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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 23.12.2014
Die Meisterin aus Mittenwald
Martini, Christiane

Die Meisterin aus Mittenwald


sehr gut

Die Geigenbauerin

Anno 1702: Annas Mutter wird der Hexerei angeklagt und stirbt durch ein Gottesurteil. Anna selbst muss sich dem Tross der Inquisition anschließen und soll in ein Kloster gebracht werden. Doch auf dem Weg über die Alpen kommt es zu einem schrecklichen Unglück und Anna kann als junger Mann getarnt in das nahegelegene Mittenwald flüchten. Dort findet sie unter dem Namen Ferdinand eine Lehrstelle bei Geigenbauer Dürnholz und freundet sich mit Moritz an, der ebenfalls Lehrling bei einem Geigenbauer ist. Annas größter Traum ist es, einmal eine erfolgreiche Geigenbauerin zu werden, doch dies scheint ihr verwehrt, als sie und Moritz in eine blutige Intrige verwickelt werden. Hals über Kopf fliehen beide gen Venedig, ihnen dicht auf den Fersen, ein skrupelloser, blutrünstiger venezianischer Söldner.

Die 17-jährige Anna ist verzweifelt. Eben noch musste sie den Tod ihrer Mutter mit ansehen, schon befindet sie sich auf dem Wagen des Inquisitors von Schaffhausen, der sie in ein Kloster mitten in den Alpen bringen will. Für Anna ein schier unvorstellbarer Gedanke, immer wieder denkt sie über Flucht nach und als ein Unwetter in den Bergen tobt, gelingt Anna tatsächlich das Unverhoffte. Dank der Kleidung eines Mitreisenden und mithilfe einer Schere verwandelt sich Anna in den jungen Schreinergesellen Ferdinand, der auf der Suche nach einer Lehre als Geigenbauer ist. Fündig wird Anna alias Ferdinand im nahegelegenen Mittenwald. Bei dem ungehobelten Meister Dürnholz lernt sie das Handwerk, doch Anna merkt schnell, dass Dürnholz einiges zu verbergen hat und illegale Geschäfte mit dem venezianischen Söldner Carrigi betreibt. Bald schon überschlagen sich die Ereignisse und Anna und Moritz befinden sich auf einer gefahrvollen Flucht über die Alpen Richtung Venedig.

Mit dem Tod von Annas Mutter beginnt Christiane Martini ihren Historischen Roman, wobei der kurze Prolog in Venedig, bei der Padre Antonio Vivaldi eine Rolle spielt, erst einmal einige Fragen aufwirft. Doch schnell wechselt die Geschichte zu Anna und man begleitet die junge, verzweifelte Frau bei ihrer unfreiwilligen Reise über die Alpen. In einem weiteren Handlungsstrang stellt die Autorin ihren Lesern auch den jungen, ehrgeizigen wie talentierten Moritz vor, dessen größter Traum es ist, bei Meister Klotz in die Lehre zu gehen, um bei ihm die Feinheiten des Geigenbauens zu erlernen. Sein Wunsch soll ihm bald erfüllt werden. Moritz ist selig, geht in seiner Arbeit auf und verbringt seine knappe Zeit mit Meister Klotz’ Sohn Sebastian und Freund Alois. Doch das ruhige Leben hat für den jungen Mann ein jähes Ende als Anna alias Ferdinand in Mittenwald auftaucht.

So erlebt man die packend erzählte Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven, die Christiane Martini mithilfe ihres einnehmenden, der Zeit angepassten und fesselnden Schreibstil gekonnt in Szene setzt. Zudem lässt die Autorin ihr fundiertes Fachwissen als Musiklehrerin und Konzertistin unterhaltsam mit einfließen und vermittelt ganz nebenbei noch einige interessante Informationen rund um den Geigenbau.

