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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 385 Bewertungen
Bewertung vom 26.07.2020
Und auf einmal diese Stille
Graff, Garrett M.

Und auf einmal diese Stille


ausgezeichnet

Eine gigantische, alles verschlingende Staubwolke ist auf dem Cover abgebildet. Es ist die Staubwolke, die bei dem Einsturz des World Trade Centers alles zu überdecken suchte: Die Gewalt, das Chaos, das Leid... Doch statt alles wie ein Schleier zu überdecken, brachte sie Zerstörung und unsagbare Trauer. Diese sich durch die Straßen und die Herzen wälzende Wolke ist ein Sinnbild für all den Schmerz geworden, der auch mich immer noch quält.

Ich kann nicht sagen was mich dazu bewog, dieses Buch unbedingt lesen zu wollen. Die Zeitzeugenberichte? Die ungeschönte Wahrheit? Oder weil dieses Ereignis einen Wendepunkt in meinem und in dem Leben von Millionen und Milliarden von Menschen oder eher einen Wendepunkt in der gesamten Menschheit symbolisiert. Die Grausamkeit, der schiere Wille nach Zerstörung war für mich bis dato etwas, was irgendwo passiert; etwas, das anderen passiert. Eben eine Sache, mit der ich nichts zu tun habe. Klar liest man in der Zeitung davon, sieht es im Fernsehen oder Internet, aber außer einem Schreckmoment und einem Oh, berührte es mich kaum.

Die Anschläge des 11. September hingegen veränderten die Welt.

Für immer.

Garrett M. Graff schildert diesen, die Welt verändernden Tag minutiös. Kleine, erklärende Passagen begleiten die einzelnen Kapitel, die ansonsten ausschließlich von Zeitzeugen geschildert wurden. Wie schön der Himmel an diesem Tag war. Warum man im WTC war oder eben nicht. Das Geschehen in den Flugzeugen, beim Militär, bei der Feuerwehr und und und. Warum war dieser Vater beim Einsturz dabei? Warum dieses Kind nicht? Warum traf es eine ganze Familie, während ein Single gerettet werden konnte? Frage, die bisher unbeantwortet blieben. Und Fragen, die nur Gott beantworten kann.

Gerade durch die nüchternden Schilderungen und Anneinanderreihung von Zeitzeugen wurde dieses Buch für mich zu einem tiefgreifenden, bewegenden und mitfühlenden Werk. Schon während der Vorbemerkung liefen die ersten Tränen und ich war und bin tief erschüttert. Was für mich, hier in Deutschland, unfassbar ist, ist für jemanden, der an diesem Tag in New York war... Unbeschreiblich? Darf man sich seines Lebens erfreuen, weil man es noch hat?

Ich konnte jeden Tag nur ein Kapitel lesen und benötigte Pausen, da das Gelesene mich so bewegt und erschüttert hat. Mit jedem Wort schwappen die Ereignisse wie eine Flutwelle, oder besser gesagt wie eine Staubwolke wieder über mir zusammen. Die Erinnerungen sind wieder greifbar. Vor allem, weil die damaligen Ereignisse bis heute noch Schatten werfen. Was diese Terrororganisation uns allen genommen hat... Ich kenne keinen, auch keinen, der nach dem 11. September 2001 geboren wurde, der nicht den unwiederbringlichen Verlust in diesen Terroranschlägen sehen kann.

Das Ende ist so klar: Die Flugzeuge krachen in die Türme, sie stürzen ein und es gibt ein vor dem 11.09.2001 und ein nach dem 11.09.2001. Und doch hoffte ich bei jeder Zeile, dass sie abdrehen, die Entführer sich an ihre Menschlichkeit erinnern und das Geschehen doch nur Fiktion war. Der wunderschöne Spätsommertag nichts anderes ist als ein ganz normaler Tag.

Und ganz ehrlich ich pfeif auf all die unangebrachten Verschwörungstheorien, wer Schuld hat, wen keine Schuld trifft; auf das ganze Wieso Weshalb Warum! Ich denke einfach an die Menschen, die ihr Leben auf schreckliche Weise verloren haben, an die Hinterbliebenen, die Helfer und an alle, die dieser Tag immer noch im Gedächtnis ist.

