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Benutzername: 
Bartie
Wohnort: 
Hagen i.Bremischen

Bewertungen

Insgesamt 196 Bewertungen
Bewertung vom 25.11.2021
Drei Kameradinnen (eBook, ePUB)
Bazyar, Shida

Drei Kameradinnen (eBook, ePUB)


gut

Starke Anklage – provokativ und kontrovers
Das Feuer mit Flammen löschen?

Ein Zeitungsartikel über einen verheerenden Brand, bei dem viele Menschen ihr Leben verloren haben, eröffnet diesen Roman. Saya M. wurde dieses schrecklichen Verbrechens verdächtigt.

Saya ist eine von den drei jungen Frauen, über die dieser Roman handelt. Mit ihren beiden Freundinnen Kasih und Hani verbindet sie eine nicht deutsche Herkunft und die in einer Wohnsiedlung zusammenverbrachte Jugend. Aus der Sicht der Kameradinnen ist der Migrationshintergrund dafür verantwortlich, dass ihr Leben nicht so verläuft, wie sie es sich wünschen würden. Die drei Freundinnen fühlen sich oft benachteiligt, beobachtet, verfolgt und diskriminiert. Besonders Saya leidet darunter und versucht auf eigene Art sich zu wehren und den eigenen, persönlichen Kampf auszufechten.

Die Geschichte wurde von Kasih erzählt, obwohl von einer fesselnden Erzählung kann hier keine Rede sein. Gleich am Anfang stellt die Verfasserin dieser Geschichte klar:
„Ich möchte fair bleiben, alle Missverständnisse aus dem Weg räumen und von vornherein kein Geheimnis daraus machen, was dieser Text ist und was er nicht ist.
Ich möchte das doch nicht.“ (Zitat S.10)

Und so kommt es, dass sie ihrer Leserschaft Ausschnitte aus dem Leben der drei Frauen präsentiert, ohne sich um die Chronologie und/oder den Wahrheitsgehalt zu kümmern. Dabei geht es in diesem Roman um sehr wichtige Themen, wie zum Beispiel: Alltagsrassismus, Diskriminierung, Migration, Rechtsextremismus in Deutschland. Es sind alles hochbrisante Themen, über die man nicht nur reden, sondern auch darauf reagieren müsste.

Als Leserin dieses Buches muss ich stattdessen unzählige Anschuldigungen, Vorurteile und Provokationen der Autorin, die sich der Stimme von Kasih bedient, hinnehmen. Dabei sind Kasih Aussagen oft unfair, widersprüchlich und verwirrend, die Bilder des Alltags übertrieben und/oder verzerrt dargestellt.

Ich konnte diesmal keine Sympathien für die Protagonistinnen des Romans empfinden, die Episoden aus dem Leben der drei Frauen konnten mich nicht wirklich bewegen. Ich bedauere es sehr, aber bei so brisanten Themen habe ich einfach mehr von diesem Roman erwartet. Auch bin ich unsicher, ob eine wütende Standpauke den gewünschten Effekt bringen würde. Kann man denn wirklich ein Feuer mit lodernden Flammen löschen?

Bewertung vom 16.11.2021
Buona Notte / Lukas Albano Geier Bd.2 (eBook, ePUB)
Di Stefano, Andrea

Buona Notte / Lukas Albano Geier Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Im Ferienparadies

Ganz unerwartet stirbt während des Besuchs bei Lukas sein Freund und Gitarrist Stormy Hopton. Lukas findet ihn tot in seinem privaten Musikstudio. In diesem Zusammenhang will Lukas Albano Geier die Kriminalkommissarin Cristina Conte kontaktieren, doch sie ist nicht zu erreichen. Auch die Polizeidienstelle in Varese kann Lukas mit keinen Informationen dienen. Cristina Conte ist wie vom Erdboden verschwunden.
Bei dem Ex-Polizisten Lukas läuten die Alarmglocken. Er beginnt die Suche nach der verschwundenen Cristina, die für ihn viel mehr als nur eine Kommissarin war. Seine Nachforschungen führen ihn auf die Spuren der Vergangenheit, die ihm nicht nur die Kommissarin Conte in einem ganz anderen Licht darstellt.

