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a.n.
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Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2016
Die Frau, die allen davonrannte
Snyder, Carrie

Die Frau, die allen davonrannte


sehr gut

Vorab möchte ich erwähnen, dass es sich bei diesem Roman um die literarisch ausgeschmückte Biographie der Sportlerin Aganetha Smart handeln soll. Doch im Internet findet man hierfür keine Belege, so ist ihr Name in der ewigen Weltbestenliste der Olympischen Spiele nicht zu finden. Dieser Fakt tritt während des Lesens aber in den Hintergrund, steht ihr Schicksal doch stellvertretend für so viele mutige Menschen, die ihrer Zeit voraus waren. Sollte die Protagonistin also keine reale Person gewesen sein, so wünscht man sich doch sehr, sie hätte tatsächlich existiert, denn sie ist ein Vorbild für all diejenigen, die ihren Weg gehen wollen, trotz herrschenden Konventionen und Auffassungen.
Frei heraus, doch in wohlgeformten Sätzen, voller Sinn und Authentizität, äußert sich die alte unscheinbare Frau. Sie spricht den Leser damit direkt an, ohne dies vorrangig zu wollen. Ihr ganzes Leben lang wurde sie unterschätzt, ja, auch im Pflegeheim, in dem sie heute still und unscheinbar lebt. Im Inneren ist sie aber immer noch die junge dynamische Frau, welche alle Hürden nahm, die da Leben ihr stellte. Sie hat sich nicht abgefunden, sie hat nie aufgegeben. Das ist bewundernswert und Ansporn zugleich.
Für sie war und ist Leben Bewegung. Es war ein Kampf, der viel Kraft und Durchhaltevermögen erforderte. Sie lief, doch ihrer Zeit konnte sie nicht davon laufen. Alles hat seinen Preis und auch sie bezahlt für ihr Anderssein; u. a. mit einem Alleinsein, nicht nur in Gedanken. Sie hat sich das nicht ausgesucht oder gewünscht. Doch es ist, wie es ist und danach handelt sie. Dabei ist sie immer ganz sie selbst. Ihr Leben – ein Laufen, ein Ankommen wollen. Auch ihre Gedanken stehen nicht still. Anfangs war es wie eine Art Flucht, heraus aus dem Alltag, aus dem vorgegebenen damaligen vorbestimmten Weg, den eine Frau gefälligst zu gehen hat. Das Buch ist IHR ganz persönliches Rennen, bei deren Zieleinlauf wir vielleicht mit dabei sind.
In Rückblicken erzählt sie ihre Geschichte. Die beiden jungen Menschen, die sie interviewen, bleiben dabei farblos, ja, regelrecht unwichtig und dienen meinem Empfinden nach nur als Mittel zum Zweck. Bisweilen wirken die gegenwärtigen Passagen viel interessanter, als ihre mitunter ausschweifenden Kindheitserinnerungen. Dieser Eindruck ist aber eher subjektiv.
Eine absolut lesenswerte Biographie einer außergewöhnlichen Frau – emotional, ergreifend, mitreißend, beispielhaft.

Bewertung vom 10.07.2014
Is´ was, Dog?
Hayali, Dunja

Is´ was, Dog?


ausgezeichnet

Dieses Buch spricht uns Hundebesitzen aus der Seele. Die Autorin schildert äußerst unterhaltsam und bildhaft den Alltag mit ihrer vierbeinigen Gefährtin Emma. Die Verantwortung für ein Tier ist eine ernste Sache. Hunde sind weder ein Ersatz für irgend etwas noch sollen sie für sonstige egoistische Befindlichkeiten herhalten. Dunja Hayali hat eine gesunde Einstellung zu der umfassenden Thematik der Hundehaltung. Das macht sie sehr glaubhaft und vor allem sympathisch. Sie spricht über alles, was einen Hundebesitzer in irgendeiner Weise tangiert. Kein abstruser Gedanke, keine aberwitzige Handlung bleiben unkommentiert. Und so wird sich jeder, der einen vierbeinigen Freund hat, in diesem kurzweiligen Buch wiedererkennen und lachend zustimmen: Ja, genau so ist es! Für alle anderen wird es allerdings weitestgehend unverständlich bleiben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2014
Mandela
Brand, Christo;Jones, Barbara

Mandela


gut

Mein Gefangener, mein Freund – Anmaßung und Widerspruch? Nicht nur diese Frage stellt sich der Leser dieser besonderen Autobiographie. Sehr genau und eindringlich beschreibt Gefängniswärter Brand seinen eigenen Lebensweg, den Weg, der ihn zu Mandela führte. Viel Selbsthuldigung schwingt mit, wenn er die gemeinsamen Jahre Revue passieren lässt. Kann dies wirklich eine gleichberechtigte Freundschaft gewesen sein oder handelte es sich lediglich um ein falsch interpretiertes Abhängigkeitsverhältnis? Brand, im Apartheids-Regime aufgewachsen, hat nie Fragen gestellt. Wie fast alle Weißen nahm er hin, was geschah. Aufgrund seiner Menschlichkeit gegenüber Mandela hält er sich zwar für mutig, doch wirklich couragiert war er in seinen Handlungen nie, wurde doch nie ein wirkliches Opfer, ein wirkliches Eintreten von ihm abverlangt. Ob er in seinem Wesen, seinen Überzeugungen Mandela überhaupt annähernd ebenbürtig war und welche Rolle er tatsächlich in dessen Leben spielte, ist fraglich und wird jeder Leser selbst für sich beantworten.

