Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
sabisteb
Wohnort: 
Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 1375 Bewertungen
Bewertung vom 07.12.2012
Drachenzähmen leicht gemacht (DVD)

Drachenzähmen leicht gemacht (DVD)


ausgezeichnet

Hicks ist der etwas dürr und vergeistigt geratene Sohn des Wikingerhäuptlings Haudrauf und für einen Wikinger generell doch sehr aus der Art geschlagen. Nur den Wunsch endlich einmal einen Drachen zu erschlagen eint ihn mit den restlichen Bewohnern des Dorfes, das regelmäßig von Drachenangriffen terrorisiert wird. Als einer der sagenumwobenen Drachen der Art Nachtschatten verletzt abstürzt, macht sich Hicks auf, ihm den Rest zu geben, vermag es jedoch nicht, zum ersten Mal zu täten. Er rettet den Drachen, pflegt ihn und beginnt ihn und seine Verhaltensweise zu studieren und wird so durch Intelligenz und biologischen Sachverstand zu einem der besten Drachenkämpfer seines Dorfes.

Dieser Film ist eine Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchs von Cressida Cowell Drachenzähmen leicht gemacht: Ein Handbuch für Wikinger von Hicks dem Hartnäckigen. Einerseits einfach eine witzige Geschichte für Kinder, voller Abenteuer, in der ein Underdog zum Retter und Helden wird. Andererseits aber auch eine Parabel darauf, dass man fürchtet, was man nicht kennt und nicht versteht. Es geht auch darum, wie wir mit (wilden) Tieren umgehen. Statt sie wie der Pfedeflüsterer durch sanfte Methoden zur Kooperation zu überreden, werden Pferde meist mit Gewalt unterjocht, Hunde geschlagen und auch Kinder oft noch mit gewaltsamen Methoden erzogen. Dabei ist das Verstehen der Beweggründe und Verhaltensweisen und deren Verwendung zur Zähmung deutlich sinnvoller, besser und einfacher. Interessante Untertöne für einen lustigen Kinderfilm. Wenn man diese nicht bemerkt, bleibt letztendlich ein klassischer Kinderfilm der einen Looser zum Helden macht und so den Wünschen und Träumen der Kinder entgegenkommt.
Die Animationen sind sehr gut. Obwohl es sich um einen 3D Film handelt, ist nicht nur auf 3D Effekte und Blickwinkel gesetzt worden, sondern so gedreht worden, dass der Film auch in 2D sehr gut funktioniert.

11 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2012
Die Wolke
Paula Kalenberg/Richy Müller

Die Wolke


ausgezeichnet

Hannah Meinecke ist ein normaler Teenager. Sie ist zum ersten Mal verliebt und zwar in Elmar. In ihren ersten Kuss platzt die Sirene, die eine Katastrophe verkündet. Im AKW Markt Ebersberg kam es zu einem Zwischenfall mit Austritt Radioaktiver Substanzen. Hanna ist an diesem Tag allein zu Hause und soll auf ihren kleinen Bruder Uli aufpassen. Ihre Mutter ist zu einer Tagung in Schweinfurt, in der Zone 1 der Evakuierung. Hannah ist ratlos, als Panik im Ort ausbricht. Soll sie bleiben oder versuchen sich nach Hamburg zu ihrer Tante durchzuschlagen? Letztendlich wagt sie die Flucht mit dem Fahrrad und scheitert.

Dieser Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Gudrun Pausewang aus dem Jahr 1987 und steht, genau wie „die letzten Kinder von Schewenborn“ noch stark unter dem Einfluss der Katastrophe von Tschernobyl. Es gibt nur wenige Bücher aus meiner frühen Teenagerzeit, an die ich mich noch so gut erinnern kann. Sowohl „Die Wolke“ als auch „Die letzten Kinder von Schewenborn“ haben mir wochenlang Albträume beschert. Ich war gespannt, ob der Film diese albtraumhafte Atmosphäre rüberbringen würde und das ist ihm gelungen. Es gibt natürlich ein paar kleinere Änderungen, die aber kaum ins Gewicht fallen, der Großteil der Geschichte wurde so übernommen, wie ich sie noch in Erinnerung habe, bis auf die nervige Teenagerromanze, die es im Buch nicht gab. Ja, der Film ist etwas entschärft worden, vor allem durch die Liebesgeschichte, das Buch ist viel, viel düsterer gewesen, dennoch ist die Atmosphäre, die Panik, die Hilflosigkeit sehr gut herausgearbeitet worden. Auch die Schauspieler sind für eine deutsche Produktion überdurchschnittlich gut, hier kann der deutsche Film tatsächlich international mithalten.

