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Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 193 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2014
Die Rebellin von Shanghai
Vanek, Tereza

Die Rebellin von Shanghai


ausgezeichnet

Als großer Fan der Autorin habe ich selbstverständlich alle ihre Bücher gelesen. Mich beeindruckt besonders ihre Art, die Handlung, die Figuren und die Orte authentisch zu schildern. Dabei kommt die Spannung nie zu kurz. Auch „Die Rebellin von Shanghai“ hat mich wieder von der ersten bis zur letzten Seite fesseln können.

Das neueste Werk Tereza Vaneks ist die Fortsetzung von „Das Geheimnis des Jaderinges“, kann aber auch Vorkenntnisse gelesen werden. Die Handlung setzt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Shanghai ein. Charlotte, eine junge Chinesin, ist als Adoptivkind von Viktoria und Jinzi Huntingdon aufgewachsen. Sie verliebt sich in einen englischen Soldaten, muss jedoch bald erkennen, dass einer Beziehung zwischen einer Chinesin und einem Europäer von allen Seiten Steine in den Weg gelegt werden. Enttäuscht begibt sie sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter nach Beijing, wo sie sich gemeinsam mit ihrem Jungendfreund Shao Yu den aufständischen Boxern anschließt.

Kurz vor ihrer Abreise kommt die junge und strebsame Elsa Skerpov ins Haus der Huntingdons. Durch unglückliche Umstände musste sie Hamburg verlassen. Ihr Ziel ist es, sich ihren Lebensunterhalt durch eigene Arbeit zu sichern. Auch sie verschlägt es nach Beijing, wo sie im Gesandtschaftsviertel eine Anstellung findet. Doch schon bald sieht sie sich den Angriffen der Aufständischen ausgesetzt. Die Gesandtschaft wird belagert, der Boxeraufstand beginnt.

Die beiden weiblichen Hauptfiguren könnten unterschiedlicher nicht sein. Charlotte ist zu Beginn der Geschichte ein verwöhnter Backfisch, Elsa dagegen eine ernste und ehrgeizige junge Frau. Beide Frauen machen im Laufe der Geschichte erstaunliche Wandlungen durch. Charlotte verlässt ihr sicheres Zuhause und macht ihre Erfahrungen bei den Boxern. Elsa lernt in Beijing die Liebe kennen.

Sehr gut hat mir gefallen, dass die Autorin auch die europäischen Befreier nicht nur heldenhaft geschildert hat. Auch von deren Seite gingen grausame Taten aus, Vergewaltigungen, Hinrichtungen und Plündereien waren an der Tagesordnung. Das macht die Handlung authentisch.

Das Ende der Geschichte lässt mich sehr auf einen dritten Teil hoffen. Alle Handlungsstränge sind zwar abgeschlossen, aber eine Fortsetzung könnte ich mir sehr gut vorstellen.

Fazit:
Mit „Die Rebellin von Shanghai“ ist Tereza Vanek erneut ein spannender, gefühlvoller und authentischer Roman in einer außergewöhnlichen Kulisse gelungen.

Bewertung vom 14.09.2014
Das Haus am Alsterufer
Jary, Micaela

Das Haus am Alsterufer


ausgezeichnet

Nachdem mir bereits „Das Bild der Erinnerung“ von Micaela Jary sehr gut gefallen hat, habe ich „Das Haus am Alsterufer“ schon sehnsüchtig erwartet. Auch mit ihrem neuesten Werk konnte die Autorin mich wieder begeistern. Sie versteht es vorzüglich, die Figuren und Orte vor meinem inneren Auge in Szene zu setzen. Durch ihre eigene Biografie und die ihrer Familie, sowie eine gründliche Recherche, kennt sie sich zudem in sehr vielen Gebieten aus, die sie dem Leser in ihren Geschichten mit viel Herzblut beschreibt.

Das Leben der Familie Dornhain im Jahre 1911 ist durch die gehobene Stellung des Vaters Victor recht sorglos. Als Reeder verfügt er über die nötigen Mittel, seinen drei Töchtern ein angemessenes Auskommen zu ermöglichen. Das ändert sich mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914. Zwar leben die Dornhains nach wie vor gut, aber auch sie müssen, bedingt durch den Krieg, Verluste hinnehmen. Insbesondere Ellinor, später auch Nele und Livi, setzt sich für die Armen in der Bevölkerung ein.