Bewertung vom 04.05.2014
Die Känguru-Offenbarung / Känguru Chroniken Bd.3 (eBook, ePUB)
Kling, Marc-Uwe

Die Känguru-Offenbarung / Känguru Chroniken Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Man liest und staunt, schmunzelt, lacht und ist einfach verblüfft. Flott, heiter, kreativ und somit ausgesprochen unterhaltsam ziehen Marc-Uwe und das Känguru wieder so richtig vom Leder. Auch diesmal wird kein Thema, kein Bereich ausgelassen. Zu fast allen Merkwürdigkeiten und Absurditäten rund um das menschliche Dasein haben die beiden eine fast ebensolche Meinung. Und das lassen sie den Leser wissen. Alles ist wichtig, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. Locker, luftig, undiplomatisch, ganz speziell – eine seltene Lektüre, die tiefgründige Gedanken, gesunden Menschenverstand und Lebensweisheiten essenziell hinter abstrusen Dialogen und Wortspielereien verbirgt. Ein absolutes Muss für unkonventionelle Querleser frei nach des Kängurus Mutter: „Was immer du mit deinem Leben anfängst, iss niemals gelben Schnee.“ S. 32

12 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.04.2014
Ein feiner dunkler Riss
Lansdale, Joe R.

Ein feiner dunkler Riss


gut

Stanley wird diesen Sommer überleben, das nimmt er selbst schon vorweg. Er berichtet dem interessierten Leser von den Geschehnissen jenes Sommers im Jahre 1958, als er ein mysteriöses Kästchen mit Briefen am Waldrand fand und von dem, was er mit der sich anschließenden Recherche heraufbeschwor. Eine typische amerikanische Kleinstadt vor idyllischer Kulisse, Sonne, Ferien, und doch wird der Leser von zunehmendem Unbehagen erfasst, je tiefer er in die spannende Handlung eintaucht. Urige Gestalten, mitunter stereotype Charaktere, Rassentrennung, der Autor fängt das damalige Lebensgefühl dennoch gut ein und transportiert es mit der vorgesehenen Wirkung. Für Stanley wird es der Sommer seines Lebens. Er wird danach kein naiver Junge mehr sein. Welchen Preis er für seine spielerische Neugier bezahlen wird, ist ungewiss. Stellenweise etwas zu gemächlich und ausschweifend geschildert, jedoch stets mit beängstigenden und düsteren Zwischentönen, kehrt die Story immer wieder zur Haupthandlung zurück.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2014
Spukgestalten und Spione / Die Karlsson-Kinder Bd.1
Mazetti, Katarina

Spukgestalten und Spione / Die Karlsson-Kinder Bd.1


gut

Da die Karlsson-Schwestern in den Ferien kaum Zeit für ihren Nachwuchs haben, wird dieser kurzerhand zu Tante Frida auf die Insel Doppingö verfrachtet. Für Julia, Daniella, George und Alex ist der Aufenthalt anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, aber allmählich raufen sie sich zusammen und verbringen einzigartige und an sich beneidenswerte Ferientage. Doch es wird der Beginn eines gefährlichen Abenteuers sein, denn noch jemand ist auf der Insel! Die Neugier der Kinder ist geweckt und sie begeben sich gemeinsam auf die Suche nach dem Eindringling.
Was zu Beginn wie eine kleine kindgerechte Abenteuergeschichte, witzig und beschwingt erzählt, daherkommt, erweist sich in der weiteren Lektüre jedoch als ein mit gesellschaftspolitischen Problematiken überfrachtetes Buch, das ein Kind im empfohlenen Lesealter überfordern kann. Zudem wird die Vorsicht vor Fremden spielerisch untergraben. Die Eindringlinge werden von den Kindern verfolgt, was im wahren Leben sehr gefährlich werden kann. Ein Satz vorm Lesen sollte daher lauten: Bitte nicht nachmachen, liebe Kinder!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2014
Die Wahrheit, wie Delly sie sieht
Hannigan, Katherine

Die Wahrheit, wie Delly sie sieht


sehr gut

Nicht allein das Cover unterstreicht Dellys Wesen: freidenkend, wagemutig, quirlig und wahrheitsliebend. Der Schreibstil, leicht chaotisch und sprunghaft zwar, aber dennoch sehr angenehm und vor allem kurzweilig zu lesen, macht ebenfalls deutlich, dass man es hier mit einem einzigartigen Mädchen zu tun hat. Delly macht, was sie für richtig hält. Doch der Preis dafür ist hoch – sie hat keine Freunde und steht auch bei den Erwachsenen nicht sonderlich hoch im Kurs. Erst durch die Begegnung mit der neuen und sonderbaren Mitschülerin Ferris beginnt Delly, über sich nachzudenken. Anders sein? Wie soll das gehen? Wäre ich dann noch ich selbst? Als Leser ist man gerührt von der allmählichen Wandlung, die in ihr vor sich geht. Und auch die selbst begreift endlich, dass man dabei nur gewinnen kann – vielleicht sogar eine wirkliche Freundin. Alles könnte so schön sein, doch es kommt anders ...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.