Bewertung vom 03.12.2012
Tomaten, Paprika & Co
Bross-Burkhardt, Brunhilde

Tomaten, Paprika & Co


sehr gut

Tomaten, Paprika, Peperoni, Chill, Physalis und Tomatillos gehören zu den Nachtschattengewächsen. Nach einer recht ausführlichen Einleitung über Herkunft, Geschichte und Inhaltsstoffe geht die Autorin auf diverse Sorten und deren Vor- und Nachteile ein. Leider widmet sich die Autorin nur wenig den alten Samenechten Sorten, die für mich interessant sind, sondern geht vor allem auf im Handel erhältliche Hybridsorten ein. Bei den alten Sorten steht dann einfach, dass es das Saatgut bei alternativen Anbietern gibt. Den Tipp, einfach im Urlaub in der ganzen Welt alte Tomaten auf dem Markt zu kaufen, und auszukernen, oder im Urlaub auch mal die Baumärkte nach Saatgut abzusuchen, denn jedes Land hat andere Sorten im Sortiment sucht man vergeblich. Vor allem rät die Autorin zu einer extrem umständlichen Methode, die Samen zu ernten, statt sie einfach auf beschriftetem Küchenkrepp auszustreichen und dann in beschrifteten und mit einem Foto der Tomate versehenen Plastikknipstütchten zu lagern und im Jahr darauf einfach den Samen abzuknubbeln.
Es gibt in diesem Buch tatsächlich einige nützliche Tipps, die man in anderen Tomatenbüchern nicht findet, wie, die jungen Pflanzen abzuhärten. Hier wird empfohlen, die größeren Pflanzen schon bei schönem Wetter mal in den Schatten zu stellen. Ich nenne das bei meinen Tomaten seit Jahren eher gassi gehen, d.h. ab dem ersten Tag, wo die kleinen Blätter zeigen, raus in die pralle Sonne. Nur die Harten kommen in den Garten und 95% finden das toll.
Dass man wegen des Spritzwassers die unteren Blätter entfernen sollte, darauf sollte man auch von alleine kommen, aber hier ist es endlich mal Anfängergerecht ausformuliert.
Schön, dass hier aufgezählt wird, wen man den Tomaten als Unterwuchs beipflanzen kann, damit sie nicht austrocknen. Es wird zwar Mulchen empfohlen, aber zumindest steht auch im Text, dass Tomaten sich mit Petersilie, Kohl und Lauch sehr gut vertragen. Der Schritt, den Boden mit Schnittlach und Petersilie oder Stickstoffixierern zu bepflanzen, denn ein kahler Boden ist von der Natur eigentlich nicht vorgesehen, damit diese mit ihren Wurzeln und Blättern den Boten mit schützen, verlangt dem Hobbygärtner somit nicht mehr allzu viel Denkleistung ab, fehlt hier aber in seiner letzten Ausformulierung.
Das Kapitel Paprika und Peperoni ist eher mau. Klassische Sorten wie red bullet und viele andere sucht man vergeblich. Auch dass es vor allem viele Chillis kuschelig brauchen, um zu keimen und auf einem Fensterbrett über einer Heizung stehen sollten, sonst kommen sie teils gar nicht in die Puschen, sucht man vergeblich auf S. 77, da hat man für Chillis gar keine Keimtemperatur angegeben, dabei wäre es essentiell mal zu erwähnen, da einige sogar gerne Heizdecken unter den „Füßen“ haben, bevor sie sich bequemen zu keimen.
Tomatillos werden als in Deutschland schwer aufzutreiben angegeben. Besonders internetaffin scheint die Autorin nicht zu sein, denn eine Suche bei e*ay ergab gleich mehrere Treffer.
Comfrey (S. 92) heißt auf Deutsch Beinwell oder Symphytum. Warum die Autorin den englischen statt des deutschen oder lateinischen Namens verwendet, ist mir schleierhaft und nicht der einzige Fehler in diesem Buch, so ist Tyramin (S. 16) keine Aminosäure sondern decarboxyliertes Thyrosin und somit ein Amin.