Mein Fazit
Ein ergreifendes Werk! Es werden keine Schuldigen gesucht, keine mahnenden Finger erhoben; einfach eine Erinnerung an das Leben. Es ist kostbar und unheimlich wertvoll. Also lasst es uns nutzen!

Bewertung vom 12.07.2020
Nur noch ein bisschen Glück
Ahrnstedt, Simona

Nur noch ein bisschen Glück


sehr gut

Betrogen, obdachlos und arbeitslos.

Das ist die perfekte Beschreibung von Stella Wallin, als sie sich von ihrem Freund Peder trennt und nur mit ihrer Handtasche bewaffnet auf den Weg zu dem kleinen Häuschen ihrer Großmutter macht. Doch als sie in dem beschaulichen Dörfchen Laholm ankommt, um das Haus zu verkaufen und sich damit den Start in ein neues Leben zu verwirklichen, ist nichts so, wie erhofft. Angefangen bei dem fehlenden Strom und Wasser. Ganz zu schweigen von dem griesgrämigen und doch irgendwie netten Nachbarn Thor, der einen Biobauernhof betreibt, zwei Kinder hat und Witwer ist. Die Spannung zwischen den ungleichen Menschen ist fast greifbar.

Das Cover zeigt Stella, wie sie den Sommer in einem Sonnenblumenfeld genießt. Sie sprüht vor Lebenslust, strahlt über das ganze Gesicht und und zeigt die pure Freude. Eine Momentaufnahme, die bewegt und glücklich macht. Ich finde das Bild sehr passend zu Titel und Inhalt des Buches.

Simona Ahrnstedt hat einen wunderbaren Schreibstil, der mich fesselte und zum Schmunzeln brachte. Alles wirkt so leicht, so luftig und gut zu lesen, dass die Seiten wie nichts an mir vorbei rauschte. Die Autorin beschreibt die Landschaft bildlich, die Gespräche sind voller Leben und die Stimmung nahm mich gefangen. Kurz, ich fühlte mich in ihrem Buch auf Anhieb wohl. Besonders gut haben mir tatsächlich die Schilderungen ihrer Heimat Schweden gefallen und in mir die Reiselust geweckt. Man merkt deutlich, wie sehr sie Land, Leute und Leben liebt!

Vor dieser herrlichen Kulisse spielt Simona Ahrnstedts neuer Roman. Zwei völlig unterschiedliche Menschen - Stella und Thor - treffen aufeinander. Aus der anfänglichen Skepsis wächst nach und nach Freundschaft, Bewunderung und sogar Liebe. Beide haben ihr Päckchen im Leben zu tragen und meistern es auf unterschiedliche Art und Weise. Beiden ist jedoch gemein, dass sie gefangen scheinen in ihren Leben, diese nicht mögen und ihnen Freiheit fehlt. Zusammen entdecken sie nicht nur die Liebe erneut, sondern lernen diese Freiheit auch wieder schätzen! Man muss sich nicht für andere verbiegen, seine Träume aufgeben oder gar sich selbst! Die beiden wachsen aneinander und stärken ihre eh schon bodenständigen Einstellungen; langsam aber sicher finden sie sich selbst wieder und finden heraus, dass man seinen Traum leben und gleichzeitig das Leben meistern kann, ohne das eigene Ich zu unterdrücken.

Mein Fazit
Ein Buch voller Liebe, Lust, Leidenschaft und Leben. Eine angenehme Sommerlektüre!

Bewertung vom 27.06.2020
Das Dorf / Finsterzeit Bd.1
Toth, Sandra

Das Dorf / Finsterzeit Bd.1


sehr gut

Verfolgt von einer marodierenden Horde, verstecken sich Thomas, Lara und ihr Hund Katze in einem Wäldchen. Als die Menschen weg sind, suchen die beiden Schutz in einer Höhle und machen sich am nächsten Tag wieder auf die Reise zu Thomas Verwandten. Eh sie dort ankommen, stoßen sie auf die Gruppe von Viktor, die sich eine neue Heimat in einem abgelegenen Dorf aufgebaut haben. Doch der Frieden trügt, denn nirgends gibt es mehr Frieden, Geborgenheit oder gar Sicherheit...



