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Janasbuecherliebe

Bewertungen

Insgesamt 122 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2022
Fang jetzt bloß nicht an zu lieben
McFarlane, Mhairi

Fang jetzt bloß nicht an zu lieben


sehr gut

Das Buch handelt von Harriert,die ihren Freund verlässt, nachdem dieser ihr einen Heiratsantrag gemacht hat. Da sie nun ohne Bleibe da steht, zieht sie kurzerhand zu einem gewissen Cal in ein Haus. Doch so schnell lässt sich ihr Exfreund nicht abwimmeln…

Toll umgesetzt fand ich Harriets Job als Hochzeitsfotografin und die damit verbundenen Einblicke in verschiedene Leben für ein paar Stunden an so einem großen Tag.
In diesem Buch spielt die aktuelle Liebesgeschichte eher eine untergeordnete Rolle, was mal eine nette Abwechslung war. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb enthält das Buch sehr starke Aussagen und behandelt viele wichtige, zwischenmenschliche Themen wie toxische Beziehungen, emotionaler Missbrauch, aber auch fremdgehen um eine Auswahl zu nennen.
Die genannten Themen waren ausführlich und realistisch beschrieben und zeigen, dass man leicht von der einen kritischen Beziehung in die nächste rutschen kann und dass es sehr schwer sein kann, aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Von außen betrachtet wirkt alles ganz logisch und mehrfach habe ich einfach nur den Kopf über die Protagonistin geschüttelt, aber wenn man in einem solchen Problem drinsteckt, kann es sehr schwer sein, da wieder auszubrechen. Trotz der Wichtigkeit der Themen und dem wirklich guten Umgang damit, wirkte die Geschichte für mich überladen von all der Schwere und den verschiedenen Hintergrundstorys. Es kam mir vor, als ob man alle möglichen Themen unbedingt unterbringen wollte. Manche Aspekte haben sich dadurch dann im Sand verlaufen, wie zb. Das Problem mit Cals Vater.
Das Ende war humorvoll und definitiv verdient. Es hat zur Geschichte gepasst, aber ob es so realistisch war, da habe ich Zweifel.
Vielleicht ist es etwas übergenau, aber es wurde mehrfach sehr salopp mit Worten wie Panikattacken oder posttraumatische Belastungsstörung umgegangen, was mich etwas geärgert hat. Bei solchen sensiblen Themen muss das wirklich nicht sein und auch wenn es nur so dahingesagt war, hätte man die Wörter leicht ersetzen können.

Zusammenfassend ein Buch, welches Probleme in einer Beziehung thematisiert und das nicht zu wenig. Gerade deshalb ist es sehr aktuell und wichtig, aber nichts für jemanden, der nur einen locker leichten Liebesroman erwartet. Es war ein kurzweiliges Buch, das jedoch einige Schwächen hatte.

Bewertung vom 26.11.2022
Words We Share / Amber Falls Bd.3
Wismar, Josi

Words We Share / Amber Falls Bd.3


gut

Im dritten Band der Amber Falls Reihe geht es um Tia, die ihrem bisher lebenslangen Hobby, dem schwimmen als Leistungsport, den Rücken gekehrt hat und nach Amber Falls gezogen ist, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Dort trifft sie auf Jake, der sich schwimmtechnisch noch auf dem Weg nach oben befindet, dorthin, wo Tia einmal war. Die beiden sind schnell voneinander angezogen, aber können zwei Menschen zusammensein, die so verschiedene Beziehungen zu einem Sport haben?


