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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 121 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2024
Wozu ist ein Papa da?
Horn, Peter

Wozu ist ein Papa da?


ausgezeichnet

Die wohl schönste Liebeserklärung für alle Papas

Sebastian ist eine kleine Schildkröte. Immer an seiner Seite: sein Papa. Bei einem gemeinsamen Spaziergang begegnen ihnen ganz viele Tierkinder und ihre Papas. Sebastians Papa macht daraus ein kleines Ratespiel - welches Tierkind kann von welchem Papa etwas lernen ? Am Ende des Tages hat Sebastian nicht nur ganz viel über andere Tierkinder und ihre Papas erfahren, sondern er weiß, dass er sich mit und bei seinem Papa immer geliebt und beschützt fühlen kann....

Dieses Kinderbuch ist ein funkelnder Stern am Kinderbuchhimmel und zeigt die besondere Bindung zwischen Kindern und ihren Vätern. Ein Buch voller Herzenswärme, ganz vielen Emotionen und dem Gefühl, sich während dem Vorlesen, Betrachten der Bilder und Zuhören in einer liebevollen Umarmung wiederzufinden.

Peter Horn sieht die Welt mit Kinderaugen und beweist mit seinem Buch, dass Kinder unglaublich viel von ihren Papas lernen können und wie wichtig es ist, Zeit miteinander zu verbringen. Jeder Papa ist anders, einzigartig und für jedes Kind der ganz persönliche Held.

Sanfte, jedoch ausdrucksstarke Illustrationen, die mit vielen liebevollen Details zum Entdecken und Bestaunen einladen, unterstreichen die warmherzigen Worte, die voller Liebe, Stärke und positiven Botschaften stecken. Ein sehr emotionales Buch, das auch den ein oder anderen Taschentuchmomente hervorruft und die wohl schönste Liebeserklärung für alle Papas ist.

Bewertung vom 07.09.2024
Pauli
Weninger, Brigitte

Pauli


ausgezeichnet

Ein Sammelband zum Vorlesen, Einkuscheln und gemütlich Kakao trinken

Pauli ist der Liebling in den Kinderzimmern, denn seine Geschichten steckten voller Abenteuer, guter Laune und liebevoll formulierten Botschaften, die alters- & kindgerecht transportiert werden.

Der vorliegende Sammelband beinhaltet fünf warmherzige Geschichten, die die langen dunklen Tage mit ganz viel Herz, Licht und Liebe füllen. Familiärer Zusammenhalt, Freundschaft, Fürsorge und ein achtsames Miteinander werden durch Pauli für Jungen und Mädchen ab 4 Jahren vermittelt und es fällt Kindern leicht, sich mit dem kleine Hasen anzufreunden, seine kleine liebevolle Welt kennenzulernen und gemeinsam mit ihm das ein oder andere Abenteuer zu erleben.

Auch bieten die Geschichten den Anreiz, über Emotionen wie Freude und Angst zu sprechen. Kinder lernen spielerisch, auf ihre Gefühle und Empfindungen zu hören, sie zu benennen, um sie anderen mitzuteilen. Die zauberhafte Bebilderung ist farbenfroh und transportiert Mimik und Gestik des kleinen Buchhelden, der somit noch mehr zur Sympathiefigur wird.

Lange, graue und nasskalte Tage haben mit diesem Sammelband keine Chance, denn jede Geschichte wärmt die Herzen von Zuhörenden und Vorlesenden. Perfekt zum Einkuscheln und gemütlich eine Tasse Kakao trinken.

Bewertung vom 07.09.2024
Wilde Ozeane

Wilde Ozeane


ausgezeichnet

Tauch' ein in die bunte Unterwasserwelt

Helen Scales schreibt nicht nur faszinierende und lehrreiche Kinderbücher, sondern sie entführt mit ihrem Puzzle "Wilde Ozeane" Kinder und Erwachsene gleichermaßen in eine bunte und schillernde Unterwasserwelt.

Das Motiv ist faszinierend und von einer unglaublichen Farbbrillanz, lässt die Schönheit und Artenvielfalt unserer Meere mit jedem Puzzleteil mehr vor unserem Auge entstehen.