Das Cover zeigt Thomas und Lara. Sie laufen Hand in Hand in eine ungewisse Zukunft, durch eine zerstörte Welt. Das Bild spricht von Untergang und Verzweiflung, aber auch von Hoffnung und Wille. Ich finde es toll zum Inhalt des Buches gewählt!



Sandra Toth schildert eine Welt, in der ich nie ankommen möchte! Alles ist zusammengebrochen, selbst die Menschlichkeit ist auf der Strecke geblieben. Voller Spannung, ungeschönter Grausamkeit und mit Tempo berichtet sie von dem Untergang des Gewesenen. In der Not, schließen sich Menschen zusammen und bilden neue Gruppen. Doch nicht nur, um sich zu schützen und zu überleben, sondern auch, um andere zu ermorden und deren Besitz an sich zu bringen. Durch diese grausame neue Welt ziehen Lara und Thomas mit ihrem Hund, um zu Thomas Großvater zu gelangen, der das Ende der Welt vorhergesagt hat und sich in weiser Voraussicht eine autarke Festung errichtete. Aber der Weg dorthin ist weit und voller Gefahren und was sie am Ende erwartet, mehr als ungewiss.

Sandra Toth beschreibt die Handlung recht nüchtern und verleiht dem Geschriebenen so eine immense Glaubwürdigkeit. Mich berührte es zutiefst, denn dieses Szenario kann ich mir durchaus in der Realität vorstellen. Nicht die Zombies, Aliens oder sonstige apokalyptischen Erscheinungen beherrschen den Untergang, sondern wir Menschen ganz alleine. Unter dem Vorwand des Schutzes der Natur, geht alles den Bach runter; die Reichen werden reicher, die Armen ärmer und viele bleiben ganz auf der Strecke. Alles unter dem fadenscheinigen Deckmantel, dass es zum Wohle aller ist. Die Autorin schildert den Zusammenbruch der Ordnung und wie unfassbar schnell dieser einhergeht, wenn es keinen Strom mehr gibt. Alles bricht zusammen und Gewalt regiert die Straßen. Nur der Starke überlebt. Ich finde die Idee grausam, aber leider realistisch und musste mich oft zusammenreißen und daran erinnern, dass es nur ein Buch ist!



Die Charaktere haben mir gut gefallen. Im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen Lara und Thomas. Ehemals Nachbarn, wurde aus der PTA und dem Studenten ein Liebespaar, dass sich verzweifelt den Weg zu Thomas Opa Friedrich bahnt, um in seiner Festung Unterschlupf zu finden. Die beiden ergänzen sich sehr gut; einer stark und mutig, der andere schwach und hilfsbedürftig. Eigentlich. Denn wenn es darauf ankommt, wachsen beide über sich hinaus. Sie verzweifeln nicht, sondern kämpfen für ihr Leben und diese Kraft fand ich bewundernswert. Sandra Toth schildert viele verschiedene Personen auf interessante und intensive Weise, die mich ihr Buch genießen ließen, da ich so eine Bindung aufbauen konnte.



Mein Fazit

Unheimlich realistisch! Ich bin schon sehr auf die Fortsetzung gespannt!

Bewertung vom 21.06.2020
Die Perlenfarm
Marklund, Liza

Die Perlenfarm


weniger gut

Nach dem Tod ihrer Schwester Moana zieht sich die junge Perlentaucherin Kiona immer mehr in sich zurück. Das scheint erst ein Ende zu haben, als mitten in einem Sturm eine Jacht auf dem Riff der Insel aufläuft, zerschellt und untergeht. Mit letzter Kraft konnte der Passagier Erik von den Inselbewohnern gerettet werden. Zwischen den beiden verwundeten Seelen entspannt sich einer feiner Faden der Liebe. Doch plötzlich tauchen Männer auf der Manihiki auf und nehmen Erik mit. Kiona kann und will ihre große Liebe nicht ziehen lassen und folgt Erik um die halbe Welt.