Neles Werdegang hat mich besonders berührt. Zunächst studiert sie in München Malerei und verkehrt in Künstlerkreisen. Durch eine unglückliche Liebe erkrankt sie jedoch und orientiert sich völlig neu. Sie war neben dem Hausmädchen Klara meine Lieblingsfigur im Buch.

Die flatterhafte Lavinia, genannt Livi, ist zu Beginn der Geschichte sehr oberflächlich und egoistisch. Im Verlauf der Handlung erkennt jedoch auch sie, dass sich nicht immer alles nur um sie dreht.

Ellinor geht von Anfang an zielstrebig ihren Weg. Sie ist neben Victor und dessen Mutter Charlotte eine der beständigsten und stärksten Figuren im Buch. Ihr Einsatz für die Armen gibt einen Einblick in die Verhältnisse im einfachen Volk.

Das Hausmädchen Klara kommt als 16-jährige ins Haus am Alsterufer. Sie hat keine Familie, ist bei einer Ziehmutter aufgewachsen. Auch durch diese Figur, sowie durch die ihre Kollegin Meta, bekommt der Leser Einblicke in das Leben der einfachen Bevölkerung vor und während des Ersten Weltkriegs.

„Das Haus am Alsterufer“ ist eine bewegende Familiengeschichte, die einen Teil des Lebens vierer unterschiedlicher Frauen erzählt. Die Figuren sind mir sehr ans Herz gewachsen. Am Ende war ich sehr traurig, dass ich mich von ihnen verabschieden musste. Eine Fortsetzung würde ich sehr begrüßen. Zu gerne wüsste ich, wie sich die Figuren weiterentwickeln.

In einem Nachwort erklärt die Autorin einige historische Zusammenhänge sowie ihren persönlichen Bezug zu den Handlungsorten in der Geschichte.

Zum Schluss noch ein Wort zum Klappentext: Bitte NICHT lesen. Hier werden Einzelheiten der Geschichte verraten, die ich lieber während des Lesens selbst herausgefunden hätte. Mir ist bewusst, dass der Autor hier kein Mitspracherecht hat. Was sich der Verantwortliche im Verlag jedoch dabei gedacht hat, ist mir vollkommen schleierhaft.

Fazit:
Eine bewegende Familiengeschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Zeile fesseln konnte.

Bewertung vom 17.08.2014
Der Sommer der Freiheit
Rehn, Heidi

Der Sommer der Freiheit


ausgezeichnet

Die Handlung dieses neuen Romans von Heidi Rehn ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts angesiedelt. Im Sommer des Jahres 1913 ist das Leben der jungen Selma und ihrer Gefährten noch unbeschwert. Wie jedes Jahr verbringt die Familie ihre Sommerfrische in Baden-Baden. Neben Selma befinden sich noch ihr jüngerer Bruder Grischa, ihre Eltern und ihre Großmutter im noblen Hotel Bellevue. Auf einem Ausflug lernen Selma und Grischa die junge Constanze kennen, eine sehr praktisch veranlagte junge Dame, die vorhat, zum Studieren des Ingenieurswesens nach Berlin zu gehen. Die beiden jungen Frauen freunden sich schon recht bald an. Gemeinsam lernen sie den französischen Fotografen Robert kennen, in den sich beide verlieben. Doch Selma ist verlobt. Und so unbeschwert und frei der Sommer im Jahr 1913 noch war, im Folgejahr bricht der Erste Weltkrieg aus.

Heidi Rehn ist es gelungen, mir die Zeit vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg bildlich vor Augen zu führen. An der Seite der jungen Selma, die zunächst recht naiv und oberflächlich ist, im Laufe der Geschichte aber erwachsen wird, konnte ich die Gegend um Baden-Baden, aber auch Berlin und Bonn entdecken. Auch die Nebenfiguren waren sehr liebevoll beschrieben. Von ihnen mochte ich am liebsten Selmas Großmutter, die für die Rechte der Frauen kämpfte und Selma immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Aber auch Constanze, die ganz anders als ihre Freundin Selma ist, hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Das Kriegsgeschehen, das Leid und die Not der Menschen findet Erwähnung, nimmt aber nicht Überhand in der Handlung. Natürlich hat der Krieg auch Auswirkungen auf die Figuren des Romans. Hier schildert die Autorin mit großem Einfühlungsvermögen, wie sich der Krieg auf die Psyche der Menschen ausgewirkt hat.