Die Kleinstadt Amber Falls als Setting sowie der Buchladen book attic waren wieder sehr gemütlich beschrieben und haben zum wohlfühlen eingeladen. Das Buch lies sich flüssig lesen und die Handlung war kurzweilig.
Das Thema Leistungssport fand ich gut umgesetzt, all der Druck, die Restriktionen und das ständige Training. Die vielen Stunden in der Schwimmhalle, um immer höher zu kommen und besser zu werden gehen nicht spurlos an der Psyche und dem Selbstbewusstsein vorbei, was hier sehr realistisch dargestellt wurde. Dadurch dass hier der Fokus lag und vermutlich viel Zeit reingeflossen ist, hat der Rest etwas gelitten. Dabei denke ich an Gespräche, die zwar oft geführt wurden, aber teilweise sehr oberflächlich blieben, genauso wie die zwei Protagnisten: außer der Beziehung zum schwimmen und bei Tia die Ausbildung zur Buchhändlerin blieben beide charakterlich etwas blass.
Die Freunde rund um Lexie, Will, Em und Nate haben zusammengehalten und waren sehr aufgeschlossen, allerdings fand ich das zu Beginn fast schon übertrieben.
Den Konflikt am Ende sowie in der Mitte fand ich vermeidbar. Das ganze Buch über wird viel miteinander kommuniziert (was ich sehr positiv wahrgenommen habe), aber dann plötzlich kann man sich nicht mehr richtig aussprechen und erklären lassen. Schade.

Leider konnte mich die Amber-Falls Reihe nicht ganz für sich gewinnen. Dennoch finde ich, dass man definitiv merkt, wie sich Josi Wismar von Band zu Band weiterentwickelt und die Reihe daher im Verlauf besser wird.

Bewertung vom 24.11.2022
Queer as f*ck
Schropp, Jochen

Queer as f*ck


sehr gut

Das Buch „Queer as fuck“ von Jochen Schropp gemeinsam mit Miriam Junge ist im Mai diesen Jahres im EMF Verlag erschienen und erzählt davon, wie Jochen Schropp seine Sexualität gefunden hat und wie er, sowie sein Umfeld damit umgegangen sind. Außerdem werden Themen wie Outing, Diskrimierung und Sichtbarkeit behandelt. In den letzten Jahren entwickelt sich in der Gesellschaft immer mehr Akzeptanz für Personen jeglicher Sexualität und Identität. Allerdings sind wir lange noch nicht so weit wie wir sein könnten - auch darum geht es hier.


Ich finde es sehr bewundernswert, wie offen Jochen Schropp in diesem Buch seine Erlebnisse beschreibt und teilt. Besonders aufgefallen ist mir der Brief, mit dem er sich in der Öffentlichkeit geoutet hat, obwohl ihm davon abgeraten wurde und er mehr als nur eine negative Erfahrung in seinem Business damit gemacht hat. Dieses Buch macht Mut, zu sich selbst zu stehen und sich ein Umfeld zu suchen, das einen so akzeptiert, wie man ist. Genauso ermutigt es, Menschen eine Chance zu geben, Akzeptanz zu entwickeln.
Am Ende eines jeden Kapitels gab es immer ein kurzes Interview, was ich eine schöne Idee fand, jedoch waren die Antworten oftmals sehr allgemein gehalten. Was zum einen natürlich gut ist, denn so sind sie universell anwendbar, teilweise ging so die Aussage aber etwas verloren.
Es wurde mehrfach kurz angerissen, doch tatsälich hätte ich mir noch mehr Statistiken gewünscht, die zeigen, wie furchtbar teilweise mit queeren Menschen umgegangen wird, um noch mehr Aufmerksamkeit für solche nicht vorhandene Toleranz zu schaffen.

Alles in allem ein tolles Buch, das Mut macht und genauso Baustellen in Bezug auf Toleranz aufzeigt, die noch angegangen werden müssen. Das Buch ist definitiv geeignet für alle - ob man noch auf der Suche nach seiner Sexualität ist, über den eigenen Tellerrand schauen oder Inspiration bekommen möchte, wie man sich für queere Personen einsetzen und stark machen kann.

Bewertung vom 08.11.2022
#RespectMySize
Kremer, Julia

#RespectMySize


weniger gut

In diesem Buch erzählt Nina Schönwild aus ihrem Leben als Plussize-Frau. Von der Diskrimierung und frechen Sprüchen schon im Kindesalter, wie sie in eine Essstörung rutschte, sie berichtet von Vorurteilen und diskriminierenden Arztbesuchen. Dabei greift sie zum Großteil auf ihre eigenen Erfahrungen zurück, teilt aber auch Erzählungen aus ihrer Community und führt Interviews.