Dies ist nicht das erste Buch über Tomaten in dieser Art. 2009 erschien Tomaten: 200 Sortenempfehlungen aus aller Welt. Beide Bücher sind ähnlich im Aufbau und haben ihre Vor- und Nachteile. Anfänger, die mit F1 Hybriden arbeiten wollen sind mit diesem Buch gut bedient. Fortgeschrittene, die sich für alte Sorten interessieren, sollten zu Adelheid Coirazza - Tomaten: 200 Sortenempfehlungen aus aller Welt greifen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.11.2012
David Copperfield, 1 Audio-CD

David Copperfield, 1 Audio-CD


weniger gut

David Copperfield oder eigentlich „The Personal History Experience and Observation of David Copperfield the Younger of Blunderstone Rookery „ erzählt die jungen Lebensjahre des David bzw. Trottwood Copperfield. David wird schon als Halbwaise geboren, seine Mutter von eher sanftem Gemüt gibt sich redlich Mühe alleine klar zu kommen, heiratet jedoch recht bald wieder, um einen Beschützer zu haben. David kommt mit seinem Stiefvater Mr. Edward Murdstone und dessen Schwester Jane nicht klar und wird vom diesem in das Internat Salem House verbannt, wo er sich mit James Steerforth and Tommy Traddles, befreundet. Eine Freundschaft, die sein späteres Leben beeinflussen wird, sowohl zu Guten als auch schlechten. Davids Mutter bekommt in der Zwischenzeit einen weiteren Sohn, stirbt aber kurz darauf, so dass David zum Vollwaisen wird und von Mr. Murdstone zum Arbeiten in seine Fabrik in London geschickt wird. David flüchtet und macht sich auf die Suche nach seiner Betsey Trotwood und nimmt sein Leben selber in die Hand.
1975 nahm sie das Hörspielelabel Europa dieses klassischen Stoffes an und vertonte einen kleinen Teil von Dickens David Copperfield. Ich kenne bereits eine Hörspielbearbeitung aus dieser Zeit und zwar vom BBC. Diese hat 10 Teil und spielt in einer ganz anderen Liga als dieses Hörstück.
Das Hörspiel hat mehrere gravierende Probleme. Zum einen die massive, verstümmelnde Kürzung. 1975 war die Spielzeit durch die Größe einer LP stark eingeschränkt, dennoch hätte man, wie bei Tom Sawyer problemlos mehrere Teile herausgeben können. Hier wird durch 14 der insgesamt 64 Kapitel des Buches gehetzt und dabei dermaßen viel weggelassen, dass jede Episode gerade mal angespielt wird. Es tauchen bekannte Figuren ohne Sinn und Zusammenhang auf, da hätte man sie auch weglassen können. Ärgerlich sind Betonungs- und Aussprachefehler von Namen. Die Sprecher sind teils steif und leblos. David Copperfield wurde viel zu alt besetzt. Die Aussteuerung lässt teilweise zu wünschen übrig, der Soundtrack ist soweit OK, die Soundkulisse dürftig.
Warum zum Henker wurde Betseys Mädchen von Janet in Rosalie umbenannt?!

Kurzum, das Geschichte ist dermaßen verstümmelt gekürzt worden, dass man ohne das Buch zu kennen, teilweise Probleme bekommt, der Geschichte folgen zu können. Zu viele Personen, die nicht richtig eingeführt werden, kurz auftauchen und verschwinden. Schlechte, steife Sprecher, unpassende Besetzung machen das Hörspiel zusätzlich zu einer Qual. Ich kann es nicht empfehlen. Für Kinder mag es OK sein, es ist nicht absolut unhörbar, aber eben einfach schlecht gemacht.