Der zweite Band mit dem Ex-Polizisten und Musiker Lukas Albano Geier beginnt mit viel Informationen über eine musikalische Welt, in der Lukas sich zurzeit überwiegend bewegt. Die Art von der Musik, die er liebt und bevorzugt, die Probleme in seiner Band (die Keyboarderin Helen ist nicht mehr dabei), der Besuch von der Musiklegende Stormy Hopton bestimmen die Thematik der ersten Kapitel des Buches. Bis Stormy plötzlich stirbt und Lukas, als gesetzestreuer Ex-Polizist, die Kriminalkommissarin Conte darüber informieren will.

Ab diesem Moment beginnen die spannenden Ermittlungen, die Lukas auf eigene Faust unternimmt. So kommt es, dass er mit der tragischen Vergangenheit von Cristina und ihrer Familie konfrontiert wurde. Obwohl Cristina ihre kurze Beziehung vor einer Weile bereits beendet hat, gibt Lukas nicht auf und forscht unermüdlich weiter nach.

Es ist eine sehr spannende Geschichte über eine ganze Reihe von Intrigen, Machenschaften und Verbrechen am Lago Maggiore: „hier im Ferienparadies, wo der Himmel blau ist und die Seele rein…“ (97)
Nicht nur das paradiesische Bild der Natur trügt in dem Krimi. Gekonnt führt das Autoren-Duo den Leser immer wieder auf die falschen Fährten und präsentiert einige überraschende Wendungen. Es bleibt spannend bis zum Schluss.

„Buona Notte“ ist das zweite Buch aus der Krimireihe mit Lukas Albano Geier. Da es am Anfang des Buches einige Rückblenden gibt, kann man den Krimi ohne Vorkenntnisse lesen. Diesen Lago-Maggiore-Krimi kann ich wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 08.11.2021
Wir für uns (eBook, ePUB)
Kunrath, Barbara

Wir für uns (eBook, ePUB)


sehr gut

Ungewöhnliche Frauenfreundschaft

Josie ist Anfang Vierzig, Kathi Anfang Siebzig. Beide Frauen begegnen zufällig einander. Josie ist mit ihrem ersten Kind schwanger und lebt in keiner festen Beziehung. Der Vater des Kindes ist nämlich verheiratet und alles anderes als glücklich über Josies Schwangerschaft. Das Kind passt nicht in sein Leben, er will es nicht.

Kathi hat gerade ihren Mann Werner verloren. Er ist nach fast fünfzig Jahren Ehe gestorben. Kathi hat noch ihren Sohn Max, zu dem sie derzeit aber keine Verbindung findet. Sie ist enttäuscht von ihm, weil er offen zugibt, dass er schwul ist.

Beide Frauen haben bisher ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse immer wieder auf „später“ verschoben. Viel wichtiger waren für sie ihre Pflichten: Partner, Familie, Beruf. Doch ihre zufällige Begegnung bringt gravierende Veränderungen in ihrem Leben. Denn trotz des großen Altersunterschiedes verstehen sie sich auf Anhieb und vertrauen einander ihre Sorgen und Probleme. Sie sind füreinander da und treffen Entscheidungen, die ihr bisheriges Leben verändern werden.

„Wir für uns“ ist eine Frauen- und Familiengeschichte, die hervorragend bedeutende Bilder unserer heutigen Gesellschaft vermittelt. Die Autorin spricht viele aktuellen Themen in ihrem Roman an. Es geht vor allem um typische Frauen- und familiäre Probleme, wie Risikoschwangerschaft, Schwangerschaftsabbruch, alleinerziehende Mutter, Familiengeheimnisse, Ehebruch, Verlust, Trauer und Loslassen. Aber auch die Homosexualität, Behinderung oder Klimawandel werden hier angesprochen. Es ist also ein vielseitiger Roman, der gerne von der gesamten Leserschaft gelesen werden kann.

Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen und fühlte mich gut unterhalten.

