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Marcellasbuchbox

Bewertungen

Insgesamt 105 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2023
Tunnel
Krüger, Grit

Tunnel


ausgezeichnet

Mascha: alleinerziehend, Mutter von Mücke, Überlebenskämpferin.
Tinka (auch genannt Mücke): Tochter von Mascha, im Grundschulalter, sucht nach Orientierung.
Enders (auch genannt der Tröster): wohnt mal hier mal da, war früher Seemann, Trauma.
Elfi: Restaurantbesitzerin im Ruhestand, gute Seele.
Tomsonov: Heimbewohner, Musiker, im Tunnel.
Das sind die Figuren welchen ich beim Lesen am intensivsten gefolgt bin und die auch von der Autorin hervorgehoben werden. Es gibt auch die Protagonisten, die mit der Lebenssituation der aus der Bahn gekippten nur am Rande zu tun haben und daher keine oder nur kurzfristig Stütze sein können, zBsp Arbeitgeber, Beamte, oder auch Elfi, die ein "normales leben führt" aber nicht alles heile machen kann.

Tomosov hat einen Traum. Er will zurück in die Vergangenheit. Nur bruchstückhaft sind seine Erinnerungen, doch er hat ein Ziel. Auch Mascha hat einiges nicht aufgearbeitet. Sie kämpft sich durchs Leben. Ihre Tochter Tinka soll eigentlich zur Schule gehen, stattdessen bewegt sie sich tagein tagaus in der Welt der Erwachsenen. Enders lebt bei Elfi bis es nicht mehr geht. Dann ist er nicht nur innerlich heimatlos.

Zu Anfang habe ich mir schwer getan in die Geschichte hineinzukommen. Jedoch lässt Grit Krüger die Figuren langsam aber stätig mehr ans Licht kommen.
Die Beziehung zwischen den Protagonisten ist ambivalent. Ihre Gefühle sind durch Erlebnisse aus der Vergangenheit geprägt. Alles Mühen und Tun scheint nirgendwohin zu führen. Das Kind, Tinka, ist davon noch ausgenommen ihre Gefühle werden sich noch entwickeln und dadurch wird sich ihr Leben wohl ein Stück weit zeichnen.

Am liebsten wollte ich die Kleine in den Arm nehmen, ihr Hoffnung geben. Sie hat eine inner Stärke die nicht zerbrechen soll.

Ich denke der Roman kann in den LeserInnen mehr Mitgefühl wecken, mit den Abgehängten der Gesellschaft aber vielleicht auch mit denen die machtlos daneben stehen.

Bewertung vom 21.04.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Am Anfang süffisant am Schluss so tragisch.
Zuerst erfahren wir einiges über die sogenannten Hauptprotagonisten, bzw gibt es eingangs nähere Beschreibungen zu den Mitgliedern der zwei wohlhabenden Familien, welche in die Toskana reisen um dort einen entspannten Urlaub der Luxusklasse zu machen.
Die Tochter einer der zwei Familien möchte ihre somalische Schulfreundin mitnehmen. Ihre Beweggründe sind nicht besonders edel. Es dauert bis die somalischen Eltern, nebst Bruder einlenken, und da kommt es schon zu den ersten Missverständnissen.
In der Toskana wird die Idylle jäh unterbrochen. Das Bild welches der Autor da zeichnen wird, ließ mich den ganzen Roman über nicht mehr los. Ganz im Gegenteil zu den "wichtigen" Personen in der Geschichte. Mehr mag ich nicht verraten.
Was der Autor aus meiner Sicht ganz hervorragend macht, er lässt die Figuren die ihm wohl am Herzen liegen, ersteinmal in einer vemeintlichen Nebenhandlung verschwinden um sie dann zum Schluss hin aus der Taufe zu heben. So bissig und satirisch wie die Geschichte teils auch daherkommt, so zerreißend spannend und bewegend wird es zum Schluss hin.

Die Themen Eigennutz, und Selbstaufgabe, Gefühle und Gefühlsverarmung, sowie die Tücken der Kommunikation über die Sozialen Medien bringt Daniel Glattauer auf den Punkt und hat mich neugierig auf weitere Bücher des Autors gemacht.

Eine Leseempfehlung für alle die sich mit der Gesellschaft aber auch mit persönlichen Geschichten auseinandersetzten wollen. Denn dieser Spagat ist aus meiner Sicht in "Die spürst du nicht" gelungen.