1000 Teile, die passgenau ausgestanzt sind, sodass eine perfekte Verzahnung der einzelnen Puzzelteile gewährlestet ist. Die Pappschichten sind sehr gut miteinander verbunden und lösen sich nicht ab.
Neben den Standart-Teilen gib es noch einen besonderen Clou: 20 Teile in Form von Tieren (u.a Seepferdchen, Hai und Yeti-Krabbe). Hier besteht die Herausforderung darin, nicht nur das Puzzle zu legen, sondern dabei die speziell geformten Teile in das bestehende Puzzle zu integrieren und zu einem stimmige Gesamtbild zusammenzufügen.

Die Puzzleteile werden in einer robusten Papiertüte aufbewahrt, denn hier wird bewusst auf umweltschädliches Plastik verzichtet. Zusammen mit dem dekorativen Poster finden die Puzzleteile Platz im repräsentativen Karton , der das Motiv des Puzzles wiedergibt.

Eine schöne Geschenkidee für alle, die in die bunte Unterwasserwelt eintauchen möchten.

Bewertung vom 07.09.2024
Suppenliebe
Feldt, Marie

Suppenliebe


ausgezeichnet

Löffel für Löffel "Suppenliebe" pur

Jetzt beginnt wieder die Zeit, in der Nebelschleier die Welt einhüllen und lange Spaziergänge durch das raschelnde Laub unwiderruflich klar machen, dass der Herbst Einzug gehalten hat. Um das Herbstfeeling perfekt zu machen, gehören Suppen einfach dazu wie das Leuchten der bunten Blätter an den Bäumen in der Herbstsonne.

"Suppenliebe" von Marie Feldt ist nicht nur irgendeine Rezeptsammlung für Suppen, sondern eine Anregung dazu, löffelweise Glück, Geschmack und Wohlfühlen pur zu genießen. Innere Wärme für nasskalte Tage, die den Gemütlichkeitsfaktor deutlich steigert und sowohl von Kochneuligen als auch von geübten Kochlöffelschwinger:innen nachgekocht werden kann.

Dabei reichen die Varianten von echten Suppenklassikern wie Rinderbrühe, Hühnerbrühe, Leberknödelsuppe und Hochzeitssupppe bis hin zu geschmackliche Reisen rund um den Globus, die als Lohijeitto (Nordische Fischsuppe), Soupe de Chalet (Schweizer Hüttensuppe), Scharfes Tom Kha Gai mit rotem Curry und Garnelen oder Osmanische Gemüsesuppe mit Lammhackbällchen ihren Geschmack und ihre Aromen auf der Zunge tanzen lassen.

Die Rezepte sind alle übersichtlich gegliedert und leicht verständlich aufgeschrieben, damit von der Kochidee bis zum fertigen Suppengenuss auch wirklich alles gelingt. Die wunderschönen Fotos sind wirklich als Appetithäppchen zu verstehen, denn sie machen direkt Lust die abwechslungsreichen Rezeptideen mit Genuss zu essen und zu genießen.

Herzhaft oder leichte Küche, mit Fleisch oder ohne, Feierabendsuppe oder Schlemmerei...hier ist wirklich für alle Gelegenheiten und Vorlieben etwas dabei. Als zusätzliche Schmankerl gibt es noch passende Rezepte für Brote und Toppings, die der "Suppenliebe" das Krönchen aufsetzen.

Hätte es dieses Kochbuch schon gegeben, als Heinrich Hoffmann sein Gedicht vom "Suppenkaspar" verfasst hat, würde dieser sagen: Ja, meine Suppe esse ich ! :)

Bewertung vom 06.09.2024
All'italiana!
Reski, Petra

All'italiana!


gut

Tiefe Einblicke in die Politik

Petra Reski hat sich Herz über Kopf verliebt - nicht nur in Italien, sondern ganz besonders in Venedig und "ihren" Venezianer. Über diese ganz besondere Beziehung zu Land und Leuten hat sich schon einige Bücher veröffentlicht. Mit dem Vorgängerbuch " Als ich einmal in den Canal Grande fiel" hat sie mein Herz erobert und ich habe voller Neugier zur Neuveröffentlichung gegriffen.

Ja es ist ein sehr politisches Buch, das die Klüngeleien, Machtgefüge und die langen Arme der Mafia sehr genau beleuchtet und ihre Auswirkungen ungeschönt darstellt. Jedoch ist nichts von einer Leichtigkeit zu spüren, die durch die teilweise pointierten Zwischenrufe im Ansatz zu erahnen ist.