Das Cover zeigt eine paradiesische Insel. Traumstrand, Palmen, blaues Meer... Zusammen mit dem Klapptext habe ich mich sofort in das Buch verliebt und kam beim besten Willen nicht daran vorbei. Es lädt nicht nur zum Lesen ein, sondern auch zum Träumen und Genießen.

Liza Marklund ist mir als Krimiautorin bekannt und so war ich sehr auf ihren neuen Roman gespannt, der nicht nur ein Krimi zu werden versprach, sondern besonders ein Liebesroman. Ich muss gestehen, dass ich in das Buch überhaupt nicht reinkam. Ich fand das Geschriebene langatmig, konnte keine Beziehung zu den Personen aufbauen und auch die Handlung habe ich mir anders vorgestellt. Vielleicht ist die Mischung einfach nichts für mich gewesen. Denn ganz Liebe war es nicht, aber eben auch kein wirklicher Krimi; in meinen Augen zumindest.
Die Kulisse der Cook-Inseln war traumhaft und ich konnte mich Dank der intensiven Beschreibung von Liza Marklund ohne Probleme auf dieses Inselparadies versetzen. Gemeinsam mit Kiona genoss ich das kristallklare Wasser, ging mit ihr auch Tauchgänge und ließ mich in die mir fremden Sitten und Gebräuche einweisen. Vieles scheint noch ursprünglich zu sein, vieles ist von der westlichen Welt geprägt, aber fast scheint es mir, dass es diesem Volk tatsächlich gelungen ist, das Beste aus allen Welten zu vereinen und glücklich zu sein. Ein hohes und erstrebenswertes Gut!
Doch neben dem Paradies und der Liebe gibt es noch den Krimi und das Thema konnte mich weder fesseln noch begeistern. Um es grob zu umreißen, es geht um die Weltwirtschaft, Steueroasen und wie reiche Menschen noch mehr Geld scheffeln und dabei über Leichen gehen. Liza Marklund hat sich anscheinend ausgiebig mit dem Thema Geldflüsse beschäftigt und dies Wissen in ihrem Buch verarbeitet. Mich interessierte es leider nicht und ich finde das Thema auch nicht spannend.

Das konnten dann auch die wirklich toll geschilderten Protagonisten nicht mehr retten. Kiona ist ohne Frage eine tolle Frau, die für ihre Liebe, ihr Leben und ihre Familie einsteht und bereit ist, für ihre Überzeugung zu kämpfen. Allerdings fand ich den Weg den sie beschritten hat, doch eher abenteuerlich. Von der Perlentaucherin zur Kämpferin für die Gerechtigkeit gegen schier übermächtige Feinde, die ganze Regierungen im Nacken haben? Nun ja.
Die Personen, die ihr auf ihrem Weg begegneten und Kiona begleiteten waren toll geschildert und passten zu den jeweiligen Begebenheiten. Aber auch hier war es für mich zu sehr am Limit. Eine Krankenschwester, die eigentlich als Mann in der Armee gedient hat, dann Kinder entführt, um ihnen ein besseres Zuhause zu bieten; um nur ein Beispiel zu nennen.

Mein Fazit
Leider nicht mein Buch: Liebe und Finanzen auf einem Inselparadies.

Bewertung vom 09.06.2020
Die Liebe fällt nicht weit vom Strand
Jebens, Franziska

Die Liebe fällt nicht weit vom Strand


sehr gut

Aufstehen, zu spät dran sein und dann kein ordentliches Frühstück mehr bekommen. Auf dem Weg zum Zug angerempelt werden und das Oberteil voller Kaffee. Zu spät zur Arbeit erscheinen und dann im Stress versinken...
Ein typischer Tag in Sophie Petersens Leben eben!
Doch genau diese Unorganisiertheit, machen Sophies Charme aus und ihre Freunde lieben das Chaos an ihr. Stets fröhlich, immer ein Lächeln auf den Lippen und mit einem großen Herz geht Sophie durchs Leben. Es mag nicht perfekt sein, aber es ist so, wie sie es mag. Bis sie durch puren Zufall befördert wird und sie die Prioritäten neu ordnet. Doch was wirklich wichtig ist, erkennt Sophie erst nach und nach.