Die Geschichte entwickelt sich jetzt nicht unbedingt überraschend, zumal man bald schon die rätselhafte Szene am Anfang der Geschichte zuordnen kann und die Kurzbeschreibung des Buches auch viel verrät. Dennoch zieht das Schicksal von Anna und Moritz einen schnell in seinen Bann und man verfolgt gespannt die oftmals gefahrvollen Erlebnisse der beiden jungen Leute.


Fazit: Unterhaltsame, atmosphärisch dichter erzählte Geschichte einer jungen Frau, die davon träumt, Geigenbauerin zu werden.

Bewertung vom 15.12.2014
Totengabe / Archie Sheridan Bd.6
Cain, Chelsea

Totengabe / Archie Sheridan Bd.6


sehr gut

Happy Birthday, Archie

Zum Feiern kommt Detective Archie Sheridan an seinem Geburtstag beileibe nicht. Ein verdeckter Ermittler, den Archie gut kannte und der gegen den Drogenboss Jack Reynolds ermittelte, wird tot aufgefunden. Da Halloween ist, findet auf Reynolds Privatinsel eine Dinnerparty statt, zu der Archie eine Einladung erhält, die er zur Sammlung von möglichen Beweisen nutzen will. Doch als er am nächsten Morgen mit einer Gehirnerschütterung aufwacht, gibt es eine weitere Leiche. Dem nicht genug, taucht die aus dem Gefängnis entflohene Gretchen Lowell wieder auf, um Archie ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk zu präsentieren.

Die Ermordung des verdeckten Ermittlers gleicht einer Hinrichtung und alle Indizien sprechen dafür, dass Drogenboss Jack Reynolds seine Finger im Spiel hatte. Da der verdeckte Ermittler auch die Kontaktperson von Leo Reynolds war, droht dem Sohn des Drogenbosses ebenfalls die Enttarnung. Als Archie über Umwege eine Einladung zu Reynolds Dinnerparty auf dessen Privatinsel erhält, überschlagen sich die Ereignisse und bald schon muss Archie feststellen, dass Gretchen sich mal wieder etwas ganz Besonders für ihn hat einfallen lassen.

Chelsea Cain hält sich nicht mit langem Vorgeplänkel auf und steigt gleich recht zügig in den mittlerweile 6. Band ihrer Thrillerreihe ein. Und auch dieses Mal darf ihre Protagonistin Gretchen Lowell nicht unterschätzt werden, denn keiner mordet so schön wie sie.

Das FBI ist überzeugt, dass der Mord auf der Insel auf das Konto von Gretchen geht, doch Archie weiß es besser, dafür kennt er die Serienmörderin viel zu gut. Geschickt zieht Gretchen Lowell die Fäden in dem Fall, alles scheint von ihr bis ins kleinste Detail geplant zu sein und Archie und seine Kollegen sind nur die Statisten, die ungewollt genau so handeln, wie Gretchen es wünscht.

So rasant wie die Story startet, so temporeich setzt Chelsea Cain diese auch in großen Teilen bis zum Schluss um. Fesselnd und oftmals hochspannend geht die Jagd nach der schönen Serienmörderin weiter und der Thriller entwickelt sich vielschichtig und unvorhersehbar. Und die Psychospiele von Gretchen Lowell sind von der Autorin wieder absolut überzeugend umgesetzt, auch wenn man die Geschichte jetzt nicht unbedingt als realitätsnah bezeichnen kann. Aber etwas überzogen in der Story darf ein Thriller ja ruhig einmal sein.

Fazit: Gretchen Lowell geht in die 6. Runde und wieder einmal präsentiert Chelsea Cain einen zumeist hochspannenden Thriller mit einer komplexen Story.