Das Hörbuch war angenehm von Tessa Mittelstaedt und Steffen Groth eingelesen. Mir hat nur leider der österreichische Dialekt bzw die Sprachfärbung gefehlt, denn es kommen österreichische Begriffe vor werden aber in hochdeutsch gelesen, das fand ich etwas schade.

Bewertung vom 19.04.2023
Muss ich das gelesen haben?
Reichl, Teresa

Muss ich das gelesen haben?


ausgezeichnet

Theresa Reichl begeistert mich mit ihrer direkten Art und ihrem literarischen Wissen, welches sie wie nebenbei fallen lässt.
Der sogenannte Literaturkanon besteht fast ausschließlich aus Büchern welche von männlichen und auf vielerlei Ebenen priviligierten Autoren geschrieben wurden. Frauen kommen so gut wie nicht vor. Völlig ausgeblendet werden arme schreibende Menschen und schreibende Menschen mit Behinderung, sowie Autoren aus anderen Kulturen und queere Literaten, bzw konnten und können diese Literaten nicht offen schreiben was sie bewegte und wie sich ihr Alltag gestaltete, was sich auch in der von uns ind den Schulen gelesenen Literatur niederschlägt, wie zum Beispiel Thomas Mann, der vermutlich seine erotischen Gefühle zu Männern in eine Geschichte fasste, die Thematisch kritisch zu betrachten ist, weil er beschreibt, wie sich ein Mann zu einem Minderjährigen hingezogen fühlt (Der Tod in Venedig). Diese Geschichte endet Tragisch für den älteren Protagonisten. Reichl sieht in Klassikern wie diesen nicht das Potential, junge Menschen zum Lesen, Nachdenken anzuregen und an Literatur Wachsen zu lassen. Die Autorin plädiert für moderne literarische Vielfalt im Unterricht. Sie lässt uns alle zu Literatur-DetektivInnen werden. Wir sollen aktiv nach Vielvalt und vieleicht auch nach Unbequemen ausschau halten um uns und die Schulen mit den neuen Werken zu bereichern.

Reichls Schreibstil ist oft hochemotional. Dass kann mitreißen aber auch ein wenig abschrecken. Die Botschaft aus "Muss ich das gelesen haben" kam aber bei mir durchweg positiv an. Wer traut sich schon große Dichter und Denker als von uns als groß und wichtig aufgebläht darzustellen. Dabei hat mir besonders gefallen, dass die Autorin sich mit allen ihr unbequem erscheinenden Werken und dessen Autoren eingängig beschäftigt hat., und nicht nur einen Rundumschlag hinlegt, sondern differenziert und sich einfach ganz und gar solidarisch mit den heutigen LeserInnen bzw SchülerInnen zeigt.

Ich bin auf diesen 232 Seiten jedenfalls nicht dümmer geworden, sondern werde mich jetzt auf die Suche nach unbekannten AutorInnen/SchriftstellerInnen machen.

Bewertung vom 19.04.2023
Reserve
Harry, Prinz

Reserve


sehr gut

Das Buch ist sehr Kriegslastig - bzw Harry berichtet viel über seine Zeit beim Militär. Schwierig zu sagen ob das Buch gut oder schlecht ist. Es ist seine persönliche Lebensgeschichte, seine persönlichen Ansichten. Einigge Passagen wurden mittlerweile schon in Frage gestellt und anders dargestellt. Man kann das Buch daher leider nicht als absolut ware Geschichte lesen, sondern als eine Aneinanderreihug von Botschaften, die der gefallene Prinz der Welt mitteilen möchte. Er will mit Sicherheit der Gute sein, derjenige welcher die Wahrheit erkannt hat. Aber kann man das?
Den Kauf bereue ich nicht. Es würde mich nur ärgern, wenn im Nachhinein herrauskommt, dass er vieles über PR Agenturen hat aufblähen lassen um die über 500 Seiten voll zu kriegen.

Auch kann man nicht erkennen, ob er seinen Vater und seine Großmutter wirklich so schätzt, oder ob er weiß dass er da nicht zu weit gehen darf...

Immerhin konnte Harry sich aus diesem Konstrukt Monarchie mit allen Vor- und nachteilen physisch befreien, mental jedoch nicht. Das Ergebnis bekommt man hier als dicken Wälzer vorgelegt.

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