Bewertung vom 06.11.2021
Meeressarg / Fabian Risk Bd.6
Ahnhem, Stefan

Meeressarg / Fabian Risk Bd.6


ausgezeichnet

Das Böse besiegen – Fabian Risk und Dunja Hougard haben nichts zu verlieren

Nur einer ungeübten Paddlerin, deren Kajak von einem Kreuzfahrtschiff zum Kentern gebracht wurde, ist es zu verdanken, dass ein weißer Mercedes auf dem Meeresgrund des Kopenhagener Hafenbeckens gefunden wurde. Zwei Toten befanden sich in dem Wagen: am Steuer ein Mann in Smoking und weißem Hemd mit Fliege und auf dem Beifahrersitzt eine nackte Frau. Der Polizeichef Kim Sleizner überträgt die Leitung der Ermittlungen seinem jüngeren Kollegen Jan Hesk. Der Fall scheint unkompliziert zu sein und Jan Hesk hofft seinen unterbrochenen Urlaub bald fortsetzen zu können. Nur warum beharrt Kim Sleizner darauf, die Ermittlungen streng geheim zu halten und über den Ermittlungsverlauf detailliert informiert zu werden?

Der Kriminalroman „Meeressarg“ ist ein spannendes Wiedersehen mit bisherigen Protagonisten der Fabian Risk-Krimireihe. Zwar muss der schwedische Kommissar diesmal an keinen offiziellen Ermittlungen teilnehmen. Aber sein Part in diesem Buch ist viel schwieriger. Der Verlust seines Sohnes trifft ihn und seine Familie mit voller Wucht und stürzt alle Familienmitglieder in tiefe Verzweiflung. Auch diesmal muss Fabian Risk die ganze Wahrheit herausfinden und beginnt mit den Ermittlungen in eigener Sache. Diese führen ihn dann zu seiner früheren dänischen Kollegin Dunja Hougard, die vom Polizeichef Sleizner schikaniert und verfolgt, untertauchen musste. Auch Dunja ermittelt auf eigene Faust gegen Sleizner, sucht nach Beweisen seiner Machenschaften und Straftaten.

Diesen hochspannenden Krimi konnte ich nicht aus der Hand legen. Die drei Handlungsstränge laufen parallel und bilden zusammen ein nervenzerreißendes Bild des grauenhaften Verbrechens. Nichts kann man vorher erraten, nichts vorhersehen. Als erfolgreicher Krimiautor beweist Stefan Ahnhem auch mit diesem fesselnden Werk sein meisterhaftes Können und lässt uns tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken.

„Wir haben es (…) nicht unserer Güte zu verdanken, dass wir uns vom Plankton zu Fischen und schließlich zum Menschen weiterentwickelt haben. Sondern dem Bösen. Ihm haben wir all das zu verdanken. Dem Bösen in absoluter Reinform.“ (16)

Gänsehautgefühl pur! Garantiert! Von Anfang an bis zum Ende! Unbedingt lesen!

Bewertung vom 01.11.2021
Was bleibt, wenn wir sterben
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben


sehr gut

Über den Sinn der Veränderungen im Leben

In ihrem Buch „Was bleibt, wenn wir sterben“ teilt Louise Brown ihre Erfahrungen als Trauerrednerin mit allen, die zum Thema Tod und Trauerbewältigung mehr erfahren wollen. Über dieses schmerzliche Ereignis spricht man nur ungern, möchte am liebsten das Thema vermeiden und seine eigenen Erfahrungen behält meistens für sich.

Louisa Brown hat dazu eine andere Meinung. Nachdem sie in sehr kurzer Zeit ihre Eltern verloren hat, gab sie ihren Beruf als Journalistin auf und begann Trauerreden zu schreiben. So wurde sie zu Trauerrednerin, begleitet seitdem die Hinterbliebenen in der schweren Zeit, organisiert die Trauerfeier mit. Ihr neuer Job und die Gespräche mit den Trauernden haben ihr einen neuen Blick auf den Tod und den Sinn der Veränderungen im Leben eröffnet. Sie haben ihr Kraft gespendet und geholfen, ihre eigene Trauer zu bewältigen.

Darüber schreibt sie in ihrem Buch. Sie erzählt über manche Trauerfeier, die sie mitorganisiert hatte, über die Verstorbenen und deren bewegenden Lebensgeschichten, über ihre Art und Weise der Trauerbewältigung. Sie gibt wertvolle Tipps, bringt die Lesenden auf Ideen, die man leicht umsetzen kann. Aber wie die Autorin selber zugibt: jeder Mensch trauert auf seine eigene Weise. So habe ich einige ihrer Ideen als gut gefunden, andere wiederum nicht.