Vielmehr fragen sich die Lesenden, wie der Untertitel in Verhältnis zum Inhalt steht, da vom ersten Gedanken, die italienische Staatsbürgerschaft zu beantragen, bis zum Aushändigen der Urkunde knapp 280 Seiten gefüllt werden, die innen- und außenpolitisch brisant,stellenweise interessant und manchmal auch einfach gähnend langweilig sind.

Die Erwartungen an das Buch sind eine gänzlich andere, zumindest bei mir. Denn dort, wo ich wirklich - laut Werbetext - "treffsichere Pointen, süffisantes Grinsen und ein brillantes Porträt des Sehnsuchtslandes" vermute, finde ich ernüchternde Aufzählungen und einen ausufernden geschichtlichen Exkurs, der von Bunga Bunga bis Meloni reicht.

Wo sind die Gefühle, die Reski dazu bewogen haben, italienische Staatsbürgerin zu werden ? Warum bleibt eine seltsame Distanz zu ihrem Herzensmenschen, den sie immer nur "den Venezianer" nennt ? Von der Brillanz, die mich im bereits erwähnte Vorgängerband fasziniert an die Seiten gefesselt hat, ist leider nicht viel zu finden., sodass ich gerade noch 2,5 Sternchen vergeben kann . Schade :(

Bewertung vom 04.09.2024
Sanssouci war nicht mehr frei
Kirchner, Liane

Sanssouci war nicht mehr frei


ausgezeichnet

Der lange Arm der Stasi

Was alles kann eine Liebe ertragen, die nicht frei und unbeschwert gelebt werden kann ? Brigitte erfährt 1962 am eigenen Leib was es heißt, in den Fokus der Stasi zu rücken. Ihr Mann Dieter hat einen Tunnel unterhalb der Berliner Mauer gegraben, nur um sie und die gemeinsame Tochter in den Westen zu holen. Während er sich wie ein Maulwurf vom Westen her einen Gang gräbt, läuft im Osten die Operation "Maulwurf"bereits im vollen Gang. Nichtsahnend wagt er den ersten Schritt in den Kellerraum im Osten und was dann folgt, kann niemand aufhalten. Der lange Arm der Stasi bestimmt fortan nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Familie....


Liane Kirchner erzählt ihre eigene Familiengeschichte und lässt die Leser:innen hautnah miterleben, wie aus großen Gefühlen plötzlich Einschüchterung, körperliche und seelische Misshandlungen werden. Die Psychofolgen von einst haben bis heute tiefe Narben hinterlassen und prägen nicht nur ihre Familie, sondern die ganzer Generationen, die hinter dem wohl zynischsten Bauwerk des DDR-Regimes regelrecht eingepfercht worden sind.

Es sind Szenen, die unter die Haut gehen und die von Einschüchterung, psychologischer Folter bis hin zum Brechen des Charakters reichen. Das Selbstwertgefühl der Inhaftierten wird untergraben, Panik, Angst und zunehmende Unsicherheit sind ständige Begleiter der in Freiheit Lebenden. Liane wächst zunächst behütet auf, muss aber im Verlauf ihrer Kindheit immer mehr erkennen, dass ihr Vater nicht der liebevolle und fürsorgliche Partner an der Seite ihrer Mutter ist, sondern ein Säufer und Schläger, der nicht aus seiner Haut kann.

Das soll keinesfalls als Entschuldigung gelten, denn das, was hinter verschlossenen Türen im Plattenbau geschieht, ist genauso menschenverachtend wie das Tun und Wirken der Stasi. Es gibt auch fröhliche Momente, die Liane zusammen mit ihrer Freundin erlebt und auch Mutter Brigitte geht vollkommen in ihrer Tätigkeit als Schneiderin auf. Stars und Sternchen der DDR- Unterhaltungsszene geben sich bei ihr ein Stelldichein und lassen Glitzer, Glamour und gute Laune für die Leser;innen aus den Seiten steigen.