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Bewertung vom 24.11.2014
Der Seidenspinner / Cormoran Strike Bd.2
Galbraith, Robert

Der Seidenspinner / Cormoran Strike Bd.2


ausgezeichnet

Bombyx Mori

An einem kalten Novembermorgen steht die Ehefrau des Romanautors Owen Quine in Strikes Büro und bittet den Privatdetektiv, den Aufenthaltsort ihres Mannes zu ermitteln. Da Quine bereits öfter tagelang spurlos verschwunden ist, möchte Leonora die Polizei nicht einschalten. Obwohl sich Strike seit seinem spektakulären Fall um das Model Lula Landry vor Aufträgen kaum retten kann, nimmt er den wenig lukrativen Fall an und begibt sich auf Spurensuche nach dem exaltierten Autor. Dem Privatdetektiv ist schnell klar, dass hinter dem Verschwinden von Quine mehr steckt, als seine Ehefrau annimmt, denn der Autor hat ein Buch geschrieben, dass viele Menschen in seinem Umfeld bei Veröffentlichung in Misskredit bringen würde. Kurze Zeit später wird der Autor tot aufgefunden, bizarr und auf äußerst brutale Weise ermordet.

Eigentlich nimmt Cormoran Strike nur noch profitable Fälle an, um seine Schulden endlich begleichen zu können und seine Assistentin Robin Ellacott auf die versprochene Fortbildung zu schicken. Doch das eigenartig selbstbewusste Auftreten von Leonora und ihre Schilderungen über ihren Ehemann reizen Strikes Neugier und so nimmt er wider besseres Wissen den Fall an. Sein Weg führt ihn die Kreise von Verlegern, Lektoren und Autoren; in eine Welt voller exzentrischer, eigenwilliger, launenhafter und überheblicher Menschen.

Robert Galbraith / J.K. Rowling hat auch mit dem zweiten Band um ihren charismatischen Privatdetektiv Cormoran Strike und seiner ambitionierten Assistentin Robin Ellacott wieder einen Kriminalroman ganz im klassischen Stil geschaffen. Atmosphärisch dicht, eher ruhig erzählt und versehen mit viel Lokalkolorit begleitet man ihren Privatermittler durch die Straßen Londons.

Manch einer der Befragten gibt Strike bereitwillig Auskunft über sein Verhältnis zu Quine, andere dagegen scheinen ganz offensichtlich etwas verbergen zu wollen. Als dann Quines grausam zugerichtete Leiche gefunden wird, deren Modus Operandi auf sein Buch hinweist, ist die Liste der Verdächtigen nicht gerade kurz. Zwar ist das Manuskript noch nicht veröffentlicht, doch unter der Hand kursiert es seit Tagen durch die Verlagswelt. Und nicht gerade wenige hätten ein Motiv, den zu Lebzeiten geltungssüchtigen Owen Quine den Tod zu wünschen.

Mit tatkräftiger Unterstützung durch Robin begibt sich Cormoran auf Mördersuche und auch wenn die Polizei schnell einen Verdächtigen identifiziert hat und die Indizien eindeutig auf diesen als Täter hinweisen, glaubt Strike nicht daran. Unbeirrt ermittelt er weiter, setzt seine vielen Kontakte für neue Erkenntnisse ein und geht oft unkonventionelle Wege bei der Mördersuche. Erschwerend hierbei kommt ihm jedoch seine Behinderung, das äußerst schlechte Londoner Wetter, und dass ganz offensichtlich eine unbekannte Person im schwarzen Mantel ihm nach dem Leben trachtet. Hiervon lässt sich Strike jedoch nicht abschrecken und verfolgt seine Spuren akribisch, stur und zielorientiert.

Unaufgeregt entwickelt sich die Story und lebt ganz von seinem eigenwilligen wie sympathischen Protagonisten Cormoran Strike. Dennoch fehlt zu keiner Zeit des Kriminalromans die Spannung. Strikes Gedankengänge verrät die Autorin ihren Lesern selten gleich, sodass hier ständiges Rätselraten in Bezug auf den Mörder angesagt ist. Erschwerend hierbei sind die äußerst ausgefeilten Charaktere des Romans, denen man irgendwie alle diesen absonderlichen Mord zutrauen würde, diese in ihren Handlungen jedoch so undurchsichtig bleiben, dass die Suche nach dem Täter bis zur letzten Seite äußerst fesselnd bleibt.