Ich habe in dem Buch viel Potenzial gesehen und habe großen Respekt davor, dass die Autorin so viele private Einblicke gegeben hat, Geschichten erzählt hat, die sehr intim und verletzend sind und ihre Gedanken dazu geteilt hat.
Es ist wirklich erschreckend, wie mit der Autorin bezüglich ihres Gewichts umgegangen wurde und welchen Vorurteilen sie begegnet ist. Den Umgang damit finde ich aber eher fragwürdig.

Ich kannte sie bisher von ihrem Instagram-Profil und aus Talkshows und habe sie dort als sehr besserwisserisch wahrgenommen. Sie ist sehr festgefahren in ihrer Meinung, lässt sich schwer von etwas anderem überzeugen, pauschalisiert gern und bezieht alles auf sich und ihr Gewicht, ohne zu hinterfragen. - Das ganze hat sich leider auch in ihrem Buch widergespiegelt.
Natürlich geht es in diesem Buch um sie als Person, allerdings war es mir oft zu engstirnig gedacht und alles war so konzipiert, dass es zu ihrer Meinung passte, Gegenargumente und die Wissenschaft wurden dabei leider meist ausgelassen. Außerdem pauschalisiert sie: was sie, oder wahlweise ihre Community erlebt hat, zählt direkt für alle. Sie bezieht alles direkt auf ihr Gewicht. Vieles mag darin liegen - keine Frage! - aber sie hinterfragt das Ganze nicht - während sie Gleichzeitig möchte, dass andere ihr Verhalten aber bitte hinterfragen.
Um ein Beispiel zu nennen: Im Sportunterricht sei sie früher oft als letzte in ein Team gewählt worden. Mir ist das früher auch regelmäßig passiert, obwohl ich dünn war. Sie ist sich direkt sicher: das muss an meinem Gewicht gelegen haben! Bei mir lag es bspw. damals daran dass ich keine Ausdauer hatte und schlecht in Ballsportarten war. Vielleicht war es bei ihr genauso?

Ein langes Kapitel handelt davon, wie bei Mehrgewichtigen Menschen quasi jeder Arztbesuch folgende Worte beinhaltet: das liegt an ihrem Gewicht. Sie schildert, dass oft gar keine Untersuchungen durchgeführt werden und alles pauschal mit dem Gewicht begründet ist, was natürlich falsch ist. Dazu gibt es ein Interview mit einem angehenden Arzt, der entsprechend etwas ändern möchte und sensibilisiert. Es ist wichtig, sich immer wieder klarzumachen: nicht jeder Mehrgewichtige Mensch ist automatisch krank und nicht jede normalgewichtige/ dünne Person automatisch gesund!
Dieses Thema wird aber zu sehr beschönigt: es ist einfach Fakt, dass Mehrgewicht viele Krankheiten begünstigt und Sport sowie gesunde Ernährung vieles vorbeugen können. Darauf wurde hier leider gar nicht eingegangen. Es hieß lediglich: ich kann auch als Mehrgewichte Frau sportlich sein. Fertig.
Wissenschaftliche Fakten gab es nicht, weil diese vermutlich die Position der Autorin widerlegt hätten. Ich möchte betonen, dass ich absolut dafür bin, dass jede*r sich unabhängig vom Gewicht in ihrem/seinem Körper wohlfühlt! Allerdings sehe ich es als sehr kritisch an, Mehrgewicht schön zu reden und gegen die Wissenschaft zu argumentieren.

Zusammenfassend ein Buch, welches dazu beiträgt, Vorurteile abzubauen und zu sensibilisieren, das aber viel zu beschönigend und unwissenschaftlich war.

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Bewertung vom 27.10.2022
Zuhören ist die beste Antwort
Matata, Leeroy

Zuhören ist die beste Antwort


ausgezeichnet

Falls du YouTube nutzt, bist du bestimmt schon mal über ein Video von ihm gestolpert: Leeroy Matata. Er interviewed seit einigen Jahren die verschiedensten Menschen: Menschen, die (seltene) Krankheiten haben, eine schwere Kindheit hatten, Menschen, die vom System übersehen werden oder solche, die etwas außergewöhnliches zu erzählen haben. Über genau diese Begegnungen erzählt er in seinem Buch, zusätzlich zu vielen Erzählungen aus seinem eigenen Leben.