Das Buch ist jedoch kein typischer Ratgeber. Vielmehr ist es ein Buch, das die Leserschaft zum Nachdenken über das eigene Dasein und über das was im Leben wirklich wichtig ist, animiert. Es tröstet und macht uns Mut, auch die schmerzlichen Veränderungen im Leben anzunehmen.

Bewertung vom 28.10.2021
Das dunkle Herz von Palma (eBook, ePUB)
Kallentoft, Mons

Das dunkle Herz von Palma (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Spannende Suche nach der verschollenen Tochter

Emme ist vor fünf Jahren während ihres Urlaubs auf Mallorca spurlos verschwunden. Ihr Vater Tim hat damals Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um sie zu finden. Nach dem er neue Hinweise über das Verschwinden von Emme erhält, begibt er sich auf die erneute Suche nach seiner Tochter nach Palma. Diesmal ist es die Mafia, die ihm neue Spuren gegen eine Gegenleistung bietet. Für Tim, der inzwischen zu allem bereit ist, gibt es keine Alternative: Er will und muss seine verschollene Tochter finden! Denn nur so kann er auch sein eigenes und das Leben seiner Familie retten.

„Das dunkle Herz von Palma“ ist die von vielen sehnsüchtig erwartete Fortsetzung des hochspannenden Mallorca-Krimis „Verschollen in Palma“ von Mons Kallentoft.
Die Suche nach der auf Mallorca verschollenen Emme geht in diesem Band weiter. Denn auch Rebecka, Tims Frau und die Mutter von Emme, kann mit dem schmerzlichen Verlust nicht fertig werden. Der Alltag der Familie ist von der schmerzvollen Hoffnung und einer spürbaren Unruhe gekennzeichnet. Und auch die Angst um das fünfzehn Monate altes Töchterchen Maia, das die beiden Eltern immer wieder an die kleine Emme erinnert, zerrt an ihren Nerven. Die Ungewissheit um das Schicksal von Emme ist schrecklich:
„Ein Vermissen, dass niemals zu einer Trauer werden darf…“ (12)

Tims Entscheidung die Suche erneut aufzunehmen ist mehr als verständlich. Erneut begleiten wir ihn auf seiner Jagd nach Verbrechern, auf gefährlichen Routen durch die dunklen Gassen und verbotenen Ecken der Insel, an den Orten, wo Drogen, Sex und Alkohol das tägliche Geschäft und den Kampf ums Überleben bedeuten.

Der Krimi ist ein wahrer Pageturner. Mons Kallentoft versteht es meisterhaft, die Gefühle und Stimmungen seiner Protagonisten zu vermitteln. Einfühlsam und verständnisvoll zeichnet er emotionale Bilder der Gedankenwelt von Tim und Rebecka. Er lässt die Ängste und Sorgen, aber auch die Entschlossenheit und Risikobereitschaft der Beiden nachempfinden. Tims abenteuerliche Ermittlungen lassen deutlich erkennen, wie dunkel das Herz der sonnenüberfluteten Palma auf einmal erscheinen kann. Die Spannung ist kontinuierlich vorhanden.

Den Krimi kann man nicht aus der Hand legen, er muss in einem Rutsch ausgelesen werden! Auf jeden Fall empfehlenswert ist es, mit dem ersten Teil „Verschollen in Palma“ anzufangen.
Beide Bücher, im Tropen Verlag erschienen, bekommen meine wärmste Empfehlung.

Bewertung vom 23.10.2021
Der Tintenfischer / Ein Fall für Commissario Morello Bd.2 (eBook, ePUB)
Schorlau, Wolfgang; Caiolo, Claudio

Der Tintenfischer / Ein Fall für Commissario Morello Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Der freie Hund folgt wieder seiner inneren Stimme

Mai 2020. Venedig ist wie ausgestorben, voll auf den Kampf mit Covid 19 eingestellt. Commissario Morello genießt den touristenfreien Markusplatz, das saubere Wasser in den Kanälen Venedigs und die herrliche Ruhe in der Stadt - und beginnt die Serenissima zu mögen.