Fazit: Ein klassischer englischer Kriminalroman im besten Sinne: Atmosphärisch dicht erzählte, fesselnde Story mit einem eigensinnigen Ermittler.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2014
Schattenschrei / Victoria Bergman Trilogie Bd.3
Sund, Erik Axl

Schattenschrei / Victoria Bergman Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Der Hass hält sie am Leben

Alles deutet daraufhin, dass die zwei toten Frauen für die Morde verantwortlich sind. Doch Jeanette Kihlberg hat ihre Zweifel, Unklar ist auch, welche Rolle Victoria Bergmann bei den Morden spielt. Währenddessen gibt es neue Anhaltspunkte bei den Todesumständen der Jungen. Der Fall wird wieder aufgerollt. Die Psychologin Sofia Zetterlund setzt sich immer stärker mit ihrer Vergangenheit auseinander, was ihre Freundschaft mit Jeanette zunehmend belastet.

Nach einem kurzen Rückblick knüpfen Erik Axl Sund direkt an den Vorgängerband an und erzählen die Geschichte zügig weiter. Wie bereits von Band 1 und 2 gewohnt, ist der Schreibstil der Autoren weiterhin eher distanziert und nüchtern. Was jedoch dem Leser im Verlauf der Geschichte zugutekommt, denn was die Autoren ihren Protagonisten und somit auch ihren Lesern zumuten, ist extrem hart. Jeanette und Jens kommen hier an die Grenzen des Erträglichen und Aushaltbaren und somit auch der Leser. Mehr als einmal musste ich zwischendurch das Buch zur Seite legen, ob der grausamen Schilderungen.

Die Ermittlungen rund um die Morde und den rätselhaften Todesumstände der ausländischen Jungen verschmelzen immer mehr mit dem Privatleben von Jeanette wie auch von Sofia. Letztere setzt sich weiterhin penibel mit ihrer Vergangenheit auseinander, was ihr einiges abverlangt und ihr Verhältnis zu Jeanette negativ zu beeinflussen droht.

Die vielen losen Enden wie auch die zahlreichen offenen Fragen, welche sich aus Band 1 und 2 ergeben haben, fügen sich nach und nach logisch zusammen und alle Fragen werden schlüssig geklärt. Erik Axl Sund gelingt es hierbei hervorragend, der Story immer wieder unerwartete Wendungen zu geben und ihre Leser hierdurch zu überraschen wie auch in die Irre zu führen. Die Spannung ist zwar auch dieses Mal eher verhalten, durch die zügige, packende Erzählweise gelingt es den Autoren jedoch problemlos, ihre Leser von der ersten bis zur letzten Seite an ihren äußerst komplexen, ausgefeilten Psychothriller zu fesseln.

Fazit: Grandioser Abschluss einer außergewöhnlichen Trilogie.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.11.2014
Die Geister von Graz
Preis, Robert

Die Geister von Graz


sehr gut

Graz im Nebel

Der eisige Januar mit viel Nebel hat Graz fest im Griff. Zu einer geisterhaften Atmosphäre sorgen dann auch noch Leichenteile, die überall in der Stadt auftauchen. Als am Bahnhof dann auch noch ein Kopf entdeckt wird, wird Armin Trost aus dem Krankenstand zurückgeholt, um fortan mit Kollegen Schulmeister und Lemberg auf die Jagd nach dem perfiden Serientäter zu gehen. Akribische Ermittlungsarbeiten führen Trost letzthin auf den Balkan und bis er dorthin reist, hat der Kommissar schon mehr als einmal mit seinem Leben abgeschlossen.