Alles in allem gibt dieser Roman einen guten Einblick in die Jahre um den Ersten Weltkrieg. Die Figuren sind authentisch. Obwohl sie eher der gehobenen Mittelschicht entstammen, konnte ich mir gut vorstellen, wie die Menschen den Krieg empfunden haben. Für die einfache Bevölkerung mögen die Auswirkungen wohl noch schlimmer gewesen sein. Aber das ist nicht Thema der Geschichte.

Fazit:
Heidi Rehn ist mit „Der Sommer der Freiheit“ ein unterhaltsamer und interessanter Roman aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg gelungen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2014
Schlagwetter
Steinhausen, Mike

Schlagwetter


ausgezeichnet

Robert Kettner, ein ehemaliger Polizist, der jetzt als Privatdetektiv arbeitet, springt während einer Autofahrt ein junger Mann in den Wagen, der kurz zuvor mit dem Motorrad vor ihm gestürzt ist. Eine Verfolgungsjagd beginnt, während der auf Kettner und seinen unbekannten Begleiter geschossen wird. Genauso schnell, wie der Fremde in sein Leben trat, verschwindet dieser auch wieder. Kettner, von seinen Exkollegen Steiger genannt, bleibt ratlos zurück mit einem lädierten Fahrzeug.

Kurz darauf wird auf ihn selbst ein Attentat verübt, dem er nur knapp entkommen kann. Er flüchtet sich zu seiner Exfrau Claudia, die Anwältin ist. Sein ehemaliger Kollege Welke nimmt derweil die Ermittlungen auf, unfreiwillig unterstützt von einem LKA-Beamten. Für Kettner geht es um Leben und Tod. Er beginnt selbst, Nachforschungen anzustellen und entdeckt Ungeheuerliches.

Ich habe selten einen so intelligent durchdachten Kriminalroman gelesen. Man merkt dem Autor an, dass er selbst Polizist ist. Die Schilderungen der Ermittlungsarbeiten könnten kaum spannender sein. Aber auch andere Themen, die im Roman angeschnitten werden, wie z. B. der Bergbau und die Stasi, sind sehr genau recherchiert und werden anschaulich geschildert und erklärt.

Sowohl Robert Kettner als auch sein Exkollege Hermann Welke waren mir auf Anhieb sympathisch. Kettners Beweggründe, die Polizei zu verlassen, werden am Ende des Buches noch sehr genau geschildert und haben mich nachdenklich gemacht.

Durch schnelle Perspektivwechsel erzeugt der Autor sehr große Spannung, die sich durch den ganzen Roman zieht. Dem Leser werden immer nur kurze Pausen zur Erholung gegönnt, bevor wieder etwas Atemraubendes passiert. Die Beschreibung diverser Verfolgungsjagden ist ganz großes Kino in Buchform.

Fazit:
Superspannende Unterhaltung in einem intelligent durchdachten Krimi. Bitte mehr davon!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2014
Hochzeitsglocken
Kruse, Margit

Hochzeitsglocken


ausgezeichnet

Endlich darf Margareta Sommerfeld wieder ermitteln! Nach „Eisaugen“ und „Zechenbrand“ liegt mit „Hochzeitsglocken“ nun ihr dritter Fall im Gmeiner Verlag vor. Die sympathische Hobbyermittlerin bekommt es dieses Mal mit einem Heiratsschwindler zu tun, der aber schon nach wenigen Seiten von ihr tot in seinem Keller aufgefunden wird. Margit Kruse ist es wieder gelungen, mit spitzer Feder den Charme des Ruhrgebiets auf ihre etwas skurrilen Figuren zu übertragen. Ein Muss für jeden, der den „Pott“ mag, aber auch für solche, die diese außergewöhnliche Region und ihre Menschen noch nicht kennen und lieben gelernt haben.