Es sind aber immer die unterschwelligen Bedrohungen, die nicht nur den beiden Frauen Angst machen, sondern die die Leser:innen ebenfalls spüren. Das Buch lebt von der Authentizität der Eindrücke von Liane Kirchner, zieht die Lesenden mit schreckgeweiteten Augen in seinen Bann und zeigt, wie das gezielte Eindringen der Stasi in das private Umfeld nicht nur Beziehungen, sondern auch Menschen zerstört. Ein nicht immer einfach zu lesender Roman, der deutsch-deutsche Geschichte zugänglich macht, zum Nachdenken anregt und zeigt, wie sehr das Erlebte heute noch nachwirkt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2024
Der Salon der kühnen Frauen
Pollard, Clare

Der Salon der kühnen Frauen


weniger gut

Bildlich gesehen "hui, sprachlich "pfui"

Autor:innen sind, bildlich gesehen, "Menschenfänger:innen" die mit der Gestaltung von Buchcovern und kurzen, Neugier weckenden Klappentexten auf Leser:innenfang gehen. "Der Salon der kühnen Frauen" ist wieder so ein Buch, das mich mit der edlen Optik und den faszinierenden Worten regelrecht bezirzt hat und ich konnte einfach nicht anders, als es zu lesen.

Wenn Sätze wie "Ein Roman wie ein Glas Champagner, ausgetrunken, bevor man es in der Hand bemerkt" suggerieren, dass hier ein ganz besonderes Buchschätzchen in der Hand liegt, sind die Erwartungen dementsprechend groß. Umso härter und enttäuschender die ist Landung auf dem Boden der Tatsachen, wenn eben dieses Glas Champagner zerschellt und statt des perlenden und prickelnden Genusses nur Scherben und eine, sich mit dem auf dem Boden befindlichen Schmutz verbindende, dreckige Lache entsteht.

Genauso ist es mit diesem Buch, das mit einer unglaublichen Authentizität das Kaminzimmer von Marie d'Aulnoys bildlich aus den Seiten steigen lässt. Aber wehe, wenn die sogenannten Damen und anwesenden männlichen Personen den Mund öffnen. Das schöne Bild mit den Brokat bezogenen Stühlchen, Spitzenschühchen, pompösen Kleidern, gepuderten Perücken und Schönheitspflästerchen wird regelrecht zerschnitten, denn das, was sich als "Märchen" den Weg aus den ach so feinen Mündern bewegt, ist in Wahrheit ein Springbrunnen aus Obszönitäten, vulgärer Sprache, krankhaften (sexuellen) Fantasien und Peinlichkeiten.

Sexszenen, die noch nicht einmal im entferntesten mit sinnlicher Erotik zu tun haben; Erzählungen, die weder Magie noch glitzernden Zauber versprühen, stattdessen skandalös, peinlich und abstoßend sind. Meine Erwartung, dass ich ein französisches Pendant zu "Märchen aus 1001 Nacht" lesen werde, ist leider nicht erfüllt worden. Es reicht gerade noch für 1,5 Sternchen :(

Bewertung vom 03.09.2024
Die Schwarze Gräfin. Geheimnisse an der Eisenstraße
Miglar, Astrid

Die Schwarze Gräfin. Geheimnisse an der Eisenstraße


ausgezeichnet

Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich (frei nach Erich Kästner)

Magdalena hat unter den Ausschweifungen und den Misshandlungen ihres trunksüchtigen und gewalttätigen Ehemannes zu leiden. Sie hat es satt, sich alles gefallen zu lassen und will nur eines: Raus aus den ärmlichen Verhältnissen, raus aus den Demütigungen und Erniedrigungen und hinein in ein bequemes Leben, das ihr ihrer Meinung nach zusteht. Die Menschen im Dorf sollen zu ihr aufsehen und sie mit dem respektvollen Titel "Schwarze Gräfin" ansprechen. Bis dahin ist es ein langer Weg und Magdalena fasst einen teuflischen Plan, der auch vor der Geistlichkeit nicht Halt macht....