Sprecher:
David Copperfield: Stefan Schwade
Mrs. Copperfield: Reinhilt Schneider
Clara Peggotty: Karin Lieneweg
Mr. Peggotty: Andreas von der Meden
Emily: Manuela Dahm
Mr. Murdstone: Horst Breiter
Mrs. Murdstone: Heikedine Körting
Betsey Trotwood: Marga Maasberg
Mr. Dick: F.-J. Steffens
Mr. Creakle: Peter Kirchberger
Mrs. Creakle: Marianne Kehlau
Mr. Tungay: Klaus Klein
Mr. Micawber: Werner Cartano
Rosaly: Wanda Osten
Bearbeitung: Claus Peters
Regie: Heikedine Körting
Musik: Tonstudio Europa

Bewertung vom 23.11.2012
Bahnwärter Thiel. Novellistische Studie. Textausgabe mit editorischer Notiz und Nachwort
Hauptmann, Gerhart

Bahnwärter Thiel. Novellistische Studie. Textausgabe mit editorischer Notiz und Nachwort


sehr gut

In einem kleinen Dorf bei Neu-Zittau lebt Bahnwerter Thiel. Er ist ein ruhiger, phlegmatischer, praktisch veranlagter Mann. Nachdem seine erste Frau, die er aus Liebe heiratete, im Kindbett starb, heiratet er aus praktischen Gründen eine Milchmagd, damit ihm das Kind nicht stirbt. Seine neue Gattin erweist sich als wahrer Hausdrachen, zänkisch und herrschsüchtig. Sie macht ihm und dem etwas zurückgebliebenen Tobias das Leben schwer, erst recht, als sie selbst einen kleinen Sohn zur Welt bringt.

Bahnwärter Thiel dürfte wohl einer der bekanntesten Romane von Gerhart Hauptmann sein, wobei ich Roman als übertrieben erachte, Kurzgeschichte trifft es in meinen Augen eher. Die Erzählung zählt angeblich zu den bedeutendsten Werken des Naturalismus. Dazu mag man stehen, wie man will, ich finde allgemein wird dieses dünne Geschichtchen arg überinterpretiert. Insgesamt liest sich diese Geschichte recht gut, sie ist stimmungsvoll, auch wenn man teilweise das Gefühl hat, einen Zeitungsbericht zu lesen.
Einiges wunderte mich bei der Lektüre. Thiel hängt liebevoll an seinem Söhnchen aus erster Ehe, so wie er eigentlich alle Kinde liebt. In seiner Freizeit kümmert es sich um die Dorfjugend, umso erstaunlicher, dass er mit seinem Zweitgeborenen nichts anfangen kann, der ist doch auch ein Kind und zwar sein Kind. Thiel sieht diesen Sohn jedoch nur als Kind seiner zweiten Frau an, das ist schon seltsam.
Aus heutiger Sicht eine nicht wirklich innovative Geschichte. Hier wird einfach nur das Leben einer Patchworkfamilie aus Arbeitermilieu erzählt. Beide Elternteile nicht sonderlich helle und schon gar nicht gebildet. Die Frau ein Drachen, der Mann ein liebevolles Weichei. Letztendlich eine Geschichte, wie man sie leider häufig in der Zeitung liest: Familiendrama nach Schicksalsschlag. Vater verliert den Verstand und tötet Frau und Kinder. Vielleicht wurde damals nicht so häufig in den Zeitungen über solche Fälle berichtet, vielleicht schwieg man derlei Vorkommnisse tot, vorgekommen sind sie sicherlich. Gerhart Hauptmann sah sich selber auch nie als Sozialkritiker. Er bestand auch bei seinen Webern darauf, dass er nur historische Ereignisse beschreibt und genau das macht er meiner Meinung nach auch in Bahnwerter Thiel. Gelungen transportiert er die Melancholie des Vaters durch seinen gesetzten Erzählstil, mehr auch nicht. Den einzig spannenden Augenblick spoilert der Autor leider selber: „Paß auf […] daß er den Gleisen nicht zu Nahe kommt.“ Danach noch ein Absatz, was sonst nicht in der Geschichte vorkommt, und jedem Leser ist klar, wie es weitergehen wird. Der Wink mit dem Zaunpfahl ist hier schon ein Telegrafenpfahl, leider.