Bei einer Kaffeefahrt, die Margareta mit ihrer Mutter Waltraud unternimmt, trifft sie ihren ehemaligen Klassenkameraden Harald Kleinschnittger wieder. Aus dem unscheinbaren und pummeligen Schuljungen ist ein äußerst gut aussehender Mann geworden. Er bestreitet jedoch, der zu sein, für den Margareta ihn hält. Er gibt sich als Simon von Brehden aus. Unter diesem Namen macht er alten, reichen Damen den Hof, um an ihr Geld zu kommen. Als Margareta ihm hinterherspioniert, rückt er mit der Wahrheit heraus. Der Abend endet in Haralds Bett. Doch schon beim nächsten Treffen ist die kurze Affäre beendet, denn Harald liegt tot in seinem Keller. Auch im eigenen Interesse beginnt Margareta zu ermitteln.

Der Roman ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil beschreibt Margaretas Begegnung mit Harald und das Auffinden seiner Leiche. Im zweiten Teil erhält der Leser einen Einblick in Haralds Vorleben. Seine Frauenbekanntschaften werden vorgestellt. Margaretas Ermittlungen sind Inhalt des dritten Teils.

Margit Kruses besonderes Talent liegt im Beschreiben des typischen Bewohners des Ruhrpotts. Ihre Figuren sind so detailliert dargestellt, dass ich meinte, mitten unter ihnen zu sein. Dabei bedient sie natürlich auch das ein oder andere Klischee, was ich überaus amüsant finde. Besonders gefällt mir immer wieder Margaretas Mutter Waltraud, die mit ihrem üppigen Ruhrpottcharme und ihrer etwas plumpen und schlichten Art zu begeistern weiß. Aber auch die etwas naive Margareta, die ohne jeden Skrupel gegenüber der Polizei die Ermittlungen an sich reißt, bringt mich immer wieder zum Schmunzeln. Kommissar Blauländer ist mittlerweile so weit, dass er sich mit ihr berät.

Das alles ist natürlich nur wenig realitätsnah, dafür aber äußerst humorvoll und charmant erzählt. Auch die Spannung hat in diesem dritten Band wieder nicht gefehlt, denn Margareta denkt nicht eine Sekunde über die Gefahren nach, in die sie sich begibt. Das einzige Manko dieses Buches ist die geringe Seitenzahl. Nach nur 282 Seiten musste ich mich leider schon wieder von Margareta Sommerfeld verabschieden. So bleibt mir nur zu hoffen, dass Frau Kruse bereits an einem neuen Fall für die sympathische Hobbydetektivin schreibt, der mich erneut vom Niederrhein ins benachbarte Ruhrgebiet entführen wird.

Fazit:
Margit Kruse konnte mich mit ihren Figuren und der spannenden Geschichte erneut begeistern. Wer humorvolle Krimis mit Lokalkolorit mag, kommt an dieser Autorin nicht vorbei!

Bewertung vom 19.06.2014
Töchter des Nordlichts
Kabus, Christine

Töchter des Nordlichts


ausgezeichnet

Da ich Norwegen schon mehrfach bereist habe und mich auch für die Geschichte des Landes und die der Samen interessiere, habe ich begeistert zugesagt, als sich mir die Chance bot, dieses Buch im Rahmen einer Leserunde zu lesen. Christine Kabus konnte mich mit ihrer Geschichte vollends begeistern und hat mit mir einen neuen Fan ihrer Schreibkunst gewonnen.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen: Nora, eine Erzieherin aus Oslo, lebt im Jahr 2011 und Áilu, ein samisches Mädchen aus der Finnmark, lebt im Jahr 1915. Abwechselnd beschreibt die Autorin das Schicksal der beiden Frauen auf spannende und einfühlsame Weise. Nora, die ohne Vater aufgewachsen ist, begibt sich mit ihrer Mutter auf Spurensuche in den hohen Norden. Sie lernt ihre Familie kennen und macht einige ungewohnte Erfahrungen, auch im Hinblick auf die Liebe. Áilu wird im Alter von neun Jahren von norwegischen Beamten brutal ihrer Familie entrissen und in ein Heim gesteckt. Dort durchlebt sie eine schreckliche Zeit, soll umerzogen werden. Gerade ihr Schicksal hat mich sehr berührt. Aber auch Noras Geschichte war sehr gefühlvoll geschildert.