Astrid Miglar legt mit "Die Schwarze Gräfin" einen historischen Roman vor, der die Bezeichnung "Seitenfresser" mehr als verdient hat. Denn genau das passiert, wenn die Lesenden die Buchdeckel öffnen und Teil eines ausgefeilten Planes werden. Magdalena erscheint nämlich nur auf den ersten Blick als brave Dorfbewohnerin und hinter ihrer bildhübschen Fassade brodelt es. Zugegeben, über ihr Martyrium zu lesen ist und die Züchtigungen als unmenschlich zu bezeichnen, jedoch ist ihre Kaltschnäuzigkeit und Abgebrühtheit auch nicht ohne und fast schon teuflisch zu nennen (im Tierreich gibt es eine Spinne, die als "Schwarze Witwe" bekannt ist - Ähnlichkeiten mit Magdalena sind mit Sicherheit zufällig und nicht beabsichtigt :) )

Die Autorin verfasst ein Sittengemälde zur Zeit Mitte des letzten Jahrhunderts und lässt Bigotterie, herrschende Moralvorstellungen und den Stand der Frauen in einer dörflichen Alpengegend sehr lebendig werden. Die wirtschaftliche Bedeutung der ortsansässigen Hammerschmiede, den daraus resultierenden Wohlstand, das gesellschaftliche Ansehen und die Veränderung, die mit dem technischen Fortschritt einziehen, werden glaubhaft und nachvollziehbar geschildert.

Ebenso fällt es leicht, sich unter die Dorfbewohner:innen zu mischen und den Stammtischweisheiten, Dorfklatsch und hinter vorgehaltener Hand weitergegebenen "Weisheiten" zu lauschen. Mittendrin Magdalena, die sich immer wieder behaupten muss, aber keinen Meter breit von ihrem Weg abweicht. Fast könnte man meinen, dass sie mit dem Teufel unter einer Decke steckt, jedoch muss sie auch viel ertragen, um endlich an ihr Ziel zu kommen.

Eine mehr als gelungene Mischung aus Regio-Krimi, historischer Betrachtung und Feminismus, die sehr gut verfilmt werden könnte. Als weibliche Hauptrolle - Ursula Strauss. Sie wird die Figur der Magdalena mit einer Authentizität verkörpern, als wäre ihr die Rolle auf den Leib geschneidert.

Bewertung vom 03.09.2024
Deine Wahrheit ist der Tod
Walter, Andrea A.

Deine Wahrheit ist der Tod


ausgezeichnet

Wahnsinn - warum schickst du mich in die Hölle (W.Petry)

Klara hat sich nach einem schweren Schicksalsschlag komplett eingeigelt. Erst als Jonas auf der Bildfläche erscheint, taut sie wieder auf und versucht erste zaghafte Schritte in ein normales Leben. Doch schon bald kann Klara nicht mehr unterscheiden, was normal ist, denn das, was sich Leben nennt, wird immer mehr zu einem schlechten Film. Sie weiß nicht mehr, was Trugbilder oder Realität ist und rutscht vollkommen ab.Wer kann sie jetzt noch aus diesem Sumpf befreien ?


Wow, einfach nur wow! was Andrea A.Walter hier zu Papier bringt. Sie liefer nicht nur einen ausgefeilten Plot mit viel Konfliktstoff, sondern sie dreht auch an der Spannungsschraube, die bis fast zur Atemlosigkeit reicht. Es fällt den Leser:innen leicht, sich an die Seite von Klara zu stellen und gemeinsam mit ihr durch die Handlung zu gehen.

Der Rollentausch ist schleichend ein schleichender Prozess und lässt sich nicht aufhalten, genauso wieder der perfide Plan im Buch. Wie feinste Spinnseide ziehen sich die Fäden durch die einzelnen Kapitel, um nicht nur Klara nach und nach einzuwickeln, sondern auch die Leserschaft in das Netz zu ziehen. Perfekte Täuschungen und Manipulation finden ihren Höhepunkt darin, dass der Duft des Parfums aus dem Buch plötzlich in den eigene vier Wänden zu vernehmen ist.

Ein kluger Schachzug, denn so wird die Verwandlung von Klaras Liebesnest in ihre ganz persönliche Hölle auf Erden noch eindrucksvoller und nachvollziehbarer für die Lesenden. Die Handlung ist logisch aufgebaut und es ist immer eine unterschwellige Bedrohung zu spüren. Die strategischen Schachzüge und die olfaktorische Beeinflussung sind mit List und Tücke ausgearbeitet, dass sogar die visuelle Wahrnehmung der geschickten Täuschung erliegt und die Bilder letztendlich als echt annimmt, die vermeintlich zu sehen sind.