In diesem Buch gibt Leeroy zum ersten Mal sehr private Einblicke und erzählt annnähernd autobiografisch aus seinem Leben. Dabei bindet er in fast jedem Kapitel ein passendes Youtbe-Interview ein.
Ich fand Leeroys Videos schon immer sehr interessant und lehrreich, weshalb ich gern wissen wollte, was auch Leroy persönlich daraus mitnehmen kann. Aufgrund des Titels hatte ich einen starken Bezug zu den Videos erwartet. Der Bezug war durchaus da, jedoch nicht so dolle wie erwartet, was mich zunächst etwas irritiert hat. Mit der Zeit hat es mir aber sogar noch viel besser gefallen, dass die Videos nicht eine so große Rolle spielen, denn dann hätte sich vermutlich vieles gedoppelt. Leeroy interviewt nicht nur Menschen, die etwas zu erzählen haben, sondern er hat auch selbst einiges zu erzählen. Vor allem die Erzählungen von seiner Knochenkrankheit und seinem Alltag als Rollstuhlfahrer konnten mir viele neue Blickwinkel aufzeigen und haben mich oftmals nachdenklich und traurig gestimmt. Leroy selbst ist aber gar nicht traurig, er ist vielmehr positiv und versucht nicht nur Missstände aufzuzeigen, sondern auch etwas zu verändern. Das gilt nicht nur für sein eigenes Leben, sondern vor allem für seine Videos: er möchte Menschen die Augen öffnen, sie auf bestimmte Themen aufmerksam machen und ihnen eine Message mit auf den Weg geben. Das alles kann man in seinen Videos sehen, aber in dem Buch berichtet er auch von Erlebnissen abseits der Kamera und gewährt einen Einblick in den Hintergrund. Wie schwer manche Videos für ihn und sein Team sind, wie er sich auf die Videos vorbereitet und was er persönlich daraus mitnimmt.

Ein sehr inspirierendes Buch über einen so positiven Menschen, der sein Leben lang mit einer Krankheit auskommen muss und vielleicht gerade deshalb die Welt ein Stück aufmerksamer, hilfsbereiter und besser machen möchte.

Bewertung vom 20.10.2022
Was nicht war, kann ja noch werden
Schmölzl, Lydia

Was nicht war, kann ja noch werden


ausgezeichnet

Als Freyas beste Freundin ihre Schwangerschaft verkündet, wird Freyas ganzes Leben durcheinander geworfen. Ihr langjähriger Freund möchte sich nun auch an die Kinder-Planung machen, doch Freya weiß plötzlich nicht mehr wo vorne und hinten ist. Um dem zu entkommen, besucht sie ihre Eltern und wünscht sich ihre scheinbar unbeschwerte Teenager Zeit noch einmal zurück.

Die Idee der Geschichte fand ich grandios und das Buch hat mich sehr angesprochen.
Doch Freya hat es einem wirklich nicht leicht gemacht. Zu Beginn habe ich total mit ihr gefühlt, als einfach alle um sie herum erwachsen wurden, einen Plan hatten, nur sie nicht. Damit können sich bestimmt einige identifizieren.
Im Verlauf der Geschichte handelt sie jedoch oft egoistisch, naiv und unbedacht. Es fällt ihr sehr schwer, sich in andere hineinzuversetzen. Gerne hätte ich sie an einigen Stellen mal geschüttelt und konnte nicht glauben, dass so etwas in ihrem Alter noch passiert. Natürlich muss nicht jede Protagonistin eine 180 Grad Entwicklung hinlegen, aber gerade hier, nachdem sie einen Teil ihrer Jugend aufgearbeitet hat und hoffentlich entsprechende Schlüsse daraus zog, wäre eine nachhaltige Einsicht wünschenswert gewesen. Ihre Jugend hat Freya sehr glorifiziert und sich vermutlich deshalb so sehr zurückgewünscht. Wie so oft war nicht alles so toll, wie es scheint, wie sie schmerzlich lernen muss. Auch wenn Freya gerade nicht besonders gut weggekommen ist, möchte ich betonen, dass ich die Geschichte drum herum sehr mochte und humorvoll fand!