Die Autorin versteht es auf einzigartige Weise, die Menschen und Landschaften vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen. Auch wenn ich das Land noch nicht bereist hätte, hätte ich mir alles ganz genau vorstellen können. Die Kultur der Samen und ihre Naturverbundenheit haben mich besonders fasziniert.

Dieses Werk ist bis jetzt mein Highlight des Jahres. Ich werde auf jeden Fall weitere Bücher der Autorin lesen.

Fazit:
Norwegische Kultur und Geschichte spannend verpackt in einer mitreißenden Familiengeschichte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.05.2014
Der Tod steht mir nicht
Lauriel, Angelika

Der Tod steht mir nicht


ausgezeichnet

Da mir bereits „Bei Tränen Mord“, der erste Chicklit-Krimi mit der Protagonistin Lucy Schober aus der Feder von Angelika Lauriel, sehr gut gefallen hatte, wollte ich natürlich auch die Fortsetzung lesen.„Der Tod steht mir nicht“ knüpft nahtlos an die Handlung des ersten Teils an. Auch dieser Roman konnte mich mit seinen skurrilen Figuren und einer spannenden Handlung wieder fesseln.

Die Callcenteragentin Lucy Schober und der Kommissar Frank Kraus sind mittlerweile ein Paar. Der Sommer liegt mit drückender Hitze über der Stadt Saarlouis. Alles könnte perfekt sein, wären da nicht ein paar Dinge in ihrem Leben, die Lucy stören. Zum Beispiel ihr unbefriedigender Job im Callcenter, die neue, etwas seltsame Kollegin Ilina und der ewige Zwist mit ihren Eltern, die sich für ihre Tochter ein anderes Leben gewünscht hätten. Als dann auch noch Anschläge auf sie verübt werden, die sie sich absolut nicht erklären kann, beginnt Lucy an ihrem Verstand zu zweifeln. Wer will ihr nach dem Leben trachten? Frank und sein Kollege Herbert begeben sich auf Tätersuche, während Lucy eine Liste der Dinge erstellt, die sie vor ihrer Ermordung noch erledigen möchte.

Das Besondere an diesem „skurrilen Frauenkrimi“, wie die Autorin ihn selbst auf ihrer Homepage betitelt, sind die überzeichneten Figuren, die mir immer wieder ein Schmunzeln entlockt haben. Da gibt es zum Beispiel Franks Partner Herbert, der mit seiner plumpen und schrulligen Art an Hape Kerkelings Figur Horst Schlämmer erinnert. Oder „der Dieter“, neuer Partner von Franks Exfrau, der sein neues Hobby Handarbeiten mit Leidenschaft betreibt und Büroklammern umhäkelt. Lucy selbst ist mit ihrer etwas tollpatschigen Art eine Figur, die ich auf Anhieb mochte.

Die Tätersuche gestaltet sich indes etwas kompliziert, da der Attentäter nach den Anschlägen immer sofort spurlos verschwunden ist. Teilweise habe ich mich gefragt, ob Lucy sich diese Angriffe nur eingebildet hat. In einem furiosen Finale stellt sich dann aber heraus, wer der Täter war.

Ich empfehle im Übrigen, die beiden Teile der Reihenfolge nach zu lesen. Die Autorin erzählt in kurzen Rückblenden zum besseren Verständnis, was im ersten Band passiert ist. Leider verrät sie dabei ziemlich viel, unter anderem wer der Täter war. Da beide Romane aber ein echter Genuss sind, sollte man sie sich sowieso nicht entgehen lassen.

Ich hoffe sehr, dass die Geschichte um Lucy und Frank noch weitergeht. Eine Fortsetzung würde ich sehr gerne lesen.

Fazit:
Ein echtes Lesevergnügen!

Bewertung vom 15.04.2014
Schnurr mir das Lied vom Tod / Kater Serrano ermittelt Bd.3
Anlauff, Christine

Schnurr mir das Lied vom Tod / Kater Serrano ermittelt Bd.3


ausgezeichnet

Nachdem ich bereits die ersten beiden Fälle von Kater Serrano und Hauptkommissar Liebermann mit Begeisterung gelesen hatte, wurde dieser dritte Teil von mir sehnsüchtig erwartet. Christine Anlauff versteht es auf einzigartige Weise, das Zusammenspiel von Mensch und Tier humorvoll und trotzdem spannend zu erzählen. Auch der dritte Fall konnte mich wieder voll und ganz überzeugen.

