung und hat mich etwas unbefriedigt zurück gelassen. Im Buch habe ich vergeblich nach einem Hinweis gesucht, dass es sich um den ersten Teil einer Reihe handelt, aber auf der Webseite der Autorin wurde ich dann fündig. Das Ende macht natürlich neugierig auf den nächsten Teil und einige Andeutungen werden dann mit Sicherheit an Bedeutung gewinnen.

Fazit: Trotz der einiger Längen, die immer mal wieder auftauchen, hat mich die Geschichte fasziniert und am Ende sehr überrascht.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2015
Gehe hin, stelle einen Wächter
Lee, Harper

Gehe hin, stelle einen Wächter


gut

20 Jahre später …

Wer die Nachtigall stört gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern und so war ich sehr neugierig auf das Vorgängerbuch, das zeitlich 20 Jahre später angesiedelt ist. Es wurde sehr viel Werbung über dieses Buch gemacht, es gab einige Specials, ich konnte gar nicht daran vorbei gehen. Die Erwartungshaltung war entsprechend hoch …
… doch schon lange habe ich mich mit einem Buch nicht mehr so schwer getan wie mit diesem Buch. Viele Jahre sind vergangen und nicht nur Scout hat sich verändert. In vielen Rückblenden lässt Harper Lee Scouts Kindheit wieder aufleben und mich in Erinnerungen schwelgen. Nette Anekdoten aus der Vergangenheit rund um Maycomb runden die Reise in die Vergangenheit ab. Dennoch plätschert die Geschichte anfangs so vor sich hin, sprachlich konnte sie mich auch nicht wirklich begeistern. Lediglich die Dialoge sind brillant, vor allem wenn Scouts Onkel, Dr. Jack Finch redet. Er ist für mich die Schlüsselfigur in diesem Buch, die Atticus in den Hintergrund drängt und Scout mehr als einmal zur Vernunft bringt. Im Gegensatz zu „Wer die Nachtigall stört“ lebt dieses Buch von den Dialogen und Beschreibungen. Zwischendurch verfiel es in Langatmigkeit, manche Anekdoten ergaben für mich nicht so wirklich Sinn und mir fehlte der Bezug zum Hauptthema. Und zum Titel, der zwar erklärt wird, den ich aber dennoch nicht für gut gewählt halte.

Ein weiteres Problem war für mich Scout. So cool und taff ich sie als Mädchen fand, so zickig und nervig wirkte sie auf mich als junge Frau. Für mich ist es meistens wichtig, dass ich die Hauptperson mag, da ich mich ja die meiste Zeit mit ihr beschäftige. Und mir fiel es ziemlich schwer, die junge Frau zu mögen, die mich als Kind so begeistert hat. Ich konnte viele ihrer Reaktionen nicht verstehen und hätte sie genau hingehört und geschaut, wäre es zu dem Konflikt mit Atticus erst gar nicht gekommen.

So war meine Enttäuschung vorprogrammiert. Ohne „die Nachtigall“ hätte mir das Buch bestimmt viel besser gefallen, aber so war meine Erwartungshaltung einfach zu hoch.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.