Die Rückblicke haben einen Einblick in die Vergangenheit gewährt, von dem ich mir noch mehr Aufschluss gewünscht hätte, Teilweise kamen mir die Ausschnitte etwas zusammenhangslos vor. Dennoch haben sie die Zeit und vor allem den Vibe der Jugend gut rübergebracht.

Das Buch ist eine Empfehlung für alle, die zwar körperlich mittlerweile erwachsen sind, mental jedoch gerne noch mal einen Ausflug in ihre Jugend machen würden. Obwohl meiner Meinung nach nicht das ganze Potenzial ausgeschöpft wurde, was ich in dem Buch gesehen habe, habe ich es gern gelesen.

Bewertung vom 17.10.2022
Carrie Soto is Back
Reid, Taylor Jenkins

Carrie Soto is Back


ausgezeichnet

Carrie Soto ist die Tennislegende schlechthin und hat vor einigen Jahren ihre Karriere beendet. Als jedoch ein Nachwuchstalent vor ihren Augen Carries Rekord bricht, beschließt sie, noch einmal in den Sport zurückzukehren um den neuen Rekord zu übertrumpfen. Wir begleiten sie in diesem Buch auf dem Weg dorthin.

Das Buch hat mich von vorne bis hinten in seinen Bann gezogen und war für mich neben Evelyn Hugo ein weiteres absolutes Meisterwerk der Autorin.

Dass ich selbst ab und zu Tennis spiele und mir Matches anschaue, hat mich die Tennis-Thematik direkt gecatched. Ich kannte bei weitem nicht alle Begriffe, das ist aber auch nicht unbedingt nötig, solang man sich auf das Thema einlässt. Ich hatte das Gefühl, ich sitze selbst am Spielfeldrand und habe Schlag um Schlag mitgefiebert.
Carrie Soto ist zu Beginn eiskalt und würde gefühlt über Leichen gehen. Ihre Gegner sind ihr egal - sie hat immer nur das eine Ziel vor Augen: besser werden und gewinnen!
Ihr Weg zurück auf den Court macht sie nicht nur spieltechnisch wieder fit, sondern sie bekommt Menschlichkeit und Mitgefühl gelehrt, sodass sie eine starke Entwicklung durchlebt. Dazu trägt zu einem großen Teil ihr Vater bei, zu dem sie eine enge Bindung hat. Der Vater trainiert Carrie mit solcher Hingabe und gibt alles dafür, das beste aus ihr rauszuholen, dass es mein Herz absolut erwärmt hat.
Eine Liebesgeschichte gibt es hier auch, diese war für mich jedoch eher zweitrangig und wie für Carrie stand für mich eher das sportliche, und mit der Zeit immer mehr das zwischenmenschliche im Vordergrund.
Die Autorin hat es wieder geschafft eine so echte Geschichte zu schreiben, dass ich vollkommen mitgefiebert, mitgefühlt und mitgelitten habe. Ich freue mich schon riesig auf das neue Buch von ihr, dass im Februar erscheint

Bewertung vom 23.09.2022
we fell in love in october
Lindberg, Inka

we fell in love in october


sehr gut

Das Buch handelt von Lisa, die genug von ihrem sexistischen Chef und ihrem konservativen Dorf in Bayern hat: kurzerhand kündigt sie und kauft sich ein Zugticket nach Köln. Dort kommt sie auf dem Sofa in einer lieben WG unter, die Lisa den Start in der neuen Stadt erleichtert. Sie beginnt, sich zu einer Frau hingezogen zu fühlen, obwohl sie eigentlich einen Freund in der Heimat hat und benötigt außerdem einen neuen beruflichen Plan.