Dieses Mal bekommen es die tierischen und menschlichen Ermittler mit einem Schneemann zu tun. Doch es ist nicht irgendein Schneemann. In seinem Inneren steckt eine menschliche Leiche. Gefunden wird diese im Hof einer leer stehenden Tischlerei, in der ein Obdachloser den Winter verbrachte. Auch der Kater Streuner hatte dort sein Lager aufgeschlagen. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei dem Toten um den Obdachlosen handelt. Aber wie war sein Name? Papiere hatte er nicht bei sich. Nur ein stark verschmutztes Kinderhemd weist Serrano und Liebermann den Weg.

Auch im Privatleben des Hauptkommissars tut sich einiges. Seine Freundin Nico ist schwanger, was den etwas tollpatschigen werdenden Vater vor einige Schwierigkeiten stellt. In der Katzenwelt bricht ein kleiner Zickenkrieg zwischen der Vollblutkatze Maja und der vornehmen Rassekatze Wu aus. Die Ermittlungen führen die Beamten in ein Kinderheim, in dem zu DDR-Zeiten seltsame Dinge vor sich gingen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr humorvoll. Es macht einfach Spaß, die „Dialoge“ zwischen Mensch und Tier zu beobachten. Da die Verständigung naturgemäß etwas schwierig ist, müssen sich beide Seiten etwas einfallen lassen, wie sie Botschaften überbringen sollen. Dabei ermitteln Mensch und Tier Hand in Pfote, sodass es niemals langweilig wird.

Ein Personenregister am Ende ist hilfreich, vor allem für diejenigen Leser, die die beiden vorherigen Bände nicht gelesen haben. Für Quereinsteiger in diese Reihe dürfte dieser dritte Teil verständlich sein. Trotzdem empfehle ich, die beiden Vorgänger „Katzengold“ und „Katzenmond“ zu lesen, denn es ist einfach ein Vergnügen.

Ich hoffe sehr, dass es bald einen neuen Fall für Serrano und Liebermann geben wird.

Fazit:
Spannende und humorvolle Unterhaltung, nicht nur für Katzenfreunde.

Bewertung vom 06.04.2014
Totenmaske / Zoe Lenz Bd.1
Henke, Helene

Totenmaske / Zoe Lenz Bd.1


ausgezeichnet

Als Fan der Autorin kenne ich selbstverständlich ihre vier Vampirromane, die sie im Sieben Verlag veröffentlichte. Nun präsentiert sie einen Thriller, der bei Droemer Knaur erscheint. Wie nicht anders erwartet, beherrscht sie auch dieses Genre. „Totenmaske“ hat mich von der ersten Seite an mitgerissen – ein spannender Roman voller Hintergrundwissen.

Die 21jährige Zoe lebt im Hunsrück, wo sie Deutschlands jüngste Bestatterin ist. Sie führt das Familienunternehmen gemeinsam mit ihrer sehr religiösen Mutter Isobel. Die Dorfbewohner stehen ihr wegen ihres außergewöhnlichen Berufes zum Teil skeptisch gegenüber. Als sie eines Tages gleich drei Leichen auf ihren Behandlungstisch bekommt, ist sie zunächst entsetzt. Einer der drei jungen Männer, die scheinbar bei einem Autounfall umgekommen sind, ist Boris Nauen. Dieser hat vor zwei Jahren versucht, sie zu vergewaltigen. Als klar wird, dass es sich nicht um einen Verkehrsunfall handelt, gerät Zoe wegen dieser alten Geschichte schnell unter Verdacht. Kommissar Leon Strater aus Mainz ermittelt in dem Fall und mag nicht glauben, dass die junge Frau zu einer solchen Tat fähig wäre. Als Zoe spurlos verschwindet, spitzt sich die Lage zu.

Helene Henke hat sich für ihre Protagonistin einen ungewöhnlichen Beruf ausgesucht. Bei einer Lesung berichtete sie, dass es ihr wichtig war, den Beruf des Bestatters vorurteilsfrei zu beschreiben. Die Schilderungen der Arbeiten sind sehr pietätvoll und zeugen von gründlicher Recherche. Zoes besonderes Hobby ist das Herstellen von Totenmasken. Auch dieser Vorgang wird interessant beschrieben.