Das Cover ist einem schönen, hellen Blauton gehalten, das mich an Wasser erinnert. In diesem Blau schwimmen Fische, Muscheln und Korallen, die den Eindruck des Meeres unterstreichen. Es wirkt friedlich, lädt zum Träumen ein und passt gut zum Inhalt des Buches

Selten habe ich eine so verrückte, lebendige und spritzige Leseprobe lesen dürfen! Der Einblick in Sophie Petersens Leben hat mich schier umgehauen und überfahren wie ein D-Zug. Ich habe schallend gelacht, geschmunzelt und war völlig in ihr chaotisches Leben gefangen! Sophie ist eine Erscheinung, eine Wirbelwind, in dessen Sog das Chaos regiert und das brachte Franziska Jebens mehr als grandios rüber!
Und diese Lebensfreude zog sich durch das gesamte Buch, was mich sehr freute! Bemerkenswert fand ich, dass Franziska Jebens sich nicht auf dieser Friede-Freude-Eierkuchen Atmosphäre ausruhte, oder besser gesagt beschränkte, sondern Sophies Leben mit Höhen und auch Tiefen versah. Denn wie im realen Leben, ist eben nicht alles fröhlich, sondern auch schon mal Kampf, Enttäuschung und Trauer, was allerdings auch wieder von Erfolg, Liebe und Fröhlichkeit abgelöst wird. Ein ständiges auf und Ab, man muss nur erkennen, wofür sich das Kämpfen lohnt. Sophie verrennt sich bei der Neusortierung ihres Lebens, und erfindet sich quasi neu. Doch was dafür auf der Strecke bleibt, überblickt sie erst im Nachhinein.
Franziska Jebens Buch ist erfüllt mit Leben, liest sich spannend und sehr flüssig und macht von Seite zu Seite Spaß! Liebe, Freundschaft, Verlust... kurz das Leben pur und ich durfte Sophie dabei begleiten. Einfach toll!

Mein Fazit
Ich bin immer noch total geschafft und bestens unterhalten. Klar, dass ich absolut neugierig bin, wie Sophie das Chaos ihres Lebens weiter meister. Ich bin ihr zumindest jetzt schon restlos verfallen und hoffe sehr auf einen zweiten Teil!!!

Bewertung vom 07.06.2020
Wozu wir fähig sind
El Omari, Laila

Wozu wir fähig sind


gut

Alina und Patrick sind seit Ewigkeiten ein Paar. Ein glückliches Paar und sehen einer gemeinsamen Zukunft nach ihrem Studium entgegen. Hannah und Maximilian sind auch ein Pärchen, stehen aber noch am Anfang; vor allem, weil Hannah Vater die Beziehung der beiden nicht gut heißt. Immer mit dabei, Robin. Eine illustre Clique, die sich über Zuwachs in Form von Alexander und Leonora freuen. Doch mit den beiden Neuankömmlingen kommt Unruhe in der Gruppe auf. Denn Geheimnisse werden plötzlich ans Licht gezerrt.

Das Cover zeigt vier der Protagonisten, wie sie zusammen und doch allein eine Treppe hinuntersteigen. Sie gehören zwar offensichtlich zusammen, aufgrund ihrer Gedanken und tiefsten Wünsche, die mit Pfeilen auf sie geschrieben wurden, bleiben sie jedoch separat. Denn wenn man tiefe Geheimnisse vor seinen angeblich besten Freunden hat, sollte man die Freundschaft überdenken.