Mir hat die Geschichte rundherum gut gefallen! Lisa, die ihr konservative Heimat und Familie satt hat und abhaut, weil sie ihren eigenen Bedürfnissen nachgeht, hatte ich schnell in mein Herz geschlossen, ebenso wie die bunte Clique in Köln.
All die Zweifel, die Unsicherheit, manchmal Kommunikationsschwierigkeiten aus Schüchternheit, ja sogar die Fehler, haben Lisa sympathisch gemacht. Ich habe sehr mit ihr mitgefühlt. Sie verkörpert vieles: was will ich nach der Schule machen? Was, wenn der erste gewählte Weg nicht der richtige ist? Und meine Familie und Freunde nicht so unterstützend sind, wie ich es mir wünschen würde? Selbstfindung, sowohl beruflich als auch was die eigene Sexualität angeht, werden hier realitätsnah behandelt und man erhält einen Einblick in die Queere Szene Kölns. Bei aller Sympathie, waren die Charaktere teilweise sehr mit Stereotypen belegt. Die Mutter, die ihr Kind nicht loslassen kann und alles besser weiß. Lisa, die die Schule beendet hat, aber noch nie etwas von Pronomen gehört hat. Dabei möchte ich positiv erwähnen, dass sie allem neuen gegenüber sehr aufgeschlossen war und allgemein eine tolle Entwicklung durchlebt hat.
Besonders gut eingearbeitet fand ich die Problematiken, Klischees und Vorurteile innerhalb und gegenüber queren Personen. Was das angeht, ist Köln einfach der perfekte Ort, denn die Stadt ist (meist) sehr tolerant und vor allem bunt.
Der Liebesgeschichte hätte zum Ende hin etwas mehr offene Kommunikation und mehr Zeit miteinander gut getan, mit dem (inneren) Outing Prozess von Lisa war es jedoch auch so in Ordnung.
Was ich gerne noch erwähnen möchte, war die schöne Gestaltung der Innenklappe und allgemein den Köln-Vibe, den Inka sehr gut rübergebracht hat.❤️

Bewertung vom 13.09.2022
Wenn ich uns verliere / Light in the Dark Bd.1
Wesseling, Antonia

Wenn ich uns verliere / Light in the Dark Bd.1


weniger gut

Der erste Teil der Light in the Dark Dilogie von Antonia Wesseling handelt von Maggie und Leo, die vor zwei Jahren einen One-Night-Stand hatten und sich in dieser Nacht ihre geheimsten Gedanken anvertraut haben, in der Annahme, sich nie wiederzusehen. Das ist auch zwei Jahre der Fall gewesen, doch seit Maggie nun in einem Café arbeitet, begegnen die beiden sich wieder regelmäßig und stellen fest, dass sie sich immer noch von einander angezogen fühlen.

Leo mochte ich gerne und hätte mir noch mehr von ihm gewünscht. Er war der typische Good Boy, der gefühlt alles mitgemacht hat, weshalb er mir zeitweise echt leid getan hat, denn er hatte nicht zu wenig mit sich selbst zu kämpfen. Die Schriftsteller-Vibes waren passend, jedoch etwas Klischee-beladen. Die Anziehung zwischen ihm und Maggie konnte ich zwar spüren, die Beziehung habe ich jedoch als ungesund empfunden und die Handlung hat sich teilweise im Kreis gedreht.
Maggies Mitbewohnerin Alicia mochte ich gern, doch dafür dass die beiden so gut befreundet sein sollen und sich viel bedeuten, hat mir in der Beziehung einfach was gefehlt.

Mental Health spielt in der Geschichte eine große Rolle, denn abgesehen davon, dass Maggie seit dem Tod ihrer Schwester mit starken Schuldgefühlen kämpft, hat sie auch eine Krankheit (die ich hier aus Spoilergründen nicht nennen möchte). Maggie war mir leider von Beginn an unsympathisch und hat ihr Umfeld nicht gerade liebevoll behandelt. Dies wird zu einem relativ späten Zeitpunkt in der Geschichte mit der Krankheit begründet. Diese kommt aber viel zu spät zur Sprache, als dass vor allem Leo damit angemessen umgehen könnte. Er wird oft verletzt, ja teilweise sogar manipuliert von Maggis Verhalten und erfährt viel zu spät, dass die Krankheit zu diesem verletzenden Verhalten beiträgt.
Die Krankheit wurde authentisch dargestellt, denn ich war mehrfach sprachlos und verwirrt von Maggies Verhalten. Die Metaphern haben mir geholfen, sie zu verstehen, auch wenn das als nicht betroffener quasi unmöglich ist. Dennoch fiel es mir schwer, Maggies Verhalten damit zu entschuldigen. Ich hätte mir gewünscht, das Mental Health Thema wäre schon viel früher zur Sprache gekommen. So hätten die Personen in Maggies Umfeld vermutlich viel eher Bescheid gewusst, wie sie mit bestimmten Situationen umgehen sollen und diese einordnen können. Zudem hätte man Therapie normalisieren können. Leider kam das ganze erst zum Ende des Buches zur Sprache, für meinen Geschmack viel zu spät, gemessen an dem Schaden, der bis dahin angerichtet wurde. Keine Frage, eine solche Krankheit zu haben, muss irre anstrengend sein und man wird sich oft nicht verstanden fühlen. Dennoch glaube ich als Außenstehender (damit kann ich auch falsch liegen!), dass man seinem Umfeld den Umgang leichter machen kann, indem man offen redet und ihnen sagt, was Sache ist, anstatt sie im Dunkeln tappen zu lassen.