Geister und Hexengeschichten kursieren in Graz seit Leichenteile überall in der Stadt aufgefunden werden und teilweise als Abwendung von bösen Geistern von Menschen sogar getragen werden. Gleichzeitig macht irgendjemand Jagd auf ausländische Mitbürger, verletzt sie schwer und flüchtet anschließend unerkannt. In der Stadt brodelt es und die Medien hetzen entsprechend gegen die Polizeiarbeit, die ihrer Meinung nach viel zu langsam vonstattengeht.

Eine durchweg beklemmende, oftmals regelrecht gruselige Stimmung baut Robert Preis in seinem Kriminalroman auf. Geschickt fügt der Autor Märchen und Gruselgeschichten aus der Region mit ein und spielt mit dem Aberglauben der Menschen. Gleichzeitig greift Robert Preis aber auch das nach wie vor leider aktuelle Thema der Fremdenfeindlichkeit auf und zeigt dabei beide Seiten der Medaille.

Die Story erzählt der Autor atmosphärisch dicht, fesselnd und jederzeit sehr unterhaltsam. Für einen Kriminalroman entwickelt sich die komplexe, hervorragend durchdachte Geschichte durchweg spannend, selbst dann noch, als man durch kleine Hinweise sehr früh schon weiß, bei wem es sich um den Täter handelt. Denn trotz der frühen Kenntnis des Mörders, ist einem sein Motiv für seine grausamen Taten erst zum Ende hin klar, welches Robert Preis schlüssig erzählt.

Fazit: Die Geister der Vergangenheit kehren zurück. Atmosphärisch dicht und komplex erzählter Graz-Krimi.

Bewertung vom 09.11.2014
Schwarzer Winter
Ekbäck, Cecilia

Schwarzer Winter


sehr gut

Eisiger Winter

Lappland im Jahre 1717: Marija, ihr Mann Paavo und ihre beiden Töchter Frederika und Dorotea ziehen am Blackasen auf den Hof eines Verwandten. Kurz nach ihrer Ankunft im Sommer finden die 14-jährige Frederika und die kleine Dorotea auf einer Lichtung die Leiche des Nachbarn Eriksson. Die Bewohner rund um den Blackasen sind überzeugt, dass Eriksson von einem Bär getötet wurde, nur Marija ist anderer Meinung. Für die Heilerin sind die Wunden eindeutig die Tat eines Menschen. Bald schon zieht der Winter mit eisiger Kälte und Dunkelheit über das Land. Die unnachgiebigen Fragen der Heilerin sorgen bald schon für Misstrauen unter den Siedlern, zumal Eriksson viel über die Geheimnisse der Bewohner am Blackasen kannte. Doch auch Marijas ältere Tochter Frederika wird immer mehr in die Spirale von Hass und Misstrauen mit hineingezogen, da sie ein Gespür für unerklärliche Vorgänge hat.

Es ist ein einsames, hartes und entbehrungsreiches Leben, welches die Siedler am Berg Blackasen führen. Die wenigen Höfe liegen weit auseinander, bis in die nächste Stadt mit dem Geistlichen eine gute Tagesreise entfernt. Marija und ihre Familie werden mit freundlicher Zurückhaltung in der Siedlergemeinschaft aufgenommen. Doch je mehr Fragen die Heilerin stellt und Mutmaßungen aufstellt, umso angespannter wird die Stimmung am Berg. Und der Winter zieht viel zu schnell und gnadenlos übers Land.