Laila El Omari stellt in ihrem Buch die Personen in den Vordergrund und deren Vergangenheit. Das Buch lebt durch die Menschen und ihr Verhalten, eine eigentliche Handlung und wirkliche Schauplätze sucht man vergeblich. Vor allem eine intensive Beschreibung der Schauplätze hätte ich persönlich sehr gut gefunden, da das Buch in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis und somit meiner Heimat spielt. Aber das nur am Rande. Ich musste mich auf den für mich ungewohnten Schreibstil von Laila El Omari einlassen, oder besser gesagt einstellen, da ich ihn seltsam, aber gelungen fand!
Eine Gruppe von Freunden. Sie studieren, sind in der Ausbildung oder noch in der Schule und stehen am Anfang ihres Lebens. Die Zukunft liegt mit all ihren Möglichkeiten vor ihnen und sie lassen sich gerne darauf ein. Sie lernen und feiern, lieben, lachen und planen. Eigentlich eine Gruppe, wie überall auf der Welt. Ein Querschnitt durch die Bevölkerung. Doch plötzlich tauchen Neue in der Gruppe auf und wirbeln das Bestehende durcheinander. Durch das Erscheinen von Alexander und Leonora nagt an den Protagonisten plötzlich Zweifel. Und ebenso an mir. Sind es wirklich nur normale junge Erwachsene? Was versuchen sie zu verbergen? Und auf einmal ist es kein Roman mehr, sondern Laila El Omari verteilt giftige Spitzen, sät Zweifel und vergiftet die Stimmung. Das Buch wird mit jeder Seite düsterer und an mir nagte der Wille, das Geheimnis der Gruppe zu ergründen. Mir gefiel die allmähliche Steigerung der Düsterkeit in dem Buch gut; eine Gefahr kam mit leisen Sohlen und trampelte schließlich mit großen Schritten und unaufhaltsam über die Gruppe hinweg. Ob und was am Ende übrig bleibt, erahnt man, aber nur leicht und es scheint eher eine Hoffnung zu sein, als wirkliches Wissen.

Mein Fazit
Düstere Geheimnisse und bitterböse Rache, verpackt in einer subtilen und harmlosen Atmosphäre, die sich nach und nach zuspitzt.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2020
Der Sommer der Islandtöchter
Baldvinsson, Karin

Der Sommer der Islandtöchter


ausgezeichnet

Hannahs Leben ist auf einem Scheideweg. Sie kann nicht nur Mutter sein, sondern möchte auch von ihrem Mann geliebt und gefördert werden, doch dies bietet Nils ihr einfach nicht. Um sich neu zu orientieren, packt sie ihre Sachen zusammen und geht mit ihrem Sohn Max für ein Sabbatical von Lüneburg nach Island. Ob das wilde Land ihr helfen kann, zu sich selbst zurück zu finden? Kann der schweigsame und doch wunderbare Künstler Jón ihr helfen?

Monika steckt in einer tiefen Sinnkrise. Sie ist verlobt, reich, angesehen und steht mit beiden Beinen fest im Leben. Doch was ihr fehlt, ist Anerkennung für ihre Kunst und Liebe. Als sie bei einem Islandurlaub Kristján kennen und lieben lernt, sieht sie die Chance zum Ausbruch aus ihrem tristen Alltag.

Das Cover zeigt die beiden Protagonistinnen Monika und Hannah. Sie stehen auf einem Schiff, im Hintergrund die raue See und die zerklüftete Felsenküste Islands. Trotz der derben Natur spricht Lebensfreude und Zufriedenheit aus den beiden Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich doch, mit fast vierzig Jahren Abstand so unglaublich nah stehen. Ein schöneres und berührenderes Bild für das Buch hätte ich mir nicht wünschen können.

Karin Baldvinsson spielt wunderbar mit der Stimmung: Auf der einen Seite extrem düster mit Gewitter, Selbsthass, Tränen und tiefer Verzweiflung und springt auf der anderen Seite in strahlenden Sonnenschein, tiefblauen Himmel und pure Lebensfreude. Es machte Spaß, die Stimmungen nicht nur zu lesen, sondern auch zu leben und nach zu empfinden und so ließ ich mich gerne von der Autorin in ihr interessantes Buch hineinziehen.

In dieser aufgewühlten Stimmung durfte ich Hannah kennenlernen, die ihr Leben neu sortieren und sich wieder finden und erfinden möchte. In ihr toben auch Licht und Schatten; ein permanentes Wechselbad der Gefühle und es machte mir Freude, Hannah auf dem Weg in ihr neues Leben begleiten zu dürfen. Als Musikerin stand sie auf vielen Bühnen und hat ihr Geigenspiel perfektioniert. Ihr ganz Leben war auf die Musik ausgerichtet. Bis eines Tages das Spielen für sie unmöglich wurde. Doch die Erkenntnis, dass die Welt sich weiter dreht und nicht ihretwegen und wegen ihres Schmerzes stehen bleibt, muss Hannah erstmal verkraften. Beruf und Berufung weg, Ehe am Ende und das Verhältnis zu ihrer Mutter zerstört. Sie sieht nur einen Ausweg und nimmt sich eine Auszeit in Island, um den Weg zurück ins Leben zu finden. Auf ihrem eigenen Weg. Neue Ziele definieren. Dass ich diesen Weg gemeinsam mit ihr beschreiten konnte, hat mir viel bedeutet. Hannah ist eine starke Persönlichkeit, die ins Strauchel geriet. Die Kunst ist, nicht aufzugeben und das hat die Autorin sehr feinfühlig und intensiv geschildert.