Morellos Team kontrolliert die Einhaltung der Coronaregeln und ermittelt gegen Corona-Betrüger, die während des Lockdowns besonders die älteren Venezianer auszurauben versuchen. Während einer Stadtpatrouille entdecken Morello und Anna Klotze einen dunkelhäutigen Mann, der von der Rialto Brücke in den Canal Grande springt. Es gelingt Anna den jungen Mann zu retten. Der Gerettete ist David Ekele, ein Flüchtling aus Nigeria, der mit dieser Verzweiflungstat auf die schwierige Lage der Flüchtlinge in Italien aufmerksam machen wollte. David berichtet über seine junge afrikanische Freundin, die von der nigerianischen Mafia in Italien entführt und zur Prostitution gezwungen wurde.

Auch diesmal ignoriert Morello die Anweisungen des Questore Perloni, der David verhaften will. Stattdessen begibt er sich mit Anna auf die Suche nach der vermissten Frau nach Sizilien und wurde dort verhaftet.

Der zweite Band mit dem Commissario Morello beginnt schleppend. Es passiert wenig in der Stadt während des Lockdowns und erst der Selbstmordversuch von David regt den um die gute Presse besorgten Questore zum Eingreifen an. David erzählt Morello und Anna die Geschichte seiner gefährlichen Reise nach Italien und über die Begegnungen mit der nigerianischen Mafia. Seine Erzählung ist trocken, mit Fakten über Mafia Aktivitäten überladen.

Erst Morellos heimliche Reise nach Sizilien, mit einem Segelboot, um unentdeckt zu bleiben, bringt ab sofort mehr Spannung in diesen Krimi. Auf der Reise begleitet ihn Anna, freiwillig, und wie es scheint, tut sie es unheimlich gerne. Jetzt überschlagen sich die Ereignisse und halten mich in Atem. Hier konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, so gespannt war ich, ob Morellos Plan aufgeht.

Auch in diesem Buch kocht Morello leckere italienische (ebenso typisch sizilianische) Gerichte. Die Rezepte befinden sich im Anhang zum Buch.

Ich habe den Krimi „Der Tintenfischer“ als E-Book gelesen. Sehr positiv bewerte ich die Darstellung dieses E-Books. Am Anfang des Buches befindet sich das Inhaltsverzeichnis, das die Suche nach einem bestimmten Kapitel des Buches erleichtert. Gleich danach folgen die Figuren des Romans; die sind den Orten des Geschehens zugeordnet. Als Nächstes folgen Morellos leckere Rezepte, die ich gerne nachkochen würde.

Im Romantext findet man viele italienischen Eigennamen und Begriffe, die alle kursiv geschrieben und unterstrichen worden sind. Angeklickt führen sie sofort zu der Liste mit deren Erklärungen und von dort direkt zurück zu der eben verlassenen Textstelle. Einfach wunderbar!

„Der Tintenfischer“ ist ein leicht zu lesender Krimi, der auf viele brisanten Themen unserer Gegenwart aufmerksam macht und außerdem eine gute Unterhaltung bietet. Es lohnt sich das Buch zu lesen!

Bewertung vom 18.10.2021
Die militante Madonna (eBook, ePUB)
Dische, Irene

Die militante Madonna (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Damals wie heute

"Ich betrachte Sie in ihrem seltsamen Jahrhundert voller Verwunderung. Zweihundertfünfzig Jahre nach meiner Zeit glauben sie offenbar, sie hätten die Wahlfreiheit erfunden, ein Mann oder eine Frau zu sein. … In meiner Zeit und in meinen Kreisen sprachen wir, wie es uns gefiel, in den obersten Gesellschaftsschichten, am kultiviertesten Hof der Welt kleideten sich die Männer wie Frauen und die Frauen wie Männer, und niemand regte sich über solche Kinkerlitzchen auf.“ (6)

So spricht der Chevalier d’Éon de Beaumont die Leserschaft gleich an den ersten Seiten seiner Erzählung an. In einer theatralischen selbstgefälligen Sprache erzählt er die Geschichte seines turbulenten Lebens in der Zeit vom 1728 bis 1810. Der Chevalier war ein französischer Diplomat, Soldat, Freimauer, Schriftsteller und Degenfechter. Als treuer Diener und Spion des französischen Königs Ludwig XV. verweilt er einige Zeit unter dem Namen Lea de Beaumont am Hof der Zarin Elisabeth von Russland.