Cecilia Ekbäck erzählt ihren Roman, den man durchaus auch als Kriminalroman bezeichnen kann, da der Mordfall ständig präsent ist und schlussendlich aufgeklärt wird, in einer atmosphärischen, beklemmenden und oft sehr unheimlichen Erzählweise. Sehr gut vermittelt die Autorin das beschwerliche, entbehrungsreiche Leben im 18. Jahrhundert in der Einsamkeit Lapplands, wo bereits im November schwerste Schneestürme übers Land ziehen, die Tage kaum noch hell werden und der Hunger immer gegenwärtig ist.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr ruhig und verhalten, gleichzeitig aber durch die ausführlichen Beschreibungen des Lebens am Blackasen jederzeit fesselnd und abwechslungsreich. Hinzu kommen die rätselhaften, fast schon gruseligen Erlebnisse von Frederika, das merkwürdige Gebaren des Bischoffs wie auch der Witwe des Ortspfarrers. Aber nicht nur das Auftreten der Bewohner der naheliegenden Stadt werfen Fragen auf, auch die Geschehnisse am Blackasen selbst und das stellenweise etwas merkwürdige Verhalten der Siedler sorgt für Rätselraten, was eine durchweg latenten Spannung hervorruft.

Fazit: Atmosphärisch dicht erzählter Roman über Aberglaube, Mord, Geheimnisse, Hass und Misstrauen rund um den unheimlichen Berg Blackasen.

Bewertung vom 06.11.2014
Dunkler Donnerstag / Frieda Klein Bd.4
French, Nicci

Dunkler Donnerstag / Frieda Klein Bd.4


sehr gut

Frieda Kleins persönlichster Fall

Psychotherapeutin Frieda Klein wird von einer ehemaligen Schulkameradin gebeten, ihre 15-jährige Tochter zu therapieren. Becky leidet unter Magersucht und ist seit einiger Zeit äußerst verschlossen. Grund hierfür ist eine Vergewaltigung. Während ihre Mutter dies nicht glauben mag, ist Frieda aufgrund eines bestimmten Satzes überzeugt, dass Becky die Wahrheit sagt. Dieser Satz weckt bei Frieda lang verdrängte Erinnerungen. Kurzentschlossen reist sie in ihren Heimatort Braxton, um sich endlich der Vergangenheit zu stellen.

Der 4. Band um Frieda Klein beginnt mit dem Besuch von Friedas Schulkameradin. Mehr widerwillig erklärt Frieda sich bereit, mit deren Tochter ein Gespräch zu führen. Aber nicht nur das Gespräch mit Becky bedeutet für Frieda einen Wendepunkt in ihrem Leben, auch Sandy entschließt sich nach langer Zeit wieder nach London zurückzukehren.

Gewohnt ruhig, komplex und unvorhersehbar entwickelt sich der neueste Fall von Frieda Klein. Neben ihren Nachforschungen über ein Geschehen, welches sich vor 23 Jahren in ihrer Heimatstadt Braxton ereignet hat, muss Frieda sich auch noch damit auseinandersetzen, dass Dean Reeve immer noch ihr Leben verfolgt. Zudem trifft Frieda in Braxton nicht nur auf Freunde, was ihre Nachforschungen zu den damaligen Geschehnissen erschwert.

Auch im 4. Band legt das Autorenduo Nicci French wieder sehr viel Wert auf die Verhaltensmuster und die Psyche der Akteure, was sehr fesselnd vermittelt wird. Gerade hierdurch erhält man zwar schnell eine Vorstellung von den mitwirkenden Personen, allerdings bleiben viele in ihrem Verhalten rätselhaft und undurchschaubar. Die Schlussfolgerungen von Frieda verraten Nicci French ebenfalls selten gleich, was zu regelmäßigem Rätselraten führt.

Als Psychotherapeutin ist Frieda Klein natürlich darauf spezialisiert, Menschen zu beobachten und zu analysieren. Ihre hervorragende Beobachtungsgabe hilft ihr zwar bei der Suche des Vergewaltigers, der selbst vor Mord nicht zurückschreckt. Allerdings legt das Autorenduo einige falsche Spuren aus, wodurch für den Leser lange nicht ersichtlich ist, um wen es sich bei dem Täter handelt, was natürlich entsprechend spannungsfördernd ist. Aber neben dem aktuellen Fall kommt natürlich auch Friedas Privatleben nicht zu kurz und man trifft viele alte Bekannte der früheren Bände wieder.