Aber auch Monika muss sich finden. Die Zwänge der Zeit engen sie ein und bei einem Urlaub in Island sieht sie die Möglichkeit, mithilfe der Liebe, ihrem Leben zu entkommen. Aber wohin führt sie dieser Weg.
Beide Frauen erleben Island von seiner schönsten, aber auch von seiner rauen Seite. Und mit den sie beherrschenden Gefühlen, wechseln auch die Ansichten in der Natur. Mir hat das sehr gut gefallen, da beides in einem harmonischen Gleichtakt war.

Mein Fazit
Sehr schöne Sommerlektüre, die zum Träumen einlädt.

Bewertung vom 22.05.2020
Patient Null - Wer wird überleben?
Kalla, Daniel

Patient Null - Wer wird überleben?


ausgezeichnet

Daniel Kalla hat mit seinem Roman einen Nerv bei mir getroffen! Die Angst vor der Pest, ist irgendwie eine Urangst, die mich bewegt, berührt und ja, auch ekelt. Was diese brutale Krankheit mit dem menschlichen Körper macht, ist unvorstellbar grausam und das Leid, das hervorgerufen wird auch. Denn kaum bricht sie aus, beginnt ein schier unaufhaltsames Sterben. Damals, wie heute. Die Vorstellung, was geschehen könnte, wenn eine ansteckende Krankheit als Pandemie über den Erdball rast, wird gerade eindrucksvoll im realen Leben bewiesen und macht das Buch dadurch für mich noch realistischer. Es muss nicht gerade die Pest sein, Corona reicht auch schon, um das Schlechte im Menschen hervorzubringen. Eindringlich und sehr anschaulich schildert Daniel Kalla, was Angst mit den Menschen macht. Wie Hass geschürt werden kann auf der Suche nach einem Schuldigen. Dabei ist es ganz egal, wie abstrus die Wahnvorstellung sind: Ob Glaube, Hautfarbe oder rosa Elefanten, Hauptsache ein Schuldiger wird benannt - und vernichtet. Grausam!
Aber auch die Alltagshelden hebt er hervor: Die Menschen, die mit kleinen Gesten Großes bewirken und das Leben am Laufen halten.
Doch nicht nur die - unfreiwillige - Aktualität macht das Buch für mich so interessant, sondern vor allem der Schreibstil. Daniel Kalla schreibt flüssig, spannend und sehr temporeich. Trotz des Zusammenspiels vieler Organisationen und Ärzte, driftet er nicht ins Fachchinesische ab, sondern hält die Beschreibungen allgemein und verständlich, so dass es selbst für einen Laien wie mich nachvollziehbar ist.
Lebendig wird das Geschriebene auch durch die immer wieder eingeschobenen Rückblicke des Baders Rafael Pasqua, der während des ersten Pestausbruchs in Genua praktizierte. Ob die Behandlungsmöglichkeiten wirklich so hinterwäldlerisch waren, sei dahin gestellt, denn auch heute sieht es mit einem Heilmittel mau aus. Natürlich ist alles sauberer und die Schmerzmittel effizienter als ein Schluck Alkohol, aber die Hilflosigkeit ist die gleiche geblieben. Erschreckenderweise!

Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen und runden die Handlung ab. Im Mittelpunkt steht Dr. Alana Vaughn, die mich mit ihrer direkten, zupackenden Art beeindruckte. Für sie gibt es kein Nein, wenn sie die Menschheit in Gefahr sieht. Sie kämpft, rebelliert und gibt ihr Äußerstes, um zu helfen und zu schützen. Doch trotz dessen bleibt sie bodenständig und sucht ihren Platz in der Welt. In Form von Liebe und Geborgenheit, was ihr bisher verwehrt geblieben ist. Als sie bei diesem Einsatz ihre große Liebe Nico wieder sieht, scheinen die Dämme zu brechen. Trotz oder gerade wegen der Gefahr öffnet Alana ihr Herz. Doch wer wird eintreten und es erobern?
Nico, der mit der Vergangenheit noch nicht abgeschlossen hat, dabei aber eine Zukunft mit einer anderen Frau eingegangen ist?
Oder doch eher der kauzige Leiter der WHO Byron Menke? Ich mag beide Charaktere sehr und finde sie faszinierend. Sehr gut, dass der Autor Platz gelassen hat, für zwischenmenschliche Beziehungen, die in schweren Zeiten so wichtig sind, wie wir gerade alle am eigenen Leib erfahren dürfen.

Mein Fazit
Ein spannendes und sehr aktuelles Buch über die Hilflosigkeit weltweit operierender Organisationen bei einer Pandemie. Nichts für schwache Nerven!

Bewertung vom 14.05.2020
Verschließ jede Tür
Sager, Riley

Verschließ jede Tür


sehr gut

Jules verliert nicht nur ihren Job, sondern auch ihren Partner Andrew. Völlig am Boden und am Ende ihrer finanziellen Kräfte findet sie Unterschlupf bei ihrer besten Freundin Chloe. Als sie von dem Jobangebot hört, eine Wohnung im Bartholomew Hochhaus - einer Luxusunterkunft ihrer Kindheitsträume - zu hüten, kann sie ihr Glück kaum fassen! Nicht nur darf sie für sage und schreibe drei Monate in dem renommierte Gebäude leben, sondern bekommt auch noch Geld dafür! Doch schon bei ihrem Einzug lässt sie das Glück auf der Straße und zieht mit blankem Horror ein.

Das Cover zeigt den Blick aus der Vogelperspektive, steil entlang der Fasse des Bartholomew Hochhauses. Durch die schwarz/weiß Gestaltungen, wirkt es auf mich bedrohlich. Fast bin ich geneigt, der Geschichte den Rücken zukehren und das Geheimnis schlummern zu lassen. Fast...

Die Geschichte beginnt zum Glück in dem Moment, als die Protagonistin Jules den Fängen des wahnwitzigen Bartholomew Hochhauses entkommen ist. Sie konnte sich von den Fesseln los reißen und ihr Leben retten; Jules hat Glück gehabt! Denkt man zumindest...
Und genau darauf baut Riley Sager! Er webt ein feines Gespinst aus Terror und Angst um seine Leser und zieht sie immer weiter in seinen Bann. Oft fühlte ich mich geneigt, mich umzublicken, ob einer hinter mir steht oder was das Gefühl des Beobachtens in mir auslöste, tat es aber immer schnell als Quatsch ab. Denn ich wusste immerhin schon von der ersten Seite an, dass Jules die Flucht gelingen würde! Und diese Erleichterung rief ich mir immer wieder ins Gedächtnis.
Der Autor gliedert die Geschehnisse in zwei Bereiche: in das Jetzt, als Jules von ihren Erlebnissen dem Arzt berichtet und in einige Tage vorher, quasi den Grundstock, wie es zu dem Krankenhausaufenthalt kam. Schnell wird klar, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint! Die Ehre, eine Wohnung im Bartholomew sitten zu dürfen und dafür auch noch 1000 Dollar die Woche zu kassieren, bröckelt schnell, denn Jules stellt fest, dass andere Wohnungssitter spurlos verschwunden sind. Angeblich in einer Nacht und Nebel Aktion ausgezogen, doch recht glaube kann und will die junge Frau das nicht. Während Jules Nachforschungen anstellt, rätsel ich mit ihr mit. Nach und nach gewinnt das Grauen die Oberhand; ein schleichender Prozess. Fast merkt man nicht, wie die Falle zuschnappt, plötzlich sitzt man fest. Ein beklemmendes Gefühl, dass das gesamte Buch über anhält.

Mein Fazit
Ein Buch mit Nervenkitzel! Herrlich spannend!