Da er genauso gern den Dragoneruniform wie auch weibliche Kleider trägt und sein wahres Geschlecht nicht verraten will, wurden in London, wo er zuerst als Interimsbotschafter weiterhin in Diensten des Ludwig XV. steht, mehrere Wetten mit extrem hohen Einsätzen abgeschlossen. Das Thema seiner Identität überwiegt in dem Roman, genauso wie sie auch sein wahres Leben beeinflusst und zum größten Teil bestimmt hat. Denn die Neugier über sein wahres Ich ist unermesslich und, genauso wie die unaufgelösten Wetten, ruft sie unterschiedliche Reaktionen in der Gesellschaft und dem Freundeskreis auf.

Ausführlich berichtet der Ich-Erzähler d`Eon über das gesellschaftliche Leben in London und Frankreich des 18. Jahrhunderts, über politische Intrigen und Machtspielen, ungewöhnliche Freundschaften, Liebe und Verrat. Bekannte historischen Persönlichkeiten, wie Voltaire oder Benjamin Franklin, durchkreuzen sein Leben, wichtige politische Ereignisse bestimmen es.

„Die militante Madonna“ ist jedoch keine Biografie des ungewöhnlichen Chevaliers. Es ist vielmehr ein Roman, der auf viele Parallele zwischen Damals und Jetzt aufmerksam macht und der heutigen Leserschaft ermöglicht, einen kritischen Blick nicht nur auf das Leben einer ungewöhnlichen, historisch belegten Figur zu werfen. Der Roman animiert uns auch mit einem kritischen Blick die „Kinkerlitzchen“ der heutigen Welt zu betrachten. Denn wir die Autorin in dem Sinne fast zum Schluss schreibt: „es geschieht nichts Neues unter der Sonne“. (165)

Mich hat die Figur des Romans fasziniert; ihr Wissen, ihre Gewandtheit, Kampfgeist und Anpassungsfähigkeit in allen Lebenslagen sind bemerkenswert. Der Roman hat mir viele fesselnde, lehrreiche Lesestunden beschert. Ich kann ihn wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 09.10.2021
Wenn ich wiederkomme
Balzano, Marco

Wenn ich wiederkomme


ausgezeichnet

Der Preis für ein besseres Leben

Heimlich verlässt Daniela ihre Familie um in Italien als Altenpflegerin zu arbeiten. Der Job soll ihren Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen; eine gute schulische Ausbildung und ein Leben ohne finanzielle Probleme. Doch der 14-jährige Sohn Manuel und seine acht Jahre ältere Schwester Angelica können die Entscheidung ihrer Mutter nicht akzeptieren. Das Gefühl verlassen zu werden verstärkt sich, als kurze Zeit später auch der Vater weggeht, um in einem fremden Land nach Arbeit zu suchen.

Auch Daniela ist in Italien unglücklich. Sie vermisst ihre Familie und leidet unter der spürbaren Ablehnung ihrer Kinder. Als sie vom schweren Unfall ihres Sohnes erfährt, fährt sie sofort nach Rumänien zurück.

Im Krankenhaus weicht sie nicht vom Bett ihres schwer verletzten Sohnes ab und erzählt Manuel, der nicht ansprechbar ist, ihre Geschichte. Es ist eine bewegende Geschichte, die Danielas Beweggründe und ihre Pläne klar und überschaubar macht. Trotzdem kann mich Daniela als Mutter nicht überzeugen. Zwar kann ich ihre Gefühle und Ängste besser verstehen, aber mir fehlt das Verständnis für ihr Verhalten.

Der Grund dafür ist mit aller Wahrscheinlichkeit der Anfang dieser Geschichte, der aus Sicht von Manuel im ersten Teil des Romans erzählt wird. Der Titel dieses Abschnitts „Wo bist du“ unterstreicht klar und deutlich, wie schmerzhaft Mutters heimliches Weglaufen für den 14-jährigen Manuel ist. Es ist der Teil des Romans, der mich am meisten berührt hat.