Fait: Frieda Kleins persönlichster Fall überzeugt mit einer packenden, vielschichtigen Story und ausgefeilten Charakterzeichnungen.

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Bewertung vom 03.11.2014
Der Club der Traumtänzer
Izquierdo, Andreas

Der Club der Traumtänzer


ausgezeichnet

Gabor und seine Tangolinis

Gabor Schöning lebt auf der Sonnenseite des Lebens, arbeitet äußerst erfolgreich als Unternehmensberater, Frauen liegen ihm zu Füßen und Tanzen kann er wie ein Gott. Doch das schöne Leben endet für den skrupellosen Geschäftsmann eines Abends, als er die Schuldirektorin Kathrin Bendig mit seinem Auto anfährt. Damit Kathrin von einer Strafanzeige absieht, erklärt sich Gabor notgedrungen bereit, in deren Förderschule einen Tanzkurs für Sonderschüler zu leiten. Dumm nur, dass die fünf Kids absolut keinen Bock auf Tanzen haben. Da die Tanzstunden oft mit seinen Geschäftsterminen kollidieren, sieht Gabors ärgster Konkurrent bald seine Chance, ihn aus der Firma zu kicken, zudem verliebt sich Gabor auch noch in eine Frau, die seinem Charme so gar nicht erliegt. Als dann einer seiner Tangolinis schwer erkrankt, setzt Gabor alles auf eine Karte.

Gabor Schöning genießt sein Leben in den vollsten Zügen, auf Gefühle anderer Menschen nimmt er keine Rücksicht, beruflich geht er über Leichen und gefühlsmäßig lässt er keinen Menschen an sich heran. Seine größte Leidenschaft sind lateinamerikanische Tänze. Es könnte alles so schön sein und vor allem, genau so weitergehen, doch dann kommt Gabor die energische wie esoterisch veranlagte Kathrin vor die Räder. Mit viel Humor, ohne Rücksicht auf seine beruflichen Verpflichtungen, fordert die Schuldirektorin Gabors Versprechen ein, ihren Sonderschülern das Tanzen beizubringen. Doch das ist alles viel leichter gesagt als getan.

Mit lateinamerikanischen Tänzen können die Kids nun so gar nichts anfangen, die Tanzschritte sind ihnen viel zu schwierig, abgesehen davon, muss man sich ja auch erst mal darauf einigen, welchen Tanz man nun wohl zwangsweise lernen soll. Gabor ist kurz vorm Verzweifeln, gleichzeitig befasst er sich aber auch immer mehr mit dem Leben seiner Tanzkids und tritt dabei metertief in ein Fettnäpfchen nach dem anderen.

Unmerklich schleicht sich der arrogante wie charmante Gabor, der glaubt, mit Geld kann man alles regeln, in die Herzen der Leser. Die Kids zeigen ihm, dass eben mit Geld nicht alles gekauft und geregelt werden kann. Da ist der hyperaktive Vinnie, der immer gerade heraus sagt, was er denkt. Die dickliche, verunsicherte Jennifer aus guten Hause, die stille, introvertierte Lisa, der machohafte Marvin und der zierliche, verschlossene Felix.

Absolut klischeefrei greift Andreas Izquierdo nach und nach die Schicksale der Tangokids auf, schildert irgendeinen Tag im Leben der fünf Jugendlichen und zeigt auf, wie die Kids versuchen, mit ihrem Handicap zu leben, welchen Problemen sie ausgesetzt sind und wie sie mit dem Verhalten anderer Jugendlichen ihnen gegenüber umzugehen versuchen.

Wie gesagt, die Wandlung von Gabor zu einem Menschen, der hinschaut, der sich Gedanken um seine Mitmenschen macht, der handelt, anstelle wegzuschauen, kommt schleichend und gerade deswegen absolut überzeugend. Aber neben der authentischen Beschreibung von Gabor überzeugen auch alle anderen Charaktere im Roman bis in die kleineste Nebenrolle.