Der Mord an den drei jungen Männern wird erst nach und nach aufgeklärt. Durch einige Wendungen bleibt die Handlung konstant spannend. Auch das Privatleben der Figuren kommt nicht zu kurz. So hat Zoe z. B. einen jungen Freund, der eine überaus interessante Rolle in der Geschichte spielt. Auch Isobel, Zoes Mutter, stellt mit ihrem religiösen Übereifer einen faszinierenden Charakter dar. Zoe und Kommissar Leon Strater waren mir von Anfang an sympathisch.

Wie ich von der Autorin erfahren habe, ist der zweite Fall für Zoe und Leon bereits in Arbeit und wird im Herbst 2014 erscheinen. Ich freue mich sehr darauf, mehr von dem ungewöhnlichen Ermittlerpaar zu lesen.

Fazit:
Helene Henke ist ein überaus spannender Thriller mit einer außergewöhnlichen Protagonistin gelungen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2014
Wer mordet schon in Franken?
Schmöe, Friederike

Wer mordet schon in Franken?


sehr gut

Als Fan der Autorin ist jedes neue Werk von ihr für mich natürlich ein Muss. Dass mein nächster Urlaub mich nach Franken führt, war ein weiterer Grund dafür, diese Kurzgeschichtensammlung zu lesen. Ich finde die Idee des Gmeiner Verlags, Kurzgeschichten mit Freizeittipps zu verknüpfen, sehr originell. Auf dem Cover ist die Burg Lauenstein in Ludwigsstadt/Oberfranken abgebildet.

Das Buch enthält 11 Krimis, in denen 125 Freizeittipps Erwähnung finden. Sämtliche Geschichten stammen aus der Feder Frau Schmöes. In zwei der Storys ermittelt die Bamberger Privatdetektivin Katinka Palfy, in einer weiteren spielt sie zumindest eine Nebenrolle. Alle anderen Geschichten haben unbekannte Protagonisten.

Die Reise führt den Leser durch bekannte Städte wie Bamberg, Coburg, Würzburg und Nürnberg. Aber auch Regionen wie die Fränkische Schweiz, die Rhön oder das Fichtelgebirge finden Erwähnung. In den Geschichten sind die Sehenswürdigkeiten mit einer Ziffer gekennzeichnet. Am Ende jeder Kurzgeschichte befindet sich eine Auflistung der erwähnten Orte und eine kurze Beschreibung, die zumindest als Anhaltspunkt für weitere Recherchen zum Thema für Interessierte dienen kann. Das Werk soll schließlich kein Reiseführer sein, sondern nur Tipps zur Freizeitgestaltung liefern.

Was mir allerdings gefehlt hat, war eine Übersichtskarte der Region, auf der die Freizeittipps eingezeichnet sind. Als Ortsunkundige bin ich zumindest bei unbekannteren Sehenswürdigkeiten, wie z. B. dem Brombachsee, überfragt, wo sich diese befinden. Aber, wie bereits erwähnt, soll das Buch kein Reiseführer sein. Wer die Region Franken bereist, wird sich vermutlich zusätzlich mit einem solchen ausstatten. Eine Auflistung der Geschichten am Anfang des Buches ist für mich allerdings wirklich unerlässlich. Auch darauf hat der Verlag leider verzichtet.

Die einzelnen Kurzgeschichten sind unterschiedlich lang. Am besten hat mir die Geschichte gefallen, in der eine Lehrerin versucht herauszufinden, wie drei ihrer Schüler während einer Reise durch das Fichtelgebirge während der Schulferien zu Tode gekommen sind. Diese war mit 44 Seiten eine der längeren Geschichten. Etwas verwirrend fand ich dagegen die Geschichte um eine Frau namens Serafina. Mit nur elf Seiten ist diese sehr kurz geraten und hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Insgesamt konnten mich die Storys aber gut unterhalten und haben mir einen groben Einblick in die Region Franken vermitteln können.

Fazit:
Kurzgeschichtensammlung mit interessanten Freizeittipps, die nicht nur für Touristen der Region lesenswert sind. Eine Übersicht der Geschichten und Handlungsorte fehlt aber leider. Eine Karte wäre das Tüpfelchen auf dem i.