Im dritten Teil des Buches kommt Angelica zu Wort. Auch bei ihr haben die Entscheidungen der Eltern tiefe Spuren hinterlassen und neue Weichen für ihre Zukunft gestellt.

In dem Roman „Wenn ich wiederkomme“ spricht Marco Balzano einige wichtige Probleme unserer europäischen Gesellschaft an. Es ist vor allem die Migration auf der Suche nach Arbeit. Und es ist auch die immer älter werdende Gesellschaft, die Pflege und Betreuung benötigt. Diese undankbaren Aufgaben übernehmen vor allem Frauen aus den Ländern, in denen der Lebensstandard niedriger ist als in dem ersehnten „Traumland“. Im Roman von Marco Balzano ist Italien dieses Traumland. Danielas Traum vom angeblich besseren Leben in Italien bekommt den Namen „Italienkrankheit“.

Nüchtern und kompromisslos erzählt Balzano von den schlimmen Nebenwirkungen dieser „Krankheit“, über ihre Auswirkung auf die Betroffenen und auf ihre Familien. Er skizziert schonungslose Bilder der harten Realität, bewegt zum Nachdenken und Wiedergutmachung.

Ein bemerkenswerter Roman!

Bewertung vom 03.10.2021
Der schwarze Winter
Lindemann, Clara

Der schwarze Winter


sehr gut

Ein Stück deutscher Geschichte

Nach dem Kriegsende müssen Silke und Rosemarie ihre Heimatstadt Danzig verlassen. Zuerst wurden sie als Flüchtlinge einem Bauer zugewiesen, bei dem sie für Kost und Logis arbeiten sollten. Aber als sie auch von dort fliehen müssen, entscheiden sie sich für Hamburg, eine Stadt, die Silke während ihres Besuchs vor dem Krieg sehr begeistert hat.

In dem jetzt von Briten besetzten Hamburg kann man nur mit dem Schwarzhandel überleben; die Essensmarken sind knapp, die Rationen unzureichend, die Unterkünfte nicht vorhanden. Nur wer über die nötigen Kontakte verfügt und den Tauschhandel auf dem Schwarzmarkt beherrscht, kann überleben. Mit viel Glück gelingt es den Schwestern in der zerbombten Stadt den Fuß zu fassen, die wahren Freunde und Unterstützer zu finden. Mit deren Hilfe versuchen Silke und Rosemarie ihr Leben neu zu gestalten.

In ihrem Buch „Der schwarze Winter“ erzählt Clara Lindemann über den schlimmsten Winter nach dem Kriegsende im Hamburg. Es sind lange eisigkalten Monate voller Hunger, Leid und Entbehrung. Obwohl der schreckliche Krieg längst zu Ende ist, dauert der Kampf ums Überleben weiter an. Es mangelt am Essen, Kohle und Unterkunft; die Menschen frieren, leiden Hunger und leben in Trümmern. Nur der Stärkste oder der Skrupelloseste hat die besten Chancen.

Besonders Frauen und Kinder leiden unter diesen Umständen. Am Beispiel von zwei mutigen und tüchtigen Protagonistinnen des Romans, Silke und Rosemarie, konnte ich erfahren, wie schwer das Leben und der Kampf um das tägliche Brot damals war. Silke, die vor dem Krieg eine angesehene Geschäftsfrau war, trifft jetzt in Hamburg auf Männer, die Frauen als Geschäftspartnerinnen nicht akzeptieren wollen.

Der Roman von Clara Lindemann ist nicht nur eine spannende Geschichte eines Neuanfangs in einer extrem schwierigen Zeit. Die Autorin befasst sich auch mit der deutschen Vergangenheit, mit der NS-Zeit, mit der Spaltung der Gesellschaft und mit dem Kriegsverbrechen, und liefert traurige Bilder der vergangenen Realität, die zu Herzen gehen.

„Der schwarze Winter“ hat mir ein Stück deutscher Geschichte nähergebracht. Spannend geschrieben! Lesenswert!