Locker, leicht und humoristisch erzählt Andreas Izquierdo die Geschichte von Gabor und seinen Tanzkids und je länger man liest, umso tiefgründiger, einfühlsamer und zum Nachdenken anregend wird sein Roman.

Fazit: Ein Mistkerl entdeckt sein Herz. Tiefgründig und dennoch locker, leicht erzählt; ein fantastischer Roman, der einen tief berührt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.10.2014
Clara und die Granny-Nannys
Krätschmar, Tania

Clara und die Granny-Nannys


ausgezeichnet

„Man ist nur so alt,
wie man sich fühlt.“ – Hildegard Knef

Clara Behrens hat das Gefühl, noch etwas aus ihrem Leben machen zu müssen. Aus diesem Grund entwickelt sie kurz entschlossen und mit tatkräftiger Unterstützung von ihre Mutter und ihrem Ehemann die Idee, eine Agentur zu gründen, in der sie ältere Damen als Au-Pair zu Gasteltern vermittelt. Schnell ist die Agentur ins Leben gerufen und die ersten Granny-Nannys können vermittelt werden. Für Karen, Hanni und Suse beginnt nun das Abenteuer in Berlin, doch irgendwie läuft es für die drei älteren Damen dann ganz anders als geplant.

Suse lebt in Nordfriesland und betreibt mit ihrem Bruder Bodo ein kleines Lokal. Zufrieden ist sie allerdings mit ihrem Leben nicht so recht und da kommt ihr die Anzeige von Clara Behrens genau richtig. Drei Monate als Granny-Nanny bei einer Gastfamilie leben und deren Kinder betreuen. Auf ins Abenteuer.

Für die frisch pensionierte Lehrerin Karen ist es eher eine Flucht, denn ihre Schwiegertochter sieht in Karen schon eine jederzeit zu Verfügung stehende Omi, die sich glückselig um ihre Enkelkinder kümmert, während Sohn und Schwiegertochter Karriere machen. Aber nicht mit der energischen Karen.

Hausfrau Hanni wird eher ungewollt zur Granny-Nanny. Sohn Ben schlägt ihr den Job vor und die schüchterne, biedere Hanni fühlt sich erst einmal ziemlich überrumpelt. Und dann auch noch Berlin, und dass auch noch mit dem eigenen Auto, welches sie doch sonst nur mal schnell zum Einkaufen nutzt. Ein Alptraum.

Drei vollkommen unterschiedliche Charaktere sind die Granny-Nannys und Tania Krätschmar gelingt es hervorragend, ihre drei Protagonistinnen facettenreich zu beschreiben und die Charaktere glaubhaft weiter zu entwickeln. Suse, Karen und Hanni kommen alle aus recht beschaulichen Kleinstädten und so fällt es der einen oder anderen schon schwerer, sich in Berlin zurechtzufinden. Jeden Montag treffen sich die drei Frauen und erobern so nach und nach die Hauptstadt, tauschen sich über ihre Erfahrungen bei ihren Gasteltern aus und ermuntern und trösten sich gegenseitig. Und dies ist öfter notwendig als gedacht. Entsprechen die drei Gasteltern doch so gar nicht den Vorstellungen der Granny-Nannys.

Witzig, locker, warmherzig und jederzeit absolut unterhaltsam erzählt Tania Krätschmar die drei Monate Abenteuer Berlin für Suse, Karen und Hanni. Mit ihrer Lebenserfahrung und einer Menge Geduld meistern die drei Frauen ihre Aufgabe und so ganz nebenbei ändert sich auch ein wenig ihre eigene Lebenseinstellung.

Fazit: Ein wunderbar unterhaltsamer und humorvoller Roman über drei reife Damen, die das Abenteuer Granny-Nanny in Berlin wagen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.