Stark ausgearbeitete Charaktere spielen ein doppeltes Spiel, verführen, betören und bluffen wirklich meisterhaft, sodass es der Leserschaft schwer fällt, der Wahrheit auf die Schliche zu kommen. Raffinierte Twists kombiniert mit Lovestory, Landschaftseindrücken und dem emotionalen sowie psychischen Konflikt, der sich zwischen den Hauptfiguren entfaltet, lassen diese Buch zu einem echten Pageturner werden - überraschender Schlussakkord inklusive.

Chapeau!

Bewertung vom 02.09.2024
Tod in der Wiek
Schlennstedt, Jobst

Tod in der Wiek


ausgezeichnet

Krasse Szenen im bisher wohl besten Krimi dieser Reihe

Dass der Besitzer eines Fischrestaurantkette einmal selbst als sogenanntes Fischfutter im Wasser treiben würde, wäre ihm zu Lebzeiten nie in den Sinn gekommen. Aber wer hat ein Interesse daran, ihn lieber tot als lebendig zu sehen ? Morten Sandt und seine Kolleg:innen müssen ermitteln und erhalten ungeahnte Einblicke in eine Familie, die nach dem Motto "Außen hui, innen pfui" gelebt hat. Es tun sich menschliche Abgründe, die nur eines zum Ziel haben: Vernichten, was zerstört....


Bevor ich zur Bewertung des Buches komme, möchte ich auf Folgendes hinweisen: Es werden in diesem Roman psychische Erkrankungen, Misshandlungen, körperliche und seelische Gewalt thematisiert. Falls ihr auf diese Themen sensibel reagiert, lest dieses Buch vielleicht lieber mit einer vertrauten Person, mit der ihr den Roman auch unterbrechen könnt, um euch über das Gelesene zu unterhalten.


Jobst Schlennstedt entwickelt seine Figuren immer weiter, lässt sie eigene traumatische Erfahrungen durchleben und daran wachsen und trotzdem, oder gerade deswegen gelingt es ihm immer wieder, seine Fälle aufregend, abwechslungsreich und hochspannend zu schreiben. In "Tod in der Wiek" lässt er tief blicken und ermöglicht seinen Leser:innen Eindrücke, die nachhaltig in Erinnerung bleiben. Mitunter ist das Zischen des Ledergürtels und der Metallschnalle dicht am Ohr zu hören und der körperliche Schmerz geht unter die Haut.

Die einzelnen Kapitel sind kurz und präzise verfasst und geben den Hauptfiguren die Möglichkeit, sich auf die wechselnden Gegebenheiten einzustellen. Morten, selbst noch nicht ganz auf der Höhe, versucht immer wieder Alleingänge, für die er zwar nicht unbedingt von seinen Kolleg:innen bejubelt wird, aber das ein oder andere zielführende Detail kann er zu den Ermittlungen beisteuern. Sein kleines amouröses Abenteuer hat er sich allerdings anders vorgestellt und es bleibt zu hoffen, dass er irgendwie die Kurve bekommt, um mit einem sprichwörtlichen blauen Auge das ganze zu beenden.

Es gibt krasse Szenen, die durch schockierende Bilder und einprägsam formulierte Worte vom Autor zum Leben erweckt werden. Das Trauma einer Kindheit wird nicht nur in Worten nachvollziehabr, sondern auch physisch und psychisch miterlebt. Mitunter stockt der Atem und die Leser:innen müssen eine kurze Pause einlegen, denn das, was dort Schwarz auf Weiß steht, ist manchmal nur sehr schwer zu ertragen.

Auch hier gilt: Je weißer die Weste, desto schwärzer die Seele und Schlennstedt kitzelt alles an Antipathie, offen zur Schau getragener Ablehnung, verantwortungslosen Charakterzügen und rücksichtslosem Verhalten aus seinen Figuren heraus. Der vermeintliche Täter ist schnell gefunden, jedoch müssen Ermittelnde und Lesende ihr Urteil revidieren und neuen Fährten folgen. Bis zum Schluss gelingt des dem Autor nämlich, Sackgassen und Irrwege geschickt in den Handlungsverlauf zu integrieren, um den Spannungsbogen gestrafft und die Leseneugier hoch zu halten.

Der Krimi ist der wohl beste aus dieser Reihe und zeigt, dass auch nach 13 Büchern noch lange nicht die Luft raus ist. Frische Ideen, emotionale Sprachbilder und ein dynamischer Schreibstil sind Garanten für Gänsehaut und Krimiunterhaltung mit 5 Sternen