Mehrfach hatte ich das Gefühl, Diversität wurde förmlich erzwungen, unter anderem was Krankheit, Herkunft und Sexualität angeht. Keine Frage- die Themen sind unfassbar wichtig und ich spreche mich ganz klar für Diversität in Büchern aus! Hier wurden diese komplexen Themen aber nur im Nebensatz einmal erwähnt und dann nie wieder. Das wird den bedeutsamen Problematiken aber keineswegs gerecht - dann hätte man sie lieber unerwähnt lassen sollen.

Zusammenfassend hat mich das Buch leider mehr enttäuscht als begeistert, vor allem nach dem ganzen Hype, der auf Bookstagram darum gemacht wurde. Aus der Geschichte und den Themen hätte man viel rausholen können, die Umsetzung hier hat mich aber leider nicht so überzeugt.

Bewertung vom 16.08.2022
Dein Flüstern im Meereswind
Blohm, Nele

Dein Flüstern im Meereswind


sehr gut

Caro ist glücklich: auf der süßen Insel Hiddensee hat sie sich ein Leben aufgebaut. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Marie führt sie einen Blumen & Buchladen, das Traumschlösschen. Alles ist in bester Ordnung, bis ihre nicht ganz so geliebte Mutter anruft. Weil Marie ihrer Mutter endlich gefallen will, täuscht sie eine Verlobung vor, obwohl sie nicht mal einen Freund hat. Sie braucht also dringend jemand, der dafür einspringt - durch gewisse Umstände ist das ausgerechnet der Meterologe Hannes, der relativ einsam seinem Beruf nachgeht und mit dem Caro eigentlich nicht viel zu tun hat. Von nun an beginnt eine typische Fake-Dating-Story.

Die Atmosphäre rund um die Insel, das Meer und das Traumschlösschen war wortwörtlich ein Traum. Allein dadurch bin ich innerlich total entspannt gewesen, Caro und Marie zuzuschauen, wie sie ihren Traum leben und in ihrem Beruf aufgehen.
Mit der Ruhe und Idylle war es dann aber vorbei, als Caros Mutter eintrifft.

Caros Mutter war zu Beginn einfach nur anstrengend, ich habe mich echt für ihr Verhalten geschämt, aber fand es toll, wie Caro ihr versucht hat immer mehr die Stirn zu bieten. Von Anfang an wusste ich, dass mehr hinter dem Verhalten stecken muss und als dies endlich zur Sprache kam, ging es mit dem Verhältnis von Mutter und Tochter endlich bergauf. Ganz nach dem Motto, harte Schale weicher Kern.

Hannes kam zunächst eher pragmatisch, zurückhaltend und wortkarg rüber und hat dann überraschenderweise alle Situationen mit Caros Mutter erstaunlich gut gemeistert. Er hatte durchaus seine Eigenarten und eigene Wege, mit Situationen und Problemen umzugehen, was ihn aber sehr sympathisch gemacht hat. Die Entwicklung der Gefühle zwischen ihm und Caro hätte noch etwas tiefer sein können.

Die anderen Inselbewohner waren eine witzige Truppe, die zusammenhalten hat und die man einfach Gernhaben musste. Manche Szenen waren wirklich komisch und haben mich zum Lachen gebracht.

Zusammenfassend war es ein toller Inselroman über das Leben, eine Mutter-Tochter-Beziehung, Träume und Erwartungen, mit viel landschaftlicher Idylle.